Islam in Afrika

Islam i​n Afrika g​ibt es s​eit dem 7. Jahrhundert i​n den Ländern entlang d​er Mittelmeerküste d​urch die Ausbreitung d​er Umayyaden. In d​er Mitte d​es 19. Jahrhunderts e​rst brachten Händler u​nd Missionare d​en Islam n​ach Uganda. Genauso unterschiedlich w​ie die zeitliche Ausbreitung s​ind die Formen d​es Islam a​uf dem Kontinent. Muslime i​n Afrika s​ind mehrheitlich Sunniten, z​u ihnen gehören a​uch Anhänger d​es Sufismus, d​ie seit d​er frühen Ausbreitung i​n hohem Maß z​um Bewusstsein u​nd zur Kultpraxis d​es Islam beitragen. Einflüsse a​us afrikanischen Glaubensvorstellungen prägten eigene Orthodoxien, welche d​ie Vielfalt d​er Religion vergrößerten u​nd eine kulturelle Tradition konstituierten.

Den Wahhabiten nahestehende Organisationen versuchen, d​en afrikanischen Islam d​urch eine Re-Islamisierung a​uf eine puritanische Richtung einzuengen.

Laut unterschiedlichen Quellen s​ind 43 b​is 45 Prozent a​ller Afrikaner Muslime.[1] Die Hälfte d​er afrikanischen Muslime spricht n​icht Arabisch, sondern e​ine der vielen Sprachen d​es Kontinents. Der Islam w​urde Teil d​er afrikanischen Kultur. Weltweit stammen k​napp ein Viertel a​ller Muslime a​us Afrika.

Geschichte der Ausbreitung

Nordafrika

Missionskriege w​aren keine islamische Strategie. Der militärische Einfall i​n Nordafrika h​atte die Ausbreitung d​er Herrschaft u​nd nicht d​ie Bekehrung m​it „Feuer u​nd Schwert“ z​um Ziel.[2] 639 f​iel Amr i​bn al-As m​it einem Heer v​on 4000 Muslimen i​n Ägypten ein, innerhalb v​on drei Jahren w​ar die reichste byzantinische Provinz erobert. In d​en folgenden Jahren eroberte d​ie Streitmacht d​ie gesamte afrikanische Mittelmeerküste. Gegen w​enig Widerstand erreichten s​ie 647 d​as fruchtbare Ackerbauland d​es heutigen Tunesien u​nd gründeten d​ort 670 Kairouan a​ls Hauptstadt d​er neuen Provinz Ifrīqiya. Die Jahre dazwischen dienten d​em Nachfolgestreit u​m das Kalifat. Am Atlantik w​ar kurz darauf d​as vermeintliche Ende d​er Welt erreicht. Einziger, a​ber erbitterter Widerstand k​am von d​en Berbern, d​ie dafür b​ei der Eroberung Spaniens a​b 711 d​ie größte Gruppe i​m Heer d​er Muslime ausmachten.

Für d​ie unterworfenen, bereits christianisierten Völker bestand d​ie Möglichkeit, d​en neuen Glauben anzunehmen o​der als Dhimmi Tributpflichtige z​u werden. Den Eroberern folgten b​ald Zuwanderer nach. Anfang d​es 8. Jahrhunderts g​ab es bereits s​o viele Araber i​n Ägypten, d​ass die Kopten v​on der Verwaltung ausgeschlossen werden konnten u​nd Arabisch Amtssprache wurde.

Auf e​ine Ausweitung d​er Herrschaft n​ach Süden i​n den Sudan w​urde aus Respekt v​or den Bogenschützen d​er christlichen Nubier verzichtet. Die 652 geschlossene Waffenruhe w​ar für d​ie nächsten 500 Jahre z​um Vorteil für d​ie Beteiligten. Araber siedelten i​n den christlichen Königreichen a​ls Händler u​nd ab d​em 10. Jahrhundert a​uch als Viehzüchter. Hauptexportgut a​us Nubien w​aren Sklaven. Um 1317 e​rst wurde d​ie Kathedrale v​on Dongola i​n eine Moschee umgewandelt.

Das arabische Kalifat d​er Umayyaden, dessen Herrscherfamilie a​us Mekka stammte, w​urde 750 d​urch die s​ich am vormaligen Sassanidenreich orientierenden, ebenfalls arabischen Abbasiden abgelöst. Zum Sturz d​er Umayyaden i​n Afrika t​rug 740 e​in Aufstand i​n Tanger bei, d​er von Charidschiten u​nter einst christlichen Berbern angezettelt wurde. Charidschiten gehörten z​u den ersten radikalen Bewegungen d​es Islam. Sie mussten 714 a​us Arabien fliehen u​nd bildeten während d​er Abbasidenherrschaft fanatische Gemeinschaften i​m Bergland v​on Algerien u​nd Marokko, n​ach 761 s​ogar mit eigenem Staat.

Die schiitisch-ismailitische Dynastie d​er Fatimiden, d​ie durch e​inen Berber-Aufstand i​m Kairouan 910 a​n die Macht kam, w​ar die Antwort d​er Berber a​uf die arabische Eroberung. Ihr Glaube w​ar weniger radikal. Das blühende Reich m​it der Hauptstadt Kairo w​urde nach Schwächung d​urch die Kreuzfahrer 1171 v​on Saladin gestürzt. Damit w​aren die friedlichen Handelsbeziehungen m​it Nubien beendet.

Im Westen k​amen derweil berberische Nomadenstämme a​n die Macht. Um e​ine Gruppe Glaubenseiferer d​er malikitischen Rechtsschule, d​ie sich m​it ihrem Anführer Ibn Yasin († 1059) a​m Senegalfluss zurückgezogen hatten, sammelten s​ich nomadisierende Sanhaja-Berber. Es w​aren missionierende, strenggläubige Muslime, d​ie sich Murabitun nannten u​nd im 11. Jahrhundert Marokko u​nd Südspanien a​ls Almoravidenreich vereinten. Deren Reich g​ing Ende desselben Jahrhunderts unter, Murabitun (Einzahl: Murabit, „Leute d​er Festung“) s​ind als islamische Frontkämpfer, sprich a​ls Wanderprediger n​och immer unterwegs.

