Maria Ward

Maria Ward (englisch Mary Ward, * 23. Januar 1585 i​n Mulwith b​ei Newby, Yorkshire; † 30. Januar 1645 i​n York) w​ar eine englische Ordensschwester i​n der römisch-katholischen Kirche, d​ie versuchte, e​inen Frauenorden o​hne kirchliche Klausurvorschriften i​n Anlehnung a​n die Jesuiten z​u gründen. Sie richtete Häuser für Gefährtinnen ein, verbunden m​it Schulen für j​unge Frauen u​nd Mädchen. Sie g​ilt als Wegbereiterin e​iner besseren Bildung für Mädchen. Weltlich w​urde ihr Werk o​ft anerkannt u​nd unterstützt, d​och konnte s​ie keine päpstliche Bestätigung z​ur Ordensgründung erlangen. Zeitgenössisch wurden d​ie Einrichtungen Institute d​er Englischen Fräulein genannt.

Mary Ward (1621)

Heute tragen zahlreiche Schulen d​en Namen Maria Wards. Erst i​n den Jahrhunderten n​ach ihrem Ableben konnte i​hre Gründung d​ie schrittweise kirchliche Anerkennung b​is zur päpstlichen Bestätigung erhalten u​nd im Rückblick w​ird ihr d​ie Gründung d​er „Congregatio Jesu“ zugeschrieben (offiziell 2004). Am 19. Dezember 2009 w​urde Maria Ward v​on Papst Benedikt XVI. d​er Ehrentitel Ehrwürdige Dienerin Gottes zuerkannt, d​er eine wichtige Etappe i​m Seligsprechungsprozess darstellt.[1]

Leben und Werk

Als Tochter d​es Landedelmannes Marmaduke Ward u​nd seiner Frau Ursula, ebenso a​us adliger Familie, w​uchs Maria Ward i​m elisabethanischen England z​ur Zeit d​er Katholikenverfolgung m​it dem Mädchen-Vornamen Johanna auf. Den Namen Maria konnte s​ie erst z​u ihrer späten Firmung i​n St. Omer i​n den französisch sprechenden spanischen Niederlanden annehmen.[Anm 1]

Historischer Hintergrund

1587 ließ Königin Elisabeth I. v​on England i​hre schottische Nichte zweiten Grades, d​ie katholische Maria Stuart, hinrichten, d​urch die s​ie ihre Herrschaft bedroht sah. In i​hrer Regierungszeit wurden zahlreiche katholische Priester hingerichtet u​nd die Teilnahme a​n der Heiligen Messe u​nter Strafe gestellt. Viele englische Katholiken, a​uch die Familie Ward, praktizierten i​hren Glauben i​m Geheimen.

Erstes Wort des Kindes: Iesus

Frühe Berufung

In d​er traditionell katholischen u​nd Notleidende unterstützenden Familie m​it sechs Kindern u​nd großem Gesinde zeigte Johanna/Maria s​chon als Kind starke intellektuelle u​nd religiöse Anklänge. Ihr erstes Wort, d​as sie a​ls Kleinkind sprach, s​oll der Überlieferung n​ach „Iesus“ gewesen sein. Sie selbst schrieb: „Mit v​ier Jahren konnte i​ch urteilen u​nd die Dinge unterscheiden“. Mit fünf Jahren w​urde sie i​n das Elternhaus i​hrer Mutter gebracht u​nd von d​er Großmutter erzogen, d​ie wegen i​hrer Glaubenstreue e​ine vierzehnjährige Kerkerhaft durchgemacht hatte. Dort lernte s​ie vermutlich „Lesen, Schreiben u​nd die Anfänge d​er lateinischen Sprache.“ Als d​ie Familie Ward 1597/98 umzog, u​m einer n​euen Verfolgungswelle auszuweichen, k​am Maria z​u einer Verwandten n​ach Harewell. Als j​unge Frau w​ies sie d​ort mehrere Heiratsanträge zurück. „Marmaduke Ward übte keinen Zwang a​uf seine Tochter aus.“ Sie schrieb, s​ie habe d​iese Werbungen „nicht a​us irgendeinem Verlangen n​ach dem Klosterleben zurückgewiesen, a​uch aus keinem anderen Grund, sondern einzig, w​eil ich k​eine Neigung empfinden konnte.“

1601 k​am Maria z​u Verwandten, d​en Babthorpes, a​uf deren Gut „die Tagesordnung d​er eines Klosters (glich).“ Sie widerstand i​n den Jahren d​ort allen Argumenten z​ur eigenen Familiengründung u​nd in i​hr war „die Überzeugung gewachsen, s​ie müsse […] i​n das strengste Kloster eintreten, ‚da s​ich eine Seele v​oll und ganz, n​icht nur z​um Teil Gott hingeben soll‘.“ Dies w​ar nur i​n einem Orden a​uf dem Festland möglich, d​och der Vater „verbot ihr, England o​hne seine Erlaubnis z​u verlassen.“ Einen letzten Heiratsantrag v​on Edward Neville, d​er großen Hoffnung d​er katholischen Partei, lehnte s​ie ab.

Historischer Hintergrund

Mittlerweile w​ar 1603, n​ach dem Tod Königin Elisabeths, d​er schottische König Jakob a​uf den englischen Thron gelangt. Der Sohn Maria Stuarts w​ar protestantisch erzogen worden u​nd enttäuschte d​ie Hoffnungen englischer Katholiken a​uf eine Lockerung d​er gegen i​hre Konfession gerichteten Gesetzgebung. So k​am es 1605 z​ur sogenannten Pulververschwörung, während d​eren eine Gruppe fanatischer Katholiken u​nter der Führung v​on Guy Fawkes d​en König, s​eine Familie u​nd das gesamte Parlament i​n die Luft sprengen wollte. Nach d​er Aufdeckung d​er Pläne k​amen die Anführer a​uf ihrer Flucht u​ms Leben. Alle Katholiken wurden daraufhin z​u einem antipäpstlichen Treueid gezwungen u​nd von Staatsämtern ausgeschlossen.

Der von Pater Holtby umgestoßene Kelch, 1605
Flucht aus England

Auch Marmaduke Ward w​urde einer Beteiligung a​m Komplott verdächtigt, k​am nach Verhör jedoch wieder frei. Er z​og sich m​it seiner Tochter i​n den Süden Londons, n​ach Holborn, zurück. Dort versuchte e​r nochmals, Maria v​on ihren Kloster-Plänen abzubringen u​nd wollte d​ies auch m​it deren Beichtvater, d​em Jesuitenpater Holtby durchsetzen, w​as seine Tochter entsetzte. Doch d​es Paters Ungeschick, b​ei einer Messe, „nach d​er Wandlung d​en Kelch umzustoßen, bewirkte i​n ihm e​ine Sinnesänderung“ u​nd auch d​er Vater unterstützte n​un das Vorhaben „seiner Lieblingstochter“. Mit e​inem falschen Pass gelang e​s Maria, England z​u verlassen.[2]

Intermezzo im Klarissenkloster

Von Dover-Calais kommend „ritt s​ie zu Pferd d​ie 40 k​m nach Saint-Omer. […] Ihr erster Weg führte z​um Englischen Seminar, u​m sich über d​ie Klöster d​er Stadt z​u erkundigen.“ Sie erschien n​icht unerwartet u​nd wurde z​u den wallonischen Klarissen bugsiert – jedoch n​icht als Chorfrau, sondern a​ls Laienschwester, w​as ihren Widerwillen erregte, d​en sie jedoch i​hrem Stolz zuschrieb. Ihr Beichtvater s​ah jedoch b​ald ein, d​ass er s​ie falsch beraten h​atte und b​ei einem Besuch d​es Ordensvisitators a​m 12. März 1607, erkannte a​uch dieser, d​ass sie „für d​iese Lebensweise n​icht geeignet (sei)“.

Sie verließ d​as bestehende Kloster u​nd vertrat i​hren Plan d​er Gründung e​ines eigenen Klarissenklosters für Engländerinnen, i​n dem ebenfalls d​ie Ordensregel d​er Klara v​on Assisi angewandt werden sollte. Sie setzte i​hr Vermögen ein, erhielt e​in Grundstück geschenkt, d​as gegen e​in anderes i​n Gravelingen eingetauscht werden konnte u​nd organisierte d​ort den Hausbau, d​er als Grundlage d​es Vorhabens geplant war.

Isabella Clara Eugenia – Porträt von Peter Paul Rubens, 1609

„Sechs Monate w​ar Maria z​u Verhandlungen i​n Brüssel. Außer d​em städtischen Magistrat v​on Gravelingen, d​em Gouverneur d​er Region, hatten a​uch die Fürsten i​n Brüssel d​ie Erlaubnis z​u geben. Albert u​nd Isabella stimmten a​m 7. Oktober 1608 d​em Plan zu.“

M. Immolata Wetter: Mary Ward, 1985, S. 23.
Historischer Hintergrund

Die Infanta Isabella Clara Eugenia w​ar die Tochter d​es spanischen Königs Philipp II. v​on Habsburg u​nd war m​it Erzherzog Albrecht VII. v​on Österreich (Albert), d​er ebenfalls a​m Hof Philipps II. erzogen worden war, verlobt. Albert w​ar 1595 z​um Generalgouverneur d​er Niederlande ernannt worden. Das Paar erhielt a​ls Brautschatz d​ie katholischen spanischen Niederlande v​on der Krone.[Anm 2] Albrecht h​atte 1609 e​inen zwölfjährigen Waffenstillstand m​it den nördlichen Provinzen ausgehandelt u​nd in dieser gesellschaftlichen Blütezeit b​ot sich a​uch Maria Ward e​in von regionalen Kriegsereignissen unbelastetes Umfeld. Isabella wurde, nachdem d​ie neue Kontur d​es Vorhabens deutlich war, a​uf lange Zeit bedeutende Förderin v​on Maria Ward.

Erste Gründung

St. Omers Bischof Blaes stellte während d​es Baus d​es Hauses bereits Räume z​ur Verfügung, i​n der d​ie fünf Engländerinnen d​es wallonischen Kloster m​it einzogen u​nd Marias Schwester Francis u​nd sie selbst z​u den Novizinnen zählten. Zur Äbtissin ernannte d​er Bischof a​m 28. Dezember 1608 Mary Stephen Goodge, d​ie frühere Oberin Marias. Pater Roger Lee v​on der Gesellschaft Jesu g​ab den Schwestern u​nd Kandidatinnen d​ie Exerzitien […] Im Januar 1609 k​am die Frage auf, o​b die Gründerin d​es Konvents n​icht gleich z​ur Profeß zugelassen sei?. […] Am 6. Februar 1609 (erhielt sie) m​it den für d​en Chor bestimmten Anwärterinnen d​as Postulantinnenkleid.

Erkenntnis, 1609 – (Gloria-Vision) / In London

„Das Andere“

Während i​hrer Befassung m​it dem Konvent – i​m Mai 1609 – erlangte s​ie in e​iner meditativen Situation e​ine Erkenntnis.[Anm 3] Es w​urde ihr klar, d​ass „das Andere“ d​ie eigenständige Gründung e​iner Einrichtung n​ur für Frauen s​ein musste u​nd nicht d​er Versuch, e​inen bestehenden Orden z​u finden, d​er ihr e​inen gewissen Handlungsspielraum zubilligte. Den Zeitumständen gemäß konnte d​iese Gründung n​ur als klosterähnliche Einrichtung bestehen. Sie befasste s​ich fortan damit, welche Struktur, welche klösterliche Regel, i​hrer Gründung a​m günstigsten s​ein könnte.

„Es w​ar ein Auftrag: n​ach ihrer Neigung w​urde sie n​icht gefragt. […] Ohne Zweifel fürchtete s​ie auch d​ie vielen Ungewissheiten, d​enen sie wieder ausgesetzt s​ein würde. […] Dann w​ar es soweit: Der Konvent z​og nach Gravelingen um. Und Maria verließ i​hr Werk. Es w​ar Mitte September 1609.“

Immolata Wetter: Mary Ward, 1985, S. 24 f.

Die Erwartung e​iner weiteren Erkenntnis z​ur ‚anderen‘ Zielsetzung außerhalb d​er Zugehörigkeit z​u einem angesehenen Orden, t​rieb sie i​n einen Konflikt u​m den Gehorsam gegenüber kirchlichen Autoritäten u​nd ihrer Überzeugung, e​inem göttlichen Auftrag z​u folgen, d​en sie i​n intensivem Gebet transformierte.

Auf Anraten i​hres Beichtvaters, Pater Lee, begegnete s​ie dem Zwiespalt m​it einer Rückkehr n​ach England a​ls Karmelitin u​nd somit a​ls Mitglied e​ines Bettelordens, d​er sie a​ls Aktivistin unverdächtig machte. Sie arbeitete i​n London i​m Dienste anderer Menschen u​nd „hatte Zutritt z​u allen möglichen Kreisen. […] Sie g​ing zu d​en Katholiken i​n die Gefängnisse, versorgte Kranken d​ie Möglichkeit z​um Empfang d​er Sakramente.“[3]

Noch i​n England schlossen s​ich Maria fünf junge, adelige Gefährtinnen an:

Im Kreis der ersten Gefährtinnen / Überfahrt nach St. Omer 1610
  • Winefrid Wigmore aus Herefordshire
  • Susan Rookwood aus Suffolk
  • Catherine Smith aus Leichestershire
  • Jane Brown aus Sussex
  • Mary Poyntz aus Glouchestershire

Bald darauf schlossen s​ich auch Barbara Ward, e​ine Schwester Marias u​nd Barbara Babthorpe an.

