Roberto Blanco

Roberto Zerquera Blanco[1][2] (* 7. Juni 1937 in Tunis, Tunesien) ist ein deutscher Schlagersänger, Schauspieler und Unterhaltungskünstler.

Roberto Blanco mit seiner späteren Ehefrau Luzandra (2012)

Leben und Werk

Blanco wurde als Sohn des kubanischen Folklore- und Varieté-Künstlers Alfonso Zerquera und dessen Ehefrau, der kubanischen Tänzerin und Sängerin Mercedes Blanco, in Tunis geboren. Seine Mutter starb, als er zwei Jahre alt war. Er wuchs in Beirut (dort in einem Internat, wo er als einziger Junge unter hunderten Mädchen von Nonnen erzogen wurde[3]) und Madrid auf. Nach der Schulzeit begann er in Madrid ein Medizinstudium, das er aber nach zwei Semestern abbrach.

Blanco kam 1956 nach Deutschland. 1957 spielte er in dem Film Der Stern von Afrika mit und gewann den ersten Preis bei dem Talentwettbewerb »Gib dem Nachwuchs eine Chance«, bei dem er sich gegen 1800 Konkurrenten durchsetzte.[3] Seine Gesangskarriere begann er bei Josephine Baker. Im Jahr 1958 sang er einen Schlager in dem deutschen Farbfilm Bühne frei für Marika. In den 1960er-Jahren wurde er Schlagerstar und trat in verschiedenen Filmen (Alle Menschen werden Brüder nach Johannes Mario Simmel und Drei Männer im Schnee nach Erich Kästner) auf. 1969 gewann er die Deutschen Schlager-Festspiele mit dem Titel Heute so, morgen so. Im Jahr 1971 erhielt Blanco die deutsche Staatsbürgerschaft. In der Folgezeit nahm er einige Schlagerschallplatten auf und hatte 1972 mit Ein bißchen Spaß muß sein des Komponisten Christian Bruhn und Der Puppenspieler von Mexiko seine größten Erfolge. Blanco war Gast in Musiksendungen des Fernsehens, darunter mehrmals in der ZDF-Hitparade.

Blanco bekam 1973 seine eigene Fernsehshow Heute so, morgen so. Mehrmals bewarb sich Blanco beim Eurovision Song Contest: 1970 wurde er Fünfter der deutschen Vorentscheidung mit Auf dem Kurfürstendamm sagt man Liebe, 1973 belegten seine Titel Ich bin ein glücklicher Mann und Au revoir, auf Wiedersehen die Plätze 4 und 11; 1979 schließlich wurde er Vierter mit Samba si! Arbeit no!. 1976 gab es zudem die Roberto Blanco Show, die am 21. Dezember 1976 eine Einschaltquote von 49 Prozent erreichte.[4]

Im Jahre 1980 wurde Roberto Blanco mit der Spielshow Noten für zwei, die er zusammen mit Elisabeth Volkmann moderierte, Nachfolger von Rudi Carrells Am laufenden Band, doch wurde die Sendung 1982 nach vier Folgen auf seinen eigenen Wunsch abgesetzt. Weitere Sendungen mit Blanco waren Roberto – Ein Abend mit Roberto Blanco und Musik ist meine Welt (beide im Ersten Deutschen Fernsehen). Im Jahr 1986 ging er erstmals nach Kuba, wo er 1987 als erster ausländischer Künstler einen eigenen Show-Block in der „Tropicana“-Revue in Havanna erhielt.[5]

In den 1990er Jahren trat er zusammen mit Tony Marshall mit Stimmungsliedern auf. Einer ihrer größten gemeinsamen Hits war Resi bring Bier, eine deutsche Version des Titels Crazy for you von David Hasselhoff. Das deutsche Fernsehen (MDR) widmete ihm 1997 eine Jubiläumssendung, in welcher die ihn im Mambotanz bezwingende Startänzerin Marlène Charell, aber auch ihr Ehemann Roger Pappini, Peter Kraus und andere Prominente auftraten. 1994 war er auch als Produzent tätig. Es erschien das Album Por tu amor mit Liedern in seiner spanischen Muttersprache und mit Musikern aus Südamerika. 1996 gastierte er auf Lotto King Karls Single Da ist die Tür. Er ist auch Dauergast bei Schlager-Oldie-Veranstaltungen, so etwa beim jährlichen Schlager-Festival von Radio Bremen, bei dem er seine eigenen Hits darbietet und Kollegen präsentiert.

2004 war Blanco in der Jury der RTL-Show Star Duell. 2008 spielte er in dem Film 1½ Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde einen Kleinkriminellen im Mittelalter, der auch seinen Namen trägt.