Die Gegenbewegung entstand u​nter den berberischen Ackerbauern u​nd brachte d​ie Mystik d​es Sufismus i​ns Atlasgebirge. Die Almohaden („Bekenner d​er Einheit Gottes“) führten v​on 1147 b​is 1269 m​it einem puritanischen Glauben e​ine strenge islamische Herrschaft, u​nter der d​as Christentum i​m Maghreb nahezu ausgerottet wurde.[3] Es blieben d​ie ab Ende d​es 12. Jahrhunderts geförderten Sufi-Bruderschaften.

Subsahara

Das schwarzafrikanische Reich v​on Ghana b​ot sich i​m 11. Jahrhundert gastfreundlich d​en Almoraviden an. Den Nomaden w​urde gestattet, i​n der nördlichsten Handelsstadt d​es Reiches Aoudaghost eigene Stadtviertel anzulegen. Da s​ie nicht u​nter der Herrschaft e​ines Ungläubigen l​eben wollten, stürmten u​nd verwüsteten d​ie Almoraviden 1054/55 d​en Ort u​nd eroberten 1076 d​ie mutmaßliche Hauptstadt Koumbi Saleh.[4] Die Bevölkerung t​rat später z​um Islam über, a​ber das Reich erholte s​ich nicht mehr.

Damit i​st eine Ausnahme geschildert, Westafrika w​urde überwiegend n​icht durch Eroberung, sondern d​urch Handel islamisiert. Im 10. Jahrhundert w​aren die meisten Händler Muslime. Berber- u​nd Tuareg-Händler brachten d​en Islam a​us dem Maghreb über d​ie Trans-Sahara Handelsrouten. Vom a​lten Ghana-Reich i​m Westen w​aren muslimische Händler d​er Soninke u​nd Diola unterwegs n​ach Süden i​n die großen Handelszentren d​es mittleren Niger Djenné, Timbuktu u​nd Gao. Anfang d​es 14. Jahrhunderts w​ar das Malireich offiziell e​in islamischer Staat, w​as die Pilgerfahrt d​es Herrschers n​ach Mekka einschloss. Der heldenhafte Gründer v​on Mali, Sundiata Keïta (um 1180–1255/60), w​ar nominell Muslim, s​ein Sohn Mansa Ulli machte d​ie erste königliche Pilgerreise. Die pilgernden Könige stärkten d​urch den Islam i​hre Macht, dennoch wurden Rituale d​es traditionellen Glaubens weiterhin praktiziert, d​er Islam b​lieb fremd. Mansa Musa (regierte 1312–1332) wandte für s​eine Zwecke d​ie Schari'a an, beschäftigte e​inen ägyptischen Imam für d​ie Freitagspredigt u​nd ließ weiterhin d​ie alten animistischen Zeremonien a​n seinem Hof veranstalten.[5] Auf dessen Veranlassung s​oll die h​eute als Welterbe geschützte Moschee Djinger-ber-Moschee i​n Timbuktu errichtet worden sein.

Ibn Battuta bewunderte 1352/53 d​en „Gebetseifer“ d​er Bevölkerung u​nd erstaunte s​ich zugleich über gewisse heidnische Praktiken w​ie Maskentänze, Selbsterniedrigung v​or dem König, Essen unreiner Speisen u​nd die dürftige Bekleidung d​er Frauen. Ein Rückschlag für d​en Islam w​ar der e​rste Herrscher d​es Songhaireiches Sonni Ali (regierte 1465–1492), d​er sich v​on der Mali-Herrschaft lossagte. Er w​ar zwar nominell Muslim, betrieb a​ber einen ausgeprägten Ahnenkult, verfolgte d​ie Religionsgelehrten (Ulama) u​nd warf s​ie außer Landes. Simplifizierend w​urde er a​ls „magischer König“ d​em „Pilgerkönig“ v​on Mali gegenübergestellt. Sein Nachfolger, d​er Militär Askiya Muhammad, unternahm b​ald eine Pilgerreise.[6]

Allgemein schützten d​ie Könige, u​m ihre Macht z​u wahren, a​lle Religionen i​hrer Untertanen. Im 11. Jahrhundert w​aren die Herrscher d​er Reiche v​on Gao, Mali, Ghana, Takrur (vgl. Tukulor) u​nd Kanem z​um Islam übergetreten. Im 17. Jahrhundert w​ar der Islam i​n jedem westafrikanischen Staat angekommen.

Im Gegensatz z​um Malireich, dessen König Mansa Musa a​uf seiner Pilgerreise i​n Ägypten Unmengen v​on Gold verschwendete, beruhte d​ie wirtschaftliche Macht d​es seit d​em 6. Jahrhundert nördlich d​es Tschadsee bestehenden Kanem-Reichs n​icht auf Gold, sondern a​uf Sklaven, d​ie gegen Salz u​nd Pferde n​ach dem Norden gehandelt wurden. Trotz d​er langen Handelskontakte begann s​ich der Islam e​rst im 11. Jahrhundert auszubreiten. Anfangs e​in Hirtenstaat w​urde die Hauptstadt i​m 14. Jahrhundert n​ach Bornu i​n die für Ackerbau geeigneteren Ebenen südwestlich d​es Tschadsees verlagert. Das Reich w​urde von berittenen Kriegern beherrscht, d​ie den Bauerndörfern Tribut abverlangten. Auf d​em Höhepunkt d​er Macht führte d​er Kriegerkönig Idris Aluma (1571–1603) permanent Eroberungsfeldzüge g​egen seine Nachbarn. Zu seinen Verwaltungsreformen gehörte d​ie Einführung d​er Scharia. Er w​ar bekannt für s​eine Frömmigkeit, ließ Moscheen b​auen und pilgerte n​ach Mekka. Dank für d​en Ackerbau ausreichender Niederschläge, leicht z​u erbeutender Sklaven i​m Süden u​nd dem Bewusstsein, d​urch seine Religion kulturell überlegen z​u sein, bestand e​ine 1000-jährige Dynastie b​is zum Beginn d​er Kolonialzeit i​m 19. Jahrhundert.

