Nigerian Railway Corporation
Die Nigerian Railway Corporation (NRC) ist die staatliche Eisenbahngesellschaft in Nigeria.
Nigerian Railway Corporation | |
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Nigerian Railway Corporation | |
Basisinformationen | |
Webpräsenz | nrc.gov.ng |
Rechtsform | staatliches Unternehmen |
Sitz | Abuja, Nigeria |
Gründung | 1898 |
Vorstand | Bello Haliru Mohammed |
Mitarbeiter | 6516 (2008) |
Linien | |
Spurweite | Kapspur: 1067 mm Normalspur: 1435 mm |
Anzahl Fahrzeuge | |
Lokomotiven | knapp 200, Diesel |
Betriebseinrichtungen | |
Länge Gleisanlagen | Kapspur: 3505 km (2021) Normalspur: 619,5 km |
Geschichte
Die NRC wurde 1898 als Government Department of Railways gegründet. Sie erhielt 1955 ihren heutigen Namen. Fehlender Unterhalt der Infrastruktur und des Wagenmaterials sowie eine hohe Anzahl an Beschäftigten führte zu hohen Verlusten, die nicht vom Staat übernommen wurden. 2005 reduzierte die NRC nach verschiedenen Reorganisationen den Passagierbetrieb auf je vier Abfahrten pro Woche ab Lagos und ab Port Harcourt. Je zwei der vier Züge ab beiden Städten fahren nach Kano, je einer nach Jos und Maiduguri. Zwischen Lagos und Ifaw wird ein Regionalverkehr über eine Entfernung von 48 Kilometer durchgeführt. Dieser wird auf Bestellung der Stadt Lagos durchgeführt.
Mazi Jetson Mwakwo, damaliger Direktor der NRC, bemängelte 2008, dass das Bahnsystem in Nigeria an mangelnder politischer Unterstützung leide. Während die NRC zwischen 1954 und 1975 45.000 Angestellte hatte, beschäftigte sie im Jahr 2008 gerade einmal 6.516 Menschen[1] Mwakwo stellte heraus, dass seit 1993 keine neuen Wagen beschafft wurden und vereinzelt bis zu 60 Jahre altes Rollmaterial im Dienst sei. Die Infrastruktur erlaube Geschwindigkeiten von bis zu 35 km/h.
Die NRC verzeichnete im ersten Halbjahr 2021 Rekordeinkünfte in Höhe von 2,12 Milliarden Naira (ca. 4,664 Mio. Euro), eine Steigerung von 31 % zum Vergleichszeitraum 2019, der den bisherigen Rekordumsatz verzeichnete. Dabei waren die Einkünfte aus dem Gütertransport rückläufig, die Zugewinne stammen hauptsächlich aus dem Passagiertransport zwischen Lagos und Ibadan auf der neuen Normalspur.[2][3]
Am 20. Oktober 2021 fand ein Anschlag auf die Normalspurverbindung Abuja-Kaduna statt, bei der niemand verletzt wurde, aber beachtlicher Sachschaden entstand. Die Verbindung Kaduna-Abuja war dadurch 6 Tage lang unterbrochen. Die NRC vermutet "Banditen" als Drahtzieher, andere Quellen sprechen von "Terrorismus".[4][5]
Strecken
Allgemein
Keine Strecke der NRC ist elektrifiziert. 157 Kilometer sind zweigleisig ausgeführt. Diese befinden sich zwischen Lagos und Ibadan. Die Schienenwege sind meist aus Schienen mit einem Metergewicht von 29,8 kg, 34,7 kg oder 39,7 kg gebaut. Insgesamt umfasst das Netz der NRC knapp 4.000 Kilometer Länge. Die Regierung erwägt, das vorhandene Streckennetz von Kapspur auf Normalspur umzubauen.
