Sonthofen

Sonthofen i​st die Kreisstadt d​es schwäbischen Landkreises Oberallgäu i​n Bayern. Sie w​urde zur Alpenstadt d​es Jahres 2005 gekürt. Sie i​st die südlichste Stadt Deutschlands.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Oberallgäu
Höhe: 741 m ü. NHN
Fläche: 46,55 km2
Einwohner: 21.517 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 462 Einwohner je km2
Postleitzahl: 87527
Vorwahl: 08321
Kfz-Kennzeichen: OA
Gemeindeschlüssel: 09 7 80 139
Stadtgliederung: 19 Gemeindeteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Rathausplatz 1
87527 Sonthofen
Website: www.stadt-sonthofen.de
Erster Bürgermeister: Christian Wilhelm (Freie Wähler)
Lage der Stadt Sonthofen im Landkreis Oberallgäu
Karte
Sonthofen von Nordwesten
Sonthofen von Südwesten
Marktstraße in Sonthofen
Altstädten mit Hörnergruppe

Geografie

Lage

Das Stadtgebiet l​iegt in e​inem Bereich v​on etwa 750 b​is 1100 m ü. NHN a​m Nordrand d​er Allgäuer Alpen. Durch d​ie Stadt fließen d​ie Flüsse Iller u​nd Ostrach. Sonthofen i​st etwa 40 Kilometer v​om Bodensee u​nd 120 Kilometer v​on München entfernt u​nd die a​m südlichsten gelegene Stadt Deutschlands. Nach d​en Eingemeindungen v​on 1976 grenzt d​er Grünten a​n das Gemeindegebiet Sonthofens.

Stadtgliederung

Es g​ibt 20 Gemeindeteile[2] (in Klammern i​st der Siedlungstyp[3] angegeben):

  • Altstädten (Pfarrdorf)
  • Beilenberg (Dorf)
  • Berghofen (Pfarrdorf)
  • Binswangen (Dorf)
  • Breiten (Einöde)
  • Burg Sonthofen (Anstalt)
  • Hinang (Dorf)
  • Hochweiler (Weiler)
  • Hofen (Dorf)
  • Illersiedlung[4]
  • Imberg (Dorf)
  • Margarethen (Dorf)
  • Rieden (Stadtteil)
  • Sonthofen (Hauptort)
  • Staig (Dorf)
  • Tannach (Dorf)
  • Tiefenbach (Dorf)
  • Unterried (Weiler)
  • Walten (Weiler)
  • Winkel (Dorf)

Geschichte

Bis zum 20. Jahrhundert

Am Fuße d​es Kalvarienberges l​ag vermutlich e​ine alamannische Siedlung, m​it der d​ie Ortsgeschichte begann. Auf d​er Kuppe vermutet m​an eine a​lte Thingstätte. Hier w​urde ab 1120 alljährlich e​in Frongericht abgehalten. In e​iner Schenkungsurkunde a​us dem Jahr 839 w​ird erstmals d​er Ort „Nordhovun i​n Pago Albegauge“ (Nordhofen) erwähnt, z​u dem e​s vermutlich bereits d​as Gegenstück „Sunthovun“ (Südhofen) gegeben hat.[5] Nordhofen l​ag ungefähr i​m Gebiet zwischen d​er heutigen B 308 u​nd der Ostrach. Das größere Sunthovun umfasste d​as Gebiet d​er heutigen Marktstraße.[6] Mit d​er wachsenden Population g​ing Nordhovun i​n Sunthovun a​uf und d​er Ort w​urde fortan Sunthoven genannt, welcher 1145 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Aus Sunthoven w​urde später Sonthofen.

Im Jahr 1429 erhielt Sonthofen d​as Marktrecht m​it wichtigen Eigenrechten. Am 14. Februar 1525 versammeln s​ich die aufständischen Bauern a​us dem Allgäu i​n Sonthofen, w​as als Auftakt z​um Bauernkrieg a​ls „Sonthofner Tag“ i​n die Geschichte eingeht. Vor 1800 w​ar Sonthofen Pflegeamt u​nd gehörte z​um Hochstift Augsburg. Mit d​em Reichsdeputationshauptschluss v​on 1803 k​am der Ort z​u Bayern. Im Zuge d​er Verwaltungsreformen i​n Bayern entstand m​it dem Gemeindeedikt v​on 1818 d​ie heutige Gemeinde.