2011 sprach er in dem Film Rio den Riesentukan Rafael und veröffentlichte mit Du lebst besser, wenn Du lachst ein neues Album. Am 4. August 2011 trat Blanco als Gast zusammen mit der Thrash-Metal-Band Sodom auf dem Wacken Open Air 2011 auf und sang Metal-Versionen von Ein bißchen Spaß muß sein und Amarillo. Der Auftritt war Teil einer Kampagne gegen Alzheimer.[6]

Von Oktober bis Dezember 2012 spielte Blanco die Rolle des selbstverliebten Fernsehmoderators Heinz Wäscher in Hape Kerkelings Musical Kein Pardon im Capitol-Theater Düsseldorf.

2013 veröffentlichte Blanco zusammen mit dem DJ- und Rapper-Duo Finger & Kadel die Single Ein bisschen Spaß muss sein, eine Neuinterpretation seines Schlagers mit Merkmalen von Electronic Dance und Hip-Hop. Im Dezember 2013 nahm er gemeinsam mit seiner Frau Luzandra Strassburg an der Realityshow Der VIP-Bus – Promis auf Pauschalreise teil.

2014 nahm er, ähnlich wie Matthias Reim vor ihm, seine eigene finanzielle Situation aufs Korn und produzierte aus seinem bekanntesten Hit zusammen mit der Werbeagentur Jung von Matt für die Autovermietung Sixt ein Video mit dem Titel „Ein bisschen spar’n muss sein“.[7]

2014 sprach er in dem Film Rio 2 – Dschungelfieber erneut den Riesentukan Rafael.

2016 veröffentlichte er gemeinsam mit Waterloo eine Neuaufnahme des Oldies Brauner Bär und Weiße Taube von Gus Backus, unter anderem in einer Dance-Version.[8]

Am 22. November 2018 veröffentlichte das Neo Magazin Royale einen selbstironischen Clip.

Im Mai 2019 bekam Roberto Blanco den Schlagerplanet Award 2019 für sein Lebenswerk verliehen.[9]

Am 1. März 2021 wurde Roberto Blanco als Germknödel bei The Masked Singer Austria enttarnt.

Privates

Roberto Blanco (2017)

Nach eigenen Angaben spricht Roberto Blanco sieben Sprachen.[10]

Blanco ist Ehrenmitglied der CSU ("Wir Schwarze müssen zusammenhalten!"). Die Partei ehrte damit sein künstlerisches Werk.[11] Er engagiert sich für Obdachlose und Kinder, beispielsweise durch Patenschaften bei World Vision Deutschland oder Unterstützung des Projektes Ärzte ohne Grenzen.[12]

Roberto Blanco hat zwei eheliche Töchter und einen Sohn (* 2001) aus einer außerehelichen Affäre.[13] Seine Tochter Patricia Blanco nahm 2009 an Big Brother und 2015 an Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! teil.

Die Scheidung von seiner Schweizer Ehefrau Mireille wurde nach fast 50 Ehejahren im Dezember 2012 rechtskräftig.[14] Im Jahr darauf heiratete er die Kubanerin Luzandra Strassburg.[13] Blanco wohnte ab 2015 für kurze Zeit in Mondsee im Salzkammergut in Oberösterreich[15] und ist Ende 2016 nach Ermatingen in die Schweiz umgezogen.[16][17]

Diskografie

Studioalben

  • 1970: Heute so
  • 1972: Von Las Vegas nach Amarillo
  • 1973: Ein bißchen Spaß muß sein
  • 1979: Viva Roberto
  • 1982: Musik ist meine Welt
  • 1984: Por tu amor
  • 2003: E Viva la Musica
  • 2011: Du lebst besser, wenn Du lachst
  • 2013: Swinging New York

Greatest Hits/Kompilationen

  • 1987: Ein bißchen Spaß muß sein – Roberto Blanco – 30 Jahre Show
  • 1997: Heute so, morgen so
  • 2000: Best of

Spezialausgaben

  • 1971: Weihnachten in aller Welt
  • 1973: Hallelujah heißt mein Lied – Spirituals und Gospelsongs in deutscher Sprache
  • 1999: Christmas In Cuba

Singles (Auswahl)