Kapspur
Die Nigerian Railway Corporation betreibt ein 3.505 Kilometer langes Streckennetz in Kapspur bestehend aus folgenden Strecken:
- Lagos–Agege–Ifaw–Ibadan–Ilorin–Minna–Kaduna–Zaria–Kano, 1126 Kilometer
- Ifaw–Ilaro, 20 Kilometer
- Minna–Baro, 155 Kilometer
- Zaria–Kaura Namoda, 245 Kilometer
- Kano–Nguru, 230 Kilometer
- Kaduna–Kafanchan–Kuru–Bauchi–Maiduguri, 885 Kilometer
- Kuru–Jos, 55 Kilometer
- Kafanchan–Makurdi–Enugu–Port Harcourt, 737 Kilometer
Im Bau ist die 1.443 km lange Eastern Rail Line von Port Harcourt nach Maiduguri seit dem 9. März 2021. Die Baumaßnahmen umfassen dabei die Renovierung bzw. den Wiederaufbau bestehender Strecken. Zu diesem Projekt gehören auch neue Zweigstrecken nach Owerri und Damaturu, die die Gesamtlänge 2.044 km erhöhen. Die Fertigstellung ist für 2024 geplant.[6][7]
Die Strecke nach Gusau ist nach dem Einsturz einer Brücke seit 2002 gesperrt.[8]
Das Netz der NRC hat noch keine Verbindung zum Bahnnetz benachbarter Staaten. Im Februar 2021 wurde jedoch mit geplanter Inbetriebnahme 2023 unter der Federführung der portugiesischen Mota-Engil SGPS SA mit dem Bau einer Kapspurverbindung von Kano nach Maradi, der zweitgrößten Stadt im Niger, begonnen, die eine der ersten Bahnstrecken in Niger sein wird.[9]
Normalspur
Im Landesinneren entwickelt sich ein Normalspurnetz.
Die älteste und momentan längste Normalspurstrecke ist die ursprünglich 51,5 Kilometer lange Strecke von den Erzminen in Itakpe zum damals geplanten Stahlwerk in Ajaokuta. Am 29. September 2020 wurde ein 276 km langer Ausbau, die Warri–Itakpe Railway, offiziell von Präsident Muhammadu Buhari in einer virtuellen Zeremonie eröffnet.[10] 2018 waren zwei Mal Mitarbeiter der China Civil Engineering Construction, die an diesem Projekt arbeiteten, durch "Banditen" angegriffen worden.[11] Passagierzüge verkehren auf der Normalspurstrecke seit Oktober 2020[12] und Frachtzüge seit April 2021.[13] Es gibt auch hier Pläne für einen Ausbau: Von Ajaokuta nach Abuja. Die Strecke hätte damit eine Länge von 500 Kilometer. Eine weitere geplante Strecke verläuft von Port Harcourt nach Makurdi über eine Länge von 463 Kilometer.
Im Februar 2011 erfolgte der Baubeginn der Strecke Abuja–Kaduna[14] durch die chinesische Baugesellschaft CCECC, deren Einweihung schließlich am 26. Juli 2016 erfolgte. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 870 Millionen US-Dollar. Für die 186,5 Kilometer lange Strecke, die in Idu 20 Kilometer westlich des Zentrums von Abuja beginnt, benötigen die Schnellzüge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h zwei Stunden Fahrzeit. Im August 2020 vermeldete die NRC, dass ca. 50 % der Einnahmen ihres gesamten Schienennetzes (ca. 4.000 km) von der Normalspurstrecke Abuja-Kaduna (186 km) generiert würden.[15][16][17] Dass Nigerianer zwischen der Hauptstadt Abuja und der nächstgrößeren Stadt Kaduna gerne den Zug nehmen, hat auch sehr ernste Gründe. Die "Autobahn" zwischen beiden Städten ist nämlich ständiges Ziel von Straßenräubern. Eine Zugreise ist damit für die Einwohner beider Städte die sicherere Alternative zum Auto. Ein Zugreisender meint 2019: "Ich wurde entführt und jetzt reise ich nur noch mit dem Zug!"[18] Auch Prominente sind betroffen: Noch am 20. November 2021 starb der Gouverneurskandidat für den Bundesstaat Zamfara Sagir Hamidu auf dem besagten Expressway Abuja-Kaduna bei einem Überfall.[19] Die Zugreisende Agatha Ameh meint: "Manche Leute reisen immer noch über die Straße, weil es billiger ist. Ich bevorzuge den Zugservice jeden Tag und zu jeder Zeit. Er ist sicherer, einfacher und sogar schneller." Sie lobt besonders die E-ticketing Plattform der Strecke Abuja-Kaduna.[20]
