Bahnpark Augsburg

Der Bahnpark Augsburg ist ein Eisenbahnmuseum in Augsburg auf einem Teilbereich des ehemaligen Bahnbetriebswerkes Augsburg der Deutschen Bahn AG. Zurzeit befindet sich der Bahnpark Augsburg noch im Aufbau und ist deshalb für Besucher nur zu bestimmten Veranstaltungen geöffnet. In Zukunft sollen dort neunundzwanzig historische Lokomotiven aus den Mitgliedsländern der EU und der Schweiz im denkmalgeschützten Ringlokschuppen mit Drehscheibe, dem sog. Rundhaus Europa, ausgestellt werden. Zu den Gebäuden im Bahnpark Augsburg zählen neben dem Rundhaus Europa drei historische Dampflokhallen mit Werkstatt-Atmosphäre und eine historische Schmiede.

Lokparade der Botschafterlokomotiven im Rundhaus Europa

Museumsprojekt und Veranstaltungen

Das Museum bietet den Staatsbahnen aller EU-Länder an, jeweils eine historische Lokomotive (sog. Botschafterlokomotive) im „Rundhaus Europa“ auszustellen. Das jeweilige Herkunftsland steht an bestimmten Veranstaltungen kulturell im Mittelpunkt. Dazu werden die historischen Lokomotiven den Besuchern zur Besichtigung auf dem Freigelände zugänglich gemacht oder auf der Drehscheibe präsentiert. Von Zeit zu Zeit finden auch sogenannte Länderwochen mit teilweise zusätzlichen Sonderausstellungen zu bestimmten Themengebieten statt. Im Rahmen einiger Veranstaltungen finden Jazz-Konzerte in der großen Dampflokhalle und Vorführungen in der Schmiede statt, die Gastronomie ist fester Bestandteil. Reguläre Jazz-Konzerte (Jazz im Bahnpark) finden an jedem ersten Sonntag von Mai bis November statt. Außer den Botschafterlokomotiven zählen noch weitere Museumslokomotiven zur Sammlung, welche bisher nur teilweise besichtigt werden können. Die gesamte Fahrzeugsammlung wird kontinuierlich erweitert. In der Adventszeit werden Dampfzugsonderfahrten organisiert, die zu Fahrten in winterlicher Landschaft einladen.

Wegen behördlicher Auflagen ist seit 2017 ein Besuch des Bahnparkes nicht und erst seit Sommer 2020 wieder teilweise möglich.[1]

Die Regierung von Oberbayern hat mit Planfeststellungsbeschluss vom 18. Dezember 2017, das von der Bahnpark Augsburg gGmbH beantragte Vorhaben für die beabsichtigte Umnutzung eines Areals mit zwei großen Eisenbahnbetriebshallen in ein Eisenbahnmuseum mit Museumswerkstatt genehmigt. Darin sind auch eine Gastronomie für Museumsbesucher und Veranstaltungen mit Bezug auf die künftige Museumsnutzung möglich. Mit dem Bescheid erteilt die Landeseisenbahnaufsicht bei der Regierung von Oberbayern der Bahnpark Augsburg gGmbH die Erlaubnis zur Aufnahme des Eisenbahnbetriebes nach § 7f Allgemeines Eisenbahngesetz AEG. Die Bahnpark Augsburg gGmbH ist somit anerkanntes Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) und befugt, die Betriebsführung auf Ihren denkmalgeschützten Gleisanlagen der "öffentlichen Serviceeinrichtung Bahnpark Augsburg" selbst auszuüben. Der Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberbayern vom 19. Dezember 2017, der die rechtlichen Grundlagen für die Weiterentwicklung des Kultur- und Museumsprojektes legt, findet in den Medien bundesweite Beachtung. Unter anderem berichteten die Augsburger Allgemeine, die Süddeutsche Zeitung, Fokus, der Nordbayerische Kurier, der Bayerische Rundfunk, die Deutsche Presseagentur dpa. Die gemeinnützige Bahnpark Augsburg gGmbH übernimmt als Eisenbahn-Infrastruktur-Unternehmen (EIU) am 30. Dezember 2017 die Betriebsführung auf ihren eigenen, denkmalgeschützten Gleisanlagen. Bisher stand das Museum unter der betriebsführenden Bayerischen Oberlandbahn GmbH (BOB), die sich auch für den Erhalt des Industriedenkmals in den zurückliegenden Jahren einsetzte.

