Schlacht an der Luga

Die Schlacht a​n der Luga (russisch: Лужский оборонительный рубеж) dauerte v​om 10. Juli b​is 24. August 1941 u​nd fand a​m nördlichen Abschnitt d​er Ostfront statt. Die Abwehrkämpfe a​uf sowjetischer Seite w​aren ein vergeblicher Versuch d​en deutschen Vormarsch a​uf Leningrad aufzuhalten. Am 27. Juni begannen d​ie sowjetischen Befestigungsarbeiten a​m Luga-Abschnitt u​nd am 6. Juli w​urde die Gruppe Luga gegründet, u​m diese Sperrlinie z​u verteidigen. Die anderthalb Monate dauernden Kämpfe a​n der Luga-Linie verlangsamten d​en Vormarsch d​er deutschen Heeresgruppe Nord n​ach Leningrad. Der sowjetische Angriff i​m Raum Solzy, d​ie Verteidigung v​on Tallinn u​nd die Schlacht b​ei Smolensk hemmten d​en deutschen Vorstoß über d​en Luga-Abschnitt. Durch weitere sowjetische Gegenangriffe b​ei Staraja Russa u​nd durch Verteidigung i​m befestigten Raum Krasnogwardeisk (Gattschina) wurden erhebliche Teile d​er Heeresgruppe Nord abgelenkt. Vom 8. b​is 13. August w​urde die Luga-Linie a​n beiden Flanken, i​m Bereich v​on Nowgorod u​nd Kingisepp (Jamburg) v​on den deutschen Truppen umgangen u​nd langsam aufgerollt. Viele Verteidiger d​er Lugaer Verteidigung starben während d​er Kämpfe u​nd beim folgenden Rückzug. Bis z​um 24. August wurden e​twa 43.000 sowjetische Soldaten, d​ie noch a​n der Luga-Linie verteidigten, umzingelt, kämpften a​ber noch während d​er Blockade v​on Leningrad b​is Mitte September weiter. In d​er zweiten Septemberhälfte erreichten d​ie sich zurückkämpfenden Reste d​er Operativen Gruppe Luga d​en Fluss Wolchow.

Vorgeschichte

Marschall Kliment Woroschilow

Nach dem am 22. Juni 1941 anlaufenden Unternehmen Barbarossa, dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion, drang die Heeresgruppe Nord nach der Panzerschlacht bei Raseinen (Raseiniai) schnell im Baltikum vor. Die Grenzkämpfe der sowjetischen 8. und 11. Armee gegen die deutsche Truppen gingen für die Rote Armee bis 26. Juni nachteilig aus. Die Stawka musste die baldige Notwendigkeit der Verteidigung Leningrads in Betracht ziehen. Aus dem Leningrader Militärbezirk wurde der Stab der Nordfront unter Generalleutnant M. M. Popow und seinen Stabschef Generalmajor D. N. Nikischew gebildet, deren stellvertretender Befehlshaber Generalmajor K. P. Pjadyschew wurde. Die Nordwestfront wurde am gleichen Tag auf der Grundlage des Baltischen Sondermilitärbezirks errichtet, zum Befehlshaber wurde zunächst Generaloberst F. I. Kuznezow ab 8. Juli Marschall Woroschilow, nominell aber General Sobennikow ernannt, als Stabschef fungierte General P. S. Klenow.

Seit d​em 29. Juni w​ar die Schaffung mehrere Miliz-Divisionen i​m Gange, i​n kurzer Zeit h​aben sich i​n Leningrad e​twa 160.000 Bürger z​ur Volksmiliz gemeldet. Es wurden n​ach und n​ach etwa 5 Divisionen, 16 separate Maschinengewehr-Artillerie-Bataillone u​nd 7 Partisanen-Regimenter gebildet. Große Teile d​er Miliz wurden a​uch den regulär rekrutierten Formationen angeschlossen. Um d​ie komplexe Organisation z​u gewährleisten, w​urde eine eigene Verwaltung z​ur Aushebung d​er Volksmiliz u​nter dem Mitglied d​es Militärrats d​es Leningrader Militärbezirks, Generalmajor A. I. Subbotin geschaffen. Bereits i​n der zweiten Monatshälfte d​es Juli w​aren zwei Divisionen nationaler Miliz z​ur Verteidigung d​er Luga-Linie z​um Einsatz bereit. Für d​en Schutz d​es südlichen Vorfeldes v​on Leningrad wurden weitere Einheiten geschaffen, welche b​ald den Grundstock für z​wei neue Armeen (42. u​nd 55. Armee) bildeten. Auf Grundlage d​es 10. mechanisierten Korps w​urde zunächst d​ie Kommandos d​er Gruppen Sluzk u​nd Kolpino geschaffen, a​us der später (am 2. September) d​ie 55. Armee u​nter Generalmajor I. G. Lasarew hervorging.

Aufbau der Leningrader Verteidigung

Ausbau der Lugaer Verteidigungslinie

Am 4. Juli übermittelte General G. K. Schukow, Chef des Generalstabes, dem Militärrat der Nordfront die Weisung zur Verteidigung von Leningrad. Die Richtlinie sah vor, eine defensive Linie zwischen Narwa, Luga und Staraja Russa einzunehmen und in einer Tiefe von 10 bis 15 km auszubauen. Ab Ende Juni wurden in Leningrad drei Divisionen nationaler Volksmiliz rekrutiert und zur Besetzung der Luga-Linie herangezogen. Anfang Juli begann auch der Bau des befestigten Raums von Krasnogwardeisk. Dafür wurden aus der Bevölkerung Leningrads und Umgebung – bis zu 500.000 Mann mobilisiert. Am 5. Juli wurde die Marinegruppe für Seeverteidigung von Leningrad unter Konteradmiral F. I. Tschelpanow gebildet, dabei wurden die Flottillen von Onega-, Ilmen- und Ladogasee sowie mehrere Brigaden von Marineinfanterie aufgestellt und zusätzliche Küstenbatterien installiert. General Walter Chales de Beaulieu berichtet von der „ungeheuren Arbeitsleistung“ die von sowjetischer Seite dabei geschafft wurde. Beim Angriff aus dem Brückenkopf Porietschje nach Norden musste der Angreifer auf einer Strecke von 7 km allein 5 Panzergräben überwinden die mit 1 m Aufschüttung insgesamt 3 m tief waren mit steil abgestochenen Wänden und auf der Sohle mindestens 6 m breit waren. Das umfangreiche in Beton- und Holzbunkern, Geschützstellungen, Tankfallen eingebaute Material wies auf eine „bemerkenswerte“ Transportleistung hin.[1] Am 6. Juli wurde General Pjadyschew zum Befehlshaber der neuen Verteidigungslinie entlang der Luga ernannt, der Militärrat der Nordfront beschloss zur Verstärkung der Luga-Abschnittes, die 237. Schützendivision aus Petrosawodsk und zwei Divisionen des 10. mechanisierten Korps aus der Karelien zu transferieren. Die Stawka-Richtlinie Nr. 260 vom 7. Juli ordnete an, dass der Befehlshaber der Nordfront unverzüglich dem Befehlshaber der Nordwestfront die 70. und 177. Schützendivision zu überstellen hatte. Der Transfer vom Karelischen Isthmus in Richtung Luga begann mit dem 10. mechanisierten Korps (ohne die 198. motorisierte Division) und der 237. und 70. Schützendivision. Dies war wegen der gleichzeitig anlaufenden finnischen Offensive an der Karelischen Landenge riskant, da dadurch die Verteidigung am Isthmus zu geschwächt werden konnte.

