Zimmern unter der Burg
Zimmern unter der Burg ist eine Gemeinde im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg (Deutschland). Das Gemeindegebiet gehört zum Erholungsgebiet Oberes Schlichemtal.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Zollernalbkreis | |
Höhe: | 600 m ü. NHN | |
Fläche: | 5,04 km2 | |
Einwohner: | 460 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 91 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 72369 | |
Vorwahl: | 07427 | |
Kfz-Kennzeichen: | BL, HCH | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 17 078 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Kirchstraße 5 72369 Zimmern unter der Burg | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Jürgen Leichtle | |
Lage der Gemeinde Zimmern unter der Burg im Zollernalbkreis | ||
Ortsname
Der Ort wurde um 1275 als Zimbern (gezimmertes Bauwerk) erwähnt. Später auch Zerbrochen Zimmern oder Brochenzimmern und Zimmern im Löchlin. Seit um 1600 vorwiegend Zimmern »unter der Burg«.[2]
Wappen
Blasonierung: Mit drei mittleren aufsteigenden Spitzen von Silber (Weiß) und Rot geteilter Schild.[3]
Um 1930 nahm die Gemeinde eine in schildförmiger Umrahmung stehende naturalistische Darstellung einer auf hohem Felsen stehenden Burg in ihre Dienstsiegel auf. Zwar schlug die Archivdirektion Stuttgart am 27. November 1933 Farben für dieses Wappen vor, doch kam dieses nicht zur Verleihung. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Gemeinde das Familienwappen der ausgestorbenen Grafen von Sulz, unter deren Herrschaft sie im Mittelalter gestanden hatte. Das Wappen wurde am 8. Juni 1949 vom Innenministerium Württemberg-Hohenzollern, die Flagge am 29. März 1982 vom Landratsamt verliehen.
Geographie
Geographische Lage
Zimmern unter der Burg liegt im Albvorland an der westlichen Grenze des Zollernalbkreises und grenzt nach Westen an den Landkreis Rottweil.
Das Dorf liegt etwas versteckt in einer Talmulde wenige Kilometer nördlich der Schwäbischen Alb und gehört der Raumschaft und dem Erholungsgebiet Oberes Schlichemtal an.
Durch das Dorf fließt der Schwarzenbach. Dieser mündet weiter westlich in die Schlichem, einem Nebenfluss des Neckars.
Geologie
Die Gemarkung liegt im Keuperbergland. Die Talwannen des Schwarzenbachs und seiner Quelläste sind bis in die Bunten Mergel eingeschnitten, an den Hängen spielt der zu Rutschungen neigende Knollenmergel eine Rolle. Über den Tälern markiert ein Hangknick den Übergang auf die untere Liasfläche, ganz im Оsten reicht auch die obere Liasstufe noch etwas herein.[3]
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Zimmern unter der Burg gehören das Dorf Zimmern unter der Burg und das Gehöft Aspenhof.[4]
Der bebaute Ort liegt fast in der Mitte der Markung, wo Schwarzenbach, Schwaigholzbach, Wiesentälesbach und Seltergraben zusammentreffen.
Insgesamt umfasst die Gemarkung 505 ha, wovon 36 ha auf die bebaute Ortslage entfallen, 147 ha auf den Gemeinde- und Privatwald sowie 310 ha auf die Feldgrundstücke. Aufgrund der Topografie der Gemarkung und den Bodeneigenschaften werden lediglich rund 70 ha als Ackerflur genutzt, wobei die Markung keine zusammenhängende Ackerflur aufweist.
Schutzgebiete
Zimmern unter der Burg hat Anteil am Naturschutzgebiet Schwarzenbach und am FFH-Gebiet Prim-Albvorland. Die ehemalige Tongrube im Norden ist als flächenhaftes Naturdenkmal ausgewiesen.
Geschichte
Das Dorf ist eine Siedlung der älteren Ausbauzeit des 7./8. Jahrhunderts. Ein alemannisches Gräberfeld ist zu vermuten.
Zimmern unter der Burg wurde erstmals 1297 urkundlich erwähnt. Damals verkaufte Graf Hermann von Sulz mehrere Güter in Zimmern und Gößlingen an Rottweiler Bürger. Der Ort wurde zuerst als Zimbern erwähnt, später auch als Zerbrochen Zimmern (1314) oder als Brochenzimmern (1318–1334), als Zimmern im Löchlin (1438) und seit etwa 1600 als Zimmern unter der Burg.
Die Burg Zimmern, von der der Ortsname stammt, war schon 1314 zerstört. Der Inhaber ist unbekannt.
Seit 1349 waren nachweislich die Herren von Sickingen im Besitz des hiesigen Rittergutes. Es kamen dann die Güter Zimmern 1524 an die Herren von Ehingen. Durch Verehelichung erwarben Ende des 18. Jahrhunderts die Herren von Waldburg-Zeil das Rittergut, das 1833 an die Gemeinde verkauft wurde.
Im Zuge des napoleonischen Zeitalters wurde Zimmern unter der Burg 1805 württembergisch.