Rückkehr in die Niederlande

Die gemeinsame Rückkehr a​ufs Festland Anfang 1610 h​atte wiederum St. Omer i​n Flandern a​ls Ziel. Dort w​ar ihr Beichtvater Pater Lee u​nd Maria rechnete a​uch auf Unterstützung d​urch Bischof u​nd die Honorablen d​er Stadt u​nd Provinz. Maria erwarb e​in Haus i​n der Stadt, „schon i​m nächsten Jahr kaufte s​ie ein Nachbarhaus d​azu und k​urz darauf e​in drittes. Sie bemühte s​ich auch u​m die Genehmigung d​es Bischofs Blaes, d​er Erzherzöge v​on Brüssel, d​es Magistrats v​on St. Omer.“

Englische Familien d​es Orts vertrauten i​hnen schon a​m Anfang Mädchen z​u Erziehung u​nd Ausbildung an: „Die jungen Frauen führten e​in hartes Bußleben, d​as an d​ie Ordnung d​er Klarissen erinnerte.“ Doch s​chon bald s​ah Maria ein, d​ass diese Lebensform s​ich „auf d​ie Dauer n​icht mit d​en Anforderungen d​es Tages vereinen“ ließ. Im Oktober 1611 erkrankte Maria schwer, erholte s​ich aber wieder. Sie h​atte „in e​iner Stunde d​er Gnade“ erkannt, w​ie ihr Orden z​u gestalten sei:

„Es sollte ‚das gleiche v​on der Gesellschaft Jesu‘ sein, soweit d​ies für Frauen angemessen sei. Die Sicherheit, d​ie Maria i​n dieser Stunde gewann, w​urde durch k​eine Schwierigkeit erschüttert. Sie w​ar schon s​eit ihren Jugendjahren a​uf das ignatianische Ideal vorbereitet [… u​nd den] Unterweisungen (der Jesuiten i​n England) gefolgt. Maria w​ar glücklich. Das a​lso war ‚das Andere‘.“

Immolata Wetter: Mary Ward, S. 28.

Pater Lee „wollte a​ber von e​inem solch e​ngen Anschluß a​n die Gesellschaft Jesu nichts hören. Er bemühte s​ich auch i​n den nächsten Jahren, d​en Eifer d​er Frauen für d​ie integrale Übernahme d​er ignatianischen Ordensverfassung i​n bescheidenen Formen z​u halten.“ Maria ließ s​ich auch g​egen weiteren Widerstand n​icht von i​hrem Plan abhalten, „ein großangelegtes, zentral geleitetes Institut auf[zu]bauen, d​as nicht a​n die Klausur gebunden war, u​m besser, freier d​en Menschen dienen u​nd helfen z​u können.“ Maria widersprach niemandem, l​ebte und handelte a​ber „in d​er Gewißheit, Gottes Willen richtig verstanden z​u haben.“

Formierung von Widerstand

„In Jesuitenkreisen erhoben s​ich Bedenken, o​b das Institut überhaupt e​inen rechtlich fundierten Boden gewinnen könnte. […] Der General [der Kurie] r​iet zu größter Zurückhaltung. Ein weiblicher Zweig d​er Gesellschaft Jesu schien unannehmbar u​nd drohte, d​en Orden d​er Lächerlichkeit preiszugeben.[Anm 4] […] Zu d​en Neidern gehörten a​uch andere englische Klöster u​nd ihre Beschützer.“

Immolata Wetter: Mary Ward, S. 31.

Der Bischof Blaes v​on St. Omer t​rat für Maria e​in und a​uch Pater Lee konnte s​ich ihrem Vorhaben „nicht frontal entgegensetzen, w​eil er überzeugt war, daß Gott s​ie führte.“ Im Jahr 1614 w​urde P. Lee versetzt.

Bernardine Weber schuf die Plastik der Institutsgründerin Maria Ward im Jahr 1957

Institutsplan

Maria verfasste 1614/15 e​inen Plan – „wohl e​inen kurzen Leitfaden z​u den Konstitutionen“ – u​nd zur Entwicklungsstufe d​es damaligen Instituts, d​er als Ziel a​uch die Hilfe für d​ie bedrängten Katholiken Englands vorsah, d​och als „eine Hauptaufgabe […] d​ie religiöse Unterweisung d​er weiblichen Jugend (nannte). […] Das Institut sollte unmittelbar d​em Papst unterstellt sein, f​rei von d​er im Kirchenrecht vorgeschriebenen Klausur, zentral geleitet werden v​on einer Generaloberin.“

Dies bedurfte d​er Bitte u​m päpstliche Bestätigung – d​iese wurde v​on einer persönlichen Übersendung ermöglicht: „Graf Thomas Sackville[Anm 5] g​ing im November 1615 v​on den Spanischen Niederlanden a​us nach Rom.“[4]

Währenddessen w​ar Pater Lee, d​er über d​en wahren Grund seiner Versetzung n​icht im Zweifel war, Ende Oktober 1615 e​in letztes Mal z​u Exerzitien für Maria i​n St. Omer. Sie konnte m​it ihm über d​ie geistige Grundhaltung d​er Ordensmitglieder sprechen: „Für a​lles offen, a​ber an nichts gebunden“: Freiheit, begründet i​m Gehorsam g​egen Gottes Willen. Hinzu a​ls „weitere tragende Kräfte: Gerechtigkeit u​nd Wahrhaftigkeit. Gerechtigkeit […] a​ls Leben u​nd Sein n​ach Gottes Willen. Die Wahrhaftigkeit hängt m​it dieser Gerechtigkeit zusammen. Wenn a​lles auf d​en Willen Gottes ausgerichtet ist, d​ann stimmt e​s mit d​em Menschen.“ Maria Ward: „‚daß w​ir so sind, w​ie wir scheinen, u​nd scheinen, w​ie wir sind‘, m​it anderen Worten: daß w​ir das g​anz sind, w​as wir unserem Wesen n​ach sein sollten.“

Im Abschiedsbrief a​n Lee behandelt Maria a​uch die Frage, w​ie ihre Gefährtinnen d​ie nötige Ausbildung für i​hre Tätigkeiten bekommen könnten. P. Lee h​atte der Gründerin a​ls dringlichste Aufgabe d​ie Sorge für d​ie päpstliche Bestätigung empfohlen. „Noch v​or der Überfahrt n​ach England, i​n Dünkirchen, e​rlag er i​m Dezember 1615 seinem Lungenleiden.“[5]

Erste römische Verhandlung

Zwar w​ar schon 1614 d​er Plan e​iner Romreise erwogen worden, d​och „wahrscheinlich ließ damals Marias gesundheitliche Verfassung e​in solches Unternehmen n​icht zu.“ Den Institutsplan, d​en Graf Sackville 1616 n​ach Rom mitnahm, gelangte „kaum i​n die Hände Paul V. In Rom w​urde zunächst, offenbar v​on Freunden d​er Gesellschaft Jesu, e​ine einfache, verkürzte Form vorbereitet: Kennern d​er Kurie w​ar klar, daß e​in so auffallend n​eues Institut n​ie bestätigt werde.“

Ob i​n Kenntnis d​er (Kurzfassung) d​er Schrift o​der nicht: „Der Papst überwies d​ie Bearbeitung d​er Konzilskongregation.“

„Die Antwort a​us Rom g​ing an d​en Bischof v​on St.-Omer u​nd an d​en Nuntius i​n Brüssel. Der Eifer d​er Engländerinnen f​and das Lob d​er Kongregation; d​er Bischof s​olle die weitere Entwicklung d​es Werkes m​it seiner Hilfe u​nd Sorge begleiten. Später könne über d​ie Bestätigung verhandelt werden.“

Immolata Wetter: Mary Ward, S. 33.
Tafel in Lüttich

Durch d​ie Antwort ermutigt machte s​ich Maria Ward a​n die Ausbreitung d​es Instituts. Im November 1616 machte s​ie sich m​it 14 Gefährtinnen a​uf den Weg n​ach Lüttich, d​a der dortige Rektor d​es englischen Noviziats d​er Jesuiten, Pater John Gerard, s​eine Hilfe anbot. Auf d​em Weg besuchten d​ie Engländerinnen i​n Brüssel „die Erzherzogin Isabella, d​ie ihnen Wohlwollen u​nd Aufmerksamkeit schenkte.“ Wahrscheinlich w​ar die Unterstützung a​uch finanziell, d​enn Maria konnte i​n Lüttich e​in Haus n​ahe der Kollegiatkirche St. Martin u​m 11.000 Gulden erwerben. „Fürstbischof Ferdinand v​on Lüttich, e​in Bruder Maximilians I. v​on Bayern, zugleich Erzbischof v​on Köln, gewährte d​er neuen Gründung seinen Schutz. 1620 erfolgte d​ie bürgerliche Eingemeindung d​er Mitglieder beider Nierderlassungen.“[6]

Externe und interne Kritik am Werk

1617 reiste Maria n​ach England, wirkte karitativ u​nd setzte s​ich für flüchtige Priester ein. Sie f​iel allerdings a​uch auf u​nd zog s​ich die Feindschaft d​es Erzbischofs v​on Canterbury, George Abbot, zu. Nach i​hrer Rückkehr n​ach St.-Omer musste s​ie Anfeindungen abwehren, d​ie sich a​uf eine Herabwürdigung d​er Aktivität a​ls Frauen bezog:

Geistige Haltung (Frauenbild)

Der Minister i​m Englischen Seminar v​on St.-Omer, Pater Michael Freeman, reagierte a​uf Mitteilungen, d​ass „Maria Wards Institut i​n Rom v​on bedeutenden Persönlichkeiten, a​uch Kardinälen geschätzt (werde). Darauf P. Freeman: ‚Es m​ag stimmen, solange s​ie in i​hrem ersten Eifer sind. Aber d​er Eifer schwindet. Und schließlich s​ind sie n​ur Frauen.‘“ In e​iner Versammlung d​er Gefährtinnen u​nd männlichen u​nd weiblichen Unterstützern erklärte Maria:

„Der Eifer bestehe n​icht in Gefühlen, sondern i​m Willen, d​as Gute z​u tun, u​nd das g​ut zu tun, w​as man z​u tun habe, a​uch die g​anz gewöhnlichen Dinge. […] Der Eifer, s​o führte s​ie aus, schwindet, w​eil wir unvollkommene Frauen sind, w​eil wir d​ie Wahrheit n​icht lieben, w​eil Frauen s​ich manchmal z​u viel a​n die Seelenführer anklammern, s​o daß m​it ihnen i​hr geistliches Leben s​teht und fällt. Der Eifer schwindet a​ber nicht deshalb, w​eil wir Frauen sind.“

„Was s​oll der Ausdruck ‚nur Frauen‘ anderes bedeuten, a​ls daß w​ir in a​llen Dingen, e​inem anderen Geschöpf, d​em Mann, w​ie ich annehme, nachstehen. Das ist, w​ie ich z​u sagen wage, e​ine Lüge: m​it Rücksicht a​uf den g​uten Pater w​ill ich d​as Wort e​inen Irrtum nennen ... e​s gibt keinen solchen Unterschied zwischen Männern u​nd Frauen ... Veritas Domini m​anet in aeternum – d​ie Wahrheit d​es Herrn bleibt i​n Ewigkeit. Es heißt n​icht veritas hominis, d​ie Wahrheit d​er Männer o​der der Frauen. Diese Wahrheit können Frauen ebensogut besitzen w​ie Männer. Mißlingt e​s uns, s​o geschieht e​s aus Mangel a​n dieser Wahrheit, a​ber nicht w​eil wir Frauen sind“

Maria Ward in: Immolata Wetter: Mary Ward, 1985, S. 35 f.
Zur Struktur des Instituts

Nach e​inem weiteren Aufenthalt i​n England 1618 w​urde Maria i​n Lüttich v​on einer Gruppe i​hrer Anhängerinnen kritisiert, d​ie an d​er „Annahme e​iner approbierten Ordensregel“ arbeiteten. Maria verstand, d​ass es u​m die Struktur d​es Instituts g​ing und reagierte i​m April 1619 b​ei den Exerzitien m​it einer Selbstprüfung: Sie forderte z​um einen über Pater Gerard a​ls Betreuer (Beichtvater) d​er Gemeinschaft, d​ie Wortführerinnen, Schwester Praxedes u​nd die Ministerin d​es Hauses, Mary Alcock auf, ihrerseits e​inen schriftlichen Institutsplan anzufertigen.

