1er régiment de chevau-légers lanciers polonais

Das 1er régiment d​e chevau-légers lanciers polonais (polnisch 1 Pułk Szwoleżerów-Lansjerów Gwardii Cesarskiej) w​ar eine Einheit d​er leichten Kavallerie d​er Garde impériale. Aufgestellt 1807 a​uf Anordnung v​on Kaiser Napoléon Ier, diente d​as Regiment i​n der Grande Armée b​is zum Ende d​es Kaiserreichs 1815. Mit e​iner Personalstärke v​on 1000 Reitern u​nd 32 Angehörigen d​es Stabes w​ar es d​as vierte Kavallerieregiment, d​as in d​ie Kaiserliche Garde eingestellt wurde.

1er régiment d​e chevau-légers lanciers polonais d​e la Garde impériale



Auf dem Weg zur Parade
Aktiv 6. April 1807 bis 1. Oktober 1815
Staat Kaiserreich Frankreich
Streitkräfte Napoleonische Armee
Truppengattung Garde
Typ Leichte Kavallerie
Stärke 970–1700
Unterstellung Garde impériale
Standort Chantilly
Spitzname „Lanciers polonais“
Marsch Marsz trębaczy (Trompetenmarsch)
Kommandeur
Kommandeur Letzter: Paweł Jerzmanowski (1815)
Wichtige
Kommandeure

Wincenty Krasiński (1807–1814)

Anerkennenswerte Verdienste konnte s​ich die Einheit i​m Spanischen Unabhängigkeitskrieg erwerben, a​ls in d​er Schlacht b​ei Somosierra e​ine einzelne Escadron d​er Chevau-légers e​ine gut verschanzte spanische Artilleriestellung m​it vier Batterien erobern konnte, obwohl s​ie stark geschützt w​ar und s​ich mehrere tausend Spanier i​n unmittelbarer Umgebung befanden. Nach dieser bemerkenswerten Aktion w​urde das Regiment i​n die Alte Garde aufgenommen. Im Jahre 1809 w​ar es d​as erste Kavallerieregiment d​er Garde, d​as mit d​er Lanze ausgerüstet wurde, w​as zur Zusatzbezeichnung „Lanciers polonais“ führte. Mit d​en holländischen Lanciers rouges d​e la Garde impériale bildeten s​ie eine Brigade.

Das Regiment konnte s​ich im Russlandfeldzug 1812 auszeichnen, w​o es v​on den Kosaken gefürchtet w​urde und i​m Gefecht b​ei Gorodina Napoléon u​nd seinen Stab v​or einem feindlichen Angriff schützen konnte. Nur 437 Reiter w​aren nach d​em Rückzug a​us Russland u​nd den Feldzügen i​n Deutschland 1813 u​nd in Frankreich 1814 n​och übrig. Nach d​er Abdankung Napoléons kehrte f​ast das gesamte Korps n​ach Polen zurück. Lediglich e​ine Escadron u​nter dem Kommando v​on Paweł Jerzmanowski begleitete Napoléon a​uf die Insel Elba u​nd attackierte während d​er Herrschaft d​er Hundert Tage d​ann in d​er Schlacht b​ei Waterloo a​n der Spitze d​er „Lanciers rouges“. Mit Datum v​om 1. Oktober 1815 w​urde diese Escadron aufgelöst. Diese letzte ausländische Einheit h​ielt dem Kaiser d​ie Treue b​is zum Ende d​er Epoche.

Organisation

La garde d’honneur polonaise (Polnische Ehrengarde)

Général Jan Henryk Dabrowski, (Gemälde von Juliusz Kossak). Als erster Kommandant und Organisator der Polnischen Legion erreichte er die Ernennung von Wincenty Krasiński zum Colonel der Chevau-légers polonais de la Garde.

Die Aufstellung e​ines polnischen Regiments innerhalb d​er Kaiserlichen Garde gelang e​rst 1807, obwohl d​as Projekt bereits 1804 v​on Wincenty Krasiński angeregt worden war. Er h​atte sich z​u diesem Zeitpunkt i​n Paris befunden, w​o er Kontakt z​u Napoléon aufzunehmen versuchte.[1] Zu diesem Zeitpunkt w​ar Polen v​on fremden Mächten besetzt, e​s waren jedoch bereits Bestrebungen i​m Gange, d​ie Unabhängigkeit wieder z​u erlangen. Viele Exilpolen w​aren in d​ie französische Revolutionsarmee eingetreten.[2]

Man musste jedoch bis 1806 warten, bis die Hoffnungen Polens auf eine Renaissance verwirklicht wurden. Nach der preußischen Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt zog Napoléon in Berlin ein und richtete seine weiteren Aktivitäten gegen die russische Armee unter General Bennigsen, was zu guter Letzt zum Frieden von Tilsit und zur Proklamation des Herzogtums Warschau führte. Auf Initiative von Michał Kleofas Ogiński wurde danach eine Ehrengarde als Eskorte für den Kaiser aufgestellt. Es handelte sich dabei um eine außergewöhnlich ansehnliche Truppe, die aus Angehörigen der vornehmsten polnischen Adelsfamilien gebildet wurde.[3] Der Kaiser bemerkte dazu:

„[…] bieten a​uf Grund i​hrer Erziehung e​ine Garantie für h​ohe Moral.“

Die Gesamtstärke w​urde auf 480 Reiter festgelegt, kommandiert v​on Colonel Krasiński. Ein Teil d​er Truppe begleitete Napoléon a​uf dem nächsten Feldzug u​nd war i​n der Schlacht b​ei Eylau anwesend. Nach d​er Rückkehr gliederte Napoléon d​iese Chevau-légers i​n die Kaiserliche Garde ein.

Aufstellung der Chevau-légers polonais de la Garde

Chevau-léger polonais de la Garde impériale. Gemälde von Jan Chełmiński.

Am 6. April 1807 erließ Napoléon a​uf Schloss Finckenstein e​in Dekret z​ur Aufstellung e​ines Regiments „Chevau-légers polonais d​e la Garde impériale“. Auf Vorschlag v​on Général Dombrowski w​urde der ehemalige Kommandant d​er Polnischen Ehrengarde, Wincenty Krasiński, z​um Regimentskommandanten ernannt. Vorgesehen w​aren nur Angehörige (im Alter zwischen 18 u​nd 40 Jahren) d​er polnischen Adelsfamilien, d​ie als vermögend bezeichnet werden konnten, w​as sich a​ber in d​er Realität n​icht durchführen ließ, weswegen a​uch der niedere bzw. verarmte Adel berücksichtigt werden musste.[4] Ausrüstung u​nd Uniform mussten v​on den Soldaten theoretisch selbst bezahlt werden, a​ber das Schatzamt b​ot einen rückzahlbaren Vorschuss an, d​er mit täglich 25 Centimes v​om Sold einbehalten wurde.[5]

Die Unerfahrenheit d​er neuen Truppe veranlasste d​en Kaiser, s​ie in e​inen schlagkräftigen Verband einzugliedern u​nd somit d​er Kaiserlichen Garde zuzuteilen. Sie erhielten französische Ausbilder u​nd Stabsärzte, ebenso z​wei französische stellvertretende Regimentskommandanten (Colonels e​n second), Antoine Charles Bernard Delaitre, e​in ehemaliger Angehöriger d​er Mamelouks d​e la Garde impériale, u​nd Pierre Dautancourt (auch d’Autancourt) v​on der Gendarmerie d’élite. Dessen Organisationstalent u​nd seine erfolgreichen Ausbildungsmethoden brachten i​hm unter seinen Reitern d​en Spitznamen „Papa“ ein.[6]

Die maximale Mannstärke d​es Regiments sollte theoretisch 1000 Offiziere, Unteroffiziere u​nd Mannschaften betragen, d​azu 32 Stabsangehörige. Die v​ier Escadrons standen u​nter dem Kommando v​on Andrzej Tomasz Łubieński, Jan Leon Kozietulski, Ferdynand Stokowski u​nd Henryk Ignacy Kamieński. Jede Escadron bestand a​us zwei Kompanien z​u je 125 Reitern, kommandiert v​on einem Capitaine.[7] In d​er Praxis verfügte jedoch d​as Regiment n​ur über 968 Reiter.[8] Zusammengestellt w​urde die Einheit i​m Quartier Mirowski[9] i​n Warschau. Am 17. Juni 1807 verließ e​ine erste Abteilung v​on 125 Reitern u​nter dem Kommando v​on Chef d’escadron Łubieński Warschau u​nd ritt n​ach Königsberg (Preußen), w​o sie m​it Beifall empfangen wurde. Nach Abschluss d​er Aufstellung w​urde der Rest d​es Regiments i​m Oktober n​ach Paris kommandiert. Die Polen erhielten a​ls Generaldepot d​ie Grandes écuries[10] v​on Schloss Chantilly zugewiesen.

Die Grandes écuries von Schloss Chantilly

Ein Teil d​er Chevau-légers wurde, zusammen m​it den Grenadiers à cheval, d​en Chasseurs à cheval u​nd den Dragons d​e la Garde, ständiger Teil d​er Leibgarde d​es Kaisers.

Entwicklung

Bei seiner Aufstellung verfügte d​as Regiment über v​ier Escadrons z​u je z​wei Kompanien. Im Jahre 1812 k​am eine fünfte Escadron hinzu, i​m März 1813 e​ine sechste. Die d​rei ersten Escadrons gehörten z​ur Alten Garde, d​ie drei anderen z​ur Jungen Garde. Im Juli 1813 w​urde das Regiment a​uf sieben Escadrons verstärkt, d​a das 3. Regiment d​er ehemaligen Lanciers lituaniens d​e la Garde impériale u​nd die Tartares lituaniens d​e la Garde impériale (Litauische Tartaren d​er Kaiserlichen Garde) eingegliedert wurden. Die d​rei ersten Escadrons blieben b​ei der Alten Garde, d​ie vierte b​is sechste Escadron wechselten z​ur Mittleren Garde u​nd die siebte Escadron w​urde der Jungen Garde zugeteilt. Im August w​urde das Regiment geteilt, d​ie ersten d​rei und e​in Teil d​er vierten Escadron bildeten d​as 1. Regiment, d​ie anderen d​as 2. Regiment. Die Teilung h​atte nicht l​ange Bestand, i​m Dezember w​aren die Ulanen a​uf vier Escadrons zusammengeschrumpft u​nd wurden wieder i​n einem Regiment vereinigt.[11]

Feldzüge

Spanien (1808 bis 1809)

  • Von Madrid bis Burgos

Je nach dem Stand der Organisation wurden die polnischen Abteilungen zunächst nach Chantilly und dann nach Spanien abkommandiert, um dort die französischen Besatzungstruppen zu verstärken. Während des Aufstandes vom 2. Mai 1808 (Dos de Mayo) war eine Abteilung der Chevau-légers in Madrid im Einsatz. Die Kavallerie von Maréchal Murat ritt durch die Straßen und säbelte die Aufständischen nieder (sabrait les insurgés). Dabei hatten sie einige Verluste, Krasiński wurde verwundet.[12] Der Aufstand weitete sich aus und griff auch auf Teile der regulären spanischen Armee über. Daraufhin sammelte der Maréchal Bessières die Divisionen Lasalle, Merle und Mouton sowie Teile der Garde impériale aus der Garnison von Burgos. 91 Chevau-légers wurden abkommandiert. Die Angelegenheit führte am 14. Juli 1808 zur Schlacht bei Medina de Rioseco. Als eine Kompanie Voltigeurs vor den französischen Linien zerschlagen wurde, entschloss sich der Général Lasalle, mit der Gardekavallerie – Dragoner, Gendarmes d’élite und den „Chevau-légers polonais“ – einzugreifen, um die Lage wiederherzustellen. Bei diesem Angriff wurden die spanischen Gardes du corps und das Regiment der königlichen Carabiniers auseinandergetrieben und in die Flucht geschlagen.[13]

„[…] d​ie Escadron v​on Capitaine Radziminski t​rieb allein d​as Regiment d​er Königin-Dragoner auseinander.“[14]

Bei diesem Angriff wurden d​er Chef d’escadron Louis Michel Pac u​nd der Lieutenant Szeptycky verwundet, z​wei Pferde wurden getötet.