Durch den Kauf des Rittergutes (um 1818[5]) von Fürst Franz Thaddäus von Waldburg-Zeil gelangte die Gemeinde zu größerem Besitz, was allerdings zu einer Überschuldung führte, sodass zwischen 1851 und 1855 eine Untersuchung durch die Regierung angeordnet wurde.
Bis 1938 war Zimmern Kreisgemeinde des Landkreises Rottweil und wurde dann dem Landkreis Balingen zugeschlagen.
Seit 1973 ist Zimmern unter der Burg eine Gemeinde des neu gebildeten Zollernalbkreises.[6]
Schule
Die Schulkinder von Zimmern gingen im 17. Jahrhundert wahrscheinlich nach Gößlingen zur Schule. Seit Ende des 18. Jahrhunderts existierte auch eine Schule in Zimmern.
Pfarrei
Auch waren die Zimmerner Einwohner bis 1840 nach Gößlingen eingepfarrt. Seitdem existiert in Zimmern eine selbstständige Pfarrei.
Schloss Zimmern unter der Burg
Das seit dem 16. Jahrhundert nachweisbare Schloss Zimmern (auch: Schlössle oder Schlösschen) der Ortsherrschaft ist ein zweigeschossiger Putzbau mit Mansardwalmdach.
Erbaut wurden zwei Drittel des Gebäudes ab 1764, das restliche Drittel erst im 19. Jahrhundert ab 1842.
Ursprünglich war es das Schloss der Freiherren von Hornstein, dann in der Herrschaft der Grafen von Sulz. Von Letzteren kam 1349 größerer Besitz an die Herren von Sinkingen, die darauf ein Rittergut aufbauten, das später der Reichsritterschaft einverleibt wurde. Gut und Ortsherrschaft gingen 1524 an die Herren von Ehingen, 1549 an die Landenberg und 1657 an die Vöhlin von Frickenhausen über. Österreich, das seit dem 16. Jahrhundert die Oberhoheit beanspruchte, erhielt 1544 die Blutgerichtsbarkeit und 1663 die Jurisdiktion sowie die hohe Obrigkeit zugestanden. Das Rittergut wurde 1661 an von Stuben verkauft und kam von deren Erben (nach 1744) in zwei Teilen 1792/99 an die Grafen von Waldburg-Zeil, 1806 mit deren Obervogteiamt Balgheim unter württembergische Staatshoheit (Oberamt Spaichingen, 1810 Oberamt Rottweil). Die Patrimonialrechte entfielen 1833 mit dem Verkauf des Ritterguts an die Gemeinde, 1938 Landkreis Balingen.
Später nutzte die Kirche das Gebäude als Pfarrhaus. 1981 kaufte es die Gemeinde.
Von 1982 bis 1987 wurde das Gebäude zu einem Bürgerhaus der Gemeinde umgebaut. Unter anderem war dann auch die Feuerwehrremise darin untergebracht.
Das denkmalgeschützte Gebäude beherbergt heute die Gemeindeverwaltung/Rathaus und den Kindergarten sowie einen Jugendraum, eine Bücherei, Veranstaltungsräume und Proberäume der örtlichen Vereine.[7][8][9][10]
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten infolge wirtschaftlichen Schwierigkeiten über 200 Personen aus Zimmern nach Nordamerika aus.
Die Bevölkerungszahl verringerte sich dadurch von 1850 bis 1910 von 611 auf 341 Personen.
Aktuell hat Zimmern 469 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2019).
Den Höchststand in der Nachkriegszeit erreichte Zimmern im Jahr 2000 mit 507 Einwohnern.
Wanderungsbewegung
Die Wanderungsbewegung (Differenz aus Zuzügen und Fortzügen insgesamt über Gemeindegrenzen) von Zimmern unter der Burg finden Sie bei (landeskundliche Informationssystem für Baden-Württemberg).[11]
Politik
Bürgermeister
Elmar Koch war von 1996 bis 2020 als Bürgermeister in Zimmern unter der Burg im Amt.
Bürgermeister ist seit 1. Mai 2020 Jürgen Leichtle aus Rottweil.[12]
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Zimmern unter der Burg besteht aus acht ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.[13]
Derzeit vertreten Alexandra Senn, Armin Rieble, Benjamin Gauss (stv. Bürgermeister), Bernd Mayer, Philipp Vogelmann, Volker Koch, Werner Panthen und Jasmin Willi die Interessen der Bevölkerung im Gemeinderat.[14]
Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurde der Gemeinderat durch Mehrheitswahl gewählt[15]. Mehrheitswahl findet statt, wenn kein oder nur ein Wahlvorschlag eingereicht wurde. Die Bewerber mit den höchsten Stimmenzahlen sind dann gewählt. Die Wahlbeteiligung betrug 67,3 % (2014: 72,7 %).
Gemeindeverwaltungsverband Oberes Schlichemtal
1971 schloss sich Zimmern mit weiteren 7 Kommunen zum Gemeindeverwaltungsverband Oberes Schlichemtal zusammen und konnte somit seine kommunale Selbstverwaltung erhalten. Von den 25 selbstständigen Kreisgemeinden des Zollernalbkreises ist Zimmern die zweitkleinste nach der Bevölkerungszahl.