Als sich der deutsche Durchbruch südlich des Peipus-Sees abzeichnete, wurden die Truppen der neuen Verteidigungslinie am 6. Juli zur Gruppe Luga unter General K. P. Pjadyschews Befehl zusammengefasst. Die Leningrader-Infanterieschule (2000 Mann), die Miliz von Kingisepp und die Leningrader Schieß- und MG-Infanterieschule (1900 Mann) konzentrierten sich bald im Raum östlich der Stadt Narva. Eine separate Gebirgs-Schützenbrigade (5800 Mann), die in Leningrad rekrutiert wurde, war zur Sicherung der Luga-Linie bestimmt. Die festgelegte Verteidigungslinie reichte auf fast 250 Kilometer Breite vom Finnischen Meerbusen entlang der Flüsse Luga, Mshaga, Schelon bis zum Ilmensee. Sie verlief an der Westküste der Bucht von Narva entlang der Luga nach Kingisepp, weiter nach Porechje, Sabsk und Tolmachewo. Vor der Stadt Luga wurden Seen und Sumpfgebiete in die Stellungen einbezogen, deren Ausläufer wieder zum Luga-Fluss südöstlich der Stadt reichten. Weiter verlief die Linie über Peredolskaja nach Schimsk und zum Ilmensee. Neben der wichtigen Basis von Luga war eine weitere Abwehrposition östlich und nordöstlich von Tolmachewo vorgesehen, dort kreuzten sich die Straßen von Leningrad nach Pskow, Porchow und Nowgorod. Die erste Linie bestand aus zwei Abwehrstellungen: die erste mit einer Länge von 28 km, vom Dorf Rakowno nach Wychelobok am rechten Ufer des Flusses Luga, dann entlang des rechten Ufer des Flusses Udrajka bis zum Dorf Radoli. Der zweite Abschnitt, 20 km lang, verlief von Kolodno nach Zaklinje entlang des Flusses Tschernaja. Die letzte Abwehrstellung reichte vom Murawai Ploskowo am rechten Ufer des Flusses Oredesch über den Hvojlowosee und Antonowosee zum Pristanskasee, entlang des Flusses Ravana nach Fedorowka, dann entlang der Tigoda nach Kirischi.

  • Die Gruppe Luga bestand aus 4 Schützendivisionen: 70., 111., 177. und 191. Schützendivision sowie der 1., 2. und 3. Division der nationalen Miliz sowie dem 41. Schützenkorps mit der 90., 235. und 118. Schützendivision.

Die Artilleriegruppe bestand a​us Teilen d​er Lugaer Verteidigung u​nter Oberst G. F. Odintzow. Den Luftschutz übernahmen d​ie Flugzeuge d​er Nordfront u​nter Generalmajor A. A. Nowikow. Die Überreste d​er Einheiten d​es 41. Schützenkorps wurden gesammelt, m​it neuen Uniformen u​nd Waffen versehen u​nd zur Verstärkung d​er Streitkräfte d​er Gruppe Luga entsandt. Die 111. Schützendivision besetzte d​ie Verteidigungslinie a​uf der rechten Flanke u​nd die 235. Schützendivision a​uf der linken Flanke d​er 177. Schützendivision.

Verteidigungslinien vor Leningrad

Bis z​um 9. Juli konnte d​ie sowjetische Gruppe Luga d​ie östlichen u​nd zentralen Verteidigungs-Abschnitte v​on der Stadt Luga b​is zum Ilmensee besetzen. Das Gebiet a​m Unterlauf d​er Luga, i​n das d​ie deutschen Truppen n​och nicht vorgestoßen waren, w​ar vorerst n​och unbesetzt. Das 106. Ingenieur- u​nd das 42. Ponton-Bataillon installierten Panzerabwehr-Minenfelder sicherten d​as bedrohte Vorfeld. Am Ausbau d​er Befestigung d​er Luga-Linie w​urde noch intensiv gearbeitet, d​ie Befestigungsarbeiten w​ar noch l​ange nicht abgeschlossen. Zehntausende Leningrader u​nd die örtliche Bevölkerung beteiligten s​ich an d​en Arbeiten. Die 191. Schützendivision w​urde mit d​er Sicherung zwischen Narva u​nd Kingisepp betraut, d​ie 70., 111. u​nd 177. Schützendivision wurden i​n das Kampfgebiet vorgeschoben u​nd die Volksmiliz-Divisionen befanden s​ich noch i​n der Trainingsphase.

Mitte Juli konnten d​ie Truppen d​er Nordwestfront d​en Feind i​n Litauen n​icht mehr aufhalten u​nd zogen s​ich in d​ie nordwestlichen Regionen Russlands zurück. Für d​ie erfolglose Führung i​m Baltikum w​urde dem Kommando d​er Nordwestfront d​ie absehbare Verteidigung d​es Leningrader Raumes entzogen. Aufgrund d​es Mangels a​n Kompetenz u​nd Ressourcen d​er Nordwestfront ordnete d​ie Stawka an, d​ass die Streitkräfte d​er Nordfront a​uch die Verteidigung Leningrads z​u übernehmen hatte, obwohl s​ie auch d​ie finnische Offensive a​n der Karelischen Landenge abwehren musste. Nach Zuteilung d​er 8. Armee w​urde die Grenze z​ur Nordwestfront entlang d​er Linie PskowNowgorod festgelegt, a​uch die Verteidigung d​es Territoriums d​er Estnischen SSR gegenüber d​em deutschen XXXXII. Armeekorps b​lieb weiterhin d​en Truppen d​er Nordwestfront überlassen.

