Liste der Stolpersteine in Bad Brückenau
Diese Liste der Stolpersteine in Bad Brückenau enthält die Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunstprojekts von Gunter Demnig in der unterfränkischen Stadt Bad Brückenau verlegt wurden. Mit ihnen soll Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden, die in Bad Brückenau lebten und wirkten. Die 10 cm × 10 cm × 10 cm großen Betonquader mit Messingtafel sind in den Bürgersteig vor jenen Häusern eingelassen, in denen die Opfer einmal zu Hause waren. Die Inschrift der Tafel gibt Auskunft über ihren Namen, ihr Alter und ihr Schicksal. Die Stolpersteine sollen dem Vergessen der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entgegenwirken.
Die Initiative für die Verlegung der ersten Stolpersteine in Bad Brückenau 2018 ging von Oberstufenschülern des Bad Brückenauer Franz-Miltenberger-Gymnasiums aus,[1] die im Rahmen des Projektseminars „Jüdisches Leben in Bad Brückenau-Erinnerung, Mahnung und Auftrag“[2] die 26-seitige Broschüre „Jüdisches Leben in Brückenau“ entwarfen und durch ihr Engagement den Stadtrat von Bad Brückenau überzeugten, der Verlegung zuzustimmen. Knapp zehn Jahren zuvor war dies noch abgelehnt worden.[3]
Verlegte Stolpersteine
In Bad Brückenau wurden an zehn verschiedenen Standorten 23 Stolpersteine verlegt.
Stolperstein | Inschrift | Standort | Name, Leben |
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HIER WOHNTE BERNHARD FRANK JG. 1898 UNFREIWILLIG VERZOGEN FRANKFURT M. DEPORTIERT 1942 MAJDANEK ERMORDET 10.7.1942 |
Ludwigstraße 16 | Bernhard Frank, eigentlich Baruch, wurde am 1. März 1898 in Bad Brückenau geboren. Seine Eltern waren Meir Frank (1868–1907) und Hannah geb. Feuchtwanger (geb. 1870). Er hatte zwei Schwestern, geboren 1894 und 1904, Zipoire Leie, später verehelichte Rosenbaum, und Fany Fegele, später verehelichte Bloch. Er heiratete Selma geb. Löwenthal, geboren am 7. August 1892 in Ronsdorf. Die Ehe wurde geschieden. Anfang der 1940er Jahre musste Bernhard Frank seine Geburtsstadt verlassen und übersiedelte nach Frankfurt am Main. Er wurde am 11. Juni 1942 in das Konzentrationslager Majdanek deportiert und wurde dort am 10. Juli 1942 ermordet.[4]
Auch seine Ex-Ehefrau wurde im Zuge der Shoah ermordet, und zwar am 9. Oktober 1942 in Auschwitz.[5] Seine Mutter, die Schwestern sowie deren Ehemänner und Kinder konnten rechtzeitig in die Schweiz flüchten und überleben. | |
HIER WOHNTE FERDINAND FRÖHLICH JG. 1898 'SCHUTZHAFT' 1938 DACHAU DEPORTIERT 1941 KOWNO FORT IX ERMORDET 25.11.1941 |
Ludwigstraße 18 |
Ferdinand Fröhlich wurde am 25. August 1898 in Greußenheim geboren. Seine Eltern waren David und Babette Fröhlich. Er hatte zumindest eine Schwester, Ida. Er führte das Schuhhaus J. Adler in der Ludwigstraße und heiratete Selma geb. Goldschmidt. Das Paar hatte einen Sohn, Herbert David. Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP verschlechterte sich die Lage für die Juden der Stadt dramatisch. Ferdinand Fröhlich musste das Geschäft aufgeben. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde er verhaftet und im KZ Dachau interniert. 1939 musste er mit Frau und Sohn nach Frankfurt am Main übersiedel. Die Familie wurde am 22. November 1941 von Frankfurt in das besetzte Litauen deportiert und unmittelbar nach der Ankunft am 25. November 1941 in Kowno ermordet.[6]