Dem Gemeindeverwaltungsverband Oberes Schlichemtal gehören neben der Stadt Schömberg die Gemeinden Dautmergen, Dotternhausen, Dormettingen, Hausen am Tann, Ratshausen, Weilen unter den Rinnen und Zimmern unter der Burg an.
Der Gemeindeverwaltungsverband ist für Schömberg bei der Bearbeitung von Personalangelegenheiten, der vorbereitenden Bauleitplanung, den Kassengeschäften, der Trägerschaft der Werkrealschule sowie der Touristikförderung tätig. Ebenfalls zentral betreut werden vom Gemeindeverwaltungsverband die Bodenrichtwertkarten im Oberen Schlichemtal.[16]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die kommunale Infrastruktur (Rathaus, Bauhof, Friedhof, Feuerwehrmagazin, Gemeindehalle) dürfte den Bedürfnissen des kleinen Orts gerecht werden.
Auch konnte 2005 ein kleines Wohnbaugebiet erschlossen werden, so dass Bauwilligen einen Bauplatz zur Verfügung gestellt werden kann.
Zimmern ist fast eine reine Wohnsitzgemeinde, da nur wenige Betriebe existieren, welche zusammen rd. 20 Arbeitsplätze (viele in Teilzeit) anbieten. Die überwiegende Mehrzahl der Beschäftigten (ca. 200 Personen) muss somit auswärts arbeiten.
Bauwerke
- Die ehemalige Burg Zimmern, auf dem „Burgstall“ südwestlich von Zimmern, von der der Ortsname stammt.
- Die Jakobus-Kirche steht im Zentrum des Dorfes. Die Kirche wurde 1894 bis 1896 nach Entwürfen von Joseph Cades erbaut.[17]
- Die Kapelle Maria Königin wurde von Fridolin Schwarz und seinen beiden Söhnen aus Zimmern unter der Burg erbaut. Er hatte diesen Bau versprochen, wenn er den Zweiten Weltkrieg überlebe.
- Die Gemeindehalle Zimmern unter der Burg
- Das sogenannte „Schloss Zimmern“ oder „Schlössle Zimmern“ aus dem Jahr 1610
Verkehr
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 334.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Alois Küchle: geb. 4. Mai 1888 in Zimmern unter der Burg; gest. 6. August 1936 in Neu-Ulm, Studienrat, Landtagsabgeordneter/MdL von 1920 bis 1933 (Zentrum).[18]
- Agnes Herkommer: geb. 25. Mai 1901 in Zimmern unter der Burg; gest. 17. Januar 1985 in Schwäbisch Gmünd, Lehrerin, Schriftstellerin, 1927 Promotion zum Dr. phil. in Tübingen.[19]
Literatur
- Zimmern unter der Burg. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Rottweil (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 56). H. Lindemann, Stuttgart 1875, S. 556–561 (Volltext [Wikisource]).
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Zimmern unter der Burg - Altgemeinde~Teilort - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 14. April 2020.
- Zimmern unter der Burg - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 14. April 2020.
- Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 249
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart - Findbuch E 157/1: Ministerium des Innern: Kommission für die Adelsmatrikel - Strukturansicht. Abgerufen am 14. April 2020.
- Geschichte | Zimmern unter der Burg. Abgerufen am 14. April 2020.
- Schmitt, Günter: Burgen, Schlösser und Ruinen im Zollernalbkreis. Ostfildern 2007.
- Willig, Wolfgang: Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg. Balingen, S. 2010.
- Zimmern unter der Burg - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 14. April 2020.
- Eintrag zu Schloss Zimmern unter der Burg (Schlössle) in Zimmern unter der Burg in der privaten Datenbank „Alle Burgen“. Abgerufen am 16. Juni 2020.
- LEO-BW Wanderungsbewegung: Zimmern unter der Burg. leograph-bw.de. Abgerufen am 14. Mai 2020.
- Schwarzwälder Bote, Oberndorf Germany: Zimmern unter der Burg: Jürgen Leichtle ist neuer Bürgermeister - Schwarzwälder Bote. Abgerufen am 14. April 2020.
- Gemeinderat | Zimmern unter der Burg. Abgerufen am 14. April 2020.
- Schwarzwälder Bote, Oberndorf Germany: Zimmern unter der Burg: Zimmern: Neues Gremium ist eingesetzt - Schwarzwälder Bote. Abgerufen am 14. April 2020.
- Vorläufiges Ergebnis der Gemeinderatswahlen 2019 beim Statistischen Landesamt
- Oberes Schlichemtal Gemeindeverwaltungsverband - Tourismusverband. Abgerufen am 14. April 2020 (deutsch).
- . | Jakobus Kirche Zimmern u.d.B. Abgerufen am 14. April 2020.
- Alois Küchle geb. 04.05.1888 in Zimmern u. d. Burg/ Balingen gest. 06.08.1936 in Neu-Ulm Studienrat, MdL 1920–1933 (Zentrum) - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 14. April 2020.
- Personendatenbank der Landesbibliographie Baden-Württemberg. Abgerufen am 14. April 2020.