Wertach
Wertach ist ein Markt im schwäbischen Landkreis Oberallgäu. Der gleichnamige Hauptort ist Sitz der Gemeindeverwaltung und staatlich anerkannter Luftkurort.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Schwaben | |
Landkreis: | Oberallgäu | |
Höhe: | 915 m ü. NHN | |
Fläche: | 45,65 km2 | |
Einwohner: | 2547 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 56 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 87497 | |
Vorwahl: | 08365 | |
Kfz-Kennzeichen: | OA | |
Gemeindeschlüssel: | 09 7 80 145 | |
Marktgliederung: | 11 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: |
Rathausstraße 3 87497 Wertach | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Gertrud Knoll (Wsch.d.A./Fr.Wsch./Unabh.Fr.gr.) | |
Lage des Marktes Wertach im Landkreis Oberallgäu | ||
Geographie
Wertach ist mit 915 m ü. NHN die höchstgelegene Marktgemeinde Deutschlands und liegt in der Region Oberallgäu am Fuße des Grünten an dem Fluss Wertach. Der nach der Ortschaft benannte Hausberg ist das Wertacher Hörnle.
Die Höhenlage der Gemeinde reicht von 876 m ü. NHN (Grüntensee) bis 1695 m ü. NHN (Wertacher Hörnle).
Gemeindegliederung
Es gibt eine Gemarkung mit elf Gemeindeteilen: der Hauptort Wertach, die Dörfer Bichel, Enthalb der Ach, Hinterreute und Vorderreute, die Weiler Gereute, Hinterschneid, Oberellegg, Unterellegg und Vorderschneid sowie die Einöde Schray.[2][3]
Geschichte
Bis zum 19. Jahrhundert
Wertach wurde bereits im Jahre 955 erwähnt und bekam 1423 das Marktrecht verliehen. Der Markt Wertach gehörte zum Hochstift Augsburg. Seit dem Reichsdeputationshauptschluss und der Säkularisation von 1803 gehört der Ort zu Bayern. Im Zuge der damaligen Verwaltungsreformen im Königreich Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde. Im Jahre 1893 brannte der Ort bis auf wenige Häuser nieder.
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 1895 auf 2426 um 531 Einwohner bzw. um 28 %.
Jahr | 1961 | 1970 | 1990 | 1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 |
Einwohner | 1515 | 1558 | 2059 | 2250 | 2330 | 2467 | 2504 | 2436 |
Politik
Bürgermeister und Gemeinderat
Ergebnis der Kommunalwahl am 15. März 2020:[4]
- Bürgermeister
- Erste Bürgermeisterin: Gertrud Knoll (CSU)
- Zweiter Bürgermeister: Clemens Suntheim (Arbeitnehmer)
- Dritter Bürgermeister: Alex Wittwer (Christlich-Soziale Union in Bayern, CSU)
- Gemeinderat
- Christlich-Soziale Union in Bayern e. V. (CSU): 25,21 %, 4 Sitze
- Parteilose Wählerschaft Gewerbe und Tourismus: 21,92 %, 3 Sitze
- Wählerschaft der Arbeitnehmer: 16,66 %, 2 Sitze
- Unabhängige Frauengruppe Wertach: 18,28 %, 3 Sitze
- Freie Wählerschaft Wertach: 17,93 %, 2 Sitze
Wappen
Blasonierung: „In Grün ein schräglinker silberner Wellenbalken, der mit drei schwarzen Mühlrädern belegt ist.“[5] | |
Wappenbegründung: Wertach wird bereits im 15. Jahrhundert als Markt bezeichnet. Es sind allerdings keine Gerichts- oder Gemeindesiegel bekannt. Der Wellenbalken stellt den Fluss Wertach und damit auch den Ortsnamen dar. Die drei Mühlräder weisen auf die Mühlen entlang der Wertach hin, die Obere und Untere Mühle sowie die Reutemühle. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- St. Sebastianskapelle: Die St. Sebastianskapelle wurde 1512 erweitert und 1763 nach Plänen der berühmten Wieskirche von Dominikus Zimmermann neu errichtet und wird deshalb liebevoll Kleine Wies genannt.
