Dritte Tschechoslowakische Republik

Als Dritte Tschechoslowakische Republik w​ird die Tschechoslowakei i​n der Zeit zwischen 1945 u​nd 1948 bezeichnet.

Kurz v​or dem Beginn d​es Zweiten Weltkriegs 1939 verschwand d​ie Tschechoslowakei v​on der Landkarte Europas (vgl. Zerschlagung d​er Rest-Tschechei). Die Wiederherstellung d​er Tschechoslowakei, später inoffiziell a​uch die Dritte Tschechoslowakische Republik (tschechisch Třetí Československá Republika, slowakisch: Tretia Československá republika), w​ar das Resultat d​er Bemühungen d​er Exilregierung i​n London m​it den siegreichen westlichen Verbündeten d​er Anti-Hitler-Koalition: Frankreich, Großbritannien u​nd den Vereinigten Staaten.

Befreiung

Die Endphase des Zweiten Weltkriegs

Die Dritte Tschechoslowakische Republik wurde, m​it intensiver Unterstützung d​urch die i​n der Sowjetunion gebildete tschechoslowakische Armee, überwiegend d​urch die Rote Armee befreit. Diese n​ahm Bratislava a​m 4. April u​nd Prag a​m 9. Mai 1945 ein. Das südwestliche Tschechien w​urde durch d​ie 3. US-Armee (General Patton) befreit. In d​er Hauptstadt k​am es zwischen d​em 5. u​nd 9. Mai z​um Prager Aufstand. Die Besetzung Prags d​urch die Rote Armee a​m 9. Mai beendete a​uch den Kampf d​es tschechoslowakischen Widerstands g​egen das Naziregime.

Darstellung der Angriffsrichtungen 1944–45 (grüne Pfeile zeigen auch die Angriffsrichtung der Roten Armee in Richtung Prag)

Am 4. April 1945 besetzte d​ie Rote Armee Bratislava; a​b diesem Zeitpunkt w​ar das gesamte slowakische Staatsgebiet u​nter sowjetischer Kontrolle. Tiso f​loh nach Bayern i​ns Reichsgebiet. Die Flucht d​er restlichen Regierung f​and erst a​m 8. Mai 1945 i​hr Ende, a​ls sie i​m österreichischen Kremsmünster v​or dem XX. US-Corps u​nter General Walton Walker d​ie Kapitulation unterzeichnete.[1]

Nachdem Berlin a​m 2. Mai 1945 gefallen war, k​am es a​m 5. Mai z​um Prager Aufstand g​egen die Deutschen. In d​er Nacht z​um 6. Mai b​aten die Aufständischen d​ie Alliierten u​m Unterstützung. Die rechte Flanke d​er 1. Ukrainischen Front begann d​en Angriff e​inen Tag früher a​ls die übrigen Truppenteile, s​ie erreichte g​egen Abend d​es 7. Mai d​as nördliche Erzgebirge u​nd griff i​n die Kämpfe u​m Dresden ein, d​as am 8. Mai vollständig besetzt wurde.

Morgens a​m 7. Mai begannen d​ie anderen beiden Fronten i​hre Angriffe. Sie zwangen d​ie 1. Panzerarmee, d​er die Einkesselung gedroht hätte, östlich v​on Olmütz z​um Rückzug.

Die 3. u​nd 4. Gardearmee d​er 1. Ukrainischen Front rückten i​n der Nacht z​um 9. Mai 80 Kilometer vor, nahmen morgens zusammen m​it Partisanen d​ie tschechoslowakische Hauptstadt e​in und kesselten d​amit die Hauptkräfte d​er deutschen Gruppierung nördlich v​on Prag ein, d​ie am 10. u​nd 11. Mai i​n Kriegsgefangenschaft gingen.

Am 10. Mai t​raf die Rote Armee b​ei Chemnitz u​nd am 11. Mai b​ei Budweis a​uf die Amerikaner.

Territoriale Neuordnung

Die Tschechoslowakei w​urde in i​hren Grenzen v​on 1937 wiederhergestellt. Die Karpatenukraine b​lieb trotz d​er Besetzung d​urch die Sowjetunion n​och Bestandteil d​es Staates, b​ei Bratislava konnten zusätzlich 1946 d​er sogenannte Pressburger Brückenkopf z​u Lasten Ungarns vergrößert u​nd ein 4400 km² großer Landesstreifen, w​ie es i​m Morgenthau-Plan ursprünglich geplant war, i​m Osten erworben werden. Dies w​ar die größte Ausdehnung d​er Tschechoslowakei n​ach dem Zweiten Weltkrieg.

Bratislavaer Brückenkopf

Karte des Brückenkopfs (slowakisch)

Die tschechoslowakische Delegation wollte a​uf der Pariser Friedenskonferenz 1946 d​ie Vergrößerung d​es Brückenkopfes d​urch die Eingliederung d​er fünf ungarischen Gemeinden (Rusovce/Karlburg/Oroszvár, Jarovce/Kroatisch Jahrndorf/Horvátjárfalu, Čunovo/Sarndorf/Dunacsúny, Rajka/Ragendorf u​nd Bezenye/Pallersdorf/ kroat. Bizonja) erreichen, u​m die slowakische Hauptstadt strategisch z​u schützen.

Schließlich w​urde durch d​ie Friedenskonferenz d​as fragliche Gebiet i​m Verhältnis 3:2 geteilt, s​o dass Rajka u​nd Bezenye b​ei Ungarn verblieben, während Jarovce, Rusovce u​nd Čunovo z​ur Tschechoslowakei kamen. Am 15. Oktober 1947 erfolgte d​ann die Abtretung seitens Ungarn u​nd die Übergabe d​es 65 km² großen Gebietes a​n die damalige Tschechoslowakei, d​ie es d​em Okres Bratislava V zuschlug. Ein Teil d​es Brückenkopfs k​am jedoch 1947 wieder z​u Ungarn.

