DRF Luftrettung
Die DRF Luftrettung (vormals Deutsche Rettungsflugwacht e. V.) mit Sitz in Filderstadt ist Teil des deutschen Rettungsdienstes auf dem Gebiet der Luftrettung.
DRF Stiftung Luftrettung gAG | |
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Rechtsform | gemeinnützige Aktiengesellschaft |
Gründung | 6. September 1972 (Satzung gem. Vereinsregister) |
Sitz | Filderstadt |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 799 (2019)[2] |
Umsatz | 147 Mio. Euro (2019)[2] |
Branche | Luftrettung |
Website | www.drf-luftrettung.de |
Geschichte
Nach Vorträgen bei den einzelnen Polizeidienststellen im Einsatzradius um Mainz startete Ina von Koenig in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz (Generalsekretariat Bonn) und unter der medizinischen Leitung von Rudolf Frey (Universität Mainz) den ersten Pilotversuch, mit einem voll ausgerüsteten Rettungshubschrauber vom Typ Alouette 3, der erstmals zusammenhängend über sechs Wochen durchgeführt wurde. Nach einem weiteren Versuch im August 1971 in Stuttgart wurde auf Initiative und Einladung von Ina von Koenig[3] die „Deutsche Rettungsflugwacht German Air-Rescue e. V. (abgekürzt DRF)“[4] gegründet. Am 19. März 1973 kam es zum ersten Rettungseinsatz des in Stuttgart stationierten Hubschraubers der DRF.
Durch den Unfalltod des Jungen Björn Steiger am 3. Mai 1969 wurde eine Verfügbarkeitslücke in der schnellen medizinischen Soforthilfe offenbar. Seine Eltern gründeten daraufhin die Rettungsdienst-Stiftung Björn Steiger e. V. (heute Björn Steiger Stiftung).
Im Jahr 1999 erschütterte ein durch den Spiegel aufgedeckter Skandal sowohl DRF als auch Björn Steiger Stiftung.[5]
Nach ihrer Umorganisierung 2008 heißt sie heute DRF Luftrettung.[6] Sie besteht aus einem Förderverein, dessen Präsident Rudolf Böhmler ist, und einer Stiftung, die beide gemeinnützig sind. Zusammen betreiben sie die DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige Aktiengesellschaft, die den Betrieb der Rettungsstationen mit deren Hubschraubern durchführt. Zur DRF Luftrettung gehört außerdem in Österreich die ARA-Flugrettungs GmbH, in Dänemark die Falck DRF Luftambulance A/S und die AP³ Luftrettung in Liechtenstein.[7]
In Deutschland ist die DRF Luftrettung nach der ADAC Luftrettung der größte nicht kommerzielle Luftrettungsdienst.
Zum 1. Januar 2015 wurde die bisherige Tochtergesellschaft HSD Luftrettung gemeinnützige GmbH in die DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG eingebunden und aufgelöst.[8]
Am 15. September 2016 gab die DRF Luftrettung bekannt, dass die bis dahin bestehende Tochtergesellschaft HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH rückwirkend zum 1. Januar 2016 in die DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG eingegliedert wurde. Damit gingen alle Stationen der HDM Luftrettung an die DRF über und werden auch von ihr betrieben.[9]
Am 23. Januar 2018 kam es zu einem Unglück mit einem Rettungshubschrauber der DRF, nachdem dieser vom Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden aus zu einem Übungsflug gestartet war. Nahe Oberhausen-Rheinhausen (Landkreis Karlsruhe) stieß der Hubschrauber in der Luft mit einem Kleinflugzeug aus ungeklärter Ursache zusammen. Bei dem Unglück gab es vier Tote. Jeweils zwei Personen befanden sich in den beiden Luftfahrzeugen. Das Kleinflugzeug kam aus Basel und war unterwegs nach Speyer.[10]
Im April 2019 hat die DRF Luftrettung rückwirkend zum 1. Januar 2019 die Gesellschafteranteile der Northern HeliCopter GmbH (NHC) in Emden von der AG Ems zu 100 % übernommen.[11]
Im Jahr 2020 leistete die DRF Luftrettung insgesamt 39.971 Einsätze.[12]
Aufgaben
Das Unternehmen verpflichtet sich seit seiner Gründung am 6. September 1972[13] der schnellen Hilfe von Notfallpatienten. In den Anfängen betrieb die DRF Luftrettung in Deutschland zunächst nur Luftrettung mit Rettungshubschraubern. Seit den 1980er Jahren stellt sie zudem mehrere Intensivtransporthubschrauber, wie z. B. in München, Nürnberg, Regensburg, Halle, Hannover, Berlin, Stuttgart, Mannheim, Freiburg, Dortmund, Bremen, Bad Berka, die zum Teil auch nachts einsatzbereit sind. Insgesamt fliegen Hubschrauber an 35 Stationen in Deutschland, Österreich und Liechtenstein.