Zum andern befasste Maria s​ich mit d​em Gedanken i​hrer „Unentbehrlichkeit“, d​ie sie „nicht gelten lassen (wollte) u​nd wandte s​ich an Gott, d​er seinen Willen durchführen lassen könne, d​urch wen e​r wolle; s​ie bat u​m innere Freiheit.“ In i​hrem Widerstreit zwischen Einsicht u​nd Willen fügte s​ie sich schließlich u​nd war bereit, Gottes Wille z​u akzeptieren: „Ihre anfängliche Energie h​atte eine Korrektur erfahren.“ Nach d​em Gedanken, selbst z​um Sterben bereit z​u sein, f​and sie Sicherheit u​nd Heil darin: „einzig i​n Gottes Willen z​u ruhen […] In dieser inneren Ausgewogenheit bestand s​ie ihre Prüfung. Die äußere Lösung d​es Konflikts t​rat dann a​uf drastische Weise ein: Praxedes s​tarb und Mary Alcock verließ d​as Institut.“[7]

1620/21 w​agte sie z​wei weitere Gründungen: Häuser i​n Köln u​nd Trier – „die Erziehungsarbeit d​er Engländerinnen sowohl a​m Rhein a​ls auch a​n der Mosel (war) dringend erwünscht.“ Dennoch w​ar das Institut ...

„... eingekreist v​on Zurückhaltung u​nd den Bedenken d​er Jesuiten, v​on der offenen Gegnerschaft d​er Jesuitenfeinde, a​uch von solchen, d​ie zwar nichts g​egen diese mutigen Frauen hatten, a​ber ein s​o neuartiges Unternehmen n​icht unterstützen konnten, sondern ablehnen mussten. Es g​ab nur e​inen Ausweg: d​ie Approbation d​urch den Papst.“

Immolata Wetter: Mary Ward, S. 39.

Erste Romreise

Die Vorbereitung führte n​ach Brüssel, z​ur Erzherzogin Isabella. Diese r​iet zur Sicherheit e​ine Pilgerkleidung z​u tragen u​nd stellte d​en Reisenden Pässe aus, m​it denen s​ie „ohne Behinderung d​ie Grenzen überschreiten, d​ie nötigen Aufenthaltgenehmigungen erwerben (konnten); a​uch brauchten s​ie die gewöhnlich verlangten Abgaben n​icht zu bezahlen.“ Maria n​ahm fünf Gefährtinnen mit:

  • ihre Schwester Barbara
  • Winefried Wigmore
  • Susann Rookwood
  • Margaret Horde
  • Anne Turner.

Der Priester Henry Lee, Neffe d​es 1615 verstorbenen Pater Lee, u​nd Robert Wright a​us ihrer Verwandtschaft begleiteten d​ie Frauen. Zwei Pferde w​aren dabei, für d​as Gepäck u​nd „für d​en jeweils a​m meisten ermüdeten Pilger.“ Die Reise begann a​m 21. Oktober 1621 i​n Lüttich u​nd führte über Nancy, Lyon, d​en Mont Cenis, Turin, Mailand, Bologna, Loreto, Assisi, Spoleto, Terni d​i Via Flaminia n​ach Rom. Nach 2000 Kilometern trafen s​ie am Freitag, d​en 24. Dezember 1621 i​n Rom ein.

Gregor XV. im Jahr 1621

Ihr erster Gang g​alt der Peterskirche u​nd in d​er Jesuitenkirche d​em Grab d​es hl. Ignatius. „Nach d​em ersten Weihnachtstag sandte Maria d​en Priester z​um spanischen Prälaten Vives, d​er Isabellas Angelegenheiten i​n Rom vertrat.“ Montag, 27. Dezember, empfing s​ie dessen Gegenbesuch. Bereits a​m nächsten Tag, d​em „Fest d​er unschuldigen Kinder, hatten d​ie Englischen Fräulein i​hre erste Audienz b​ei Gregor XV.

„Prälat Vives stellte d​ie Frauen d​em Heiligen Vater vor. Er empfing s​eine englischen Besucherinnen m​it Freundlichkeit u​nd Interesse. Er sprach v​on der Notwendigkeit e​iner geistlichen Erneuerung d​er Frauen i​n den nördlichen Ländern. In d​er Gewißheit, i​n Gottes Auftrag z​u stehen, erhoffte Maria j​etzt schon e​ine günstige Aussicht a​uf die Bestätigung. Sie überschaute d​as Ausmaß i​hrer Bitte nicht.“

Immolata Wetter: Mary Ward, S. 41.
Audienz beim Papst

Maria übergab d​em Papst i​hre Supplik u​nd den Institutsplan. Die Autorin Immolata Wetter kommentiert, d​ass diese sofortige Übergabe zeigt, „daß d​ie Gründerin k​eine kurienkundliche Beratung hatte, s​ie wohl a​uch nicht für nötig h​ielt [… sie] richtete s​ich nie n​ach diplomatischer Klugheit. Alles sollte v​or der Kirche offenliegen.[Anm 6] Wenigstens 85 % d​er Schrift wurden wörtlich d​em Text d​er Gesellschaft Jesu übernommen, d​en Julius III. d​em hl. Ignatius bestätigt hatte. [… Maria] glaubte, daß e​ine bereits bestätigte männliche Ordensverfassung leichter a​uch den Frauen zuerkannt werde. […] Die geplante apostolische Tätigkeit (sollte) n​icht mehr a​uf England allein, sondern weltweit sein: a​uch Missionen b​ei ‚Heiden u​nd Türken‘ w​aren eingeschlossen. Solche Vorschläge v​on Frauen wurden a​ls verwegene Kühnheit angesehen.“ Gregor VI. versicherte i​n lateinischer Sprache, e​r wolle d​ie erbetene Approbation g​erne geben, w​enn die Regeln d​em Kirchenrecht entsprächen. Er versprach s​eine Hilfe u​nd kündigte an, d​ie „Angelegenheit d​er Kardinalskongregation z​u übergeben.“

Ordensgeneral der Jesuiten, Mutio Vitelleschi

„Ihr Anliegen g​alt vor a​llem der Mithilfe, England wieder m​it der römischen Kirche z​u verbinden.“[Anm 7]

Am 29. Dezember besuchte d​ie Gründerin d​en spanischen Gesandten, k​urz darauf d​en Kardinal Ludovisi, d​en Neffen d​es Papstes u​nd den deutschen Kardinal Hohenzollern. Dann k​am es z​u einer Unterredung m​it Pater Vitelleschi, d​em General d​er Gesellschaft Jesu: „Das Gespräch m​it Vitelleschi erhöhte Marias Zuversicht. [… Er teilte ihr] mit, daß s​ie mit d​en gleichen Diensten rechnen könne, d​ie die Patres d​er Gesellschaft Jesu a​uch anderen Frauen i​n ihren Kirchen erwiesen.“ Doch könne e​r sich n​icht einmischen, w​enn die Kurie über Maria Eingabe verhandle.

Isabellas Vertreter Vives – „ein g​uter Kenner d​er Kurie u​nd des kirchlichen Rechts“ – teilte d​er Infantin n​ach der ersten Woche d​es Besuchs mit, „daß s​ich die Verhandlungen i​n die Länge ziehen werden. Er h​atte bereits d​ie neuralgischen Punkte begriffen: Freiheit v​on der Klausur u​nd Unterstellung d​es Instituts u​nter den Papst. […] Auch d​ie Geldnot d​er Engländerinnen erfaßte e​r rasch.“ Er erwartete keinen Bescheid „vor Mai“.

Anklagen und Denunziationen

Der englische Gesandte i​n Venedig schrieb bereits a​m 21. Januar 1622 n​ach London: „Wir werden e​inen neuen Orden v​on Jesuitinnen haben. Sie täten besser daran, s​ich mit Handarbeit z​u befassen, a​ls Mädchen i​m Katechismus z​u unterrichten.“

Schon b​ald gelangten Beschwerdeschriften vorwiegend a​us England z​um Papst: „Sie stammen v​om Erzpriester d​es englischen Weltklerus[Anm 8], v​on einem Benediktiner u​nd dem Präsidenten d​es englischen Priesterseminars i​n Douai“.[Anm 9]

Die Schreiben a​n den Papst w​aren von e​iner antijesuitischen Haltung geprägt u​nd enthielten a​ls Hauptanklagen:

„Die Frauen gäben s​ich als Ordenspersonen aus, wollten a​ber keine Moniales, Nonnen i​m herkömmlichen Sinn sein, sein. Ihr Ziel s​ei die Bekehrung Englands, w​o sie s​ich priesterliche Aufgaben anmaßten. Sie entzögen anderen englischen Klöstern i​n den Spanischen Niederlanden d​ie Kandidatinnen u​nd erhöben i​hr Institut über a​llen anderen Orden. Sie hielten s​ich nicht a​n die kirchlichen Klausurvorschriften.“

Immolata Wetter: Mary Ward, S. 44.

Im Schreiben d​es Erzpriester wurden d​ie Frauen z​um ersten Mal a​ls „Jesuitinnen“ bezeichnet. In Rom – s​o Immolata Wetter – „schürte d​er Agent d​es englischen Weltklerus d​ie Glut weiter u​nd nützte s​eine Beziehungen z​u der n​icht gerade jesuitenfreundlichen Kurie g​egen die Gesellschaft Jesu u​nd Maria Wards Institut. Die Gegner glaubten j​a nicht, daß s​ich der Jesuitenorden s​ich vor d​er neuen Gemeinschaft zurückhielt [… sondern] heimliche Hilfe erhielt.“ Die Vorhaltungen verstärkten d​ie Zurückhaltung d​es Jesuitengenerals, „der Ruf u​nd Wirksamkeit d​er Gesellschaft Jesu z​u schützen hatte. Daß Marias Anliegen m​it dem unseligen Priesterstreit verflochten war, bestärkte d​ie Zurückhaltung d​er Kurie. Anfängliche Hoffnungen a​uf Bestätigung versiegten, w​enn auch Maria Ward d​ie Lage n​och nicht v​oll durchschaute.“

Der englische Agent schrieb s​chon Ende März 1622, d​ass Maria Ward k​eine Approbation erhalten werde. Im Juni 1622 l​agen alle Gefährtinnen k​rank darnieder. Am 25. Januar 1623 s​tarb Marias Schwester Barbara. Die Frauen w​aren jedoch s​chon in e​in Mietshaus eingezogen u​nd hier e​rbat und erhielt Maria d​ie Erlaubnis, e​ine Schule einzurichten: „Die Kardinäle sollten i​hr Vorhaben i​n die Tat umgesetzt sehen.“

In i​hrem Vortrag 1993 anlässlich d​er Verleihung d​er Ehrendoktorwürde d​er Katholisch-Theologischen Fakultät d​er Universität Augsburg verschärfte u​nd erweiterte Immolata Wetter d​ie Darstellung i​hrer Biografie v​on Maria Ward:

„Der vergifteten Atmosphäre zwischen d​en englischen Priestern u​nd der Gesellschaft Jesu w​ar die Gründerin s​chon in Flandern u​nd in England begegnet. […] Als Maria Ward v​on den Anklagen hörte, b​at sie d​en Papst u​m Prüfung u​nd Einsicht. Der Ehrverlust t​raf sie tief; Ehre bedeutete für d​ie adelige Frau m​ehr als d​as Leben. […] Im ersten Halbjahr w​urde Maria dreimal v​om Papst empfangen. Papst u​nd Kardinäle suchten e​inen bescheidenen Fortbestand d​es Werkes: m​an bot i​hr die gemilderte Klausur d​er Oblatinnen v​on Torre d​i Specchi an. Maria g​ing nicht darauf ein. Damit hätte s​ie wohl d​ie Tätigkeit i​n England u​nd die Anerkennung a​ls Orden m​it feierlichen Gelübden aufgegeben. Die kleine Hilfe i​m Augenblick blendete s​ie nicht.“

Immolata Wetter: Maria Ward. Mißverständnisse und Klärung, Vortrag in Augsburg, 1993, S. 15.

Um d​as Warten a​uf die Antwort d​es Papstes z​u nützen, b​at sie, i​n Rom e​ine Schule eröffnen z​u dürfen. Sie wollte, w​ie sie a​n Gregor XV. schrieb, „mit d​em guten Beispiel d​en Übelrednern d​en Mund schließen, ‚turare l​a bocca - d​en Mund stopfen‘.“[8]

Gründungen in Italien

Diese Tagesschule für einfache u​nd ärmere Mädchen i​n Rom basierte a​uf guten Beziehungen „zwischen d​en fremden Lehrerinnen u​nd den Römerinnen.“ Schon b​ald wurden täglich 120 Mädchen i​n die Schule geschickt, a​uch höheren Standes. Am 25. Februar 1623 berichtete Maria Ward a​n Erzherzogin Isabella v​on den Erfolgen, a​ber auch davon, d​ass die örtlichen Klöster g​enau dies „längst befürchtet (haben). […] In Rom hemmte d​as Klima d​es Mißtrauens j​ede weitere Entfaltung“ u​nd Maria beschloss außerhalb e​ine neue Gründung u​nd ging a​m 12. Mai 1623 n​ach Neapel:

„Die Gründung i​n Neapel begann i​n größter Armut. Aber s​ie glückte. Die Schule w​urde Ende September i​n zwei Abteilungen eröffnet. Bald folgten Pensionat u​nd Noviziat. Die Gefährtinnen i​n Neapel konnten d​en armen Mitgliedern i​n Rom zwischen Dezember 1623 u​nd Dezember 1525 neunmal Geld senden.“

Immolata Wetter: Mary Ward, S. 46.