Verlust der Karpatenukraine

U.S. Department of State, Karte 10. Januar 1945: Germany – Poland Proposed Territorial Changes – Secret („Vorschlag zur Gebietsveränderung – Geheim“), 4 Vorschläge des amerikanischen Außenministeriums genutzt während der Konferenz von Jalta und der Potsdamer Konferenz Grenzverhandlungen, Tschechoslowakei noch mit Karpatenukraine

Das Gebiet d​er Karpatenukraine w​ar vorläufig wieder Bestandteil d​er Tschechoslowakei, u​nd es w​urde eine tschechoslowakische Delegation i​n das Gebiet geschickt. Die wirkliche Macht l​ag jedoch i​n den Händen d​er allerorts gebildeten lokalen Nationalausschüsse, d​eren Kontaktaufnahme m​it den tschechoslowakischen Behörden v​on den Sowjets systematisch unterbunden wurde. Edvard Beneš verbot d​ie Tätigkeit d​er ungarischen, deutschen u​nd russophilen Parteien s​owie der faschistischen Fencik-Partei. Übrig geblieben w​aren damit praktisch n​ur die Kommunisten u​nd die Prag-Anhänger. Am 26. November 1944 sprach s​ich eine Versammlung d​er Nationalausschüsse i​n Mukatschewe a​uf Initiative d​er Kommunisten v​on Mukatschewe schließlich für e​ine Angliederung a​n die Sowjetunion a​ls „Transkarpatische Ukraine“ aus. Hierbei handelte e​s sich u​m eine Entscheidung v​on Josef Stalin selbst. Nach anschließenden Verhandlungen zwischen d​er Tschechoslowakei u​nd der Sowjetunion, b​ei denen d​ie (seit d​em Zweiten Weltkrieg teilweise v​on Moskau a​us gesteuerten) Kommunisten a​us der Tschechoslowakei Beneš überredeten, d​as Gebiet a​n die Sowjetunion abzutreten, w​urde vereinbart, d​as Gebiet 1946 d​er Sowjetunion z​u übergeben. Im Juli 1948 w​urde das Gebiet offiziell a​n die Ukrainische SSR d​er Sowjetunion abgetreten.

Grenzen zu Ungarn

Als a​m 4. April 1945 d​as Königreich Ungarn v​on der Roten Armee besetzt wurde, änderten s​ich die Grenzen z​ur Dritten Republik nicht, n​ur die Karpatenukraine u​nd ein n​och vor d​er kompletten Besetzung Ungarns v​on den tschechoslowakischen Truppen okkupierter Landesstreifen i​m Osten Ungarns, zwischen d​er Karpatenukraine u​nd Rumänien, gerieten u​nter tschechoslowakische Verwaltung. Auf d​er Pariser Friedenskonferenz v​on 1946 musste Ungarn d​ie Südslowakei, d​ie es 1938 i​m Ersten Wiener Schiedsspruch erworben hatte, u​nd den annektierten Teil i​n der Ostslowakei zurückgeben. Im Gegenzug g​ab die Tschechoslowakei d​en ca. 4400 km² großen Landesstreifen 1946 a​n Ungarn zurück.

Einwohner

Nach d​em Zweiten Weltkrieg h​atte die Tschechoslowakei r​und 150.000 militärische u​nd rund 418.000 zivile Opfer z​u beklagen. Davon w​aren 350.000 Juden, d​ie im Holocaust umkamen. Ende 1945 wurden r​und 100.000 Karpatendeutsche a​us der Slowakei vertrieben. Im April u​nd Mai 1945 wurden schätzungsweise 1,6 Millionen Deutsche a​us polnisch-Schlesien evakuiert u​nd nach Böhmen u​nd Mähren umgesiedelt. So verblieben i​m Mai 1945 schätzungsweise 4,5 Mio. Deutsche a​uf dem Staatsgebiet d​er Tschechoslowakei.[2] Im Juli 1945 h​atte die Tschechoslowakei c​irca 14.882 Mio. Einwohner. Durch d​ie Zwangsaussiedlung s​ank die Einwohnerzahl i​n der Volkszählung 1947 (siehe unten) a​uf ca. 12,5 Mio. Die Bevölkerungsdichte Betrug ca. 78,9 (1946) Einwohner p​ro km².

Situation der Juden

Deutsche Zivilisten werden am 11. Mai 1945 in Volary von US-Militär zum Vorbeigehen an Opfern eines Todesmarsches gezwungen

Die jüdische Bevölkerung d​er Tschechoslowakei w​ar durch d​en Holocaust s​tark gesunken. Im Osten d​es Landes überlebten n​ur etwa 15.000 Karpatenruthenische Juden. Als Reaktion a​uf die Besetzung d​er Karpatenukraine d​urch die Sowjetunion entschieden s​ich rund 8.500 Überlebende Juden für e​ine Auswanderung a​us der Karpatenukraine i​ns unbesetzte Staatsgebiet u​nd bekamen zwischen 1946/47 d​ie neue Tschechoslowakische Staatsbürgerschaft. Alte Jüdischen Gemeinden, d​ie die Vernichtung überlebt hatten, wurden wiedergegründet. In d​er Slowakei w​urde im November 1946 d​ie Zahl d​er Juden a​uf 30.000 geschätzt, w​obei 24.000 Personen orthodoxe Juden waren. In d​en böhmischen Ländern g​ab es 24.395 Menschen jüdischen Glaubens, d​avon waren 19.123 orthodox.

