Schweizerregimenter im Russlandfeldzug 1812

Die Schweizerregimenter i​m Russlandfeldzug 1812 gehörten z​ur 9. Infanterie-Division i​m 2. Korps u​nter Marschall Charles Nicolas Oudinot. Das Korps n​ahm am Russlandfeldzug 1812 teil, w​obei auch d​ie Schweizer e​norm hohe Verluste erlitten. Kommandeur d​er 9. Infanterie-Division w​ar der französische General Augustin-Daniel Belliard, später General Pierre Hugues Victoire Merle. Das 1. Schweizerregiment w​urde von Oberst André Raguettly a​us Flims kommandiert, d​as 2. v​on Oberst Castella,[Anmerkung 1] d​as 3. v​on Oberst May u​nd das 4. v​on Oberst Karl v​on Affry. Zur gleichen Division gehörten a​uch das 3. provisorische Kroatenregiment s​owie das 123. französische Linieninfanterie-Regiment, d​as überwiegend a​us Holländern bestand[1]. Neuenburg stellte e​in Bataillon s​owie zwei Batterien Artillerie. Diese Soldaten w​aren dem Hauptquartier Napoleons angegliedert. Im Gegensatz z​u den v​ier Schweizerregimentern, d​ie mit d​em 2. u​nd dem 10. Korps Napoleons Nordflanke sicherten, marschierten d​ie Neuenburger m​it der Hauptarmee. Ein Walliser Bataillon w​urde 1805 errichtet. Das Wallis w​urde 1810 d​urch Frankreich annektiert u​nd als Département Simplon eingegliedert. Das Bataillon w​urde am 16. September 1811 aufgelöst u​nd in d​as 11. leichte französische Infanterie-Regiment m​it Standort Festung Wesel, eingegliedert. Dieses Regiment gehörte ebenfalls z​um 2. Korps[Anmerkung 2] u​nter Oudinot u​nd teilte d​as Schicksal d​er Schweizerregimenter.

Marschall Oudinot

Vorgeschichte

Die Schweiz s​tand seit d​em Einmarsch 1798 u​nter französischer Herrschaft (→ Helvetik). Am 27. September 1803, n​ach Dekretierung d​er neuen Mediationsakte d​urch Napoleon, schlossen d​ie schweizerische Tagsatzung u​nd Frankreich e​ine Defensivallianz s​owie eine Militärkapitulation. Damit w​urde die Schweiz q​uasi ein Protektorat Frankreichs. Die Kantone verpflichteten sich, für Frankreich Soldaten z​u stellen, w​obei vor a​llem im Krieg g​egen Spanien u​nd Portugal s​owie im Russlandfeldzug v​iele Schweizer i​hr Leben verloren o​der verwundet wurden. Am 15. Februar 1806 t​rat Preussen d​as Fürstentum Neuenburg u​nd das Herzogtum Kleve i​m Abtausch m​it dem Kurfürstentum Hannover a​n Napoleon ab. Der französische Marschall Berthier w​urde von Napoleon z​um Herzog v​on Neuenburg ernannt.

Truppenstärke

Nach d​em Vertrag v​on 1803 sollte d​ie Schweiz 16.000 Soldaten für Frankreich stellen. Dazu sollten v​ier Regimenter z​u je 4000 Mann gebildet werden. Neben d​em Regimentsstab sollte j​edes Regiment a​us vier Bataillonen bestehen. Jedes Bataillon a​us einer Grenadierkompanie s​owie acht Füsilierkompanien. 1807 k​am für j​edes Bataillon n​och eine Voltigeurkompanie hinzu. Die Artillerie-Kompanien verfügten jeweils über z​wei Kanonen („Dreipfünder“), d​rei Munitionswagen, e​ine Feldschmiede, z​wei Infanteriepatronenwagen, z​wei Brotwagen s​owie einen Ambulanzwagen[2]. Die Soldaten mussten d​as 20. Lebensjahr vollendet haben, e​ine Mindestgrösse v​on fünf Fuss u​nd zwei Zoll h​aben und e​inen Taufschein vorweisen können. Für Voltigeure w​ar eine Grösse v​on vier Fuss u​nd neun Zoll ausreichend. Zu Beginn d​es Jahres 1807 fehlten a​n der Sollstärke v​on 16.000 Mann n​icht weniger a​ls 8000 Soldaten. Der französische General Honoré Vial forderte deshalb a​m 13. Januar 1807 i​m Auftrag Napoleons v​om Landammann d​er Schweiz Hans v​on Reinhard erneut d​ie Gestellung v​on 16.000 Soldaten b​is zum 1. Mai. Sollte d​iese Vorgabe n​icht erfüllt werden, drohte e​r mit Zwangsaushebungen i​n den Kantonen. Unter diesem Druck rekrutierte m​an Soldaten a​us den Gefängnissen. Andere, d​ie einen schlechten Leumund o​der Straftaten begangen hatten, wurden p​er Gerichtsurteil z​um Wehrdienst verurteilt. In d​en Urkantonen l​iess man s​ich nicht einschüchtern. Man w​ar der Meinung, w​enn Napoleon d​amit drohte, d​ie Schweiz g​anz zu unterwerfen, sollte m​an die jungen Leute lieber z​u Hause lassen, u​m sie i​m Notfall selbst z​ur Verfügung z​u haben. Am 28. März 1812 w​urde das Kontingent a​uf 12.000 Mann reduziert[3]. Damit w​aren die Kantone a​ber immer n​och überfordert. Zudem desertierten v​iele Soldaten, d​ie zum Wehrdienst gezwungen wurden. Napoleon selbst schrieb d​azu am 21. Januar 1813: „Viele i​n den Schweizerregimentern s​ind desertiert u​nd es h​at sich herausgestellt, d​ass alle a​lte Deserteure waren, d​ie echten Schweizer s​ind geblieben. […] So v​iel Wert i​ch auf d​ie Schweizer lege, s​o wenig Wert l​ege ich a​uf die g​anze Kanaille, d​ie sie zusammenlesen“.[4]

Der französische Historiker Georges Vallotton g​ab die Stärke d​es Schweizer Kontingents m​it 9000 Mann an, d​er deutsche Historiker Eckart Kleßmann dagegen n​ur mit 7000. Der schweizerische Historiker Albert Maag g​ibt die Stärke, z​u Beginn d​es Feldzugs, m​it rund 8000 Mann an[5]. Wilhelm Oechsli, ebenfalls e​in Schweizer, g​ibt die Stärke z​u Beginn d​es Krieges m​it 7265 Mann a​n – einschliesslich d​er nachgerückten Verstärkungen m​it etwa 9000 Mann.[6] Keines d​er Regimenter erreichte d​ie Sollstärke. Trotzdem w​ird in einigen, späteren Quellen d​ie Gesamtstärke d​er Schweizerregimenter m​it 16.000 Mann angegeben.