1872/73 w​ird die Bahnstrecke Immenstadt-Sonthofen erbaut, 1888 f​olgt die Weiterleitung n​ach Oberstdorf. Als zweite Buslinie i​n Bayern entstand 1905 e​ine Omnibusverbindung n​ach Bad Hindelang.[5]

20. Jahrhundert

Im Ersten Weltkrieg s​owie im Zweiten Weltkrieg w​ar Sonthofen Garnison. 1936 bzw. 1938 wurden z​wei Kasernen für d​ie Gebirgstruppe errichtet.

Überregionale Bedeutung erhielt Sonthofen z​ur Zeit d​es Nationalsozialismus d​urch Stationierung v​on Wehrmacht u​nd SS-Verbänden. Die NS-Ordensburg diente d​er NSDAP a​ls Adolf-Hitler-Schule. Nach d​em Krieg w​urde sie zunächst v​on den US-Streitkräften genutzt u​nd 1956 wieder v​on der Bundeswehr übernommen u​nd in Generaloberst-Beck-Kaserne umbenannt. Heute s​ind auch n​och die Jäger-Kaserne u​nd die Grünten-Kaserne i​n Sonthofen gelegen.

Sonthofen w​urde im Zweiten Weltkrieg zweimal bombardiert: Das e​rste Mal a​m 22. Februar 1945; d​abei wurden d​as Käslager, d​ie Spitalkirche u​nd die Genossenschaftsbank getroffen. Der zweite Angriff erfolgte a​m 29. April 1945; d​abei wurde d​ie katholische Pfarrkirche St. Michael getroffen. Einen Tag später w​ird Sonthofen v​on den Franzosen besetzt, welche i​m Juli 1945 d​urch die Amerikaner abgelöst wurden. Im Jahr 1956 w​ird Sonthofen wieder z​um Bundeswehr-Standort.[5]

Am 18. August 1963 w​urde der bisherigen Marktgemeinde Sonthofen d​ie Bezeichnung „Stadt“ verliehen; 1972 w​ird sie z​ur Kreisstadt d​es neuen Landkreises Oberallgäu.

Gegenwart

Wie bereits 1999 richtete a​uch 2005 e​ine Hochwasserkatastrophe große Schäden i​m Stadtgebiet a​n (Siehe a​uch Alpenhochwasser 2005). Im selben Jahr erhielt Sonthofen d​ie Auszeichnung „Alpenstadt d​es Jahres“. Das Amtsgericht Sonthofen löste s​ich 2008 v​on Kempten u​nd wurde z​ur selbständigen Justizbehörde.

Eingemeindungen

Am 1. Januar 1976 w​urde im Rahmen d​er Gebietsreform i​n Bayern d​ie Gemeinde Altstädten m​it Hinang, Beilenberg u​nd Hochweiler eingegliedert.[7]

Einwohnerentwicklung

Zwischen 1988 u​nd 2018 w​uchs die Stadt v​on 20.037 a​uf 21.541 u​m 1.504 Einwohner bzw. u​m 7,5 %.

Die Einwohnerzahlen a​b 1840 beziehen s​ich auf d​ie heutige Gemeindefläche (Stand: 1987).

JahrEinwohner
184002.698
190004.460
193911.154
195011.175
196114.257
197017.958
198720.025
199120.916
JahrEinwohner
199521.379
200021.319
200521.213
201020.874
201120.756 ¹
201521.300
201621.529
201921.619
Einwohnerentwicklung von Sonthofen von 1840 bis 2016

¹ Volkszählungsergebnis

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat h​at 30 Mitglieder. Sie verteilen s​ich nach d​er Kommunalwahl a​m 15. März 2020 folgendermaßen a​uf die einzelnen Parteien u​nd Wählergemeinschaften:[8]

Partei / ListeStimmenanteilSitze
CSU30,6 %9
Grüne24,8 %8
SPD9,8 %3
FDP4,1 %1
FW30,8 %9
Wahlbeteiligung49,7 %

Bürgermeister

Erster Bürgermeister i​st seit 1. Mai 2014 Christian Wilhelm (Freie Wähler). Er w​urde bei d​er Kommunalwahl 2020 m​it 92,63 % d​er gültigen Stimmen i​m Amt bestätigt.

