King-George-V-Klasse (1939)
Die King-George-V-Klasse war eine Klasse von fünf modernen Schlachtschiffen der britischen Royal Navy, die im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen. Sie waren im Weltkrieg die modernsten und – abgesehen von der Vanguard – die letzten in Großbritannien gebauten Schlachtschiffe.
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Besonderheiten waren die für ein britisches Schiff dieser Art außergewöhnlich starke Panzerung und die Bewaffnung mit zehn 356-mm-Geschützen in zwei Vierlingstürmen sowie einem überhöhten vorderen Doppelturm. Das erste, noch nicht ganz fertiggestellt in den Kampf geschickte Schiff, die Prince of Wales, wurde am 24. Mai 1941 bei einem Gefecht mit deutschen Schlachtschiff Bismarck schwer beschädigt; das Typschiff King George V war im Anschluss daran an der Jagd auf die Bismarck beteiligt.
Die Prince of Wales wurde wiederum etwa sechs Monate später von japanischen Flugzeugen vor Malaysia als einzige Einheit der Klasse versenkt; die anderen überstanden den Krieg ohne ernste Schäden. Sie bewährten sich trotz einiger kleinerer Schwächen recht gut und wurden erst in den 1950er Jahren endgültig außer Dienst gestellt. Die King George V war von 1940 bis 1948 das Flaggschiff der Home Fleet.
Geschichte
Vorgeschichte
Die Schiffe wurden innerhalb der Begrenzungen der Washingtoner und Londoner Flottenkonferenzen entworfen. Gemäß den Vereinbarungen von 1922 waren Schlachtschiffe auf eine Verdrängung von 35.000britische Tonnen beschränkt. Bei der Konferenz von 1936 wurde eine Verlängerung dieser Frist sowie eine Begrenzung der Höchstkalibers auf 356 mm (14 Zoll) vereinbart, obwohl zu diesem Zeitpunkt nur noch Großbritannien, die Vereinigten Staaten und Frankreich das Abkommen unterzeichneten. Italien und Japan hatten sich aus diesem Abkommen bereits zurückgezogen, und das Deutsche Reich war aufgrund des Versailler Vertrages mit der Begrenzung der Verdrängung auf 10.000 Tonnen und des damit zusammenhängenden Fehlens von Großkampfschiffen von 1919 bis 1935 bei diesen Konferenzen nicht vertreten und damit auch niemals diesen Beschränkungen unterworfen.
Festlegung auf 35.000 Tonnen
Die Begrenzung auf 35.000 Tonnen, was die Royal Navy für die kleinste effektive Schlachtschiffgröße hielt, war auch aus finanziellen Gründen erstrebenswert. Die britische Regierung hatte in den späten Zwischenkriegsjahren nur wenig Geld zur Verfügung, um dem 1935 beginnenden Aufrüsten Deutschlands, Italiens und Japans entgegenzuwirken. Die Schlachtschiffe dieser Länder überschritten in der Folge diese Obergrenze zum Teil erheblich. Aufgrund der immer stärker werdenden Anforderungen an die Flugabwehrfähigkeiten moderner Kriegsschiffe und des damit verbundenen Gewichts- und Platzverbrauchs hielt die Royal Navy das 14-Zoll-Kaliber (356 mm) für die beste Wahl für ein Schiff dieser Größe, um einen bestmöglichen Kompromiss aus Bewaffnung und Panzerung zu erzielen.