Die Shoah überleben konnte seine Schwester. Im Jahr 1970 übermittelte sie die Todesfallmeldung an Yad Vashem. Sie hieß damals Ida Frank und lebte in Flushing, N.Y.[7] | |
HIER WOHNTE HERBERT DAVID FRÖHLICH JG. 1932 DEPORTIERT 1941 KOWNO FORT IX ERMORDET 25.11.1941 |
Ludwigstraße 18 |
Herbert David Fröhlich wurde am 27. September 1932 in Bad Brückenau als Sohn von Ferdinand Fröhlich und Selma geb. Goldschmidt geboren. 1939 übersiedelte die Familie nach Frankfurt am Main. Im Alter von neun Jahren wurde der Junge gemeinsam mit seinen Eltern verhaftet. Alle drei wurden am 22. November 1941 von Frankfurt in das besetzte Litauen deportiert und unmittelbar nach der Ankunft am 25. November 1941 in Kowno ermordet.[6][8] | |
HIER WOHNTE SELMA FRÖHLICH GEB. GOLDSCHMIDT JG. 1901 DEPORTIERT 1941 KOWNO FORT IX ERMORDET 25.11.1941 |
Ludwigstraße 18 |
Selma Fröhlich geb. Goldschmidt wurde am 12. August 1901 in Bad Brückenau geboren. Ihre Eltern waren Leopold Goldschmidt (1863–1931) aus Heubach und dessen Ehefrau Thirza geb. Levi (1866–1925) aus Züntersbach. Sie hatte vier Brüder, Max (1892–1941), Isaak (1893–1942), Emil (1897–1918) und Alfred (1903–?). Ihr Vater handelte mit Farben und Lacken. Die Familie wohnte ab 1899 in Bad Brückenau. Sie heiratete Ferdinand Fröhlich, der das Schuhhaus J. Adler in der Ludwigstraße führte. Das Paar hatte einen Sohn, Herbert David. Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP verlor der Ehemann das Geschäft, 1939 übersiedelte er mit Frau und Sohn nach Frankfurt Main. Die Familie wurde am 22. November 1941 von Frankfurt in das besetzte Litauen deportiert und unmittelbar nach der Ankunft am 25. November 1941 in Kowno ermordet.[6][9]
Der jüngste Bruder von Selma Fröhlich soll bereits 1927 ausgewandert sein. Max Goldschmidt, dessen Frau und Sohn wurden ebenfalls 1941 in Kowno ermordet. Isaak Goldschmidt, dessen Frau und drei der vier Kinder wurden im April 1942 nach Lublin verschleppt und ermordet. Für ihn und seine Familie wurden in Würzburg Stolpersteine verlegt.[10] | |
HIER WOHNTE LUDWIG GOLDSCHMIDT JG. 1923 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 FRANKFURT M. DEPORTIERT 1941 KOWNO FORT IX ERMORDET 25.11.1941 |
Unterhainstraße 25 |
Ludwig Goldschmidt wurde 1923 in Bad Brückenau als Sohn von Max Goldschmidt und Sybilla geb. Klein geboren. Er hatte eine ältere Schwester, Elise, geboren 1920. Sein Vater führte eine Eisenwarenhandlung und war zeitweilig Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Die Schwester konnte rechtzeitig nach England flüchten und vor dort später in die Vereinigten Staaten. Die Familie musste die Heimatstadt verlassen und 1939 nach Frankfurt am Main übersiedeln. Ludwig Goldschmidt wurde gemeinsam mit seinen Eltern am 22. November 1941 von Frankfurt am Mann nach Litauen deportiert und dort unmittelbar nach der Ankunft am 25. November 1941 im Fort IX von Kowno vom NS-Regime ermordet.