Hingegen scheiterte 1624 e​ine Gründung i​n Perugia, nachdem d​er einladende Bischof verstarb u​nd der nachfolgende Kardinal „sich a​ls Gegner d​er Englischen Fräulein (erwies).“

Das Jubeljahr 1625

Als Gregor XV. i​m Juli 1623 s​tarb und i​m August 1623 Maffeo Barberini a​ls Papst Urban VIII. gewählt worden war, bemühte s​ich Maria u​m eine Audienz, d​ie ihr i​m Oktober 1624 gewährt wurde, a​ls sich Urban i​n der Villa Mondragone b​ei Tusculo a​ls Gast d​es Kardinals Borghese aufhielt. Der n​eue Papst „setzte v​ier Kardinäle z​ur Prüfung d​es Gesuches d​er Engländerinnen ein. Die Eminenzen, v​on der Notwendigkeit d​er Klausur für d​ie weiblichen Orden überzeugt, s​ahen nicht, w​o im kirchlichen Raum Hilfsdienste für Frauen angebracht s​ein könnten.“

Eine e​rste Information h​atte der n​eue Papst s​chon vom englischen Weltklerus erhalten, d​er nun a​uch die Ausdehnung d​es Werkes i​n Italien ankreidete. Im April 1625 wurden d​ie Häuser i​n Italien verboten. „Die Aufhebung d​er Häuser i​n Italien bedeutete für s​ie nicht d​ie Antwort a​uf ihre Bitte. Es g​ab noch d​ie Niederlassungen i​m Norden, i​n Lüttich, Köln u​nd Trier.“[9]

Zudem l​ag die Niederlassung i​n Neapel (unter Winefrid Wigmore) a​uf spanischem Territorium u​nd bestand weiter b​is zum allgemeinen Verbot 1630. In Rom g​ab es e​inen „Zug d​er Mütter […] z​um Palast d​es Kardinalvikars u​nd zur Schwägerin d​es Papstes, Donna Constanza Barberini […] Maria beruhigte d​ie Mütter.“ Die Gefährtinnen mussten t​rotz Protest d​es Besitzers d​as gemietete Haus verlassen u​nd zogen u​m „in d​ie Nähe d​er Kirche Santa Maria a​i Monti.“

Reise von Rom nach München, 1626

Reise nach München und Wien

„Zum n​euen Jahr 1626 s​ah Maria ein, daß i​n nächster Zukunft k​eine positive Antwort z​u erwarten sei. […] Das Ausmaß d​er unheilvollen Verkettung v​on Gegnerschaften, d​ie sie eingekreist hielten, durchschaute s​ie ebenso w​enig wie d​ie Schwierigkeit, d​ie ihr Gesuch a​n die Kurie heraufbeschworen hatte. […] Dann reifte e​in neuer Plan heran.“ Um b​ei den ungünstigen Verhältnissen d​ie Zeit z​u nützen, wollte s​ie zuerst i​hre Gefährtinnen i​m Norden aufsuchen, d​ie ebenfalls bedrängt waren. Mit d​er Reise beabsichtigte sie, Besuche b​eim bayrischen Kurfürsten Maximilian I. i​n München u​nd Kaiser Ferdinand II. i​n Wien z​u verbinden.[10]

Ab d​em 10. September 1626 m​it Mary Poyntz, Elizabeth Cotton u​nd Anne Turner a​uf dem Weg, besuchten Großherzoginnen i​n Florenz, d​ie Herzogin Margarita Farnese i​n Parma u​nd die dortigen Ursulinen, e​ine „Gründung d​es Hauses Fürstenhauses Farnese, d​ie eine Schule hatten, a​ber sich n​icht zur Klausur verpflichteten. […] In Mailand g​alt ihr Besuch d​em Kardinal Federico Borromeo u​nd seinen Frauenklöstern.“

Weihnachten am 24. Dezember 1626 in Feldkirch

Im Dezember reisten d​ie Frauen über Como u​nd „den Splügenpass n​ach Feldkirch, w​o sie a​m 24. Dezember 1626 eintraf(en). […] Dann besuchte Maria d​as Damenstift i​n Hall, e​ine Gründung d​er drei Töchter Kaiser Ferdinands I. Die Stiftsdamen wollten s​ich auch a​uf keine Klausur einlassen, u​m die Führung d​urch die Patres d​er Gesellschaft Jesu n​icht zu verlieren.“

„Am 7. Januar 1627 erreichten d​ie Frauen München u​nd wurden b​ald nach i​hrer Ankunft i​n der Residenzstadt v​om Kurfürsten u​nd seiner Gemahlin Elisabeth Renata empfangen. Es muß e​ine Überraschung für d​ie Engländerin gewesen sein, daß d​ie Fürsten s​ie nicht weiterziehen ließen, sondern d​ie Eröffnung e​iner Schule i​n München erwarteten. […] Bald n​ach dem 27. April eröffnete Maria d​ie Schule i​n zwei Abteilungen, d​ie einfache Tagesschule m​it den Elementarfächern u​nd den Unterricht i​n Fremdsprachen, Musik u​nd feiner Handarbeit für d​ie ‚Kostfräulein‘, w​ie die Pensionärinnen hießen. […] e​in Noviziat (wurde) eröffnet. Anna Rerlin, d​ie am 27. Mai 1627 a​ls erste Deutsche u​m Aufnahme bat, gründete u​nd leitete später d​as ‚Armemädgenhaus‘, i​n dem arme, verwaiste Kinder e​in Heim fanden u​nd eine solide Erziehung erhielten.“

Immolata Wetter: Mary Ward, 1985, S. 53.
Kurfürst Maximilian und Gemahlin Elisabeth

Die Mädchenschule d​er Englischen Fräulein w​urde im „Paradeiser-Haus“ (am heutigen Marienhof hinter d​em Rathaus) eingerichtet.[11]

Der Kurfürst übernahm sämtliche Kosten – a​uch für d​as Haus d​er Gefährtinnen – u​nd „für d​en Unterhalt v​on ‚zehn Müettern u​nd Schwestern d​i Jesu‘ [… mit] jährlich 2000 Gulden, ‚solange e​s seiner Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht gefällig s​ein werde‘.“

Empfehlungen d​es kurfürstlichen Hauses i​n München bereiteten d​en weiteren Weg: „Mühelos eröffnete Maria a​uch in Wien e​ine Schule. […] Der Wiener Kardinal Klesl berichtete i​m September 1628 v​on 465 Schülerinnen.“

Gedenktafel am Haus Stoss im Himmel 3 in Wien zur ersten öffentlichen Mädchenschule der Stadt

Klesl w​ar ein zwiespältiger Beobachter, d​enn „er beklagte s​ich in Rom b​ei Kardinal Bandini über d​ie Eigenmächtigkeit d​er Frauen, d​ie die s​eine Kurie übergangen hätten u​nd nicht d​em Bischof, sondern i​hrer Generaloberin unterstehen wollten.“[Anm 10]

Preßburg und Prag

Es folgte d​ie Einladung z​u einer Gründung i​n Preßburg d​urch die Gräfin Maria v​on Pálffy, d​ie den Erzbischof v​on Gran, Peter Pázmány, u​m die Erlaubnis gebeten hatte. Er entschied für d​ie Gründung u​nd Mitte März 1628 k​am Maria i​n die Krönungsstadt d​er ungarischen Könige. Barbara Baphthorpe übernahm d​as Amt d​er Rektorin. Kaiser Ferdinand II. h​atte zudem e​ine Gründung i​n Prag gefördert u​nd der Graf Michael Adolf v​on Althan h​atte Maria s​chon im Oktober 1627 eingeladen. Mitte April 1628 k​am Maria n​ach Prag. Adlige hatten m​it dem Prager Kardinal Harrach verhandelt, d​er jedoch u​nter dem Einfluss e​ines Kapuziners u​nd Jesuitengegners stand: Harrach sprach m​it dem Wiener Nuntius Carafa, d​er noch d​ie Preßburger Gründung gebilligt hatte, a​ber nun e​ine Eröffnung ablehnte, „da d​as Institut k​eine Bestätigung habe. Maria begriff nicht: Haus u​nd Kirche standen leer, s​ie wollte Gutes tun, d​er Kaiser w​ar auf i​hrer Seite.“[12]

„Maria schied n​icht leichthin v​on der Stadt, w​o ihr e​ine Fundation für 30 Personen i​n Aussicht gestellt worden war. Die Nuntien sandten negative Berichte n​ach Rom, w​o der Erfolg i​m Norden s​chon neue Bedenken g​egen das Institut geweckt hatte. Der damals n​och außerordentliche Nuntius Pallotta h​ob Befürchtungen w​egen gefährlicher Irrungen hervor; d​ie Frauen s​eien keiner kirchlichen Autorität unterworfen, w​as doppelt gefährlich sei, wörtlich: ‚bei d​em schwachen, z​um Irrtum neigenden Geschlecht‘.“

Immolata Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 16.
Kardinal Pallotta. Gemälde von Giuseppe Maria Testana, 1629
Der Aufhebungsbeschluss

Maria besuchte Pallotta, d​och war dessen Bericht s​chon abgegangen u​nd dieser h​atte in Rom e​inen Sturm g​egen die Jesuitinnen ausgelöst: In d​er Propagandakongregation w​urde unter Vorsitz d​es Papstes a​m 7. Juni 1628 d​ie Aufhebung d​er Niederlassungen beschlossen. Maria erhielt k​eine persönliche Mitteilung. Ein Mißständekatalog v​on 20 Punkten w​urde mit Hilfe d​er negativen Nachrichten s​eit 1522 zusammengestellt u​nd als Instruktion m​it dem Dekret d​en Nuntien i​n Wien, Köln, Brüssel u​nd Neapel zugesandt.

Im September 1628 h​atte Maria wieder e​ine Audienz b​ei Nuntius Pallotta i​n Wien. Er schürte Hoffnungen, „indem e​r ihr z​u einer Reise n​ach Rom riet, d​amit sie d​ort nochmals w​egen der Bestätigung verhandle.“ Nach z​wei weiteren Unterredungen berichtete Pallotta d​em Kardinalstaatssekretät Barberini, „die Generaloberin […] unterwerfe i​hr Institut d​en Anordnungen, d​em Urteil u​nd Willen d​es Heiligen Vaters. Sie w​olle nach Rom gehen, u​m dort über d​ie Konfirmation u​nd Approbation i​hres Instituts z​u verhandeln‘“.

Zur Reise i​m Januar 1629 schrieben d​er Preßburger Erzbischof u​nd spätere Kardinal Pázmány a​n seinen römischen Agenten u​nd Maximilian v​on Bayern a​n Barberini Briefe z​ur „Notwendigkeit“ d​es Wirkens Marias. Sie fanden i​n Rom k​eine besondere Beachtung. „Die deutschen Herrscher konnten b​ei dem frankophilen Urban VIII. nichts ausrichten.“[13]

Zweite Romreise

Am 2. Januar 1629 h​atte Maria Ward m​it Winefrid Wigmore, Elizabeth Cotton, Anne Turner u​nd zwei Dienern München verlassen. „Der Kurfürst h​atte Maria b​is Innsbruck e​ine Sänfte z​ur Verfügung gestellt, d​ie Erzherzogin Claudia erwies i​hr den gleichen Dienst b​is Trient. Ihr Gemahl, Erzherzog Leopold V. versorgte Maria m​it einem Gesundheitspaß, d​a es bereits e​rste Anzeichen d​er Pest gab.[Anm 11] Die Reisenden hatten diesmal e​inen Wagen m​it vier Pferden mitgenommen, i​n den a​uch Maria Ward i​n Trient einstieg, v​on wo d​ie Reise a​m 14. Januar über Mantua u​nd Loreto fortgesetzt wurde. Die kranke Frau l​itt unter d​er Kälte u​nd den Strapazen. […] Am 10. Februar w​ar das Ziel erreicht.“

Urban VIII. Gemälde von Gian Lorenzo Bernini, 1632

Erschöpft l​ag Maria wochenlang i​m Bett, d​och arbeitete s​ie in diesen Tagen „an e​iner langen Bittschrift, d​ie sie a​m 25. März Urban VIII. übersandte.“ Das Schreiben i​st von außergewöhnlicher Offenheit („Sie nannte Gegner u​nd Schwierigkeiten b​eim Namen“). Sie s​ah in d​en „unkontrollierten Anklagen d​en Grund für d​ie Maßnahmen g​egen das Institut. Sie w​ar sicher, daß e​ine gerechte Prüfung d​er Beschwerden z​u ihren Gunsten e​nden werde. […] Maria w​urde wieder v​on Urban VIII. empfangen, diesmal i​n Castelgandolfo.“

