Guy Fawkes
Guy Fawkes [gaɪ fɔːks] (* 13. April 1570 in York; † 31. Januar 1606 in London, auch Guido sowie Faux und Faukes) war ein katholischer Offizier des Königreichs England, der am 5. November 1605 in London ein Sprengstoff-Attentat auf dessen König Jakob I. und das englische Parlament versuchte.
Im Gedenken an das Scheitern des sogenannten Gunpowder Plot („Schießpulververschwörung“) wird alljährlich vielerorts in England (v. a. von Anglikanern) die Bonfire Night mit traditionellen Feuerwerken und Fackelzügen veranstaltet.
Leben
Guy Fawkes, einziger Sohn von Edward Fawkes und dessen Ehefrau Edith Blake, wurde in einem Haus an der Stonegate-Straße in York geboren und in der Kirche St Michael le Belfrey getauft. Nach dem Besuch der St Peter’s School konvertierte er im Alter von 16 Jahren zum Katholizismus.
Fawkes diente 12 Jahre lang als Soldat und erlangte dabei Kenntnisse im Umgang mit Sprengstoff. 1593 verdingte er sich in der Armee des Erzherzogs Albrecht VII. von Habsburg in den Niederlanden und kämpfte dort gegen die Protestanten im sogenannten Achtzigjährigen Krieg. 1596 war er an der Belagerung und Einnahme von Calais beteiligt. 1602 hatte er den Rang eines Fähnrichs; er war als mutiger und entschlossener Soldat ausgezeichnet worden.
Guy Fawkes, Robert Catesby und ihre Mitverschwörer versuchten am 5. November 1605, das englische Parlament im Palast von Westminster in London zu sprengen. Der Grund hierzu lag in der Verfolgung, der Angehörige der katholischen Kirche ausgesetzt waren. Für das Attentat hatte er bereits 36 Fässer mit mehr als zwei Tonnen Schwarzpulver in den Kellern der Gebäude deponiert (daher auch die englische Bezeichnung Gunpowder Plot für das Attentat), die er zu diesem Zweck als Lagerraum gemietet hatte. Fawkes plante, mit dem Anschlag am Tag der Parlamentseröffnung im House of Lords König Jakob I. samt Familie, alle Parlamentsmitglieder, alle Bischöfe des Landes und den Großteil des Hochadels zu töten sowie anschließend einige politische Gefangene aus dem Tower von London zu befreien. Anschließend sollte ein katholischer König eingesetzt werden.
Einer der Mitverschwörer schrieb einen Warnbrief an den katholischen Lord Monteagle, der bei ihm am 26. Oktober einging. Monteagle wurde geraten, sich von der Parlamentseröffnung fernzuhalten. Statt diesen Brief geheim zu halten, reichte ihn Monteagle an die Behörden, geleitet von Robert Cecil, verantwortlich für die Staatssicherheit sowie Gründer und Leiter des hoch effizienten Nachrichtendienstes, weiter. Die Verschwörer bekamen Kenntnis von dem Warnbrief, ließen sich jedoch nicht von ihrem Vorhaben abbringen, nachdem Fawkes versichert hatte, dass der Sprengstoff nicht angerührt worden sei.
Guy Fawkes und der eingelagerte Sprengstoff wurden dann vom Friedensrichter Thomas Knyvet am Morgen des 5. November bei einer Inspektion der Keller unter dem Parlament entdeckt. Unter Folter bekannte der in den Tower gebrachte Fawkes sein geplantes Verbrechen und nannte auch seine Mitverschwörer, die am 30. Januar 1606 durch Hängen, Ausweiden und Vierteilen hingerichtet wurden. Einen Tag später sollte auch Guy Fawkes hingerichtet werden. Er verkürzte die Strafe, indem er kurz vor dem Hochziehen mit der Schlinge um den Hals vom Galgenpodest sprang und sich das Genick brach.
Nachwirkung
„Bonfire Night“
Im Vereinigten Königreich wird die Vereitelung des Attentats jedes Jahr am 5. November unter dem Namen „Bonfire Night“ gefeiert. Dabei finden in vielen Orten Straßenumzüge oder ein Fackelzug statt, bei dem eine Guy-Fawkes-Puppe verbrannt wird und Feuerwerke entzündet werden. Scherzhaft sagt man in Großbritannien, dass Guy Fawkes der einzige Mann sei, der je mit ehrlichen Absichten in das Parlament ging.
Parlamentseröffnung
Die jährliche Parlamentseröffnung beginnt bis heute traditionell mit der Inspektion der Kellergewölbe unterhalb des House of Lords durch die Yeomen of the Guard.
Literatur und Protestkultur
Ein in mehreren Variationen bekannter Kinderreim, eigentlich die ersten beiden Verse der ersten Strophe eines Liedes, ruft das Ereignis in Erinnerung:
“Remember, remember
the Fifth of November
Gunpowder, treason and plot;
I see no reason
why gunpowder treason
Should ever be forgot.”
„Erinnert euch, erinnert euch
an den fünften November
Schießpulver, Verrat und Verschwörung;
Ich sehe keinen Grund
wieso der Schießpulver-Verrat
jemals vergessen werden sollte.“
Guy Fawkes wurde auch 2005 noch in der Liste der „100 wichtigsten Briten“ auf Platz 30 geführt und ist auch in der Popkultur lebendig geblieben: Der britische Autor Alan Moore und der Zeichner David Lloyd griffen die Figur literarisch wieder auf, indem sie den Protagonisten ihrer erfolgreichen dystopischen Graphic Novel V wie Vendetta (1982, verfilmt 2005) als Guy Fawkes verkleidet agieren ließen.
Die von Lloyd entworfene Guy-Fawkes-Maske wurde zuerst 2007 von den Anhängern des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Ron Paul getragen und in die Öffentlichkeit gebracht. Später wurde die Maske auch ein Symbol des Internetkollektivs Anonymous und der Occupy-Wall-Street-Bewegung.[2][3]
Auch Ken Follett nutzte die Verschwörung einschließlich der Festnahme Guy Fawkes durch Edmund Doubleday für seinen historischen Geheimdienstroman Das Fundament der Ewigkeit.
Literatur
- James Sharpe: Remember, remember, the fifth of November. Guy Fawkes and the gunpowder plot. Profile Books, London 2005, ISBN 1-86197-727-1.
Weblinks
- Kurzbiographie zu Guy Fawkes (spartacus-educational.com; englisch)
- Ronald D. Gerste: Im Namen der Rechtgläubigen Terror in London. Wie eine Gruppe fanatischer Katholiken vor 400 Jahren versuchte, das Parlament samt König in die Luft zu sprengen. In: Die Zeit. Nr. 45, 3. November 2005, S. 90 (zeit.de).
- Hans Conrad Zander: ZeitZeichen: 31. Januar 1606 – Der Todestag des englischen Verschwörers Guy Fawkes. WDR ZeitZeichen vom 31. Januar 2021
Einzelnachweise
- Digitalisat bei Google Books, abgerufen am 10. November 2016
- Matthias Heine: www.welt.de: Guy Fawkes – Warum Demonstranten eine Offiziersmaske tragen; Artikel in Die Welt vom 23. Juni 2011; abgerufen am 20. Oktober 2011
- Konrad Lischka: Grinsemaske ohne Botschaft. In: Spiegel Online vom 5. November 2011