Auch viele seiner entfernteren Verwandten wurden Opfer der Shoah. Beispielsweise ermordete das NS-Regime auch seine Tante Selma Fröhlich und seinen Onkel Isaak Goldschmidt sowie deren Familien. | |
HIER WOHNTE MAX GOLDSCHMIDT JG. 1892 'SCHUTZHAFT' 1938 DACHAU UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 FRANKFURT M. DEPORTIERT 1941 KOWNO FORT IX ERMORDET 25.11.1941 |
Unterhainstraße 25 |
Max Goldschmidt wurde am 1892 in geboren. Seine Eltern waren Leopold Goldschmidt (1863–1931) aus Heubach und dessen Ehefrau Thirza geb. Levi (1866–1925) aus Züntersbach. Er hatte vier Geschwister, Isaak (1893–1942), Emil (1897–1918), Selma (1901–1941) und Alfred (1903–?). Er führte eine Eisenwarenhandlung in Bad Brückenau. Er heiratete Sybilla geb. Klein. Das Paar hatte zwei Kinder, Elise, geboren 1920, und Ludwig, geboren 1923. In den 1920er Jahren war er Vorsteher der jüdischen Gemeinde der Stadt. Die Tochter erinnerte sich später an einer Reihe antisemitischer Ausschreitungen in ihrer Heimatstadt ab 1933. Sie wurde im Alter von fünfzehn Jahren nach Würzburg geschickt, wo sie sich sicherer fühlte, denn es gab dort eine substantielle jüdische Gemeinde.[11] Die Tochter konnte rechtzeitig nach England flüchten und vor dort später in die Vereinigten Staaten. Die Familie musste die Heimatstadt verlassen und 1939 nach Frankfurt am Main übersiedeln. Max Goldschmidt wurde gemeinsam mit Frau und Sohn am 22. November 1941 von Frankfurt am Mann nach Litauen deportiert und dort unmittelbar nach der Ankunft am 25. November 1941 im Fort IX von Kowno vom NS-Regime ermordet.
Die Tochter konnte in den USA überleben. Sie heiratete, hieß dann Elise Schapira und starb 1998. Der jüngste Bruder soll bereits 1927 ausgewandert sein. Selma Fröhlich, deren Mann und Sohn wurden ebenfalls 1941 in Kowno ermordet. Isaak Goldschmidt, dessen Frau und drei der vier Kinder wurden im April 1942 nach Lublin verschleppt und ermordet. Für ihn und seine Familie wurden in Würzburg Stolpersteine verlegt.[10] | |
HIER WOHNTE SYBILLA GOLDSCHMIDT GEB. KLEIN JG. 1891 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 FRANKFURT M. DEPORTIERT 1941 KOWNO FORT IX ERMORDET 25.11.1941 |
Unterhainstraße 25 |
Sybilla Goldschmidt geb. Klein wurde am 18. Februar 1891 in Mittelstreu geboren. Sie heiratete Max Goldschmidt. Das Paar hatte zwei Kinder, Elise, geboren 1920, und Ludwig, geboren 1923. Die Tochter konnte rechtzeitig nach England flüchten und vor dort später in die Vereinigten Staaten. Die Familie musste die Heimatstadt verlassen und 1939 nach Frankfurt am Main übersiedeln. Sybilla Goldschmidt wurde gemeinsam mit Mann und Sohn am 22. November 1941 von Frankfurt am Mann nach Litauen deportiert und dort unmittelbar nach der Ankunft am 25. November 1941 vom NS-Regime ermordet.
Im schriftlichen Nachlass ihrer Tochter, gestorben 1998, befinden sich auch Briefe von Sybilla und Max Goldschmidt. Die Elise Schapira papers wurden im U.S. Holocaust Memorial Museum archiviert.[12] | |
HIER WOHNTE HERMINE KAHN GEB. ADLER JG. 1877 [...] |
Kissinger Straße 11 |
Hermine Kahn geb. Adler wurde am 21. September 1877 in Lieblos geboren. Ihr Ehemann, Abraham Kahn, führte ein Geschäft für technische Öle, Fette und Lacke. Das Paar hatte zumindest eine Tochter, Irma. Der Ehemann starb 1927 im Alter von 49 Jahren. Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP 1933 nahmen die Repressionen Jahr für Jahr zu, 1939 zog die Witwe daher nach Frankfurt am Main. Am 25. April 1940 wurde ihre Tochter in der Landesheilanstalt Weilmünster bei Limburg ermordet. Auch Hermine Kahn wurde laut Bundesarchiv vom NS-Regime ermordet, wann und wo ist unbekannt.[6][13] | |