Das Gelände

Um 1906 errichtete die Königlich Bayerische Staatsbahn südlich vom Augsburger Hauptbahnhof zwei Ringlokschuppen mit Drehscheiben. Auf dem Gelände neben dem Bahnpark befinden sich weitere Gebäude (Werkstätten, Reinigungsanlagen, Radsatzausbesserungswerk und Unterkünfte für das Lokpersonal) des ehemaligen Ausbesserungswerkes samt Gleisanlagen und Stellwerk. Im Zweiten Weltkrieg blieb das Areal weitgehend von Bombenangriffen verschont, so auch in der verheerenden Bombennacht vom 25. auf den 26. Februar 1944, in der Hauptbahnhof und Bahnhofsgelände schwer getroffen und zerstört wurden. Nach dem Krieg nutzte die Deutsche Bundesbahn/Deutsche Bahn AG das Gelände bis ca. 1990. Seit 1996 stehen die Ringlokschuppen unter Denkmalschutz. Das Eigentum ging am 17. Oktober 2008 auf die Stiftung Bahnpark (gegr. 2005[2]) über.

Werkstätten

In den Werkstätten findet eine museumsgerechte Aufarbeitung und Restaurierung von Fahrzeugen statt. Für das Verkehrszentrum (Zweigstelle des Deutschen Museums auf der Theresienhöhe/Schwanthalerhöhe) wurde ein historischer Postwagen in diesen Werkstätten restauriert. Die Wartung und Erhaltung der betriebsbereiten und denkmalgeschützten Dampflokomotive 41 018 der Dampflok-Gesellschaft München wird ebenfalls in diesen Werkstätten vorgenommen.

Mini-Bahn

Auf dem Gelände des Bahnparks befindet sich seit 2011 die Mini-Bahn Augsburg, eine personenbefördernde Gartenbahn mit 184 mm (und teilweise 127 mm im Dreigleisbetrieb) Spurweite. Die Fahrstrecke beträgt ca. 300 Meter und besteht aus einem Rundkurs um das ehemalige Übernachtungsgebäude sowie einer eingleisigen Strecke entlang des Rundhauses Europa. Der Fuhrpark besteht aus den Modellen der AEG E1 E-Lok, einer Gmeinder Diesellok sowie seit 2013 einer Echtdampf-Feldbahnlok. Es stehen neun Personenwagen in zwei Zügen für bis zu 30 Fahrgäste zur Verfügung.

Fahrzeuge im Rundhaus Europa

Museums-Fahrzeuge

DB-Dampflokomotive 41 018 der Dampflok-Gesellschaft München e.V. im Wormser Hauptbahnhof
Köf II 6311

Ehemalige Exponate

Draisinensammlung „Schienenflöhe“

Neben den Botschafter- und Museums-Lokomotiven beheimatet der Bahnpark Augsburg auch eine kleine Sammlung Draisinen der Draisinenfreunde Bayern. Diese Art von Schienenfahrzeugen wurden früher von den Bahnmeistern zur Inspektion und Wartung von Gleisanlagen und Signalanlagen benutzt. Zur Sammlung zählen insgesamt fünf Fahrzeuge, eine Bereisungsdraisine KLV 11, zwei Bahnmeisterei-Draisinen KLV 12 und 82, eine ungarische Draisine MAV Pft-P401, ein Schienenfahrrad und ein Schienenmoped. Zu den Veranstaltungen werden oft Mitfahrgelegenheiten in der KLV 11 angeboten und sind bei Kindern sehr beliebt. Die Draisinen KLV 12, KLV 82 und MAV Pft-P401 sind zurzeit nicht betriebsfähig und werden aufgearbeitet.

Raupach-Dampfmaschine

Raupach-Dampfmaschine in der Mittleren Montierung

Die stationäre Heißdampf-Ventildampfmaschine wurde 1911 von der Maschinenfabrik „Richard Raupach“ nach dem System von R. Lenke in Görlitz gebaut. Sie verfügte über eine Leistung von 75 PS. Einst wurden von diesem Maschinentyp mehr als 1000 Exemplare gebaut, die in vielen Betrieben vor allem zur Herstellung elektrischer Energie eingesetzt wurden. Ursprünglich wurde die Maschine an die Brauerei Schaaf in Niedermendig bei Koblenz geliefert, wo sie bis 1932 im Einsatz war. Noch im selben Jahr wurde die Maschine an die Brennerei-Genossenschaft in München-Großhadern verkauft. Dort wurde sie zum Antrieb diverser Aggregate genutzt. Erst mit der Schließung der Brennerei-Genossenschaft im Jahre 2001 wurde die Dampfmaschine nach einer Betriebszeit von 90 Jahren endgültig stillgelegt. Die Mitglieder der Dampflok-Gesellschaft München konnten einen Kontakt zur Brennerei-Genossenschaft herstellen und die Überlassung der Dampfmaschine erreichen. Am 26. Juli 2003 wurde sie nach einigen Vorarbeiten aus den bereits im Abbruch befindlichen Gebäuden demontiert und mittels LKW-Tieflader in den Bahnpark Augsburg gebracht. Dort wurde sie erst im nördlichen Ringlokschuppen zwischengelagert und restauriert. Nachdem die Voraussetzungen zur Aufstellung der Dampfmaschine in der „Mittleren Montierung“ geschaffen waren, konnte sie Ende Oktober 2003 dorthin umgesetzt werden. Nach weiteren Arbeiten konnte die Dampfmaschine am 16. Juli 2007 wieder in Betrieb gehen. Diesmal jedoch nicht mehr unter Dampf, sondern zur Schau von einem Elektromotor angetrieben und von Scheinwerfern angestrahlt.