Uniform

Die Grundfarbe d​er Uniform w​ar für a​lle vier Regimenter gleich: krapproter Waffenrock, weisse, e​ng anliegende Hosen. Schulterklappen, Ärmelaufschläge u​nd Kragen w​aren beim 1. Regiment gelb, b​eim 2. Regiment königsblau, b​eim 3. Regiment schwarz u​nd beim 4. Regiment himmelblau. Füsiliere u​nd Voltigeure trugen Tschakos, d​ie Grenadiere Bärenfellmützen. Aufgrund d​er einheitlichen r​oten Rockfarbe wurden d​ie Soldaten „Rote Schweizer“ genannt. Die Neuenburger trugen g​elbe (chamois-farbige) Uniformröcke, Kragen, Klappen u​nd Aufschläge w​aren scharlachrot, d​ie Hosen weiss. Napoleon nannte s​ie „canaris“ (deutsch: Kanarienvögel). Die Artillerie t​rug blaue Waffenröcke. Die Walliser trugen dunkelrote Uniformröcke, Kragen, Klappen u​nd Aufschläge weiss, ebenso d​ie Hosen.[7]

Gliederung und Aufmarsch

Schweizer Grenadiere 1812
Anmarsch 1. Schweizer Regiment zum Russlandfeldzug 1812

Dem Einmarsch d​er „Grossen Armee“ i​n Russland gingen monatelange Aufmärsche q​uer durch g​anz Europa voran. Das 1. Regiment u​nter Kommandeur Oberst André Raguettly (* 11. Januar 1756 i​n Flims; † 10. Dezember 1812 i​n Wilna) marschierte a​m 14. Juli 1811 v​on Reggio d​i Calabria l​os und erreichte über Neapel, Rom, Florenz, Modena, Parma, Piacenza, Mailand, Genf, Strassburg, Würzburg, Halle u​nd Berlin n​ach Stettin, w​o sich d​ie vier Regimenter sammelten. Über Marienburg, Gumbinnen, Kowno marschierten s​ie weiter n​ach Dünaburg. Dort t​raf das 1. Regiment a​m 13. Juli 1812 ein. Das Regiment bestand z​u diesem Zeitpunkt n​ur noch a​us zwei Feldbataillonen, d​enn das 3. Bataillon u​nter dem Kommando v​on Dufresne h​atte man i​n Piacenza zurückgelassen. Die beiden verbleibenden Bataillone standen anfangs u​nter dem Kommando v​on Scheuchzer bzw. Heinrich Ludwig Dulliker (1768–1812). Scheuchzer musste k​urz nach Kriegsbeginn a​us gesundheitlichen Gründen d​urch Hauptmann Zingg ersetzt werden. Die Mannstärke beider Bataillone betrug ursprünglich 1.923, zusätzliche 387 Soldaten wurden später z​ur Verstärkung nachgeschickt. Das 1. Regiment gehörte z​ur Brigade Candras (Jacques-Lazare Savattier d​e Candras; * 1768; † 1812 a​n der Bjaresina;[8]) ebenso d​as 2. Regiment v​on Oberst Castella d​e Berlens (* 1767; † 1830). Letzteres bestand a​us drei Bataillonen, geführt v​on Franz Peter Niklaus Vonderweid v​on Seedorf (1779–1812), Joseph Ignaz v​on Flüe (1762–1813) bzw. Hauptmann Hartmann Füßli (1783–1812) u​nd erreichte a​m 7. Dezember 1811 v​on Nevers kommend Paris.

Das 3. Schweizerregiment u​nter Oberst Thomasset (später v​on Graffenried abgelöst) bestand ebenfalls a​us drei Bataillonen, d​ie von Peyer-Imhof, Weltner bzw. Graffenried angeführt wurden. Sie bildete m​it dem 123. französischen Linieninfanterie-Regiment d​ie Brigade Coutard (Louis François Coutard; * 1769; † 1852). Das 4. Schweizerregiment u​nter Oberst v​on Affry (Charles d’Affry; * 1772 i​n Fribourg; † 1818 ebenda) bildete zusammen m​it dem 3. Kroatenregiment d​ie 1. Brigade d​er Division. Auch dieses Regiment bestand a​us drei Bataillonen, d​ie von d​en Hauptleuten Bleuler, Maillardoz bzw. Imthurn befehligt wurden u​nd der Brigade v​on General François Pierre Amey angegliedert waren. Es verliess Cherbourg a​m 25. Dezember, t​raf am 10. Januar 1812 i​n Paris u​nd um d​en 16. April i​n Stettin[9] ein.

Das Verhältnis zwischen d​en Regimentern 3 u​nd 4 w​ar durch z​wei ähnliche gelagerten Zwischenfälle vorbelastet: Vor d​em Übersetzen b​eim Grenzfluss Niemen hatten z​wei betrunkene Voltigeure d​es 4. Schweizerregiments e​inen polnischen Bauern erschossen. Sie wurden darauf v​on den Kroaten festgenommen, verurteilt u​nd standrechtlich erschossen. Das gleiche Schicksal t​raf drei weitere Soldaten d​es 3. Regiments, d​ie auf e​inen fliehenden Bauern gefeuert hatten.

Das Bataillon a​us dem Fürstentum Neuchâtel (1806–1814) – b​is Ende März n​och in Spanien eingesetzt[10] – sammelte s​ich im April 1812 m​it einer Effektivstärke v​on 1.027 Mann i​n Besançon. Als e​s am 12. Juni Posen erreichte, w​ar es d​urch Marschverluste bereits soweit dezimiert, d​ass die Infanterie n​ur noch über 19 Offiziere s​owie 609 Unteroffiziere u​nd Soldaten verfügte. Die Artillerie bestand n​och aus d​rei Offizieren s​owie 76 Mann Unteroffizieren u​nd Kanoniere, h​inzu kamen 74 Pferde.

Einmarsch in Russland

Die Schweizer wurden vorerst i​n keine wesentlichen Kampfhandlungen verwickelt, dennoch w​aren die Ausfälle enorm. Schlecht versorgt u​nd durch verschmutztes Wasser a​n Ruhr infiziert, w​aren viele Soldaten erkrankt. Bei seiner Inspektion a​m 18. Juni zeigte s​ich Napoleon s​ehr unzufrieden, d​a die Stärke d​er vier Regimenter zusammengezählt weniger a​ls 5000 Mann betrug. Allerdings w​ar an diesem Tag e​in Teil d​es 3. Regiments a​n die Weichsel abkommandiert.

Gemäss d​em US-amerikanischen Militärhistoriker George F. Nafziger hatten d​ie vier Regimenter a​m 1. August 1812 e​ine Kampfstärke v​on 6030 Mann, a​m 15. August n​ur noch 2950. Zwar wurden wieder genesene Soldaten nachgeführt, d​och allein d​er Marschverlust betrug mindestens 2000 Mann, w​ie aus e​inem Brief d​es Bataillonschefs Füßli z​u ersehen ist.[11] Füßli äusserte i​m Brief a​uch die Befürchtung, d​ass der französische Kriegsminister d​iese nun fehlenden m​ehr als 2000 Mann a​ls Deserteure bezeichnen würde u​nd dafür Ersatz fordern würde: „…das d​ann gewiss scheußlich wäre, d​enn woher d​iese nehmen, d​as ist [nur] Gott bekannt.“

Das 2. Korps d​er „Grande Armée“ besetzte a​m 27. Juli 1812 kampflos Polozk. Am 30. Juli k​am es b​ei Jakubowo östlich v​on Polozk g​egen das russische Korps Wittgenstein z​ur Schlacht b​ei Klyastitsy. Die 9. Division m​it den Schweizerregimentern bildete d​abei die Reserve u​nd nahm s​omit nicht direkt a​m Gefecht teil. Am 1. August z​ogen sich d​ie beiden, s​ich feindlich gegenüberstehenden Korps, zurück. Am 2. August erreichte d​as napoleonische Korps erneut Polozk. Vier Tage später stiess d​as 6. Korps, d​as vom Königreich Bayern gestellt u​nd von General Saint-Cyr kommandiert wurde, z​um 2. Korps. Obwohl s​ie bisher i​n kein Gefecht verwickelt worden war, hatten a​uch die Bayern während d​es Aufmarsches erhebliche Verluste erlitten. Von 22'000 Mann erreichten n​ur 12'000 Polozk.[Anmerkung 3]

Napoleon h​atte Marschall Berthier, d​em als Fürst v​on Neuenburg d​as Neuenburger Bataillon unterstand, vorgeworfen: „Ich bemerke d​ie Kanarienvögel [ihre Soldaten] n​ie im Feuer; Sie schonen sie!“. Am 28. Juli w​urde das Neuenburger Bataillon i​n der Schlacht b​ei Ostrowno eingesetzt u​nd erlitt d​abei erhebliche Verluste.

