Balingen
Balingen ist eine Stadt im Süden Baden-Württembergs, etwa 75 Kilometer südsüdwestlich von Stuttgart sowie 65 km nördlich des Bodensees. Sie ist die Kreisstadt und nach Albstadt die zweitgrößte Stadt des Zollernalbkreises und bildet ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden. Die Große Kreisstadt (seit 1. Januar 1974) ist mit der Nachbarstadt Geislingen eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft eingegangen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Zollernalbkreis | |
Höhe: | 517 m ü. NHN | |
Fläche: | 90,32 km2 | |
Einwohner: | 34.505 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 382 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 72334 (Großempfänger), 72336 | |
Vorwahlen: | 07433, 07435 | |
Kfz-Kennzeichen: | BL, HCH | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 17 002 | |
Stadtgliederung: | Kernstadt und 12 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Färberstraße 2 72334 (Großempfänger), 72336 Balingen | |
Website: | ||
Oberbürgermeister: | Helmut Reitemann (CDU) | |
Lage der Stadt Balingen im Zollernalbkreis | ||
Geographie
Lage
Balingen liegt am Rand der Schwäbischen Alb im Tal der Eyach, einem Nebenfluss des Neckars. Naturräumlich gesehen liegt die Stadt im südwestlichen Albvorland. Südlich der Stadt befinden sich die so genannten Balinger Berge, eine markante Berggruppe des Großen Heubergs. Dazu gehören der Plettenberg, der Schafberg und die Lochen (mit Lochenstein und Lochenhörnle). Westlich der Stadt liegt die Liasebene des Kleinen Heubergs.
Nachbargemeinden
Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Balingen. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören alle zum Zollernalbkreis:
Grosselfingen, Bisingen, Albstadt, Meßstetten, Hausen am Tann, Dotternhausen, Dormettingen, Geislingen und Haigerloch.
Stadtgliederung
Die Stadt besteht aus der Kernstadt und den Stadtteilen Dürrwangen, Endingen, Engstlatt, Erzingen, Frommern, Heselwangen, Ostdorf, Roßwangen, Stockenhausen, Streichen, Weilstetten und Zillhausen, wobei die meisten dieser Stadtteile erst im Rahmen der Gemeindereform der 1970er Jahre nach Balingen eingegliedert wurden. Heselwangen war bereits 1934 nach Balingen und Dürrwangen 1937 nach Frommern eingemeindet worden. Weilstetten ist ein Zusammenschluss der beiden ehemaligen Gemeinden Weilheim und Waldstetten, der bereits zum 1. Oktober 1936 vollzogen wurde.
Für die Stadtteile wurden insgesamt neun Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung eingerichtet, das heißt, diese haben jeweils einen von den Wahlberechtigten bei jeder Kommunalwahl neu zu wählenden Ortschaftsrat mit einem Ortsvorsteher als Vorsitzendem. Die Zahl der Mitglieder im Ortschaftsrat richtet sich nach der Einwohnerzahl der Ortschaft und liegt zwischen 7 und 13. In jeder der Ortschaften gibt es eine Ortschaftsverwaltung, quasi ein „Rathaus vor Ort“, dessen Leiter der Ortsvorsteher ist. Die neun Ortschaften sind: Endingen, Engstlatt, Erzingen, Frommern (mit Dürrwangen und Stockenhausen), Heselwangen, Ostdorf, Streichen, Weilstetten (mit Roßwangen) und Zillhausen.
Zu einigen Stadtteilen gehören noch räumlich getrennte Wohnplätze mit eigenem Namen, die jedoch meist nur wenige Einwohner haben oder Wohngebiete mit eigenem Namen, deren Bezeichnungen sich im Laufe der Bebauung ergeben haben und deren Grenzen dann meist nicht genau festgelegt sind. Im Einzelnen sind zu nennen:
- in der Kernstadt: südliche und nördliche Vorstadt, Hinter dem Heuberg mit Mandschurei, Am Lindle, Sichel, Auf der Au, Burgenwand, Neige, Längenfeld, Spitalwiese, Heinzlesrain, Binsenbol, Am Stettberg, Schmiden, Heimlicher Wasen, sowie die außerhalb des geschlossenen Siedlungsgebiets liegenden: Holderhof, Reichenbacher Hof und Stadtmühle.
