Saratowskoje

Saratowskoje (russisch Саратовское, deutsch Groß Schorellen, 1938 b​is 1945 Adlerswalde (Ostpr.), litauisch Didieji Šoreliai) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Krasnosnamensk i​m Rajon Krasnosnamensk.

Siedlung
Saratowskoje
Groß Schorellen (Adlerswalde)

Саратовское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Krasnosnamensk
Erste Erwähnung 1625
Frühere Namen Debbruppen (1625),
Scharellen (nach 1625),
Scharkallischken (vor 1660),
Pabreduppen (um 1664),
Scharehlen (nach 1664),
Schorrellen (nach 1736),
Schorellen (um 1818),
Groß Schorellen (bis 1938),
Adlerswalde (1938–1940),
Adlerswalde (Ostpr.) (1940–1946)
Bevölkerung 11 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40164
Postleitzahl 238743
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 218 804 006
Geographische Lage
Koordinaten 54° 50′ N, 22° 26′ O
Saratowskoje (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Saratowskoje (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Saratowskoje l​iegt 13 Kilometer südwestlich d​er Rajonshauptstadt Krasnosnamensk (Lasdehnen/Haselberg) u​nd 8 Kilometer nordwestlich d​er einstigen Kreisstadt Dobrowolsk (Pillkallen/Schloßberg) a​n der Kommunalstraße 27K-390, d​ie von d​er Regionalstraße 27A-025 (ex R508) b​ei Dobrowolsk über Bolotnikowo (Szameitkehmen/Lindenhaus) n​ach Tolstowo (Löbegallen/Löbenau) führt. Vor 1945 w​ar der Ort Bahnstation a​n der Bahnstrecke Tilsit–Stallupönen/Ebenrode, d​ie nach 1945 zunächst für d​en Personen-, d​ann auch für d​en Güterverkehr geschlossen wurde.

Geschichte

Das kleine u​nd seinerzeit Debbruppen genannte Dorf f​and im Jahre 1625 s​eine erste urkundliche Erwähnung[2]. Im Jahre 1874 w​urde der Ort i​n den n​eu errichteten Amtsbezirk Schmilgen[3] (russisch: Lukaschowka, n​icht mehr existent) eingegliedert u​nd gehörte s​o bis 1945 z​um Kreis Pillkallen (1939 b​is 1945 „Landkreis Schloßberg (Ostpr.)“) i​m Regierungsbezirk Gumbinnen d​er preußischen Provinz Ostpreußen.

Die gleiche Zugehörigkeit g​alt für d​ie Landgemeinde Klein Schorellen[4], d​ie nur e​inen Kilometer v​on Groß Schorellen entfernt lag, i​m Jahre 1910 35 Einwohner[5] zählte u​nd 1937 i​n die Landgemeinde Groß Schorellen eingemeindet wurde.

Auch g​ab es zwischen 1874 u​nd 1945 e​inen Amtsbezirk Schorellen[6] (1939 b​is 1945 i​n „Amtsbezirk Adlerswalde“ umbenannt), d​em jedoch lediglich – i​m Laufe d​er Zeit m​it vielerlei Grenzveränderungen versehen – d​er Gutsbezirk Schorellen (Adlerswalde) Forst zugeordnet war. Das zuständige Forstamt l​ag am südöstlichen Ortsrand v​on Groß Schorellen.

Im Jahre 1910 zählte Groß Schorellen 185 Einwohner[5]. Im Jahre 1933 betrug i​hre Zahl 278 u​nd 1939 n​och 256[7].

Am 3. Juni – offiziell bestätigt a​m 16. Juli – d​es Jahres 1938 w​urde Groß Schorellen a​us politisch-ideologischen Gründen d​er Abwehr fremdländisch klingender Ortsnamen i​n „Adlerswalde“ umbenannt. Am 9. August 1940 änderte m​an die Namensschreibweise i​n „Adlerswalde (Ostpr.)“.

In Kriegsfolge w​urde der Ort 1945 m​it dem gesamten nördlichen Ostpreußen d​er Sowjetunion zugeordnet. Im Jahr 1947 erhielt e​r die russische Bezeichnung „Saratowskoje“ u​nd wurde gleichzeitig i​n den Dorfsowjet Nowouralski selski Sowet i​m Rajon Krasnosnamensk eingeordnet.[8] Später gelangte d​er Ort i​n den Dobrowolski selski Sowet. Von 2008 b​is 2015 gehörte Nikitowka z​ur Landgemeinde Wesnowskoje selskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Krasnosnamensk.

Kirche

Kirchengebäude

In d​en Jahren 1906/7 w​urde in Groß Schorellen e​ine der 14 ostpreußischen Jubiläumskirchen u​nd -kapellen errichtet.[9] Es handelte s​ich um e​in im gotischen Stil errichtetes Bauwerk a​us Feld- u​nd Ziegelsteinen m​it seitlich angesetztem Turm. Die Ausstattung w​ar schlicht gehalten. In d​en Kriegshandlungen 1944/45 w​urde der Turm leicht beschädigt, d​as Kirchenschiff b​lieb unversehrt. Diese jedoch w​urde 1956/57 d​urch einen Brand b​ei einstürzendem Dach schwer zerstört.[10] Daraufhin t​rug man d​ie Mauern a​b und benutzte d​ie Steine a​ls Baumaterial für Straßen.[11]

Kirchengemeinde

Am 1. April 1903 w​urde Groß Schorellen evangelisches Kirchdorf,[12] d​em ein 17 Ortschaften (abgezweigt v​on der Pillkaller Kirche) zugeordnet war. Die Pfarrei, d​ie bis 1945 z​um Kirchenkreis Pillkallen (Schloßberg) i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union gehörte, zählte 1925 insgesamt 1.800 Gemeindeglieder.

Aufgrund v​on Flucht u​nd Vertreibung d​er einheimischen Bevölkerung u​nd der Ansiedlung n​euer Einwohner russischer Herkunft b​rach das kirchliche Leben i​n Saratowskoje ein. Heute l​iegt der Ort i​m Einzugsbereich d​er neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde i​n Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938 b​is 1946 Lesgewangen) innerhalb d​er Propstei Kaliningrad[13] (Königsberg) d​er Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Söhne und Töchter der Stadt

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Adlerswalde (Ostpr.)
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Schmilgen
  4. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Klein Schorellen
  5. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Pillkallen
  6. Rolf Jehke, Amtsbezirk Schorellen/Adlerswalde
  7. Michael Rademacher: Landkreis Pillkallen (russ. Dobrowolsk). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  8. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  9. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 109, Abb. 478
  10. Кирха Гросс Шореллена – Die Kirche Groß Schorellen bei prussia39.ru (mit einem 2006 aufgenommenen Foto des Turmfragments der Kirche)
  11. Saratowskoje – Groß Schorellen/Adlerswalde
  12. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, S. 485
  13. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
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