HIER WOHNTE IRMA KAHN JG. 1912 [...] |
Kissinger Straße 11 |
Irma Kahn wurde 1912 geboren. Ihre Eltern waren Abraham Kahn, verstorben 1927, und Hermine geb. Adler, geboren 1877. Sie besuchte das Franz-Miltenberger-Gymnasium in Bad Brückenau. Im Jahr 1930 machte sie ihren Abschluss am so genannten Progymnasium und gehörte zur ersten Abschlussklasse. 1934 übersiedelte sie nach Frankfurt am Main. Später kam sie in die Landesheilanstalt Weilmünster bei Limburg und wurde dort am 25. April 1940 im Rahmen des Euthanasieprogramms Aktion T4 ermordet.[6] | |
HIER WOHNTE JOSEF KAUFMANN JG. 1872 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1942 WÜRZBURG DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 10.8.1943 |
Wernarzer Straße 7 |
Josef Kaufmann wurde am 21. Januar 1872 geboren. Er heiratete Sara geb. Goldschmidt. Das Ehepaar führte das Hotel Kaufmann im Staatsbad, Wernarzer Straße 7. 1937 führte die Gestapo eine Razzia im Hotel durch, 1938 musste der Betrieb geschlossen werden. 1942 wurde das Ehepaar gezwungen, nach Würzburg zu übersiedeln. Es folgte am 24. September 1942 die Deportation nach Theresienstadt mit Transport No. II/26. Seine Transportnummer war 234, die seiner Frau 235. Dort kamen beide ums Leben: Josef Kaufmann wurde am 10. August 1943 ermordet, seine Frau am 26. Dezember 1943.[6][14] | |
HIER WOHNTE SARA KAUFMANN GEB. GOLDSCHMIDT JG. 1877 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1942 WÜRZBURG DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 26.12.1943 |
Wernarzer Straße 7 |
Sara Kaufmann geb. Goldschmidt wurde am 30. März 1877 in Würzburg geboren. Sie heiratete den Hotelier Josef Kaufmann und führte mit ihm das Hotel Kaufmann in Bad Brückenau. 1937 führte die Gestapo eine Razzia im Hotel durch, 1938 musste der Betrieb geschlossen werden. 1942 wurde das Ehepaar gezwungen, nach Würzburg zu übersiedeln. Es folgte am 24. September 1942 die Deportation nach Theresienstadt mit Transport No. II/26. Ihre Transportnummer war 235, die ihres Mannes 234. Dort kamen beide ums Leben: Josef Kaufmann wurde am 10. August 1943 ermordet, Sara Kaufmann am 26. Dezember 1943.[6][16] | |
HIER WOHNTE BERTA SPIER JG. 1876 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 17.9.1942 |
Ludwigstraße 20 |
Berta Spier und ihre Schwester Paula waren Modistinnen, sie führten das Hutgeschäft Spieri in der Ludwigstraße 20. Berta Spier wurde am 23. April 1876 in Gemünden geboren. Die Schwestern blieben unverheiratet. Der Dichter Josef Krug schrieb über die Schwestern und ihr Geschäft in der sogenannten Reichskristallnacht:
ein Stein durch die Scheibe 1939 mussten die Schwestern verfolgungsbedingt Bad Brückenau verlassen und sich in Frankfurt am Main niederlassen. Paula Spier erlag am 5. Dezember 1941 einem Krebsleiden. Neun Monate später, am 16. September 1942, wurde Berta Spier verhaftet und mit dem Transport XII/3 nach Theresienstadt deportiert. Ihre Transportnummer war 1051. Sie starb am Tag danach um 2 Uhr nachts. Als Todesursache ist SUIZIDIUM angegeben, durch „Sturz aus dem Fenster des II. Stockwerkes“ mit „FRACTURA CRANII“ (Schädelbruch).[2][18] | |
HIER WOHNTE PAULA SPIER JG. 1874 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1939 FRANKFURT M. GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET 5.12.1941 |
Ludwigstraße 20 |
Paula Spier und ihre Schwester Berta waren Modistinnen, sie führten das Hutgeschäft Spieri in der Ludwigstraße 20. Paula Spier wurde 1874 in Gemünden geboren. Die Schwestern blieben unverheiratet. 1939 mussten sie Bad Brückenau verlassen und sich in Frankfurt am Main niederlassen. Paula Spier erlag am 5. Dezember 1941 einem Krebsleiden.