- in Endingen: Eckhaus, Galgenrain und Kutzmühle
- in Erzingen: Bronnhaupten
- in Dürrwangen: Säge und Ziegelhütte
- zu Ostdorf: Böllatmühle, Gießmühle, Kaunter Gipsmühle, Obere Mühle, Wirtschaft zum Kühlen Grund
- zu Weilstetten: Ziegelwasen, Hotel Lochen
- zu Zillhausen: Wannental
Raumplanung
Balingen bildet ein Mittelzentrum innerhalb der Region Neckar-Alb, zu dessen Mittelbereich neben Balingen selbst die Städte und Gemeinden Dautmergen, Dormettingen, Dotternhausen, Geislingen, Hausen am Tann, Ratshausen, Rosenfeld, Schömberg, Weilen unter den Rinnen und Zimmern unter der Burg gehören.
Schutzgebiete
Die Stadt Balingen hat Anteil an vier Naturschutzgebieten: Das Naturschutzgebiet Heuberg liegt westlich der Kernstadt, das Naturschutzgebiet Irrenberg-Hundsrücken reicht im Osten auf die Zillhausener und Streichener Gemarkung. Im Süden liegt das Naturschutzgebiet Untereck und ein kleiner Teil des Naturschutzgebiets Schafberg-Lochenstein.
Auf dem Stadtgebiet liegen zudem insgesamt fünf Landschaftsschutzgebiet, die drei größeren heißen Eyachtal beim Eckwäldchen, Hundsrücken und Landschaftsteile der Markung Roßwangen, die zwei kleineren Hecken unter Winkelshalde und Hecken am Gaisberg.
Drei FFH-Gebiete liegen im Stadtgebiet: der Kleine Heuberg und das Albvorland bei Balingen, der Östliche Große Heuberg und die Gebiete um Albstadt. Das Vogelschutzgebiet Wiesenlandschaft bei Balingen liegt zwischen Balingen und Geislingen, das Vogelschutzgebiet Südwestalb und Oberes Donautal hat einige Teilflächen im Osten und Süden des Stadtgebiets.[2]
Geschichte
Mittelalterliche Stadtgründung
Balingen wurde im Jahr 863 als Balginga erstmals erwähnt und bedeutet ‚Siedlung der Sippe des Balgo‘. Im 12. Jahrhundert traten verschiedene Adlige als Ortsherren des kleinen Dorfes auf. Vermutlich gab es auch eine Burg. Balingen gehörte zur bis 1162 existierenden Herrschaft Haigerloch, dann fiel es den Grafen von Hohenberg zu. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erfolgte der Übergang an die Grafen von Zollern, diese machten den Ort zum Sitz der Herrschaft Schalksburg. 1255 wurde die Stadt Balingen gegründet, etwa 200 Meter flussaufwärts zur bisherigen Siedlung in einer Landzunge zwischen Eyach und Steinach. Letztere wurde erst später im Zuge der Stadtbefestigung umgeleitet. Der neue Hauptarm bildete den südlichen Wassergraben, der alte Lauf den westlichen. Mit dem Stadtrecht wuchs die Siedlung rasch an und erhielt eine Ummauerung.
Württembergische Amtsstadt
1403 gelangte Balingen durch Kauf an Württemberg (siehe Die Sage vom Hirschgulden); die Stadt wurde bald Sitz eines Amtes. Im 15. Jahrhundert war die Stadt mehrfach verpfändet, so unter anderem an Graf Hans von Werdenberg und an die Herren von Bubenhofen. Die für die Stadt zuständigen Vögte und Obervögte residierten im ehemaligen Zollernschloss.
Wie bereits um 1350 wurde Balingen in den Jahren 1463–1465 von der Pest heimgesucht. Nach deren Abklingen wurde zu Ehren des Pestheiligen Sebastian die sogenannte Sebastiansbruderschaft gegründet, deren Jahresrechnungen (1468–1528) sich im Stadtarchiv befinden. Im 16. Jahrhundert trat die Pest immer wieder auf. 1610/11 muss sie etwa 400 Einwohner dahingerafft haben. Verlässliche Zahlen liegen nicht vor. Der Dreißigjährige Krieg führte zur erneuten Verbreitung der Pest. 1635 muss die Zahl der Todesopfer noch größer gewesen sein. Die Erfahrungen mit den Schrecken des Krieges führte 1673 zur Gründung einer neuen Bruderschaft. In ihr schlossen sich Handwerker zusammen. Ihre Lade kann heute in der Zehntscheuer Balingen besichtigt werden.
