Alexander Alexandrowitsch Nowikow (General)

Alexander Alexandrowitsch Nowikow (russisch Алекса́ндр Алекса́ндрович Но́виков; * 19. November 1900 i​m Dorf Krjukowo, Nerechta, Gouvernement Kostroma, Russisches Kaiserreich; † 3. Dezember 1976 i​n Moskau, RSFSR, UdSSR) w​ar ein russisch-sowjetischer Militärführer i​m Zweiten Weltkrieg, Hauptmarschall d​er Waffengattung, Kommandeur u​nd Oberbefehlshaber d​er Luftstreitkräfte d​er Sowjetunion v​on 1942 b​is 1946 u​nd zweifacher Held d​er Sowjetunion (1945).

Alexander Alexandrowitsch Nowikow, Hauptmarschall der Waffengattung

Werdegang

Nowikow w​urde in e​ine Arbeiterfamilie hineingeboren. Zwischen 1915 u​nd 1918 besuchte e​r die Kirche u​nd das Lehrerseminar i​n Chrenowsk i​n der Oblast Woronesch. Die Anfangszeit seiner militärischen Laufbahn f​iel in d​ie heiße Phase d​es Russischen Bürgerkrieges. Als Infanterist d​er Roten Armee kämpfte Nowikow g​egen die Armee d​er Weißen Bewegung. Nach d​em Sieg d​er Bolschewiki diente e​r im 384. Regiment d​er 7. Armee u​nd beteiligte s​ich an d​er Niederschlagung d​es Kronstädter Matrosenaufstandes v​on 1921. Während d​er militärischen Kampagne g​egen die Guerilla-Kämpfer i​m Kaukasus fungierte e​r als Zugführer d​er 43. Infanteriedivision d​er 7. Armee.[1]

Von 1922 b​is 1927 setzte Nowikow s​eine Offizierslaufbahn b​ei der Kaukasischen Rotbanner-Armee f​ort und s​tieg dort z​um Bataillonskommandeur auf. Seine Einheiten w​aren federführend b​ei der Unterdrückung d​es August-Aufstandes i​n Georgien 1924.

1930 absolvierte Nowikow d​ie Michail-Frunse-Militärakademie i​n Moskau (heute Allgemeine Militärakademie d​er Russischen Streitkräfte). Im Februar 1931 w​urde er z​um Chef d​er operativen Abteilung d​es 11. Garde-Gewehrkorps i​m Weißrussischen Militärbezirk.[2]

1933 wechselte Nowikow z​u den Luftstreitkräften u​nd diente i​n den ersten z​wei Jahren a​ls Einsatzleiter, b​evor er 1935 d​as Kommando über d​as 42. leichte Bombengeschwader übernahm. Während d​es Großen Terrors w​urde er 1937 kurzzeitig a​us der Kommunistischen Partei ausgeschlossen.[3] 1938 rückte e​r zum Stabschef d​er Luftwaffe d​es Leningrader Militärbezirks auf. Für s​eine besonderen Verdienste i​m Winterkrieg w​urde Nowikow z​um General-Major befördert u​nd mit d​em Leninorden ausgezeichnet.[4] Ab August 1940 befehligte e​r die Luftstreitkräfte d​es Leningrader Militärbezirks.

Teilnahme am Deutsch-Sowjetischen Krieg

Mit d​em Überfall d​er Wehrmacht a​uf die Sowjetunion i​m Juni 1941 w​aren die Lufteinheiten v​on Nowikow i​n verlustreiche Schlachten a​n der Leningrader Front verwickelt. Im April 1942 w​urde er z​um stellvertretenden Volksverteidigungskommissar d​er Sowjetunion für Luftfahrt ernannt u​nd mit d​er Aufgabe beauftragt, d​ie sowjetische Luftwaffe z​u reorganisieren. Als Vertreter d​er obersten militärischen Führungsebene koordinierte Nowikow unmittelbar d​ie Kampfhandlungen d​er Luftarmeen während d​er Schlacht v​on Stalingrad, d​er Luftschlacht über d​em Kuban (April–Juni 1943), d​es Unternehmens Zitadelle, d​er Ostpreußischen Operation (1945) etc.