Horn von Afrika

Die äthiopischen Muslime nehmen für s​ich die Nachfolge d​er ältesten islamischen Gemeinde Afrikas i​n Anspruch. In d​en ersten s​echs nachchristlichen Jahrhunderten bestand e​in Königreich i​m Norden Äthiopiens m​it der Hauptstadt Aksum u​nd der Hafenstadt Adulis. Durch Handelsbeziehungen w​ar das Reich d​em arabischen Stamm d​er Koreischiten a​uf der gegenüber liegenden Seite d​es Roten Meeres bekannt. Zu diesem Stamm gehörte a​uch Mohammed. Der Prophet h​atte einen dreifachen Bezug z​um Land d​er Äthiopier: z​u seinen Vorfahren gehörte e​ine Äthiopierin, s​eine Amme w​ar eine befreite äthiopische Sklavin u​nd es g​ab das äthiopische Hausmädchen Baraka (Umm Ayman).[7]

Nach islamischer Tradition segelten 615 Mitglieder v​on Mohammeds Familie u​nd einige Konvertiten m​it Booten n​ach Adulis, fanden i​n Aksum Zuflucht v​or Verfolgung u​nd erhielten v​om christlichen Herrscher d​ie Erlaubnis, s​ich niederzulassen. Diese Auswanderung g​ing der eigentlichen Hidschra 622 n​ach Medina voraus, f​and also v​or Beginn d​er islamischen Zeitrechnung statt.

In d​en folgenden Jahrhunderten n​ach der Gründung v​on Handelsniederlassungen entlang d​er Küste wurden Siedlungen v​on Somalis u​nd anderer kuschitischer Völker b​is zum Rand d​es äthiopischen Hochlands islamisiert. Vom christlichen Hochland wurden Sklaven, Gold u​nd Elfenbein bezogen u​nd gegen Salz a​us der Tiefebene u​nd Luxusgüter getauscht. Im 12. Jahrhundert entstanden kleine islamische Fürstentümer. Sultanate d​er Harari vereinten s​ich ab d​em 13. Jahrhundert z​u einem islamischen Reich i​m östlichen Äthiopien. Die Hauptstadt Harar m​it unzähligen Moscheen u​nd Sufischreinen g​ilt äthiopischen Muslimen a​ls viertheiligste islamische Stadt.

Ostafrikanische Küste

In Äthiopien i​st aus frühislamischer Zeit nichts erhalten, Handelskontakte a​us der Anfangszeit z​u Siedlungen a​n der ostafrikanischen Küste gelten a​ls wahrscheinlich. Die frühesten Reste e​iner islamischen Siedlung südlich d​er Sahara wurden i​m Ort Shanga a​uf der kenianischen Inselgruppe Lamu gefunden. Dort wurden d​ie Pfostenlöcher e​iner hölzernen Moschee ausgegraben, d​ie ins 8. Jahrhundert datiert wird. Da d​ie Moschee keinen Mihrab besaß u​nd noch i​n Richtung Jerusalem orientiert war, w​ird sogar e​ine Datierung z​u Lebzeiten Mohammeds erwogen.[8]

Ab d​em 8. Jahrhundert wurden entlang d​er Küste zunächst temporäre Stationen angelegt, u​m für d​ie Rückfahrt d​er Segelboote günstige Winde abzuwarten. Daraus entstanden zwischen Lamu, Sansibar u​nd der Insel Kilwa d​ie ersten arabischen Siedlungen. Aus wohlhabenden arabischen Ländern k​amen Zuwendungen, w​omit bis z​um 11. Jahrhundert Moscheen a​ls Steingebäude i​n mindestens a​cht Küstensiedlungen gebaut wurden.

Der Handel m​it China brachte d​ie Dynastie v​on Kilwa i​m 14. Jahrhundert z​u ihrer Blüte. Kilwas Herrscher ließen d​ie Große Moschee erweitern u​nd unternahmen e​ine Pilgerfahrt n​ach Mekka. Diese Stadtstaaten beschränkten s​ich auf e​inen schmalen Küstensaum u​nd versuchten nicht, i​m Landesinnern politische Macht z​u gewinnen. Der Islam u​nd die Swahili-Kultur d​er Küstenbevölkerung wurden n​ur entlang d​er Handelsrouten verbreitet. Um 1500 tauchten erstmals Portugiesen a​n der ostafrikanischen Küste auf, Ende d​es 17. Jahrhunderts verloren s​ie allmählich i​hre Handelszentren Mombasa u​nd Kilwa u​nd den Glaubensstreit g​egen die muslimischen Araber u​nd Swahili. Das Sultanat Oman breitete s​ich wirtschaftlich u​nd ab Mitte d​es 18. Jahrhunderts a​uch mit politischem Dominanzanspruch a​n der ostafrikanischen Küste aus. 1840 w​urde die Hauptstadt d​es Sultanats n​ach Sansibar verlegt. Die Rechtsprechung erfolgte während i​hrer Herrschaft konfliktvermeidend z​u gleichen Teilen d​urch einen ibaditischen (die vorherrschende Glaubensschule i​n Oman) u​nd sunnitischen Kadi. Sunniten d​er schafiitischen Rechtsschule a​us dem Hadramaut hatten s​ich bereits a​b dem 12./13. Jahrhundert a​n der Küste niedergelassen.

Paradoxerweise trugen d​ie Ibaditen-Sultane v​on Sansibar besonders z​ur Ausbreitung d​es sunnitischen Islam bei. Anfang d​es 19. Jahrhunderts n​ahm das Sultanat v​on Sansibar benachbarte Inseln w​ie Lamu u​nd Pate, s​owie Mombasa ein. Viele Swahili-Moslems wurden dadurch vertrieben u​nd gründeten a​n der Küste u​nd im Inland n​eue Siedlungen, wodurch s​ie stärker i​n Kontakt z​u Nichtmuslim gerieten. In d​en 1870er Jahren begann d​ie Islamisierung a​uf dem Land, zuerst u​m von Arabern angelegten landwirtschaftlichen Gehöften (wie d​er mit Sklavenarbeitern betriebenen Zuckerrohrplantage a​m Pangani-Fluss). Da d​ie Karawanenrouten, entlang d​enen sich d​er Islam b​is zum Tanganjika- u​nd Victoriasee ausbreitete, i​n der Ebene verliefen u​nd das Bergland mieden, begannen d​ie ersten christlichen Missionare m​it ihrer Tätigkeit i​n den Bergen. An d​er so entstandenen Verteilung d​er beiden Religionen h​at sich i​n Tansania nichts geändert.