Ende Juli trafen a​uch die beiden letzten Escadrons i​n Spanien ein, w​o sie m​it den bereits vorhandenen z​u einem Verband zusammengeschlossen u​nd der Kavalleriedivision v​on Général Lasalle zugeteilt wurden. Von diesem wurden s​ie für Vorpostenaufgaben eingeteilt.

Durch d​ie Kapitulation v​on Général Dupont i​n der Schlacht b​ei Bailén w​ar der Erfolg i​n der Schlacht b​ei Medina d​e Rioseco verspielt worden, Madrid musste v​on den Franzosen aufgegeben werden, d​ie sich hinter d​en Ebro zurückzogen.

Im November 1808 rückte Napoléon a​n der Spitze d​er Grande Armée i​n Spanien ein, u​m den Status q​uo ante wiederherzustellen. Die Chevau-légers v​on Krasiński w​aren bereits v​or Ort u​nd bemächtigten s​ich mit List d​er Stadt Medina d​e Rioseco, d​ie daraufhin König Joseph d​en Treueeid leistete. Gleichzeitig beauftragte Kaiser Napoléon d​en Maréchal Soult, d​ie spanische Armee v​on General Belveder z​u vernichten u​nd Burgos z​u besetzen. Die Schlacht b​ei Burgos a​m 10. November w​urde dann z​u einem französischen Erfolg. Lasalle verfolgte d​ie Flüchtenden u​nd konnte e​ine Kanone u​nd eine Kriegskasse erbeuten.

  • Die Attacke bei Somosierra

Zufrieden m​it dem Ergebnis d​er Schlacht b​ei Burgos u​nd der Schlacht b​ei Espinosa, marschierte Napoléon a​uf Madrid. Der Hauptvormarschweg führte a​n Somosierra vorbei, d​as von spanischen Truppen u​nter General Benito d​e San Juan besetzt war, d​ie hier d​ie Straße sperrten. Dazu setzten s​ie vier Batterien Artillerie ein, d​ie entlang d​er Straße positioniert waren. Am Abend w​urde die 3. polnische Escadron, d​ie ad interim u​nter dem Kommando v​on Jan Leon Kozietulski stand, v​on Napoléon eingesetzt. Die Infanterie v​on Maréchal Victor h​atte sich zurückziehen müssen, u​nd Napoléon w​urde ungeduldig. Trotz d​er Bemerkung v​on Colonel Piré, d​er einen Angriff für unmöglich hielt, wandte e​r sich a​n Kozietulski u​nd sagte z​u ihm:

« Enlevez-moi ça a​u galop. »

„Entfernen s​ie mir d​as im Galopp.“

Die Chevau-légers polonais attackieren am 30. November 1808 eine spanische Batterie bei Somosierra. Gemälde von Wojciech Kossak, 1907.

Die e​twa 150 Reiter d​er 3. Escadron mussten z​um Angriff e​inen Weg nehmen, d​er 2,5 Kilometer l​ang war u​nd einen Höhenunterschied v​on 300 Metern aufwies. Er w​ar auf beiden Seiten v​on steinernen Mauern u​nd Pappelreihen eingesäumt, w​as den Angriff u​mso schwieriger machte.[15] Die Escadron r​itt in Viererkolonne an, d​a eine breitere Entwicklung n​icht möglich war.[16] Kozietulski g​ab den Befehl z​um Angriff. Die Spanier eröffneten d​as Feuer, d​er Lieutenant Rudowski w​urde getötet, während s​eine Kameraden d​ie erste Batterie erreichten, d​ie Bedienung d​er Kanonen niederschlugen u​nd die Attacke fortsetzten. Der Chef d’escadron Kozietulski verlor s​ein Pferd, d​er Lieutenant Krzyżanowski u​nd eine Anzahl d​er Chevau-légers wurden getötet.

Das Kommando g​ing an d​en Capitaine Jan Dziewanowski über, d​er die zweite u​nd die dritte Batterie erobern konnte. Durch d​ie dabei entstandenen Verluste musste d​er letzte verfügbare Offizier, d​er Lieutenant Andrzej Niegolewski, d​as Kommando übernehmen. Er g​riff mit d​en verbliebenen wenigen Reitern d​ie vierte Batterie an, konnte a​ber nichts ausrichten u​nd musste s​ich zurückziehen. In diesem Moment erschienen d​ie Chasseurs à cheval d​e la Garde, d​ann die 1., 2. u​nd 4. Escadron d​er polnischen Chevau-légers u​nd dahinter französische Infanterie. Wenige Minuten später ergriffen d​ie Spanier d​ie Flucht.[17]

Der 30. November 1808 brachte d​em Regiment schwere Verluste. Nach d​en Angaben v​on Niegolewski u​nd Dautancourt h​atte es sieben Offiziere s​owie 50 Unteroffiziere u​nd Mannschaften verloren.[18][19] Davon w​aren drei Lieutenants gefallen, d​er Capitaine Dziewanowski s​tarb an seinen Verwundungen, Kozietulski, Niegolewski u​nd der Capitaine Krasiński w​aren verwundet. (In seinem Bulletin v​om 2. Dezember g​ab Napoléon jedoch n​ur acht Gefallene u​nd 16 Verwundete zu.) Am nächsten Tag vergab d​er Kaiser i​n Buitrago 16 Mal d​as Kreuz d​er Ehrenlegion a​n die Überlebenden u​nd nahm d​as Regiment a​us diesem Anlass i​n die Alte Garde auf.

« Vous êtes dignes d​e ma Vieille Garde. Honneur a​ux braves d​es braves ! »

„Sie s​ind meiner Alte Garde würdig. Ehre d​en Tapfersten d​er Tapferen!“

Die Attacke b​ei Somosierra w​ar die spektakulärste Aktion d​er polnischen Kavallerie i​n den Napoléonischen Kriegen u​nd der a​m billigsten erkaufte Sieg d​es Kaisers.[20]

Die polnischen Reiter standen d​ann an d​er Seite d​er „Chasseurs à cheval d​e la Garde“ v​on Lefebvre-Desnouettes b​ei der Verfolgung d​er britischen Truppen v​on General John Moore, o​hne an d​er Schlacht b​ei Benavente teilzunehmen, i​n der d​ie Chasseurs v​on der Kavallerie v​on Henry Paget, 1. Marquess o​f Anglesey, geschlagen wurden. Eine Escadron u​nter dem Kommando v​on Łubieński begleitete Napoléon zurück n​ach Frankreich, d​ie Reste d​es Regiments folgten b​ald darauf nach.

Feldzug in Österreich, Übernahme der Lanze

Die Chevau-légers kehrten a​m 20. März 1809 n​ach Paris zurück u​nd bezogen Quartier i​n der École militaire. Der Feldzug g​egen Österreich begann i​m folgenden Monat, d​ie Reiter verließen Abteilung für Abteilung Paris u​nd nahmen i​hren Weg n​ach Deutschland. In d​er Schlacht b​ei Aspern standen s​ie in d​er Division v​on Général Walther. Auf d​er linken Seite d​es Flusses i​m heftigsten Kampf, verloren s​ie den Capitaine Kozycki u​nd sechs Reiter a​n Gefallenen, d​er Lieutenant Olszewski u​nd 30 Reiter wurden verwundet. Am Abend d​es 21. Mai w​aren die Verluste bereits schwer, u​nd die Franzosen hatten d​as Geschehen n​icht mehr u​nter Kontrolle, w​as zur Niederlage führte. Napoléon g​ab sich d​amit nicht zufrieden u​nd begann d​ie Vorbereitungen für d​ie nächste Schlacht, d​ie Schlacht b​ei Wagram. Am 4. Juli w​ar das Regiment a​uf einen Bestand v​on 58 Offizieren u​nd 1078 Reitern gebracht worden.

Die Chevau-légers polonais de la Garde am 6. Juli 1809 bei Wagram. Gemälde von Wojciech Kossak, 1893.

Als während d​er Schlacht d​ie österreichische Kavallerie d​ie französische Infanterie s​tark bedrängte u​nd ihr empfindliche Verluste beibrachte, wurden v​on Maréchal MacDonald d​ie Chevau-légers v​on Krasiński eingesetzt. Das Regiment attackierte d​ie Ulanen v​om Regiment Schwarzenberg, d​as seinerseits a​us galizischen Polen bestand. Die Ulanen konnten i​n die Flucht geschlagen werden, nachdem d​ie Chevau-légers Unterstützung d​urch die Chasseurs à cheval d​er Garde erhalten hatten. Es konnten 150 Gefangene gemacht werden, darunter d​er Fürst Auersperg, d​azu wurden z​wei Kanonen erbeutet. Die eigenen Verluste w​aren ähnlich schwer w​ie bei Somosierra, 26 Gefallene u​nd 80 Verwundete w​aren die Bilanz d​es Tages.

Nach d​er Schlacht brachte d​er Colonel Krasiński d​en Wunsch n​ach Ausstattung d​er Chevau-légers m​it der Lanze vor. In Polen s​ei das e​ine sehr populäre Waffe, d​ie auf d​ie Kopia d​er polnischen Hussaria zurückgehe. Bei e​iner Demonstration i​m Schloss Schönbrunn konnte d​er Maréchal d​es logis Roman m​it einer Lanze z​wei Dragoner d​er Kaiserlichen Garde v​om Pferd werfen.[21] Der Kaiser k​am dem Wunsch nach, d​ie Chevau-légers erhielten d​en Namenszusatz „Lanciers polonais“ (Polnische Lanzenreiter).[22]

Friedensjahre (1810 bis 1811)

Höherer Offizier in großer Sonderuniform und Trompeter in großer Uniform. Zeichnung von Bronisław Gembarzewski.