Politische Verwicklungen
Als die von den Briten mehr oder weniger freiwillig gewählte Begrenzung des Kalibers der Hauptgeschütze bei den anderen Marinen im Gegensatz zu den beabsichtigten Zielen keine Schule machte, geriet der Entwurf dieser Schiffe in der Presse unter heftige Kritik. Die konservativen Kreise in Großbritannien gingen sogar so weit, diese – wenn auch letztlich nicht zu Recht – als ausgesprochene Fehlkonstruktionen zu bezeichnen. Die Entwurfsplaner mussten sich nunmehr der undankbaren Aufgabe annehmen, ihre Arbeit zu rechtfertigen, und argumentierten im Gegenzug, dass durch die zehn Geschütze vom Kaliber 356 mm das Gewicht einer abgefeuerten Breitseite trotz des kleineren Kalibers dennoch höher sei als bei älteren britischen Schlachtschiffen mit acht 381-mm-Geschützen, wie auch bei vergleichbaren ausländischen Schlachtschiffen mit einer Hauptartillerie von 8 × 38 cm, wie zum Beispiel der deutschen Bismarck-Klasse, oder 9 × 38,1 cm, wie zum Beispiel der italienischen Littorio-Klasse. Sie unterstrichen, dass die 356-mm-Geschütze bei normalen Gefechtsentfernungen praktisch jede gängige Schiffspanzerung durchschlagen konnten und außerdem in der Lage wären, Salven in schnellerer Abfolge zu verschießen. Außerdem parierten sie Kritik damit, dass wegen des vorherrschenden eher schlechten Wetters im Nordatlantik die größere Reichweite der ausländischen Geschütze größeren Kalibers nicht benötigt würde, da die Sicht ohnehin wetterbedingt eingeschränkt sei und dadurch auch die optischen Entfernungsmessanlagen nicht ihr volles Potential ausreizen könnten. Ein weiteres Argument der Konstrukteure war, dass die zehn Geschütze der neuen britischen Schiffe mit zehn Granaten zahlenmäßig größere Salven verschießen konnten und somit die Wahrscheinlichkeit eines Treffers erhöhten.
Die Schiffe der King-George-V-Klasse hätten im Gegenzug durch die gegnerischen Schlachtschiffe mit ihren größeren, schneller fliegenden sowie in der Reichweite überlegenen Granaten auf größere Distanz bekämpft werden können, was es viel wahrscheinlicher machte, dass sie in der Folge selbst schwer getroffen worden wären. Das schlechte Wetter des Nordatlantiks hätte dabei in der Praxis nichts an den Vorteilen der ausländischen Schiffe mit größeren Kalibern geändert. Unter Idealbedingungen konnten die Schiffe mit zehn Granaten mindestens eine (bei Gegnern mit neun Hauptgeschützen) oder zwei (bei acht Hauptgeschützen) Granaten mehr pro Breitseite verschießen, doch wegen der häufigen Funktionsstörungen der Vierlingstürme und des wegen der ungünstigen Bugform häufig nassen Vorschiffs war dies praktisch nie realistisch.
Den Konstrukteuren gelang es am Ende zwar, die zum Teil sehr scharfen Kritiker in der Presse noch vor Indienststellung der ersten Einheit zum Schweigen zu bringen, aber der Ruf einer Fehlkonstruktion haftete den Schiffen latent weiter an. Die faktische Niederlage der Prince of Wales im Gefecht gegen die Bismarck am 24. Mai 1941 schien den Gegnern recht zu geben, die Beteiligung des Typschiffs King George V an der Versenkung der Bismarck kurze Zeit später konnte den Schaden einigermaßen wieder wettmachen. Die überraschende Versenkung der Prince of Wales vor Malaysia am 10. Dezember 1941, knapp sechs Monate nach dem Zusammenstoß im Nordatlantik, die ein großer Schock für die Briten war, gab den Gegnern weit weniger Aufwind als anfangs befürchtet, da bei diesem Kampf gegen Flugzeuge die schwere Artillerie nicht primär betroffen war.
Erst die am 26. Dezember 1943 im Nordmeer, ca. 100 km nördlich des Nordkap erfolgte schwere Beschädigung der Scharnhorst durch die Duke of York stellte den Ruf der King-George-V-Klasse wieder her. Zwei britischen Kampfgruppen, bestehend aus dem Schlachtschiff in der Führungsrolle und drei Leichten und einem Schweren Kreuzer sowie mindestens acht Zerstörern, war es nach hartem ungleichem Kampf gelungen, das deutsche Schlachtschiff zu versenken. Die britische Öffentlichkeit ließ dabei außer Acht, dass die Scharnhorst mit ihren neun 28-cm-Geschützen wesentlich schwächer bewaffnet war als die Duke of York und dass es letztlich Zerstörer waren, welche sie versenkten.