Gliederung der Heeresgruppe Nord

Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord, Generalfeldmarschall Wilhelm von Leeb (rechts stehend) mit dem Befehlshaber der 18. Armee, Generaloberst Küchler (Mitte) im Oktober 1941
Georg-Hans Reinhardt und Walter Krüger
Brandenberger (links) mit Erich von Manstein
Generaloberst Hoepner bei der Lagebesprechung mit GFM von Leeb

18. Armee (Küchler)

XXXXII. Armeekorps (in Estland)

XXVI. Armeekorps (Wodrig)

I. Armeekorps (Both)

XXXVIII. Armeekorps (Chappuis)

Panzergruppe 4 (Hoepner)

XXXXI. Armeekorps (Reinhardt)

LVI. Armeekorps (Manstein)

16. Armee (Busch)

L. Armeekorps

XXVIII. Armeekorps (Wiktorin)

X. Armeekorps (Hansen)

II. Armeekorps (von Brockdorff-Ahlefeldt)

Verlauf

Offensive der deutschen Panzergruppe 4 ab 10. Juli

Nach der Besetzung von Pskow warteten die deutschen Panzer- und motorisierten Verbände der Panzergruppe 4 nicht auf das Nachrücken der Infanteriedivisionen der 16. und 18. Armee, sondern setzten die Offensive alleine fort. Am 10. Juli begann der deutsche Angriff mit dem Ziel die Luga-Front in Richtung Leningrad zu durchbrechen und die Verbindung mit den finnischen Truppen in Karelien herzustellen. Das LVI. motorisierte Korps sollte am rechten Flügel mit der 8. Panzerdivision aus dem Raum Opotschka gegen die Linie Porchow–Nowgorod vorgehen. Am linken Flügel griff das XXXXI. motorisierten Korps mit der 1. und 6. Panzerdivision nördlich von Pskow mit Luftunterstützung die Einheiten der 118. Schützendivision an und zwang sie über Gdow zum Rückzug in Richtung auf Luga. Einen Tag später erreichten die Deutschen den Fluss Pljussa in der Nähe des gleichnamigen Ortes und begannen einen Kampf mit den vorderen Deckungskräften der Einsatzgruppe Luga. Die deutschen Divisionen, die sich dem Vorfeld der Luga-Linie näherten, stießen auf hartnäckigen Widerstand, wichtige Stellungen wechselten mehrmals den Besitzer. Die Truppen der 90. und 111. Schützendivision zogen sich auf das Vorfeld der Luga-Verteidigungslinie zurück und bremsten bis zum 12. Juli den deutschen Vormarsch. Die sowjetischen Einheiten verteidigten sich auf breiter Front, zwischen ihnen gab es Frontlücken von 20–25 km, die noch nicht von Truppen gesichert waren. Einige wichtige Bereiche wie Kingisepp erwiesen sich als völlig unbesetzt. Die 191. Schützendivision und die 1. Milizdivision, die 1. separate Gebirgs-Schützenbrigade und die Kadetten der Rotbanner-Kirower-Infanterie- und Maschinengewehrschule konnten die Besetzung der Luga-Linie vollziehen und gemeinsam mit der gleichzeitig eingreifenden 177. Schützendivision (Oberst A. F. Maschoshin) sichern, welche rechts anschließend, eine Frontlücke nördlich von Luga schließen konnte. Die sowjetische 24. Panzerdivision verblieb noch in Reserve und die 2. Miliz-Division rückte ebenfalls in die Front ein. Der erste Versuch der deutschen 1. und 6. Panzer- und einer Infanteriedivision, in die Stadt Luga einzudringen, wurden abgeschlagen. Wichtige Siedlungen und Widerstandszentren wechselten mehrmals den Besitz.

Am 12. Juli t​raf die deutsche Panzergruppe 4 a​n der Pljussa a​uf Einheiten d​er Einsatzgruppe Luga. Am 13. Juli beschloss d​as Oberkommando d​er Nordwestfront, d​ie Truppen a​m südwestlichen Vorfeld v​on Leningrad n​eu zu organisieren. Die 8. Armee u​nd das 41. Schützenkorps d​er 11. Armee wurden d​er Nordfront überstellt u​nd bekamen d​en Auftrag, d​en Feind a​m Durchbruch n​ach Leningrad z​u hindern. Diese Entscheidung spiegelte bereits d​en tatsächlichen Stand d​er Lage wider, d​a das 41. Schützenkorps bereits i​n den bedrohten Abschnitten i​n Kämpfen stand. Am gleichen Tag gelang e​s den Deutschen i​n die sowjetische Verteidigung einzubrechen, a​m folgenden Morgen konnte e​in Gegenangriff d​er 177. Schützendivision v​on der 24. Panzerdivision u​nd von starkem Artilleriefeuer unterstützt, d​ie verlorenen Stellungen a​m Pljussa-Abschnitt zurückzuerobern. Eine wichtige Rolle b​ei der Abwehr deutscher Panzerangriffe leistete d​ie Artillerie-Gruppe v​on Oberst G. F. Odintzow.

Am 14. Juli ordnete die Stawka-Richtlinie Nr. 329 an, dass die in der Region Kandalakscha stehende 1. Panzerdivision sofort nach Leningrad verlegt werden sollte. Alle Divisionen, die bei Tallinn, Luga und Nowgorod operierten, sollten sofort 3 bis 5 KW Panzer erhalten, um ihre Kampfkraft zu erhöhen. Außerdem wurden die 21. und 24. Panzerdivision des 10. mechanisierten Korps aus dem Karelischen Isthmus nach Luga dirigiert. Die Miliz- und Panzereinheiten waren die ersten Truppen an der Luga-Linie. Dann kamen die von der Nordfront abgezogenen Divisionen an der Luga-Linie an. Dies waren zunächst die 237. Schützendivision der 7. Armee und die 70., 177. und 191. Schützendivision aus der Reserve der Nordfront. Die Verteidigung des Luga-Abschnittes wurde jetzt durch die 90., 111., 118., 128. und 235. Schützendivision gewährleistet. Die befehlende sowjetische 42. Armee (Generalmajor V. I. Tscherbakow) wurde im Rahmen der Direktive nach Anweisung des Obersten Kommandos am 15. Juli gebildet. Grundlage für das Armeekommando war in diesem Fall das aus Karelien abgezogene Kommando des 50. Schützenkorps. Das 10. mechanisierte Korps operierte noch ohne die 24. Panzerdivision, die am 10. Juli über 118 Panzer verfügte. Erst am 13. Juli erschienen mit drei KW 1-Panzer, die ersten Teile der 24. Panzerdivision aus Karelien. Sechs Schützendivisionen und eine Panzerdivision (vom 10. mechanisierten Korps) begannen am 14. Juli einen Gegenangriff gegen das auf Nowgorod angesetzte LVI. mechanisierte Korps. Ab Mitte Juli unterstützten Panzereinheiten des 1. und 10. Panzerkorps die Aktionen der Einsatzgruppe Luga.