Die Aufständischen vom armen Konrad übernahmen 1514 die Herrschaft über die Stadt.[3]
1598 bis 1600 war die Bürgermeisterswitwe Anna Murschel von einem Hexenprozess betroffen.
Nach Feuersbrünsten 1724 und 1809 wurde die Stadt mit regelmäßigem Grundriss neu erbaut.
Oberamtsstadt in der württembergischen Königszeit
1758 wurde Balingen Sitz eines Oberamtes, welches 1806 mit der Gründung des Königreichs Württemberg durch die Angliederung ehemals vorderösterreichischer sowie ritterschaftlicher Gebiete und der Stadt Ebingen erheblich vergrößert wurde.
Das Oberamt Balingen gehörte ab 1810 zur Landvogtei am oberen Neckar und ab 1818 zum Schwarzwaldkreis. Die Bewohner betrieben seit dem 19. Jahrhundert hauptsächlich Trikotwebereien und waren in der Handschuh- und Schuhfabrikation tätig, andere betrieben Viehhandel. Mit der Eröffnung der Bahnstation Balingen an der Zollernalbbahn kam 1874 der Anschluss an das Streckennetz der Württembergischen Staatseisenbahnen.
41 Menschen – 5 in Margrethausen, 15 in Laufen, 10 in Frommern und 11 in Balingen – kostete das Jahrhunderthochwasser der Eyach am 4. und 5. Juni 1895 das Leben. Gewaltige Wassermassen eines Gewitters rissen Eisenbahngleise zwischen den Stationen Frommern und Laufen ein, bevor es Balingen erreichte, Felder überschwemmte, Bäume entwurzelte, Brücken und Wehren, aber vor allem Mühlen in Mitleidenschaft zog.
Republik und Zeit des Nationalsozialismus
Seit 1918/19 befand sich die Stadt im freien Volksstaat Württemberg. Bei den Verwaltungsreformen während der NS-Zeit in Württemberg wurde das Oberamt Balingen 1934 in Kreis Balingen umbenannt und 1938 in den Landkreis Balingen überführt.
Von 1944 bis 1945 wurden in den Ortsteilen Frommern, Engstlatt und Erzingen Werke und Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof (KZ Frommern und KZ Erzingen) betrieben, um im Rahmen des Unternehmens Wüste Treibstoff aus Ölschiefer zu gewinnen.
Obwohl Balingen nie ein Zentrum jüdischen Glaubens gewesen war, hatten sich hier der praktische Arzt Dr. Alexander Bloch[4] und der Textilfabrikant Herbert Schatzki niedergelassen, der die von Gottfried Reiber und Carl Roller 1889 gegründete Trikotwarenfabrik in der Bahnhofstraße 1920 übernommen hatte. Bis 1927 konnte der Betrieb etwa um das Dreifache[5] expandieren. Nach Jahren der Ausgrenzung emigrierten beide im Jahr 1937.
Der Viehhändler Wilhelm Levi aus Haigerloch, dessen Frau Bertha in Balingen geboren war, betrieb hier offensichtlich Viehhandel. Er wurde mit Ehefrau und Tochter Senta deportiert. Bella Levi wurde am 26. März 1942 bei einer Massenexekution in Bikernieki erschossen. Senta starb am 23. August 1944 im KZ Stutthof.[6][7]
Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Stadt Balingen in der Französischen Besatzungszone und kam 1947 zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 als Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern im Land Baden-Württemberg aufging.
Durch die Kreisreform in Baden-Württemberg wurde Balingen seit 1973 Bestandteil des neu gebildeten Zollernalbkreises.
Durch die Eingliederung verschiedener Umlandgemeinden überschritt die Einwohnerzahl Balingens 1973 die Grenze von 20.000. Danach stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg mit Wirkung vom 1. Januar 1974 beschloss.
Geschichte der Stadtteile
Die Balinger Stadtteile haben eine unterschiedliche Geschichte, kamen jedoch nahezu alle über die Grafen von Zollern 1403 an Württemberg. Hier gehörten sie zum Amt bzw. Oberamt Balingen, aus dem 1934 der Landkreis Balingen hervorging. Lediglich Roßwangen kam erst 1938 zum Landkreis Balingen, zuvor gehörte der Ort zum Oberamt Rottweil.