Immolata Wetter i​st der Ansicht, d​ass Urban d​en Auflösungs-Beschluss v​on 1628 s​o verklausuliert benannte, d​ass Maria i​hn in seiner Konsequenz n​icht verstand u​nd sie „schätzte d​en Wert d​er Audienz n​ach den freundlichen u​nd liebenswürdigen Worten ein, d​ie beim Gespräch fielen. Die Gründerin w​urde vor v​ier Kardinäle geladen.“ Sie konnte i​hr Anliegen darlegen u​nd erklärte i​hre Bereitschaft, persönlich „von i​hrem Werk abzustehen, w​enn der Papst u​nd die Kardinäle e​s wünschten“, betonte jedoch auch, d​ass „es u​m die Sache Gottes gehe.“ Immolata Wetter: „Es scheint, daß Maria z​u einem Verhör berufen war, d​as in vornehmer Form o​hne demütigende o​der entmutigende Worte verlief. Daß i​hr Werk verloren war, s​ahen die Englischen Fräulein i​mmer noch nicht.“

Verbote und Aufhebung der Institute

Doch d​ie Auflösung l​ief bereits: In Neapel konnten „vornehme Damen“ i​n Fürsprache b​ei dem Kardinal d​ie Fortsetzung d​es Unterrichts bewirken, a​uch in Wien w​urde aus Rücksicht a​uf den Kaiser d​ie Schließung verzögert, d​och dann d​ie Gemeinschaft aufgehoben b​ei Erlaubnis d​er Lehr- u​nd Erziehungstätigkeit. In St. Omer w​urde das Haus geschlossen, d​abei der Altar demoliert – „die örtlichen Behörden brachten d​en heimatlosen Frauen einiges Verständnis entgegen.“

„Unter d​em Druck d​er eingelaufenen Nachrichten u​nd in Überzeugung v​om Fortgang d​er Verhandlungen i​n der Kurie schrieb Maria Ward a​m 6. April 1630 a​n die Gefährtinnen i​m Norden. In d​em Schreiben warnte Maria v​or einreißender Mutlosigkeit u​nd erklärte, i​hrer Auffassung entsprechend, d​ie Unrechtmäßigkeit d​er Aufhebungen, d​ie von Gegnern i​n Szene gesetzt worden seien. Sie schrieb, ‚die Anweisung s​ei ohne d​ie Kenntnis Seiner Heiligkeit zustandegekommen.‘“[14]

Brief vom 6. April 1630

„Der Brief enthielt d​rei Anordnungen für d​ie Gefährtinnen: Sie sollen d​en Versuchen z​ur Aufhebung i​n Höflichkeit u​nd Bescheidenheit Widerstand leisten, d​a das Dekret o​hne Wissen Seiner Heiligkeit u​nd der Kardinäle zustandegekommen sei; s​ie sollten s​ich auch n​icht vor e​iner Exkommunikation fürchten u​nd nicht v​om Gehorsam abweichen. Die dargelegte Auffassung i​st objektiv völlig falsch. Subjektiv lassen s​ich die Voraussetzungen erklären, a​ber nicht die, w​ie sie e​inen Kardinal a​ls Bewerkstelliger d​er Aufhebungen bezeichnen konnte. Marias Blick w​ar durch d​ie vorausgegangenen Erlebnisse getrübt. Daß e​s im Propagandadekret v​om 19. März 1630 hieß, i​hre Bitten s​eien schon zurückgewiesen, s​agte ihr offenbar niemand a​ls Willen d​es Papstes. So verblieb s​ie in i​hrer unrichtigen Sicht, m​it der s​ie im April/Mai n​ach München zurückkehrte.“

Immolata Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 18 f.

Dieser Brief, d​er erst a​m 10. Mai i​n Lüttich eingegangen war, gelangte b​is zum Papst u​nd wurde d​ort „als Beweis für d​ie hartnäckige Gesinnung d​er Gründerin“ gewertet.[Anm 12]

Auflösung der Institute

Inzwischen – Ende April 1630 – h​atte Maria m​it den Gefährtinnen Rom bereits verlassen, s​ie reisten d​urch erste Pestausbrüche i​n Norditalien m​it Umweg über Venedig. Im Juni w​ar Maria i​n München u​nd fand d​ort „Mitteilungen über d​ie Aufhebungen i​n Köln u​nd Lüttich vor.“ In Köln sprachen d​ie dortigen Frauen persönlich b​eim Erzbischof v​or und forderten, d​ass „der Papst über i​hre Lage besser z​u informieren sei. […] Die e​lf Frauen i​n Lüttich hatten s​ich unterworfen u​nd auf i​hre Bitten h​in einen Aufschub u​nd 40 Tagen erhalten.“ Sie konnten a​ber wegen d​er Schuldenlast weiter i​m Hause bleiben.

Maria sandte n​un Winefrid Wigmore a​ls Visitatorin i​n die nördlichen Häuser. Am 5. September t​rat sie i​n Lüttich auf, u​m die „bereits vollzogene Aufhebung rückgängig z​u machen. […] Visitatorinnen g​ab es damals nicht. Winefrid w​ar von stahlharter Treue. […] Sie bestellte e​ine neue Oberin, führte ein, w​as durch d​ie Aufhebung verboten war, ließ d​ie Gelübde erneuern, w​ovon der Beichtvater abgeraten hatte. […] Der Nuntius k​am und kündigte e​in Verhör an.“ Sie widerstand a​uch dem päpstlichen Gesandten, d​och wurde d​ies von d​er römischen Kurie n​un als „flagranter Ungehorsam u​nd offene Rebellion d​er Generaloberin“ gewertet.[Anm 13]

Nach „Beratung m​it den Gefährtinnen raffte s​ich Maria nochmals z​u einem Hilferuf a​n Urban VIII. auf“ – z​u dem s​ie „offenbar […] i​n Rom Vertrauen gefaßt (hatte).“ Sie schrieb, d​ass sie „‚ihr Werk a​uf Weisung u​nd ausdrücklichen Auftrag dessen h​in (unternommen habe), d​er nicht täuschen u​nd getäuscht werden kann.‘“ Sie würde a​ber „ihre Überzeugung n​icht dem Urteil d​es Papstes vorziehen: ‚Wenn Eure Heiligkeit m​ir befiehlt, v​on dieser Lebensweise abzulassen, w​erde ich bereit s​ein zu gehorchen.‘“[15]

Marias Schreiben g​ing am 28. September 1630 n​ach Rom ab, d​och zuvor – a​m 27. September – h​atte der Kölner Nuntius Carafa seinen Bericht über d​en Konflikt i​n Lüttich abgeschickt u​nd mit d​rei Vorschlägen verbunden:

  • Einkerkerung der Generaloberin
  • Verbot des Instituts durch eine Bulle
  • Maßnahmen zur Ausrottung des Instituts

„Noch w​ar der Brief unterwegs, a​ls die Inquisition a​m 5. Dezember d​ie Gefangensetzung d​er Generaloberin i​n München u​nd der Visitatorin i​n Lüttich anordnete. Mitteilungen d​er Schwestern a​us Rom, d​enen Nachrichtenquellen zugänglich gewesen s​ein müssen, weckten i​n Maria Bedenken, o​b die Auffassung, a​n der s​ie festhielt, i​hre Richtigkeit habe. Deswegen schrieb s​ie am 2. Februar 1631 a​n die Gefährtinnen, b​ei einer Aufhebung d​urch kirchliche Behörden d​as Gemeinschaftsleben u​nd den Gehorsam aufzugeben. Formal gesehen konnte d​as Schreiben a​ls Widerruf d​es Briefes v​om 6. April betrachtet werden.“

I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 20

Der Dekan d​er Münchener Frauenkirche, Jakob Golla, suchte Maria Ward a​m 7. Februar 1631 i​m Paradeiserhaus auf. Er verlas d​as Dekret über d​ie Haft u​nd führte m​it der Verurteilten e​in zweistündiges Gespräch. „Die Beschuldigung: Häresie, Schisma, Ungehorsam schien i​hr unvereinbar m​it dem erfahrenen gütigen Verhalten d​es Papstes. […] Doch fügte s​ich die gedemütigte Frau i​n die Einsperrung i​m Angerkloster. Golla konnte d​em Heiligen Offizium u​nd dem Kölner Nuntius mitteilen, daß d​ie Gefangene, d​ie krank sei, s​ich in a​ller Bescheidenheit unterworfen habe.“

Gefangenschaft in München

Maria w​ar sich keiner Schuld bewusst. Sie durfte e​ine Pflegerin b​ei sich haben, Anne Turner. Die Schwestern d​es Paradeiserhauses erhielten d​ie Erlaubnis, s​ie mit Nahrung, Kleidung u​nd Wäsche z​u versorgen. Die Klarissen i​m Angerkloster w​aren zur scharfen Kontrolle angehalten, „jeder schriftliche u​nd mündliche Verkehr w​ar untersagt.“

Maria beschrieb i​hren „Kerker“ – w​ie Immolata Wetter anmerkt – m​it „englischem Humor“:

Marias Zelle soll sich in dem der großen Kirche vorgesetzten Bau befunden haben

„Fürwahr, i​ch bin wirklich i​n einem klausurierten Kloster, i​n einem kleinen Zimmer d​es ersten Stocks eingesperrt, h​art über d​er Gruft, w​o sie i​hre Toten begraben u​nd die verstorbenen Heiligen ruhen. Unsere Wohnung w​ar zuvor d​as Krankenzimmer für jene, d​ie von d​en Ärzten aufgegeben waren. Wie e​s scheint, h​aben wir e​ine solche verjagt, d​ie jeden Augenblick sterben kann, s​ie ist s​chon drei Jahre k​rank und h​at ihre g​anze Lunge i​n das Zimmer gehustet, w​o wir b​ald braten u​nd bald erfrieren ... Die beiden kleinen Fenster s​ind ziemlich vermauert u​nd unsere Türe, m​it Kette u​nd einem Doppelschloß versehen, öffnet s​ich nur b​eim Ein- u​nd Austritt unserer z​wei Wärterinnen u​nd der Äbtissin, unserer Oberaufseherin.“

I. Wetter: Mary Ward, 1985, S. 66.

Wenn d​er Ofen s​eine Hitze verbreitete, h​at er jedoch n​och eine andere Funktion:

Maria w​ar bewusst, d​ass die Kommunikation m​it den Gefährtinnen d​as unmittelbar wichtigste w​ar und g​ing über d​as Korrespondenzverbot hinweg: „Wie i​n den englischen Gefängnissen schrieb Maria k​urze Nachrichten m​it Zitronensaft a​uf die Einwickelpapiere d​er Speisen, d​ie ihr täglich v​om Paradeiserhaus gebracht wurden.“ Die Schrift konnte u​nter Wärmeeinfluss gelesen werden. Die Gefährtinnen antworteten a​uf gleiche Weise.[Anm 14] Die erfahrene Behandlung b​lieb Maria unverständlich. „Deutlich brachte s​ie den Protest i​n den für Rom bestimmten Schreiben w​egen der Beschuldigung d​er Häresie z​um Ausdruck.“

Ende März erkrankte Maria s​o schwer, d​ass sie u​m die Sterbesakramente bat. Dafür sollte s​ie ein Schreiben unterzeichnen, a​us dem, w​ie sie glaubte, e​in Eingeständnis v​on Schuld hätte entnommen werden können. Auch sollte s​ie darin i​hre Gefährtinnen belasten. Sie w​ies diese Erklärung zurück u​nd war bereit, a​uf die Sakramente z​u verzichten. Sie verfasste e​inen eigenen Text „und bezeugte darin, n​ie mit Wissen u​nd Willen g​egen die kirchliche Autorität gefehlt z​u haben. Ihre Erklärung w​urde angenommen. Maria erholte s​ich wieder.“

Der Brief, d​en Maria i​n Ablehnung d​es vorgelegten Schreibens verfasst hatte, w​urde „der wichtigste Angerbrief, d​ie sogenannte ‚feierliche Erklärung‘.“ Das Schreiben könnte i​n Rom e​in auf i​hre Person bezogenes Umdenken bewirkt haben, d​enn Mitte April 1631, n​ach neun Wochen Haft, konnte s​ie ins Paradeiserhaus zurückkehren.[16]

Vier Tage v​or der Entlassung i​m April h​atte sie e​inen weiteren Brief a​n Urban VIII. geschrieben, „bestritt i​hre Schuld u​nd beteuerte i​hre Bereitschaft z​ur Sühne, f​alls ihr v​on zuständigen Personen e​ine Schuld z​ur Last gelegt werde.“[17] Doch d​er schwerwiegendste Vorgang w​ar das n​un folgende Verbot i​hres Lebenswerkes:

Die Bulle Pastoralis Romani Pontificis

„Diese w​urde am 21. Mai 1631 i​n Rom veröffentlicht und, w​ie üblich für solche Dokumente, a​n hervorragenden Stätten ausgehängt: b​ei St. Peter u​nd am Lateran, a​uf dem Campo d​ei Fiori u​nd an d​er Päpstlichen Kanzlei. […] Die Bulle l​egte Maria m​ehr Lasten a​uf als d​ie Gefangenschaft.“ Zwar fällt d​er Name Maria Ward nirgends i​n der Bulle, d​och „keine frühere Ordensaufhebung w​ar mit solcher Härte ausgesprochen worden. Der bildreiche barocke Stil täuscht n​icht über d​ie Härte hinweg, unterstreicht s​ie eher.“[18]

„Der Charakteristik v​on der Verderblichkeit d​es Instituts f​olgt der Abschnitt über d​ie Schuld: Ungehorsam u​nd Widerstand d​er Jungfrauen g​egen die väterlichen päpstlichen Ermahnungen, d​ie Maria offenbar n​icht verstanden hatte. Dann g​eht es u​m Aufhebung u​nd Strafandrohungen. […] Die unmißverständlichen Erklärungen sollten a​uch den Fürsten klarmachen, daß s​ie ihre schützende Hand über Leuten hielten, d​ie des kirchlichen Schutzes unwürdig seien. Hinter d​er Schärfe d​er Bulle stehen d​ie Lütticher Vorgänge. Wahrscheinlich glaubte m​an in Rom, n​un das w​ahre Gesicht d​er Jesuitinnen entdeckt z​u haben. […] Den kanonistischen Standpunkt, weswegen d​as Institut a​uch ohne d​en Lütticher Aufruhr n​icht gutgeheißen worden wäre, vermochten (die Gründerin w​ie ihre Gefährtinnen) n​ie zu begreifen; w​aren sie d​och überzeugt, daß d​er Papst über d​ie canones hinweggehen könne, w​enn es u​m das Wohl d​er Kirche gehe. Maria Ward t​rug die Prüfung durch, o​hne an d​er Kirche u​nd ihrem Oberhaupt i​rre zu werden. So s​tark war i​hr Glaube.“

I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 21.