Entwurf
Rumpf
Die Konstruktion des Rumpfs unterschied sich deutlich von allen zuvor gebauten britischen Schlachtschiffen. Zum ersten Mal wurde dieser vollständig verschweißt statt vernietet, was die Stabilität begünstigte und zugleich das Gewicht senkte.
Die Bugform war dabei eher konservativ fast senkrecht gewählt, also kein „Atlantikbug“, was darin begründet war, dass die Royal Navy verlangte, die vorderen schweren Geschütze auch nach vorne ungehindert bei einem Erhöhungs-Winkel von null Grad abfeuern zu können. Dieser in der Praxis eher geringe Vorteil wurde jedoch dadurch erkauft, dass vor allem bei schlechtem Wetter bzw. schwerer See das Vorschiff sehr viel Wasser aufnahm. Dadurch verschlechterte sich einerseits die Seetüchtigkeit, erschwerte andererseits auch die Bedienung der vorderen schweren Artillerie und führte durch Wassereinbruch auch zu Ausfällen des vorderen Vierlingsturms.
Ein Charakteristikum der Klasse war der unmittelbar hinter den vorderen schweren Geschütztürmen auf einem überhöhten Aufbau (der nach vorne in etwa wie ein halbiertes Sechseck aussah) mit leichtem Versatz nach vorne platzierte Kommandoturm. Dieses Merkmal wurde auch bei der Modernisierung anderer britischer Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer übernommen (siehe zum Beispiel Warspite und Renown).
Die Hülle war mit Schwerpunkt auf maximalen Schutz als auch Gewichtsersparnis ausgelegt, um im Rahmen der Konstruktionsverdrängung von 35.000 ts zu bleiben, weshalb diese etwas kürzer ausfiel. Dadurch konnte die Zitadelle mit den wichtigen inneren Anlagen wie den Maschinenräumen relativ kompakt gehalten und so in der Länge Panzergewicht eingespart werden, wobei die hydrodynamischen Eigenschaften des Rumpfes dagegen geringfügig schlechter ausfielen und die mögliche Höchstgeschwindigkeit bei gleicher Antriebsleistung etwas herabgesetzt war.
Ein weiteres typisches Merkmal der Klasse war die an den Seiten deutlich sichtbar abstehende Seitenpanzerung, die sich nach vorne und hinten verjüngte, bis sie allmählich nahtlos in den Rumpf überging. Alles in allem erwies sich der Rumpf mit Ausnahme seiner Hauptschwäche – dem fast immer „nassen“ Vorschiff – als unter den gegebenen politischen und wirtschaftlichen Zwängen gut gelungener Kompromiss.
Bewaffnung
Der Entwurf, der im April/Mai 1936 fertiggestellt wurde, sah ursprünglich eine Hauptbewaffnung von zwölf 14-Zoll-Mk-VII-Geschützen in drei Vierlingstürmen (zwei vorn und einer achtern) vor. Dieser wurde später aus Gewichts- und Schwerpunktgründen auf zehn Geschütze in zwei Vierlingstürmen, jeweils einer vorn und achtern, sowie einem überhöhten Zwillingsturm hinter dem vorderen Turm reduziert. Das eingesparte Gewicht wurde daraufhin für eine Verstärkung der Panzerung verwendet. Als Sekundärbewaffnung kamen 16 13,3-cm-Mehrzweckgeschütze hinzu. Die exotischen Vierlingstürme, die sonst nur bei zwei französischen Schlachtschiffklassen vorkamen (Dunkerque- und Richelieu-Klasse), erwiesen sich im Einsatz jedoch eher als Fluch denn als Segen, da sie weit mehr Wartungsaufwand verursachten und aufgrund der beengten Platzverhältnisse im Inneren die Bedienung erschwerten. Zusätzlich gab es in der ersten Zeit ihres Einsatzes noch zahlreiche Funktionsstörungen, wodurch unter anderem Geschütze im Gefecht ausfielen. Nicht selten sorgte auch das bei unruhiger See aufgenommene Wasser auf dem Vorschiff für Unregelmäßigkeiten im Betrieb. Ihre artilleristische Leistung vermochte trotz aller offensichtlichen Nachteile durchaus zu überzeugen, wenn sie auch keinesfalls an die der deutschen 38,0- bzw. italienischen 38,1-cm-Geschütze herankam.