Eingemeindungen
In die Stadt Balingen wurden folgende Gemeinden eingegliedert bzw. mit der Stadt Balingen vereinigt:
- 1934: Heselwangen (wegen dieser frühen Eingliederung wurde Heselwangen nicht als eigener Ortsteil behandelt. Erste Ortschaftsratswahlen fanden dort erst im Jahr 2007 statt.)
- 1. Januar 1971: Streichen[8]
- 1. Juli 1971: Ostdorf[8]
- 1. August 1971: Endingen[8]
- 1. September 1971: Erzingen[8]
- 1. Januar 1973: Zillhausen[8]
- 1. Oktober 1973: Engstlatt[9]
- 1. Januar 1975: Neubildung der Stadt Balingen durch Zusammenschluss mit Frommern (mit dem 1937 eingegliederten Dürrwangen und dem am 1. Januar 1971 eingemeindeten Stockenhausen[8]) und Weilstetten (mit dem am 1. Juli 1971 eingemeindeten Roßwangen[8])[9]
Einwohnerentwicklung
Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze). Zu beachten ist, dass zwischen dem 1. Juli 1971 und dem 1. Januar 1975 umfangreiche Eingemeindungen stattfanden, woraus der große Sprung in der Einwohnerzahlentwicklung resultiert.
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* Volkszählungsergebnis |
- Einwohnerzahlen der einzelnen Stadtteile
Wappen | Stadtteil | Einwohner (1961) | Einwohner (1970) | Einwohner (2008) | Einwohner (2020) |
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Balingen | 11.647 | 14.216 | 14.295 | 14.835 | |
Dürrwangen | – 1 | – 1 | 1.489 | 1.527 | |
Endingen | 1.056 | 1.256 | 2.335 | 2.368 | |
Engstlatt | 1.334 | 1.493 | 1.855 | 1.993 | |
Erzingen | 625 | 633 | 792 | 784 | |
Frommern | 2.889 | 3.493 | 4.431 | 4.631 | |
Heselwangen | – 2 | – 2 | 954 | 943 | |
Ostdorf | 1.109 | 1.235 | 1.570 | 1.592 | |
Roßwangen | 518 | 607 | 745 | 778 | |
Stockenhausen | 242 | 257 | 260 | 273 | |
Streichen | 383 | 444 | 563 | 557 | |
Weilstetten | 1.949 | 2.453 | 3.669 | 3.712 | |
Zillhausen | 726 | 806 | 901 | 875 |
Religion
Das Gebiet der heutigen Stadt Balingen gehörte anfangs zum Bistum Konstanz und war dem Archidiakonat ante nemus sive nigrae silvae unterstellt. Infolge der Zugehörigkeit zu Württemberg wurde in den meisten Stadtteilen 1534 die Reformation eingeführt, so dass diese über viele Jahrhunderte überwiegend protestantisch waren. Lediglich Roßwangen blieb katholisch, weil dieser Ort ritterschaftlich verwaltet wurde und die Ortsherren keine Reformation durchführten. In allen evangelischen Orten gibt es daher jeweils eine evangelische Kirchengemeinde und eine meist alte evangelische Kirche. Die erste Balinger Kirche wurde 1255 erwähnt und war Unserer Lieben Frau geweiht. Sie war die Pfarrkirche des alten Dorfes Balingen und blieb zunächst auch die Pfarrkirche der Stadt nach deren Gründung. Doch lag sie außerhalb der Stadtmauer. Aus der 1343 erwähnten Kapelle St. Nikolaus im heutigen Stadtzentrum wurde dann im 15./16. Jahrhundert die heutige Stadtkirche erbaut und 1516 zur Pfarrkirche erhoben. Dadurch wurde die bisherige Kirche als Friedhofskirche genutzt. 1547 wurde Balingen Sitz eines Superintendentur, aus der später der Kirchenbezirk Balingen hervorging. Die Superintendentur war zunächst der Generalsuperintendentur (heute Prälatur) Tübingen, später Bebenhausen, 1810 erneut Tübingen, 1823 Reutlingen, 1913 Ulm und seit 1956 wieder Reutlingen unterstellt.