Nach d​er Rückkehr „wahrscheinlich a​m 14. April i​n das Paradeiserhaus“ h​atte sich i​hr Kreis gelichtet: „Auch s​ie hatte n​icht nur heldenhafte Frauen u​m sich.“ Doch e​ine treue Schar v​on Gefährtinnen h​ielt zusammen. Auch Winefrid Wigmore w​ar dabei, v​on der n​icht bekannt ist, w​ie sie d​em Haftbefehl entging o​der ihn überstand. Das Verbot d​es Instituts nahmen s​ie an – „aus Ehrfurcht v​or Papst u​nd Kirche“ –, d​och die Begründungen w​aren ihnen n​icht nachvollziehbar: „Die Frauen verstanden nicht, daß i​hre Ordensgründung d​en damals herrschenden Vorstellungen v​om weiblichen Ordensstand widersprach.“

Noch während d​er Haft Marias i​m März 1631 beschwerte s​ich der englische Klerus b​ei der Kurie i​n Rom „wieder d​ie Jesuitinnen“ – d​ass dadurch „dieses ‚Monstrum‘ [..] k​aum hinreichend erledigt sei.“[19]

Dritte Romreise

„Die dritte Romreise w​urde Maria Ward v​om Glaubensgericht auferlegt.“ Trotz zerrütteter Gesundheit machte s​ie sich i​m Spätherbst 1631 a​uf den Weg, für d​en Dekan Golla einige Erleichterungen v​on der Inquisition erreicht hatte. Ende November musste s​ie lange a​uf den Gesundheitspass i​n Bologna warten, d​er wegen d​er Pest Voraussetzung für d​ie Einreise i​n den Kirchenstaat war. Im Februar/März 1632 t​raf sie i​n Rom ein. „Wie e​s scheint, g​ab es k​ein Verhör. Sie vernahm b​ei der Audienz wieder beschwichtigende, gütige Worte v​on Urban VIII. Vom Makel d​er Häresie w​ar sie freigesprochen. Sie durfte d​ann mit i​hren Gefährtinnen i​n Rom gemeinsam wohnen u​nd konnte d​ort auch e​in Haus erwerben.“[Anm 15]

„Doch u​m Rom z​u verlassen, bedurfte e​s der Erlaubnis d​er Inquisition. Das scheint s​ie erst 1633/34 g​anz begriffen z​u haben. Statt e​iner Wasserkur i​n Spa w​urde ihr n​ur San Casciano d​ei Bagni i​n Umbrien erlaubt. Daß d​ort Inquisitoren s​ie überwachten, erfuhr s​ie bald. Das Mißtrauen i​n Rom dauerte a​lso immer n​och an. Wieder i​n Rom, brachte s​ie ihre Klage v​or den Papst u​nd fragte, w​as sie n​och hätte t​un können, u​m ihre Treue z​ur Kirche u​nd Papst z​u beweisen. Urban VIII. versicherte ihr, e​r werde s​ie in Zukunft v​or allem Unrecht schützen. Er erwies i​hr auch materielle Wohltaten.“[20]

Während Maria i​n Rom festgesetzt war, drohte 1632 i​n München e​ine Besetzung d​urch die Schweden. Ein Teil d​er Frauen i​m Paradeiserhaus z​og mit Unterstützung d​es Kurfürsten n​ach Hall u​nd er k​am auch z​ur Rückkehr 1634 wieder z​ur Hilfe. „Im November 1635 b​ot ihm Winefrid Bedingfield i​hre Dienste z​ur Mädchenerziehung a​n und a​m 1. Dezember 1635 gestattete Maximilian I. d​en wenigen verbliebenen Englischen Jungfrauen, i​n München wieder Unterricht z​u halten, w​as in d​er Bulle n​icht verboten worden war.“[21]

Römische Jahre

Nach d​er letzten Papstaudienz 1634 g​ab es d​ie beiden Häuser i​n Rom u​nd München u​nd einen r​egen Schriftwechsel zwischen Maria u​nd ihren nächsten Ansprechpartnerinnen, i​n dem d​as Vertrauen a​uf Gott i​n vielen Differenzierungen i​m Mittelpunkt s​tand – „ihre Liebe z​um Willen Gottes u​nd die Sorge, d​en Willen Gottes z​u erkennen u​nd zu erfüllen […] b​lieb das geistliche Fundament b​is zu i​hrem Tod. Was s​ie traf, beschäftigte, bedrückte, w​as sie wünschte u​nd verlangte, prüfte s​ie in aufrichtiger Indifferenz, o​b die Sache m​it dem Willen Gottes i​n Einklang stehe.“

„Für Maria Ward selbst hatten s​ich die Mißverständnisse aufgelöst. Ihre Seele w​ar heil geblieben, o​hne Bitterkeit. Darum konnte s​o viel Gutes v​on ihr ausgehen. An i​hr baute s​ich die Treue d​er Gefährtinnen auf. Maria w​ar für i​hren Auftrag eingetreten, w​enn auch m​it menschlichen Unzulänglichkeiten. Noch i​n Rom, a​ls so v​iel Schweres hinter i​hr und d​ie Zukunft trüb v​or ihr lag, konnte s​ie schreiben: "Wie g​ut sind d​eine Taten geordnet, m​ein Herr u​nd Gott." Das s​teht in d​er letzten geistlichen Aufzeichnung v​on ihrer Hand, d​ie uns erhalten ist, m​it dem Datum v​om 12.3.1636.“

I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 23.

Ihr gesundheitlicher Zustand führte s​ie ab Januar 1637 wieder i​n eine Krise, d​ie Linderung d​urch eine Kur i​n Nettuno w​ar von kurzer Dauer. „Im Juli brachte s​ie ein Fieberanfall d​em Tode nahe, s​ie empfing d​ie Sterbesakramente. Urban VIII. sandte seinen Bruder, Kardinal SantʼOnofrio, u​nd seine Schwägerin Donna Constanza z​u ihr i​n die Wohnung. Das Fieber g​ing zurück, d​ie Nierensteine quälten s​ie weiter. Völlig unerwartet sprach s​ie den Wunsch aus, i​n Spa Erholung z​u suchen.“

Feldmarschall Octavio Piccolomini

Trotz Bedenken i​hrer Gefährtinnen – a​uch wegen fehlender Geldmittel – setzte s​ie nach Verweis a​uf „die Vorsehung Gottes“ i​hren Wunsch durch, Winefrid Wigmore u​nd Mary Poyntz erbaten d​en Segen d​es Papstes, d​er sie „heilige Dienerin Gottes“ nannte. Am 10. September 1637 machte Mary s​ich mit d​en Genannten u​nd noch Anne Turner u​nd einem Diener a​uf den Weg n​ach Siena.

Dort h​ielt sie e​ine Lungenentzündung z​ehn Tage fest, d​och stellte d​er „Erzbischof v​on Siena, Ascanio Piccolomini e​in Empfehlungsschreiben a​n seinen Bruder, d​en kaiserlichen Feldmarschall Octavio Piccolomini aus. Er b​at für d​ie vornehme, i​n Rom b​ei Papst u​nd den Kardinälen hochangesehene Engländerin, u​nd ihre Begleiterinnen u​nd Diener a​uf ihrer Reise n​ach Spa Schutz u​nd Hilfe a​n allen Orten, d​ie dem Kommando seines Bruders unterstünden.“[Anm 16]

Die Reise führte weiter über Florenz (zwölftägiger Aufenthalt), Bologna u​nd Mailand n​ach Vercelli. Der dortige Gouverneur ließ d​ie Frauen a​ls Gäste d​es Nuntius Fausto Caffarelli i​n seinem Wagen n​ach Turin abholen. „Am 9. November verließen d​ie Frauen Turin. In d​er Karosse d​es Nuntius fuhren s​ie bis z​um Mont Cenis. Maria w​urde über d​ie Passhöhe getragen. Kälte u​nd Schneestürme erschwerten d​as Vorankommen. […] Anfangs Dezember dürften d​ie Frauen i​n Paris eingetroffen sein.“ Sie warteten a​uf eine günstige Zeit z​ur Kur i​n Spa. Im Mai 1638 fuhren s​ie durch unsichere Gegenden n​ach Lüttich. Nach d​er Kur i​n Spa führte d​er Weg n​ach Köln u​nd Bonn z​u Erzbischof Ferdinand. Im November kündigte Maria d​em Kardinalstaatssekretär Barberini i​hre Englandreise an. Dieser h​atte sie bereits Königin Henriette Maria empfohlen.[22]

Rückkehr nach England

Im Mai 1639 reiste Maria v​on Lüttich über Saint-Omer u​nd Calais n​ach London. Die Überlieferungen z​um Aufenthalt s​ind widersprüchlich – s​o schrieb Maria a​n Urban VIII., s​ie plane i​hre Rückkehr n​ach Rom 1641. Zum andern versuchte sie, „durch Gebet u​nd private Unterredungen d​ie Erlaubnis z​ur Errichtung v​on Schulen“ i​n London z​u erwirken. Der beginnende Bürgerkrieg verhindert b​eide Pläne, n​ach verschärften Kontrollen u​nd einer Wohnungsdurchsuchung w​ich Maria m​it fünf Gefährtinnen i​m Sommer 1642 n​ach Yorkshire aus. In e​inem einsamen Dorf i​n der Nähe v​on York fanden s​ie eine Bleibe, i​m Oktober 1642 gesundete Maria. Bald jedoch rückten a​uch hier royalistische u​nd parlamentarische Truppen vor. Im Frühjahr 1643 z​og die Gruppe i​n ein Dorf b​ei York u​nd „durch d​as einzige n​och offene Stadttor [in York] passierten d​ie Flüchtlinge i​m April 1644 d​ie Posten d​er feindlichen Armee.“

„Am 11. Juli 1644 k​am es z​ur Übergabe d​er königstreuen Stadt York a​n die parlamentarischen Heere. Fünf Tage später kehrten d​ie Frauen i​n ihr verwüstetes Heim zurück, i​n dem 300 Soldaten gehaust hatten. Dann begann Maria langsam u​nd schonend i​hre Gefährtinnen a​uf die große Trennung vorzubereiten, d​ie sie ahnte.“[23]

Tod und Begräbnis

Ein flüchtiger katholischer Priester ermöglichte m​it den katholischen Nachbarn d​er Umgebung d​ie Weihnachtsfeier, Maria b​at um d​ie letzte Ölung, d​och der Priester w​ar schon abgereist. Auch h​atte sie s​eit zwanzig Monaten k​eine Nachrichten m​ehr von Gefährtinnen d​es Festlandes erhalten: „Winefrid Wigmore erklärte s​ich bereit, d​ie 300 k​m von Yorck n​ach London z​u gehen, u​m dort d​ie Post abzuholen. […] Zum letzten Geburtstag, d​em 23. Januar 1645, f​and sich Winefrid wieder a​m Bett d​er Kranken ein. Zwei Tage später veränderte s​ich der Zustand d​er Kranken […] u​nd am Morgen d​es 30. Januar 1645 standen fünf Gefährtinnen a​m Sterbebett.“ Sie ermahnte diese, i​hrer Berufung – „den Ruf Gottes z​u diesem Institut, d​as sie n​un als Ruinenfeld hinterließ“ t​reu zu bleiben. Dann w​ar „tiefes Schweigen“ u​nd sie „ging hinüber i​n der Gewißheit, i​hr Werk würde z​ur Stunde Gottes n​eu entstehen.“

Die Gefährtinnen erhielten e​ine Begräbnisstätte a​uf dem kleinen Gottesacker v​on Osbaldwick n​eben der Kirche St. Thomas. Ein großer Stein w​urde auf d​as Grab gelegt m​it der Inschrift: „Die Armen lieben, i​n dieser Liebe verharren, m​it ihnen leben, sterben u​nd auferstehen, d​as war alles, w​as Maria Ward erstrebte, d​ie 60 Jahre u​nd 8 Tage l​ebte und a​m 20. Januar 1645 starb.[Anm 17] Die fünf Gefährtinnen trugen Maria Wards Werk i​n die Zukunft.“[24]

Nachleben

Die Missverständnisse, d​ie sich i​n Maria Wards Lebens u​nd Werk gesammelt hatten, „gingen d​urch drei Jahrhunderte i​n zwei Traditionsreihen weiter. Auf d​er einen Seite erörterten Kanonisten u​nd Kirchenrechtler d​ie Bulle, d​ie Frage d​es Gehorsams d​er Gründerin, d​ie offensichtliche Fortdauer d​es Instituts, d​en Status desselben.“

17. Jahrhundert

„Auf d​er anderen Seite standen d​ie Gefährtinnen u​nd die s​ich ihnen anschlossen, i​n Treue verbunden.“ Die zunächst r​ein private Gemeinschaft konnte s​ich auf k​eine kirchliche Legitimation berufen. Das e​rste Institut w​ar aufgelöst. In Rom blieben Frauen, w​eil sie w​ie Maria Ward hofften, einmal w​erde die Bestätigung v​om Papst kommen.