Die King-George-V-Klasse verfügte außerdem über vier 0,5-Zoll-Vierfach-Maschinengewehrlafetten, die 1939 durch zwei Mark VI Pom-Poms ersetzt wurden. Zur Bekämpfung von Luftangriffen wurden 1940 vier Raketenlafetten eingebaut, eine auf dem B-Turm, zwei auf dem Y-Turm und eine als Ersatz für eine 1939 am Heck angebrachte Pom-Pom-Lafette.[2] Mit dem Typschiff der King-George-V-Klasse führte man 1940 den Mk-IV-Pom-pom-Zielrechner in der Royal Navy ein, was die King George V damit zum ersten Schiff der Welt machte, das über eine gyroskopische Zielverfolgung in tachymetrischen Flak-Zielrechnern verfügte.[3][4] Die Flak-Batterie dieser Schiffe wurde während des Krieges schrittweise aufgestockt. Die Anzahl und Anordnung der Geschütze variierte von Schiff zu Schiff, wobei die King George V im September 1945 über 64 Mark VI Pom-Poms, zehn 4,0 cm Bofors Mk II und 24 2,0 cm Oerlikon verfügte.[5]
Panzerung
Beim Entwurf dieser neuen Einheiten wurden auch Konsequenzen aus dem enttäuschenden Abschneiden vor allem der leicht gepanzerten Schlachtkreuzer in der Skagerrakschlacht von 1916 gezogen, in der die unzureichend gepanzerten britischen Schiffe schweren Schaden erlitten bzw. leicht versenkt werden konnten. Die britische Admiralität forderte daher eine möglichst starke Panzerung, sowohl vertikal als auch horizontal.
Mit einer Seitenpanzerung von bis zu 381 mm und 152 mm Deckpanzerung gehörten sie zu den bestgeschützten Schiffen ihrer Zeit. Ihre seitliche vertikale Panzerung wurde vom nominellen Wert her nur noch von den japanischen Schlachtschiffen Yamato und Musashi übertroffen.
Das Gesamtgewicht der Panzerung dieser Schiffe lag bei etwa 12.000 ts, was die Schiffe im Verhältnis zur Standardverdrängung von 38.000 ts zu Schlachtschiffen mit einem der höchsten prozentualen Anteile an Panzerung machte.
Die Türme der Hauptbewaffnung wiesen mit 406 mm an der Front, 305 mm zu den Seiten sowie 280 mm am Heck eine ebenfalls starke Panzerung auf. Der Kommandostand war dagegen mit einer Stärke von 75 mm vergleichsweise leicht gepanzert. Dies war dadurch bedingt, dass die Royal Navy der Ansicht war, dass ein schwer gepanzerter Kommandoturm von geringem Nutzen war, da er sowohl die Sicht als auch die Führung des Schiffes behinderte und die Erschütterung bzw. Schockwirkung bei einem Treffer durch schwere Artillerie das hier befindliche Personal ohnehin handlungsunfähig gemacht hätte. Die relativ kompakt gehaltene Zitadelle war an jedem Ende von Schotten umschlossen und besaß eine maximale Stärke von 381 mm.
Dennoch war die Seitenpanzerung nicht ganz auf der Höhe der Zeit, da sie nicht abgeschrägt war. Deshalb erreichte sie nicht ganz die Schutzwirkung beispielsweise der italienischen Littorio-Klasse von 350 mm, deren Deckspanzerung mit bis zu 207 mm über den Munitionskammern ebenfalls stärker bemessen war. Die Seitenpanzerung der Yamato-Klasse, die zweitstärkste in der Geschichte mit 410 mm, war ebenfalls abgeschrägt und besaß dadurch eine weit höhere Schutzwirkung im Vergleich zu einer senkrecht angeordneten Panzerung gleicher Stärke.