- Heimatmuseum: Das Heimatmuseum wurde im Jahre 1931 gegründet. Neben handwerklichen Geräten, Waffen und Tieren ist eine Gemäldegalerie von Franz Sales Lochbihler, der es bis zum königlich bayerischen Hofmaler gebracht hatte, enthalten.
- In Wertach wurde 1874 von den Gebrüdern Kramer der Weißlacker-Käse weltweit erstmals produziert.
- Bergkäse-Sennerei
- „Wertacher Jodlar-Prob“ – Jodeln
- Sebaldweg: Wanderweg mit Stelen zum Gedenken an den aus Wertach gebürtigen Autor W. G. Sebald
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft
Es gab 1998 im Bereich der Land- und Forstwirtschaft zwölf, im produzierenden Gewerbe 261 und im Bereich Handel und Verkehr 47 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 204 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 647. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keine, im Bauhauptgewerbe sechs Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 75 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1478 ha.
Bildung
Es gibt folgende Einrichtungen:
- Kindertagesstätte
- Grundschule (1.–4. Klasse)
Vereine
Ortsansässiger Sportverein ist der SSV Wertach mit den Sparten Fußball, Volleyball, Laufsport, Mountainbike, Leichtathletik, Aerobic, Tischtennis, Nordic Walking, Ski Nordisch, Ski Alpin, Rodeln und Eisstocksport.
Der älteste Verein ist die Kgl. priviligierte Schützengesellschaft 1505. 1505 gilt als Gründungsjahr, weil für dieses Jahr die erste Notiz über Schützen in Wertach überliefert ist.[6] Es ist jedoch anzunehmen, dass es dort schon vorher Schützen gegeben hatte. Während des Deutschen Bauernkrieges werden die Wertacher Schützen im Allgäuer Haufen erwähnt. Im Jahre 1530 waren sie bei einem großen Scheibenschießen im Tigau Rettenberg dabei. Die erste Schießstätte wurde 1552 erwähnt. Dass von den örtlichen Unterlagen wenig erhalten ist, hat mit der feurigen Geschichte Wertachs zu tun. Nach Bränden, Pest und Dreißigjährigem Krieg wurde erst ab 1720 wieder vom regen Vereinsleben bis um 1800 berichtet. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Zimmerstutzen eingeführt wurden, konnte man im Winter auch in Räumen schießen. 1863 gründeten 20 Wertacher einen Zimmerstutzenverein, der sich 1907 mit den Feuerschützen vereinigte und 1908 eine Schießstatt mit 18 Feuerstutzenständen in Betrieb nahm. Beide Weltkriege brachten das Vereinsleben zum Erliegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg durfte erst ab Dezember 1950 wieder mit dem Luftgewehr geschossen werden. Bis dahin wurde die Gesellschaft als Kegelverein aufrechterhalten. Von 1981 bis 1983 wurde das Schützenhaus mit acht Kleinkaliber- und 18 Luftgewehrständen gebaut.
Persönlichkeiten
- Fritz Bergmiller (1875–1930), Förster und Jagdschriftsteller
- Franz Sales Lochbihler (1777–1854), Maler, unter anderem am bayerischen Hof tätig
- W. G. Sebald (1944–2001), Schriftsteller und Literaturwissenschaftler
- Leopold Herz (* 1953), Politiker (Freie Wähler), Landtagsabgeordneter
- Susanne Mischke (* 1960), Schriftstellerin und Drehbuchautorin
Bilder
- Wertach, Kirche St. Ulrich
- Sorgschrofen, Iseler und Wertacher Hörnle
- Ortsteil Bichel, südlich von Wertach
- Wertach von Osten
- Wertach
- Wertach nach dem Brand 1893
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Wertach in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 15. August 2019.
- Gemeinde Wertach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 21. Dezember 2021.
- Ergebnis der Kommunalwahl 2020
- Eintrag zum Wappen von Wertach in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Johann Baptist Haggenmüller: Geschichte der Stadt und der gefürsteten Grafschaft Kempten, Bd. 1. Dannheimer, Kempten 1840.