Ihre Schwester wurde am 16. September 1942 verhaftet und nach Theresienstadt deportiert, wo sie sich in der Nacht ihres Einlangens aus dem Fenster stürzte und verstarb. | |
HIER WOHNTE MATHILDE STERN GEB. OPPENHEIMER JG. 1881 ... ... ... |
Alter Schlachthofweg 22 (Standort ) |
Mathilde Stern geb. Oppenheimer wurde am 5. Februar 1881 in Hörstein geboren. Am Pfingstmontag 1909 heiratete sie Siegmund Stern, einen Matzenbäcker in Bad Brückenau. Der Betrieb ging verloren und das Ehepaar musste Bad Brückenau verlassen. Am 16. September 1943 wurde beide mit dem Transport XII/3 von Frankfurt nach Theresienstadt deportiert. Ihre Transportnummer war 1202, die ihres Ehemannes war 1201. Siegmund Stern starb am 23. Mai 1943 in Theresienstadt. Ein Jahr später, am 16. Mai 1944, wurde Mathilde Stern mit dem Transport Ea in das Vernichtungslager Auschwitz überstellt. Ihre Transportnummer war 115. Auch sie wurde vom NS-Regime im Zuge der Shoah ermordet.[19][20] | |
HIER WOHNTE SIEGMUND STERN JG. 1874 ... ... ... ... ... |
Alter Schlachthofweg 22 (Standort ) |
Siegmund Stern betrieb eine Matzenbäckerei. Er wurde am 24. März 1874 in Züntersbach in Hessen geboren. Am Pfingstmontag 1909 heiratete Mathilde geb. Oppenheimer aus Hörstein. Die Eheleute mussten Bad Brückenau verlassen und nach Frankfurt am Main aussiedeln. Am 16. September 1943 wurde beide mit dem Transport XII/3 von Frankfurt nach Theresienstadt deportiert. Seine Transportnummer war 1201, ihre 1202. Siegmund Stern wurde am 23. Mai 1943 in Theresienstadt ums Leben gebracht.[2][21][22]
Seine Ehefrau wurde 1944 in Auschwitz ermordet. | |
HIER WOHNTE KAROLINE TANNENWALD GEB. MÜLLER JG. 1863 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1942 WÜRZBURG TOT 20.3.1943 VOR DER DEPORTATION |
Ludwigstraße 31 |
Karoline Tannenwald geb. Müller, auch Karolina, wurde am 19. März 1863 in Würzburg geboren. Ihre Eltern waren Adolf Müller (1838–1896), der aus Niederwerrn stammte, und Klara Müller geb. Müller aus Würzburg. Sie hatte sechs Geschwister, Eugen, Hugo, Ludwig, Gustav, Luzia und Justin. Die Mutter starb bereits um 1870. In der Folge heiratete der Vater ein zweites Mal. Mit ihrer Stiefmutter, Bertha geb. Lebrecht aus Schweinfurt, zeugte er weitere fünf Kinder, Camilla, Clothilde, Otto, Richard und Max. Sie heiratete Julius Tannenwald (geb. 1860 in Schmalnau). Das Paar etablierte sich in Bad Brückenau und bekam zwei Kinder, Klara (geb. 1891) und Lothar (geb. 1894). Ihr Mann führte S. Tannenwald und Söhne, ein Bank- und Textilwarengeschäft. Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1925 führte sie den Familienbetrieb fort. Die Stadt Bad Brückenau registrierte sie noch am 20. Juli 1938 als Inhaberin, doch noch im selben Jahr wurde der Betrieb liquidiert. Beide Kinder wurden verhaftet, am 25. April 1942 nach Kraśniczyn deportiert und im Raum Lublin ermordet. Wie weit sie Kenntnis von ihrer Ermordung hatte, ist nicht bekannt. Eigentlich sollte sie nach Theresienstadt deportiert werden sollen, doch dafür war sie zu schwach. Karoline Tannenwald wurde am 17. August 1942 in das israelitische Kranken- und Pfründnerhaus in Würzburg überstellt. Sie starb am Tag nach ihrem 80. Geburtstag, am 20. März 1943, in Würzburg.[6]
Es ist nicht bekannt, wo sie bestattet wurde. Der 2008 für sie in Rimpar verlegte Stolperstein trägt eine fehlerhafte Inschrift.[23] | |
HIER WOHNTE KLARA TANNENWALD JG. 1891 DEPORTIERT 1942 KRASNYSTAW ERMORDET |
Ludwigstraße 31 |