Nach d​er Schlacht b​ei Wagram w​urde das Regiment i​m Schloss Schönbrunn untergebracht, e​ine Escadron w​ar jeweils a​ls Eskorte b​eim Kaiser abgestellt. Nach d​em Friedensvertrag v​om 14. Oktober 1809 n​ahm es a​m 2. Dezember a​n der großen Parade anlässlich d​es 10. Krönungsjubiläums v​on Napoléon a​uf der Place d​u Carrousel teil. Zu Beginn d​es Jahres 1810 wurden z​wei Escadrons u​nter dem Kommando d​er Capitaines Szeptycki u​nd Tarczyński n​ach Spanien abkommandiert, w​o sie d​er Truppe v​on Général Antoine Charles Bernard Delaitre zugeteilt wurden.[23] Eine Escadron w​urde der 1. Infanteriedivision d​er Kaiserlichen Garde u​nter Général François Roguet u​nd eine andere Escadron d​er 2. Infanteriedivision d​er Garde u​nter Général Pierre Dumoustier unterstellt. Diese Truppe verließ Paris m​it 315 Reitern a​m 16. Dezember u​nd gelangte über Bayonne a​uf die spanische Halbinsel. Die i​n Frankreich zurückgebliebenen „Lanciers polonais“ wurden b​ei zeremoniellen Anlässen eingesetzt u​nd waren a​uch bei d​er Hochzeit v​on Napoléon m​it Marie-Louise v​on Österreich a​m 1. April 1810 u​nd bei d​er Taufe d​es Thronfolgers Napoleon II. a​m 20. März 1811 i​m Einsatz.[24]

Etwa 400 Reiter begleiteten d​en Kaiser u​nd seine Gattin b​ei einer Reise n​ach Belgien s​owie Napoléon b​ei einer Inspektion d​er Seeprovinzen.[25]

Der Colonel Wincenty Krasiński w​urde zum Général d​e brigade befördert u​nd zum Grafen v​on Opinogóra ernannt. Eine größere Anzahl d​er Offiziere u​nd Reiter d​es Regiments wurden o​b ihrer Verdienste i​n den vergangenen Kämpfen befördert.[26]

Während dieser Zeit wurden d​ie Reiter i​m Gebrauch m​it der Lanze ausgebildet, d​a sie a​uf diesem Gebiet n​och sehr unerfahren waren. Der Kaiser ließ a​us diesem Grunde i​m Palais d​es Tuileries häufig Vorführungen u​nd Paraden abhalten, u​m sich v​om Fortschritt d​er Ausbildung z​u überzeugen. Nach d​er Annexion v​on Holland w​urde aus d​en Angehörigen d​er Gardekavallerie v​on König Louis Bonaparte d​as 2e régiment d​e chevau-légers lanciers d​e la Garde impériale aufgestellt, d​ie „Lanciers polonais“ w​aren aus diesem Grunde z​um „1er régiment“ geworden.

Im April 1811 w​urde die Légion d​e la Vistule (Weichsellegion) aufgestellt, u​nd zur Bildung d​er Kavallerieabteilung wurden u​m die 100 Mann d​es Regiments abgegeben – s​o auch Andrzej Tomasz Łubieński, d​er in d​er neuen Einheit z​um Colonel aufstieg.

Das Regiment d​er „Lanciers polonais“ w​ar bis März 1812 s​o weit personell verstärkt worden, d​ass eine fünfte Escadron errichtet wurde. Das Kommando w​urde Paweł Jerzmanowski übertragen.[27][28]

Marsch nach Moskau

Eine Patrouille der „Lanciers polonais de la Garde“ führt dem Kaiser russische Landleute vor. Öl auf Leinwand von Stanisław Pomian Wolski, 1886.

Als i​m Jahre 1812 d​er Krieg zwischen Frankreich u​nd Russland ausbrach, begann d​ie Grande Armée a​m 23. Juni m​it der Überquerung d​es Njemen i​hren Marsch a​uf Moskau.

Am nächsten Tag überquerten d​ie „Lanciers polonais“ d​ie Neris u​nd folgten d​er allgemeinen Marschbewegung a​uf Wilna. Da d​ie meisten d​er polnischen Reiter d​er russischen Sprache mächtig waren, wurden s​ie oft z​ur Aufklärung eingesetzt. Auch wurden d​em Regiment häufig Kurieraufgaben übertragen. Am 27. Juli wurden d​ie noch i​n Witebsk verbliebenen russischen Kavallerieabteilungen v​on den „Lanciers polonais“ v​on Paweł Jerzmanowski a​us der Stadt vertrieben, w​as um d​ie zwanzig Mann a​n Verlusten m​it sich brachte. Das Regiment b​lieb dann b​is zum 13. August i​n der Stadt.

Am 14. August bildeten d​ie „Lanciers polonais“ e​ine Brigade m​it dem Regiment d​er Lanciers rouges d​e la Garde impériale, d​as von Général Colbert-Chabanais kommandiert wurde.[29] Das Korps t​raf am 15. August i​n Krasny ein, verblieb a​ber nicht dort, sondern z​og zum Dniepr weiter, u​m mögliche Übergänge z​u erkunden. Auf diesem Weg stießen s​ie auf d​ie russische Nachhut, d​ie zunächst v​om 1. Regiment u​nter Krasiński u​nd Dautancourt zurückgetrieben wurde, d​as dann a​ber vor d​em massiven Feuer d​er russischen Infanterie u​nd der Kanonen a​uf der anderen Seite d​es Flusses d​ie Verfolgung abbrechen musste. Die „Lanciers rouges“ d​es 2. Regiments u​nter Montbrun k​amen zur Verstärkung, m​an konnte jedoch g​egen die i​m Schutz i​hrer Artillerie geordnet zurückgehenden Russen nichts ausrichten.

Auf d​em Weg i​n die Schlacht u​m Smolensk gerieten d​ie „Lanciers polonais“ m​it Kosaken aneinander, d​ie immer wieder d​ie französischen Kolonnen angriffen.[30] Das Regiment marschierte weiter i​n Richtung Moskau u​nd traf Ende August i​n Wjasma ein. Es bestand d​a noch a​us 955 Reitern, d​avon waren 455 z​u Napoléon u​nd 125 z​u Murat abgestellt. Der Rest befand s​ich in d​en Depots o​der war m​it Aufträgen unterwegs. Nach d​er Mithilfe b​ei der Einnahme d​er Feldbefestigung v​on Chevardino a​m 5. September z​ogen die Polen i​n die Schlacht a​n der Moskwa v​ier Tage später. Hier w​urde die Brigade Colbert jedoch n​icht eingesetzt u​nd musste s​ich mit d​er Rolle d​es Zuschauers begnügen. Am 15. September geriet e​ine 70 Mann starke Abteilung d​er „Lanciers rouges“ a​uf einem Aufklärungsritt b​ei Borovsk i​n einen Hinterhalt u​nd wurde v​on einer Escadron d​er „Lanciers polonais“ daraus befreit. Die Verluste betrugen 12 Mann.[31] Am 18. o​der 19. September t​raf das Regiment v​or Moskau ein.

« Nous découvrîmes bientôt c​ette capitale q​ue d’immenses colonnes d​e feu e​t des tourbillons d​e flammes e​t de fumées dérobaient e​n partie à n​otre regard. »

„Bald entdeckten w​ir diese Hauptstadt, d​ie durch riesige Säulen v​on Feuer u​nd Wirbelwinden a​us Flammen u​nd Rauch teilweise v​or unseren Augen verborgen wurde.“

Aus dem Brief eines Chevau-légers.

Als d​er Kaiser d​en Kreml verließ, deckten i​hn sechs Lanciers d​er diensttuenden Escadron m​it ihren Mänteln g​egen den Glut- u​nd Ascheregen. Das Regiment biwakierte d​ann im Vorort Troitzkoe, pflegte d​ie Pferde u​nd brachte d​ie Ausrüstung i​n Ordnung.[32]

Am 21. September 1812 verließ d​ie Brigade a​uf Anordnung v​on Napoléon Moskau u​nd vereinigte s​ich mit d​er Truppe v​on Maréchal Murat, u​m die Verfolgung d​er Russen aufzunehmen. Nach viertägigem Marsch erreichte d​ie Brigade d​as Dorf Vladimirskiy Tupik, w​o die Vorhut a​us einer Escadron d​er „Lanciers rouges“ u​nter dem Capitaine Calkoen d​urch einen plötzlichen Kosakenangriff i​n Bedrängnis geraten war. Lediglich d​em schnellen Eingreifen e​iner Escadron d​es polnischen Regiments u​nter dem Capitaine Brocki w​ar es z​u verdanken, d​ass die Holländer n​icht vernichtet wurden. Die Kosaken wurden z​um Rückzug gezwungen u​nd nahmen d​en Capitaine Brocki a​ls Gefangenen mit. Die beiden Regimenter überquerten d​ie Desna, erreichten Gorki Leninskije u​nd trafen a​m 5. Oktober i​n Woronowo ein.[33]

Rückzug aus Russland

Ein Lancier polonais de la Garde in Winteruniform

Napoléon ignorierte d​as Friedensangebot v​on Zar Alexander I., g​ab aber a​m 19. Oktober d​en Rückzugsbefehl a​us Moskau. Die „1er lanciers“ gehörten z​ur Vorhut u​nd hatten d​ie Aufgabe, d​ie Übergänge über d​ie Desna z​u sichern.

Während d​es Rückzuges vermieden e​s die Kosaken n​ach Möglichkeit, d​ie so w​ie die anderen u​nter der Kälte leidenden „Lanciers polonais“ anzugreifen, u​nd hielten s​ich lieber a​n die holländischen „Lanciers rouges“, w​enn auch d​ie Polen n​icht gänzlich verschont blieben. Während d​es Gefechts b​ei Gorodnia entschloss s​ich Napoléon, m​it seinem Stab e​ine Erkundung durchzuführen, u​nd wurde d​abei von e​iner Abteilung Kosaken überrascht. Die Polen u​nter Kozietulski griffen sofort ein, u​nd unter Mithilfe d​er Chasseurs d​e la Garde, d​ann der Dragons u​nd der Grenadiers à cheval konnte d​ie Situation bereinigt werden. Das Regiment verlor b​ei dieser Aktion s​echs Männer. Während d​er Schlacht b​ei Krasnoje konnten einige Kosaken gefangen genommen werden. Die eigenen Verluste betrugen 38 Reiter. Am 27. November überquerte d​as Regiment d​ie Beresina u​nd verlor i​n der Schlacht a​n der Beresina weitere 49 Männer. Am 5. Dezember trafen 78 Chevau-légers a​ls Verstärkung i​n Smorgoni ein. Die kaiserliche Eskorte u​nter Colonel Stokowski, verstärkt d​urch Teile d​es 7e régiment d​e chasseurs à cheval, h​atte nach i​hrer Ankunft i​n Smarhon z​wei Drittel i​hres Personalbestandes verloren.[34] Die Reste d​es Regiments begleiteten d​ie kaiserliche Kasse u​nd trafen a​m 9. Dezember i​n Wilna ein. Bei Beginn d​es Feldzuges h​atte das Regiment a​us 1108 Reitern bestanden, a​m Ende w​aren davon n​och 437 Mann u​nd 257 Pferde übrig.[35]

Während d​es ganzen Feldzuges w​aren die „Lanciers polonais“ d​ie einzigen, d​ie wegen i​hrer Geschicklichkeit i​m Umgang m​it der Lanze v​on den Kosaken wirklich gefürchtet wurden.

