HMS Hood (51)
Die HMS Hood (Schiffskennung: 51) war ein Schlachtkreuzer der Royal Navy. Sie wurde während des Ersten Weltkrieges gebaut, kam in diesem jedoch nicht mehr zum Einsatz. In der Zwischenkriegszeit war sie zwei Jahrzehnte lang das größte Kriegsschiff der Welt und das Flaggschiff der britischen Flotte.
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Wegen ihres Bekanntheitsgrads und ihrer häufigen Verwendung als "schwimmenden Symbol" und Projektionsfläche britischer Seemacht trug sie den Beinamen The Mighty Hood (die mächtige Hood).
Im Zweiten Weltkrieg wurde sie 1941 während der Schlacht in der Dänemarkstraße versenkt. Das Schiff war benannt nach Admiral Samuel Hood, dem 1. Viscount Hood (1724–1816).
Die Hood war eines von vier Schiffen der Admiral-Klasse, deren Bau Mitte 1916 begann. Die Hood war allerdings das einzige Schiff dieser Klasse, das fertiggestellt wurde. Die Arbeiten an den anderen wurden eingestellt, da die deutschen Großkampfschiffe, gegen die diese Schiffsklasse gestellt werden sollte, nach Ende des Krieges nicht mehr gebaut wurden.
Bau
Der Bau der Hood wurde auf der Werft John Brown & Company in Clydebank (Schottland) am 1. September 1916 begonnen. Nachdem die Grand Fleet in der Skagerrakschlacht drei Schlachtkreuzer verloren hatte, wurden 5000 Tonnen zusätzliche Panzerung in den Entwurf eingeplant. Als Maßstab für die Dicke der Panzerung wählte man das 38,1-cm-L/42[1] Kaliber, mit dem die Hood auch selbst ausgerüstet war. Theoretisch machte diese Panzerung das Schiff zu einem echten Schlachtschiff. Man stattete die Hood mit der zu dieser Zeit stärksten Antriebsanlage im britischen Kriegsschiffbau aus. 24 ölgefeuerte Yarrow-Wasserrohrkessel lieferten den Dampf für vier Brown-Curtis-Getriebeturbinensätze, die auf drei Maschinenräume verteilt waren. Jeder Turbinensatz bestand aus Hochdruck- und Niederdruckteil sowie aus einer am Hochdruckteil angeflanschten Marschturbine. Zusammen lieferten die vier Turbinensätze 144.000 PS (106 MW) und bewegten die vier Schrauben mit maximal 210 Umdrehungen pro Minute. Die für das Bordnetz benötigte elektrische Energie mit 220 Volt Gleichspannung wurde von acht Generatoren von je 175 kW bereitgestellt (davon zwei angetrieben von Dieselmotoren, zwei von Dampfturbinen und vier von Kolbendampfmaschinen).
Das Schiff war jedoch übereilt entworfen worden und seine Konstruktion, vor allem bezüglich der Panzerung, daher unzulänglich. Nur die vorderen Pulvermagazine wurden unter die Granatkammern verlegt, obwohl bekannt war, dass explodierende Treibladungen aus Kordit die britischen Schlachtkreuzer in der Skagerrakschlacht zerstört hatten. Die Kombination von Deck- und Seitenpanzerung konnte keinen durchgehenden Schutz vor Geschossen bieten, falls diese aus mehreren Richtungen einschlugen. Die Deckpanzerung wies eine kritische Schwäche auf: Sie war über drei Decks verteilt und darauf ausgelegt, einschlagende Geschosse außen an ihr explodieren zu lassen, wobei deren Wirkung von der Panzerung absorbiert werden sollte. Die Einführung von Geschossen mit wirksamen Verzögerungszündern (in der Kaiserlichen Marine bereits vor dem Ersten Weltkrieg erfolgt) machte dieses Konzept nicht nur nutzlos, sondern geradezu gefährlich. Zusätzlich war die Hood durch die Ergänzungen sehr viel schwerer geworden als ursprünglich konzipiert, so dass es strukturelle Schwächen gab. Deshalb wurde gegen Ende des Krieges ernsthaft erwogen, den halbfertigen Rumpf zu verschrotten und ein ganz neues Schiff zu bauen. Die ökonomischen Bedingungen der Nachkriegszeit ließen dies jedoch nicht zu.
Der Bau der vorgesehenen Schwesterschiffe Anson, Howe und Rodney wurde im März 1917 abgebrochen. Dies hatte zwei Gründe: Zunächst wurden die deutschen Schiffe niemals vollendet, für welche diese Klasse als Antwort gedacht war. Weiter waren die Fehler in der Panzerung und Konzipierung offensichtlich geworden, und auch wiederholte Abänderungen an den Schwesterschiffen konnten diese nicht beheben. Stattdessen startete man eine Abfolge von Studien, die schließlich zur Entwicklung der N3- und G3-Schlachtschiffe führten. Dennoch gingen die Arbeiten an der Hood weiter.