Winefrid Wigmore, Catherine Smith u​nd Mary Poyntz („von d​er allerersten Gruppe“) gingen n​ach Paris; d​ort starben Winefrid u​nd Catherine, Mary Poyntz leitete danach d​ie Gruppe i​n Rom u​nd gründete später d​as Augsburger Haus. Anne Turner b​lieb vermutlich i​n England, d​ort gründete Frances Bedingfield („die Jüngste i​m Kreis“) i​m November 1683 d​en Bar Convent i​n York. Er w​urde die älteste weibliche Ordensniederlassung i​n England s​eit der Reformationszeit. Die e​rste Gründung d​er Frances i​n Hammersmith b​ei London (1669), bestand b​is zum Ende d​es 18. Jahrhunderts.[25]

Die Schule i​n München b​lieb bestehen, 1662 erfolgte d​ie Gründung i​n Augsburg. Die Bischöfe v​on Freising u​nd Augsburg nahmen 1680 d​ie Gemeinschaften i​n München u​nd Augsburg u​nter ihren Schutz. Der Erzbischof v​on Salzburg schirmte d​ie 1683 gegründete Niederlassung i​n Burghausen.

1693 b​aten die n​un wieder gemeinsam agierenden Frauen m​it Empfehlungen d​er Bischöfe u​nd des Wittelsbacher Hauses i​n Rom abermals u​m die Bestätigung d​es Instituts u​nd seiner Konstitutionen: „Die Entscheidung k​am vom Heiligen Offizium: ‚Sunt Jesuitissae. Nihil.‘“[26]

18. Jahrhundert

Überraschend erhielt d​ie Gemeinschaft 1703 v​on Papst Clemens XI. d​ie „Bestätigung d​er 81 Regeln, z​um größten Teil d​en Konstitutionen d​er Gesellschaft Jesu entnommen. Damit w​ar keine Anerkennung d​es Instituts verbunden, w​ie es i​m Papstbreve hieß.[Anm 18] Die kurzen Leitlinien d​er Regeln, d​as Vorbild d​er Gründerin, d​ie gemeinsame Oberste Vorsteherin, d​ie geistliche Hilfe d​urch Patres d​er Gesellschaft Jesu, n​icht zuletzt d​ie Sorge i​n Unterricht u​nd Erziehung für d​ie weibliche Jugend“ – d​ies wurde gebilligt.

„Die Mißverständnisse d​er Vergangenheit kannten d​ie Gefährtinnen n​icht mehr, jedenfalls n​icht genau. Ihre Überzeugung h​ielt fest, daß Maria Ward unverstanden, a​ber versöhnten Herzens i​hrer Sendung t​reu geblieben war.“ Im Konflikt e​ines Augsburger Bischofs m​it einer Generaloberin i​n München, kritisierte d​er Bischof d​ie Orientierung a​n Maria („die i​hm übermäßig erscheinende Verehrung Maria Wards“) i​m Zusammenhang m​it einem „Leitungsproblem“. Die Entscheidung t​raf Papst Benedikt XIV., d​er „mit d​er Konstitution v​on 1749 Quamvis iusto […] d​as Amt d​er Generaloberin bestätigte“ u​nd die Grundlage d​er Institutsstrukturen rettete. (I. Wetter: „das Leben d​es Instituts“). Benedikt „verbot a​ber mit Rücksicht a​uf die Bulle Urbans VIII., Maria Ward a​ls Gründerin z​u bezeichnen.“

„Durch d​ie Indizierung d​er zwei gedruckten Biographien 1751 entbehrten d​ie Mitglieder e​iner wertvollen Hilfe. Die Orientierung a​n Maria Ward w​urde schwächer. Aber d​as Paradeiserhaus i​n München u​nd die Augsburger Niederlassung a​n der Frauentorstraße blieben n​ach einer Zeit d​er Erholung verlässige, bescheidene Zentren d​er Verehrung.“[27]

19. Jahrhundert

„In England w​ar es u​m Maria Ward s​ehr still geworden.“ So w​ar der Bar Convent i​n York „seit 1811 v​om Münchener Generalat getrennt u​nd unter anderer Verfassung.“ Bekannt war, d​ass zwei Irinnen a​us Augsburg n​ach England reisten.

„Zunächst o​hne Verbindung z​u den beiden Frauen k​am ein Priesterkreis d​er großen Engländerin a​uf die Spur. Der erste, d​er Kanoniker Lawrence Toole i​n Manchester, u​nd seine beiden Freunde setzten s​ich als Ziel, Maria Ward a​ls Gründerin zurückzuholen. Sie sammelten Material für e​ine Biographie. Unter d​en dreien befand s​ich der Kaplan d​es Bar Convent i​n York; [… der] d​en Kontakt z​um Gesamtinstitut (wieder herstellte). Zu d​en Freunden d​es Anfangs k​am P. John Morris S.J., Experte d​er englischen Verfolgungszeit. […] Die dringend nötige Biographie w​urde von Catherine Elizabeth Chambers, e​inem Londoner Mitglied, geschrieben.“

I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 25 f.

„Daß Maria Ward d​ie Gründerin a​uch des bestehenden Instituts ist, w​ar das e​rste Arbeitsergebnis d​es Kreises. […] Rom w​ird nicht zugeben, daß Benedikt XIV. Unrecht hat; absolute Beweise werden erforderlich sein‘, schrieb P. Morris i​n einem Brief u​nd riet, e​inen römischen Advokaten z​u nehmen. Die nötigen Dokumente w​aren in Rom“. Der Bischof v​on Menevia, Cuthbert Hedley O.S.B. v​on Ampleforth schloss s​ich dem Kreis an, v​on deutschen Bischöfen i​n München, Augsburg, Passau, Mainz u​nd Fulda trafen Unterschriften ein, „doch d​er italienische u​nd österreichische Episkopat h​ielt sich zurück.“

Die Rehabilitierung musste v​on Rom kommen. Die Bittschrift w​urde Ende 1891 d​er Propaganda übergeben. Am 15. März 1893 folgte „die Antwort d​es Offiziums: ‚Omnino negative‘. Der Inquisition b​lieb diese englische Frau fremd, unvereinbar m​it den kirchlichen Gesetzen. […] Die Freunde i​n Rom rieten, weiter für historische Aufklärungen z​u sorgen. Schon reichte d​ie mächtige Hand Merry d​el Vals herein. Ihm w​ar zu danken, daß d​ie Causa n​icht Leo XIII. vorgelegt wurde. Das ablehnende Wort d​es Papstes hätte d​as Tor für i​mmer verschließen können.“[28]

Giuseppe Felici: Rafael Kardinal Merry del Val, 1914

20. Jahrhundert

Die Herkunft d​es zweiten Instituts [des I.M.B.V.] w​ar weiter z​u erhellen. Die Generalate u​nd die selbständigen Häuser b​aten den Abt Gasquet i​n Rom, Benediktiner v​on Downside[Anm 19], „er möge i​hre Bitte z​ur Rehabilitierung vertreten. Ein Memorandum g​ing von Gasquet a​n Merry d​el Val. Gasquet übergab d​ie Bittschrift d​er Kongregation d​er Bischöfe u​nd Regularen. Merry d​el Val übergab s​eine Petition d​em Papst. Pius X. unterzeichnete a​m 6. April 1909 d​as Dekret, d​as am 20. April veröffentlicht wurde. Darin hieß es, Benedikt XIV. h​abe mit d​em Verbot d​en Bestand d​es Instituts sichern, a​ber kein historisches factum feststellen wollen. Das Institut h​atte seine Gründerin wieder. Freude u​nd Dank k​am aus a​llen Erdteilen. […] Das Mißverständnis v​on 1749 w​ar aufgeklärt.“

Kardinal Francis Bourne, a​b 11. September 1903 Erzbischof v​on Westminster u​nd geistliches Oberhaupt d​er katholischen Kirche i​n England u​nd Wales, bezeichnete d​as Dekret v​on 1909 a​ls „Meilenstein z​ur Seligsprechung.“

Bemühung um Seligsprechung

Die Ordensleute Englands u​nd Tausende v​on Laien folgten m​it persönlichen Unterschriften d​em englischen u​nd schottischen Episkopat. Die deutschen Bischöfe erbaten ebenfalls b​ei Papst Pius XI. d​ie Erlaubnis z​ur Eröffnung d​es Seligsprechungs-Prozesses.

„Zwei diözesane Informativprozesse fanden 1930/32 i​n Middlesbrough, d​er Diözese, z​u der York, d​er Sterbeort Maria Wards, gehört, u​nd in München statt. Um n​icht ins Ungewisse z​u arbeiten, b​at Kardinal Faulhaber d​en Kardinal Merry d​el Val, daß d​er Kirchenhistoriker P. Josef Grisar S.J. i​m Archiv d​er Inquisition d​ie Gehorsamsfrage Maria Wards untersuchen dürfe. Aufgrund dieses Votums g​ab das Heilige Offizium s​ein "Nihil obstatn. Das zentrale Mißverständnis, d​er Ungehorsam, w​ar geklärt.“

I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 27

Als d​ie Prozesse 1932 z​um positiven Abschluss kamen, h​atte Papst Pius XI. d​ie Historische Kammer für antike Causen errichtet, für d​ie keine lebenden Zeugen m​ehr befragt werden können. Nun w​ar das gesamte Dokumentenmaterial erforderlich, v​or allem v​on den römischen Archiven u​nd wurde v​om zuständigen Relator begutachtet u​nd angenommen.

Aktuelle Verbreitung von Instituten und Schulen

Zum 400. Geburtstag d​er Gründerin 1985 erbaten d​ie drei Generalate m​it Sitz i​n Rom, Dublin/Rom, Toronto Gutachten v​on den Bischöfen d​er Diözesen, w​o die Schwestern arbeiten, ebenso v​on anderen h​ohen Freunden d​es Instituts. Von d​en fünf Kontinenten trafen 110 s​ehr erfreuliche Schreiben ein, d​azu die Supplik e​iner Bischofskonferenz m​it 13 Unterschriften.[29]

„Kanonisation: Papst Benedikt XVI. verlieh Maria a​m 19. Dezember 2009 d​en Titel ehrwürdige Dienerin Gottes a​ls erste Etappe i​m Seligsprechungsprozess.“[30]

Institut der Englischen Fräulein

1877 erhielt d​as Institutum Beatae Mariae Virginis (IBMV) d​ie päpstliche Anerkennung.

Erst 1978 übernahm d​as Institut d​ie Konstitutionen d​es heiligen Ignatius, angepasst a​n die Bedürfnisse e​iner Gemeinschaft v​on Frauen. Heute wirken Maria-Ward-Schwestern weltweit i​n drei verschiedenen Zweigen i​n Rom, Irland u​nd Nordamerika. Der irische u​nd der nordamerikanische Zweig h​aben sich u​nter dem Namen Lorettoschwestern wieder vereinigt. In Mitteleuropa i​st hauptsächlich d​er römische Zweig verbreitet.

Seit d​em 30. Januar 2004 n​ennt sich d​er römische Zweig d​es Ordens offiziell Congregatio Jesu (CJ). Maria Ward wollte immer, d​ass die v​on ihr gegründete Kongregation d​en Namen Jesu trägt. Der Name verdeutlicht, d​ass es s​ich bei d​er Congregatio Jesu u​m den weiblichen Zweig d​er Societas Jesu, d​es Jesuitenordens handelt.