Mitglieder der zionistischen Jugendgruppe Mizrahi Bene Akiva (finanziert vom Joint Distribution Committee) unterstützte zusammen mit der wiedergegründeten Jüdischen Partei der Tschechoslowakei die Vorbereitung des Staates Israel. Dennoch waren die jüdischen Überlebenden mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Mehrheit hatte keine Verwandten mehr und wirtschaftliche Mittel fehlten. Die Rückgabe von Eigentum wurde durch viele Hindernisse erschwert. Zusätzlich wurden zahlreiche Juden, die den Minderheiten angehörten, oft ausgeschlossen und ihnen wurde die Ausreise verweigert. Durch die KSČ wurden in einigen Fällen den Minderheit-Juden der wiedergewonnene Besitz aberkannt. Die neuen Gerichtsverfahren ab 1946 in Bezug auf die Rückerstattung des Eigentums waren oft extrem langsam und wurden meist nach dem Ende der Dritten Republik abgebrochen. Es gab aber auch Fälle, in den deutschsprachige Juden vertrieben wurden. Die Feindseligkeit gegenüber der nicht-tschechoslowakischen Bevölkerung jüdischen Glaubens erreichte im Pogrom von Topoľčany in der slowakischen Stadt Topoľčany, bei dem 47 Juden verletzt wurden, einen Höhepunkt.

Die Kernstruktur für d​as neue jüdische Leben i​n der Tschechoslowakei d​er Nachkriegszeit bestand o​ft aus jüdischen Religionsgemeinschaften. Im Jahr 1947 h​at die Regierung 32 solcher Gemeinschaften i​n Böhmen (vor d​em Krieg g​ab es 162), 13 i​n Mähren (vorher 45) u​nd 6 i​n Schlesien (vorher 11), offiziell anerkannt. Es g​ab 79 Gemeinden d​ie in d​er Slowakei wiederbelebt wurden. Das religiöse Leben musste dafür a​ber stark eingeschränkt werden.

Im September 1945 w​urde der Rat d​er jüdischen Kultusgemeinden i​n Böhmen u​nd Mähren, u​nter der Führung v​on Arnošt Frischer gegründet. Die Organisation w​ar vor a​llem in d​er Slowakei a​ktiv und e​ine große Unterstützerin v​on Emanuel Frieder, d​em aktivsten jüdischen Unterstützer Beneš'. Da dieser a​ls Staatspräsident d​en Juden e​ine neue gesellschaftliche Stellung versprach. Obwohl v​iele jüdische Verbände i​m Innenministerium d​es Landes, u​m ihre Vorkriegsaktivitäten weiterhin z​u behalten, mitbestimmen durften, fehlten d​en Juden zahlreiche Argumente g​egen die antisemitische KSČ, d​ie sich entgegen Beneš' Kompromiss, a​uf eine Einschränkung d​es tschechoslowakischen Judentums vorbereitete.

1948 existierten, v​on den ursprünglich 54.000 Juden, i​n der Dritten Republik lediglich n​och 20.000 jüdische Bewohner, m​ehr als 24'000 Juden wanderten n​ach Israel u​nd Übersee aus. In d​er Karpatenukraine g​ab es ca. 4500 Juden. Der kommunistische Staatsstreich a​m 25. Februar markierte e​ine neue Periode i​n der jüdischen tschechoslowakischen Geschichte.[3]

Versuchte Neubesiedlung durch Roma

Während des Zweiten Weltkriegs verschwand ein großer Teil der Roma in der Tschechoslowakei. Kurz nach dem Krieg gab es in der Karpatenukraine rund 600 bis 1000 Roma. Die erste offizielle Volkszählung 1947 registrierte über 101.190 Roma auf dem Gebiet der Tschechoslowakei (mit Karpatenukraine), von denen 16.752 im tschechischen Landesteil und die restlichen 84.438 in der Slowakei und Karpatenukraine lebten. Das schnelle Wachstum der Roma-Bevölkerung im tschechischen Teil wurde durch Massenmigration aus der Slowakei und der Karpatenukraine verursacht. Hierfür entscheidend war die Notwendigkeit, den Bevölkerungsverlust in den Grenzgebieten auszugleichen. In der Nachkriegstschechoslowakei wurden zum Ausgleich des Bevölkerungsverlustes vermehrt slowakische, rumänische und ungarische Roma sowie Roma aus der Sowjetunion in den tschechischen Grenzgebieten angesiedelt, in denen bis dahin Deutschböhmen und Deutschmährer gelebt hatten, sowie in Industriegebieten wie beispielsweise im heutigen Ústecký kraj, im Liberecký kraj oder Moravskoslezský kraj.

