Christoph Berlin
Christoph Berlin ist ein Intensivtransporthubschrauber (ITH) in Deutschland, der in die Notfallrettung des Landes Berlin eingebunden ist. Er wird vorwiegend für Interhospitaltransporte von Notfallpatienten und intensivpflichtigen Patienten unter Fortführung aller notwendigen medizinischen Maßnahmen in Berlin und Brandenburg, aber auch angrenzenden Bundesländern eingesetzt. Bei Bedarf kann er auch für Notfalleinsätze im Rettungsdienst in Berlin und Brandenburg eingesetzt werden.
Christoph Berlin D-HDSZ | |
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Luftrettungszentrum Daten | |
Betreiber: | DRF-LUFTRETTUNG |
Träger: | Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Land Berlin |
Hubschraubertyp: | Airbus Helicopters H145 BK-117 D2 |
Ehemalige LFZ*: | bis Juli 2016: Eurocopter EC145 bis Oktober 2011: Bell 412 |
Inbetriebnahme: | 1993/94 |
Standort: | Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) |
Einsatzbereitschaft: | 24 Stunden |
Besonderheiten: | Einsätze bei Nacht werden mit Nachtsichtgeräten durchgeführt |
Koordinaten: | 52° 31′ 8,7″ N, 13° 34′ 3,6″ O |
Höhe: | 240 ft |
Besatzung | |
Pilot: | DRF Luftrettung |
Arzt: | UKB und umliegende Kliniken (u. a. Klinikum im Friedrichshain) |
HEMS Technical Crew Member: | DRF Luftrettung |
*LFZ = Luftfahrzeuge |
Der Hubschrauber vom Typ Airbus Helicopters H145 ist am Luftrettungszentrum am Unfallkrankenhaus Berlin stationiert und wird im 24-Stunden-Einsatz von der DRF Luftrettung betrieben. Für Alarmierung und Disposition ist die Leitstelle der Berliner Feuerwehr zuständig.
Station und Besatzung
Christoph Berlin ist der einzige Intensivtransporthubschrauber in Berlin. Seine Luftrettungsstation ist die einzige in 24-Stunden-Bereitschaft in Berlin und dem Brandenburger Umland. In der Behördenstruktur der Berliner Feuerwehr handelt es sich bei der Station um eine Stützpunktwache (6106 ITH Christoph Berlin), die der Direktion Nord untersteht. Der Hubschrauber ist auf dem Dach des Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) in Berlin-Biesdorf stationiert (Lage). Dort befinden sich ein Hubschrauberlandeplatz mit drehbarer Plattform und ein rundum verglaster Hangar zur Unterbringung des Hubschraubers sowie eine Tankanlage. Der Hangar umfasst auch einen Raum zur Flugvorbereitung/-nachbereitung, sanitäre Anlagen und ein Lager. Direkt unterhalb des Hangars befinden sich in obersten Geschoss des UKB die Sozial- und Ruheräume für die Besatzungen.
Am Tag ist der Christoph Berlin mit einem Piloten der DRF-Luftrettung, einem HEMS Crew Member (Notfallsanitäter) der ASB Rettungsdienst Berlin gGmbH und einem Notarzt, welcher vom UKB oder umliegenden Kliniken gestellt wird, im Einsatz. Nachts wird grundsätzlich mit zwei Piloten geflogen, sonst ist die Besatzung identisch. Die HEMS Crew Member gehören zur Hubschrauberbesatzung und unterstützen den Piloten im Bereich der Kommunikation und Navigation, während der Notarzt juristisch gesehen ein Passagier ist.
Die DRF Luftrettung beschäftigt acht fest angestellte Piloten in Berlin. Darüber hinaus sind 14 Notärzte und 14 HEMS Crew Member im Wechsel tätig.[1]
Einsätze und Ausrüstung
Einsätze
Zum Einsatz kommt Christoph Berlin hauptsächlich bei Intensivtransporten in Berlin und Brandenburg. Weiterhin wird im Rahmen von Patientenverlegungen von oder nach Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern geflogen. Neben der Verwendung für diese Sekundäreinsätze kann die Leitstelle der Berliner Feuerwehr Christoph Berlin auch für Primäreinsätze in Berlin und Brandenburg einsetzen, sofern kein Rettungshubschrauber oder anderes geeignetes Rettungsmittel zeitgerecht einsetzbar ist (Dual Use).