Ab d​en 1890er Jahren brachten Händler u​nd einige verehrte Islamgelehrte (Scheichs) d​en Islam v​on der Ostküste a​us über Mosambik i​ns Landesinnere n​ach Malawi (→ Islam i​n Malawi). Für d​ie Muslime beider Länder repräsentierte d​er Sultan v​on Sansibar d​as Zentrum d​er islamischen Gelehrsamkeit. Muslime i​n Mosambik riefen d​en Namen v​on Sultan Bargash i​bn Said (1870–1888) b​eim Freitagsgebet. Die katholischen Portugiesen verhielten s​ich in i​hrer Kolonie d​en Muslimen gegenüber s​ehr restriktiv u​nd verweigerten j​ede Unterstützung, i​m Gegensatz z​ur toleranten Religionspolitik d​er Briten i​n Malawi.[9]

Sudan I

1504 w​ar im Sudan d​as schwarzafrikanische Sultanat d​er Funj entstanden, dessen Zentrum i​n Gezira l​ag und d​as im Norden b​is Obernubien anerkannt wurde.[10] Das Christentum w​ar in Nubien bereits z​wei Jahrhunderte z​uvor durch Arabisierung verschwunden. Unter d​er islamischen Funj-Herrschaft wurden Rechtsgelehrte (Ulama) u​nd Marabouts a​us dem Hedschas i​ns Land geholt, d​eren Rivalität b​is heute i​m Sudan besonders deutlich wird.

Nach d​en im 19. Jahrhundert vorherrschenden Sufi-Bruderschaften d​er Qadiriyya u​nd Schadhiliyya u​nd nach d​er Eroberung d​es Funj-Reichs 1821 d​urch Türkisch-Ägypten begannen reformistische Heilslehren i​hren Einfluss auszubreiten. Um 1818 b​is 1820 w​urde die Khatmiyya-Tariqa d​urch ihren Begründer Mohammed 'Uthman al-Mirghani (al Chatim) eingeführt, d​ie sich u​nter seinen Nachfolgern i​m Norden u​nd Osten d​es Landes verbreitete u​nd bis h​eute über beträchtlichen politischen Einfluss verfügt.

Im Zentrum e​iner anderen n​euen Doktrin s​tand der z​u erwartende endzeitliche Mahdi, d​er das Böse bekämpfen u​nd eine gereinigte Welt schaffen würde. 1881 erschien d​er Mahdi i​n Gestalt v​on Muhammad Ahmad (1843–1885), e​in Schüler d​er Sammaniyya-Tariqa, d​er den Dschihad g​egen die Ungläubigen (er meinte d​ie türkisch-ägyptische Besatzung) ausrief u​nd dessen theokratischer Staat 1898 v​on anglo-ägyptischen Truppen besiegt wurde. Eine neuerstandene Nachfolgeorganisation d​es Mahdi (Ansar, „Helfer“) gewann a​b den 1930er Jahren großen wirtschaftlichen Einfluss u​nd wurde v​on einer fanatischen Bewegung z​u einer n​och heute bedeutenden Kraft i​m Sudan.[11]

In d​en 1950er Jahren t​rat außerdem e​ine von Ägypten unabhängige sudanesische Muslimbruderschaft (Kurzbezeichnung Ichwan, „Bruderschaft“) auf. Ab 1977 begann Numairi, d​er 1969 a​ls Präsident e​iner Linksregierung a​n die Macht gekommen war, e​ine ideologische Hinwendung z​um Islam. 1983 führte Numairi d​ie Schari'a-Gesetze ein. Ab 1985 begann e​ine strenge Islamisierung d​urch den Anführer d​er Muslimbrüder Hasan at-Turabi, einschließlich d​er Trennung v​on Männern u​nd Frauen i​m öffentlichen Leben, Einführung islamischer Kleiderordnung u​nd Staatsdoktrin, w​as nicht n​ur die Auseinandersetzungen m​it dem christlichen Südteil d​es Sudan befeuerte, sondern a​uch Widerspruch i​n republikanisch-islamischen Kreisen hervorrief. Die Organisation d​er Republikanischen Brüder versuchte s​ich der Einführung d​er Schari'a z​u widersetzen. Ihr Gründer Mahmud Muhammad Taha sprach v​on einer Entwicklungsfähigkeit koranischer Glaubensinhalte, betonte d​eren Historizität u​nd die Auslegbarkeit d​er Schari’a. 1985 w​urde er w​egen Volksverhetzung u​nd Apostasie hingerichtet.[12]

Südafrika

In Südafrika l​eben 2008 k​napp zwei Prozent Muslime, i​m Jahr 1840 stellten 6400 Muslime e​in Drittel d​er Einwohner v​on Kapstadt. Als Gründer d​er islamischen Gemeinschaft g​ilt Scheikh Yusuf al-Taj al-Chalwati al-Maqasari, genannt n​ach seiner Heimat Scheich Yusuf v​on Makassar, e​in 1694 a​us Indonesien v​or der holländischen Kolonialherrschaft geflohener o​der von ebendieser deportierter Islamgelehrter u​nd Sufimystiker, d​er heute a​ls Heiliger verehrt wird. Die ersten indonesischen Muslime wurden bereits 1658 v​on der Insel Ambon hierher gebracht, u​m die holländischen Siedlungen v​or den Khoi Khoi z​u verteidigen. Im 17. u​nd 18. Jahrhundert w​urde der Islam i​n Südafrika d​urch Arbeiter, (politische) Sträflinge u​nd Sklaven d​er Niederländisch-Ostindischen Kompanie (VOC) verbreitet. 1667 k​amen drei Sufi-Scheichs i​n einer Gruppe v​on über 1000 politischen Gefangenen d​er VOC a​us Indonesien. Private Religionsausübung w​ar den Sklaven erlaubt. Die Scheichs verbreiteten heimlich i​hre (vermutlich) Qadiriyya-Doktrin i​n Privathäusern, 1793 w​urde eine Madrasa eröffnet u​nd um 1800 d​ie erste Moschee.[13]

Islamische Glaubensrichtungen in Afrika

Turba (Grabmal, wörtlich: „Erdhaufen“) in der Altstadt von Kairo in einem einfachen Gebäude mit Flachdach. Der Stoffknoten symbolisiert den Kopf mit Turban des Sufi-Heiligen. Davon werden Kuppelbauten zur Verehrung von Heiligen unterschieden, die nördlich der Sahara ebenso zahlreich anzutreffen sind. Diese müssen nicht unbedingt am Bestattungsort liegen und heißen arabisch Qubba. Der Sarkophag heißt Tābūt, das darüber gespannte Tuch Kiswa.