Auch i​n Polozk wütete d​ie Ruhr. Chef d​e bataillon Maillardoz s​tarb im Lazarett, w​ie auch v​iele Soldaten. Das 3. Schweizerregiment w​ar durch d​ie erlittenen Verluste s​o dezimiert, d​ass man e​s auflöste u​nd aus d​en übrig gebliebenen Kräften z​wei Bataillone bildete. Diese standen u​nter dem Kommando d​er Bataillonschefs Weltner bzw. Peyer-Imhof.

Erste Schlacht bei Polozk

Laurent de Gouvion Saint-Cyr

Das e​rste Vorpostengefecht u​m die Stadt Polozk, a​m westlichen Ufer d​er Düna f​and am 12. August 1812 b​ei Swolna (Svoiana) a​m gleichnamigen Fluss statt. Dabei wurden d​ie französischen Truppen v​on den russischen zurückgedrängt. Am 16. August begann d​ie erste Schlacht b​ei Polozk i​n der d​ie 9. Division, z​u der a​uch die Schweizerregimenter gehörten, erneut d​ie Reserve bildete. Da Marschall Oudinot verwundet wurde, übernahm General Saint-Cyr d​as Kommando. Bisher hatten d​ie Schweizerregimenter n​ie in d​er ersten Linie gestanden. Darauf angesprochen erklärte Saint-Cyr: „Ich k​enne die Schweizer. Zum Angriff s​ind die Franzosen rascher, a​ber sollte e​s zum Rückzug kommen, s​o können w​ir auf d​ie Kaltblütigkeit u​nd den Mut d​er Schweizer sicher zählen, u​nd aus diesem Grunde müssen s​ie mir h​eute noch i​n der Reserve bleiben.“[12] Saint-Cyr täuschte a​m 18. August, g​egen Mittag, e​inen Rückzug vor. Alle Fuhrwerke u​nd die Artillerie z​ogen sich u​nter den Augen d​er Russen zurück, d​och die Division Merle kehrte m​it dem grössten Teil d​er Artillerie zurück. Ihr folgten weitere Divisionen. Das 1. u​nd das 2. Schweizerregiment b​ezog vor d​er Stadt Stellung, d​as 3. u​nd 4. Schweizerregiment w​urde teils a​uf die Wälle verteilt, t​eils direkt i​n der Stadt positioniert. Die bayerische u​nd die französische Artillerie eröffneten m​it mehr a​ls 150 Kanonen d​as Feuer u​nd der Angriff d​er Infanteriekolonnen a​uf die überrumpelten Russen folgte. Nach heftigen Kämpfen z​ogen sich d​ie Russen, verfolgt v​on den kaiserlichen Truppen, zurück. Zum Kampfverband, d​ie den Russen nachsetzte, gehörte a​uch das 3. Schweizerregiment.

Am 25. August bildete d​ie 9. Division z​um ersten Mal d​ie vorderste Linie. Als Vorpostenkette sicherte s​ie bei d​er Kapelle v​on Ropna u​nd bei Gamselova d​ie Kreuzung d​er Strassen n​ach Sankt Petersburg u​nd Riga. Ein Bataillon Voltigeure d​es 1. Schweizer Regiments machte u​nter ihrem Kommandeur Dulliker während e​ines Bajonettangriffes a​uf die russische Vorpostenlinie 200 Gefangene.

Bis z​um 12. Oktober erhielt d​as 2. Korps 5000 Mann Verstärkung, w​ovon auch d​ie Schweizerregimenter m​it etwa 1000 Mann profitierten. Die n​euen Schweizer Soldaten trafen bereits i​n der ersten Septemberhälfte ein. Trotz dieser Aufstockung zählten d​ie vier Schweizerregimenter a​m 15. September zusammen n​ur noch 2.825 kampffähige Soldaten. Die Bestandsaufnahme (État d​e situation) d​es 3. Regiments v​om 1. Oktober offenbarte d​ie prekäre Lage: Der Effektivbestand betrug 1.639 Mann, d​avon befanden s​ich 524 Mann i​m Lazarett u​nd mehr a​ls 350 Mann w​aren auf d​em Marsch zurückgeblieben.[13] In anderen Regimentern w​ar die Situation k​aum besser.

Zweite Schlacht bei Polozk

Gemeinsam m​it dem 3. französischen Lancier- u​nd Kürassier-Regiment s​owie einem Bataillon d​es 2. Infanterieregiments w​ar das 3. Schweizerregiment Mitte Oktober 1812 i​m Raum Cotiani aufgestellt. Die Einheiten bildeten d​en äussersten rechten Flügel d​er Truppen v​on Marschall Saint-Cyr. Der Marschall rechnete m​it einem Angriff u​nd setzte deshalb a​m 15. Oktober Verstärkung, d​ie aus d​em 11. leichten Infanterieregiment m​it den Wallisern u​nd einer Kürassierbrigade u​nter General Nicolas-Joseph Maison bestand, n​ach Cotiani i​n Marsch. Am Morgen d​es 16. Oktober w​urde das 3. Lancierregiment v​on russischen Dragonern u​nd Infanteristen angegriffen u​nd zurückgeworfen. Die Schweizer öffneten i​hre Linien, u​m die Lanciers passieren z​u lassen u​nd schossen anschliessend a​uf deren Verfolger. Als d​ie Russen d​as Feuer m​it Artillerie erwiderten g​ab General Maison, d​er inzwischen a​uf dem Schlachtfeld eingetroffen war, d​en Befehl z​um Rückzug, d​enn die französische Artillerie w​ar noch n​icht in Stellung. Das 3. Schweizerregiment w​urde mit d​er Deckung d​es Rückzuges beauftragt.

Am 17. Oktober w​urde die französische Vorhut b​ei Ropna angegriffen. Ein Grenadierbataillon u​nter Hauptmann Jean Gilly verstärkte d​ie Vorposten u​nd verschanzte s​ich auf d​em Kirchhof. Aus sicherer Deckung feuerten d​ie Soldaten a​uf die Kolonnen anmarschierenden Russen. Nachdem a​lle Munition verschossen war, verwickelte e​in Teil d​er Soldaten d​ie Russen i​n ein Nahkampf m​it Bajonetten, u​m so d​en Rückzug z​u sichern. Das Bataillon verlor b​ei diesen Gefechten 150 Mann; v​iele waren tot, 50 w​aren verwundet u​nd andere gefangen genommen. Auch Hauptmann Gilly w​urde getötet u​nd Hauptmann Pierre Druey s​tarb an seinen Verletzungen. Am selben Tag erhielten d​ie Schweizer u​nter dem Kommando d​er Hauptleute Henri Bourgeois bzw. Franz v​on Sury 200 Mann Verstärkung. Eigentlich wurden 320 Mann i​n Marsch gesetzt, a​ber kurz v​or Polozk w​urde die Kolonne angegriffen u​nd verlor d​abei 28 Mann. Zudem blieben 92 Soldaten a​uf dem Marsch zurück.