Die Hood wurde am 22. August 1918 von der Witwe des Admirals Sir Horace Hood getauft, der in der Skagerrakschlacht gefallen war. Er war auch ein entfernter Verwandter des Namensgebers des Schiffes. Nach Ausstattung und Testfahrten erfolgte am 15. Mai 1920 die Indienststellung. Die Hood wurde unter dem Kommando von Kapitän Wilfred Tomkinson zum Flaggschiff des Schlachtkreuzergeschwaders der britischen Atlantikflotte. Der Bau hatte 6,25 Millionen Pfund gekostet.
Zwischenkriegszeit
In den Zwischenkriegsjahren war die Hood das größte Kriegsschiff der Welt, zu einer Zeit, als sich die britische Öffentlichkeit sehr mit der Marine verbunden fühlte. Ihr Name und ihre Spezifikationen waren allgemein bekannt, und als Mighty Hood (mächtige Hood) war sie das Aushängeschild der Royal Navy. Wegen ihrer Popularität wurde sie häufig dazu eingesetzt, um bei Besuchen anderer Länder „Flagge zu zeigen“. Insbesondere nahm sie zwischen November 1923 und September 1924 zusammen mit der Repulse und weiteren kleineren Schiffen an einer Weltumfahrung teil. Bei dieser Gelegenheit wurde die Hood von etwa 750.000 Menschen besichtigt. 1931 nahm die Besatzung an der Invergordon-Meuterei teil.
Etwa 1930 wurde die Hood umfangreich neu ausgerüstet, dabei wurde die Deckspanzerung des Vorschiffs verbessert. Die Verstärkung des Hinterschiffs unterblieb aus Zeitgründen, da das Schiff für Repräsentationsaufgaben monatelang in Übersee unterwegs war. Gegen Ende des Jahres 1936 wurde die Hood zur Mittelmeerflotte beordert. Durch einen Totalumbau ähnlich dem des Schlachtkreuzers Renown sollte der Schlachtkreuzer 1941 modernisiert werden. Der Ausbruch des Krieges machte es jedoch unmöglich, sie von der Front abzuziehen, so dass sie die geplante Generalüberholung niemals erhielt.
In die Zwischenkriegszeit fällt noch eine Kollision der Hood mit der Renown vor der spanischen Küste bei Arousa am 23. Januar 1935, wobei eine Schraube der Hood beschädigt wurde. Bruchstücke der Schraube wurden mit einer Gravur des Zwischenfalls versehen und befinden sich heute im Besitz der Hood Association.
Zweiter Weltkrieg
Von Juni 1939 an verstärkte sie das Schlachtkreuzergeschwader der Home Fleet in Scapa Flow. Nach Ausbruch des Krieges im September 1939 wurde sie hauptsächlich dazu eingesetzt, in der Nähe Islands und der Färöer zu patrouillieren, um Konvois zu schützen und zu verhindern, dass deutsche Kaperfahrer in den Atlantik durchbrechen konnten.
Vom 25. zum 26. September stieß sie, als Teil eines Flottenverbandes, mit den Schlachtschiffen Nelson und Rodney, dem Schlachtkreuzer Renown, dem Flugzeugträger Ark Royal, den Kreuzern Norfolk, Newcastle und Edinburgh und den Zerstörern der 4. und 8. Z-Flottille in die mittlere Nordsee vor. Vier Junkers Ju 88 der I. Gruppe des Kampfgeschwaders 30 griffen den Verband an und erzielten einen Abpraller auf der Hood und einen Nahtreffer bei der Ark Royal.[2]
Am 25. November 1939 lief sie zusammen mit der französischen Dunkerque zu gemeinsamen Geleitschutzaufgaben in den Atlantik aus.
Im Juli 1940 nahm sie als Flaggschiff der Force H an der Zerstörung der französischen Flotte (Operation Catapult) bei Mers-el-Kébir teil. Im August kehrte sie zum Schlachtkreuzergeschwader zurück und nahm die Patrouillen gegen deutsche Handelsstörer wieder auf. Es folgte eine weitere Überholung bis Mitte März 1941. Flaggkapitän (Kapitän eines Admiralitätsflaggschiffes) Ralph Kerr unter Vizeadmiral Lancelot Holland hatte das Kommando.
Gefecht in der Dänemarkstraße
Ende März 1941 wurden die Hood und das Schlachtschiff Prince of Wales in den Nordatlantik zur Geleitzugsicherung beordert. Ende Mai steuerten beide Schiffe mit Nordwestkurs das Seegebiet südlich von Island an, um die aus Nordost anlaufenden deutschen Kriegsschiffe, das Schlachtschiff Bismarck und den Schweren Kreuzer Prinz Eugen, zum Schutz der aus den Vereinigten Staaten kommenden Geleitzüge südlich von Island abzufangen.