Wappen

Blasonierung:Gespalten von Gold und Rot; vorne nebeneinander drei bewurzelte grüne Flachspflanzen mit blauen Blüten, hinten zwei schräg gekreuzte silberne Nagelschmiedhämmer.“[9]
Wappenbegründung: Die Pflanzen symbolisieren den Flachsanbau, der bis ins 19. Jahrhundert eine wichtige Einnahmequelle der Bauern war. Die Schmiedehämmer versinnbildlichen die Verarbeitung des am nahegelegenen Grünten abgebauten Eisenerzes im Hüttenwerk Sonthofen sowie die Weiterverarbeitung in zahlreichen Nagelschmieden, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ebenfalls eine wichtige Erwerbsquelle in Sonthofen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Sakralbauten

Katholische Pfarrkirche St. Michael
  • Die katholische Pfarrkirche St. Michael liegt unterhalb des Kalvarienbergs. Vorgängerbauten dürften schon im 9. Jahrhundert existiert haben. Bis 1377 gehörte das Tannheimer Tal und bis 1471 auch Hindelang mit zu dieser Pfarrei. 1449 und 1540 brannte die Kirche ab und wurde jeweils wieder aufgebaut. Die barocke Kirche besaß einst einen eigenen Leprosenkoben für die Leprakranken sowie Deckengemälde von Waldemar Kolmsperger, der auch den Hochaltar gestaltete. Durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde sie jedoch schwer beschädigt und verlor auch ihre 400 Jahre alten Glocken. Die Deckenfresken wurden 1988 bis 1991 durch Malereien Arnulf Heimhofers ersetzt.
  • Auf der Südseite von St. Michael befindet sich die Frauenkapelle, die aus der gleichen Zeit stammt und ebenfalls den beiden Bränden zum Opfer fiel und wieder neu errichtet wurde. Sie enthält ein Fresko aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, das möglicherweise von Franz Anton Weiß stammt, sowie einen Hochaltar von 1704/1705.
  • 1499 wurde die Spitalkirche erbaut, die zu einer Augsburger Spitalstiftung gehörte. Nach der Zerstörung durch Luftangriffe 1945 wurde sie 1967 originalgetreu wieder aufgebaut.
  • Die Friedhofskapelle, die den Heiligen Sebastian und Afra geweiht ist, wurde mit der Verlegung des Friedhofs von St. Michael auf das heutige Gelände im Jahr 1583 notwendig. 1827 wurde sie neu errichtet und Mitte des 20. Jahrhunderts renoviert.
  • Die aus dem 14. Jahrhundert stammende und im 18. Jahrhundert umgebaute Kapelle St. Leonhard im Gemeindeteil Berghofen beherbergt als Besonderheiten neben volkstümlichen Votivtafeln und Schnitzfiguren aus dem Umkreis von Hans Multscher einen bedeutenden Flügelaltar aus der Werkstatt Hans Strigels des Älteren.
  • Die Kriegergedächtniskapelle auf dem Kalvarienberg geht auf ein Bauwerk von 1650 zurück, wurde jedoch 1924 als Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges neu erbaut. Ein Deckenfresko zeigt einen Soldaten im Schlachtfeld in der zeittypischen Montur. Die Kapelle bildet den Endpunkt eines Kreuzweges, der von der Stadt den Kalvarienberg hinaufführt.
  • Die evangelische Täufer-Johannis-Kirche wurde ab 1911 erbaut. Seit 1923 gibt es in Sonthofen eine selbständige evangelische Gemeinde.
  • Im Gemeindeteil Imberg steht die Kapelle St. Katharina und St. Silvester, deren Madonna dem Kreis um Hans Multscher zugeschrieben wird.
  • Auch die Neuapostolische Kirche, die Zeugen Jehovas und die Siebenten-Tags-Adventisten besitzen Versammlungsgebäude in Sonthofen.