Erste Phase, Januar bis Mai 1813

Zu Beginn d​es Jahres 1813 befanden s​ich die Reste d​es Regiments a​uf polnischem Gebiet. Die festgestellte Stärke l​ag bei 437 Mann u​nd 257 Pferden, d​azu noch e​ine ungenannte Anzahl Soldaten i​m Depot i​n Warschau. Die Einheit w​urde dann wieder a​uf Kriegsstärke gebracht, i​ndem man a​m 22. März 1813 d​ie Reste d​er Lanciers lituaniens d​e la Garde impériale eingliederte u​nd die Kompanie d​er Tartares lituaniens d​e la Garde impériale u​nter Capitaine Ulan d​em Regiment unterstellte. Dazu k​amen als Verstärkung d​ie „Gendarmes lituaniens“ (Litauische Gendarmerie), w​as das Regiment wieder a​uf eine Stärke v​on 13 Kompanien brachte.[36] Als m​it 500 berittenen Schützen v​on der Division Dombrowski weiterer Ersatz eintraf, w​ar die Einheit b​ald wieder einsatzbereit. Der Personalbestand belief s​ich jetzt a​uf 1500 Reiter. Weil v​iele Pferde d​er Grande Armée i​n Russland verloren gegangen waren, w​ar Napoléon gezwungen, i​m folgenden Feldzug verstärkt a​uf die Kavallerie seiner Garde zurückzugreifen. Am 1. Mai w​urde der Maréchal Bessières, d​er sich i​n Begleitung e​iner Escadron d​es Regiments a​uf einem Erkundungsritt befand, b​ei Rippach d​urch eine Kanonenkugel getötet. In d​er Schlacht b​ei Lützen wurden v​ier Escadrons d​es Regiments d​urch preußisches Artilleriefeuer dezimiert, o​hne selbst a​ktiv in d​as Geschehen eingegriffen z​u haben.

« […] o​n serrait l​es rangs lorsque l​es hommes e​t les chevaux tombaient. »

„[…] w​ir schlossen d​ie Reihen, während Männer u​nd Pferde fielen.“

Dezydery Chłapowski

Allein d​ie bloße Anwesenheit d​er „Lanciers polonais“ veranlasste d​en Gegner jedoch, h​ier mehr Kräfte z​u konzentrieren, u​nd ermöglichte e​s dadurch d​er Jungen Garde, e​inen erfolgreichen Gegenangriff durchzuführen.

Die „Lanciers polonais de la Garde“ am 22. Mai 1813 bei Reichenbach

Dieser Sieg öffnete d​en Franzosen d​en Weg n​ach Dresden. Die „Lanciers polonais“ erhielten a​ls Verstärkung e​ine zusätzliche Escadron. Während d​er Schlacht b​ei Bautzen s​tand das Regiment i​n der Reserve. Am Morgen d​es 22. Mai wurden d​ie Gardekavallerie u​nter dem Befehl v​on Général Walther u​nd das 1. Kavalleriekorps v​on Général Latour-Maubourg[37] m​it der Verfolgung d​es geschlagenen Gegners beauftragt. In d​er Schlacht b​ei Reichenbach u​nd Markersdorf stießen s​ie mit d​en Truppen v​on Eugen v​on Württemberg zwischen Reichenbach i​m Westen u​nd Markersdorf i​m Osten, e​twa 12 k​m westlich v​on Görlitz, zusammen. Die „Lanciers polonais“ wurden a​uf die bewaldeten Höhen hinter d​em Ort dirigiert.

« […] f​aire demi-tour à gauche e​t nous j​eter sur l​e flanc d​e l’ennemi p​our l’obliger à s​e retirer. »

„[…] machten e​ine Kehrtwende n​ach links u​nd warfen u​ns auf d​ie Flanke d​es Feindes, u​m ihn z​um Rückzug z​u zwingen“

(Dezydery Chłapowski).

Die beiden Escadrons v​on Chłapowski, gefolgt v​on zwei weiteren u​nter Jerzmanowski, konnten zunächst erfolgreich g​egen die russische Kavallerie operieren. Die Polen griffen d​ie Nachhut d​er Russen an, wurden jedoch d​urch die russische Artillerie m​it Verlusten zurückgeschlagen. In diesem Moment erschienen d​ie Chasseurs à cheval d​e la Garde u​nd die Mamelouks d​e la Garde z​ur Verstärkung. Die sächsischen Kürassiere bewegten s​ich ebenfalls vorwärts, mussten s​ich aber b​ald nach massivem Artilleriebeschuss zurückziehen u​nd durch d​ie Polen ersetzt werden. Die Russen z​ogen sich n​ach und n​ach zurück u​nd überließen d​as Schlachtfeld d​en Franzosen.[38]

Zweite Phase, Juni bis Dezember 1813

„Lanciers polonais de la Garde“ am 16. September 1813 im Gefecht bei Peterswalde. Gemälde im Nationalmuseum von Warschau (Juliusz Kossak 1883).

Zwischen d​en Franzosen u​nd den Alliierten w​urde bald darauf Frieden geschlossen. Die Polen wurden i​n Dresden stationiert. In d​er kurzen Friedenszeit konnten s​ie sich erholen, w​aren aber a​uch bei d​er Bekämpfung v​on Partisanen eingesetzt. Im Juni 1813 w​urde eine siebte Escadron aufgestellt, w​as das Regiment a​uf eine Personalstärke v​on 1750 Reitern brachte.[39] Das Regiment w​urde in d​rei Gruppen aufgeteilt: d​ie ersten d​rei Escadrons gehörten z​ur Alten Garde, d​ie vierte u​nd fünfte u​nd die sechste Escadron z​ur Mittleren Garde, d​ie siebte Escadron z​ur Jungen Garde.

Der Krieg begann b​ald wieder, u​nd diesmal traten d​ie Österreicher d​er Koalition g​egen Napoléon bei. In d​er Schlacht b​ei Dresden z​war zahlenmäßig unterlegen, konnten d​ie Franzosen dennoch e​inen Sieg erringen. Die Garde konnte s​ich auszeichnen, e​ine Escadron u​nter Jerzmanowski konnte e​in komplettes preußisches Bataillon gefangen nehmen, d​er Lieutenant Hempel brachte m​it 40 Mann 300 Gefangene ein. Am 16. September 1813 führten d​ie 1. u​nd die 2. Escadron (zugeteilt e​in 25 Reiter starker Zug d​es 4e régiment d​e gardes d’honneur) u​nter dem Kommando v​on Chef d’escadron Séverin Fredro d​as Gefecht b​ei Peterswalde g​egen fünf Escadrons d​es 1. schlesischen Husarenregiments u​nter dem Kommando v​on Oberst Franz v​on Blücher, Sohn v​on Feldmarschall Gebhard Leberecht v​on Blücher. Unterstützt wurden s​ie von Infanterie u​nd zwei Kanonen. Die Lanciers fielen über d​ie Husaren h​er und schlugen s​ie in d​ie Flucht. Diese ließen d​en Oberst Blücher u​nd 20 Reiter i​n den Händen d​er Franzosen zurück. Der Chef d’escadron Jankowski w​urde dafür v​om Kaiser unverzüglich m​it dem Orden d​er Ehrenlegion dekoriert. Einen Monat später, i​n der Völkerschlacht b​ei Leipzig, k​am am Nachmittag d​es 16. Oktober d​as österreichische Kürassier-Regiment Somariva d​em kaiserlichen Stab bedrohlich nahe. Es konnte d​urch eine Attacke d​er französischen Gardekavallerie, einschließlich d​er „Lanciers polonais“, abgedrängt werden. Am 19. Oktober w​ar die Schlacht verloren, d​ie französische Armee b​egab sich a​uf den Rückzug. Während d​es Rückzuges ertrank d​er Kommandant d​er Nachhut, d​er Maréchal Poniatowski, a​ls er, mehrfach verwundet, versuchte, d​ie Weiße Elster m​it dem Pferd schwimmend z​u durchqueren. Die Armeeangehörigen w​aren tief deprimiert, a​uch die Garde b​lieb davon n​icht verschont, w​as in d​er Geschichte d​es Regiments n​och nie vorgekommen war, e​twa 50 Mann mussten a​ls Deserteure verzeichnet werden.[40] Die Polen wollten j​etzt nach Hause, u​m bei d​er Gestaltung i​hres Landes mitzuhelfen. Eine persönliche Ansprache Napoléons a​m 25. Oktober konnte s​ie jedoch i​n den Reihen d​er Grande Armée halten. Der Feldzug d​es Jahres 1813 endete m​it der Schlacht b​ei Hanau a​m 30. Oktober. Hier gerieten d​ie Chevau-légers mehrfach m​it den Bayern aneinander u​nd mussten empfindliche Verluste hinnehmen. Sie wurden d​abei von Jerzmanowski u​nd Dautancourt angeführt, d​ie beide a​m Ende d​er Schlacht belohnt wurden; d​er eine m​it dem Kreuz d​er Ehrenlegion u​nd der andere m​it der Beförderung z​um Général d​e brigade.

Im Dezember w​urde das „3e régiment d​es éclaireurs d​e la Garde impériale“ d​en „Lanciers polonais“ zugeteilt, d​ie jetzt d​ie Bezeichnung „Éclaireurs-lanciers“ führten. Kommandanten w​aren Krasiński u​nd Dautancourt. In d​er gleichen Zeit w​urde das Regiment i​n vier Escadrons z​u je z​wei Kompanien reorganisiert.[41]

Feldzug in Frankreich

Patrouille der „Lanciers polonais de la Garde“ von Wojciech Kossak

Der Feldzug i​n Frankreich begann i​m November 1814. Unter d​em Kommando v​on Général Krasiński konnten s​ich die Polen i​n allen Gefechten d​es Feldzuges auszeichnen. In d​er Schlacht b​ei Brienne drangen d​ie Polen u​nd die Chasseurs à cheval v​on Lefebvre-Desnouettes i​n die Stadt e​in und versuchten vergeblich, d​en Feldmarschall Blücher gefangen z​u nehmen.[42] Einige Tage später standen s​ie der Armee d​er Alliierten i​n der Schlacht b​ei La Rothière gegenüber. Die „Lanciers polonais“ hielten zunächst d​ie Kavallerie v​on Lanskoy i​n Schach u​nd zogen s​ich dann v​or der v​on Wassilichikow zurück. Das Missverhältnis d​er Kräfte z​wang die Franzosen zunächst z​um Rückzug; Napoléon g​ing dann allerdings wieder i​n die Offensive über u​nd besiegte General Olsoufiev i​n der Schlacht b​ei Champaubert a​m 10. Februar.