Eine Schwäche der Seitenpanzerung der Schiffe, die sich im Einsatz offenbarte, war, dass sie nicht weit genug unter die Wasserlinie reichte. Hier hatte sie nur eine Stärke von 76 mm. Als die Schäden der Prince of Wales nach dem Beschuss durch das Schlachtschiff Bismarck und den begleitenden Schweren Kreuzer Prinz Eugen am 24. Mai 1941 beim Gefecht in der Dänemarkstraße im Trockendock untersucht wurden, entdeckten Experten neben diversen Treffern der Bismarck drei schwere Treffer der Prinz Eugen unterhalb der Wasserlinie. Einer hatte im vorderen Bereich das innere Torpedoschott durchschlagen, sehr nahe am vorderen Hauptmagazin ein Treffer, der zur Vernichtung des Schiffes hätte führen können. Der Schlachtkreuzer Hood war durch einen ähnlichen Treffer der Bismarck nach wenigen Salven versenkt worden. Dennoch war die Seitenpanzerung der Schiffe insgesamt keineswegs mangelhaft entworfen. Sie war nach dem Prinzip des „Liquid Sandwich“ konstruiert und bot den Magazinen, Maschinen- und Kesselräumen unter erfahrungsgemäßen Gefechtsbedingungen einen recht guten Schutz gegen seitliche Granaten- und Torpedotreffer.
Antriebsanlage
Die Antriebsanlagen waren wie bei Schweren Kreuzern nach dem Prinzip der „Unit-Propulsion“ konstruiert, das heißt zu jedem Turbinenraum gehörte ein Kesselraum. Damit konnte sowohl Raum als auch Gewicht eingespart werden. Die Leistung der Maschinenanlage, die aus acht Admiralty-Trommeldampfkesseln mit Überhitzern und vier Parsons-Turbinen mit Einfachgetriebe bestand und sich als weitgehend zuverlässig erwies, fiel vor allem wegen des geringeren dafür zur Verfügung stehenden Raumes mit maximal 125.000 WPS etwas geringer aus als bei vergleichbaren zeitgenössischen Schlachtschiffen anderer Länder, was zu einer etwas geringeren Höchstgeschwindigkeit von 29,2 kn führte.
Die Bauart „Unit-Propulsion“ sollte sich bei einem Gefecht als schwerer Nachteil erweisen – wiederum bei der Prince of Wales – als sie sich im Rahmen von Force Z mit dem Schlachtkreuzer Repulse in den Gewässern von Malaysia bei Kuantan auf der Suche nach einer vermuteten japanischen Invasionsflotte befand. Am 10. Dezember 1941, etwa sechs Monate nach dem Gefecht mit der Bismarck im Nordatlantik, wurde sie von japanischen Bombern bzw. Torpedoflugzeugen angegriffen. Ein Lufttorpedo traf zwar die durch die Seitenpanzerung gut geschützte Backbordwand, verursachte aber praktisch keinen Schaden. Ein weiterer traf jedoch offenbar den Lagerblock, an dem die mit voller Drehzahl laufende Welle der äußeren Backbord-Schraube die Bordwand verließ.
Infolge des Treffers in die Wellenhose der Backbordaußenwelle entstanden bis zum Stoppen der Welle starke Vibrationen, die zahlreiche Schäden an Installationen und Abdichtungen der wasserdichten Abteilungen im Schiffsinneren verursachten. Die mit hoher Drehzahl laufende Welle wurde aus ihren Lagern gerissen, was zu weiteren starken Beschädigungen im Schiffsinneren führte. Durch den zerstörten Wellentunnel drangen schnell tausende Tonnen Wasser in den zugehörigen Maschinen- bzw. Turbinenraum und wegen der beschädigten Schotten auch in mehrere benachbarte Generatorenräume.