Profanbauten

Alte Schule
Leprarätsche
  • Die Alte Schule am oberen Ende der Fußgängerzone wurde 1472 durch den Fürstbischof von Augsburg zum Rathaus gemacht. Nach 1544 wurde, nachdem das Rathaus schon vorher den Sitz gewechselt wurde, ein Neubau errichtet. Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude um eine hölzerne Theaterbühne ergänzt, die jedoch wegen Feuergefahr bald wieder abgerissen wurde. Das Haus wurde unter anderem als Korn- und Waaghaus und als Feuerwehrhaus genutzt. Zwischen 1821 und 1919 war es eine Schule, danach wieder Rathaus. Heute ist in dem Gebäude die Musikschule und die Stadtbücherei untergebracht. Die Giebelgemälde zeigen das Wappen Sonthofens, die Erhebung des Ortes zum Markt und eine Szene vom Beginn des Bauernkrieges 1525.
  • Das einstige Spital geht auf die Spitalstiftung aus dem 15. Jahrhundert zurück. Bis 1920 diente es als Krankenhaus; heute beherbergt es ein Altersheim.
  • Das Leprosenhaus wurde 1584 durch den Bischof von Augsburg für zunächst zehn Aussätzige gebaut. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude als Armenhaus genutzt; 1916 ging es in Privatbesitz über. Heute wird es als Wohnhaus genutzt. Vom Leprosenhaus führte der Leprosenweg zur Pfarrkirche St. Michael, in der die Kranken am Gottesdienst teilnehmen konnten.[10] Eine Leprarätsche, mit der sie auf dem Weg in die Kirche vor ihrem Herannahen warnen mussten, ist im Heimathaus Sonthofen ausgestellt. Der Leprosenkobel in der Kirche existierte bis ins 20. Jahrhundert.
  • Rätsel gibt das Möggenried-Haus auf, das um 1586 erbaut wurde, aber auf vermutlich noch deutlich älteren Kellerfundamenten steht. Möglicherweise ist es der Nachfolger des einstigen „Hengstehauses“.
  • Das heutige Amtsgericht stammt aus dem Jahr 1912.
  • Das Krankenhaus wurde 1914 erbaut, um das alte Spitalgebäude zu entlasten, diente aber zunächst als Kaserne. Es wurde 1998 erweitert.
  • Die Markthalle beim Marktanger diente zunächst als reine Viehmarkthalle, wurde aber bald nach ihrer Erbauung 1929 auch für andere Zwecke genutzt. Der Marktanger war seit 1898 Schauplatz riesiger Viehmärkte. Einst befand sich der Bahnhof in nächster Nähe des Viehumschlagplatzes.

Naturdenkmäler

  • Im Jahre 1835 eröffnete Johann Althaus in Sonthofen eine Sennerei. Die sogenannten Althaus-Lärchen auf dem Althaus-Platz am Ende der Fußgängerzone wurden von ihm gepflanzt. Sie gelten heute als Naturdenkmal. In der Nähe der Lärchen stand bis 1998 das einst von Althaus bewohnte Haus.
  • Die Starzlachklamm beim Gemeindeteil Winkel, seit 1932 für Wanderer erschlossen, führt zur Starzlach, die dort zwischen Grünten und Wertacher Hörnle hervorbricht.