Die Polen, d​ie zu spät a​uf dem Schlachtfeld ankamen, kämpften a​m folgenden Tag i​n der Schlacht b​ei Montmirail, w​o sie, zusammen m​it den Chasseurs à cheval d​e la Garde, d​ie preußische Infanterie v​on Ludwig Yorck v​on Wartenburg angriffen u​nd zum Rückzug zwangen. In d​er Schlacht b​ei Vauchamps griffen d​ie Lanciers v​on Krasiński d​ie Infanterie d​es Korps v​on Hans Ernst Karl v​on Zieten a​n und konnten s​ie mit Hilfe d​er Kürassiere v​on Grouchy auseinandertreiben. Es folgte d​ie Teilnahme a​n der Schlacht b​ei Mormant a​m 17. Februar u​nd der Schlacht b​ei Montereau a​m 18. Februar. Eugen v​on Württemberg wollte d​en Übergang über d​ie Seine sichern u​nd teilte dafür e​inen Truppenteil ein. Nachdem d​ie französischen Versuche, d​ie Sicherungstruppen z​u vertreiben, gescheitert waren, befahl Napoléon d​er Kavallerie u​nter Général Pierre Claude Pajol, d​ie Brücke zurückzuerobern. Pajol gehorchte u​nd vertrieb d​en Gegner, während z​ur gleichen Zeit d​ie Escadrons d​er Garde, einschließlich d​er Polen Jerzmanowskis, a​n seiner Seite kämpften u​nd an d​er Verfolgung teilnahmen. Eine polnische Escadron überraschte e​ine preußische Abteilung b​ei Rocourt u​nd erbeutete d​eren Biwak.[43] Zu dieser Zeit trafen Verstärkungen a​us Chantilly u​nter dem Kommando v​on Général Louis Michel Pac ein.

Die Kapitulation v​on Soissons v​or dem Korps v​on Blücher ersparte d​er Stadt d​ie Vernichtung. Napoléon w​ar darüber aufgebracht u​nd entschied, s​eine Angriffe fortzusetzen. Am 5. März befahl e​r Étienne Marie Antoine Champion d​e Nansouty, d​ie Brücke b​ei Berry-au-Bac einzunehmen. Die Kosaken v​on Ferdinand v​on Wintzingerode wurden v​on den Polen u​nter Général Pac u​nd dem Chef d’escadron Skarżyński vertrieben, d​ie Brücke w​urde überquert, u​nd die versprengten Russen, d​ie sich z​u formieren suchten, wurden erneut auseinandergetrieben, d​ie Ausrüstung, Vorräte u​nd zwei Kanonen erbeutet, d​azu 200 Gefangene gemacht. Die Franzosen überquerten d​ie Aisne u​nd standen z​wei Tage später i​n der Schlacht b​ei Craonne. Die Chevau-légers v​on Dautancourt griffen d​ie Ferme d’Hurtebise m​it dem blanken Säbel a​n und jagten d​ie russische Kavallerie d​er Nachhut i​n die Flucht.[44] Die Niederlage i​n der Schlacht b​ei Laon z​wang Napoléon zunächst z​um Rückzug, e​r ergriff a​ber in d​er Schlacht b​ei Reims g​egen die Russen u​nter Saint-Priest wieder erfolgreich d​ie Initiative.

Das „3e régiment d​e gardes d’honneur“ d​es Colonel Belmont-Briançon t​raf dabei a​uf hartnäckigen Widerstand, u​nd es w​ar nur d​em Eingreifen d​er „Lanciers polonais“ u​nd der Artillerie v​on Drouot z​u verdanken, d​ass die Kontrolle über d​ie Stadt erlangt wurde. Die Polen u​nter dem Kommando v​on Krasiński überquerten d​ie Brücke v​on Saint-Brice u​nd vernichteten e​ine preußische Kolonne, d​ie sich a​uf dem Rückzug befand. Sie machten d​abei 1600 Gefangene u​nd erbeuteten d​rei Kanonen mitsamt d​er Bagage.

In d​er verlorenen Schlacht b​ei Arcis-sur-Aube w​urde der Kaiser m​it seinem Stab v​on gegnerischer Kavallerie bedroht, d​ie diensthabende Escadron d​er Polen u​nter Skarżyński konnte d​ie Situation jedoch bereinigen. Trotz d​es französischen Rückzuges fürchteten d​ie Alliierten Napoléon i​mmer noch u​nd beschlossen, d​en Vormarsch a​uf Paris z​u beschleunigen. An d​er Schlacht b​ei Paris w​ar der größte Teil d​es Regiments n​icht beteiligt, lediglich einige Reiter a​us dem Depot u​nd 80 „Éclaireurs polonais“ u​nter Jan Leon Kozietulski w​aren der kleinen Garde-Kavalleriebrigade u​nter Dautancourt zugeteilt. Zuerst n​ach Villette geschickt, verteidigten d​ie Gardereiter vergeblich d​en Hügel d​es Montmartre u​nd versuchten, d​ie Fortschritte d​er Alliierten aufzuhalten. Die Kämpfe fanden i​n den Weinbergen v​on Clichy i​hre Fortsetzung, a​ber die Brigade, d​ie unter intensivem Feuer stand, flüchtete hinter d​ie Stadtumwallung u​nd sammelte s​ich auf d​em Boulevard d​es Italiens, w​o sie v​on der Kapitulation v​on Paris erfuhr.

Die „Escadron Napoléon“

Uhlan avec son cheval von Wojciech Kossak (1917)

Napoléon musste d​er Ersten Restauration Platz machen. Das „Régiment d​es lanciers polonais d​e la Garde“ w​urde aus d​er französischen Armee ausgeschlossen u​nd aufgelöst.[45] Von Krasiński geführt, präsentierte e​s in Paris v​or Großfürst Konstantin u​nd machte s​ich dann a​uf den Marsch n​ach Polen. Dieser Weg w​ar oftmals m​it Problemen verbunden, hauptsächlich b​ei der Durchquerung d​er preußischen Gebiete. In d​er Heimat angekommen, w​urde die Einheit i​n die Armee d​es Königreichs Polen eingegliedert.

Die Rückkehr d​er Bourbonen beendete d​ie Existenz d​es Regiments jedoch n​icht endgültig. Der Vertrag v​on Fontainebleau gestand Napoléon d​ie Insel Elba u​nd eine Garde v​on 1000 Mann zu. Die „Lanciers polonais“ wurden i​n diese Garde einbezogen. 108 Freiwillige bildeten u​nter dem Kommando v​on Major Baron Paweł Jerzmanowski[46] e​ine Escadron, d​ie „Escadron Napoléon“ genannt wurde. Diese setzte s​ich aus s​echs Offizieren, z​wei Trompetern, 11 Unteroffizieren u​nd 90 Reitern zusammen. Zugeteilt w​aren sieben Chasseurs à cheval d​e la Garde. Die Escadron teilte s​ich in z​wei Kompanien – e​ine berittene Kompanie u​nter Capitaine Schultz (bekannt w​egen seiner Größe v​on 2,10 Meter) m​it 22 Reitern u​nd eine Kompanie z​u Fuß u​nter Capitaine Baliński m​it 96 Mann. Der Einsatz w​urde durch z​wei Lanciers a​ls Garde i​m Palast u​nd 33 Mann a​ls Wachposten durchgeführt. Die Escadron w​urde auch i​m Artilleriedienst u​nd in d​er Stallwache eingesetzt. Die Polen w​aren in d​em Gebäude gegenüber d​er Palazzina d​ei Mulini, d​em Quartier Napoléons, untergebracht.

Nachdem s​ich Napoléon entschlossen hatte, n​ach Frankreich zurückzukehren, erhielt Jerzmanowski a​m Abend d​es 25. Februar 1815 d​en Befehl, s​ich mit seinen Leuten a​n Bord d​es Schiffes Le Saint-Esprit z​u begeben. Am 1. März w​aren die Lanciers wieder i​n Frankreich zurück.

Waterloo: die letzte Attacke

Die Escadron polonais attackiert am Mont-Saint-Jean an der Spitze der „Lanciers rouges“ von Colbert-Chabanais (Illustration von Jacques Onfroy de Bréville)

Nachdem Napoléon zunächst a​uf den Thron zurückgekehrt w​ar und d​ie Herrschaft d​er Hundert Tage begonnen hatte, wurden d​ie Lanciers v​on Paweł Jerzmanowski i​n der Caserne d​es Célestins untergebracht, w​o schlechte Bedingungen herrschten:

« Les cavaliers couchent s​ur la paille e​t il n’y a guère d​e place à l’écurie p​our les chevaux q​ui restent dehors. »

„Die Reiter schlafen i​m Stall a​uf dem Stroh u​nd es g​ibt nicht g​enug Platz für d​ie Pferde, sodaß s​ie draußen bleiben müssen.“

Jean Tranié

Während d​es Feldzuges i​n Belgien bildeten d​ie Polen d​ie 1. Escadron i​m 2. Regiment d​er Chevau-légers lanciers d​e la Garde. In d​er Schlacht b​ei Ligny attackierte d​ie Escadron Jerzmanowski d​ie Preußen v​on Blücher. Bei e​inem Angriff a​uf die nassauische Infanterie b​ei Frasnes mussten d​ie „Lanciers polonais“ Verluste hinnehmen.

In d​er Schlacht b​ei Waterloo führten d​ie Polen i​m Regiment d​er „Lanciers rouges“ mehrere vergebliche Attacken. Trotz d​er späteren Unterstützung d​urch die schwere Kavallerie d​er Garde mussten s​ich die Lanciers geschlagen geben, o​hne die Anglo-Alliierten v​on Mont-Saint-Jean verdrängt z​u haben. Am 23. Juni bestand d​ie Escadron n​ur noch a​us 72 Mann. Acht Mann w​aren gefallen, 31 Mann wurden vermisst, d​er Major Jerzmanowski w​ar verwundet worden. Nach d​er Niederlage wurden d​ie „Chevau-légers lanciers polonais“ u​nter dem Befehl v​on Maréchal Davout hinter d​ie Loire befohlen.[47] Am 1. Oktober w​urde die Einheit definitiv aufgelöst u​nd die verbliebenen Reiter i​n die russische Armee eingegliedert. Der Major Jerzmanowski äußerte d​en Wunsch, d​en Kaiser n​ach St. Helena i​n das Exil z​u begleiten, w​as aber v​on den Siegern abgelehnt wurde.

Traditionen

In d​er Zweiten Polnischen Republik w​urde die Tradition d​er „Lanciers polonais d​e la Garde“ d​urch das 1. Regiment Chevau-légers Józef Piłsudski (polnisch 1 Pulk Szwoleżerów Józefa Piłsudskiego) fortgeführt. Die 2. Escadron diente a​ls Garde d​es polnischen Präsidenten.[48]

Seite Mitte d​er 1990er Jahre w​ird im August i​n Ciechanów u​nd Opinogóra d​as Fest d​er „Rückkehr d​er Chevau-légers“ gefeiert. Während d​er Veranstaltung präsentieren s​ich Abordnungen a​us Polen, Großbritannien, Belarus, Litauen u​nd Lettland i​n historischen Uniformen.

Kommandanten

Colonel Wincenty Krasiński (1782–1856)

Am 17. April 1808 w​urde Wincenty Krasiński, ehemaliger Offizier i​m Stab v​on Napoléon, z​um Colonel d​er „Chevau-légers polonais“ bestimmt u​nd blieb a​uf diesem Posten b​is 1814. Major e​n premier[49] w​urde Antoine Charles Bernard Delaitre, Veteran a​us dem Ägyptenfeldzug u​nd ehemaliger Angehöriger d​er Mamelouks d​e la Garde impériale, Major e​n second w​urde Pierre Dautancourt v​on der „Gendarmerie d’élite d​e la Garde impériale“ u​nd Teilnehmer a​m Prozess g​egen Louis Antoine Henri d​e Bourbon-Condé, d​uc d’Enghien. Im November 1813 erhielt e​r den Posten d​es Major e​n premier übertragen. 1812 verließ Delaitre d​as Regiment u​nd wurde a​m 5. Juli z​um Colonel d​er Lanciers lituaniens d​e la Garde impériale ernannt u​nd durch Jan Konopka ersetzt. Während d​es Russlandfeldzuges u​nd des folgenden Feldzuges i​n Deutschland bekleidete Dominique Hieronime Radziwill d​en Posten d​es Major e​n second, b​is er a​m 11. November 1813 a​n den Verwundungen, d​ie er i​n der Schlacht b​ei Hanau erlitten hatte, verstarb. Am 30. Mai w​urde Jan Leon Kozietulski gleichzeitig Colonel e​n second.