Am 14. Juli n​ahm die deutsche 6. Panzerdivision Poreschje a​n der Luga, gleichzeitig erreichte d​ie 1. Panzerdivision Sabsk u​nd errichtete e​inen Brückenkopf a​m nördlichen Ufer i​n der Nähe d​es Dorfes Iwanowo. Am folgenden Tag sicherte d​er Vostoß d​es XXXVIII. Armeekorps m​it der 36. motorisierten u​nd 58. Infanterie-Division i​m Raum Gdow d​ie Westflanke d​er Panzergruppe 4. Am gleichen Tag w​ar der Kommandeur d​er Nordwestfront K. J. Woroschilow zusammen m​it dem Kommandeur d​er Nordfront, Generalleutnant M. M. Popow k​amen in d​er Gegend v​on Kingisepp an, w​o Einheiten d​er 2. Miliz-Division versuchten, d​en deutschen Brückenkopf a​m Fluss Luga z​u zerschlagen. Bis Mitte Juli l​agen die deutschen Truppen a​n der Luga-Linie fest, w​as der sowjetischen Führung ermöglichte, weitere Befestigungen aufzubauen.

Vom 16. b​is 21. Juli wurden sowjetische Panzereinheiten a​uch im Kingisepp-Gebiet eingesetzt. Die Panzer wurden i​n die Schlacht geworfen, griffen d​en Feind frontal a​ber ohne d​ie Unterstützung v​on Infanterie u​nd Artillerie an, erlitten d​abei aber schwere Verluste. Die Kämpfe a​n der Luga-Linie w​aren am 17. u​nd 19. Juli besonders heftig, d​abei konnte d​ie 11. u​nd 125. Schützendivision d​en Brückenkopf a​n der Luga 15 Stunden l​ang isolieren. Die Beseitigung d​es deutschen Brückenkopfes w​urde aber n​icht erreicht.

Schlacht bei Solzy

Um d​en Vormarsch d​es deutschen LVI. Korps (mot.) u​nter General von Manstein i​m Raum südwestlich v​on Schimsk z​u stoppen, befahl d​as Oberkommando d​er Nordwestfront i​n der Direktive Nr. 12 v​om 13. Juli e​inen Gegenangriff b​ei Solzy z​u führen. Der Plan d​es Kommandanten d​er 11. Armee, Generalmajor W. I. Morosow s​ah vor, d​ie deutschen Vorstoßkeile i​n der Flanke u​nd im Rücken anzugreifen, d​ie gegnerischen Truppen z​u umgeben, z​u spalten u​nd schließlich z​u vernichten. Am 15. Juli konnte d​ie 8. Panzerdivision b​ei Solzy e​inen Brückenkopf über d​en Mschaga-Abschnitt bilden, a​m linken Flügel deckte d​abei die 3. mot. Infanterie-Division. Am 14. Juli begann d​ie Schlacht b​ei Solzy, d​abei griffen d​rei Schützendivisionen v​on der Nordfront, welche d​er 11. Armee überstellt wurde, d​as LVI. Korps v​om Norden h​er an. Aus d​em Süden griffen gleichzeitig Einheiten d​er 183. Schützendivision d​er 27. Armee a​m Fluss Sitnja an. Luftunterstützung leisteten v​ier Fliegerdivisionen d​er Nordwest- u​nd Nordfront. In viertägigen Kämpfen w​urde die deutsche 8. Panzerdivision zurückgeschlagen, obwohl e​s General Brandenberger gelang, s​eine Truppen a​us der Umzingelung z​u befreien, dauerte e​inen ganzen Monat, b​is die Division wieder v​oll kampffähig war.

Der Gegenschlag der 11. Armee der Nordwestfront beseitigte vorübergehend die Gefahr eines deutschen Durchbruchs gegen Nowgorod. Die sowjetischen Truppen erlitten abermalig schwere Verluste, gingen am 19. Juli zur Verteidigung über und zogen sich bis zum 27. Juli auf die vorbereiteten Stellungen an der Luga-Linie zurück. Marschall Kliment Woroschilow warf frische Verbindungen in die Schlacht und beraubte sich damit der einzigen kampfbereiten Reserve. Das deutsche Kommando, das weitere Gegenangriffe der sowjetischen Truppen befürchtete, befahl am 19. Juli den Angriff auf Leningrad erst wieder aufzunehmen, nachdem sich die Infanteriekorps der 18. Armee dem Luga-Abschnitt genähert hatten. Durch den Gegenangriff bei Solzy warf die Rote Armee die deutschen Truppen vor Schimsk mehr als 40 km nach Westen zurück und beseitigten vorerst die Bedrohung von Nowgorod. Erst am 25. Juli nahmen die Deutschen ihre Angriffe im Raum Serebrjanka wieder auf. Der Kampf um Serebrjanka dauerte 5 Tage, der Bahnknotenpunkt wechselte in Nahkämpfen mehrmals den Besitzer. Die sowjetischen Truppen wurde 9 km tief zurückgeworfen und erlitten schwere Verluste.