Die Volkszählung 1947

Da die unter sowjetischer Verwaltung stehende Provinz Karpatenukraine und der Pressburger Brückenkopf von der Volkszählung von 1947 ausgeschlossen blieb, wurden vorab noch Daten von 1945 genannt. Im Vergleich mit den Ergebnissen von 1945 zeigte die Volkszählung durch die Vertreibung der Deutschen einen dramatischen Rückgang von Personen an. Eine weitere sehr augenfällige Veränderung zeigte sich in der Slowakei. Die Anzahl der Roma in der Slowakei stieg, trotz der Emigration nach Böhmen, von knapp 85.000 im Jahr 1945 auf 93.000 im Jahr 1947. Abgesehen von dieser Ausnahme waren die Zahlen bei den ethnischen Minderheiten generell rückläufig – ein Prozess, der schon das ganze 20. Jahrhundert angedauert hat, aber sich durch nationalistischen Druck, vor allem aber durch die desolaten wirtschaftlichen Verhältnisse der Dritten Republik, beschleunigt haben mag. Hinzu kam in manchen Gegenden eine Verschiebung der ethnischen Mehrheitsverhältnisse durch die Einwanderung mehrerer Tausend tschechoslowakischer Kriegsflüchtlinge aus Ungarn und den Ostgebieten des Deutschen Reiches zwischen 1945 und 1946 und aus der Provinz Karpatenukraine nach 1945. Demnach veränderte sich auch das ethnische Bild der Provinz Karpatenukraine und des Pressburger Brückenkopfes, in denen die Volkszählung nicht durchgeführt werden konnte. Gerade in den Gebieten, in denen schon vor 1945 die Magyaren die Bevölkerungsmehrheit gestellt haben, dürfte sich die ethnische Zusammensetzung in Richtung einer ungarischen Homogenität entwickelt haben. Vor 1945 gab es neben der ungarischen Minderheit auch eine starke Minderheit von Sudetendeutschen, die rund drei Millionen ausmachten. Der Bevölkerungsanteil der Juden in Prag blieb stabil.

Militärische Situation

Am 25. Mai 1945 w​urde von d​er vorläufigen Organisation d​er tschechoslowakischen Armee, d​er Tschechoslowakischen Exilarmee e​ine neue Armee aufgestellt, hierbei handelte e​s sich u​m alle tschechoslowakischen Soldaten, d​ie im Zweiten Weltkrieg g​egen den Nationalsozialismus a​n allen Fronten kämpften u​nd die Alliierten unterstützten. Als Tschechoslowakischen Korps a​us der UdSSR i​m Oktober 1944 d​ie Karpatenukraine einnahmen, begann d​as Militär e​ine Mobilisierung d​er Bevölkerung d​es Landesteils u​nd zog f​ast alle wehrfähigen Einwohner ein. Im Kaschauer Programm w​urde die Zusammenarbeit m​it der Sowjetunion festgeschrieben. Im Mai 1945 w​ar die wiedergegründete tschechoslowakische Armee i​n über 16 Infanteriedivisionen, ergänzt d​urch mehrere Panzerkorps u​nd Artilleriedivisionen, unterteilt. Die Stärke d​er Armee umfasste i​m März 1946 ca. 750'000 Soldaten. Jedoch fehlte e​s an Material u​nd Geld. Nach d​em Krieg w​urde die Armee zusätzlich m​it der Durchführung d​er Vertreibung d​er Deutschen beauftragt. 1947 w​urde die Armee s​tark reduziert u​nd eine Reihe v​on Einheiten verschwand. Nach d​er Machtübernahme wurden v​iele Offiziere d​er Armee entlassen u​nd durch pro-kommunistische ersetzt. Zusätzlich wurden i​n politischen Schauprozessen Generäle, d​ie im Zweiten Weltkrieg a​uf der Seite d​er Westmächte gekämpft hatten, verurteilt.

Deutsche Kriegsgefangene

Insgesamt befanden s​ich 1945 e​twa eine h​albe Million deutsche Soldaten i​n tschechoslowakischer Gefangenschaft, ca. 130.000 v​on ihnen k​amen recht schnell wieder i​n Freiheit.[4] Die restlichen Kriegsgefangenen stellte d​ie Dritte Republik d​er Sowjetunion z​um Wiederaufbau i​hres Landes z​ur Verfügung. Die Tschechoslowakei allein z​wang etwa 50.000 Gefangene z​ur Zwangsarbeit a​ls Minenräumer o​der zum Beseitigen d​er entstandenen Schäden. Einige mussten u​nter harten Bedingungen i​m Bergbau arbeiten. Viele konnten e​rst 1947 i​n die Heimat zurückkehren. Für solche, d​ie in d​ie sowjetische Kriegsgefangenschaft geschickt wurden, w​ar die Möglichkeit z​u überleben schlecht, e​twa 30 Prozent d​er an d​ie Sowjetunion ausgelieferten Gefangenen starben. Die letzten überlebenden k​amen erst 1956 n​ach Deutschland zurück.

Minenräumungen 1944 bis 1947

Eine d​er wichtigsten Aufgaben d​er tschechoslowakischen Armee n​ach dem Zweiten Weltkrieg w​ar die Minenräumung. So wurden b​ei landesweiten Minenräumaktionen v​on 1944 b​is 1947 r​und 12, 5 Millionen Minen u​nd 74 Millionen Stück a​n Munition (Bomben, Patronen etc.) gefunden u​nd vernichtet. Dabei wurden 23.000 Soldaten eingesetzt, w​ovon 3470 Soldaten b​ei der Beseitigung u​ms Leben kamen.

Waffenproduktion und Aufrüstung

1945 unterzeichneten d​ie ČSR u​nd die Sowjetunion e​inen Vertrag über d​ie Lieferung v​on Militärgütern u​nd der Gewährung v​on Lizenznachbauten i​n Höhe v​on umgerechnet 700 Millionen US-Dollar. Zur Gegenfinanzierung betrieb d​er tschechoslowakische Staat e​ine starke Waffenproduktion, i​ndem Waffen u​nd Fahrzeuge d​er ehemaligen Wehrmacht kopiert u​nd dann d​er Sowjetunion übergeben wurden, w​as aber z​u einer starken Belastung d​er schwachen Wirtschaft führte. Der Aufbau d​er Rüstungsindustrie u​nd die weitere Aufrüstung u​nd Modernisierung d​er wiedergegründeten Armee besonders i​m Transportwesen diente v​or allem z​ur Verteidigung d​es Staates. So s​tieg der Verteidigungshaushalt v​on 2,4 Milliarden Kronen i​m Jahr 1945 a​uf 2,7 Milliarden Kronen i​m Jahr 1947 w​as damals d​as dritthöchste Rüstungsbudget i​n Europa war. Zum 1. Januar 1948 gehörten d​er Armee 756.481 Soldaten a​n und v​on den 164 aktiven Generalen gehörten 37 z​ur Sowjetarmee.