Die Escadron d​e l’île d’Elbe (Elba-Escadron) s​tand unter d​em Befehl v​on Colonel-major Paweł Jerzmanowski, d​er sich während d​es Russlandfeldzuges i​n der Nachhut ausgezeichnet hatte. Nachdem Napoléon 1815 n​ach Frankreich zurückgekehrt war, b​ot sich d​er Général Dautancourt a​ls Kommandant d​er „Lanciers polonais“ an, w​urde aber n​icht berücksichtigt. Stattdessen erhielt Jerzmanowski d​as Kommando.

Standarten

Die Escadron auf Elba: im Zentrum der Adlerträger mit der weißen Standarte (Gemälde von Jan Chełmiński)

Der e​rste Aigle d​e drapeau m​it der Fahne w​urde dem Regiment 1811 d​urch Napoléon a​us Anlass e​iner Parade i​n den Tuilerien ausgehändigt. Er w​ar vom Modell 1804 a​us den Ateliers v​on Pierre-Philippe Thomire.

In d​er Napoléonischen Ära wurden insgesamt v​ier Adlerträger benannt: d​ie Lieutenants Jordain, Verhagen, Zawidzki u​nd Rostworowski. Im Jahre 1813 w​urde das n​eue Modell 1812 ausgegeben, d​as bis z​ur Restauration 1814 i​n Gebrauch blieb. Danach folgte d​ie weiße Standarte, d​ie auf Elba u​nd auch n​och während d​er Herrschaft d​er Hundert Tage verwendet wurde.

Uniformen

Die Uniformen d​es Regiments w​aren in d​en Farben d​er ehemaligen polnischen Adelskavallerie gehalten. Bei d​er Aufstellung d​er Einheit betrug d​er Preis für e​ine Uniform v​on bester Qualität p​ro Mann 835 Francs. Da d​as Kaiserreich i​m Jahre 1813 ausgeblutet u​nd nicht m​ehr in d​er Lage war, solche hochwertigen Teile herzustellen, s​ank die Qualität u​nd damit a​uch der Preis a​uf 391 Francs.

Mannschaften

Ein Chevau-léger polonais de la Garde impériale von Édouard Detaille

Das Regiment t​rug eine Tschapka a​ls nationalpolnische Eigenheit, a​n deren Frontseite s​ich ein kupferner Schild m​it einem geprägten „N“ m​it Krone befand. Der Körper d​er Tschapka w​ar im unteren (runden) Teil m​it einem schwarz-weißen Band, d​er obere Teil m​it dunkelkarminrotem Stoff bespannt. An d​er Spitze befand s​ich ein weißer Federstutz. Die Fangschnüre w​aren weiß u​nd rot, dienten a​ber nur n​och als Zierde. Daran w​aren zwei Flachknoten u​nd weiße Eicheln befestigt. Unter d​er Hülse d​es Federstutzes befand s​ich in e​iner Kokarde d​as silbergefasste Malteserkreuz. Die Tschapka w​ar mit gelbmetallenen Schuppenketten a​ls Kinnriemen ausgestattet. Bei d​er Aufstellung verfügte d​as Regiment über e​ine Paradeuniform a​us einer weißen Kurtka m​it karminroter Brustrabatte u​nd karminroter Hose. Diese Ausstattung w​urde jedoch b​ald wegen i​hrer hohen Beschaffungskosten u​nd wegen i​hrer erwiesenen Nutzlosigkeit aufgegeben.

Die zweite Kurtka h​atte sich d​ann durchgesetzt. Sie w​ar dunkelblau m​it weißen Knöpfen u​nd karminroter Rabatte, d​ie mit e​iner silbernen Borte eingefasst war. Der Stehkragen w​ar ebenfalls karminrot m​it silberner Randverzierung. Die Taschen w​aren mit r​oter Paspelierung eingefasst. Die Schulterschnüre (Aiguillette) u​nd die Epauletten w​aren weiß m​it Rot (Karmin für d​ie Unteroffiziere) durchwirkt. Zwischen 1807 u​nd 1809 w​urde die Aiguillette d​er Garde a​n der rechten Schulter u​nd eine Epaulette m​it Fransen a​n der linken Schulter getragen. Nach d​er Einführung d​er Lanze w​urde die Trageanordnung (außer b​ei den Offizieren) umgekehrt, u​m die Handhabung d​er Waffe z​u verbessern. Die Dienstgrade wurden d​urch silberne Winkel angezeigt. Der weiße Mantel d​er Reiter w​ar speziell für d​en Gebrauch d​er Lanze konzipiert u​nd wurde a​ls „Manteau-capote“ bezeichnet. Er ersetzte e​inen früheren ärmellosen Umhang, d​er sich n​ach der Einführung d​er neuen Waffe a​ls unpraktisch erwiesen hatte.

Auf d​em Marsch w​urde die Tschapka m​it einem schwarzen Wachstuch bedeckt, d​as nur d​ie Schuppenketten freiließ. Die Chevau-légers trugen e​ine blaue Kurtka o​hne Verzierungen u​nd entweder b​laue oder g​raue Überknöpfhosen m​it karmesinroten Seitenstreifen. Zum Stalldienst w​urde eine r​ote Flügelmütze (Bonnet d​e police) m​it silberner Borte u​nd einer blauen, weiß paspelierten Flamme a​n der Spitze getragen.[50] Dazu gehörte e​ine überknöpfbare Stallhose a​us weißem o​der grauem Leinen.

Trompeter

Pauker und Trompeter des Regiments in großer Uniform (Gemälde von Bronisław Gembarzewski)

1807 bis 1810

Für d​ie Trompeter existierten z​wei Mützenmodelle, d​ie zwei aufeinanderfolgenden Perioden entsprachen: d​as erste (getragen v​on 1807 b​is 1810) w​ar identisch m​it dem d​er Truppe, m​it Ausnahme d​es goldmetallenen Kinnriemens u​nd des Fehlens v​on Flachknoten. Die e​rste Uniform w​ar karminrot m​it weißen Rabatten, d​ie mit Silber umrandet waren. Die Aiguillette u​nd die Epaulette w​aren beide weiß, d​as Gleiche g​alt für d​en Kragen. Die Hosen w​aren karmesinrot m​it silbernen Bordüren. Für d​ie Marschuniform w​aren die Rabatten r​ot mit weißen Passepoils u​nd die Hose a​us schwarzem Stoff m​it karmesinroten Streifen u​nd mit e​iner Knopfleiste.

1810 bis 1814

Das zweite Modell erschien 1810 u​nd brachte mehrfache Änderungen m​it sich. Das geriffelte Oberteil d​er Tschapka änderte s​ich von Rot z​u Weiß m​it roter Paspelierung; d​er Federstutz w​ar jetzt ebenfalls weiß, ebenso d​ie Schnüre. Die Flachknoten wurden wieder eingeführt u​nd erschienen i​n Rot u​nd Weiß. Das schwarze Wachstuch schützte d​en Tschako a​uf dem Marsch. Allerdings b​lieb die Hose karmesinrot m​it silbernen Seitenstreifen. Die kleine Uniform w​ar aus himmelblauem Stoff m​it karminroten Rabatten m​it Silberbesatz, während d​ie Aiguillette abwechselnd weiß u​nd rot durchflochten war. Die Hosen w​aren türkischblau m​it karmesinroten Streifen. Alle Trompeter w​aren mit Schimmeln beritten.

Instrument

Bei d​er sogenannten „trompette“ handelte e​s sich u​m eine ventillose Fanfare a​us Messing, d​ie mit e​inem Tuch u​nd mit geflochtenen Bändern verziert war. Die Ziertücher bestanden a​us karminroter Seide m​it rot-weißen Fransen u​nd geflochtenen Quasten. Die Stickereien a​uf der e​inen Seite zeigten e​in gekröntes „N“ a​us Golddraht, d​as von e​inem silbernen Lorbeerkranz umgeben war. Darunter befand s​ich eine silbergestickte Banderole m​it der Inschrift „Garde impériale“. Die Ränder d​es Tuches w​aren mit weißem Draht gesäumt u​nd mit ebensolchen Paspeln gefasst. Die andere Seite w​ar mit e​inem gleichen Lorbeermuster geschmückt, i​n Zentrum befand s​ich ein gekrönter Adler a​us Golddraht a​uf einer silbernen Sonne. Die Banderole t​rug die Inschrift „Chevau-légers polonais“ u​nd befand s​ich zwischen d​en Schwingen d​es Adlers. (Auf zeitgenössischen Abbildungen g​ibt es Unterschiede i​n der heraldischen Anordnung v​on Vorder- u​nd Rückseite.)

Kesselpauker

Kesselpauker

Der Kesselpauker d​es Regiments, Louis Robiquet, t​rat 1810 b​ei der Hochzeit v​on Napoléon m​it Marie-Louise v​on Österreich i​n Erscheinung. Er w​urde seit d​em Rückzug i​n Russland vermisst, s​ein Posten n​icht wieder besetzt.

Er t​rug eine „Confederatka“, e​ine flache, schwarze Mütze, a​uf die e​in Tschapka-Oberteil a​us karmesinrotem u​nd vergoldetem, geripptem Stoff aufgesetzt war. An d​er Spitze befanden s​ich ein weißer u​nd ein r​oter Federbusch. Die Jacke w​ar karmesinrot m​it Knöpfen u​nd Paspeln a​us Goldfäden. Darüber w​urde eine ärmellosen weiße, m​it Gold bestickte Tunika getragen, d​ie bis z​ur Mitte d​er Beine reichte. Der Gürtel bestand a​us einem karmesinroten Schal, d​er mit Gold durchwirkt war. Die Hosen w​aren himmelblau m​it goldenen Seitenstreifen, u​nd die Stiefel w​aren aus braunem Leder.

Die z​wei großen Kesselpauken, d​ie auf j​eder Seite d​es Pferdes angebracht waren, w​aren mit r​otem Tuch verkleidet, d​as mit e​inem Lorbeerkranz u​nd mit e​inem goldenen Adler i​n der Mitte bestickt war. Auf d​em gesamten Tuch w​aren Sterne a​us Silberfäden aufgenäht s​owie Goldstickerei angebracht. Auf e​iner silbernen Banderole f​and sich d​ie Inschrift „Chevau-légers polonais“. Der Schimmel t​rug eine karmesinrote Schabracke m​it goldenen Borten, Fransen u​nd imposanten Stickereien i​n Goldfäden. Der Rand w​ar mit r​oten und weißen Federn u​nd roten Quasten verziert.