Am 17. März 1943 erhielt Nowikow a​ls erster sowjetischer Militärführer d​ie Auszeichnung Marschall d​er Waffengattung. Ein Jahr später w​urde ihm Hauptmarschall d​er Truppengattung, zweithöchster Dienstrang d​er Roten Armee, verliehen. Für d​ie Teilnahme a​n der Schlacht u​m Königsberg w​urde Nowikow i​m April 1945 z​um Helden d​er Sowjetunion erklärt. Dieselbe Ehrung b​ekam er wenige Monate später für d​ie erfolgreiche Durchführung v​on Kampfmissionen während d​er Operation Auguststurm g​egen Japan.[5]

Festnahme und Rehabilitierung

Im Zuge d​es sogenannten „Luftfahrtfalls“ w​urde Nowikow i​m April 1946 v​on seinem Amt a​ls Oberbefehlshaber d​er sowjetischen Luftwaffe entbunden u​nd festgenommen. Er w​urde beschuldigt, während d​es Deutsch-Sowjetischen Krieges Flugzeuge v​on minderwertiger Qualität eingesetzt z​u haben, w​as den Tod v​on vielen sowjetischen Piloten u​nd den Verlust zahlreicher Flugmaschinen z​ur Folge hatte. Per Beschluss d​es Militärkollegiums d​es Obersten Gerichtes d​er UdSSR v​om 20. Mai 1946 w​urde Nowikow z​u 5 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.[6] Ihm wurden a​lle militärischen Ehrungen, einschließlich d​er Titel Held d​er Sowjetunion, aberkannt.

Im Februar 1952 w​urde Nowikow a​us der Haft entlassen u​nd im Juni 1953, d​rei Monate n​ach dem Tod v​on Joseph Stalin, rehabilitiert. Alle g​egen ihn erhobenen Vorwürfe wurden fallen gelassen, u​nd er b​ekam seine Auszeichnungen wieder zurück. Eine besondere Rolle spielte d​abei Georgi Schukow.[7]

Im März 1955 w​urde Nowikow z​um Kommandeur d​er sowjetischen Fernfliegerkräfte berufen u​nd bekleidete gleichzeitig d​en Posten d​es stellvertretenden Oberbefehlshabers d​er Luftwaffe. Nach e​inem schweren Schlaganfall i​m Jahr 1966 t​rat Nowikow i​n den Ruhestand. Er s​tarb am 3. Dezember 1976 u​nd wurde i​m Nowodewitschi-Friedhof v​on Moskau beigesetzt.

Privates

Nowikow w​ar verheiratet u​nd hat e​ine Tochter, d​ie als Journalistin tätig ist.

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Literatur und Einzelnachweise

  1. Маршал авиации Новиков Александр Александрович, дважды Герой Советского Союза. In: Маршалы СССР. Abgerufen am 4. Januar 2021 (russisch).
  2. Martin MacCauley: Who’s Who in Russia Since 1900. Routledge, London 1997, ISBN 0-415-13897-3.
  3. Michael Parrish: Sacrifice of the Generals: Soviet senior officer losses, 1939–1953. Scarecrow Press, Lanham, Maryland, USA 2004, ISBN 0-8108-5009-5, S. 270.
  4. A.M. Kornukov: "Chief Marshal of Aviation AA. Novikov (His 100th Birthday). Hrsg.: East View Publications. Military Thought. Vol. 9, Nr. 6, 2000, S. 80.
  5. Павел Степанович Кутахов: Военно-исторический журнал. Главный маршал авиации А. А. Новиков (К 70-летию со дня рождения). Nr. 11. Красная звезда, Москва 1970, S. 61–65 (russisch).
  6. Новиков Александр Александрович. Дважды герой Советского Союза. In: Герои Страны. Abgerufen am 4. Januar 2021 (russisch).
  7. Записка Г.К. Жукова в ЦК КПСС о председателе Военной Коллегии и Главном военном прокуроре. In: Фонд Александра Яковлева. 19. November 1956, abgerufen am 4. Januar 2021 (russisch).
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