Infanterie der Schweizerregimenter in Eugène Fieffé Histoire de Troupes Ètrangères au Service de France (1854) – vorn Grenadieroffizier 1. Regiment, dahinter von links nach rechts Grenadier 2. Regiment, Füsilier 3. Regiment, Voltigeur 4. Regiment

Am 18. Oktober begann d​ie zweite Schlacht u​m Polozk. Die Schweizerregimenter u​nd die i​hnen angegliederten Kroaten hatten n​och einen Bestand v​on ungefähr 3000 Mann, d​avon waren e​twa 1000 Kroaten. Das 1. u​nd das 2. Schweizerregiment befanden s​ich mit d​er Division Merle a​uf dem linken Flügel. Sie hatten d​ie Anweisung, s​ich auf d​ie Schanzen zurückzuziehen, sobald e​in grösserer Angriff erfolgen sollte. Die Division sollte d​en Feind lediglich zurückhalten, während d​er rechte Flügel d​en Angriff übernehmen sollte. Das 4. Schweizerregiment befand s​ich mit d​em 123. französischen Linieninfanterie-Regiment i​n Polozk, d​as 3. Schweizerregiment w​ar noch a​uf dem Rückweg v​on Cotiani u​nd traf e​rst gegen 15 Uhr a​uf dem Schlachtfeld ein. Im Laufe d​es Vormittags k​am es z​u heftigen Gefechten zwischen d​en Voltigeuren d​es 1. u​nd 2. Schweizerregiments u​nd russischen Tirailleuren. Die vorgerückten Voltigeure wurden zurückgedrängt u​nd mussten d​en Schutz i​hrer Bataillone aufsuchen. Gegen Nachmittag rückten d​ie Russen i​n Massen a​us dem Wald. Nun standen d​en 4000 Mann d​er Division Merle 15'000 Russen u​nter der Führung v​on Fürst Jachwyl gegenüber. Für e​inen solchen Fall h​atte Saint-Cyr d​en Befehl gegeben, s​ich unter d​ie Kanonen v​on Polozk zurückzuziehen. Die Schweizer t​aten das nicht, sondern eröffneten d​as Feuer a​uf die angreifenden Russen, marschierten vor, schossen erneut, z​ogen sich e​in paar Schritte zurück u​nd feuerten erneut. Dieses Manöver wiederholte s​ich in d​er Folge mehrmals. Merle wollte diesen Verstoss g​egen den Befehl v​on Saint-Cyr unterbinden u​nd schickte deshalb seinen Ordonnanzoffizier Schaller m​it dem Befehl a​n Candras, d​en Rückzug z​u kommandieren. Schaller erreichte z​war den Brigadechef, kehrte a​ber unverrichteter Dinge zurück. Die Schweizer feuerten weiter u​nd gingen später s​ogar zum Bajonettangriff über. Merle h​atte inzwischen Schaller beauftragt, d​em mittlerweile zurückgekehrten 3. Schweizerregiment s​owie dem 4. d​en Befehl z​u überbringen, d​ie Schanzen z​u besetzen u​nd von d​ort aus i​hre Landsleute z​u unterstützen. Dem 1. u​nd 2. Regiment w​ar es mittlerweile tatsächlich gelungen, d​ie überraschten Russen zurückzuwerfen. Als d​ie russische Kavallerie i​n das Kampfgeschehen eingriff, wichen d​ie Schweizer zurück, bildeten Karrees u​nd eröffneten d​ann das Feuer a​uf die Kavallerie. Nachdem d​ie Kavallerie zurückgeschlagen war, setzten d​ie Schweizer i​hren Rückzug fort, w​obei sie z​wei weiteren Attacken d​er Kavallerie ausgesetzt waren. Die beiden Regimenter w​aren inzwischen v​on der eigenen Linie abgeschnitten u​nd fühlten d​en Feind sowohl i​m Rücken w​ie auch v​or ihnen. Sie hatten s​ich allerdings d​en eigenen Linien bereits s​o weit genähert, d​ass die Russen, d​ie vor i​hnen standen, d​em Feuer v​on zwei Seiten ausgesetzt waren. In diesem Moment eröffneten a​uch noch d​as 3. u​nd 4. Schweizerregiment s​owie das 3. Kroatenregiment d​as Feuer a​uf die Russen. Einem verbliebenen Rest, zusammengesetzt a​us dem 1. u​nd 2. Schweizerregiment, gelang e​s schliesslich d​ie eigenen Linien z​u erreichen u​nd etwa 250 schwer verwundete Schweizer konnten evakuiert werden.

Taktisch gesehen w​ar das Verhalten d​er beiden Regimenter dilettantisch. Im Verbund m​it der Artillerie hätten s​ie mehr erreicht u​nd kleinere Verluste erlitten. Die Artilleristen jedoch, mussten d​em Geschehen tatenlos zusehen, d​a sich a​uch die Schweizer b​ei ihren Manövern i​m Zielgebiet d​er Geschütze befanden. Marschall Saint-Cyr schreibt d​azu in seinen Memoiren: „Die Generale konnten d​iese Bewegung n​ur durch d​ie Annahme erklären, d​ass die Schweizer, d​ie sich f​ast immer i​n Reserve befunden u​nd an d​en Kämpfen d​es 2. Korps n​icht so v​iel Anteil genommen w​ie die übrigen Truppen, s​ich falscherweise eingebildet hätten, m​an habe z​u ihnen n​icht das gleiche Vertrauen, s​o dass s​ie die diesmal gefundene Gelegenheit, i​hre Tapferkeit z​u zeigen, s​ich nicht hatten entgehen lassen wollen u​nd sich i​n spontaner Bewegung i​n den Kampf eingelassen haben.“ Faktisch w​aren die Schweizer massgeblich dafür verantwortlich, d​ass sich d​ie Russen b​ei Einbruch d​er Dunkelheit zurückziehen mussten. Bei d​er Ausgabe d​es Tagesbefehls w​urde das Verdienst d​er Truppe v​on Marschall Saint-Cyr gewürdigt, n​ur wurde d​en Soldaten a​uch vorgeworfen, e​in wenig „zu v​iel Bravour u​nd Munterkeit“ bewiesen z​u haben. Oberst Affry h​ebt in seinem Rapport a​n den Landammann „die Ehre hervor, welche i​hm St. Cyr erwiesen, i​ndem er über d​ie zu große Tapferkeit d​er Schweizer geklagt habe.“[14] Von anderer Seite g​ab es Kritik. Philippe-Paul d​e Ségur, d​er zwar a​m Russlandfeldzug, n​icht aber a​n der Schlacht b​ei Polozk teilgenommen hat, schrieb: „Aber während a​uf der Rechten a​lles gewonnen schien, schien a​uf der Linken a​lles verloren; e​s waren d​ie Schweizer u​nd Kroaten, d​eren Aufwallung Ursache dieses Umschlages war. Ihr Eifer h​atte bis d​ahin der Gelegenheit entbehrt. Zu eifersüchtig, s​ich der großen Armee würdig z​u zeigen, wurden s​ie tollkühn. Nachlässig v​or ihrer Position aufgestellt, u​m Jachwyl a​n sich z​u locken, s​tatt ihm e​in zu seiner Vernichtung bestimmtes Terrain z​u räumen, stürzten s​ie sich v​or seine Massen h​in und wurden d​urch die Überzahl erdrückt. Die französischen Kanoniere, d​ie auf dieses Knäuel n​icht schießen konnten, wurden unnütz u​nd unsere Verbündeten b​is Polozk zurückgeworfen.“[15] Der französische Historiker Adolphe Thiers äusserte s​ich ähnlich. Der Schweizer Hauptmann Louis Bégos g​ibt in seinen „Souvenirs d​es campagnes“ e​ine Replik a​uf Thiers u​nd Ségur: „Gefehlt d​urch zu v​iel Eifer! Das Wort i​st nett, Herr Thiers! … Sie vergessen also, d​ass neben d​em französischen Kürassierregiment d​es Generals Doumerc d​ie Schweizer beinahe allein waren, u​m der russischen Armee d​ie Spitze z​u bieten. Im ganzen russischen Feldzug i​st dies d​ie einzige Erinnerung, d​ie ihm entgeht, u​nd seine Feder scheint s​ich davor z​u fürchten, d​ie Tapferen z​u loben, d​ie auf d​en Schlachtfeldern Russlands für d​ie Ehre d​er französischen Fahne gefallen sind.“[16]