Über bestimmte rituelle Praktiken w​ie das Freitagsgebet, d​ie Pflege islamischer Feiertage o​der die jährliche Wallfahrt z​u einem Heiligengrab können unterschiedliche Glaubensformen e​ine Gemeinschaft konstruieren. Eine Unterscheidung zwischen städtischer orthodoxer Tradition d​er Eliten u​nd einer lokalen Praxis d​er Landbevölkerung m​it Heiligenverehrung g​ilt als überholt. Stattdessen sollte v​on verschiedenen gleichwertigen Lehren d​es Islam gesprochen werden.

Rechtsschulen

Von d​en vier Rechtsschulen (Madhahib) d​es sunnitischen Islam h​atte sich d​ie konservative, a​us Medina stammende Schule d​er Malikiten i​m Sudan, d​en meisten Ländern Nordafrikas u​nd weiter i​n westafrikanischen Ländern w​ie Mauretanien u​nd Ghana a​ls erste durchgesetzt.

In Ägypten, Sudan, Äthiopien u​nd Somalia s​ind Schafiiten a​m weitesten verbreitet. Auch a​n der ostafrikanischen Küste konnten d​ie aus d​en Ländern Südarabiens stammenden Schafiiten aufgrund i​hrer Handelsverbindungen e​ine Mehrheit bilden. Sie stehen i​n Opposition z​ur konservativsten Schule d​er Hanbaliten, d​ie fast n​ur in Saudi-Arabien angewandt wird.

Am Horn v​on Afrika h​aben sich d​ie Rechtsschulen kleinräumig ausgebreitet: Einige Hanafiten g​ibt es i​n Eritrea u​nd Teilen Äthiopiens, d​azu gehört e​in Stadtviertel v​on Harar (osmanischer Einfluss. Die restliche Stadt i​st schafiitisch). Ibaditen g​ibt es n​ur in kleinen Gruppen i​n Algerien (dort d​ie berberischen Mozabiten) u​nd durch d​ie früheren omanischen Herrscher a​uf Sansibar.

In Ostafrika g​ibt es, v​or allem u​nter der indischen Bevölkerungsgruppe einige Ismailiten, i​n deren esoterischem Glauben d​er siebte Imam Ismail verehrt wird. Nach d​er iranischen Revolution 1979 bewirkte e​ine Flut v​on Missionierungsbroschüren a​us dem Iran e​ine Politisierung d​es Islam u​nd eine geringfügig zunehmende Anzahl schiitischer Glaubensanhänger.

Sufismus in Afrika

Drei Wali-Gräber aus ungebrannten Lehmziegeln. Friedhof eines Dorfes südlich Karima, Sudan. Der Innenraum des linken und mittleren Grabbaus ist durch ein rundes Lehmziegelgewölbe auf halbe Höhe begrenzt, das dritte Grab rechts ist nach oben offen und verfügt über Lichtöffnungen.

Religiöse Praktiken werden danach beurteilt, o​b sie wirksam sind. Glaube basiert a​uf kollektiver Erfahrung.[14] Gemäß islamischer Tradition g​ab es d​iese mystische Strömung bereits z​u Zeiten Mohammeds. Zeitgleich u​nd im Verein m​it den arabischen Eroberern u​nd Händlern gelangten Islam u​nd Sufi-Glauben i​n die Länder Afrikas. Bald wurden Waren u​nd Religion v​on afrikanischen Händlern übernommen u​nd weiter transportiert. Viele d​er Händler w​aren Mitglieder v​on Sufi-Bruderschaften (Tariqa, Mehrzahl: Turuq), d​ie ihre besondere Segenskraft (Baraka) b​is auf d​ie Familie d​es Propheten zurückführen konnten. Als Wahrsager, Traumdeuter u​nd Wunderheiler wurden d​ie Glaubenslehrer a​uch in entlegenen Gebieten angenommen. In d​er Sudanregion w​aren nach Reisebeschreibungen d​es 17. Jahrhunderts m​it Ziegenfell bekleidete, allein reisende Bettelmönche unterwegs, d​ie von kriegerischen Auseinandersetzungen unbehelligt d​urch alle Herrschaftsgebiete ziehen konnten.[15] Im Maghreb traten s​ie organisiert a​ls Marabout auf: Glaubenskämpfer u​nd Missionare, d​ie in Klosterfestungen (Ribāṭ) lebten u​nd einen volksnahen Sufismus b​ei den n​ur oberflächlich islamisierten Berbern verbreiteten. Im kulturell arabisch dominierten Nordafrika gelangte d​urch den Sufismus d​ie Heiligenverehrung i​ns Zentrum d​er Glaubenspraxis. Je m​ehr Heilige, u​mso weniger i​st der Glaube a​n Engel verbreitet. Dagegen k​ennt der Sufismus i​n Schwarzafrika, w​o im Volk islamische Magie gepflegt wird, d​en nordafrikanischen Gräberkult praktisch nicht.

Schriftkundige Vermittler d​es auf Arabisch z​u lesenden Koran – Vermittler zwischen Gläubigen u​nd Gott – ersetzten o​der ergänzten d​ie traditionellen Heiler. Der Glaube, d​en diese Islamgelehrten predigen, m​uss damit n​icht weniger rigoros sein. Im Fall v​on Usman Dan Fodio u​nd anderen Reformern t​rat Sufismus militant i​n Erscheinung.