Infolge des starken Wachstums der Gemeinde Balingen wurden im 20. Jahrhundert weitere Pfarreien errichtet. So wurde die alte Friedhofkirche 1954 wieder Pfarrkirche (Kirchengemeinde Balingen Ost, zu der heute auch die Gemeindeglieder in Heselwangen gehören) und im Wohngebiet Schmiden entstand 1968 ein neues Gemeindezentrum mit einer weiteren Pfarrei. Die drei Kirchengemeinden bilden heute die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Balingen im Dekanat Balingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Auch die evangelischen Kirchengemeinden in den Stadtteilen Dürrwangen (mit Stockenhausen), Endingen, Engstlatt, Erzingen, Frommern, Heselwangen, Ostdorf, Streichen, Weilstetten und Zillhausen gehören zum Dekanat Balingen.
Im 19. Jahrhundert zogen auch wieder Katholiken nach Balingen, später auch in die anderen evangelischen Stadtteile. 1899 konnte sich die Gemeinde ihre eigene Kirche Hl. Geist erbauen, die 1918 zur Pfarrei erhoben wurde. Zur Kirchengemeinde Balingen gehören auch die Katholiken der Stadtteile Engstlatt und Ostdorf, doch gibt es in Engstlatt seit 1966 eine eigene Kirche, St. Johannes Apostel. In Frommern wurde 1965 die Kirche St. Paulus erbaut, die 1970 zur Pfarrei erhoben wurde. Zur dortigen Gemeinde gehören auch die Katholiken in Endingen, Stockenhausen, Streichen, Weilstetten und Zillhausen. Die Gemeindeglieder von Erzingen gehören zur Kirchengemeinde Dotternhausen. Die katholische Kirche in Roßwangen wurde 1948 unter Einbeziehung von Teilen der Vorgängerkirche von 1668 erbaut, doch ist dort bereits 1275 eine Kirche erwähnt, die den Heiligen St. Johannes Baptist und St. Dionysius geweiht war. Alle katholischen Kirchengemeinden im Stadtgebiet Balingens gehören heute zur Seelsorgeeinheit 3 des Dekanats Balingen im Bistum Rottenburg-Stuttgart.
Seit 2012 wird die ehemalige Siechenkapelle als orthodoxe Kirche russischer Tradition hl. Martin von Tours genutzt.
Neben den beiden großen Kirchen gibt es in Balingen auch Gemeinden, die zu Freikirchen gehören, darunter die Evangelisch-methodistische Kirche, zwei evangelisch-freikirchliche Gemeinden (Kernstadt und Zillhausen) und die Gemeinde Gottes. Auch die Neuapostolische Kirche sowie die Zeugen Jehovas sind in Balingen vertreten.
Politik
Gemeinderat
Die Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 führte bei einer Wahlbeteiligung von 54,5 % (+ 9,3) zu folgendem Ergebnis:[10]
Partei / Liste | Stimmenanteil | +/− %p | Sitze | +/− |
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CDU | 23,6 % | − 6,3 | 8 | − 1 |
SPD | 19,2 % | − 2,7 | 6 | − 1 |
FWG | 17,1 % | − 1,1 | 5 | − 1 |
FDP | 19,1 % | + 4,0 | 6 | + 1 |
Grüne | 21,0 % | + 6,1 | 7 | + 2 |
Bürgermeister
An der Spitze der Stadt Balingen stand seit dem 14. Jahrhundert ein herrschaftlicher Schultheiß. Daneben gab es den herrschaftlichen Vogt als Leiter des Amtes Balingen. Im 16. Jahrhundert übernahm ein Untervogt als Vertreter des Vogtes die Leitung der städtischen Verwaltung. Dieser trug später die Amtsbezeichnung Oberamtmann. Daneben gab es seit 1441 auch einen Bürgermeister, seit dem 17. Jahrhundert zwei Bürgermeister. Sie gehörten zum Rat, der erstmals 1382 genannt wurde. Im 17. Jahrhundert war ein Stadtschultheiß Vorsitzender des Rates. Die Hauptaufgabe des Rates bestand in der Aufsicht über die Flur.