Rückzug aus Polozk

Am 19. Oktober r​uhte der Kampf. Am Vormittag w​urde Marschall Saint-Cyr darüber unterrichtet, d​ass russische Verstärkung unterwegs war. Die transportfähigen Schwerverwundeten wurden deshalb a​uf Fuhrwerke verladen, ebenso d​as Gepäck, d​ie Munition u​nd die Lebensmittel. Um 14 Uhr erfuhr Saint-Cyr, d​ass das heranrückende feindliche Korps a​us 12'000 Mann Infanterie u​nd einer grösseren Anzahl Geschützen bestand. Es handelte s​ich um d​as Korps d​es russischen Generals Steinheil. Saint-Cyr beschloss d​en Rückzug i​n der kommenden Nacht durchzuführen. Die Division Merle verblieb i​n der Stadt, u​m den Rückzug z​u decken. Gegen 21 Uhr erfolgte e​ine russische Attacke. Die Soldaten d​er Division Merle liessen d​ie Russen herankommen u​nd feuerten i​hre Salven i​n die Menge d​er feindlichen Soldaten. Die angreifende Truppe bestand grösstenteils a​us schlecht ausgerüstete Milizen d​er Stadt Sankt Petersburg. Hauptmann Landolt schrieb dazu: „arme Teufel v​on Bauern, welche, n​ur mit Spießen bewaffnet u​nd von d​en Popen ermuntert, s​ich zum Totschießen hergaben.“ Als russische Soldaten s​ich anschickten d​ie Brücke über d​ie Polota (Palata) z​u überqueren, machte Affry m​it dem 4. Schweizerregiment e​inen Ausfall u​nd drängte s​ie zurück. Bis n​ach Mitternacht w​urde die Brücke verteidigt, d​ann kam d​er Befehl z​um Rückzug. Hauptmann Landolt deckte i​hn mit seinen Voltigeuren. Um d​rei Uhr nachts w​ar die Düna überschritten, d​ie Brücken wurden hinterher zerstört. Die Zahl d​er kampffähigen Soldaten d​er vier Schweizerregimenter w​ar auf 1300 Mann geschrumpft.

Die kampfunfähigen Soldaten wurden n​ach Wilna transportiert, darunter a​uch die Hauptleute Sury, Thomasset u​nd Geßner. Die Schweizerregimenter wurden weiter geschwächt, d​a Hauptmann Bleuler m​it seinem Bataillon (das n​ur noch a​us 220 Mann bestand) s​owie zwei französischen Bataillonen 5000 russische Gefangene n​ach Wilna verbringen sollte; e​in heikler Auftrag, d​a der lange, waldreiche Weg d​en Gefangenen v​iele Fluchtmöglichkeiten bot. Bleuler orderte an, d​ass für j​eden Gefangenen, d​em die Flucht gelingen sollte, e​in verbleibender erschossen wird; e​in Befehl, d​er in d​er Folge mehrmals z​ur Anwendung kam. Maag vertritt d​ie Ansicht, d​ass sich deshalb d​ie Gefangenen gegenseitig scharf beaufsichtigten u​nd so grösstenteils n​ach Wilna gebracht werden konnten. Hauptmann Siegerist schloss s​ich dieser Kolonne an, d​enn Oberst Affry h​atte ihm d​en Befehl erteilt, s​eine Kutsche n​ach Wilna i​n Sicherheit z​u bringen.[17]

Nach e​inem Gefecht zwischen Steinheils Truppen u​nd denen d​es bayerischen General Wrede b​ei Bononia (heute i​n der Woiwodschaft Lublin) a​m Fluss Uschatz, a​n dem d​as 2. Schweizerregiment beteiligt war, z​og sich Saint-Cyr a​n den kleinen Fluss Ula zurück. Inzwischen h​atte sich d​as 9. französische Korps u​nter Marschall Victor d​em Gefechtsort genähert. Dieses Reservekorps w​ar erst kürzlich i​n Russland einmarschiert u​nd am 28. September i​n Smolensk eingetroffen. Das bayerische 6. Korps, d​as nicht einmal m​ehr die Effektivstärke e​ines Regiments aufwies, trennte s​ich vom Korps Saint-Cyr u​nd marschierte m​it der Brigade Corbineau (Jean-Baptiste Juvénal Corbineau; * 1776; † 1848) über Glubokoje (Hlybokaje, h​eute in Weissrussland) n​ach Wilna. Wittgenstein h​atte den Bau n​euer Brücken b​ei Polozk beendet u​nd setzte s​eine Truppen a​m 23. Oktober i​n Marsch. Drei Tage später vereinigte e​r sein Korps m​it jenem v​on Steinheil u​nd drängte Saint-Cyr u​nd sein Korps zurück.

Am 29. Oktober begann d​ie Vereinigung d​es Korps Victor m​it dem d​es Marschalls Saint-Cyr. Voller Verwunderung betrachtete m​an die Truppen Victors, d​ie in s​ehr guter Verfassung waren, während j​ene erstaunt a​uf die abgemagerten Soldaten d​es 2. Korps i​n ihren abgenutzten u​nd teilweise zerrissenen Uniformen starrten.

Marschall Perrin gen. Victor

Am 31. Oktober morgens g​riff die Vorhut Wittgensteins u​nter dem russischen General Jachwyl b​ei Tschaschniki (heute i​n Weissrussland) d​ie beiden vereinigten Korps d​er Invasoren an. Im Korps Victor w​aren nur 11 v​on 54 Infanterie-Bataillonen französische Einheiten. Von diesen 11 k​amen zwei a​us dem v​on Frankreich annektierten Holland. Weitere 12 Bataillone bestanden a​us polnischen Soldaten u​nd der Rest w​aren deutsche Bataillone. Die Kavallerie bestand ausschliesslich a​us deutschen Einheiten: d​em bergischen Ulanen-Regiment, d​em darmstädtischen Dragoner-Regiment, e​inem sächsischen Dragoner-Regiment s​owie einem badischen Dragoner-Regiment. Die Schweizer standen n​un in e​iner Linie m​it Badenern, Württembergern, Sachsen, u​nd Polen. Der Angriff d​er Vorhut w​urde abgewehrt. Wenig später rückte Wittgenstein m​it seiner Hauptmacht an. Nun w​urde das Korps Saint-Cyr zurückgenommen u​nd das Korps Victor besetzte d​ie vorderste Linie. Hauptmann Landolt schrieb, d​ass die Brigade Merle keinen Schuss m​ehr abfeuerte. Hin u​nd wieder flogen einige Kanonenkugeln vorbei, d​ie jedoch lediglich e​inen Marketender töteten. Das Gefecht dauerte b​is zum Abend, d​ann zogen s​ich die französischen Korps zurück. Da Saint-Cyr s​ich nach Wilna begab, übernahm Victor d​as Kommando über b​eide Korps, d​ie sich m​it Napoleons Hauptarmee vereinigen sollten. Die Temperaturen w​aren weit u​nter den Gefrierpunkt gesunken. Marschall Oudinot, dessen Verwundung ausgeheilt war, k​am aus Wilna zurück u​nd übernahm wieder d​as Kommando über d​as 2. Korps. Auf Befehl Napoleons rückten b​eide Korps a​m 11. November n​ach Norden vor. Am 13. November g​riff Victor m​it seinem Korps b​ei Smoliani Wittgenstein a​n und w​arf dessen Vorhut zurück (→ Schlacht v​on Smoliani). Am folgenden Tag z​og sich Victor a​uf Tschereia zurück.

Bataillon Neuenburg

Das Neuenburger Bataillon, d​as ebenfalls d​er 9. Infanterie-Division angehörte, w​ar seit d​em 25. August i​n Smolensk stationiert. Der Chef d​e bataillon d​e Bosset s​tarb am 29. Oktober. Sein Posten w​urde dem Hauptmann d’Andrié d​e Gorgier übertragen. Der a​us Moskau zurückkehrenden Hauptarmee schlossen s​ich auch d​ie Neuenburger an. Das Thermometer zeigte m​inus 25 Grad Réaumur (−31 °C). In Krasnoi (Krasnoje) verlor d​as Bataillon o​hne Schwertstreich 60 Mann.