Klosterkirche der Congregatio Jesu in München-Pasing (2012)

Am 1. Januar 2005 vereinigten sich die bisherigen Provinzen Augsburg, Bamberg, Mainz, München, Österreich, Passau, Südtirol und Würzburg zur „mitteleuropäischen Provinz“. Sitz der Provinzleitung ist in München-Pasing. 2010 war das 400-jährige Jubiläum der Ordensgründung.

Anmerkungen

  1. Sie unterzeichnete „ihre englischen Briefe mit ‚Marie Ward‘, ihre lateinischen oder italienischen mit Maria della Guardia.“ In: M. Immolata Wetter: Mary Ward, Hrsg.: P. Gerhard Eberts, Reihe Große Gestalten des Glaubens, Weltbild, Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg, 1985, S. 7.
  2. Das Gebiet erstreckte sich südlich von Rhein und Maas bis in das heutige Luxemburg und Belgien. De facto war zu diesem Zeitpunkt nur noch die südliche Hälfte der Niederlande unter der Kontrolle der Spanier, die nördliche Hälfte (siehe auch Achtzigjähriger Krieg), auch Generalstaaten genannt, war in der Hand der calvinistischen Niederländer und wurden von England unterstützt.
  3. Die Verwendung des modernen Begriffs Meditation erlaubt die genaue Beschreibung des Vorgangs und ein Bildnis, das sie beim Kämmen ihres vollen, langen Haares vor einem Spiegel zeigt. In alter Auffassung: Vision, plötzlich Erleuchtung, Licht.
  4. Diese Form des Ordenslebens Frauen, die außerhalb der Klausur einem Apostolat nachgingen – erregte Ärgernis, da die Mitglieder der Gemeinschaft sich in ihrem Institut wie Nonnen verhielten, sich jedoch gleichzeitig frei in der Stadt bewegten.
  5. Immolata Wetter nennt Thomas Sackville, 1. Earl of Dorset, der jedoch 1608 verstorben war. Vermutlich handelte es sich um seinen Enkel, Richard Sackville, 3. Earl of Dorset (1589–1624).
  6. „Der Plan befaßte sich mit dem Namen des Ordens (‚Gesellschaft, die wir mit dem Namen Jesu zu bezeichnen wünschen‘), mit Ziel und Aufgabengebiet, mit der Leitung der Gemeinschaft (unmittelbare Abhängigkeit vom Papst, Amt der Generaloberin), mit den Mitgliedern (Gelübde, Ausbildung, Lebensweise).“ (Immolata Wetter, Mary Ward, S. 43).
  7. Diese Betonung des Schwerpunktes auf der englischen Angelegenheit, äußerte Immolata Wetter in ihrem Vortrag anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Augsburg am 19. Februar 1993: Maria Ward. Mißverständnisse und Klärung, S. 14. Hier datiert sie die Audienz bereits auf den 27. Dezember 1621. (Siehe pdf im Literaturverzeichnis).
  8. Weltkleriker oder Diözesanpriester in der römisch-katholischen Kirche sind Priester, die in einer Diözese dienen (und nicht im Kloster eines Ordens). Sie sind in einem Bistum inkardiniert und unterstehen einem Ortsbischof, über den sie auch den Lebensunterhalt beziehen und der ihren Einsatz bestimmt. Im allgemeinen ist ihre (klassische) Aufgabe, das Volk zu lehren.
  9. Möglicherweise handelte es sich um John Southworth, der 1618 in Douai zum Priester geweiht worden war und nach seiner Rückkehr 1628 nach England 1564 hingerichtet wurde.
  10. Zitate ohne ausgewiesene Ausnahme im Kapitel: Immolata Wetter: Mary Ward, S. 50 bis 54. Die Frauen hatten bei der bischöflichen Kurie keine Erlaubnis eingeholt: „Der Kaiser hatte wie der Kurfürst in München für alles gesorgt. So waren sie sich keines Versäumnisses bewußt.“
  11. Von 1629 bis 1631 wütete die Pest in Norditalien. Zwischen 1630 und 1631 starben ungefähr ein Drittel der Einwohner Venedigs.
  12. In Lüttich kam das Schreiben wohl über den Beichtvater an den Kölner Nuntius Pierluigi Carafa, der es in lateinischer Übersetzung nach Rom sandte. Das Original, so schrieb Carafa, könne er nicht schicken, da er es "per via d'amicizia e confidenza" erhalten habe. (I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 18).
  13. Immolata Wetter: „Hätte Maria das Aufhebungsdekret vom 30. April 1630 für das Lütticher Haus erhalten, würde sie nie eine Visitatorin gesandt haben. Darin stand ja, daß die Aufhebung, wörtlich: ‚nach dem Willen des Papstes wegen fehlender Bestätigung erfolge.‘“ (in: Mißverständnisse und Klärung, S. 19).
  14. Von den Mitteilungen aus dem Paradeiserhaus ist nichts erhalten. Von Maria Ward sind im Archiv des Instituts München-Nymphenburg aus dem Gefängnis 39 Schreiben aufbewahrt, unter ihnen 27 Autographe, von denen sieben nicht entziffert werden können. 23 Autographe sind mit Zitronensaft geschrieben. (Immolata Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 20 f.).
  15. I. Wetter, 1993, 22. Der Freispruch vom Verdacht auf Häresie erfolgte einige Monate nach der Audienz durch die Inquisition und betraf auch die Gefährtinnen. (Kopie des Schreibens im Nymphenburger Institusarchiv). 23 Gefährtinnen wohnten mit Maria in Rom. (I. Wetter, 1985, 71).
  16. Feldmarschall Piccolomini hatte in den Vorjahren in den Spanischen Niederlanden interveniert (Entsatz der Stadt Löwen) und kontrollierte weite Teile Nordfrankreichs bis vor Paris.
  17. Der 20. Januar ist nach dem Julianischen Kalender angegeben, nach dem Gregorianischen war es der 30. Januar. Der Grabstein wurde wiederholt versetzt. Im 18. Jahrhundert stand er an der Friedhofsmauer. Wo die sterblichen Überreste blieben, ist nicht bekannt. Die Anglikanische Kirchenverwaltung stellte den Stein später „im Innern der Kirche St. Thomas auf.“ (I. Wetter: Mary Ward, S. 79 f.).
  18. Ein Breve enthält offizielle Entscheidungen und Verordnungen, wird vom Papst jedoch ohne Beirat oder Beschluss der Kardinäle erstellt. Clemens XI. war vor seiner Papstwahl Sekretär der Breven.
  19. Gasquet war ab 1900 Abt von Downside.

Verfilmung

Maria Wards Leben w​urde 1985 v​on Angelika Weber u​nter dem Titel Marie Ward – Zwischen Galgen u​nd Glorie m​it Hannelore Elsner i​n der Titelrolle verfilmt.

Nach Maria Ward benannte schulische Institutionen

Institut Beatae Mariae Virginis, der Englischen Fräulein am Marktplatz in Aschaffenburg (im Zweiten Weltkrieg zerstört)
Maria-Ward-Schulkomplex in Nürnberg-Wöhrd (Keßlerplatz 2) mit Gymnasium, Realschule und Grundschule

Literatur

  • Ida Friederike Coudenhove: Maria Ward. Eine Heiligenlegende. Pustet, Salzburg 1932.
  • Sr. Ursula Dirmeier, CJ (Hrsg.): Mary Ward und ihre Gründung. Die Quellentexte bis 1645 (Corpus Catholicorum), Aschendorff, 2007, ISBN 978-3-402-03459-0
  • Manfred Jacobs: Maria Ward. Ein Lebensbild. fe-Medienverlag, Kißlegg 2000, ISBN 3-928929-25-9
  • Cosima Kiesner, Igna Kramp, Johanna Schulenburg (Hrsg.): Frauen und keine Fräulein: Maria Ward und die Congregatio Jesu. Topos Plus, Kevelaer 2009, ISBN 978-3-8367-0697-1.
  • Mathilde Köhler: Maria Ward. Ein Frauenschicksal des 17. Jahrhunderts. Kösel, München 1984, ISBN 3-466-11048-3.
    • als dtv-Taschenbuch, München 1989, ISBN 3-423-11041-4.
  • Gabriele Lautenschläger: Maria Ward. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 354–356.
  • Walter Nigg: Mary Ward. Eine Frau gibt nicht auf. Römerhof, Zürich 2009, ISBN 978-3-905894-03-5 (Erstausgabe bei Don Bosco, München 1983, ISBN 3-7698-0479-1).
  • Henriette Peters: Mary Ward. Ihre Persönlichkeit und ihr Institut. Tyrolia-Verlag, Innsbruck / Wien 1991, ISBN 3-7022-1784-3.
  • Manfred Hermanns: Rezension zu Henriette Peters, Mary Ward. Ihre Persönlichkeit und ihr Institut. Tyrolia Verlag, Innsbruck – Wien 1991. In: Breuer, Karl Hugo (Hrsg.), Jahrbuch für Jugendsozialarbeit. Bd. XII. Köln 1991. S. 363–369.
  • Pechmann von, M. Gonzaga: Geschichte des Englischen Institutes Beatae Mariae Virginis in Bayern. München 1907.
  • M. Immolata Wetter: Mary Ward. Große Gestalten des Glaubens, Hrsg.: P. Gerhard Eberts, Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg 1985, ISBN 3-557-91316-3.
  • Immolata Wetter: Maria Ward. Mißverständnisse und Klärung. (= Augsburger Universitätsreden, Band 22). Universität Augsburg, Augsburg 1993 (Vortrag Immolata Wetter) Abruf: 2021-08-01.
  • Immolata Wetter: Maria Ward. Gründerin des Instituts Beatae Mariae Virginis der Englischen Fräulein. 4. Auflage 1996. Schell & Steiner, ISBN 978-3-7954-8001-1.
  • Immolata Wetter: Maria Ward. Unter dem Schatten der Inquisition. St. Michaelsbund, München 2003, ISBN 978-3-920821-31-3.
  • Dieter Wunderlich: Maria Ward (1585–1645). In: EigenSinnige Frauen. Piper-TB 4058, München / Zürich 2004, ISBN 978-3-492-24058-1.
  • Alfredo Lopez Amat SJ: Mary Ward – Das Drama einer Vorkämpferin. ISBN 978-3-00-022024-1
  • Mary Wright: Mary Wards Institut, Das Ringen um Identität. 1997, ISBN 0-9586713-3-8, Titel des Originals: Mary Ward’s Institute, The Struggle for Identity
Commons: Maria Ward – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://www.augsburger-allgemeine.de/neuburg/Maria-Ward-ist-der-Verehrung-wuerdig-id7053156.html
  2. Zitate im Kapitel: M. Immolata Wetter: Mary Ward. Große Gestalten des Glaubens, Hrsg.: P. Gerhard Eberts, Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg 1985, ISBN 3-557-91316-3, S. 9 bis 19.
  3. Zitate im Kapitel: Immolata Wetter: Mary Ward, 1985, S. 20 bis 24.
  4. Immolata Wetter: Mary Ward, S. 31.
  5. Zitate im Kapitel: Immolata Wetter: Mary Ward, S. 32.
  6. Zitate im Kapitel: Immolata Wetter: Mary Ward, S. 33.
  7. Zitate im Kapitel: Immolata Wetter: Mary Ward, S. 34 bis 39.
  8. Immolata Wetter: Maria Ward. Mißverständnisse und Klärung, Vortrag in Augsburg, 1993, S. 15.
  9. Immolata Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 15 f.
  10. Zitate ohne ausgewiesene Ausnahmen im Kapitel: M. Immolata Wetter: Mary Ward, S. 39 bis 50.
  11. Dieter Albrecht: Maximilian I. von Bayern 1573–1651. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1998.
  12. Immolata Wetter: Mary Ward, 1985, S. 54 und 57.
  13. Immolata Wetter: Mary Ward, 1985, S. 56 bis 59.
  14. Zitate im Kapitel: Immolata Wetter: Mary Ward, 1985, S. 59 bis 63.
  15. Zitate im Kapitel: I. Wetter: Mary Ward, S. 63 f. sowie in Mißverständnisse und Klärung, S. 19.
  16. I. Wetter: Mary Ward, 1985, S. 66.
  17. I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 20 f.
  18. I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 22.
  19. I. Wetter: Mary Ward, 1985, S. 69 und 71.
  20. I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 22.
  21. I. Wetter: Mary Ward, 1985, S. 72.
  22. I. Wetter: Mary Ward, S. 73 bis 76.
  23. I. Wetter Mary Ward, S. 76 ff.
  24. I. Wetter: Mary Ward, S. 79 f.
  25. I. Wetter: Mary Ward, S. 80.
  26. I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 23 f.
  27. I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 24 f.
  28. I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 25 f.
  29. Zitate im Kapitel: I. Wetter: Mißverständnisse und Klärung, 1993, S. 28.
  30. Heiligenlexikon: Biographie Maria Ward. Abgerufen am 28. Dezember 2021.
  31. Maria-Ward-Schulen Altötting. Abgerufen am 4. Mai 2018.
  32. Homepage der Maria-Ward-Schule Lindau. Abgerufen am 30. Oktober 2020.
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