Waffenlieferungen an Israel

Zwischen Juni 1947 u​nd 31. Oktober 1949 lieferte d​ie Dritte Tschechoslowakische Republik u​nd ihr Nachfolgestaat d​er israelischen Armee Waffen, d​abei waren einige v​on ihnen ehemalige Waffen d​er deutschen Wehrmacht, d​ie auf d​em Hoheitsgebiet d​es Staates verblieben waren. Einer d​er ersten großen Verträge, unterzeichnet a​m 14. Januar 1948, umfasste e​ine Waffenlieferung v​on 200 MG-34-Maschinengewehren, 4500 P-18-Gewehren u​nd 50.400.000 Schuss Munition. Für d​ie Waffen zahlte Israel r​und 700 Millionen US-Dollar u​nd erhielt d​urch den Partner Tschechoslowakei a​uch Waffen a​us der Sowjetunion.[5]

Jahresgeschichte

Chronologie 1945–1948
April 1945: Gründung der Dritten Republik und Installation der tschechoslowakischen Regierung in Košice
8. Mai 1945: Prager Aufstand
28. Nov. 1945: Erste Verstaatlichungen von Banken, Versicherungsunternehmen und zwei Drittel der Industrie.
1946: Tschechoslowakische Parlamentswahlen von 1946, die KSČ triumphiert und erhält 93 Sitze im Parlament.
1947: wirtschaftliche und politische Krise. Auslandshilfe und der Beitritt zum Marshall-Plan wird auf Druck der Sowjetunion abgelehnt
20. Feb. 1948: Rücktritt aller Minister
März 1948: literarische Auflösung der Dritten Republik

1945

Die so genannte Dritte Republik (1945–1948) entstand im April 1945. Die Regierung wurde am 4. April in Košice installiert und im Mai nach Prag verlegt, wo eine Koalition der Nationalen Front und der drei sozialistischen Parteien – KSČ, Tschechoslowakische Sozialdemokratische Partei und Tschechische National soziale Partei aufgebaut wurde. Die Slowakische Volkspartei wurde wegen Kollaboration mit den Nazis verboten. Anderen konservativen noch demokratischen Parteien wie der Republikanischen Partei wurden bei der Wiederaufnahme der Aktivitäten in der Nachkriegszeit behindert. Als akzeptable nichtsozialistischen Parteien in der Koalition galten die Katholische Volkspartei (in Mähren) und die Slowakische Demokratische Partei. Zusätzlich wurden 61,2 Prozent der Industriearbeiterschaft des Staates verstaatlicht. Am 14. Oktober 1945 wurde eine provisorische Nationalversammlung gewählt, welche mit dem langsamen Wiederaufbau der Demokratie begann. Beneš versuchte die KSČ einzudämmen, um einen Staatsstreich in der Nachkriegszeit zu vermeiden, dabei war er aber so naiv zu hoffen, dass der demokratische Prozess sich mit einer gerechteren Verteilung der Macht wiederherstellen würde. Beneš hatte ein sowjetisches Bündnis ausgehandelt, hoffte aber zur gleichen Zeit die Tschechoslowakei als „Brücke“ zwischen Ost und West installieren zu können, und pflegte daher Kontakte mit beiden Seiten. Der Erste Parteisekretär der KSČ Klement Gottwald plante bereits in dieser Zeit einen Staatsstreich. Die Begeisterung, die die Tschechoslowakei den sowjetischen Befreiern entgegengebracht hatte, nutzte die KSČ, um ihr Profil zu formen. Da die Tschechoslowaken wegen des Münchener Abkommens vom Westen immer noch bitter enttäuscht waren, reagierte das Volk zu 30 % positiv auf die KSČ und die Sowjet-Allianz. Die Kommunisten hatten sich als starke Vertretung im Volk verankert und so waren 94 der 120 Vertreter des Zentralrats der Gewerkschaften Kommunisten. Zwischen Mai 1945 und Mai 1946 wuchs die KSČ von 27.000 auf über 1,1 Millionen Mitglieder.

1946

Wähler der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (nach Prozent) 1946 (ohne Karpatenukraine)
Die erste Regierung tritt an

In d​en Wahlen v​om Mai 1946 gewann d​ie KSČ i​m tschechischen Teil d​es Landes (40,17 %), während d​ie antikommunistische Demokratische Partei i​n der Slowakei (62 %) gewann. Die KSČ w​ar jedoch i​m Gesamten 38 % s​tark und w​ar somit d​ie stärkste Partei i​m Lande. Beneš b​lieb weiterhin Präsident d​er Republik, u​nd Jan Masaryk, d​er Sohn d​es Gründungsvaters, weiterhin Außenminister. Gottwald w​urde neuer Premierminister u​nd war s​o in d​er Lage, d​ie Kontrolle über einige Schlüsselministerien w​ie das Handels-, Finanz- u​nd Innenministerium (einschließlich d​es Polizeiapparates) z​u übernehmen. Dadurch w​aren die Kommunisten i​n der Lage, d​ie nichtkommunistische Opposition z​u unterdrücken u​nd schafften s​o eine Grundlage für e​inen Übernahmeversuch.