Klara Tannenwald wurde am 3. Mai 1891 in Brückenau geboren. Ihre Eltern waren Julius Tannenwald (1860–1925), der aus Schmalnau stammte, und Karoline geb. Müller (1863–1943) aus Würzburg. Sie hatte einen Bruder namens Lothar. Die Familie besaß die FirmaS. Tannenwald Söhne, bestehend aus einem Bankgeschäft und einem Konfektionsladen. Die Familie lebte in der Ludwigstraße 19. Die Geschwister Tannenwald und ihre kranke Mutter zählten zu den sieben letzten Juden von Brückenau. Sie verloren ihr Hab und Gut und mussten nach 1942 nach Würzburg aussiedeln. Klara und Lothar Tannenbaum wurden verhaftet, am 25. April 1942 nach Kraśniczyn deportiert und im Raum Lublin ermordet.[6][24]
Die Mutter, die in Würzburg geblieben war, starb dort am 20. März 1943. | |
HIER WOHNTE LOTHAR TANNENWALD JG. 1894 'SCHUTZHAFT' 1938 DACHAU DEPORTIERT 1942 KRASNYSTAW ERMORDET |
Ludwigstraße 31 |
Lothar Tannenwald wurde am 8. Oktober 1894 in Brückenau geboren. Seine Eltern waren Julius Tannenwald (1860–1925) und Karoline geb. Müller (1863–1943). Der Vater stammte aus Schmalnau, die Mutter aus Würzburg. Er hatte zumindest eine Schwester namens Klara. Die Familie besaß das Bankgeschäfts S. Tannenwald Söhne sowie einen Konfektionsladen, welches Lothar nach dem Tod seines Vaters leitete. Die Familie lebte in der Ludwigstraße 19. Die Geschwister Tannenwald und ihre kranke Mutter zählten zu den sieben letzten Juden von Brückenau. Sie verloren ihr Hab und Gut und mussten nach 1942 nach Würzburg aussiedeln. Lothar und Klara Tannenbaum wurden verhaftet, am 25. April 1942 nach Kraśniczyn deportiert und im Raum Lublin ermordet.[25]
Die Mutter, die in Würzburg geblieben war, starb dort am 20. März 1943. | |
HIER WOHNTE REGINA VANDEWART JG. 1879 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1936 BERLIN DEPORTIERT 1942 TRANSIT-GHETTO PIASKI ERMORDET |
Buchwaldstraße 15 | Regina Vandewart geb. Michalowsky wurde am 1. Juli 1879 im Ortsteil Oberriedenberg geboren. Sie heiratete Theodor Vandewart, geboren 1878. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Joseph, geboren 1915, und Gerda, die beide rechtzeitig in die Vereinigten Staaten emigrieren konnten. Das Ehepaar blieb in Deutschland und wurde am 28. März 1942 mit Transport No. 11 von Berlin in das Ghetto Piaski nahe Lublin verschleppt. Beide wurden vom NS-Regime ermordet.[26]
Beide Kinder heirateten, Joseph hatte zumindest ein Kind und zwei Enkelkinder. Die Kinder und ihre Partner lebten in New York City.[27] | |
HIER WOHNTE THEODOR VANDEWART JG. 1878 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1936 BERLIN DEPORTIERT 1942 TRANSIT-GHETTO PIASKI ERMORDET |
Buchwaldstraße 15 | Theodor Vandewart wurde am 14. November 1878 in Hofheim in Unterfranken geboren. Er heiratet Regina geb. Michalowsky, geboren 1879, die aus Bad Brückenau stammte. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Joseph, geboren 1915, und Gerda, die beide rechtzeitig in die Vereinigten Staaten emigrieren konnten. Das Ehepaar blieb in Deutschland und wurde am 28. März 1942 mit Transport No. 11 von Berlin in das Ghetto Piaski nahe Lublin verschleppt. Beide wurden vom NS-Regime ermordet.[28]
Joseph Vandewert heiratete Jeanette Goldberg, sie bekamen ein Kind und zwei Enkelkinder. Gerda Vandewert heiratete Kurt Löwensohn, den sie bereits in Deutschland kennen gelernt hatte. | |
HIER WOHNTE DOROTHEA ZELLER JG. 1890 ... ... ... |
Ludwigstraße 24 (Standort ) |
Dorothea Zeller geb. Oppenheimer wurde am 22. Juli 1890 im hessischen Langsdorf geboren. Ihre Eltern waren Maier Oppenheimer (1854–1918) und Gitta geb. Goldschmidt, geboren 1858 in Sterbfritz. Sie hatte drei Geschwister, Joseph (1885–1938), Johanna (1887–um 1942) und (1889–1928). Sie heiratete Max Zeller aus Bad Brückenau, dessen Familie das Bankgeschäft Gebrüder Zeller besaß. Das Paar bekam eine Tochter René Zeller, geboren 1927, genannt Reni. Die Familie wurde gefangen genommen, deportiert und am 25. November 1941 im Ghetto von Kowno in Litauen vom NS-Regime ermordet.