Aufgrund dieser konstruktiven Schwäche fiel die Stromversorgung der gesamten achteren Hälfte des Schiffes aus, was die Lecksicherung erschwerte. Wegen des Ausfalls der elektrischen Lüfter mussten nach kurzer Zeit weitere Maschinenräume von der Besatzung verlassen werden. Durch den Stromausfall fiel an Deck die Hälfte der Flak aus, die auf der achteren Schiffshälfte stationiert war. Das Schiff bekam durch die großflächigen Überflutungen im Inneren starke Schlagseite nach Backbord, was das manuelle Drehen der Flak-Türme erheblich erschwerte. Die Prince of Wales, das Führungsschiff des Verbandes, war durch diese Kettenreaktion nach einem einzigen Torpedotreffer nicht nur manövrierunfähig, sondern praktisch gefechtsunfähig und sank nach weiteren Torpedotreffern etwa zwei Stunden später.
- King George V
bei der britischen Pazifikflotte im Jahr 1945. - Prince of Wales
kurz nach Indienststellung 1941. - Duke of York
im Nordmeer im März 1942. - Anson
feuert 1942 ihre Hauptgeschütze in einer Übung ab. - Howe
um 1943 mit Tarnmuster.
Schiffe der King-George-V-Klasse
King George V
Die King George V wurde am 1. Januar 1937 als Typschiff der Klasse auf Kiel gelegt und lief am 21. Februar 1939 vom Stapel. Sie wurde im Dezember 1940 in Dienst gestellt. Sie gehörte im März 1941 zur schweren Deckungsgruppe der Operation Claymore. Später war sie an der Jagd auf die beschädigte Bismarck beteiligt und gehörte zu den Schiffen, die das Schlachtschiff am 27. Mai 1941 bis zu dessen Untergang beschossen. Bei einem Geleitsicherungsauftrag im Sommer 1942 rammte die King George V den Zerstörer Punjabi und wurde selbst beschädigt. Sie deckte 1943 alliierte Landeunternehmungen in Sizilien und die Landung in Italien. 1944 verlegte man das Schiff in den Pazifik, wo es an mehreren Operationen gegen japanische Truppen beteiligt war. Bei Kriegsende war das Schiff bei der Zeremonie in der Bucht von Tokio zugegen, bei der die Kapitulationserklärung unterzeichnet wurde. Bis Dezember 1946 war sie Flaggschiff der Royal Navy, wurde 1955 der Reserve zugeteilt und ab 1958 verschrottet.
Prince of Wales
Die Prince of Wales wurde am 1. Januar 1937 auf Kiel gelegt und lief am 3. Mai 1939 vom Stapel. Sie wurde im Januar 1941 in Dienst gestellt. Noch nicht vollständig einsatzbereit und mit einigen Zivilarbeitern an Bord, traf sie im Gefecht in der Dänemarkstraße auf das Schlachtschiff Bismarck und den Kreuzer Prinz Eugen und wurde schwer beschädigt. Im August 1941 transportierte sie Premierminister Winston Churchill zu einem Treffen mit US-Präsident Franklin D. Roosevelt nach Island. Nach einem Zwischenstopp im Mittelmeer wurde sie in den pazifischen Raum verlegt, um dort mit der Repulse die „Force Z“ zu bilden. Beim Herannahen einer japanischen Invasionsflotte lief die „Force Z“ aus Singapur aus, um die Japaner abzufangen. Die britische Flotte wurde jedoch von japanischen Kampfflugzeugen gestellt, die beide Schiffe am 10. Dezember 1941 versenkten. Mehr als 300 Seeleute der Prince of Wales gingen mit dem Schiff im Südchinesischen Meer unter.