Am 24. Mai 1941 wurde die Hood beim Gefecht in der Dänemarkstraße versenkt (siehe auch: Unternehmen Rheinübung). Der Bismarck gelang dabei nach nur sechsminütigem Feuergefecht ein vernichtender Treffer. Die fünfte Salve traf aufgrund unzureichender Deckpanzerung direkt in die achtere Hauptmunitionskammer der Hood, riss das Schiff auseinander und löste eine weitere Explosion in der vorderen Munitionskammer unterhalb des Turms „B“ aus. Vor- und Achterschiff hoben sich aus dem Wasser, brachen nahe dem achteren Mast auseinander und versanken in zwei Minuten in den eisigen Fluten. Von den 1418 Mann Besatzung konnten nur drei gerettet werden: die Engländer Edward „Ted“ Briggs (1923–2008)[3] und Robert Ernest Tilburn (1921–1995)[4] sowie der Schotte William John Dundas (1923–1965).[5] Bis zu ihrer Rettung durch den britischen Zerstörer HMS Electra mussten sie, bereits gefährlich unterkühlt, auf Rettungsflößen zwei Stunden lang aushalten. Der dramatische Verlust eines solchen bekannten Symbols der britischen Flotte hatte große Wirkung auf die britische Öffentlichkeit. Einige (darunter Premierminister Winston Churchill) bezeichneten dies später als die schockierendste Nachricht des Zweiten Weltkrieges.
Das Wrack
Am 19. Juli 2001 wurde das Wrack des Schiffes von einem Team um David Mearns in einer Tiefe von 2804 Metern gefunden. Dabei stellte sich heraus, dass das Schiff in drei große Teile zerbrochen war: die Bugsektion, die Reste des Mittschiffs und das Heck. Bis dahin war unklar, ob Kommandant Ralph Kerr die Hood bereits nach Backbord hatte steuern lassen, um auch die hinteren Türme zum Einsatz zu bringen und die gefährdete Achterschiffsektion in eine für gegnerische Treffer geschütztere Position zu bringen. Die Aufnahmen zeigten eindeutig das bereits nach Backbord ausgerichtete Ruderblatt – das Schiff war quasi beim Kurswechsel versenkt worden.
Die Überreste der Hood wurden von der britischen Regierung durch den Protection of Military Remains Act als „Protected Place“ zur Kriegsgräberstätte erklärt. „Ted“ Briggs legte eigenhändig vom Suchschiff aus durch Lösen des Suchrobotergreifarms am Wrack eine Ehrentafel aus Bronze ab, welche von der HMS Hood Association (HMS-Hood-Gesellschaft) gestiftet wurde.
Am 7. August 2015 wurde die Schiffsglocke von einem Team unter Leitung von Paul Allen gehoben. Ein erster Versuch der Bergung war 2012 wegen schlechter Wetterbedingungen und technischer Schwierigkeiten gescheitert. Die gut erhaltene Glocke wurde restauriert und wird im National Museum of the Royal Navy in Portsmouth ausgestellt.[6][7]
Fernsehdokumentationen
- Schiffslegenden: Der Schlachtkreuzer HMS Hood, GB, 2013 (Länge: 45 min.) Doku, Originaltitel: Clydebuilt: HMS Hood
Literatur
- Klaus Gröbig: Schlachtkreuzer HMS „Hood“. Der ganze Stolz der Royal Navy (= Schiffe, Menschen, Schicksale. Nr. 182/183, ZDB-ID 1325248-3). Rudolf Stade, Kiel 2009.
- Alan Raven, John Roberts: Die britischen Schlachtschiffe des Zweiten Weltkrieges. Entwicklung und technische Geschichte der Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer der Royal Navy von 1911 bis 1946. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 2002, ISBN 3-7637-6229-9.
- Robert Gardiner (Hrsg.): Conway’s All the World’s Fighting Ships 1906–1921. Conway Maritime Press, London 1985, ISBN 0-85177-245-5, S. 41.
- Robert Gardiner (Hrsg.): Conway’s All the World’s Fighting Ships 1922–1946. Conway Maritime Press, London 1980, ISBN 0-85177-146-7, S. 9.
Weblinks
- hmshood.com – Website der H.M.S. Hood Association (englisch)
- Detaillierter Bericht zum Verlust der Hood. navweaps.com (englisch)
- Unterwasseraufnahmen der Hood. pbs.org (englisch)
Einzelnachweise
- Hugh und David Lyon, Siegfried Greiner: Kriegsschiffe con 1900 bis heute Technik und Einsatz. Buch und Zeit Verlagsgesellschaft, Köln, S. 41.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, September 1939. Abgerufen am 24. Januar 2017.
- Biografie von Briggs. hmshood.com; abgerufen am 9. Januar 2009
- Biografie von Tilburn. hmshood.com; abgerufen am 29. September 2019
- Biografie von Dundas. In: hmshood.com; abgerufen am 29. September 2019
- Bell recovered from battleship HMS Hood sunk by Bismarck in 1941 in: The Guardian, 10. August 2015, abgerufen am 11. August 2015
- Ceremony blesses Hood’s bell 75 years after battle-cruiser’s terrible demise. Royal Navy, abgerufen am 16. November 2020 (englisch).