Auch Mutter und Schwester wurden Opfer der Shoah. Gitta Zeller wurde am 18. November 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ums Leben gebracht, Johanna und ihr Ehemann Lion Goldschmidt mutmaßlich im selben Jahr in Jugoslawien. | |
HIER WOHNTE MAX ZELLER JG. 1883 ... ... ... |
Ludwigstraße 24 (Standort ) |
Max Zeller, auch Moritz genannt, wurde am 23. Mai 1883 im hessischen Züntersbach geboren. Seine Eltern waren Abraham Zeller (1850–1908) und Rosa geb. Grünebaum (1855–1912), genannt Röschen. Er hatte vier Brüder und drei Schwestern. Die Familie besaß das Bankgeschäft Gebrüder Zeller.[2] Er heiratete Dorothea geb. Oppenheimer aus Langsdorf. Das Paar hatte eine Tochter René Zeller, geboren 1927, genannt Reni. Die Familie wurde gefangen genommen, deportiert und am 25. November 1941 im Ghetto von Kowno in Litauen vom NS-Regime ermordet.
Zumindest zwei seiner Geschwister wurden ebenfalls vom NS-Regime im Zuge der Shoah ermordet, beide 1942, Bertha Ehrenreich und ihr Ehemann in Riga sowie Matilde Leopold in Auschwitz. In die Emigration retten konnten sich Michael Zeller mit seiner Familie und Solomon Zeller, die alle in den Vereinigten Staaten überlebten und in den 1960er bzw. 1970er Jahren dort verstarben, sowie Isidor, der jüngste Bruder, der nach England flüchtete.[29][30] | |
HIER WOHNTE RENI ZELLER JG. 1927 ... ... ... |
Ludwigstraße 24 (Standort ) |
Reni Zeller wurde am 23. Mai 1927 im hessischen Züntersbach geboren. Ihre Eltern waren Max Zeller aus Züntersbach und Dorothea geb. Oppenheimer aus Langsdorf. Das Mädchen wuchs in gutsituierten Verhältnissen auf, besaß die Familie doch das Bankgeschäft Gebrüder Zeller in Bad Brückenau. Die Familie verlor all ihr Hab und Gut, wurde gefangen genommen, deportiert und am 25. November 1941 im Ghetto von Kowno in Litauen vom NS-Regime ermordet.[2]
Auch zahlreiche Verwandte – sowohl mütter-, als auch väterlicherseits – wurden im Zuge der Shoah vom NS-Regime ermordet, beispielsweise ihre Großmutter, die 1942 im KZ Theresienstadt umkam. |
Verlegungen
- 23. Februar 2018: Alter Schlachthofweg 22, Ludwigstraße 20 (Berta Spier), 24 und 31 (Klara und Lothar Tannenwald)
- 4. Juli 2019: Kissinger Straße 11, Ludwigstraße 18 und 31 (Karoline Tannenwald), Wernarzer Straße 7
- 19. Juli 2020: Buchwaldstraße 15, Ludwigstraße 16 und 20 (Paula Spier), Unterhainstraße 25
Am 18. Juli 2020 hielt Gunter Demnig einen Vortrag über das Stolperstein-Projekt in Bad Brückenau. Der Stolperstein für dessen ehemalige Schülerin Irma Kahn wurde vom Franz-Miltenberger-Gymnasium gestiftet. Bei der Verlegung am 19. Juli 2020 sprach als Ehrengast Josef Schuster, Präsident des Zentralrat der Juden in Deutschland.[31]
Weblinks
- Gunter Demnig: Stolpersteine – Website des Projekts
- Dritte Verlegung von Stolpersteinen in Bad Brückenau (mit einer Ansprache des Zentralratspräsidenten Josef Schuster)
Einzelnachweise
- Stolperstein-Verlegung in Bad Brückenau und Bad Kissingen. Bayerischer Rundfunk, 23. Februar 2018, abgerufen am 9. September 2019.