Außerdem werden mit Ambulanzflugzeugen Rückholungsflüge aus dem Ausland durchgeführt. Diese Leistung wird den Fördermitgliedern des DRF e. V. gewährt, die für ihre Mitgliedschaft jährliche Beiträge leisten und im Rahmen dieser Fördermitgliedschaft entsprechend versichert sind. Auch Urlauber, Geschäftsleute und andere können diese Leistung gegen entsprechende Bezahlung in Anspruch nehmen. Koordiniert werden die Einsätze von der DRF eigenen Einsatzzentrale, die am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden beheimatet ist.[14][15]
Tag der Luftretter
Der Tag der Luftretter[16] fand erstmals am 19. März 2020 statt. Er wurde von der DRF Luftrettung ins Leben gerufen, um über die Arbeit der Luftretter aufzuklären und zu informieren.
Der jährlich stattfindende Aktionstag soll Fragen rund um den Alltag, den Ablauf von Einsätzen und zu Erlebnissen der Luftretter beantworten und Interessierten einen Blick hinter die Kulissen gewähren. Aufgrund der Maßnahmen zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie fand er im ersten Jahr ausschließlich online auf den Social-Media-Kanälen statt: mit Videos, Storys und Interviews von und mit den Crewmitgliedern der einzelnen Stationen.
Ausstattung
Es gibt über 60 Hubschrauber im In- und Ausland, die in den Farben Rot und Weiß gehalten sind.
Zum Einsatz kommen Hubschrauber der Typen EC 145/ H145/H145 D-3, EC 135 / H135. Die Hubschrauber des Musters Bell 412 wurden Ende 2015 ausgemustert. Die DRF Luftrettung übernahm 2014 als weltweit erster Betreiber eine Maschine des Types Airbus Helicopters H145 die an der Station in München in Betrieb ging. Im Jahr 2020 übernahm die DRF Luftrettung die erste von vier auf fünf Rotorblätter umgerüstete Maschine.[17] Im Laufe des Jahres 2021 kamen noch fünf Fabrikneue H145 D-3 dazu. Des Weiteren wurde die D-HDSL von den Techniker der DRF Luftrettung selbständig von vier auf fünf Rotorblätter umgerüstet.[18] Die Umstellung der BK117 Flotte auf H145 ist zwischenzeitlich abgeschlossen.
Für weltweite Repatriierungen von erkrankten und verletzten Personen werden außerdem zwei Flugzeuge des Typs Learjet 35A eingesetzt. Die Maschinen wurden hierfür speziell umgebaut und mit intensivmedizinischer Ausstattung aufgerüstet. Die zwei Jets sind am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden stationiert. Weiterhin befindet sich am Flughafen das Operationcenter, von dem aus die Ambulanzflüge koordiniert, sowie die Hubschrauberflotte überwacht wird. Ebenfalls befindet sich in unmittelbarer Nähe die 2013 eröffnete Hubschrauberwerft, in der an elf Helikoptern gleichzeitig Wartungsarbeiten durchgeführt werden können.
Stationen
Die 35 Standorte der DRF, ARA und AP³ Luftrettung (In Bautzen, Halle, Nürnberg und Rheinmünster sind jeweils 2 Hubschrauber stationiert) |
Tochtergesellschaften
- Northern HeliCopter GmbH (NHC) mit Sitz in Emden
- ARA Flugrettung gemeinnützige GmbH mit Sitz in Klagenfurt betreibt in Österreich Rettungshubschrauber an den Stationen in Reutte (Tirol) und in Fresach (Kärnten).
- AP³ Luftrettung GmbH mit Sitz in Filderstadt betreibt am Heliport Balzers in Liechtenstein den Rettungshubschrauber mit den Rufnamen Christoph Liechtenstein. Das Unternehmen ist ein Joint Venture der DRF Luftrettung mit der ARA Flugrettung gemeinnützige GmbH aus Österreich und der AAA Alpine Air Ambulance AG aus der Schweiz.
Ehemalige Tochtergesellschaften
- HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH
- HSD Hubschrauber Sonder Dienst Flugbetriebs GmbH & Co. KG
- Falck DRF Luftambulance A/S (früher: Dansk Luftambulance A/S) in Dänemark erloschen zum 31. Mai 2013.
Publikationen DRF e. V.
- Einsatz: Das Magazin der Deutschen Rettungsflugwacht e. V. Deutsche Rettungsflugwacht e. V., Filderstadt. Erscheinungsdatum 1979–2006. ISSN 0172-3766, DNB 013347322.