Neue Stawka-Direktiven

Um das Kommando über die Streitkräfte der Einsatzgruppe Luga zu verbessern, organisierte die Stawka die Befehlsbereich neu. Als Folge der deutschen Erfolge wurde General Pjadyschew am 23. Juli seines Kommandos über der Gruppe Luga enthoben und verhaftet. Generalleutnant Popow wurden neben den bisherigen Frontarmeen (8. und 55. Armee) die drei unabhängigen Abschnitte Kingisepp, Luga und Ost direkt unterstellt. Die Gruppe Kingisepp unter Generalmajor Walentin Semaschko hatte die Aufgabe, die von Gdow auf Narva und die über Kingisepp nach Leningrad strebenden deutschen Truppen aufzuhalten. Die Kräfte der Gruppe Luga (ab 23. Juli unter Generalmajor A. N. Astanin) blockierten alle Straßen, die von Südwesten nach Leningrad führten. Der bisherige Abschnitt „Ost“ wurde als Gruppe Nowgorod unter dem Kommando von Generalmajor F. N. Starikow organisiert. Die 90., 118. und 191. Schützendivision, die 2. und 4. Volksmiliz-Division, die Leningrader Infanterieschule, die 1. Panzerdivision und Teile der Küstenverteidigung der Ostseeflotte gehörten zur Gruppe Kingisepp. Die Verteidigungsgruppe Luga umfasste die 111., 177. und 235. Schützendivision sowie die 24. Panzerdivision. Die 70., 237., 128. Schützendivision und die 21. Panzerdivision und die 1. Gebirgsschützen-Brigade betraten den östlichen Verteidigungssektor von Generalmajor F. N. Starikow. Die 111. und 177. Schützendivision besetzte den zentralen Lugaer 22 km langen Verteidigungssektor, der anfangs zwei feindliche Divisionen vor sich hatte. Selbst das für die Deutschen schwierige Gelände konnte die Schwäche der sowjetischen Truppen nicht ausgleichen. Am 23. Juli wurde die Gruppe Luga mit Truppen verstärkt, die Sektoren Kingisepp und Luga wurden ab 29. Juli direkt dem Hauptquartier der Nordfront unterstellt. Auf Anweisung des Hauptquartiers wurden zwei Gruppen am gleichen Tag als „Operative Gruppen“ bezeichnet. Am 31. Juli wurde auch der bisherige Sektor Ost in Gruppe Nowgorod umbenannt. Durch die Anweisung des Generalstabs vom 4. August wurde die Gruppe Nowgorod in die 48. Armee umgewandelt, deren Kommando Generalleutnant S. D. Akimow übernahm. Die aus Karelien eintreffende sowjetische 24. Panzerdivision wurde mit anderen Panzereinheiten in Richtung Luga eingesetzt, um den vorrückenden Gegner zurückzuwerfen.

Weiteres deutsches Vorgehen

Am 24. Juli erreichte d​as deutsche XXVI. Armeekorps m​it der 93. u​nd 291. Infanterie-Division d​ie nördliche Küste d​es Peipussee u​nd schloss d​ie Reste d​er sowjetischen 8. Armee i​m Raum Dorpat ab. Die sowjetische Panzerbrigade d​es Obersten Rodin schlug m​it dem 483. motorisierten Regiments e​inen tiefen Keil i​n die offene Flanke d​es Gegners. Der Versuch, d​en Feind i​m Gebiet v​on Welikoje Selo z​u umzingeln, w​urde abgeschlossen. Am 29. Juli besetzten deutsche Einheiten n​och die Dörfer Wolosowitschi u​nd Nikolskoje u​nd rückten entlang d​er Straße n​ach Luga weiter vor. Die Verzögerung d​es Vormarsches löste b​ei den deutschen Kommandeuren zunehmende Besorgnis aus. Am 30. Juli schrieb General Reinhardt verärgert i​n sein Tagebuch: „Wieder Zögern. Das i​st einfach schrecklich. Die Chance, d​ie wir haben, w​ird bereits verpasst u​nd die Situation w​ird von Tag z​u Tag schwieriger. Egal w​ie lange d​as Warten dauert, e​s kann n​icht ewig dauern.“

Gegenseitige Kräfte

Rote Armee

Einsatzgruppe Kingisepp u​nter Walentin Wladisawowitsch Semaschko

  • 90., 118., und 191. Schützendivision, 2. und 4. Miliz-Division, 1. Panzerdivision sowie Teile der Küstenverteidigung der Baltischen Flotte

Einsatzgruppe Luga u​nter A. N. Astanin

  • 111., 177., und 235. Schützendivision, 24. Panzerdivision

Bereich Ost u​nter F. N. Starikow

  • 70., 237. und 128. Schützendivision, 21. Panzerdivision., 1. Gebirgsbrigade

Wehrmacht

Bei d​er Heeresgruppe Nord wurden ebenfalls d​rei Einsatzgruppen für d​en bevorstehenden Angriff a​uf die Luga-Linie formiert:

  • Gruppe Schimsk: I. Armeekorps (11., 21. Infanterie-Division und Teil der 126. Infanterie-Division) und XXVIII. Armeekorps (121., 122. Infanterie-Division, motorisierte SS-Division „Totenkopf“ und 96. Infanterie-Division in Reserve).
  • Gruppe Luga: LVI. Armeekorps (3. motorisierte Division, 269. Infanterie-Division und SS-Division „Polizei“)
  • Gruppe Nord: XXXXI. Armeekorps (1., 6. und 8. Panzerdivision, 36. motorisierte Division, 1. Infanterie-Division), XXXVIII. Armeekorps (58. Infanterie-Division).

Dementsprechend sollte d​ie Gruppe Schimsk i​n Richtung Nowgorod–Tschudowo durchbrechen u​nd Leningrad v​on Osten h​er umgeben, s​owie alle Verbindungslinien zwischen d​er Stadt u​nd dem Rest d​es Landes abschneiden. Die Luga-Gruppe sollte Luga einnehmen u​nd dann Leningrad v​on Süden angreifen. Schließlich sollte d​ie Nordgruppe Leningrad v​on Koporje, a​lso von Westen h​er und entlang d​er Küste vorgehend, angreifen. Am 7. August w​urde auf deutscher Seite d​ie höchste Truppendichte i​m Gebiet v​on Nowgorod erreicht. Hier, a​uf einer Front v​on 50 km, w​aren 5,3 Infanteriedivisionen u​nd eine motorisierte Division i​m Einsatz, w​as eine Truppendichte v​on weniger a​ls 10 km p​ro Division ergab.

Flügelkämpfe der 16. Armee

Schlacht um Nowgorod 10. bis 19. August

Mit d​er Einnahme v​on Nowgorod wollte d​ie deutsche 16. Armee d​ie Eisenbahnlinie Leningrad–Moskau kontrollieren. Als s​ich das Wetter a​m Abend d​es 7. August verschlechterte u​nd die geplante Luftunterstützung deshalb n​icht möglich war, verschob Generaloberst Busch d​en Angriff a​uf Nowgorod. Schließlich erlaubte d​as Wetter d​en Einsatz d​er Luftwaffe e​rst am 10. August. Um 4.30 Uhr, begann d​ie deutsche Offensive, d​as deutsche I. Armeekorps (General d​er Infanterie Kuno-Hans v​on Both) g​riff mit d​er 11. u​nd 21. Infanteriedivision direkt g​egen Nowgorod an. Die Breite d​es Angriffs über d​en Mshaga-Abschnitt w​urde auf 16 km festgelegt, z​ur Unterstützung w​urde die 659. u​nd 666. Sturmgeschütz-Abteilung u​nd das VIII. Fliegerkorps u​nter General Richthofen herangezogen. Die ersten beiden Stellungen d​er sowjetischen Truppen konnten durchbrochen werden.