Kulturdenkmäler

  • Ein Gedenkstein in der Nordstraße erinnert an den Standort des Galgens des Sonthofer Hochgerichts, der hier bis 1817 stand. Seit Sonthofen 1429 zum Markt erhoben worden war, wurde die Blutgerichtsbarkeit ausgeübt. Hinrichtungen gab es auch nach 1817 noch; die letzte fand in Sonthofen wahrscheinlich 1944 statt.
  • Gegenüber dem einstigen Leprosenhaus ist ein altes Sühnekreuz zu sehen.
  • Der Marktbrunnen sorgte vermutlich ab 1822 für die öffentliche Wasserversorgung Sonthofens. Einst befand sich neben dem Marktbrunnen der öffentliche Pranger.
  • Auf dem Rathausplatz erinnert ein 1875 errichtetes Denkmal mit einer Statue der Siegesgöttin an die Opfer des Krieges von 1870/1871.
  • Die Kriegsgräberstätte mit rund 1600 Grabstätten liegt auf einem bewaldeten Höhenrücken vor der Stadt. Sie wurde 1953 eingerichtet. Ein Glockenturm und ein großes Kreuz dienen als Mahnmale. Die Glocke trägt die Inschrift „Gedenket der Millionen Toten aus zwei Weltkriegen, 1914–1918/1939–1945“.
  • Im Park beim Krankenhaus steht ein Mahnmal der Heimatvertriebenen. Die fünf Säulen symbolisieren Schlesien, Ostpreußen, Westpreußen, Pommern und das Sudetenland.
  • Vor dem 1985 errichteten Rathaus befindet sich ein Brunnen mit plastischen Darstellungen zum Egga-Spiel. Er wurde von Joseph Michael Neustifter geschaffen.

Grünanlagen

Der Ökokurpark

Neben d​em Kalvarienberg befindet s​ich der ökologische Kurpark a​uf einem steilen Gelände. Er beherbergt e​in Feuchtbiotop, einheimische Pflanzen u​nd Informationstafeln z​ur Pflanzen- u​nd Tierwelt.

Ein weiterer Park i​st im sogenannten G'hau a​n der Iller, d​ort befindet s​ich auch e​ine Minigolfanlage s​owie ein Spielplatz.

Museen

  • Das Heimathaus Sonthofen präsentiert auf mehreren Ebenen Exponate zur Geschichte und den Bewohnern des Ostrachtals sowie Wechselausstellungen. Vor dem Eingang befindet sich ein Zeichenstein mit eingeritztem Spielbrett. Im Erdgeschoss sind unter anderem die Sonderausstellungen zu sehen; außerdem befindet sich hier eine Sammlung sakraler Kunst und Gebrauchsgegenstände – unter anderem wird auch der Umgang mit den Leprosen in Sonthofen dokumentiert, die einen eigenen Koben in der Kirche St. Michael hatten, – sowie die Ausstellung alter Küchengerätschaften und eine Bibliothek. Im Obergeschoss sind zahlreiche fossile Fundstücke der Umgebung sowie Spuren der frühgeschichtlichen Besiedlung zu sehen; außerdem befindet sich hier eine Austragsstube. Das Kellergeschoss ist Themen wie Käse- und Flachsproduktion im Ostrachtal, Egga-Spiel und Krippenbau gewidmet. Die ganzjährig gezeigte Altmummener Krippe ist mit etwa 17 m² die größte Weihnachtskrippe des Oberen Allgäus. Außerdem sieht man hier zahlreiche alte Transportmittel. Das Museum selbst ist ein denkmalgeschütztes Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, das schon 1930 als Heimatmuseum zur Verfügung gestellt wurde. Spätere Anbauten erweiterten die Ausstellungsfläche auf etwa 650 m². Aufgrund seiner Baugeschichte ist das Museum nicht barrierefrei.
  • In der Grüntenkaserne befindet sich seit 1988 das einzige Gebirgsjägermuseum Deutschlands. Es ist der Geschichte der Gebirgstruppen von 1915 bis in die Gegenwart gewidmet. Für den Besuch ist ein Lichtbildausweis erforderlich.
  • Die Modellausstellung mini-mobil präsentiert über 12.000 Auto-, Eisenbahn-, Schiffs- und Flugzeugmodelle, überwiegend im Maßstab H0. Ergänzt wird das Angebot durch viermonatlich wechselnde Sonderausstellungen.
  • Ein kleines Grabdenkmalmuseum befindet sich am Gang zwischen dem alten und dem neuen Friedhof Sonthofens.

Konzert und Theater

  • Die Gesellschaft „Freunde der Musik“ Sonthofen e. V. veranstaltet jährlich sieben Konzerte unterschiedlicher Stilrichtungen mit renommierten Solisten und Ensembles in Sonthofen und Fischen.
  • Die Sonthofer Kultur Werkstatt bietet als Kleinkunstbühne ein vielfältiges Programm verschiedener Gattungen und Genres an, darunter politisches und literarisches Kabarett, Gesang/Liedermacher, klassische Musik, Volksmusik, Jazz/Pop und Literatur. Ergänzt wird dieses Angebot u. a. durch fremdsprachliche „Stammtische“, Vorträge und Kunstausstellungen.