- Peter Dürner (Red.): 10 Jahre Deutsche Rettungsflugwacht e. V., Deutsche Zentrale für Luftrettung. (= Schriftenreihe der Deutschen Rettungsflugwacht e. V. Band 3). Filderstadt (Bernhausen) 1982, DNB 890341710.
- Hans-Ulrich Suckert, Marco Quinzio: Luftrettung in Deutschland. Medizin, Technologie und Menschlichkeit – im Einsatz für das Leben. Hrsg. Deutsche Rettungsflugwacht e. V., German Air Rescue, Deutsche Zentrale für Luftrettung (Filderstadt). W. Wolfsfellner MedizinVerlag, München 1996, ISBN 3-9802271-5-4.
- Stefan Hans Bosch: Analyse und Evaluierung der Primäreinsätze des Rettungshubschraubers „Christoph 41“ bei chirurgischen, internistischen und neurologischen Notfällen. (= Schriftenreihe der Deutschen Rettungsflugwacht e. V. Band 6). Wolfsfellner MedizinVerlag, München 1996, ISBN 3-9802271-4-6.
- Winfried Mönch: Von vorgestern nach übermorgen. 25 Jahre Deutsche Rettungsflugwacht e. V. Hrsg. Deutsche Rettungsflugwacht e. V. DRF. Filderstadt 1998, DNB 955780306.
- Winfried Mönch: Bibliographie zur Geschichte der Rettungsdienst-Stiftung Björn Steiger e. V. und der Deutschen Rettungsflugwacht e. V. (DRF). 1969 bis 1999. Björn-Steiger-Stiftung, Winnenden 1999, DNB 958591296.
- Tassilo Schumacher: Medizinisches Wörterbuch für den Rettungsdienst, Notfallmedizin, Auslandsrückholdienst, englisch-deutsch / deutsch-englisch. (= DRF-Schriftenreihe. Band 7). Deutsche Rettungsflugwacht e. V., Filderstadt 2000, DNB 95886277X.
- Rescue: Magazin für weltweites Notfall-Management und europäische Luftrettung. Deutsche Rettungsflugwacht e. V., Filderstadt, Erscheinungsdatum 2002–2004, DNB 023722924.
Weblinks
Einzelnachweise
- Leitung und Struktur der DRF Luftrettung. DRF Luftrettung, abgerufen am 22. Juni 2015.
- Bundesanzeiger: Jahresabschluss zum 31. 12. 2019, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- Team www.rth.info: „Der Erfolg der zivilen Luftrettung hat viele Väter, aber nur eine Mutter“ – Die Gründerin der DRF im Gespräch mit rth.info. Abgerufen am 23. November 2020.
- „Deutsche Rettungsflugwacht German Air-Rescue e. V. (abgekürzt DRF)“: Amtsgericht Nürtingen, Vereinsregister, VR 325, ehem.; nach Umwandlung 2008, Amtsgericht Stuttgart, HRB 727649, DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG, Filderstadt; Gemeinsames Registerportal der Länder
- Jürgen Dahlkamp, Udo Ludwig: Hilfsorganisationen. Eine ehrenwerte Gesellschaft. In: Der Spiegel. Nr. 20 und 21, Hamburg 1999, (spiegel.de spiegel.de)
- Team DRF wird zu DRF Luftrettung. RTH Info, 23. August 2008, abgerufen am 30. April 2010.
- Organisation. Abgerufen am 14. Januar 2021.
- Tochtergesellschaft HSD Luftrettung gemeinnützige GmbH in DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG integriert, Website der DRF Luftrettung, abgerufen am 9. Juli 2015.
- HDM Luftrettung geht vollständig in DRF Luftrettung auf, rth.info
- Flugunglück mit vier Toten: Ermittlungen am Absturzort abgeschlossen. In: Augsburger Allgemeine. 25. Januar 2017, abgerufen am 4. Februar 2017.
- DRF Luftrettung neue Gesellschafterin von NHC, 11. April 2019, abgerufen am 23. Mai 2019.
- Jahresbilanz 2020 der DRF-Gruppe: Herausforderungen und Erfolge in der Corona-Pandemie. Abgerufen am 14. Januar 2021.
- Über uns. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
- Rückholbedingungen für Fördermitgliederdes DRF e. V. (171 kB; PDF) DRF Luftrettung, 1. Juni 2018, abgerufen am 6. Mai 2020.
- Internationale Ambulanzflüge. DRF Luftrettung, 2010, abgerufen am 30. April 2010.
- Tag der Luftretter. DRF Luftrettung, abgerufen am 21. März 2020.
- Meilenstein in der Luftrettung: H145 mit Fünfblattrotor. Abgerufen am 1. Februar 2022.
- H145 Retrofit // Erste selbständige Umrüstung // Hubschrauber mit Fünfblattrotor künftig als Christoph Nürnberg im Einsatz. Abgerufen am 1. Februar 2022.