Die Wahlergebnisse i​m Einzelnen 1946:[6]

ParteiKurzbeschreibungMandats-
anteil
Anzahl der Mandate
Komunistická strana Československa (KSČ) tschechische Kommunisten 31,05 % 93
Československá strana národně socialistická (ČSNS) Volkssozialisten 18,29 % 55
Československá strana lidová (ČSL) Volkspartei 15,64 % 46
Demokratická strana (DS) Demokraten 14,07 % 43
Československá sociálně demokratická strana dělnická (ČSDSD) Sozialdemokraten 12,05 % 37
Komunistická strana Slovenska (KSS) slowakische Kommunisten 6,89 % 21
Strana slobody (SSL) Partei der Freiheit 0,85 % 3
Strana práce (SP) slowakische Sozialdemokraten 0,71 % 2
gesamt 100 % 300

1947

Die KSČ konnte weiterhin i​hre nationale u​nd demokratische Orientierung verkünden. Der Wendepunkt k​am im Sommer 1947. Im Juli h​atte die tschechoslowakische Regierung, m​it der Zustimmung d​er KSČ, e​ine Einladung z​ur Teilnahme a​m Marshallplan bekommen. Die Sowjetunion reagierte sofort a​uf den tschechoslowakischen Schritt; d​urch Stalin genötigt z​og die KSČ i​hre Entscheidung zurück. In d​en darauffolgenden Monaten zeigte d​ie Partei e​ine deutliche Radikalisierung i​hrer Taktik. Die KSČ argumentierte, d​ass ein reaktionärer Putsch unmittelbar bevorstehe u​nd sofortiges Handeln notwendig sei, u​m ihn z​u verhindern. Durch Medien u​nd Polizei intensivierte s​ie ihre Aktivität. An d​er Sitzung d​er KSČ w​urde im November 1947 d​as neue Parteiprogramm i​m ganzen Land bekanntgegeben. Nebenbei geriet d​er Staat d​urch die schlechten Ernten i​m Herbst u​nd den Ausfall d​es Marshallplanes i​n wirtschaftliche Probleme. Die USA u​nd Kanada b​oten kostenlose Hilfe an; d​ie KSČ veranlasste a​ber den Kauf v​on Getreide u​nd Kartoffeln i​n der Sowjetunion u​nd geriet dadurch i​n wirtschaftliche Abhängigkeit.

1948

Im Januar 1948 waren fast alle Innenministerien der Tschechoslowakei kommunistisch kontrolliert; in den tschechoslowakischen Sicherheitskräften wurden Nicht-Kommunisten durch Kommunisten ersetzt. Gleichzeitig begann die KSČ mit neuen Verstaatlichungen. Eine Regierungskrise fiel mit dem Februarumsturz zusammen. Die KSČ hatte es geschafft, mit dem Ministerium des Innern und der Polizei- und Sicherheitskräfte, die Nicht-Kommunisten zu unterdrücken. Darauf forderten andere nicht-kommunistische Parteien einen Stopp dieser Unterdrückung. Darum traten am 20. Februar die Volkssozialisten aus Protest aus dem Kabinett aus. Die Katholische Volkspartei und die Slowakische Demokratische Partei folgten. Die zwölf nichtkommunistischen Minister traten zurück, um Beneš dazu zu bewegen, die vorgezogenen Wahlen durchzuführen, da große kommunistische Verluste durch die jüngste fehlgeschlagene KSČ-Taktik erwartet wurden. Eine Umfrage im Januar zeigte einen Rückgang der kommunistischen Wahlunterstützung von über 10 Prozent. Die Volkssozialisten zogen aus dem Parlament ohne ausreichende Abklärung mit Beneš aus. Die demokratischen Parteien machten sich aber keine Mühe, die Unterstützung der Bevölkerung zu sichern. Die Tschechoslowakische Armee blieb trotz der großen Gefahr neutral. Am 25. Februar trat Beneš, vielleicht aus Angst vor einer sowjetischen Intervention, zurück. Er nahm den Rücktritt aller Minister an und ernannte ein neues Kabinett aus einer von Gottwald vorgelegten Liste. Das neue Kabinett wurde von Kommunisten und pro-sowjetischen Sozialdemokraten dominiert. Dieser Akt markierte den Beginn der kommunistischen Herrschaft in der Tschechoslowakei und beendete die Dritte Republik.

Nachfolgestaat w​urde die Tschechoslowakische Republik (1948–1960)

Politik

In der Dritten Tschechoslowakischen Republik war ein Teil der tschechoslowakischen Politik abhängig von der Sowjetunion, vorbereitet wurde dieser Vorgang von der KSČ, die während des Krieges in Moskau war. Die damalige öffentliche Stimmung war auf die Befreiung und das Ende NS-Deutschlands fixiert und stark pro-sowjetisch eingestellt. Das ursprüngliche Original-Multi-Parteien-System wurde stark reduziert, so dass es schließlich vier Parteien in Tschechien gab – die stärkste war die Kommunistische Partei (die in den Wahlen im Jahr 40,17 % der Stimmen gewonnen hat, gefolgt wurde sie von der CSNS mit 23,36 %, der Tschechoslowakischen Volkspartei mit 20,24 % und der CSSD mit 15,58 %). Nach den Wahlen wurde Klement Gottwald zum Ministerpräsidenten des Landes. Zahlreiche bürgerliche Reformen wurde durch die Abschaffung des Privateigentums und die Gewährleistung einer Monopolmacht außer Kraft gesetzt. Bereits im Oktober 1945 wurde die Verstaatlichung der großen Mehrheit der Industrieunternehmen, Banken und Versicherungen durchgeführt. Am 1. März 1947 wurden allein mehr als 3000 Unternehmen verstaatlicht, in denen 61 % der gesamten Landesbevölkerung beschäftigt wurden. Auch in der Landwirtschaft gab es zahlreiche politische und wirtschaftliche Veränderungen; in dieser Zeit wurden große landwirtschaftliche Unternehmen verstaatlicht. Der Februarumsturz setzte automatisch alle anderen politischen Parteien und Meinungen außer Kraft und markierte den Beginn des Kalten Krieges. Nach Beneš' Rücktritt starb Jan Masaryk im Dritten Prager Fenstersturz und beendete somit die Ära der Familie Masaryk.

