Leningrad-Nowgoroder Operation
Die Leningrad-Nowgoroder Operation (russisch Ленинградско-Новгородская операция) war eine Winterschlacht zwischen Verbänden der Roten Armee und der Wehrmacht an der Ostfront des Zweiten Weltkrieges, die vom 14. Januar bis zum 1. März 1944 andauerte und zur endgültigen Aufhebung der Leningrader Blockade führte. Im Laufe dieser Operation wurden vier Unteroperationen durchgeführt: Krasnoseljsk-Ropschaer, Nowgorod-Lugaer, Kingissepp-Gdower und die Staraja Russa-Noworschewer Operation.[1]
Vorgeschichte
Nach dem Ende des deutschen Vormarsches und der Blockade Leningrads Ende 1941 war es den sowjetischen Truppen in der Schlacht am Wolchow Anfang 1942 und in der Ersten Ladoga-Schlacht im Sommer des gleichen Jahres nicht gelungen, die Belagerung zu beenden.
Erst in der Zweiten Ladoga-Schlacht Anfang 1943 konnten die sowjetischen Truppen einen schmalen Korridor südlich des Ladogasees öffnen, der aber weiterhin in der Reichweite deutscher Artillerie lag. Im Rahmen der Operation Polarstern (10. Februar bis 1. April 1943) und in der Dritten Ladoga-Schlacht im Sommer 1943 versuchte die Rote Armee erfolglos, die Blockade endgültig zu sprengen.
Beteiligte Verbände
Die deutsche Heeresgruppe Nord unter Georg von Küchler (später Walter Model) bestand mit der 16. und 18. Armee aus etwa 741.000 Soldaten, 385 Panzern sowie 10.000 Geschützen und Mörsern. Ihr gegenüber standen die Leningrader Front unter Leonid Alexandrowitsch Goworow, die Wolchow-Front unter Kirill Afanassjewitsch Merezkow und die 2. Baltische Front unter Markian Michailowitsch Popow.
Verteidigungsstellung Nordwall
Der sogenannte Nordwall bot den deutschen Truppen trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit eine gute Verteidigungsposition. Er befand sich zwischen dem Finnischen Meerbusen und dem Ilmensee und war etwa 230 bis 260 km tief. Fast alle wichtige Ortschaften und Knotenpunkte wurden für eine Rundumverteidigung vorbereitet.
Verlauf
Am 12. Januar 1944 griff die 2. Baltische Front an und wurde in zähe Kämpfe bei Nowosokolniki verwickelt. Zwei Tage später begann die 2. Stoßarmee der Leningrader Front aus dem Brückenkopf von Oranienbaum auszubrechen. Die 2. Stoßarmee war vorher heimlich mit etwa 44.000 Mann, 600 Geschützen und weiterem Material über den Finnischen Meerbusen verschifft worden. Am 15. Januar trat auch die 42. Armee der Leningrader Front zum Angriff an, die ab dem 16. Januar auch von der 59. Armee der Wolchow-Front unterstützt wurde. Am 17. Januar wurde die erste deutsche Verteidigungslinie durchbrochen und die Wehrmacht begann sich aus Krasnoje Selo, Ropscha und Urizk zurückzuziehen.
Um den sowjetischen Vorstoß aufzuhalten, wurden drei Infanteriedivisionen und Teile der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“ in das Kampfgebiet verlegt. Am 19. Januar eroberte die Rote Armee Krasnoje Selo und Ropscha von deutscher Besatzung zurück, und am 30. Januar fielen auch Puschkin und Gattschina und der Fluss Luga wurde erreicht. Die Stadt Luga wurde am 12. Februar von den sowjetischen Truppen eingenommen und am 15. Februar die Narwa sowie das östliche Ufer des Peipussees erreicht. Am 15. Februar wurde die Wolchow-Front aufgelöst und ihre Verbände der Leningrader und der 2. Baltischen Front unterstellt. In der zweiten Hälfte des Februars wurden von der Leningrader Front die Narwa-Brückenköpfe erweitert. Am Ende des Februars erreichten die sowjetischen Verbände die Pskow-Ostrow-Verteidigungslinien und versuchten, sie zu durchbrechen. Da die deutsche Verteidigung zu stark war, wurde die Operation am 1. März 1944 beendet.[2]
Ergebnis
Die Rote Armee stieß auf einer 600 km breiten Front etwa 180 bis 280 km nach Süden und Westen vor, sprengte die Belagerung von Leningrad, zerschlug 26 Divisionen der Achsenmächte, davon drei vollständig,[3] und betrat zum ersten Mal Estland. Das Leningrader und das Kalininer Gebiet wurden von deutscher Besatzung zurückerobert. Die sowjetischen Verluste betrugen 314.000 Soldaten, davon 77.000 Tote.[4] Die mangelnde Erfahrung der Oberkommandos der beteiligten Fronten verhinderte jedoch große Durchbruchserfolge wie im Süden. Die deutsche 18. Armee konnte sich der Einschließung entziehen und geordnet Abwehrstellungen an der sogenannten Panther-Wotanlinie entlang der Narva beziehen und dort den Kampf fortsetzen.[5]
Einzelnachweise
- ЛЕНИНГРАДСКО-НОВГОРОДСКАЯ СТРАТЕГИЧЕСКАЯ НАСТУПАТЕЛЬНАЯ ОПЕРАЦИЯ (Memento vom 30. März 2010 im Internet Archive)
- David M. Glantz, Jonathan House: When Titans Clashed. How the Red Army Stopped Hitler. University of Kansas Press, Lawrence 1995, S. 192–193.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 5. Mai 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- G. F. Kriwoschejew (Hg.): Rossija i SSSR w wojnach XX weka. Poteri wooruschennych sil. Statistitscheskoje issledowanie. Reihe Archiv. Olma-Press, Moskau 2001, ISBN 5-224-01515-4 (Memento vom 30. März 2010 im Internet Archive) (russisch)
- David M. Glantz, Jonathan House: When Titans Clashed. S. 193.
Literatur
Bei der Betrachtung sowjetischer Quellen mit Ausnahme von Samisdat- und Tamisdat-Literatur, die bis zum Jahr 1987 veröffentlicht wurden, muss die Tätigkeit der sowjetischen Zensurbehörden (Glawlit, Militärzensur) bei der Revision diverser Inhalte im Sinne der sowjetischen Ideologie berücksichtigt werden. (→Zensur in der Sowjetunion)
- G. F. Kriwoschejew (Hg.): Rossija i SSSR w wojnach XX weka. Poteri wooruschennych sil. Statistitscheskoje issledowanie. Reihe Archiv. Olma-Press, Moskau 2001, ISBN 5-224-01515-4 (russisch) (Memento vom 30. März 2010 im Internet Archive)
- S. P. Platonow (Hg.): Bitwa sa Leningrad 1941–1944. Voenizdat, Moskau 1964.