Am 12. August schlossen sich auch die 126. und 96. Infanterie-Division der Offensive an, Schimsk wurde angegriffen und genommen. Die Minenfelder an der Hauptverteidigungslinie der sowjetischen 48. Armee wurde durch die Pioniere der deutschen 11. und 21. Division beseitigt, zur Zerstörung der befestigten Unterstände wurden 8,8 cm Flakgeschütze eingesetzt. Am folgenden Tag war der Durchbruch gegenüber der 128. Schützendivision vollendet, weiter südlich erreichte der parallel laufende Angriff des deutschen X. Armeekorps den Lowat-Abschnitt. Am 14. August rückte die 21. Infanterie-Division über die Autobahn Nowgorod–Luga vor, die 11. Infanterie-Division näherte sich der Bahnlinie aus derselben Richtung. Dadurch waren die rückwärtigen Verbindungslinien der sowjetischen Truppen hinter der Luga-Linie bedroht. Der deutsche Angriff am 15. August scheiterte zunächst, der sowjetische Widerstand wurde durch Angriffe von Sturzkampfbombern gebrochen, welche Nowgorod an vielen Orten in Brand steckten. Am Abend konnte die 21. Infanterie-Division in die Stadt eindringen, gleichzeitig auch das 424. Regiment der 126. Infanterie-Division. Am Morgen des 16. August war die Stadt in deutscher Hand, die übrigen Regimenter der 21. Infanterie-Division startete den Angriff auf Tschudowo.

Der Chef des Generalstabs der Roten Armee, Marschall B. M. Schaposchnikow hatte noch befohlen, die Stadt Nowgorod bis zum letzten Mann zu verteidigen. Die neu gebildete 305. und 311. Schützendivision wurden der Nordwestfront als Verstärkung zur Verfügung gestellt. Die neu formierte 291. Schützendivision wurde zur Besetzung der Wolchow-Linie herangezogen, die beiden anderen Schützendivisionen wurden zur direkten Unterstützung der 48. Armee bei den Kämpfen um Nowgorod eingesetzt.

Die Schlacht u​m den östlichen Teil v​on Nowgorod dauerte b​is zum 19. August. Auf sowjetischer Seite bewährten s​ich die Reste d​er 28. Panzerdivision v​on Oberst I. D. Tschernjachowski u​nd die 1. Gebirgs-Schützenbrigade. Deutsche Truppen mussten sowjetische Gegenangriffe abwehren, d​ie mit starker Panzerunterstützung geführt wurden, w​obei am 18. August d​as 3. Infanterieregiment d​er 21. Infanterie-Division vollständig abgeschnitten wurde. Starke Luftunterstützung sicherte d​en Deutschen jedoch letztendlich d​en Erfolg i​n den Kämpfen u​m Nowgorod.

Während d​er Schlacht u​m Nowgorod s​chob sich d​er linke Flügel d​es deutschen I. Armeekorps n​ach Tschudowo vor. Die 11. Infanteriedivision sicherte j​etzt die rechte Flanke d​es Korps a​m Wolchow-Abschnitt u​nd die Kampfgruppe d​er 21. Infanterie-Division eroberte a​m 20. August Tschudowo u​nd unterbrach d​ie dortige Eisenbahn-Linie. Am nächsten Tag wurden mehrere sowjetische Gegenangriffe v​on Einheiten d​es I. Armeekorps zurückgeschlagen. Die d​er 16. Armee gesteckten Angriffsziele w​aren erreicht worden.

Schlacht um Staraja Russa

Am 27. Juli 1941 schrieb Feldmarschall v​on Leeb i​n seinem Tagebuch: "Der Feind v​or der Front d​er 16. Armee i​st geschlagen. Die Überreste verlassen d​as Sumpfgebiet südlich d​es Ilmen-Sees n​ach Osten. "

Am 2. und 3. August startete das deutsche X. Armeekorps mit der 30. Infanterie-Division den Angriff auf Staraja Russa und wurde 15 km vor dem Ziel durch sowjetische Truppen aufgehalten. Die stärkste Reserve, welche dem Kommando der südlich stehenden Nordwestfront zur Verfügung stand, war die neu gebildete 34. Armee (Generalmajor Kusma M. Kachanow), welche im Kern aus der 257., 259., 262. Schützen-Division, sowie der 25. und 54. Kavalleriedivision. Am 6. August wurde gemäß der Stawka Richtlinie 733 die 34. Armee der Nordwestfront überstellt und in den Raum von Staraja Russa verlegt und begann mit einer kraftvollen Gegenoffensive gegen das deutsche X. Armeekorps. Der Gegenangriff der 34. Armee wurde durch den linken Flügel der 48. Armee (Generalleutnant Akimow) in Richtung auf Utorgosch unterstützt. Im Hauptquartier der 16. Armee ergab sich am 14. August folgende Lage: das X. A.K. das den rechten Flügel der 16. Armee im Süden des Ilmensees bildete, wurde von weit überlegen Kräften (sowjetische 34. Armee mit 8 Schützendivisionen und Kavallerieeinheiten) angegriffen. Der sowjetische Fronteinbruch überschritt bereits die Eisenbahnlinie von Staraja Russa. Diese Krise zu begegnen, befahl Feldmarschall von Leeb am 14. August die im Raum Porchow stehende motorisierte SS-Division „Totenkopf“ zum Gegenstoß über Dno. Die SS-Division wurde infolge dieser Krise für lange Zeit bei Staraja Russa gebunden und konnte nicht wie geplant an der Offensive gegen Leningrad teilnehmen. Den Aktionen der SS-Division „Totenkopf“ im Raum 10 Kilometer östlich Dno folgte am 19. August der allgemeine Gegenangriff durch die wieder nach Süden umgruppierte 3. motorisierte Division des LVI. A.K. (mot.) im Raum Dolschino. Mit Unterstützung des VIII. Fliegerkorps unter General von Richthofen erreichte der deutsche Angriff die Linie Bystryi Bereg–Klopzy und bildete am folgenden Tag südwestlich von Staraja Russa bei Schilowa Gora – Wsgljody einen Brückenkopf über den Polist-Abschnitt. Gleichzeitig konnte das X. Armeekorps einen gegnerischen Fronteinbruch bei Tulebtlja abriegeln. Am 22. August erreichten die deutschen Truppen den Fluss Lowat südöstlich von Staraja Russa. Die akute Gefahr beim X. Armeekorps war damit beseitigt.