Die geflogenen Einsätze betrugen in den letzten Jahren:
- 1217 im Jahr 2019
- 1313 im Jahr 2018
- 1099 im Jahr 2017, davon 402 Primäreinsätze und -transporte, 651 dringliche Sekundärtransporte sowie 46 Fehleinsätze; insgesamt 46.489 Flugminuten (ohne Vor- und Nachlaufzeit), davon entfielen 10.823 auf Primäreinsätze und -transporte, 35.139 auf dringliche Sekundärtransporte sowie 527 auf Fehleinsätze[2]
- 1166 im Jahr 2016
- 1145 im Jahr 2015
- 1138 im Jahr 2014
- 1167 im Jahr 2013, davon 597 Intensivtransporte und 570 Notfalleinsätze (inklusive Fehleinsätze)[3]
- 1094 im Jahr 2012, davon 624 Intensivtransporte und 470 Notfalleinsätze (inklusive Fehleinsätze)[3]
Ausrüstung des Hubschraubers
Der Hubschrauber vom Typ H145 verfügt zusätzlich zur Standardausrüstung über eine Instrumentenflugausrüstung, ein Wetterradar, ein satellitengestütztes Kartenlesegerät und ein auf den Autopiloten aufschaltbares Satellitennavigationssystem (GPS) sowie große Zusatzscheinwerfer für Nachtlandungen. Seit Januar 2012 sind Nachtsichtgeräte einsetzbar, die am Pilotenhelm befestigt werden können, was zu mehr geflogenen Nachteinsätzen geführt hat. Insgesamt finden zwischenzeitlich 30 Prozent der Notfalleinsätze nachts statt.[1] Des Weiteren ist Christoph Berlin seit Januar 2013 mit Digitalfunk ausgestattet.[4]
Geschichte
Am 15. August 1993 wurde der Intensivtransporthubschrauber mit Rufnamen ITH Berlin am Standort Flughafen Berlin-Tempelhof in Dienst gestellt.[5][3] Die luftfahrtbehördliche Genehmigung folgte am 14. Oktober 1994,[6][3] die offizielle Indienstnahme im Jahr 1995.[7]
Am 24. November 2002 kam es zu einem Flugunfall, bei dem ein Besatzungsmitglied starb und der Hubschrauber zerstört wurde (siehe Zwischenfälle).
Seit dem 1. Juli 2005 trägt der Hubschrauber den Rufnamen Christoph Berlin. Aufgrund der Schließung des Flughafens Berlin-Tempelhof wurde der Standort des Hubschraubers am 28. Oktober 2008 an das Unfallkrankenhaus Berlin verlegt, was den Bau eines neuen Hangars erforderte. Dieser fand seinen Platz direkt auf dem Dach des Unfallkrankenhaus Berlin und wurde dort am 14. Juli 2009 eingeweiht.[8][9]
Die Erneuerung der Flotte der HDM Luftrettung und aufgrund mehrerer Beschwerden über die Lautstärke der Bell 412[10] erfolgte im Oktober 2011 ein Wechsel auf das Hubschraubermuster EC 145, welches aufgrund seiner geringen Außenmaße optimal für die Luftrettung in der Stadt geeignet und für Nachtsichtgeräte angepasst ist. Am 4. Juli 2016 fand der Wechsel auf das Muster H145 statt,[11] einer neueren Version der EC 145 mit ummanteltem Heckrotor, wodurch der Geräuschpegel weiter gesenkt werden konnte.
Namensgebung
Der Name Christoph Berlin geht auf den heiligen Christophorus zurück, den Schutzpatron der Reisenden. Nach ihm tragen die meisten Intensivtransporthubschrauber den Namen Christoph, gefolgt von dem Namen einer Stadt oder einer Region.
In Berlin ist ferner der Rettungshubschrauber Christoph 31 am Campus Benjamin Franklin der Charité in Berlin-Lichterfelde stationiert, welcher vorrangig für Notfalleinsätze alarmiert wird und zur ADAC Luftrettung gehört.
