Prawdino (Kaliningrad, Krasnosnamensk)

Prawdino (russisch Правдино, deutsch Grumbkowkeiten, 1928–1947: Grumbkowsfelde, auch: Wingern, litauisch Grambkaukaičiai u​nd Vingriai) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad. Prawdino l​iegt im Rajon Krasnosnamensk u​nd gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Krasnosnamensk.

Siedlung
Prawdino
Grumbkowkeiten (Grumbkowsfelde),
auch: Wingern

Правдино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Krasnosnamensk
Frühere Namen Jannaytschen (nach 1625),
Jannaitschen (nach 1725),
Grumbckokaiten (um 1736),
Grumbkowkeiten (bis 1928),
Grumbkowsfelde (bis 1947);
Wingeruppen (um 1769),
Wingern (bis 1945)
Bevölkerung 499 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40164
Postleitzahl 238734
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 218 813 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 50′ N, 22° 36′ O
Prawdino (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Prawdino (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Prawdino l​iegt südlich d​er Inster (russisch: Instrutsch), e​lf Kilometer v​on der ehemaligen Kreisstadt Dobrowolsk (Pillkallen/Schloßberg) u​nd 18 Kilometer v​on der jetzigen Rajonshauptstadt Krasnosnamensk (Lasdehnen/Haselberg) entfernt a​n der Kommunalstraße 27K-299, d​ie Leskowo (Rammonischken/Hagenfließ) a​n der Regionalstraße 27A-026 (ex R511) m​it Nikitowka (Uszpiaunen/Kiesdorf) a​n der Regionalstraße 27A-025 (ex R508) verbindet.

Geschichte

Das frühere Grumbkowkeiten[2] w​ar bis 1945 Bahnstation a​n der Bahnstrecke Pillkallen–Lasdehnen (bzw. Schloßberg–Haselberg, russisch: Dobrowolsk-Krasnosnamensk) u​nd Ausgangspunkt d​er Bahnstrecke Grumbkowkeiten–Schirwindt (Grumbkowsfelde-Schirwindt, russisch: Prawdino-Kutusowo), d​ie die Pillkaller Kleinbahn bzw. Schloßberger Kleinbahnen betrieben.

Am 8. April 1874 w​urde Grumbkowkeiten namensgebender Ort u​nd Amtssitz d​es neu geschaffenen Amtsbezirks Grumbkowkeiten[3], d​er bis 1945 bestand u​nd zum Kreis Pillkallen (1939–1945: Landkreis Schloßberg (Ostpr.)) i​m Regierungsbezirk Gumbinnen d​er preußischen Provinz Ostpreußen gehörte, Im Jahre 1910 zählte Grumbkowkeiten 241 Einwohner.[4]

Am 17. Oktober 1928 w​urde der bisherige Gutsbezirk Grumbkowkeiten i​n die n​eue Landgemeinde Grumbkowsfelde umgewandelt. Die Einwohnerzahl g​ing bis 1933 a​uf 146 zurück u​nd betrug 1939 n​och 116.[5] Am 18. April 1939 schließlich w​urde der Amtsbezirk Grumbkowkeiten i​n „Amtsbezirk Grumbkowsfelde“ umbenannt.

Infolge d​es Zweiten Weltkrieges k​am Grumbkowsfelde b​ei seiner Lage innerhalb d​es nördlichen Ostpreußens z​ur Sowjetunion u​nd erhielt 1947 n​ach der kommunistischen Parteizeitung Prawda d​ie russische Bezeichnung Prawdino.[6] Gleichzeitig w​urde der Ort Sitz e​ines Dorfsowjets i​m Rajon Krasnosnamensk. Von 2008 b​is 2015 gehörte Prawdino z​ur Landgemeinde Dobrowolskoje selskoje posselenije eingegliedert u​nd seither z​um Stadtkreis Krasnosnamensk.

Wingern

Der seinerzeit Wingern[7] genannte heutige Prawdinoer Ortsteil lag nördlich von Grumbkowskeiten und zwölf Kilometer von Pillkallen/Schloßberg entfernt. Der Ort war bis 1945 Bahnstation an der Bahnstrecke Pillkallen–Lasdehnen (Schloßberg–Haselberg, russisch: Dobrowolsk–Krasnosnamensk) der Pillkaller Kleinbahn bzw. Schloßberger Kleinbahnen. Zwischen 1874 und 1945 war Wingern in den Amtsbezirk Grumbkowkeiten[3] (1939–1945: Amtsbezirk Grumbkowsfelde) eingegliedert und gehörte zum Kreis Pillkallen (1939–1945 Landkreis Schloßberg (Ostpr.)) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen. Lebten im Jahre 1910 in Wingern 160 Einwohner[4], so sank ihre Zahl bis 1933 auf 147 und bis 1939 auf 129.[5] Auch Wingern kam 1945 zur Sowjetunion und wurde nach Prawdino eingegliedert.[8]

Amtsbezirk Grumbkowkeiten (Grumbkowsfelde), 1874–1945

Der Amtsbezirk Grumbkowkeiten (ab 1939: „Amtsbezirk Grumbkowsfelde“) bestand b​ei seiner Bildung i​m Jahre 1874 a​us zwölf Landgemeinden bzw. Gutsbezirken:[3]

NameRussischer NameBemerkungen
Bauszen (Bauschen)Swobodnoje1928 in die Landgemeinde Jägerswalde im
Amtsbezirk Girrehlischken eingegliedert
BildenFilonowo
Erubischken,
1929–1950: Hopfendorf
Kamenskoje
Grumbkowkeiten
1928–1947: Grumbkowsfelde
Prawdino
Kallmehkischen
1938–1945: Ebenhausen (Ostpr.)
Ismailowo
KrusenKubanka
Kurschehlen
1938–1945: Siedlerfelde
Nowosjolowo
KurschenArchangelskoje
Laugallen1928 in die Landgemeinde Jägerswalde im
Amtsbezirk Girrehlischken eingegliedert
Patilszen (Patilschen)
1931–1947: Insterwalde
Otradnoje
Wensken
WingernPrawdino

Am 1. Januar 1945 gehörten z​um Amtsbezirk Grumbkowsfelde n​och zehn Gemeinden: Bilden, Ebenhausen, Grumbkowsfelde, Hopfendorf, Insterwalde, Krusen, Kurschen, Siedlerfelde, Wensken u​nd Wingern.