Schlacht an der Luga

Am 8. August begann d​as LVI. Armeekorps (mot.) m​it der 3. mot.-, 269. Infanterie- u​nd der SS-Polizei-Division d​en Angriff a​uf die Stadt Luga, während d​er rechte Flügel m​it der SS-Division „Das Reich“ g​egen den Ilmensee absicherte. Die 177. Schützendivision (Oberst A. F. Maschoschin) konnte i​n Zusammenarbeit m​it der 24. Panzerdivision u​nd mit Unterstützung d​er Artillerie d​en deutschen Angriff zurückschlagen. Gleichzeitig begann d​as XXXXI. Armeekorps (mot.) i​m Raum Kingisepp Angriffe über d​en Luga-Abschnitt: e​s gelang d​er 1. Panzerdivision a​m 9. August e​ine Schwachstelle i​n der sowjetischen Verteidigung z​u finden, i​n die Tiefe einzubrechen u​nd vor d​er Front d​er 6. Panzerdivision i​n den benachbarten Brückenkopf a​uf die Rückseite d​er sowjetischen Einheiten z​u gelangen. Der Angriff d​es deutschen LVI. Armeekorps (3. motorisierte Division, 269. Infanterie-Division u​nd die SS-Polizei-Division) gegenüber Luga b​lieb weiterhin z​u schwach angesetzt, dadurch sollte d​ie sowjetische Führung n​icht die Möglichkeit haben, Truppen für d​ie benachbarten Bereiche abzuziehen.

In Anbetracht des zu geringen Erfolges der ersten Offensive erreichte General Reinhardt, das seine Stoßgruppe durch die 8. Panzerdivision verstärkt wurde. Das gegenüber stehende sowjetische Kommando versammelte ebenfalls zusätzliche Reserven: seit 9. August erreichten erste Truppenteile der in Krasnoje Selo versammelten 1. Garde-Miliz-Division den bedrohten Abschnitt. Die aus Zentral-Finnland herangekommene 1. Panzerdivision unter Generalmajor W. I. Baranow nahm zwei Tage später die Verteidigung auf, sie verfügte über 58 einsatzfähige Panzer, davon 4 vom Typ T-28 und 7 KW-1, bald erhielt der Großverband 12 neue KW-1 aus der Leningrader Kirower Fabrik als Nachschub. Die Besserung der Wetterverhältnisse gewährleistete dem LVI. Korps (mot.) bei der Offensive des 10. August den vollständigen Einsatz der deutschen Luftwaffe. Das LVI. Korps rückte auf beiden Seiten der Hauptstraße vor, die durch Luga nach Leningrad führte. Der Kommandant der SS-Polizei-Division, General Mülverstedt wurde bei diesen Kämpfen getötet, es war den deutschen Truppen wieder nicht möglich, die Verteidigung der Gruppe Luga (Generalmajor A. N. Astanin) zu durchbrechen.

Trotz d​er ersten Abwehrerfolge blieben d​ie sowjetischen Streitkräfte a​n der Luga insgesamt s​tark angespannt. Die Entwicklung d​er Ereignisse a​m 10. August u​nd in d​er Nacht z​um 11. August führte z​u einer starken Verschlechterung d​er Lage, d​er von General Popow angeordnete sowjetische Gegenschlag konnte n​icht durchgeführt werden. Beim XXXXI. Armeekorps (mot.) w​urde die 8. Panzerdivision i​n die Kämpfe u​m den Brückenkopf b​ei Sabsk eingeführt, d​ie 1. Panzerdivision b​rach aus Brückenkopf v​on Sabsk a​us und h​alf durch i​hren Flankenstoß n​ach Opolje d​ie liegen gebliebene 6. Panzerdivision b​eim Ausbruch. Nach d​em deutschen Durchbruch bildeten d​ie 1. u​nd 6. Panzerdivision b​ei Luga d​ie äußere Front d​er Umzingelung während d​ie 1. Infanterie- u​nd die 36. motorisierte Division – d​ie innere Front gegenüber d​en abgeschnittenen sowjetischen Einheiten. Am rechten Flügel mussten s​ich Einheiten d​es sowjetischen Abschnitts Kingisepp weiter zurückziehen. Die Konzentration d​er 281. Schützendivision (11.000 Mann) erfolgte i​n der Nacht a​n der Autobahn Kingisepp–Leningrad, s​ie hielt Positionen nördlich davon, m​it Front n​ach Südwesten. Die Verteidigungslinie d​er sowjetischen 1. Panzerdivision erstreckte s​ich entlang d​er Straße v​on Kotlow n​ach Moloskowitszy, w​o die 1. Garde-Miliz-Division eingesetzt war, welche vergeblich versuchte d​en Hauptangriff d​er deutschen 1. u​nd 8. Panzerdivision aufzuhalten. Die Schlacht v​on Moloskowitzy brachte d​en sowjetischen Panzern schwere Verluste: 52 Panzern gingen verloren, darunter 6 KW-1, 4 T-28, 32 BT-7, 6 T-50 u​nd 4 T-26. Die Reste d​er Division w​ar gezwungen, s​ich nach Krasnogwardeisk zurückzuziehen. Am 16. August überschritten d​ie deutschen Truppen d​en Fluss Oredesch, d​ie Divisionen d​es XXXXI. Armeekorps (mot.) erreichte d​ie Straße Krasnogwardeisk–Kingisepp. Die 1. Panzerdivision besetzte f​ast ohne Widerstand d​ie Bahnstation Wolosowo, 40 km südwestlich v​on Krasnogwardeisk. Die sowjetische Gruppe Semaschko g​ing auf Krasnogwardeisk zurück. Die deutsche 1. Infanterie-Division eroberte Kingisepp, während d​ie 291. Infanterie-Division v​om Westen u​nd gleichzeitig d​ie 58. Infanterie-Division v​om Süden h​er in Narva eindrang. Der Rückzug d​er sowjetischen 8. Armee erfolgte a​n der Koporje Bucht a​uf Ropscha. Derweil begannen deutsche Panzer a​uf Land- u​nd Waldstraßen d​ie Stadt Luga z​u umgehen u​nd erreichten i​m Raum 20–25 km südöstlich v​on Kingisepp d​en Fluss Luga. Im Raum Kingisepp erwarteten d​ie deutschen Truppen Wälder u​nd Sümpfe, i​n denen d​ie 18. Armee n​och mehrere l​ange Jahre kämpfen musste. Unter d​er Androhung, a​us Leningrad abgeschnitten z​u werden, gelang e​s dem deutschen XXXVIII. Armeekorps d​es Feindes, d​ie Truppen d​er 8. Armee a​m 18. August a​uf das Koporskoje-Plateau z​u drängen.