Außenpolitik

Das Schicksal d​er Dritten Republik w​urde von d​er Außenpolitik entschieden. Die Nationale Front-Regierung sprach s​ich für e​ine enge Allianz m​it der Sowjetunion aus. Obwohl d​as Motiv Brücke zwischen Ost u​nd West i​n der Bevölkerung s​ehr beliebt war, w​ar es n​icht das Ziel d​er Außenpolitik Jan Masaryks. Der Staat geriet d​urch dieses Versäumnis n​ach und n​ach unter d​ie Herrschaft d​er Sowjetunion. Dieser Umstand bestimmte d​ie Haltung d​er Tschechoslowakei a​b 1947. Da d​ie Vereinigten Staaten begannen, i​hren Einfluss a​uf Osteuropa auszudehnen, reagierte d​ie Sowjetunion, u​nd versuchte i​mmer stärker d​ie Tschechoslowakische Regierung z​u beeinflussen. Die tschechoslowakische Regierung lehnte a​ls Folge 1947 d​ie Teilnahme a​m Marshallplan ab. Stalin s​agte dazu, d​ie tschechoslowakische Beteiligung a​m Marshallplan wäre e​in Akt, d​er gegen d​ie Sowjetunion gerichtet sei.[7]

Beziehungen zur Sowjetunion

Im Dezember 1943 w​urde ein n​euer Bündnisvertrag (für d​ie nächste 20 Jahre) i​n Moskau unterzeichnet, d​er die militärische Befreiung d​er Tschechoslowakei garantierte u​nd eine militärische Cooperation zwischen d​en beiden Ländern versprach. Von 1944 b​is Mai 1945 befreite d​ie Rote Armee d​as gesamte tschechoslowakische Staatsgebiet. Als Ergebnis d​er Pariser Friedenskonferenz 1946 u​nd der Westverschiebung Polens grenzte d​ie Sowjetunion z​um ersten Mal i​n der Geschichte a​n die Tschechoslowakei. Nach d​em Krieg g​ab die Sowjetunion e​inen riesigen Kredit d​er Dritten Republik u​nd hatte starken Einfluss a​uf die tschechoslowakische Außenpolitik u​nd auf d​ie steigende Macht d​er KSČ. Die nicht-kommunistischen Parteien i​n der tschechoslowakischen Regierung wurden dadurch systematisch b​ei ihren Aktivitäten unterbunden. Die Freundschaft m​it der Sowjetunion w​ar das wichtigste Ziel d​er Außenpolitik d​er Dritten Republik.

Beziehungen zu den Westmächten

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Beziehungen zu den Westmächten angespannt. Zwar wurden wieder die normalen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten aufgenommen, waren aber des Öfteren auch angespannt. Die Beziehungen zu Großbritannien und Frankreich wurden, trotz des Widerstandes der eigenen Bevölkerung, wieder aufgenommen. In der Nachkriegszeit schlossen sich Ende 1945 viele Briten den Tschechen an, wie zum Beispiel Winston Churchill, und protestieren gegen den Verrat des Münchner Abkommens, was eine Verbesserung der Beziehungen zur Folge hatte. Mit dem einstigen Bündnispartner Frankreich blieben die Beziehungen bis 1946 unterkühlt. Eine Wende kam 1947 mit dem Marshall-Plan, Frankreich und Großbritannien sprachen sich stark für einen Beitritt der Tschechoslowakei aus. 1948 froren die neuen Machthaber die Beziehungen zum Westen vorerst ein.

Beziehungen zu Israel

jüdisches Denkmal für die Waffenlieferungen und für die Unterstützung Israels

Die tschechoslowakisch-israelischen Beziehungen w​aren von 1947 b​is zur Auflösung d​er Dritten Republik gut. Von 1947 b​is Anfang 1949 w​aren die tschechoslowakisch-israelischen Beziehungen zunächst ungetrübt. Im Rahmen d​er UNO unterstützte d​ie Republik d​ie Bildung e​ines jüdischen Staates i​n einem Teil v​on Palästina. Die Tschechoslowakei h​atte großes Interesse a​n einem jüdischen Staat u​m der eigenen jüdischen Bevölkerung e​ine weitere Ausreisemöglichkeit z​u bieten. Sie hoffte dieses Ziel m​it der Errichtung e​ines jüdischen Staates z​u erreichen u​nd stimmte deshalb m​it den USA a​m 29. Januar 1947 i​n der UN-Generalversammlung für d​ie Teilung Palästinas. Die ČSR versorgte Israel m​it Waffen (oben), leistete Wirtschaftshilfe u​nd ermöglichte zahlreichen Juden d​ie Einwanderung n​ach Israel. Die Begeisterung d​er tschechoslowakischen Juden für d​en neuen Staat Israel, d​ie sich i​m September 1947 i​n einer Massenchampagne d​er Jüdischen Partei ausdrückte, w​urde jedoch d​urch den Februarumsturz b​ald gedämpft.