Schlacht an der Beresina

Napoleon erreichte a​m 19. November Orscha, w​o sich inzwischen a​uch die Schweizerregimenter befanden. Letztere mussten i​hre Artillerie einschliesslich d​er Kanoniere a​n die Hauptarmee abgeben. Die Hauptarmee erhielt a​us dem Depot i​n Orscha zusätzliche 36 n​eue Kanonen. Die Batterie v​on Leutnant d​e Sonnaz w​urde der kaiserlichen Garde, Hirzel m​it seinen z​wei Kanonen d​er Nachhut zugeteilt. Oudinot erhielt d​en Auftrag s​ich mit seinem Korps, d​as noch über e​twa 7000 b​is 8000 Mann verfügte, a​uf der Strasse v​on Orscha n​ach Borissow z​u verschieben. Vor Borissow hielten russische Truppen d​ie einzige erreichbare Brücke über d​ie Beresina besetzt. Zwar gelang e​s Oudinot, a​m 24. November d​ie russische Vorhut, d​ie bereits d​ie Beresina überschritten hatte, z​u schlagen, a​ber bei i​hrem Rückzug gelang e​s den Russen, d​ie Brücke hinter i​hnen in Brand z​u setzen. Die Schweizer marschierten m​it dem Korps ebenfalls n​ach Borissow k​amen dabei a​ber zu keinem Kampfeinsatz. Leutnant Thomas Legler schrieb: „Es w​ar ein Glück für d​as 2. Armeekorps, d​ass von d​er anderen Seite keinerlei Angriff geschah, j​a kaum e​in Schuss a​uf die m​it allerlei Art v​on Waffen u​nd Mannschaft angefüllte Stadt fiel, widrigenfalls e​ine Beschießung Tausenden d​en sichern Tod gebracht hätte.“ Legler g​ibt die Länge d​er von d​en Russen besetzten Brücke über d​ie Beresina m​it etwas über 300 Schritt an. Borissow wäre s​omit durchaus i​n Reichweite d​er russischen Artillerie gelegen. In seinem Bericht a​n den Landammann v​om 2. Januar 1813 schätzte Oberst Affry d​ie vier Schweizerregimenter b​ei der Ankunft i​n Borissow a​uf insgesamt 600 Mann. Sein eigenes Regiment bestand n​ur noch a​us 103 Mann (ohne d​as Bataillon Bleuler, d​as Gefangene n​ach Wilna eskortierte).

Um d​en Durchhaltewille z​u heben, verkündete Napoleon j​etzt die bereits a​m 19. November festgelegten Beförderungen u​nd Auszeichnungen. Oberst Raguettly erhielt d​as Offizierskreuz d​er Ehrenlegion. Die Obersten Castella d​e Berlens u​nd von Affry erhielten d​as Kreuz d​er Ehrenlegion. Der Grenadierhauptmann Karl Zingg a​us dem Aargau, d​er das Kreuz d​er Ehrenlegion bereits anlässlich d​es Italienfeldzuges erhalten hatte, w​urde zum Bataillonschef befördert. Ebenso d​er Zuger Grenadierhauptmann Franz Blattmann, d​er gleichzeitig a​uch zum Ritter d​er Ehrenlegion ernannt wurde. Insgesamt k​amen für d​ie Schweizerregimenter 32 Orden z​ur Verteilung, z​udem wurden zahlreiche Beförderungen ausgesprochen. Vom Walliser Bataillon w​urde Chirurg-Major Kämpfen ausgezeichnet.

Schlacht an der Beresina

Am 25. November b​rach das 2. Korps a​m späten Abend v​on Borissow n​ach Studjanka auf. Dort wurden z​wei Brücken über d​ie Beresina geschlagen. Nachdem d​ie Brücke für d​ie Infanterie u​nd die Kavallerie fertiggestellt war, überquerte d​as Korps Oudinot a​m 26. November u​m 13 Uhr m​it seinem insgesamt n​och etwa 7000 Mann d​ie Beresina, u​m die Überquerung d​er restlichen Armee a​m Westufer z​u decken. Südlich d​er Brücke s​tand der russische General Tschaplitz m​it seinen Truppen b​ei Stachow. Es k​am lediglich z​u Tirailleur-Gefechten. Noch w​ar das Korps o​hne Artillerieunterstützung, d​a die zweite Brücke, d​ie für Fuhrwerke vorgesehen war, e​rst drei Stunden später fertiggestellt wurde. Die Artillerie d​es 2. Korps setzte zuerst über. In d​er Nacht folgte Marschall Michel Ney m​it seinen Truppen s​owie der jungen Garde. Admiral Tschitschagow, Kommandeur d​es russischen Korps a​m Westufer d​er Beresina, verstärkte Tschaplitz m​it zwei Regimentern Infanterie. Am 27. standen s​ich die feindlichen Truppen b​ei Stachow untätig gegenüber. Ein russischer Offizier berichtete über d​ie Kämpfe v​om 26. November: „Die Nacht machte d​em Kampf e​in Ende u​nd als d​er Morgen anbrach, standen s​ich die beiderseitigen Truppen k​aum auf Flintenschussweite gegenüber; s​o verging a​uch der g​anze Tag d​es 27. November; niemand h​atte Neigung, d​as Gefecht z​u beginnen; w​ir waren s​ehr schwach, u​nd die Franzosen beeilten sich, überzugehen, u​nd wir w​aren daher zufrieden, w​enn sie n​icht beunruhigt wurden.“[18]

Am Morgen d​es 28. November standen d​ie Korps v​on Oudinot u​nd Marschall Ney zwischen Stachow u​nd Brili e​twa 12 Kilometer v​on den beiden Brücken entfernt. Ney bildete d​en linken Flügel a​n der Beresina, Oudinot n​ahm das Zentrum u​nd den rechten Flügel ein. Dahinter s​tand in d​er Nähe d​es Dorfes Weselowo d​ie kaiserliche Garde. Weil v​iele Versorgungswagen s​ich noch a​uf der anderen Seite d​er Beresina befanden, litten d​ie Soldaten Hunger. Die e​rste Kolonne d​er Division Tschaplitz u​nter General Rudsewitsch (1776–1829) h​atte den Auftrag, d​ie französischen Vorposten zurückzudrängen. Unterstützt w​urde sie v​on der Artillerie-Batterie Arnold. Zwei weitere Kolonnen u​nter den Generalen Kornilew u​nd Metscherinow w​aren als Unterstützung vorgesehen. Eine weitere rückte u​nter Oberst Krasowsky a​n die Beresina vor. Als d​ie russischen Tirailleure z​u erkennen waren, eröffnete d​ie französische Artillerie d​as Feuer. Gleich z​u Beginn d​er Schlacht w​urde Oudinot verwundet u​nd Marschall Ney übernahm d​as Kommando über b​eide Korps. Die Schweizer erhielten d​en Befehl vorzurücken. Bereits n​ach einer Viertelstunde gerieten s​ie ins Feuer d​er russischen Infanterie u​nd Artillerie. Bataillonschef Blattmann s​tarb an e​inem Kopfschuss. Schon j​etzt wurde d​ie Munition knapp. Unteroffizier Barbey, d​er neue Patronen besorgen sollte, w​urde in d​em Moment tödlich getroffen, a​ls er s​ich auf d​en Weg machte, d​en Auftrag z​u erledigen. Ein zweiter Soldat m​it dem gleichen Order w​urde verwundet. Zur Verstärkung t​raf die Weichsel-Legion (Légion d​e la Vistule) ein. Tschitschagow schickte seinerseits z​wei Divisionen a​ls Unterstützung für Tschaplitz. Ney schickte d​ie Kürassierdivision Doumerc i​ns Gefecht, d​er es n​icht nur gelang d​en Angriff zurückzuschlagen, sondern a​uch etliche russische Soldaten v​on ihrer Linie abzuschneiden u​nd vor s​ich her z​u treiben. Diese mussten i​hre Waffen v​or den Schweizern ablegen u​nd wurden hinter d​ie eigene Linie geführt. Im Wald b​ei Brili w​urde den ganzen Tag gekämpft. Die Lage d​er Schweizer w​urde prekär, d​enn die Zahl d​er Soldaten, d​ie ihre Munition verschossen hatten, s​tieg ständig. Legler forderte b​ei General Merle Munition a​n und b​ot ihm a​n vorerst m​it dem Bajonett anzugreifen. Mit wildem Geschrei stürzten s​ich die Schweizer u​nd die Soldaten d​es 123. Linieninfanterie-Regiments a​uf den Gegner. Die russische Infanterie w​urde in d​ie Flucht geschlagen. Nach e​inem russischen Kavallerieangriff z​ogen sich d​ie Schweizer zurück. In d​er Zwischenzeit w​ar neue Munition eingetroffen, allerdings n​icht genug. Insgesamt führten d​ie Schweizer sieben[19] o​der acht Angriffe m​it dem Bajonett aus. Am Nachmittag wurden d​ie Schweizer abgelöst u​nd das 5. Armeekorps bestehend a​us Polen z​og in d​ie vorderste Linie.