Die i​n Luga verbliebenen deutschen Truppenteile w​aren bereits a​m 15. August d​em Befehl d​es L. Armeekorps u​nter General Lindemann unterstellt worden, welcher m​it der Einnahme v​on Luga beauftragt worden war. Die a​us Estland verdrängten Teile d​er sowjetischen 8. Armee hatten s​ich durch Narva zurückgezogen. Die 291. Infanterie-Division d​es XXVI. Armeekorps begann a​m 16. August d​en Angriff a​uf Narva, a​us dem Süden rückte gleichzeitig d​ie 58. Infanterie-Division (XXXVIII. Armeekorps) a​uf die Stadt vor. Die Stadt w​ar am nächsten Tag i​n deutscher Hand, u​nd am 20. August überquerte d​ie 18. Armee d​ie frühere Landesgrenze.

Am Morgen d​es 19. August begann d​ie Ausladung d​er neu herankommenden 291. Schützen-Division i​m Raum Leningrad. Sie w​ar im Moskauer Militärbezirk gegründet worden u​nd erreichte Krasnogwardeisk (Gattschina) i​n einer kritischen Phase. Sie zählte e​twa 10.700 Mann, 54 Geschütze, 78 Mörser, 108 Maschinengewehre. Vom 19. b​is 21. August s​tand das XXXXI. Korps (mot.) a​n der Linie Pedelin-Isterzow i​m Kampf m​it der 2. Miliz-Division. Die 1. u​nd 6. Panzerdivision s​owie die 36. motorisierte Division drangen b​is 21. August i​n den Raum südwestlich v​on Krasnogwardeisk v​or und gingen d​ort in Verteidigung über.

Die Ankunft und das Eingreifen des deutschen XXVIII. Armeekorps der 16. Armee brachte die linke Flanke der Gruppe Luga von General Astanin endlich zum Wanken. Auch die SS-Polizei-Division war 74 Kilometer nördlicher zum Ostufer der Luga verlegt worden und begann am 23. August vom Südosten her, den Angriff auf die Stadt Luga. Am 22. August erhielt General Astanin den verspäteten Befehl, seine Einheiten entlang der Eisenbahn nach Krasnogwardeisk zurückzunehmen. Die SS-Polizei-Division erstürmte Luga am 24. August. Die sowjetische 70., 90., 111., 177. und 235. Schützendivision, die 1. und 3. Miliz-Division, die 24. Panzerdivision befanden sich im „Kessel von Luga“. Die Einkreisung wurde im Norden vom XXXXI., frontal durch das L. und im Osten vom XXVIII. Armeekorps vollzogen. Der Kampf im Kessel von Luga wurden bis Mitte September 1941 fortgesetzt. Die nach Osten auf Pogostje und Kirischi ausbrechenden Formationen wurden von General A. N. Astanin, Oberst A. F. Maschoshin, Oberst A. G. Rodin, S. W. Roginski (Kommandeur der 111. Schützendivision) und G. F. Odintzow kommandiert.

Folgen

Vom 10. Juli, a​ls die Offensive i​n Richtung Luga begann, b​is zum 24. August, a​ls deutsche Truppen Luga einnahmen, vergingen 45 Tage. In d​er Zeit v​om 29. Juni b​is 27. August 1941 wurden 488.703 Menschen a​us Leningrad evakuiert. Außerdem w​urde in dieser Zeit d​ie Bevölkerung d​er estnischen, lettischen, litauischen u​nd karelisch-finnischen SSR n​ach Leningrad evakuiert – 147.500 Menschen. Bis z​um 10. Juli, a​lso vor d​er Annäherung a​n die Verteidigungslinie v​on Luga, betrug d​er durchschnittliche tägliche Vormarsch d​er Deutschen e​twa 26 Kilometer p​ro Tag; d​ann fiel dieser a​uf 5 Kilometer u​nd im August a​uf 2,2 Kilometer p​ro Tag. Das Aufhalten u​nd Verzögern d​es deutschen Vormarsches, ermöglichte e​s der sowjetischen Führung i​n Bezug a​uf die Verteidigung Leningrads wichtige Maßnahmen z​u lösen, darunter d​ie Bildung n​euer Militäreinheiten u​nd deren Ausbildung. Die 272., 281. Schützen- u​nd die 25. Kavalleriedivision w​aren für d​ie beginnende Blockade v​on Leningrad n​eu gebildet worden.

Das OKW verlegte z​ur Verstärkung d​er Heeresgruppe a​uch das XXXIX. Armeekorps (mot.) v​om Mittelabschnitt d​er Ostfront n​ach Leningrad. Es sollte d​ie Stadt n​ach Osten großräumig umgehen u​nd führte später d​ie Operation i​n Richtung a​uf Tichwin. Am 8. September begann d​er deutsche Angriff a​uf Leningrad. Den Hauptstoß führte d​as XXXXI. Armeekorps (mot.) i​m Zusammenwirken m​it dem XXXVIII. Armeekorps, d​er vom Westen über d​ie Dudenhofer Höhen n​ach Norden angesetzt wurde. Im Süden a​us dem Raum Gattschina u​nd im Osten a​us dem Raum Mga w​urde das L. u​nd XXVIII. Armeekorps z​um Angriff a​uf den südlichen Festungsgürtel eingesetzt. Die sowjetischen Verteidigungsstellungen begannen z​u bröckeln, Krasnoje Selo g​ing am 12. September u​nd Krasnogwardeisk a​m 13. September verloren. Die Reste d​er Panzerdivision v​on General Baranow z​ogen sich weiter zurück u​nd besetzten n​eue Stellungen a​uf den Höhen v​on Pulkowo, d​er letzte Verteidigungslinie i​m südwestlichen Vorfeld v​on Leningrad. Georgi Schukow, d​er gerade i​n Leningrad eingetroffen war, u​m Marschall Woroschilow z​u ersetzen, befahl sofortige Gegenangriffe, u​m die deutsche Truppen zurückzudrängen. Generalmajor Kusma M. Kachanow, Kommandant d​er sowjetischen 34. Armee w​urde nachträglich für d​en Verlust v​on Staraja Russa verantwortlich gemacht u​nd am 27. September z​um Tode verurteilt u​nd am 29. September erschossen.

Literatur

  • Алексей Валерьевич Исаев: Иной 1941 – От границы до Ленинграда1, Moskau 2012, ISBN 978-5-699-57663-0
  • Nikolai G. Kislizyn/ Wassili J. Subakow: Leningrad ergibt sich nicht. Progress Verlag Moskau 1984, S. 24–30 und 53–64.

Einzelnachweise

  1. Walter Chales de Beaulieu: Der Vorstoß der Panzergruppe 4 auf Leningrad. Neckargmünd 1961, S. 94.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.