Jubiläum 150 Jahre Rudolf Diesel

Dieseltriebzug VT 12.5 Stuttgarter Rössle

Anlässlich des 150. Geburtstags von Rudolf Diesel im Jahre 2008 veranstaltete der Bahnpark Augsburg am Ostermontag eine große Fahrzeugausstellung zum Thema „Diesellokomotive“. Zu besichtigen gab es nicht nur Diesellokomotiven, sondern auch historische LKWs, Busse, Feuerwehrfahrzeuge, Traktoren und Schlepper. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Fahrzeuge, die auf der Schiene oder Straße von Dieselmotoren angetrieben werden“. Zu Gast war auch der Dieseltriebzug VT 125 „Stuttgarter Rössle“ der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH (RAB), zusammen mit 220 Fahrgästen. An diesem Tage verzeichnete der Bahnpark Augsburg erstmals einen Besucherrekord von über 5000 Besuchern.

Fernsehen

Der SWR berichtete in seiner Sendung Eisenbahn-Romantik (Folge 613 – „Bahnpassion zwischen Parkbahn, Bahnpark & Panama“) über den Bahnpark Augsburg. Erstmals wurde der Bahnpark jedoch schon in der Folge 575 – „Ein Triebkopf kommt selten allein“ erwähnt. Dort wurde auch über den Gläsernen Zug berichtet und über seine neue Heimat im Bahnpark.

Die erste Folge der Sendung Das ist Heiß-Mann! – Die Show aus dem Koffer des fränkischen Komödianten Volker Heißmann wurde am 25. Juni 2008 vom Bayerischen Fernsehen im Bahnpark Augsburg aufgezeichnet. Mitwirkende waren neben Volker Heißmann die Pavel Sandorf Bigband sowie Roberto Blanco und Uwe Kroeger. Ausgestrahlt wurde die Sendung im BR am 11. September 2008.

Verschiedenes

Zurzeit befindet sich eine TEE-Zuggarnitur der Baureihe 601 mit neun Mittelwagen, dem sogenannten Blue Star Train, neben dem Bahnpark Augsburg auf dem ehemaligen DB-Grundstück. Daneben steht ein weiterer TEE, eine Leihgabe des Verkehrsmuseums Nürnberg. Zwei Triebköpfe (601 016-6 und 601 019-3) sowie ein Abteilwagen (901 107-3), ein Großraumwagen (901 201-4), ein Barwagen (901 303-8) und der letzte mit Originalküche erhaltene TEE-Speisewagen (901 502-2). Im Barwagen ist sogar die Originalbar zu sehen.

Von Mitte November 2006 bis Ende November 2006 war der Orient-Express-Museumszug (Nostalgie Istanbul Orient Express) im Bahnpark Augsburg stationiert und konnte im Rahmen einer zweitägigen Veranstaltung besichtigt werden. Die Möglichkeit einer Besichtigung stieß beim Publikum auf große Resonanz. Begleitet wurde die Veranstaltung von einem Jazz-Konzert und Gastronomie sowie einer Sonderausstellung zur Geschichte des Orient-Express. Am 6. Dezember 2006 startete der Museumszug zu einer Sonderfahrt von Augsburg Hauptbahnhof nach Salzburg. Bespannt wurde der Zug mit einer E-Lok, nicht wie angekündigt mit der Dampflok 41 018.

Beliebtes Fahrtziel von Nostalgiezügen ist der Bahnpark Augsburg. Grund hierfür sind die bei den Fahrgästen beliebten Sehenswürdigkeiten in Augsburg und im Bahnpark selbst. Außerdem können dort Gastlokomotiven, beispielsweise die 01 1066 der Ulmer Eisenbahnfreunde, für die Rück- und Weiterfahrten gewartet und gedreht werden.

In der Lufthalle, die nicht im Bereich des Bahnparks liegt, sind historische Bahnpostwagen hinterstellt. Dieser Bereich ist für Besucher nicht zugänglich.

Eine Betreuung der Eisenbahnsammlung des Deutschen Museums bzw. eine Vermietung an dieses Museum konnte nicht realisiert werden.

Commons: Bahnpark Augsburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Museumsbetrieb ruht bis auf Weiteres. In: eisenbahn-magazin. Nr. 9, 2017, ISSN 0342-1902, S. 35.
  2. http://www.bahnpark-augsburg.de/aktuell/stiftung.html
  3. Wochenbericht-Archiv. Abgerufen am 10. Dezember 2018.
  4. Exponat FR SNCF 231 K 22. Abgerufen am 10. Dezember 2018.

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