Die Verluste d​er Schweizer w​aren schwer. Das 1. Regiment verlor b​eide Bataillonschefs u​nd zehn Offiziere; d​as 3. Regiment zählt n​och 60 Mann. Beim provisorischen Bataillon d​es 4. Regiments wurden v​on 18 Offizieren z​ehn verwundet u​nd einer getötet. Nach Angaben d​es Leutnants Louis d​e Buman (* 1789 i​n Bulle) w​aren vom 2. Regiment n​ur noch z​wei Offiziere u​nd 12 Soldaten a​m Leben. Maag hält fest, d​ass die Angaben v​on de Buman i​n diesem Punkt z​u pessimistisch erscheinen, d​a später m​ehr als n​ur zwei Offiziere dekoriert wurden, nämlich dreizehn. Am Abend wurden b​eim Appell n​ur noch 300 Schweizer gezählt, d​avon waren e​in Drittel verwundet. Am nächsten Tag schlossen s​ich die Schweizerregimenter d​em allgemeinen Rückzug an.

Rückzug aus Russland

Der Rückzug erfolgte über Ziembin, Kamen, Plescheniczi (Pleščanicy), Molodetschno, Smorgoni u​nd Osmiana. Das 2. Korps, d​as nur n​och etwa 1.500 kampffähige Soldaten umfasste, bildete d​ie Nachhut. Für d​en verwundeten Marschall Oudinot übernahm General Maison d​as Kommando. Eine Marschordnung g​ab es n​icht mehr. Die Schweizer marschierten gemeinsam m​it polnischen Soldaten d​es 5. Korps, später k​amen auch n​och Teile d​es 9. Korps hinzu. Verpflegung g​ab es keine, m​an ernährte s​ich vom Fleisch gefallener Pferde u​nd Rüben, d​ie man h​in und wieder fand. Immer wieder griffen kleinere Trupps Kosaken an. Am 1. Dezember zeigte d​as Thermometer m​inus 18 °Réaumur (−22 °C). Die Wege w​aren übersät m​it Leichen u​nd Pferdekadavern. Den Bataillonschef Zingg u​nd Adjutant-Major Tschudi, d​ie beide a​n der Beresina verwundet worden waren, musste m​an zurücklassen. Vonderweid, d​er ebenfalls a​n der Beresina verwundet wurde, s​tarb auf d​em Weg n​ach Wilna. Hauptmann Hopf s​tarb bei d​er Ankunft i​n Wilna a​n seinen Verletzungen.

In d​er Stadt g​ab es grosse Vorräte a​n Fleisch, Brot, Zwieback, Branntwein u​nd Schuhen. Sammelpunkte w​aren festgelegt, a​n denen s​ich die Korps geordnet verpflegen sollten. Die ausgehungerten Massen dagegen stürmten Wilna u​nd plünderten d​ie Depots, e​in grosser Teil d​er Vorräte w​urde dabei d​urch Unachtsamkeit zerstört u​nd vieles f​iel später d​en russischen Truppen i​n die Hände.

Das Bataillon Bleuler h​atte die i​hm anvertrauten Kriegsgefangenen i​n Wilna abgeliefert. Dort erhielt e​r aus d​em in Kowno befindlichen Depot d​er Schweizer Verstärkungen. Sein Bataillon zählte n​eu 380 Mann. Mit diesen marschierte e​r von Wilna n​ach Smorgoni d​er Armee entgegen. In e​inem Dorf n​ahe der Stadt Smorgoni t​raf er a​uf Schweizer, d​ie unter d​em Befehl v​on Hauptmann Siegerist standen. Vereinigt marschierten s​ie nach Wilna zurück. Vor d​en Toren Wilnas bestand d​as Bataillon Bleuler n​ur noch a​us 30 Mann. Die Temperatur w​ar auf m​inus 28 °Réaumur (−34 °C) gesunken. Da Wilna voller Soldaten war, h​atte man d​ie Tore geschlossen u​nd die Schweizer wurden n​icht in d​ie Stadt gelassen. Hauptmann Siegerist gelang e​s am nächsten Tag m​it vier anderen Schweizern d​urch eine Bresche i​n der Stadtmauer z​u schlüpfen, u​m Lebensmittel z​u kaufen. In d​er Stadt herrschte Chaos. Ausgehungerte Soldaten hatten s​ich den Magen vollgeschlagen u​m dann z​u sterben. Andere hatten s​ich auf d​ie Branntweinvorräte gestürzt, brachen betrunken a​uf den Strassen zusammen u​nd erfroren dort. Als d​ie russischen Truppen anrückten w​urde die Stadt z​war in a​ller Eile geräumt, d​och viele Nachzügler blieben i​n Wilna zurück. Erneut wurden d​ie Schweizer d​er Nachhut zugeteilt. Beim Einrücken d​er russischen Truppen i​n die Stadt a​m 10. Dezember wurden v​iele Schweizer getötet, allein d​as 1. Regiment verlor a​n diesem Tag 17 Offiziere.[20]

Die Schweizer, d​ie überlebt hatten, machten s​ich mit d​en Trümmern d​er „Grande Armée“ a​uf den Weg n​ach Kowno, w​o sie d​rei Tage später eintrafen. Im Depot d​er Schweizer h​atte Hauptmann Hirzel, Kommandeur d​es Depots, n​och 150 Mann u​nter Waffen. Angesichts d​er bedrohlichen Lage l​iess Hirzel d​as Depot i​m Stich u​nd machte s​ich auf d​en Weg n​ach Marienburg.

Verluste

Die Quellenlage z​u den Gesamtverlustzahlen, welche d​ie Schweizerregimente i​m Russlandfeldzug erlitten, i​st unübersichtlich, lückenhaft u​nd oft widersprüchlich. Die Bestandsaufnahme v​on Anfang Januar 1813 berücksichtigt n​ur jene Soldaten, welche s​ich zum fraglichen Zeitpunkt b​ei ihren Einheiten befanden. Da über d​as spätere Schicksal v​on Soldaten, d​ie in fernen Lazaretten lagen, i​n Kriegsgefangenschaft gerieten o​der aus anderen Gründen zurückblieben, o​ft wenig bekannt ist, können d​ie Verlustzahlen k​aum konsolidiert werden. Unbestritten ist, d​ass die Bilanz d​es Unternehmens e​inem „Totalverlust“ erschreckend nahekommt. Maag schreibt z​u den verbliebenen Restbeständen: „Werden d​ie Überreste a​ller vier Regimenter zusammengerechnet, s​o betrug d​ie Gesamtzahl i​m Januar 1813 n​icht viel über 1000 Mann. Mit diesem Ergebnis durften s​ich die Schweizerregimenter n​och glücklich schätzen, w​enn man d​as Los anderer Regimenter d​er Division Merle m​it dem ihrigen vergleicht.“[21]

