Poltawskoje (Kaliningrad, Krasnosnamensk)
Poltawskoje (russisch Полтавское, deutsch Groß Rudszen und Neu Rudszen, 1936 bis 1938 Groß Rudschen und Neu Rudszen, 1938 bis 1945 Mühlenhöhe, litauisch Didieji Rudžiai, auch: Naujieji Rudžiai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Krasnosnamensk im Rajon Krasnosnamensk. Die Ortsstelle Neu Rudszen ist verlassen.
Siedlung
Poltawskoje
Groß Rudszen (Mühlenhöhe) mit Neu Rudszen Полтавское
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Geographische Lage
Poltawskoje liegt sieben Kilometer nördlich der einstigen Kreisstadt Dobrowolsk (Pillkallen/Schloßberg) und zwölf Kilometer südlich der jetzigen Rajonshauptstadt Krasnosnamensk (Lasdehnen/Haselberg) an der Regionalstraße 27A-025 (ex R508). Eine Bahnanbindung besteht nicht.
Geschichte
Groß Rudszen/Mühlenhöhe
Bei dem 1556 gegründeten Budwetha an der Ragup genannten Ort,[2] handelte es sich vor 1945 um ein kleines Dorf. Am 8. April 1874 wurde es zum Amtsdorf erhoben und war namensgebend für einen neuen Amtsbezirk[3] der – zwischen 1936 und 1939 „Amtsbezirk Groß Rudschen“ und 1939 bis 1945 „Amtsbezirk Mühlenhöhe“ genannt – bis 1945 bestand und zum Kreis Pillkallen (1939 bis 1945 „Landkreis Schloßberg (Ostpr.)“) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.
In Groß Rudszen lebten im Jahre 1910 345 Einwohner.[4] Ihre Zahl stieg bis 1933 leicht auf 360 und betrug 1939 noch 349.[5]
Am 17. September 1936 änderte man die Schreibweise des Ortsnamens von Groß Rudszen in „Groß Rudschen“, und aus politisch-ideologischen Gründen der Abwehr fremdländischer Ortsnamen wurde das Dorf am 3. Juni – offiziell bestätigt am 16. Juli – des Jahres 1938 in „Mühlenhöhe“ umbenannt. In Kriegsfolge kam der Ort 1945 mit dem ganzen nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion.
Amtsbezirk Groß Rudszen/Mühlenhöhe (1874–1945)
Zwischen 1874 und 1945 gehörten zum Amtsbezirk Groß Rudszen (Groß Rudschen bzw. Mühlenhöhe) anfangs elf Gemeinden, am Ende noch neun[3]:
Name | Änderungsname 1938 bis 1946 | Russischer Name | Bemerkungen |
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Groß Rudszen 1936–38: Groß Rudschen | Mühlenhöhe | Poltawskoje | |
Neu Rudszen | ab 1936: Neu Rudschen | Poltawskoje | 1938 nach Groß Rudschen eingemeindet |
Petereithelen | Schleswighöfen | Lukaschowka | |
Scharkabude | Friedfelde (Ostpr.) | ||
Schwarpeln, Landgmde. | Schwarpen | ||
Schwarpeln, Gut | 1928 in die Landgemeinde Schwarpeln eingegliedert | ||
Treczaken | ab 1936: Treufelde | ||
Uszballen, Ksp. Pillkallen 1936–38: Uschballen | Eichbruch | Luschskoje | |
Uszpiaunehlen 1936–38: Uschpiaunehlen | Fohlental | Nowouralsk | |
Uszrudszen 1936–38: Uschrudschen | Talwiesen | Schatilowo | |
Wiltauten | Schatzhagen |
Am 1. Januar 1945 bestand der Amtsbezirk aus den Gemeinden: Eichbruch, Fohlental, Friedfelde, Mühlenhöhe, Schatzhagen, Schleswighöfen, Schwarpen, Talwiesen und Treufelde.
Neu Rudszen/Neu Rudschen
Nur etwa einen Kilometer nördlich von Groß Rudszen liegt der ehemalige Poltawskojer Ortsteil Neu Rudszen.[6] Im Jahre 1766 wurde der Ort gegründet, der vor 1945 lediglich aus ein paar kleinen Gehöften bestand. 1874 wurde Neu Rudszen in den Amtsbezirk Groß Rudszen[3] (1936 bis 1939 „Amtsbezirk Groß Rudschen“, 1939 bis 1945 „Amtsbezirk Mühlenhöhe“) eingegliedert und war somit Teil des Kreises Pillkallen (1939 bis 1945 „Landkreis Schloßberg (Ostpr.)“) der preußischen Provinz Ostpreußen.
73 Einwohner waren 1910 in Neu Rudszen gemeldet[4], 1925 waren es noch 58.[5] Am 17. September 1936 änderte sich die Namensschreibweise in „Neu Rudschen“. Am 1. April 1938 schließlich wurde das Dorf nach Groß Rudschen eingemeindet. Mit der neuen Muttergemeinde kam das Dorf 1945 zur Sowjetunion.
Poltawskoje
Groß Rudszen wurde 1947 in „Poltawskoje“ umbenannt und gleichzeitig in den neu gebildeten Dorfsowjet Nowouralski selski Sowet im Rajon Krasnosnamensk eingegliedert.[7] Später gelangte der Ort in den Prawdinski selski Sowet. Gemäß dem Ortsverzeichnis der Oblast Kaliningrad von 1976 wurde auch die Ortsstelle Neu Rudszen zu Poltawskoje gezählt. Von 2008 bis 2015 gehörte Poltawskoje zur Landgemeinde Dobrowolskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Krasnosnamensk.
Kirche
Die Bevölkerung Groß und Neu Rudszens bzw. Mühlenhöhes war vor 1945 fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Die Dörfer waren in das Kirchspiel der Kirche Pillkallen eingepfarrt, die zum Kirchenkreis Pillkallen (Schloßberg) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Heute liegt Poltawskoje im Einzugsbereich der neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Babuschkino (Groß Degegesen) in der Propstei Kaliningrad[8] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.
Einzelnachweise
- Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Mühlenhöhe
- Rolf Jehke, Amtsbezirk Groß Rudszen/Groß Rudschen/Mühlenhöhe
- Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Pillkallen
- Michael Rademacher: Landkreis Pillkallen (russ. Dobrowolsk). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Neu Rudschen
- Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR vom 17. November 1947: Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad)
- Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.