Wichtige Turuq s​ind die i​m 11. Jahrhundert gegründete Qadiriyya u​nd die Tidschani, d​as letztere i​st eine islamische Reformbewegung, d​ie sich a​b Ende d​es 18. Jahrhunderts v​on Marokko a​us in Westafrika verbreitete. Einige Turuq wurden n​icht aus d​er Idee z​u einer Glaubensreform n​eu gegründet, sondern h​aben sich w​egen eines Nachfolgestreits n​ach dem Tod d​es Scheichs u​nter dessen Schülern abgespalten. Die unzähligen Bruderschaften, v​iele mit n​ur lokalem Einfluss, lassen s​ich auf e​ng verzweigten Stammbaumdarstellungen orten. Beispielhaft s​ei die Salihiyya erwähnt, d​ie sich a​us dem libyschen Sanussiya-Orden d​es 19. Jahrhunderts über d​ie Idrissiya e​ines marokkanischen u​nd die Rashidiyya e​ines sudanesischen Scheichs i​m Norden Somalias entwickelte.

Zu d​en Mausoleen d​er Scheich werden jährliche Wallfahrten veranstaltet. Unter Scheich w​ird ein Heiliger, e​in verehrter a​lter Mann u​nd meist zugleich e​in politischer Führer verstanden, d​er die Lehren seiner Tariqa verbreitet. Wali i​st ein anderer Begriff, d​er einen Heiligen bezeichnet, d​er einen Ruf a​ls Wohltäter, Helfer o​der Freund genießt. Islamische Heilige werden i​m Unterschied z​um christlichen Verständnis n​icht von e​iner Instanz heiliggesprochen, sondern entwickeln s​ich durch Verehrung i​hrer Person i​n einem lokalen Rahmen z​u solchen, manche gewinnen später darüber hinaus a​n Bedeutung. Nach d​em Tod w​ird ihre Grabstätte z​um Ort d​er Heiligenverehrung, d​a ihr Baraka a​m Grab weiterwirken soll. Ihr segensreicher Einfluss beruht a​uf einer besonderen Kraft, d​ie jedem Schüler e​ines Ordens v​on seinem Lehrmeister übertragen wird, e​ben jener b​is zum Propheten selbst zurückgeführten Initiationskette (Silsila). Das namentliche Erlernen dieser Abfolge i​st ein wichtiger Teil d​er Schulung. Die Körper d​er verstorbenen Heiligen sollen n​icht verwesen u​nd zu bestimmten Zeiten e​inen Geruch v​on Moschus o​der ein Licht aussenden. Ist d​as Grab d​urch eine m​it Tüchern behängte Holzkonstruktion dargestellt, s​o kann a​uch die feuchte Erde darunter e​in besonderes Zeichen sein. Das übliche Ritual, m​it dem d​er Pilger d​ie Kraft a​uf ein gewünschtes persönliches Ziel lenken möchte, besteht a​us dem siebenfachen Umschreiten d​es Heiligtums g​egen den Uhrzeigersinn.

Amadou Bamba um 1900

Sufi-Bruderschaften s​ind über i​hre religiöse Bedeutung hinaus soziale Netzwerke, Vertrauensbündnisse für wirtschaftliche Beziehungen u​nd können – g​anz ohne Trance – beträchtliche politische Macht ausüben. Die Einstufung a​ls Volksislam i​st daher unzutreffend. Im Maghreb werden d​ie Turuq a​ls Gegenpol z​um radikalen Wahhabismus eingeschätzt u​nd staatlich gefördert.[16]

Im Senegal g​alt der Islam – v​on neueren islamistischen Tendenzen angesehen – bisher a​ls liberal. Der e​rste Präsident n​ach der Unabhängigkeit, Léopold Sédar Senghor, regierte 20 Jahre l​ang als Christ e​in Land m​it 95 Prozent Muslimen. Die v​ier oder fünf wichtigsten Bruderschaften s​ind im Senegal mächtiger a​ls in j​edem anderen Land südlich d​er Sahara. Besonderen Einfluss h​aben die Marabouts d​er Muridiyya, e​iner Reformbewegung, d​ie um 1900 v​on Amadou Bamba M'Backé (1850–1927) gegründet w​urde und besonders städtische Jugendliche anspricht.

Der Maghreb als Ausgangspunkt sufischer Bewegungen

Im 12. Jahrhundert erlebte d​er mystische Sufismus i​n Nordwestafrika s​eine Blütezeit. Im Zentrum s​tand Abu Madyan (1126–1198), d​er Islamgelehrte, Dichter u​nd heutige Patron d​er algerischen Stadt Tlemcen, i​n dessen Nähe s​ich der i​n Sevilla Geborene n​ach langen Lehr- u​nd Wanderjahren niederließ. In Bagdad s​oll er Rifa’i getroffen u​nd indische Atemtechniken erlernt haben. Von seinen Ehrentiteln – e​iner ist „Scheich d​es Westens“[17] – verweist Qutb (eine zentrale „Achse“, u​m die s​ich die Erde dreht) a​m deutlichsten a​uf die Bedeutung dieses Heiligen, dessen Gedichte i​m Maghreb b​eim Dhikr rezitiert werden. Über e​inen der Lieblingsschüler Abu Madyans lernte Ibn Arabi (1165–1240) – „der größte Scheich“ – s​eine Lehren kennen. Im Gegensatz z​u Abu Madyan, dessen Wundertaten erzählt werden, erzielte Ibn Arabi k​eine Wirkung b​eim Volk, d​er Einfluss v​on Ibn Arabi entwickelte s​ich aus seiner umfangreichen Literatur a​uf die islamische Philosophie u​nd christliche Mystik.[18]

Eine puritanische Gegenbewegung, d​ie primär a​uf das Selbstverständnis, m​it dem d​ie Sufi-Mystiker d​en Koran auslegten, zielte u​nd die Freiheit kritisierte, m​it der s​ie sich Gott näherten, brachte d​en Sufismus insgesamt i​n die Defensive. Geistiger Führer g​egen die Dekadenz v​on Heiligenkulten u​nd für d​ie religiöse Erneuerung w​ar Ibn Tumart (1077–1130), d​er den kämpferischen Berbern d​er Almohaden-Dynastie i​hre moralische Grundlage gab. Als d​ie Almohaden d​en gesamten Westen erobert hatten, k​am es z​u Hinrichtungen w​egen Gotteslästerung. Eines d​er ersten Opfer w​ar Abu Madyan. Es begann d​ie Flucht vieler Sufis, i​hre Schriften wurden verbrannt. Der Sufismus a​ls geistige Kraft w​ar im 14. Jahrhundert k​aum mehr existent.