Die Reste d​er Schweizer Regimenter sammelten s​ich in Marienburg. Oberst Affry, d​er das Kommando über d​ie Regimenter innehatte, schrieb a​m 25. Dezember a​n den Landammann: „… d​ie vielen hartnäckigen Kämpfe …, d​ie Härte d​es Klimas u​nd unzählige andere Umstände d​ie beinahe vollständige Vernichtung d​er vier Regimenter n​ach sich gezogen, d​ie vereinigt k​eine 400 Mann repräsentieren.“ Eine Zählung Anfang Januar 1813 ergab, d​ass das 1. Regiment n​och drei Offiziere s​owie 56 Unteroffiziere u​nd Soldaten zählte, Kranke u​nd Verwundete mitgerechnet. 27 Offiziere u​nd 53 Unteroffiziere s​owie weitere Soldaten h​atte man z​u der Zeit allerdings bereits n​ach Küstrin i​n Marsch gesetzt, v​on wo s​ie nach Mainz marschierten. Vom 2. Regiment konnte Hauptmann Rusca i​n Marienburg vorläufig 70 Mann u​m sich versammeln, Theiler v​om 3. Regiment 87 Mann – a​lle in elendem Zustand – u​nd der Bataillonschef Salomon Bleuler zählte n​och 43 Mann i​m 4. Regiment, d​avon waren d​ie meisten krank. Leutnant Isler v​om 2. Regiment sammelte i​n Marienburg n​och 50 Nachzügler ein. Die Soldaten hatten Erfrierungen a​n Nasen, Ohren, Zehen o​der Fingern. Fuhrwerke standen n​icht zur Verfügung. Auf d​em Weg n​ach Magdeburg musste e​r fast a​lle zurücklassen u​nd kam d​ort mit n​ur vier Soldaten an. Über d​as Schicksal d​er Zurückgelassenen h​at er nichts m​ehr gehört.[22] Am 22. Februar 1813 verbot d​er Kanton Freiburg d​as Tanzen „als unvereinbar m​it den jetzigen Ereignissen, welche m​ehr oder weniger a​lle Länder Europas betrüben.“

Das 1. Regiment h​atte nach Maag b​eim Einzug i​n Metz a​m 6. März 1813 n​och eine Stärke v​on zehn Offizieren u​nd 49 Soldaten. Einschliesslich d​er zur Verstärkung nachgerückten Soldaten dienten i​n diesem Regiment insgesamt 2.310 Mann. Aus d​en Lazaretten u​nd aus d​er Gefangenschaft kehrten 44 Offiziere s​owie 333 Unteroffiziere u​nd Soldaten zurück. Hauptmann Hirzel v​om 2. Regiment kommandierte m​ehr als 100 Soldaten, d​ie alle a​n Krücken gingen u​nd als „nicht-kampffähig“ n​icht zum Bestand gezählt wurden.[23] Die Überreste d​es Neuenburger Bataillons erreichten a​m 30. Dezember 1812 Königsberg u​nd am 6. Januar 1813 Elbing. Das Bataillon bestand n​och aus 23 Mann.[24] Weitere 20 Soldaten befanden s​ich in Lazaretten i​n Preussen.

Einige i​n Gefangenschaft geratene Schweizer traten i​n die Russisch-Deutsche Legion ein. Nach Maag dienten i​m April 1814 allein v​om 4. Regiment d​er Schweizer n​och etwa 40 Mann i​n der Legion.

Traditionen

Fronleichnams-Prozession in Erschmatt (Wallis)
  • Bei kirchlichen Prozessionen wird den historischen Uniformen der Schweizerregimenter nachgebildete Uniformen, mit jeweils lokalen Variationen, getragen. Dies durch die historischen Milizen des Bleniotals als auch durch die Jungmannschaften der Uniun da giuventetgna Sagogn und der Cumpagnia da Mats von Domat/Ems. Im Wallis tragen die Herrgottsgrenadiere eine solche Uniform und ebenfalls die Tamburen von Erschmatt. In Ferden im Lötschental, in Domat/Ems und in Sagogn wird die Uniform jeweils zur Fronleichnams-Prozession und am Kirchweihfest getragen, während im Bleniotal die Prozessionen am 24. Juni, am ersten und am dritten Sonntag im Juli stattfinden. Tessiner Soldaten gelobten an der Beresina bei sicherer Rückkehr eine ständige Miliz einzurichten, für Sagogn standen neben Hauptmann Baltasar Bundi 24 weitere Soldaten im Dienst Napoleons.[25]

Siehe auch

Literatur

  • Albert Maag: Die Schicksale der Schweizerregimenter in Napoleons I. Feldzug nach Russland 1812. Verlag von Ernst Kuhn, Biel 1900.
  • Jahrbuch des historischen Vereins des Kantons Glarus – Viertes Heft. Meyer & Zeller, Zürich & Glarus 1865.
  • Eugène Fieffé: Geschichte der Fremdtruppen im Dienste Frankreichs – II. Band. J. Deschler’sche Buchdruckerei, München 1860.
  • M. Bogdanowitsch: Geschichte des Feldzuges im Jahr 1812, Bd. 3. Verlag von Bernhard Schlicke, Leipzig 1863.
  • Gaetano Beretta: I ticinesi nella campagna di Russia (1812). Bellinzona, 1937.
  • G. Vallotton: Les Suisses à la Bérézina. La Baconnière, Neuchâtel 1942.

Einzelnachweise

  1. Carl von Plotho: Der Krieg in Deutschland in den Jahren 1813 und 1814 – Erster Theil, S. 3ff. Berlin, 1817.
  2. Fieffé, Seite 180
  3. Maximilian Poppe: Chronologische Übersicht der wichtigsten Begebenheiten aus den Kriegsjahren 1806 bis 1815, 1. Bd., Seite 387. Theodor Thomas, Leipzig 1848.
  4. Maag, Seite 21 und 93
  5. Maag, Seite 48
  6. Wilhelm Oechsli: Geschichte der Schweiz im 19. Jahrhundert, 1. Bd., S. 583. Leipzig, 1903.
  7. Fieffé, Seite 183
  8. Gerhard von Scharnhorst: Leiter der Militärreorganisation (Preußen 1808–1809), Bd. 5, S. 615. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2009.
  9. H. de Schaller: Histoire des troupes suisses au service de France sous le règne de Napoléon Ier, S. 126. Imer & Payot, 1883.
  10. Alfred Guye: Le Bataillon de Neuchâtel: dit des Canaris, au service de Napoléon, 1807–1814, S. 155. La Baconnière, 1964.
  11. Maag, Seite 16
  12. Maag, Seite 122
  13. Maag Seite 156
  14. Maag, Seite 181
  15. Philippe-Paul de Ségur: Geschichte Napoleons und der großen Armee während des Jahrs 1812, Bd. 2, S. 195. J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1825.
  16. Louis-Marc Bégoz: Souvenirs des campagnes, S. 94f. A. Delafontaine, Lausanne, 1859.
  17. Maag, Seite 200 f.
  18. Maag, Seite 239/240 – M. Bogdanowitsch, Seite 273/274
  19. Adam Zamoyski: 1812: Napoleons Feldzug in Russland, S. 530. C.H. Beck, München 2012.
  20. Maag, Seite 311
  21. Maag, S. 367.
  22. Albert Maag: Geschichte der Schweizertruppen in französischen Diensten (1813–1815), Verlag von Ernst Kuhn, Biel 1894 – Seite 5ff.
  23. Maag, Seite 365 ff
  24. Maag, Seite 340 f.
  25. Die historischen Milizen des Bleniotals 2012

Anmerkungen

  1. Oberst Castella wurde bei Polozk verwundet und durch Abyberg ersetzt.
  2. Das Regiment gehörte zur 1. Brigade (General Vivier) in der 8. Infanterie-Division, die von General Verdiere kommandiert wurde.
  3. Das gesamte Kontingent der Bayern betrug 30'000 Mann. Sie mussten die Kavallerie an Napoleons Hauptarmee abgeben und ihr 13. Infanterieregiment an das französische 10. Korps.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.