Die zweigleisige Strecke Lagos–Ibadan wurde seit März 2017 durch die CCECC gebaut und am 10. Juni 2021 im neuen Hauptbahnhof von Lagos eingeweiht.[21] Sie ist 157 km lang und führt über Abeokuta. Sie ist die erste zweigleisige Normalspurstrecke in West-Afrika. Eine Fahrt Lagos-Ibadan dauert zweieinhalb Stunden, halb so lange wie die entsprechende Autofahrt. Alle Abteile (Standardklasse, Business Class und First Class) sind klimatisiert und haben drei Overhead-Bildschirme. Die Fensterplätze sind mit Steckdosen und USB-Ladestationen ausgestattet.[22] Kritisiert wird, dass Tickets nicht online und nur gegen Barzahlung erhältlich sind, sowie, dass in beiden Richtungen jeweils nur zwei Fahrten am Tag stattfinden. Gelobt werden Pünktlichkeit und Reinlichkeit der Züge.[23] Die weiterhin bestehenden Kapspurgleise sollen von der "Roten Linie" der im Bau befindlichen S-Bahn von Lagos, der Lagos Light Rail, mit benutzt werden.
Entlang aller neuen Normalspurstrecken wurden moderne Bahnhofsgebäude errichtet. Der neue Hauptbahnhof von Lagos, Mobolaji Johnson, etwa bietet z. B. klimatisierte Warteräume, behindertengerechten Zugang zu den Gleisen, flughafenähnliche Anzeigetafeln der Abfahrtzeiten, saubere Toiletten, ausgebildetes Personal für medizinische Notfälle etc.
Von der nigerianischen Bundesregierung beschlossen ist bereits eine Strecke Lagos – Calabar mit Seitenstrecke über die Zweite Nigerbrücke nach Enugu.[24] Verkehrsminister Amaechi machte den durch die Covid-Epidemie weniger tatkräftigen Investor CCECC für Verzögerungen bei der PPP-Finanzierung dieses Projektes verantwortlich.[24] Man sei jetzt auf der Suche nach anderen Finanzierungsformen.
Schmalspur
Seit 1912 wurde zwischen Zaria and Jos eine Bahnstrecke mit 762 mm Spurweite und einer Länge von 194 Kilometer betrieben. Diese Strecke wurde 1957 stillgelegt und abgebaut.
Rollmaterial
Als Fahrzeuge besitzt die NRC knapp 200 Diesellokomotiven, von denen jedoch bis zu 75 % nicht im Einsatz sind. Daneben besitzt sie 54 Rangierlokomotiven, 480 Personenwagen und 4900 Güterwagen. Weniger als 50 % der Wagen sind im einsatzfähigen Zustand.
Für die Passagiere werden die Personenzüge mit Schlafwagen, klimatisierten 1.-Klasse-Wagen und nicht klimatisierten 2.-Klasse-Wagen betrieben. Die Züge von und nach Lagos führen dazu noch Speisewagen.
Eine Erneuerung des Triebfahrzeugparks fand 2010 statt. Die NRC erwarb 25 neue sechsachsige Lokomotiven des Typs C25 von General Electric.[25]
Technische Details
Die NRC verwendet als Kupplung die sogenannte ABC-Kupplung, die aus der Janney-Kupplung abgeleitet ist. Als Bremssystem verwendet die NRC ein Vakuumbremssystem, wie es weltweit auch bei anderen Bahnunternehmen zum Einsatz kommt.[26]
Siehe auch
Weblinks
- Website der Nigerian Railway Corporation.
- Bilder von NRC-Lokomotiven und deren Spezifikationen. Archiviert vom Original (englisch).