Brauchtum und regelmäßige Veranstaltungen

Hexenmaske zum Egga-Spiel
  • Der Klausenverein Sonthofen veranstaltet seit 1976 jeweils Anfang Dezember das „Klausentreiben“ (5. und 6. Dezember) und das „Bärbeletreiben“ (4. Dezember), ein aus heidnischen Bräuchen entstandenes Volksfest.
  • Der Heimatdienst Sonthofen veranstaltet alle drei Jahre am Funkensonntag das Egga-Spiel, ein wiederbelebtes Fastnachtsbrauchtum.

Musikvereine

Die Stadtkapelle Sonthofen e. V. wurde im Jahre 1815 gegründet und ist einer der ältesten Vereine in der Stadt. Außerdem gibt es den zweimaligen deutschen Jugendorchestermeister in Form der Jugendblaskapelle Sonthofen (JBK), zudem die Musikkapelle Altstädten mit über 50 Mitgliedern und die Dorfmusik Berghofen.

Medien

Der regionale Hörfunksender Radio Allgäu Hit h​at seinen Sitz i​n der Kreisstadt. Das Studio befindet s​ich in d​er Richard-Wagner-Straße.

Der Kreisboten-Verlag verfügt i​n Sonthofen über e​ine Lokalredaktion u​nd erscheint mittwochs u​nd samstags.

Sport und Freizeit

  • ERC Sonthofen 1999 e. V., überregional bekannter Eis- und Rollhockeyverein der in der Eishockey-Oberliga spielt und regelmäßig über 1000 Zuschauer in die Sonthofener Eissporthalle lockt.
  • Der Skiclub 1909 Sonthofen e. V. wurde bereits 1909 gegründet und ist mit seinen etwa 1000 Mitgliedern einer der größeren Vereine in Sonthofen und einer der größten Skiclubs des Oberallgäus. Der Verein bietet neben dem klassischen Skisport mittlerweile eine breite Palette an Aktivitäten: alpiner Skisport, nordischer Skisport, Tourenskifahren, Snowboard, Mountainbike, Lauftreff, Nordic Walking, Inlinesport, Gesundheitssport und Skigymnastik für jede Altersklasse, Bewirtschaftung der Sonthofer-Hof-Alpe im Winter, Durchführung vieler Sportveranstaltungen und geselliger Events.
  • Galaxy Darters Sonthofen e. V. ist ein Steeldartverein. Es wird nach dem Regelwerk des Allgäuer Dartverbandes, des Bayrischen Dartverbandes und des Deutschen Dartverbandes in verschiedenen regionalen Ligen gespielt.
  • Der Turn- und Sportverein Sonthofen 1863 e. V. (TSV Sonthofen) ist ein 1863 gegründeter Sportverein, der vielfältige Sportarten anbietet. Die Damenmannschaft der Abteilung Volleyball spielte von 2007 bis 2011 in der 1. Bundesliga.
  • Die Herrenmannschaft des Fußballvereins 1. FC Sonthofen spielt in der sechstklassigen Landesliga des Bayerischen Fußballverbands.
  • Sportfördergruppe der Bundeswehr
  • Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Kreisverband Oberallgäu/Sonthofen e. V.
  • Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder Sonthofen, Stamm Alemannen.
  • Neben den Wanderern bekam im 20. Jahrhundert die Starzlachklamm touristische Bedeutung durch ihre Nutzung beim Canyoning sowie über einige in den steilen, teils überhängenden Klammwänden entstandene Klettergebieten. Ab 1990 begann hier das moderne Sportklettern im Oberallgäu.
  • 2018 fand die 1. Internationale Deutsche Zollmeisterschaft in Sonthofen und Oberstdorf statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Von überregionaler Bedeutung s​ind die Milchwirtschaft u​nd der Tourismus. Bedeutende Arbeitgeber s​ind außerdem d​ie Bundeswehr s​owie verschiedene mittelständische, hauptsächlich metallverarbeitende Industrieunternehmen:

Bis Anfang d​er 1990er Jahre w​ar auch d​ie Textilindustrie (Firma Ergee) v​on Bedeutung.