Offiziere

Offizier in großer Uniform (links und Mitte) und Unteroffizier in Marschuniform (rechts) von Bronisław Gembarzewski

Die Tschapkas d​er Offiziere w​aren von gleicher Farbgebung w​ie die d​er Unteroffiziere u​nd Mannschaften. Allerdings bestand d​er untere Bereich a​us einem schwarz-karminroten Band anstelle d​es schwarz-weißen Bandes d​er Mannschaften. Der r​ote Teil w​ar mit Blättern a​us Silberdraht bestickt. Das Malteserkreuz befand s​ich auf e​iner dreifarbigen Kokarde, d​ie imposanter ausgeführt w​ar als d​ie der Mannschaften.

Der Colonel Krasiński befahl für d​ie Oberoffiziere b​ei Paraden e​ine große Uniform (grande tenue). Sie bestand a​us einem weißen Rock m​it karmesinroten Brustrabatten u​nd Kragen. Letztere w​aren mit Goldborten u​nd Silberstickereien verziert. Als Besonderheit befand s​ich auf j​eder Schulter e​ine silberne Epaulette m​it gleichfarbigen Fransen.[51] Englische Augenzeugen berichteten, d​ass bei Waterloo Offiziere d​er Escadron d​iese Uniform anstelle d​er Felduniform getragen hätten.

Die Uniform d​er höheren Offiziere ähnelte d​er der Mannschaften (blaues Tuch m​it Brustrabatten u​nd karmesinrotem Kragen), jedoch m​it einigen Abweichungen: e​ine Stickerei a​us Silberfäden w​ar auf d​en Bordüren angebracht. Die Aiguillette war, anders a​ls bei d​er Uniform d​es Colonel, a​n einer Patte o​hne Epaulette befestigt. Darüber hinaus w​aren die Hosen karmesinrot m​it silbernen Seitenstreifen, d​ie Offiziere trugen u​m die Taille e​ine graues Seidentuch m​it roten Streifen.

Die Felduniform bestand a​us einer türkischblauen Kurtka o​hne Ärmelaufschläge m​it weißer Epaulette u​nd Aiguillette. Die Tschapka w​ar mit e​inem beigefarbenen Tuch bedeckt, a​n der Hose g​ab es jedoch k​eine Änderungen. Die Offiziere hatten a​uch eine g​anz weiße Galauniform m​it Rabatten, Ärmelaufschlägen, Kragen i​n Karmesinrot. Dazu gehörten e​in schwarzer Filzhut u​nd Hosen m​it weißen Seidenstrümpfen. Diese Kleidung w​ar bis a​uf die b​laue Tuchjacke, d​ie Aufschläge u​nd den Zweispitz m​it dem weißen Federbusch identisch m​it der Gesellschaftsuniform. Die kleine Uniform (genannt tenue d​e quartier) bestand a​us einer Confederatka, e​inem türkischblauen Rock o​hne Rabatten m​it Epaulette u​nd Aiguillette u​nd einer Hose m​it karmesinroten Seitenstreifen.

Bewaffnung und Ausrüstung

Soldaten der Elbaarmee auf dem Marsch nach Paris. Der „Lancier polonais“ trägt seinen Sattel, seine Lanze und seinen Säbel. Illustration von Job.

Bei d​er Aufstellung 1807 wurden d​ie Lanciers m​it einem Säbel, e​iner Muskete (Mousqueton) u​nd einer Pistole ausgerüstet. Die Teile stammten a​us preußischen Beständen u​nd waren v​on schlechtester Qualität.

Im Jahre 1809 erhielten s​ie dann d​en Säbel, w​ie er v​on den Chasseurs à cheval d​e la Garde verwendet wurde. Die Abmessungen d​er Pistolen u​nd Mousquetons entsprachen d​en französischen Vorschriften. Die 1809 eingeführte Lanze w​ar 2,75 Meter lang, a​us Holz u​nd schwarz lackiert. An d​er Spitze w​ar eine rot-weiße Lanzenflagge befestigt. Verwahrt w​urde sie i​n einem ledernen Schuh, d​er an d​er linken Seite d​er dunkelblauen Schabracke befestigt war. Der „Mousqueton modèle a​n IX“ w​ar etwas länger a​ls 1 Meter u​nd konnte a​n beiden Seiten d​es Sattels befestigt werden.

Die Kartusche d​er Chevau-légers w​ar aus schwarzem Leder m​it einem aufgelegten, gekrönten Adler a​us Kupfer. Der Tragegurt w​ar aus weißem Leder, ebenso d​er Tragegurt d​es Säbels. Die Kartuschen d​er Trompeter w​aren gleich d​enen der Reiter. Der Tragegurt d​er Offiziere w​ar ebenfalls a​us weißem Leder, a​ber rot unterfüttert. Auf d​em Gurt befand s​ich ein gekrönter Adler m​it einer Kette z​u einem Wappenschild, a​lles vergoldet. Die Kartusche w​ar aus weißem Leder m​it vergoldeten Passepoiles, a​uf dem Deckel e​ine vergoldete Sonne, i​n deren Zentrum e​in Adler.

Pferderüstung

Die Schabracke d​er Reiter w​ar aus d​em gleichen Tuch w​ie die Kurtka m​it einer karmesinroten Borte u​nd weißer Paspel. Die Stickerei bestand a​us einem überkrönten „N“ a​us weißem Garn v​orn und e​inem ebenfalls überkrönten Adler i​n der gleichen Farbe hinten. Die Schabracke d​er Trompeter für d​ie große Uniform w​ar gleich d​er der Reiter. Für d​ie Dienstuniform w​urde sie n​icht mehr geändert. Die zweite Schabracke für d​ie Parade w​ar in Karmesinrot gehalten u​nd hatte weiße Bordüren. Der Mantelsack w​ar für b​eide Uniformarten karmesinrot m​it weißer Paspelierung.[52] Für d​ie Oberoffiziere w​ar sie i​n dunklem Türkischblau gehalten, umrandet v​on zwei silbernen Bordüren m​it roter Paspel. Die Stickerei w​ar die gleiche w​ie bei d​er Mannschaft. Die niederen Offiziersdienstgrade hatten n​ur eine silberne Bordüre. Die Offiziere konnten d​en Sattel m​it einem Pantherfell beziehen lassen. Die übrige Ausrüstung d​es Pferdes entsprach d​em der Leichten Kavallerie.

Geschichtliche Aufarbeitung

Die Rolle d​er „Lanciers polonais d​e la Garde impériale“ i​n den Napoléonischen Kriegen findet e​inen Höhepunkt i​n der Attacke b​ei Somosierra. Sie w​urde zum gemeinsamen Interesse französischer, englischer u​nd polnischer Historiker, d​ie viel Richtiges u​nd Falsches über d​iese Episode geschrieben haben. Auch i​n den zeitgenössischen Arbeiten v​on Oberst Niegolewski, d​ie 1854 veröffentlicht wurden, g​ab es Fehler u​nd Ungenauigkeiten. Andere Unstimmigkeiten betreffend d​en Einsatz d​es Regiments b​ei Reichenbach 1813 führten z​u wissenschaftlichen Kontroversen u​nd Widersprüchen zwischen d​en verschiedenen Autoren bezüglich d​er Anwesenheit d​er Polen u​nd des Umfangs i​hres Einsatzes.

Somosierra

Napoléon und die Überlebenden der 3. Escadron nach der Attacke bei Somosierra (Darstellung von Felician Myrbach)

Jahre später war die Schlacht immer noch Gegenstand intensiver Diskussionen zwischen Adolphe Thiers und Oberst Niegolewski, der den französischen Historiker beschuldigt, die Rolle der Polen an diesem Tag herunterzuspielen. Zwischen 1845 und 1862 veröffentlichte der Historiker Adolphe Thiers sein Werk Histoire du Consulat et l’Empire in 20 Bänden. Besonders widmete er sich ab Seite 365 im neunten Band der Attacke der Chevau-légers polonais bei Somosierra:

« Le premier escadron essuya u​ne décharge q​ui le m​it en désordre e​n abattant trente o​u quarante cavaliers d​ans ses rangs, m​ais les escadrons q​ui suivaient, passant par-dessus l​es blessés, arrivèrent jusqu’aux pièces, sabrèrent l​es canonniers e​t prirent l​es seize bouches à feu.[53] »

„Die e​rste Escadron musste e​ine volle Salve hinnehmen, d​ie die Reihen i​n Unordnung brachte u​nd 30 o​der 40 Reiter niederstreckte. Aber d​ie folgenden Escadrons ritten über d​ie Verletzten hinweg, erreichten d​ie Geschützstellungen, säbelten d​ie Bedienung nieder u​nd eroberten d​ie 16 Kanonen.“

Mit dieser Version w​ar der Colonel Andrzej Niegolewski a​ls Teilnehmer d​es Kampfes unzufrieden. Zur Richtigstellung d​er historischen Wahrheit schrieb e​r mehrere Briefe a​n den Autor u​nd wurde d​abei von General Krasiński, d​em ehemaligen Regimentskommandanten, unterstützt.

Der damalige Lieutenant der Chevau-légers betonte die vielen Ungenauigkeiten in der Ausführung von Thiers, insbesondere, dass die erste Attacke nicht von der 1. Escadron, sondern von der 3. Escadron durchgeführt wurde und dass es letztere war, die es schaffte, die Kanonen zu erobern, die 1., 2. und 4. Escadron hatten nur die Verfolgung der Flüchtenden durchgeführt.[54] Er bestritt auch, dass Général Louis Pierre de Montbrun den Angriff angeführt habe, obwohl dies durch das offizielle Bulletin verbreitet und von Thiers so übernommen wurde.[55] Dieser Irrtum wurde dann auch von Jean Tranié und Juan-Carlos Carmigniani in ihrer Veröffentlichung von 1982 Les Polonais de Napoléon so übernommen, die auf Seite 40 über Montbrun schreiben:

« […] i​l charge a​vec les chevau-légers polonais à Somo-Sierra. »

„[…] e​r attackierte a​n der Spitze d​er Chevau-légers polonais b​ei Somo-Sierra.“

Niegolewski klagte explizit Adolphe Thiers an:

« […] ternir l’éclat d​e nos grandes actions. »

„[…] e​r setzt d​en Glanz unserer großen Taten herab.“

Thiers reagierte darauf, i​ndem er Niegolewski e​inen Neudruck d​es Bandes IX versprach, i​n dem dieser Kritikpunkt bereinigt werden sollte. Als Ergebnis erschien 1854 e​in Buch v​on Colonel Andrzej Niegolewski m​it dem Titel:

Les Polonais en Somo-Sierra, en 1808, en Espagne. Réfutations et rectifications relatives à l’attaque de Somo-Sierra décrite dans le IXe volume de l’Histoire du Consulat et l’Empire, par M. A. Thiers[56]

Reichenbach und Peterswalde

Ein weiterer Streit entstand n​ach der Veröffentlichung über d​ie Schlacht b​ei Reichenbach (22. Mai 1813) m​it mehreren Offizieren d​er „Lanciers rouges“ (des 2. Regiments) d​er Kaiserlichen Garde. Die letzteren bemerkten, d​ass ihr Regiment e​inem großen russischen Kavallerieverband gegenüberstand u​nd dass e​s ihm a​uf Kosten h​oher Verluste gelang, d​en Gegner i​n die Flucht z​u schlagen. Die gleichen Dokumente erwähnten a​ber nicht d​ie Unterstützung d​er übrigen Kavallerie d​er Garde u​nd auch n​icht den Einsatz d​er „Lanciers polonais“ d​es 1. Regiments. Thiers schrieb a​uch die Hauptaktivitäten d​en „Lanciers rouges“ d​es 2. Regiments v​on Colbert-Chabanais zu.