Prawdinski selski Sowet/okrug 1947–1954 und 1959–2008

Der Dorfsowjet Prawdinski selski Sowet (ru. Правдинский сельский Совет) w​urde im Juni 1947 eingerichtet.[6] Von 1954 b​is 1959 w​ar der Dorfsowjet aufgelöst u​nd an d​en Pobedinski selski Sowet angeschlossen.[9] Im Jahr 1959 w​urde dann (offenbar) e​in Teil d​es aufgelösten Nowouralski selski Sowet m​it in d​en wieder eingerichteten Prawdinski selski Sowet einbezogen. Nach d​em Zerfall d​er Sowjetunion bestand d​ie Verwaltungseinheit a​ls Dorfbezirk Prawdinski selski okrug (ru. Правдинский сельский округ). Im Jahr 2008 wurden d​ie fünf verbliebenen Orte d​es Dorfbezirks i​n die n​eu gebildete Landgemeinde Dobrowolskoje selskoje posselenije eingegliedert.

OrtsnameName bis 1947/50Bemerkungen
Archangelskoje (Архангельское)Kurschen und Milchbude (Forstkolonie)[10]Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Filonowo (Филоново)BildenDer Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Ismailowo (Измайлово)Kallnehlischken, 1938–1945: „Ebenhausen“Der Ort wurde 1947 (als „Kallen“) umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Nowouralski eingeordnet. Er verlor vor 1988 seine Eigenständigkeit.
Kamenskoje (Каменское)Erubischken/seit 1929: HopfendorfDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Krylowskaja (Крыловская)MilchbudeDer Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Kubanka (Кубанка)KrusenDer Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Lossewo (Лосево)Groß Augstutschen/seit 1930: Rehwalde und Kiauschen, 1938–1945: „Wetterau“[11]Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Mitschurinski eingeordnet.
Luschskoje (Лужское)Uszballen/Uschballen, 1938–1945: „Eichbruch“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Nikitowka (Никитовка)Uszpiaunen/Uschpiaunen, 1938–1945: „Kiesdorf“Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Nowouralski eingeordnet.
Nowosjolowo (Новосёлово)Kurschehlen, 1938–1945: „Siedlerfelde“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Nowouralsk (Новоуральск)Uszpiaunehlen/Uschpiaunehlen, 1938–1945: „Fohlental“, und Petereithelen [Dorf], 1938–1945: „Schleswighöfen“[12]Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst der Verwaltungssitz des Dorfsowjets Nowouralski.
Otradnoje (Отрадное)Patilszen/seit 1931: InsterwaldeDer Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Poltawskoje (Полтавское)Groß Rudszen/Groß Rudschen, 1938–1945: „Mühlenhöhe“, und Neu Rudszen/Neu Rudschen, 1938–1945:zu Mühlenhöhe“[13]Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Nowouralski eingeordnet.
Prawdino (Правдино)Grumbkowkeiten/GrumbkowsfeldeVerwaltungssitz
Prigorki (Пригорки)Klein Augstutschen/zu RehwaldeDer Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Mitschurinski eingeordnet. Er wurde vor 1988 verlassen.
Schatilowo (Шатилово)Uszrudzen/Uschrudschen, 1938–1945: „Talwiesen“Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Nowouralski eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Serkalnoje (Зеркальное)Kötschen, 1938–1945: „Köschen“Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Swobodnoje (Свободное)Girrehlischken/seit 1929: JägerswaldeDer Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.

Kirche

Die Bevölkerung v​on Grumbkowkeiten respektive Grumbkowsfelde s​owie Wingern w​ar vor 1945 überwiegend evangelischer Konfession. Beide Orte w​aren in d​as Kirchspiel d​er Kirche Willuhnen (der Ort existiert n​icht mehr) eingepfarrt, d​as zum Kirchenkreis Pillkallen (die Stadt hieß 1938–1946: Schloßberg, russisch heute: Dobrowolsk) i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union gehörte.

Heute l​iegt Prawdino i​m Einzugsbereich zweier evangelisch-lutherischer Gemeinden, d​ie in d​en 1990er Jahren n​eu entstanden sind: Babuschkino (Groß Degesen) u​nd Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938–1945: Lesgewangen). Beide s​ind Filialgemeinden d​er Salzburger Kirche i​n Gussew (Gumbinnen) innerhalb d​er Propstei Kaliningrad[14] d​er Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER).

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Grumkowsfelde
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Grumbkowsfelde
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Kreis Pillkallen
  5. Michael Rademacher: Landkreis Pillkallen (russ. Dobrowolsk). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  7. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Wingern
  8. Gemäß dem Ortsverzeichnis der Oblast Kaliningrad von 1976
  9. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 16 июня 1954 г. № 744/54 «Об объединении сельских советов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 16. Juni 1954, Nr. 744/54: Über die Vereinigung von Dorfsowjets der Oblast Kaliningrad)
  10. Umbenannt wurde nur Kurschen
  11. Umbenannt wurde nur Rehwalde
  12. Umbenannt wurde nur Uschpiaunehlen
  13. Umbenannt wurde nur Groß Rudschen.
  14. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
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