Duke of York
Die Duke of York wurde am 5. Mai 1937 auf Kiel gelegt und lief am 28. Februar 1940 vom Stapel. Sie wurde im August 1941 in Dienst gestellt. Wie bei einigen ihrer Schwesterschiffe bestand ihre Hauptaufgabe zunächst in Geleitschutzaufgaben für die Nordmeergeleitzüge. Später war sie das Flaggschiff der „Force H“ während der Operation Torch, der alliierten Landung in Nordafrika Ende 1942. 1943 war sie, gemeinsam mit ihrem Schwesterschiff Anson und zwei US-Schlachtschiffen zur Ablenkung von der alliierten Landung in Sizilien vor Norwegen eingesetzt. An Weihnachten 1943 war sie Kern der Kampfgruppe, die das Schlachtschiff Scharnhorst bei dem Seegefecht vor dem Nordkap versenkte. Gegen Kriegsende verlegte sie in den Pazifik. Das Schiff wurde 1949 außer Dienst gestellt und 1957 zum Verschrotten verkauft.
Anson
Die Anson wurde am 20. Juli 1937 auf Kiel gelegt und lief am 24. Februar 1940 vom Stapel. Sie wurde im Juni 1942 in Dienst gestellt. Die Fertigstellung hatte sich verzögert, weil man die knappen Ressourcen zunächst anderweitig verplant hatte. Nach Geleitaufgaben im Nordatlantik wurde die Anson für Aktionen eingesetzt, die den Gegner von der Operation Husky ablenken sollten. Sie war in verschiedene Operationen eingebunden, die das Schlachtschiff Tirpitz zum Ziel hatten. Nachdem der Seekrieg in Europa faktisch beendet war, verlegte man das Schiff in den Pazifik, wo es unter anderem an der Wiederbesetzung Hongkongs beteiligt war. Nach dem Krieg wurde das Schiff 1949 in die Reserve versetzt und schließlich 1957 zum Abwracken verkauft.
Howe
Die Howe wurde am 1. Juni 1937 auf Kiel gelegt und lief am 9. April 1940 vom Stapel. Die Fertigstellung verzögerte sich jedoch wie bei der Anson wegen anderer Prioritäten Großbritanniens im Krieg. Das Schiff wurde schließlich im August 1942 in Dienst gestellt. Das Schiff war zunächst mit Geleitschutzaufgeben für Nordmeergeleitzüge eingesetzt, unterstützte jedoch im Juli 1943 die Operation Husky, die alliierte Landung auf Sizilien. Mit ihrem Schwesterschiff King George V verlegte sie nach der Kapitulation Italiens in den pazifischen Raum und unterstützte 1945 die Anlandung von US-Bodentruppen auf Okinawa. Nach Kriegsende wurde das Schiff in die Reserve versetzt und schließlich 1958 abgebrochen.
Nachfolgeklasse
Der geplante Nachfolger der King-George-V-Klasse war die Lion-Klasse mit einer Verdrängung von über 40.000 ts und neun 16-Zoll-Geschützen (406 mm), welche jedoch aufgrund der Kriegsereignisse und der mittlerweile schwierigen industriellen Situation Großbritanniens letztlich nicht wie vorgesehen ab 1939 gebaut wurden – stattdessen wurde mit der Vanguard im Jahr 1946 ein einzelnes auf dieser Grundlage weiterentwickeltes Schlachtschiff fertiggestellt.
Literatur
- Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 bis 1970. Pawlak, 1970, ISBN 3-88199-474-2.
- John Campbell: Naval Weapons of World War II. Naval Institute Press, Annapolis 1985, ISBN 0-87021-459-4 (englisch).
- Barnett Corelli: Engage the Enemy More Closely. Penguin, ISBN 0-14-139008-5 (englisch).
- Alan Raven, John Roberts: British Battleships of World War Two. The Development and Technical History of the Royal Navy’s Battleship and Battlecruisers from 1911 to 1946. Naval Institute Press, Annapolis 1976, ISBN 0-87021-817-4 (englisch).
- V. E. Tarrant: King George V class battleships. Arms and Armour Press, London 1991, ISBN 1-85409-026-7 (englisch).
Weblinks
Fußnoten
- Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer. S. 132, 204.
- Campbell: Naval Weapons of World War II. S. 20.
- Campbell: Naval Weapons of World War II. S. 33.
- Raven/Roberts: British Battleships of World War Two. S. 291.
- Raven/Roberts. British Battleships of World War Two. S. 287f.