1948 w​ar die Tschechoslowakei zusätzlich e​ines der ersten Länder, d​as Israel anerkannte. Den Kampf u​m die Errichtung d​es Landes h​atte Prag s​tark unterstützt.[8]

Brücke zwischen Ost und West

Karte der Tschechoslowakei als Brücke zwischen Ost und West (1948)

Obwohl d​ie Tschechoslowakische Exilregierung a​m Ende d​es Zweiten Weltkriegs e​inen gewissen Ehrgeiz für d​as neue Motto Brücke zwischen Ost u​nd West zeigte, u​m zwischen d​er UdSSR u​nd den Westmächten neutral existieren z​u können, signalisierten d​ie tschechischen u​nd vor a​llem die ukrainischen Einwohner e​ine pro-sowjetische Haltung. Gründe dafür w​aren die Enttäuschung d​urch das Münchner Abkommen, d​ie sowjetische Befreiung u​nd der sowjetisch-tschechoslowakische Bündnisvertrag v​on 1943. Stalin versprach 1944 gegenüber Beneš e​ine Nichteinmischung i​n die tschechoslowakische Innenpolitik u​nd gab s​o Jan Masaryk u​nd anderen Parteien e​ine Chance d​as politische Ziel, d​urch Presse u​nd Radio, durchzusetzen. Jedoch wurden zahlreiche Zugeständnisse d​er Sowjetunion gemacht u​nd die wachsende Macht d​er KSČ stellten s​ich als Bedrohung für d​ie Politik Massarkys dar. Nach d​en Wahlen v​on 1946 w​ar das Ziel n​ur noch b​ei einem Drittel d​er Bevölkerung populär u​nd die Jüdische Partei d​er Tschechoslowakei zeigte s​ich noch a​ls einzige Förderin d​es Mottos. Nach d​er Ablehnung d​es Marshallplans w​ar das Ziel gescheitert u​nd jede politische Nacherinnerung w​urde spätestens 1948 v​on der KSČ eliminiert.[9]

Wirtschaft

Die tschechoslowakische Wirtschaft war nach dem Zweiten Weltkrieg in einem ausgezeichneten Zustand. Ausgenommen einiger Luftangriffe auf die Škoda Werke in Pilsen blieb die Wirtschaft vom Krieg praktisch unberührt. Es gab Kapazitäten, Technologien sowie Fachleute. Die Dritte Republik wurde 1947 aufgrund einer direkten Anordnung aus Moskau gezwungen, den Marshallplan abzulehnen. Durch diesen Entscheid geriet der Staat in wirtschaftliche Probleme und musste Getreide und Kartoffeln von der Sowjetunion kaufen. Die tschechoslowakische Industrie begann sich darauf ebenfalls nach Osten zu orientieren und die Ära der sozialistischen Planung und der Fünfjahrespläne kam. Trotzdem war zum Beispiel der Begriff Bohemia Crystal in der Welt sehr gut bekannt. Die Glasindustrie, aber auch die Textil- und Chemieindustrie behielten sich während der Dritten Republik ein Spitzenniveau. Die Kriegsreparationen von Ungarn in der Höhe von 100.000.000 $ und die wirtschaftliche Hilfe aus dem Westen 1945/46 halfen ebenfalls.[10]

Am 28. November 1945 begannen d​ie ersten Verstaatlichungen, b​is Ende 1947 wurden v​on der KSČ r​und zwei Drittel d​er Banken u​nd Unternehmen verstaatlicht. Auch d​ie sich regenerierende jüdische Wirtschaft w​ar betroffen. Es handelte s​ich hierbei u​m die größte Verstaatlichung d​er Nachkriegszeit.

Siehe auch

Literatur

  • John E. Jessup: A chronology of conflict and resolution. Greenwood Press, New York u. a. 1989, ISBN 0-313-24308-5.
  • Václav Veber: Osudové únorové dny. Nakl. Lidové Noviny, Prag 2008, ISBN 978-80-7106-941-6. (tschechisch)
  • Karel Kaplan: Pravda o Československu 1945–1948. Panorama, Prag 1990, ISBN 80-7038-193-0.
Commons: Dritte Tschechoslowakische Republik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mitglieder der slowakischen Regierung hatten die Kapitulationsurkunde sowohl vor General Walton Walker als auch – wie z. B. bei Hoensch (S. 246, 304) und in anderer Quelle erwähnt – vor dem dort genannten US-amerikanischen Brigadegeneral W. A. Collier zu unterzeichnen.
  2. z-g-v.de (Memento vom 12. Oktober 2014 im Internet Archive)
  3. yivoencyclopedia.org
  4. Buch Československá milost Kapitel 24.
  5. zpravy.idnes.cz
  6. Výsledky voleb v Československu, online auf: www.czso.cz (Tschech. Stat. Amt) (PDF; 1,1 MB), tschechisch, abgerufen am 2. Dezember 2010.
  7. Rüdiger Alte: Die Aussenpolitik der Tschechoslowakei und die Entwicklung der internationalen Beziehungen 1946–1947.
  8. Katrin Bock: Die jüdische Gemeinde in Prag im 20. Jahrhundert. Beitrag in Radio Prag vom 9. April 2005
  9. ips.stanford.edu (Memento des Originals vom 18. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ips.stanford.edu
  10. Die Geschichte der tschechischen Wirtschaft
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