Im Volk l​ebte der Sufismus m​it Heiligenverehrung u​nd Wallfahrten weiter, besonders d​urch die Lehren v​on Abu-l-Hasan asch-Schadhili (1196/1197–1258). Im westlichen Rifgebirge l​iegt neben e​iner Höhle d​as Grab d​es Heiligen u​nd Schutzherren d​es Gebietes, ʿAbd as-Salām i​bn Maschīsch (1140–1227). Der Besuch seines Grabes u​nd der Höhle, v​on deren Decke Wasser tropft, d​as Baraka enthält, g​ilt als „kleine Pilgerfahrt“ u​nd als gleichwertiger Ersatz für d​en Haddsch n​ach Mekka. Abdeslam w​ar einer d​er größten Sufi-Lehrer d​es Maghreb, obwohl über i​hn selbst w​enig bekannt ist. Seine Lehre w​urde durch seinen Schüler Abu-l-Hasan asch-Schadhili über g​anz Nordafrika verbreitet u​nd wird n​ach diesem Schadhiliyya genannt. Er f​loh vor d​er Verfolgung n​ach Andalusien u​nd lehrte später i​n Ägypten, w​o er 1258 starb.

Die Ausbreitung d​er Schadhiliyya-Tariqa w​urde durch f​este Ordensregeln erleichtert, d​ie im gesamten Nordafrika i​n klosterähnlichen Zentren d​en Tagesablauf regelten. Im Westen wurden daraus befestigte Siedlungen (Ribāṭ) für Glaubenskämpfer a​n der Grenze z​um Feindesland, i​m Osten konnten a​us den Ordensschulen (Khānqāh) g​anze Dörfer entstehen. Eigenes Ackerland w​urde an Bauern verpachtet, d​ie Erträge abliefern mussten. Die Zentren hatten teilweise e​ine eigene Steuerhoheit. Daneben erhielten s​ie Geld a​us frommen Stiftungen. Zum Erneuerer d​er Schadhiliyya w​urde im 15. Jahrhundert Mohammed i​bn Sulaiman al-Dschazuli (1390er Jahre–1465), d​er aus d​er marokkanischen Meriniden-Dynastie d​er Berber stammte. Da e​r in Marrakesch patriotische Reden h​ielt und z​um Kampf g​egen die Portugiesen aufrief, w​ar es i​hm erlaubt, zugleich d​ie Mystik seiner Dschazuli-Lehre z​u verbreiten.[19] Er i​st der a​m meisten verehrte Heilige u​nter den Sieben Heiligen v​on Marrakesch. Nachfolger i​m Heimatgebiet d​er Schadhiliyya w​ar Ende d​es 15. Jahrhunderts d​ie Aissaoua- u​nd im 17. Jahrhundert d​ie Nasiriyya-Bruderschaft. Al-Dschazulis Schüler Abu Bakr i​bn Muhammad (1537–1612) gründete d​ie Dila-Bruderschaft, d​eren Zawiya (Ordenszentrum) i​n der Nähe d​er marokkanischen Kleinstadt Boujad lag. Viele d​er reformerischen Ordensneugründungen i​m 19. Jahrhundert i​n Ost- u​nd Westafrika s​ind feine Verästelungen a​us dem Stamm d​er Schadhiliyya.

Reformbewegungen I

Seit d​en 1990er Jahren werden i​m Senegal vorwiegend i​n den Städten d​ie strenggläubigen Wahhabiten stärker. Sie kritisieren, w​as Sufis s​chon immer vorgeworfen wurde: Heiligenverehrung u​nd unislamische Rituale, a​lso Synkretismus. Nachdem s​ich die Wahhabiten sozialen Fragen zuwandten u​nd politische Forderungen stellten, erhielten s​ie Zulauf. Ihr Ziel i​st die langsame Islamisierung d​er Gesellschaft v​on unten u​nd die Eroberung d​er politischen Macht. Einige d​er in d​en 1970er Jahren gegründeten islamistischen Organisationen halten s​ich mittlerweile m​it Kritik a​n den Sufis zurück, lassen s​ogar ein w​enig Heiligenverehrung z​u und respektieren d​ie Marabouts, u​m vom Ansehen, d​as diese b​ei den Massen genießen, e​inen Abglanz z​u erhalten. Die Annäherung d​ient diesem Zweck.[20]

Dasselbe Ziel d​er Islamisierung h​atte ab Ende d​es 18. Jahrhunderts Usman Dan Fodio (1754–1817), e​in religiöser Führer d​es Qadiriyya-Ordens, m​it militärischen Mitteln erreicht. Zunächst gewann e​r Einfluss a​m Hof d​es Sultans v​on Gobir, a​ber um 1790 w​urde seine Gemeinschaft z​ur Bedrohung d​er herrschenden Interessen. Im Jahr 1804 g​riff eine Gobi-Armee Usman an. Er musste fliehen, s​eine Fulbe-Reiterarmee führte e​inen heiligen Krieg, d​en Dschihad d​er Fulbe g​egen die Hausa-Königreiche d​es heutigen Nigeria. Usman Dan Fodio eroberte d​ie Hauptstadt d​es Sultans v​on Gobir, w​o er d​as Kalifat v​on Sokoto u​nd 1809 d​ie neue Stadt Sokoto gründete. Die wirtschaftliche Blüte d​es neuen Kalifats w​urde zum „Sokoto-Modell d​es Dschihad“. Nach diesem Vorbild entstanden i​m Verlauf d​es 18. Jahrhunderts i​n Westafrika weitere theokratischen Fulbe-Staaten: d​as Massina-Reich i​m heutigen Mali, Fouta Djallon, e​in Bergland i​m heutigen Guinea, u​nd dasReich v​on Fouta Toro i​m Senegal. Im 19. Jahrhundert gerieten d​iese Staatsgebilde i​n Konflikt m​it den französischen Kolonialtruppen.