Zwischenfälle
Flugunfall 2002
Während eines Einsatzes stürzte ITH Berlin am 24. November 2002 um 22:16 Uhr beim Landeanflug auf dem Flugplatz Pritzwalk-Sommersberg ìm brandenburgischen Landkreis Prignitz ab. Auf dem Flugplatz sollte ein lebensbedrohlich erkrankter Patient vom Krankenhaus Pritzwalk übernommen und zu einer Notoperation nach Potsdam geflogen werden. Bei schlechter Sicht flog der Pilot zu schnell an, woraufhin die rechte Kufe bei der Bodenberührung abbrach. Die Bell 412 (Baujahr 1993) überschlug sich, fing Feuer und brannte vollständig aus.[12]
Der Kopilot verstarb im Wrack, offenbar unmittelbar nach dem Aufprall infolge einer Schädelverletzung. Der Pilot wurde nebst Sitz beim Aufschlag aus dem Hubschrauber geschleudert und schwer verletzt. Der Arzt und die Rettungsassistentin konnten sich selbst aus dem brennenden Wrack befreien und erlitten schwere Brandverletzungen. Zudem verstarb kurze Zeit später der Patient, den der Hubschrauber abholen sollte.[12][13][14]
Der Unfallpilot wurde 2006 zu einer Geldstrafe verurteilt.[15] Im 2012 veröffentlichten Untersuchungsbericht kam die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) zu dem Ergebnis, dass der Flugunfall u. a. auf „die Entscheidung zur Fortsetzung des Landeanfluges nach Sicht bei unzureichenden Wetterbedingungen und fehlenden visuellen Referenzen auf einen schwach ausgeleuchteten Landeplatz“, mangelhafte Schulung der Flugbesatzung und unzureichende Vorgaben im Flugbetriebshandbuch des Unternehmens zurückzuführen sei. Technische und gesundheitliche Ursachen wurden ausgeschlossen. Die BFU gab eine Sicherheitsempfehlung zur Verhütung künftiger Unfälle ab.[12]
Weblinks
- Informationen zur Station auf der Website der DRF Luftrettung
- Christoph Berlin auf der Website rth.info
- Intensiv-Transporthubschrauber (ITH). Website der Berliner Feuerwehr.
- Fotos von Christoph Berlin auf der Website Helionline.de
Einzelnachweise
- Die Station Berlin. DRF Luftrettung, abgerufen am 8. Mai 2013.
- Ausschreibung, Land Berlin - vertreten durch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Konzessionsvergabeverfahren zur Übertragung der Dienstleistungskonzessionen zur Durchführung des Luftrettungsdienstes in Berlin auf Konzessionsnehmer; Los 2: Luftrettungszentrum CHRISTOPH BERLIN am Unfallkrankenhaus Berlin (UKB); Bekanntmachung 8. Mai 2019, (Verfahren noch nicht abgeschlossen)
- Rolf Klukowski, Martin B. Hausmann: 20 Jahre Luftrettung in Berlin – Christoph Berlin der HDM Luftrettung feierte Jubiläum. In: Copterweb, 3. November 2014, abgerufen am 18. Mai 2019. „[...], dass immer mal wieder zwei unterschiedliche Zeitpunkte der Indienststellung genannt werden. Tatsache ist, dass der Intensivtransporthubschrauber ‚Christoph Berlin‘, damals noch als ‚ITH Berlin‘, am 15. August 1993 in Betrieb genommen wurde. Am 14. Oktober 1994 hingegen erfolgte erst die Genehmigung für den ‚ITH Berlin‘ durch die damalige Senatsverwaltung für Inneres. Wie man dem 20-jährigen Jubiläum am 14.Oktober 2014 entnehmen kann, hat man sich nun auf dieses offizielle Datum festgelegt.“
- News auf www.rth.info
- Stationen auf www.rth.info
- Christoph Berlin: Station Berlin. Website der DRF Luftrettung, abgerufen am 17. Mai 2019. „Am 14. Oktober 1994 erfolgte die Genehmigung für ‚Christoph Berlin‘ durch die damalige Senatsverwaltung Inneres.“
- Intensiv-Transporthubschrauber (ITH): „Christoph Berlin“, die fliegende Intensivstation. Website der Berliner Feuerwehr, abgerufen am 17. Mai 2019: „Seit 1995 ist er offiziell im Dienst, anfangs noch unter dem Namen ITH Berlin, mit der bundesweiten Vereinheitlichung der Funkrufnamen bei öffentlich-rechtlich-tätigen ITH im Jahre 2005 unter dem BOS-Funkrufnamen ‚Christoph Berlin‘ im Einsatz.“
- Christoph Berlin: Neuer Hangar fertig. rth.info, 6. August 2009, abgerufen am 18. Mai 2019.
- Einweihung neuer Standort. Arbeiter-Samariter-Bund Landesverband Berlin, 24. Juli 2009, abgerufen am 18. Mai 2019.
- News 1118
- Neuer Hubschrauber für Berliner Luftretter. Abgerufen am 5. Juli 2016.
- Untersuchungsbericht. Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, Aktenzeichen BFU 3X267-02, 2. August 2012 (PDF). Abgerufen am 17. Mai 2019.
- Berliner Rettungshubschrauber im Nebel über der Prignitz abgestürzt. In: Die Welt, 26. November 2002, abgerufen am 18. Mai 2019.
- Absturz aus niedriger Höhe. In: Berliner Morgenpost, 26. November 2002, abgerufen am 18. Mai 2019.
- Julian Löhe: Absturz „ITH Berlin“: Verhandlung vor dem Amtsgericht Perleberg abgeschlossen. In: Copterweb, 15. Juni 2006, abgerufen am 18. Mai 2019.