  • 1957: Jesebell
  • 1957: Ob schwarz, ob weiß
  • 1963: Twistin' mit Monika
  • 1968: Tschumbala-Bey
  • 1968: Jennifer
  • 1969: Heute so, morgen so
  • 1969: Auf Liebe gibt es keine Garantie
  • 1970: Auf dem Kurfürstendamm sagt man „Liebe“
  • 1970: San Bernadino
  • 1971: Las Vegas
  • 1971: Ich komm' zurück nach Amarillo
  • 1972: Der Puppenspieler von Mexiko
  • 1972: Ein bißchen Spaß muß sein
  • 1973: Ich bin ein glücklicher Mann
  • 1973: Pappi, lauf doch nicht so schnell
  • 1974: In El Paso
  • 1976: Bye Bye, Fräulein
  • 1977: Morgen sind wir reich
  • 1978: Porompompom
  • 1978: Hey Mama Ho
  • 1978: Viva Maria
  • 1978: Wer trinkt schon gern den Wein allein
  • 1979: Der Clap Clap Song
  • 1979: Samba si! Arbeit no!
  • 1979: Am Tag, als es kein Benzin mehr gab
  • 1980: Rock 'n' Roll ist gut für die Figur
  • 1981: Humanaho (Alle Menschen sind Brüder)
  • 1982: Karneval (mit den Mainzer Hofsängern)
  • 1990: Resi bring Bier (mit Tony Marshall)
  • 1992: Limbo auf Jamaika (mit Tony Marshall)
  • 1996: Da ist die Tür (feat. Lotto King Karl)
  • 1999: Last Christmas (mit Luis Frank y su Traditional Habana)
  • 2001: Born to Be Alive (mit The Disco Boys)
  • 2004: Ein bißchen Spaß muß sein (neue Version mit Captain Jack)
  • 2009: Quando, Quando, Quando (mit Piero Esteriore)
  • 2013: Ein bisschen Spaß muss sein (feat. Finger & Kadel)
  • 2016: Brauner Bär und weiße Taube (mit Waterloo)
  • 2017: Eina geht no rein

Filmografie (Auswahl)

Bücher

  • Roberto Blanco: Meine Vitalgeheimnisse. Modul-Verlag, Wiesbaden um 1999, ISBN 3-9806679-3-6.
  • Roberto Blanco: Roberto Blanco. Von der Seele. Die Autobiografie. Plassen Verlag, Kulmbach 2017, ISBN 978-3-86470-540-3.
Commons: Roberto Blanco – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Roberto Blanco im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. Roberto Blanco: Ich habe mehr Menschen glücklich gemacht als jeder Politiker. Interview mit Marie von Baumbach. In: Planet Interview, 7. Juni 2012.
  3. Jean-Pierre Ziegler,: Mein Versuch, mit Roberto Blanco über Rassismus zu sprechen. In: DER SPIEGEL. Abgerufen am 29. November 2020.
  4. ZDF-Jahrbuch 1976
  5. Roberto Blanco wird 75 Jahre – und feiert im Familienkreis. In: DerWesten. 6. Juni 2012, abgerufen am 29. August 2018.
  6. Roberto und Sodom rocken gegen Alzheimer, wacken.com
  7. Selbstironischer Roberto Blanco mit Rap-Video für Sixt auf YouTube, Abendzeitung München, abgerufen am 14. August 2014
  8. Brauner Bär und Weiße Taube – Waterloo & Roberto Blanco (2016). In: waterloo.at. Abgerufen am 2. August 2016.
  9. SCHLAGERPLANET AWARD 2019 – DIE GEWINNER. Abgerufen am 14. Mai 2019.
  10. Aussage Roberto Blanco bei Minute 12:30 in Die Geschichte eines Abends ARD Mediathek vom 24. September 2016
  11. Heike Vowinkel: „Meine Hautfarbe hat mir Glück gebracht“ In: Die Welt vom 3. November 2008
  12. Roberto Blanco heiratet seine Freundin Luzandra! schlagerportal.com
  13. Schweizer Ex-Frau ist bitter enttäuscht von ihm, Schweizer Illustrierte, 20. September 2013, abgerufen am 4. Juni 2017
  14. Endlich frei für Luzandra: Roberto Blanco ist geschieden, Hamburger Abendblatt, 17. Dezember 2012
  15. Roberto Blanco: Taschenpfändung bei Schlagernacht, tz.de, 23. März 2014, abgerufen am 16. Januar 2015
  16. Peter Exinger: Roberto Blanco: «Die Schweiz ist mein Schlafzimmer». In: tagblatt.ch. 7. Oktober 2017, abgerufen am 29. November 2017.
  17. Veronika Fischer: «Es ist schön, gegrüsst zu werden». In: kreuzlinger-zeitung.ch. 10. November 2017, abgerufen am 29. November 2017.
  18. Charts DE
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