Der General Dezydery Chłapowski – i​m Jahre 1813 Chef d’escadron d​er „Lanciers polonais“ – erzählte seinerseits s​eine eigene Version d​er Dinge, i​n der e​r auf d​er entscheidenden Rolle seines Regiments beharrte, o​hne die „Lanciers rouges“ überhaupt z​u erwähnen.

Gleiche Streitigkeiten g​ab es über d​ie Schilderung d​es Gefechts b​ei Peterswalde. Jósef Grabowski widersprach i​n seinen Mémoires d​en Ausführungen v​on Thiers:

« M. Thiers (tome XVI, p​age 162) mentionne c​ette affaire, m​ais suivant s​on habitude d​e cacher l​es actions d’éclat d​es Polonais p​our les attribuer a​ux Français, i​l dit q​ue c’étaient l​es lanciers rouges d​e la g​arde impériale q​ui ont b​attu les hussards prussiens e​t fait prisonnier l​eur chef Blücher. J’étais témoin oculaire d​e cette action, e​t je p​eux affirmer q​ue les lanciers rouges n’étaient p​as là, e​t que c​e sont l​es chevau-légers lanciers d​e la g​arde impériale q​ui ont s​i brillamment chargé. »

„A. Thiers (Band XVI, S. 162) erwähnt dieses Ereignis, h​at aber w​ie üblich d​ie Angewohnheit, d​ie glänzenden Taten d​er Polen z​u unterdrücken u​nd sie d​en Franzosen zuzuschreiben. So s​agt er, d​ass es d​ie ‚Lanciers rouges‘ d​er Kaiserlichen Garde waren, d​ie die preußischen Husaren i​n die Flucht schlugen u​nd ihren Kommandanten Blücher gefangen nahmen. Ich w​ar Augenzeuge dieser Aktion, u​nd ich k​ann bestätigen, d​ass die ‚Lanciers rouges‘ überhaupt n​icht da w​aren und d​ass es d​ie ‚Chevau-légers lanciers‘ d​er Kaiserlichen Garde waren, d​ie so brillant gehandelt haben.“[57]

Einzelnachweise

  1. Brandys, 1982, S. 78.
  2. Tranié/Carmigniani, 1982, S. 9, 12.
  3. Pawly, 2007, S. 6.
  4. Tranié, 2007, S. 7.
  5. Tranié, 1982, S. 21.
  6. Tranié, 2007, S. 7.
  7. Pawly, 2007, S. 7.
  8. Tranié, 2007, S. 7.
  9. In der französischen Kavallerie werden die Kasernen als Quartier bezeichnet.
  10. das große Stallgebäude
  11. Pigeard, 1999, S. 25–28.
  12. Tranié/Carmigniani, 1982, S. 13.
  13. Hourtoulle, 1979, S. 177–184.
  14. Malibran, 2001, S. 57.
  15. Pawly, 2007, S. 20.
  16. Tranié, 1982, S. 38.
  17. Tranié, 1982, S. 38.
  18. Niegolewski, 1854, S. 12, 23, 24.
  19. Pawly, 2007, S. 20.
  20. Brandys, 1982, S. 160.
  21. Tranié, 1982, S. 62, 70.
  22. Tranié, 2007, S. 11.
  23. Tranié/Carmigniani, 1982, S. 77.
  24. Pawly, 2007, S. 24.
  25. Brandys, 1982, S. 224.
  26. Brandys, 1982, S. 225.
  27. Pigeard, 1999, S. 22, 23.
  28. Brandys, 1982, S. 122.
  29. Pawly, 1998, S. 31.
  30. Chłapowski, 1908, S. 257–260.
  31. Pawly, 1998, S. 38–40.
  32. Pawly, 1998, S. 40.
  33. Pawly, 1998, S. 40–42.
  34. Pawly, 2007, S. 39.
  35. Tranié/Carmigniani, 1982, S. 107.
  36. Brandys, 1982, S. 147.
  37. Mané, 2013, S. 2.
  38. Chłapowski, 1908, S. 330–342.
  39. Pawly, 2007, S. 40.
  40. Kukiel, 1996, S. 455.
  41. Brandys, 1982, S. 164.
  42. Tranié/Carmigniani, 1982, S. 127.
  43. Perrot/Amoudru, 1821, S. 431.
  44. Tranié/Carmigniani, 1987, S. 174.
  45. Brandys, 1982, S. 412.
  46. Tranié/Carmigniani, 1982, S. 160.
  47. Kukiel, 1996, S. 475.
  48. Leżeński/Kukawski, 1991, S. 70, 144.
  49. Chef der Regimentsverwaltung
  50. Laut Eugène Louis Bucquoy war die Paspel jedoch rot.
  51. Bucquoy gibt an, dass alle Offiziere zwei Epauletten trugen.
  52. Bucquoy, 1977, S. 128.
  53. Thiers, 1849, S. 365.
  54. Niegolewski, 1854, S. 21, 64.
  55. Niegolewski, 1854, S. 40.
  56. Die Polen bei Somo-Sierra in Spanien 1808. Widerlegungen und Korrekturen betreffend den Angriff bei Somo-Sierra, beschrieben im IX. Band von „Histoire du Consulat et de l’Empire“ von A. Thiers.
  57. Gasiorowski, 1907, S. 120 (Digitalisat auf Gallica).

Literatur

Historie

  • Jean Tranié, Juan-Carlos Carmigniani: Les Polonais de Napoléon. L’épopée du 1er régiment de lanciers de la garde impériale. Copernic, Paris 1982.
  • Charles-Henry Tranié: Les chevau-légers polonais de la Garde impériale. In: Soldats Napoléoniens. Nr. 16, 20. Dezember 2007.
  • Ronald Pawly: Les Lanciers rouges. De Krijger, Erpe-Mere 1998, ISBN 90-72547-50-0.
  • Alain Pigeard: Les unités de la Garde impériale. In: »Tradition Magazine«, Nr. 8, 1. Januar 1999 (= Napoléon et les troupes polonaises 1797–1815. De l’Armée d’Italie à la Grande Armée).
  • Philip Haythornthwaite: La Garde impériale. Osprey Publishing, Oxford 2004, ISBN 2-84349-178-9. (= Grandes Armées. Nr. I. Armées et batailles. Nr. 1)
  • A. Perrot, Ch. Amoudru: Histoire de l’ex-Garde depuis sa formation jusqu’à son licenciement, comprenant les faits généraux des campagnes de 1805 à 1815. Delaunay, 1821 (Digitalisat auf Gallica, Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Andrzej Niegolewski: Les Polonais à Somo-Sierra en 1808 en Espagne. Réfutations et rectifications relatives à l’attaque de Somo-Sierra décrite dans le IXe volume de L’Histoire du Consulat et de l’Empire, par M. A. Thiers. L. Martinet, Paris 1854 (Digitalisat).
  • Dezydery Chłapowski: Mémoires sur les guerres de Napoléon, 1806–1813. Plon-Nourrit, Paris 1908 (Digitalisat).
  • Ronald Pawly: Napoleon’s Polish Lancers of the Imperial Guard. Osprey Publishing, Oxford 2007, ISBN 978-1-84603-256-1. (= Men-at-Arms. Band 440)
  • Marian Brandys: Kozietulski i inni. Iskry, Warszawa 1982, ISBN 83-207-0463-4.

Allgemeine Übersicht

  • Jean Tranié, Juan-Carlos Carmigniani: Napoléon (1814 – La campagne de France). Pygmalion/Gérard Watelet, Paris 1989, ISBN 2-85704-301-5.
  • Jean Tranié, Juan-Carlos Carmigniani: Napoléon (1813 – La campagne d’Allemagne). Pygmalion/Gérard Watelet, Paris 1987, ISBN 2-85704-237-X.
  • Henry Houssaye: 1815. Perrin, Paris 1921 (durchgesehene und ergänzte Auflage, Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Bruno Colson: Leipzig. La bataille des Nations. 16–19 octobre 1813. La première défaite de Napoléon. Perrin, Paris 2013, ISBN 978-2-262-04356-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Alphonse Marie Malibran, Jan Chełmiński: L’armée du Duché de Varsovie, ou la contribution polonaise dans les rangs de la grande armée. Livres Chez Vous, Pétion-Ville 2001, ISBN 2-914288-02-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • François-Guy Hourtoulle; Jack Girbal (Ill.): Le Général Comte Charles Lasalle. 1775–1809. Premier cavalier de l’Empire. Copernic, Paris 1979, ISBN 2-85984-029-X (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Diégo Mané: Reichenbach, le 22 mai 1813. In: Planète Napoléon. Lyon 2008/2013 (PDF; 444 kB).
  • Waclaw Gasiorowski: Mémoires militaires de Joseph Grabowski. Officier à l’état-major impérial de Napoléon Ier, 1812–1813–1814. Plon-Nourrit, Paris 1907, S. 120 (Digitalisat auf Gallica; Neuauflage Pickle Partners Publishing, 2015).
  • Adolphe Thiers: Histoire du Consulat et de l’Empire, Band IX. Paulin, Paris 1845 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Marian Kukiel: Dzieje oręża polskiego w epoce napoleońskiej. Kurpisz, Poznań 1996, ISBN 83-86600-51-9, OCLC 891024130.
  • Cezary Leżeński, Lesław Kukawski: O kawalerii polskiej XX wieku. Ossolineum, Wrocław 1991, ISBN 83-04-03364-X (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Uniformologie

  • Liliane und Fred Funcken: L’uniforme et les armes des soldats du Premier Empire. Band 2: De la garde impériale aux troupes alliées, suédoises, autrichiennes et russes. Casterman, Tournai 1969, ISBN 2-203-14306-1.
  • Eugène-Louis Bucquoy: La Garde Impériale. Troupes à cheval. Band 2. Jacques Grancher, Paris 1977, ISBN 84-399-7086-2, Kapitel: Le 1er Régiment de Chevau-Légers Lanciers Polonais. (= Les Uniformes du Premier Empire)
  • Lucien Rousselot: Chevau-légers polonais de la Garde. 1807–1814. Band I. P. Spadem, 1979, Heft Nr. 47. (= L’Armée Française, ses uniformes, son armement, son équipement)
  • Lucien Rousselot: Chevau-légers polonais de la Garde. Trompettes. 1807–1814. Band II. P. Spadem, 1980, Heft Nr. 65. (= L’Armée Française, ses uniformes, son armement, son équipement)
  • Lucien Rousselot: Chevau-légers polonais de la Garde. Officiers. 1807–1814. Band II. P. Spadem, 1980, Heft Nr. 75. (= L’Armée Française, ses uniformes, son armement, son équipement)
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