Großer Preis von Pescara
Der Große Preis von Pescara (1925–1939 Coppa Acerbo; 1947–1951, 1957 Circuito di Pescara; 1952–1953 12 Ore di Pescara; 1961 4 Ore di Pescara) war ein Rennen für Automobile. Austragungsort war ausnahmslos der Circuito di Pescara, ein fast 26 Kilometer langer nicht-permanenter Straßenkurs an der italienischen Adriaküste. 1957 war das Rennen Teil der Fahrerweltmeisterschaft.
Circuito di Pescara | |
Streckendaten | |
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Hauptsponsor: | keinen |
im Rennkalender: | 1957 |
Streckenlänge: | 25,838 km |
Rennlänge: | km in Runden |
Rekorde | |
Die meisten Siege: | Giuseppe Campari (3) |
Die meisten Poles: | Juan Manuel Fangio (2) |
Geschichte
Die Veranstaltung wurde nach Tito Acerbo benannt, dem Bruder des faschistischen Politikers Giacomo Acerbo. Nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg und dem daraus resultierenden Niedergang des Faschismus wurde das Rennen in Circuito di Pescara, später in Gran Premio di Pescara umbenannt.
Das erste Rennen fand am 13. Juli 1924 als Formelfreies Rennen statt. Der damals noch weitgehend unbekannte Enzo Ferrari konnte im Alfa Romeo RL das Rennen für sich entscheiden. Bis 1938 wurde das Rennen formelfrei ausgetragen und war in dieser Zeit nie Teil der Grand-Prix-Europameisterschaft, galt aber unter den Fahrern als wichtiges Prestigerennen. Die Anfangsjahre dominierten die Fahrer von Alfa Romeo; sieben von neun Rennen konnte ein Fahrer des Mailänder Herstellers gewinnen. 1934 begann die Dominanz der deutschen Marken Mercedes-Benz und Auto Union. Erst 1939 konnte wieder Alfa Romeo das Rennen gewinnen, dieses wurde allerdings nicht in der formelfreien, sondern der 1,5-Liter-Voiturette-Klasse ausgetragen. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach folgte eine Zwangspause bis einschließlich 1946.
Nach dem Krieg wurde das Rennen in Großer Preis von Pescara (Gran Premio di Pescara) umbenannt, die Rennstrecke war von nun an als Circuito di Pescara bekannt. Zunächst wurde das Rennen für Sportwagen ausgetragen, mit Einführung der Fahrerweltmeisterschaft im Jahre 1950 und 1951 wurde der Grand Prix dann unter Formel-1-Regeln ausgetragen – allerdings zunächst nicht als WM-Lauf. Auch 1952, 1953 und 1956 waren wieder Sportwagen am Start. 1954 wurde das Rennen im Reglement der Formel 2 abgehalten.
Formel 1
Nachdem die Junirennen, die Großen Preise von Belgien und der Niederlande, wegen finanzieller Probleme abgesagt worden waren, nahm die FIA kurzfristig ausnahmsweise den „Großen Preis von Pescara“ in den Formel-1-Weltmeisterschaftskalender 1957 auf.
Da die Weltmeisterschaft bereits für den viermal siegreichen Maserati-Fahrer Juan Manuel Fangio entschieden war, die italienische Justiz gegen Ferrari aufgrund der im Mai 1957 beim Mille-Miglia-Straßenrennen durch einen Ferrari-Unfall getöteten elf Personen ermittelte, und wegen der auf Landstraßen eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten, lehnte Ferrari eine offizielle Teilnahme bei diesem Straßenrennen ab. Nur Luigi Musso, in der Punktetabelle Zweitplatzierter, nahm als Privatfahrer mit einem Ferrari teil. Die Veranstaltung zog trotzdem über 200.000 Zuschauer an. Musso war Dritter im Training und ging schnell in Führung, musste aber aufgrund der hohen Temperaturen mit Ölverlust aufgeben, so dass Vanwall-Fahrer Stirling Moss mit komfortablem Vorsprung nach 2:59:22,7 Stunden gewinnen konnte. Von 16 Teilnehmern kamen nur sieben ins Ziel. Noch in der Startphase gab es einen Unfall, als der Privatier Horace Gould einen Mechaniker anfuhr, der nicht schnell genug aus der Startaufstellung verschwunden war.
Nur drei Wochen später fand der italienische Gran Premio wie üblich in Monza statt, wodurch zum ersten Mal zwei zur Formel-1-Weltmeisterschaft zählende Rennen in einem Land ausgetragen wurden.
Das Ende
Anfang der 1960er Jahre wurde der Sicherheitsaspekt im Rennsport immer größer und die Strecke für den Motorsport aufgegeben. Das letzte Rennen das in Pescara gefahren wurde, war ein 4-Stunden-Rennen im Jahre 1961, welches zur Sportwagen-Weltmeisterschaft zählte und von Lorenzo Bandini und Giorgio Scarlatti gewonnen wurde.
Tödliche Unfälle
In der Geschichte des Grand Prix kam es zu acht Todesfällen. Das erste Opfer war 1934 der Algerier Guy Moll, der beim Überrunden von Ernst Jakob Henne mit diesem kollidierte und in die Streckenbegrenzung einschlug[1]. 1937 kam es zum schwersten Unfall der Rennhistorie, bei dem Pasquale Ermini nach einem Überholversuch gegen Luciano Uboldi die Kontrolle über seinen Wagen verlor und in eine Zuschauergruppe raste. Vier Zuschauer wurden getötet, Ermini selbst wurde schwer verletzt[2]. Beim Grand Prix 1939 starb zunächst Giordano Aldrighetti im Training, der nach einem Unfall im Cockpit seines Wagens verbrannte[3], im Rennen kam Catullo Lami nach einem Überschlag ums Leben. Der letzte Unfall mit Todesfolge ereignete sich 1961. Franco Bernabei überfuhr zwei Zuschauerinnen, von denen eine wenig später im Krankenhaus verstarb[4].
Ergebnisse
Legende | ||
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Abkürzung | Klasse | Kommentar |
F1 | Formel 1 | Formel-1-Weltmeisterschaft ab 1950 |
F2 | Formel 2 | |
FL | Formula libre | Fahrzeugklasse in der Regel vom Veranstalter ausgeschrieben |
SW | Sportwagen | |
TW | Tourenwagen | |
GP | Grand-Prix-Fahrzeuge | |
↓ Durchgehende graue Linien zeigen an, wann in der Geschichte auf einem neuen Kurs gefahren wurde. ↓ | ||
Einträge mit hellrotem Hintergrund waren keine Läufe zur Automobil- bzw. Formel-1-Weltmeisterschaft. | ||
Einträge mit gelbem Hintergrund waren Läufe zur Europameisterschaft. |
Literatur
- Richard Williams The Last Road Race, Phoenix 2013