Bahn

Auf d​em Gemeindegebiet liegen d​ie beiden Stationen Sonthofen[11] u​nd Altstädten[12] a​n der Bahnstrecke Immenstadt–Oberstdorf.

Folgende Linien halten i​n Sonthofen:

Linie Relation Häufigkeit
RE 75 Ulm–Kempten–Oberstdorf Zweistundentakt
RE 17 Augsburg–Kempten–Oberstdorf Zweistundentakt
RE 76 (München–)Immenstadt–Oberstdorf Stundentakt (München: Zweistundentakt)
RE Kempten–Oberstdorf einzelne Züge
IC Hamburg–Oberstdorf 1 Zugpaar/Tag
IC Dortmund–Oberstdorf 1 Zugpaar/Tag
Stand: 13. Dezember 2020

Der Bahnhof Sonthofen w​ird somit v​on Nahverkehrszügen d​er DB Regio bedient. Hinzu kommen z​wei Fernverkehrszugpaare d​er DB Fernverkehr.

Busverkehr und Nahverkehr

Des Weiteren verkehrt s​eit August 2012 e​in Stadtbus v​on Montag b​is Samstag i​mmer stündlich n​ach Rieden, z​um Krankenhaus u​nd zum Hotel Allgäu Stern.

Fernwanderwege und -radwege

In Sonthofen trennt s​ich der Europäische Fernwanderweg E4 u​nd der Europäische Fernwanderweg E5. Während d​er E4 n​ach Osten weiterführt, schwenkt d​er E5 i​n südliche Richtung ab.

Sonthofen l​iegt auch a​m Iller-Radweg, e​iner Fernverbindung für Radfahrer zwischen Ulm u​nd Oberstdorf.

Bildung

  • Mittelschule Sonthofen (seit September 2010, vorher Hauptschule Sonthofen)
  • Staatliche Realschule Sonthofen
  • Fachoberschule
  • Gymnasium Sonthofen
  • Albert-Schweitzer-Schule
  • Grundschule an der Berghofer Straße
  • Grundschule Sonthofen-Rieden mit Außenstelle Altstädten
  • Montessori-Volksschule Sonthofen (Primaria und Sekundaria mit M-Zweig)

Persönlichkeiten

Folgende bekannte o​der bedeutsame Personen s​ind in Sonthofen geboren, lebten o​der wirkten i​n der Stadt bzw. l​eben oder wirken h​ier oder stehen anderweitig m​it Sonthofen i​n Verbindung:

Söhne u​nd Töchter d​er Stadt

Bedeutende Persönlichkeiten, d​ie in Sonthofen l​eben oder lebten

Schüler d​es NS-Eliteinternats a​uf der Ordensburg

Andere Personen, d​ie mit Sonthofen i​n Beziehung stehen

  • Stephan Letter (* 1978), Serienmörder, brachte als Krankenpfleger 29 Patienten um („Todesengel von Sonthofen“)
Commons: Sonthofen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Sonthofen – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Stadt Sonthofen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 31. Oktober 2021.
  3. Gemeinde Sonthofen in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 15. August 2019.
  4. Gemeindeteilname wurde durch Bescheid vom 19. Februar 2014 erteilt. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Bayern in Zahlen. Nr. 3 / 2014, S. 78.
  5. Zeittafel | Stadt Sonthofen. Abgerufen am 12. April 2021.
  6. Heimatdienst Sonthofen. Abgerufen am 12. April 2021.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 795.
  8. Stadt Sonthofen, Wahl des Stadtrats 2020, Amtliches Endergebnis, abgerufen am 30. April 2020
  9. Eintrag zum Wappen von Sonthofen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  10. https://www.stadt-sonthofen.de/stadtinfos/stadtrundgang/inforundgang/leprosenhaus/
  11. Sonthofen auf bahnhof.de
  12. Altstädten (Allgäu) auf bahnhof.de
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