Seit 1935 wurde aus dem Stadtschultheiß der Bürgermeister, der seit der Erhebung zur Großen Kreisstadt 1974 die Amtsbezeichnung Oberbürgermeister trägt. Heute wird der Oberbürgermeister für eine Amtszeit von 8 Jahren gewählt. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats und Leiter der Stadtverwaltung. Sein allgemeiner Stellvertreter ist der 1. Beigeordnete mit der Amtsbezeichnung „Bürgermeister“.
Seit 2007 ist Helmut Reitemann (CDU) Oberbürgermeister von Balingen.
Wappen und Flagge
Blasonierung: „Unter goldenem Schildhaupt, darin eine schwarze Hirschstange, von Silber und Schwarz geviert.“[11]
Die Balinger Stadtfarben sind Schwarz-Weiß-Gelb. Die Flagge wurde 1922 angenommen. Auch die im Rahmen der Gemeindereform vergrößerte Stadt übernahm ihre alten Hoheitssymbole. Sie wurden am 18. Juni 1975 vom Innenministerium Baden-Württemberg neu verliehen. | |
Wappenbegründung: Der gevierte Schild ist das alte Stadtsymbol, als Balingen noch zur Herrschaft der Zollern gehörte. Nachdem die Stadt württembergisch wurde fügte man deren Symbol, die Hirschstange in das Wappen ein. Die heutige Form des Wappens setzte sich ab 1535 allmählich durch. |
- Wegweiser in Royan:
„972 km bis Balingen“ - Royan: Promenade Esplanade de Balingen
Städtepartnerschaften
Seit 1980 unterhält Balingen eine Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Royan im Département Charente-Maritime.[12]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Balingen liegt an der Hohenzollernstraße.
Theater
In der Stadthalle Balingen finden regelmäßig Theatergastspiele, Opern-, Operetten- und Musical-Aufführungen sowie Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen statt.
Museen
In Balingen befinden sich das städtische Museum Zehntscheuer Balingen, das Waagenmuseum, im Ortsteil Endingen ein Ortsmuseum und im Ortsteil Ostdorf ein Bauernmuseum. Das Haus der Volkskunst im Ortsteil Dürrwangen enthält ein Trachtenmuseum, ein Möbelmuseum und ein Hirtenhornmuseum.
Bauwerke
Das Wahrzeichen der Stadt ist das Zollernschloss. Daran grenzt das ehemalige Gerberviertel an, das auch „Klein-Venedig“ genannt wird.
Die spätgotische evangelische Stadtkirche beherbergt unter anderem das Grabmal Friedrichs von Zollern. Sie wurde im 15./16. Jahrhundert aus einer alten Kapelle St. Nikolaus erbaut. Im Chorraum befindet sich die Archivlade der Heiligenpflege[13], ein mit schweren Eisenbeschlägen versehener Wandschrank, datiert auf das Jahr 1598. Er diente zur sicheren Aufbewahrung von Urkunden, Lagerbüchern und Jahresrechnungen der Heiligenpflege. Noch älter ist jedoch die Friedhofkirche. Diese wurde bereits 1255 erwähnt und war Unserer Lieben Frau geweiht. Weitere Kirchen in der Kernstadt sind die katholische Heilig-Geist-Kirche von 1899 und das evangelische Gemeindezentrum Schmiden von 1968.
- Turm der Stadtkirche
- Hochwasserdenkmal an der Tübinger Straße
- Teil der alten Stadtmauer (ehemaliges Kameralamt)
- Teil der Stadtmauer im Zwinger
- Freiwillige Feuerwehr Balingen
- Freibad Balingen
- Kulturdenkmal Bahnhof Balingen
Naturdenkmäler
Im Zillhausener Wasserfall stürzt der Büttenbach insgesamt 26 Meter tief in eine Schlucht, davon 17 Meter in freiem Fall. Der Wasserfall ist von einem Parkplatz unterhalb von Zillhausen über eine Treppenanlage zugänglich. Ein kleinerer Wasserfall liegt zwei Kilometer südlich im Wannental oberhalb von Stockenhausen.