- Stolpersteine gegen das Vergessen nun auch in Bad Brückenau. In: inFranken.de. Mediengruppe Oberfranken GmbH & Co. KG, 24. Februar 2018, abgerufen am 28. Februar 2018.
- Bad Brückenauer Netz aus Erinnerungen soll wachsen. In: inFranken.de. Mediengruppe Oberfranken GmbH & Co. KG, 14. Februar 2018, abgerufen am 28. Februar 2018.
- Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e.V.: Frank, Bernhard (Bernhardt), abgerufen am 29. Mai 2021
- Yad Vashem: SELMA LOWENTHAL FRANK, Todesfallmeldung, eingebracht von ihrer Nichte, abgerufen am 29. Mai 2021 (hier ist fälschlicherweise Minsk als Todesart angegeben)
- Bad Brückenau (Kreis Bad Kissingen) Jüdische Geschichte / Synagoge. Alemannia judaica, abgerufen am 23. Dezember 2020.
- FERDINAND FRÖHLICH (Meldung seiner Schwester) und FERDINAND FRÖHLICH (Eintrag des Bundesarchivs), Yad Vashem, abgerufen am 23. Dezember 2020
- HERBERT DAVID FRÖHLICH (Eintrag des Bundesarchivs), Yad Vashem, abgerufen am 23. Dezember 2020
- SELMA FRÖHLICH (Eintrag des Bundesarchivs), Yad Vashem, abgerufen am 23. Dezember 2020
- Isaak (3) Goldschmidt. Würzburger Stolpersteine, abgerufen am 23. Dezember 2020.
- Adam R. Seipp: Strangers in the Wild Place: Refugees, Americans, and a German Town, 1945-1952, Indiana University Press 2013, S. 27
- U.S. Holocaust Memorial Museum: Elise Schapira papers, abgerufen am 29. Mai 2021
- HERMINE KAHN (Bundesarchiv), Yad Vashem, abgerufen am 29. Dezember 2020
- Kaufmann, Josef. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 23. Dezember 2020.
- JOSEF KAUFMANN. In: holocaust.cz. Abgerufen am 23. Dezember 2020.
- SARA KAUFMANN. In: holocaust.cz. Abgerufen am 23. Dezember 2020.
- Bad Brückenauer Synagoge brannte vor 75 Jahren. In: Main-Post. 8. November 2013, abgerufen am 28. Dezember 2020.
- BERTA SPIER. In: holocaust.cz. Abgerufen am 28. Dezember 2020.
- Oppenheimer, Mathilde. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 29. Dezember 2020.
- MATHILDE STERN. In: holocaust.cz. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
- Stern, Sigmund (Siegmund). Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 29. Dezember 2020.
- SIEGMUND STERN. In: holocaust.cz. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
- Tannenwald, Karoline geb. Müller. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 23. Dezember 2020.
- Tannenwald, Klara. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 28. Februar 2018.
- Tannenwald, Lothar. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 28. Februar 2018.
- REGINA VANDEWART. Yad Vashem, abgerufen am 17. Januar 2021.
- Name: Joseph Vandewart. unca.edu, abgerufen am 17. Januar 2021.
- THEODOR VANDEWART. Yad Vashem, abgerufen am 17. Januar 2021.
- Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer: BERTHA EHRENREICH, beruhend auf einer Todesfallmeldung ihres Sohnes, Albrecht Jonas, abgerufen am 28. Mai 2021
- Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer: MATHILDE MARTHA LEOPOLD, beruhend auf dem Gedenkbuch des Bundesarchivs, Albrecht Jonas, abgerufen am 28. Mai 2021
- BR 24: Neue Stolpersteine in Bad Brückenau mit Josef Schuster verlegt, 19. Juli 2021