- Joshua Adetunji Odeleye: JRTR PPP-Konzept zur Rettung des Schienenverkehrs in Nigeria. Archiviert vom Original (englisch).
Einzelnachweise
- Railways Africa report. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 2. Juni 2008. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Benjamin Alade: Demand for rail services rises as NRC generates N2.1bn in six months. In: The Guardian. 24. September 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- Isah Abdul-Azeez: Nigeria’s rail revenue rises as passengers pick safer option. In: International Centre for Investigative Reporting. 10. September 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- Abubakar Ahmadu Maishan und Mohammed Lere: NRC confirms attack on Abuja-Kaduna train. In: Premium Times. 21. Oktober 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- Toba Agboola: ‘Attack on Abuja-Kaduna train act of terrorism’. In: The Nation. 5. November 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- Patrick Mulyungi: Port Harcourt-Maiduguri rail line reconstruction project flagged off. In: Thisday. 14. August 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- CCECC secures $3.02bn contract on Nigerian Eastern Railway in Nigeria. 29. April 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).
- Rail closure prejudices economy. Railways Africa, 28. April 2021, abgerufen am 17. November 2010 (englisch, kostenpflichtig).
- Nigeria-Niger (Kano-Maradi) Railway line construction begins. In: Construction Review Online. 14. August 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- Johnbosco Agbakwuru und Dirisu Yakubu: Updated: FG commissions Itakpe-Warri rail line. In: Vanguard. 29. September 2020, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- Dorcas Daniel: How Gunmen Attacked Chinese Contractor CCECC At Itakpe. In: Dailytrust. 17. September 2018, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- Abuja Okechukwu Nnodim: NRC begins Warri-Itakpe rail line passenger services. The Punch Newspaper, 19. Oktober 2020, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- Dirisu Yakubu: 30 years after, freight services begin on Warri-Itakpe rail line. In: Vanguard. 16. April 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- Nigeria’s Abuja-Kaduna rail project. In: Railways Africa. 14. Februar 2011, archiviert vom Original am 15. Juli 2011; abgerufen am 19. Februar 2011 (englisch).
- Keith Barrow: Nigeria inaugurates Abuja – Kaduna railway. In: Railjournal. 26. Juli 2016, abgerufen am 22. August 2016 (englisch).
- Katrin Gänsler: Bahn fahren in Nigeria: Sichere Ankunft statt Entführung. In: Die Tageszeitung: taz. 31. Mai 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 1. Juni 2019]).
- NRC generated N3bn from train services in 2019 - MD. In: pulse.ng. 7. August 2020, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- I was kidnapped and now only travel by train. 7. November 2019, abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).
- Bandits reportedly kill Zamfara 2023 governorship aspirant, Sagir Hamidu. 22. November 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).
- Abuja-Kaduna: We now prefer to travel by train, Nigerians speak. 30. August 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).
- Segun Adewole: Buhari inaugurates Lagos-Ibadan Railway project. The Punch Newspaper, 10. Juni 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
- Olatunji Saliu: (Hello Africa) Chinese-built Lagos-Ibadan railway brings convenience, opportunities in Nigeria. In: XINHUANET.com. 2. September 2021, abgerufen am 1. Dezember 2021 (englisch).
- Gbenga Akinfenwa: Unpleasant tales from Lagos-Ibadan train service. In: The Guardian. 31. Oktober 2021, abgerufen am 1. Dezember 2021 (englisch).
- Amaechi announces delay in rail projects as China suspends funding. In: The Guardian Nigeria News - Nigeria and World News. 1. Februar 2022, abgerufen am 4. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
- So long to the 70s as GE locomotives arrive in Nigeria. In: GE Reports. 5. Februar 2010, archiviert vom Original am 8. Juli 2012; abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).
- Metro Cammell/Sulzer/AEI locomotives in Africa: - in Nigeria, West Africa - in Malawi & Nyasaland, Central Africa - in Mocambique, Southern Africa. In: derbysulzers.com. 21. November 2020, abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).