Sport
Balingen mit seinen Ortsteilen hat über 70 Sportvereine[14]. Größter Sportverein der Stadt ist die TSG Balingen mit einem breit angelegten Sportangebot. Erfolgreichster Sportverein ist die HBW Balingen-Weilstetten, die von 2006 bis 2017 in der 1. Handball-Bundesliga spielte. Nach 2 Jahren in der 2. Handball-Bundesliga gelang 2019 der Wiederaufstieg in die HBL.[15]
Bedeutende Sportstätten sind:
- Bizerba-Arena, etwa 10.000 Zuschauerplätze, u. a. Spiel- und Wettkampfstätte der TSG Balingen
- Sparkassen-Arena, seit 2006, über 2.300 Zuschauerplätze, u. a. Spielstätte des HBW Balingen-Weilstetten
- Kunsteisbahn
Regelmäßige Veranstaltungen
In der Stadthalle finden in mehrjährigem Abstand regelmäßig Kunstausstellungen mit überregionaler Bedeutung statt.
Das alljährlich Mitte Juli stattfindende Metal-Festival Bang Your Head auf dem Balinger Messegelände hat internationale Bekanntheit erreicht und bringt bis zu 20.000 Besucher aus aller Welt nach Balingen.
Seit 1995 wird von der evangelischen Kirchengemeinde Erzingen-Schömberg jährlich das Balinger Rockfestival organisiert. Dies fand bis 2009 in Erzingen statt, seit 2010 ist die eintägige Musikveranstaltung in der Volksbankmesse beheimatet. Aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland reisen jährlich circa 1500 Fans der christlichen Rockmusik an.[16]
Seit 1986 findet jährlich zum 1. Mai auf dem Dorfplatz im Teilort Dürrwangen und in der Stadthalle Balingen das internationale Volkstanzfestival statt.[17]
Das Balinger Volksfest auf dem Messeplatz findet seit 1992 statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
- Lager Balingen der EDEKA Handelsgesellschaft Südwest mbH, größter Arbeitgeber der Region
- Bizerba, Hersteller von Waagen, Kassen, Preisauszeichnungs- und Kennzeichnungssystemen
- Ceceba, Hersteller von Tag- und Nachtwäsche für Herren
- Kern & Sohn, Hersteller von Waagen und -zubehör
- Uhlsport, Hersteller von Sportartikeln
- Spitta-Verlag, Fachverlag für Zahnmedizin, Zahntechnik und Medizin
Öffentlicher Verkehr
Durch Balingen führt die Zollernalbbahn, welche von Tübingen über Hechingen, Balingen, Albstadt und Sigmaringen bis nach Aulendorf verläuft. Zudem liegt Balingen an der Bahnstrecke Balingen-Schömberg, welche aber nur im Ausflugsverkehr und Güterverkehr bedient wird. Balingen hat insgesamt sechs Bahnhöfe: Engstlatt, Balingen (Württ), Balingen-Süd, Frommern, Endingen und Erzingen.
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Stadt befindet sich in der Wabe 331. Für die Stadt selbst gilt der Stadttarif 31.
Individualverkehr
Durch Balingen führt die Bundesstraße 27, die sich nördlich des Stadtteiles Engstlatt bis südlich von Balingen auf einer Länge von etwa 10 km mit der Bundesstraße 463 vereint. Die B 27 verbindet die Stadt nach Norden mit dem Großraum Stuttgart und nach Süden mit Schaffhausen in der Schweiz. Die B 463 verläuft in Richtung Nordwesten über Haigerloch zur Bundesautobahn 81 (Anschlussstelle Empfingen) und in Richtung Südosten über Albstadt bis nach Sigmaringen.
Medien
Die wichtigsten lokalen Zeitungen sind der Zollern-Alb-Kurier und der Schwarzwälder Bote. Über Kabel ist der regionale TV-Sender RTF.1 zu empfangen.
Behörden, Gerichte und Einrichtungen
In Balingen ist der Sitz des Landratsamts Zollernalbkreis. Ferner gibt es ein Finanzamt, eine Agentur für Arbeit, ein Notariat und ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Hechingen und Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart gehört.
Balingen ist Sitz auch des Kirchenbezirks Balingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und des Dekanats Balingen des Bistums Rottenburg-Stuttgart.
Bildung
In der Stadt gibt es neben dem Gymnasium Balingen und der Realschule Balingen seit dem Schuljahr 2013/14 die Sichelschule Balingen Gemeinschaftsschule. Im Ortsteil Frommern gibt es seit 2016/17 den Schulverbund Frommern, bestehend aus der Grund- und Werkrealschule Frommern und der Realschule Frommern. Ferner gibt es die Lauwasenschule (Förderschule) und die Sprachheilschule. Es gibt sechs selbstständige Grundschulen (Schmiden, Engstlatt, Endingen/Erzingen, Zillhausen/Streichen, Längenfeld, Weilstetten/Roßwangen).
Weiterhin gibt es die Volkshochschule Balingen mit ihren Zentren in Balingen und Weilstetten. Für die Grund-, die Haupt- und Werkrealschulen, die Realschulen, die Gemeinschaftsschule, den Schulverbund und das Gymnasium ist die Stadt Balingen Schulträgerin.
Der Zollernalbkreis ist Träger der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule (Beruflichen Schulen) sowie der Sprachheilschule Balingen und der Krankenpflegeschule der Kreisklinik Balingen.
Die Abendrealschule Balingen, die Freie Waldorfschule Balingen in Frommern und die Plettenbergschule Ausbildungszentrum für Physiotherapie Zollernalbkreis in Engstlatt runden das schulische Angebot der Stadt ab.
Persönlichkeiten
Literatur
- Königlich statistisch-topographisches Bureau (Hrsg.): Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886: Balingen. Reprint: Sanders Verlag, 1986, ISBN 3-7644-0056-0.
- Erich Keyser (Hrsg.): Württembergisches Städtebuch; Band IV Teilband Baden-Württemberg Band 2 aus Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Stuttgart, 1961.
- Stadtverwaltung Balingen (Hrsg.): Balingen 1918–1948. Kleinstadt im Wandel (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Balingen, Bd. 3), Balingen 1991, ISBN 3-927936-11-1.
- Stadtverwaltung Balingen (Hrsg.): 750 Jahre Stadt Balingen (1255–2005) (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Balingen, Bd. 7), Balingen 2005, ISBN 3-00-017595-4.
- Gerd Schneider: Balingen: Impressionen einer Stadt. H. Daniel, Balingen 2000, ISBN 3-927936-32-4.
- Michael Grandt: Unternehmen „Wüste“ – Hitlers letzte Hoffnung. Silberburg-Verlag, Tübingen 2002, ISBN 3-87407-508-7.
- Immo Opfermann, Roger Orlik: Ölschieferwerk Frommern – Industriereportage (1947). Sp-Verlag, Albstadt 2002, ISBN 3-9807873-1-1.
Weblinks
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Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Daten- und Kartendienst der LUBW
- Lorenz Hertle: Der Kampf. In: Schwarzwälder Bote, Balingen, 22. November 2014.
- Susanne Rueß: Die Ausgrenzung jüdischer Ärzte in Württemberg und Hohenzollern. In: Heinz Högerle, Peter Müller, Martin Ulmer (Hrsg.): Ausgrenzung – Raub – Vernichtung. NS-Akteure und »Volksgemeinschaft« gegen die Juden in Württemberg und Hohenzollern 1933 bis 1945. 2019, ISBN 978-3-945414-69-9, S. 86 f.
- Monika Schwedhelm: Industrie in Balingen. In: Stadtverwaltung Balingen (Hrsg.): 750 Jahre Stadt Balingen 1255–2005 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Balingen. Band 7). 2005, S. 249.
- Margarete Steinhart: Balingen 1918–1948. Kleinstadt im Wandel. Hrsg.: Stadtverwaltung Balingen (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Balingen. Band 3). 1991, ISBN 3-927936-11-1, S. 199–205.
- Gedenkstättenverbund Gäu-Neckar-Alb (Hrsg.): Gedenkstätten-Rundschau. November 2011, S. 11–12.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 524 f.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 540.
- https://www.statistik-bw.de/Wahlen/Kommunal/02045000.tab?R=GS417002 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Gemeinderatswahlen 2019: Stadt Balingen
- Landesarchiv Baden-Württemberg
- Städtepartnerschaften
- Harald Müller-Baur: Die Balinger Heiligenvogtei, in: 750 Jahre Stadt Balingen. Hrsg.: Stadtverwaltung Balingen. 2005, ISBN 3-00-017595-4, S. 528.
- www.balingen.de (PDF-Datei; 187 kB)
- Lisa-Marie Grimmer, Ebru Özdemir: Teamcheck HBW Balingen-Weilstetten: Die „Gallier“ wollen die Klasse halten. In: swr.de. SWR Sport, 22. August 2019, abgerufen am 5. November 2019.
- festivalticker.de, gesehen 20. Februar 2016
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