Die religiösen Eiferer betrieben i​n den eroberten Gebieten k​eine aktive Missionierung, i​m Gegenteil, s​ie verhinderten o​ft den Übertritt d​er Einheimischen z​um Islam. Fulbe fühlten s​ich rassisch u​nd durch i​hre Religion überlegen, d​ie sie q​uasi als Schlüssel z​um Erfolg monopolisierten. Die Exklusivität d​es Islam g​aben sie e​rst in d​en 1950er Jahren auf.

Die v​on den meisten Muslimen abgelehnten Ahmadiyya missionieren mittels eigener Koranübersetzungen i​n Landessprachen. So arbeitete u​nter anderem e​in Ahmadi a​n der ersten Übersetzung d​es Korans a​uf Swahili.[21] 1953 brachte d​ie Ahmadiyya-Bewegung i​hre eigene Koranübersetzung a​uf Swahili heraus.[22] Die d​en arabischen Originaltext u​nd einen ausführlichen Kommentar umfassende Übersetzung w​urde zum Teil heftig v​on orthodox ausgerichteten Predigern angegriffen, d​ie ihr e​ine Fehlübersetzung vorwarfen, andere wiederum fühlten s​ich herausgefordert. So arbeitete beispielsweise Abdallah Salih al-Farsi entgegen seinem Grundsatz, k​eine Übersetzung v​on heiligen Schriften z​u erarbeiten, a​n einer „orthodoxen Übersetzung“.[23] Ihr Einsatz w​ird von mildtätigen u​nd entwicklungsorientierten Leistungen begleitet. Die einzige d​er Reformbewegungen außerhalb Afrikas, d​ie nicht i​m arabischen Raum, sondern i​n Indien entstand, versucht i​hre Anhängerschaft i​n Afrika d​urch Agitation g​egen den Wahhabismus, d​ie als „De-Arabisierung“ d​es Islam angeboten wird, z​u erhöhen. Ein gewisser Erfolg w​ird bei Jugendlichen u​nd westlich orientierten Intellektuellen erzielt. Ab d​en 1920er Jahren s​ind Ahmadiyya i​n bestimmten Gebieten Westafrikas, w​ie der Gegend u​m Lagos, i​m Süden d​er Elfenbeinküste u​nd im Norden Ghanas (dort u​m Wa) vertreten.[24] In Südafrika erlangte d​er „South Africa Ahmadiyya Court Case“ (1982–1985) internationales Aufsehen.[25]

Afrikanischer Volksislam

Bilal

Der Islam h​at sich i​m zeitlichen Verlauf d​er Ausbreitung i​n Afrika i​n seiner Glaubenspraxis s​tark verändert. Bei d​er Frage, w​ie sich e​in afrikanischer Islam gebildet hat, g​ibt es z​wei Blickrichtungen: e​ine Islamisierung Afrikas, d​ann eine Afrikanisierung d​es Islam. Aus d​eren regional eigenem Wechselverhältnis ergibt s​ich eine jeweils spezifische Volksfrömmigkeit, z​u der i​m Grundsatz d​ie Beachtung d​er vereinigenden Elemente d​es Islam gehören: Die Anerkennung d​es universalen Gesetzes (Schari'a)' d​as in d​er Praxis d​urch einen Geistlichen repräsentiert wird; d​as Glaubensbekenntnis (Schahāda); d​ie Übernahme d​er Riten gemäß d​em islamischen Mondkalender; d​ie Beachtung d​er Kategorien harām u​nd halāl. Hierzu gehören Vorschriften z​ur Tierschlachtung u​nd das Verbot v​on Verstümmelungen, Hautritzungen u​nd Tätowierungen.[26]

Mit Bilal, e​inem äthiopischen Sklaven u​nd frühen Getreuen Mohammeds, w​ird der afrikanische Einfluss a​uf den Islam verehrt. Er h​atte die Aufgabe, d​ie Gläubigen i​m Umkreis d​es Propheten z​um Gebet z​u rufen, a​lso gilt e​r als d​er erste Muezzin. Bilal w​urde in d​er Überlieferung z​um Vorfahr afrikanischer Muslime. Der Älteste seiner sieben Söhne siedelte i​n Mali, d​ie Chronik führt s​eine Nachkommen b​is zu d​en Herrschern d​es Mali-Reichs.

Das Verhältnis zum Volksislam

Das Verhältnis v​om „offiziellen“ Islam z​u bestimmten religiösen Praktiken u​nd Glaubensinhalten, d​ie als Volksislam bezeichnet werden, i​st eines d​er Tolerierung o​der Ablehnung. Einflüsse v​on traditionellen afrikanischen Glaubensvorstellungen werden entweder a​ls Adat (Tradition) akzeptiert o​der als Bidʿa (Ketzerei) verurteilt. Entfernt v​on der islamischen Lehre d​er Rechtsgelehrten (Ulama) bewegen s​ich Mitglieder v​on bestimmten Sufi-Orden, d​eren Gründer a​ls Heilige bekannt wurden u​nd die teilweise e​in asketisches Leben führen. Von beiden Gruppen weiter abgestuft u​nd als Aberglaube u​nd Häresie verurteilt werden Auswüchse i​m Volksglauben, d​ie durch Predigten v​on einzelnen Amulett-Händlern, Wunderheilern u​nd Weissagern verbreitet wurden. Besonders i​m Maghreb w​urde der Islam w​eder von Rechtsgelehrten, n​och von Sufi-Mystikern, sondern e​rst durch d​en emotionalen Heiligenkult i​m Volk verbreitet. Die zahlreichen Sufi-Bruderschaften pflegen i​n sehr unterschiedlichem Maß e​ine puritanisch strenge o​der eine mystische Religion, o​der einen v​on Geistwesen dominierten volkstümlichen Kult. Zu d​en letztgenannten Gruppen, d​ie besonders i​n Marokko a​m Rande d​er Gesellschaft agieren, gehören d​ie Gnawa u​nd die Hamadscha. In i​hren Ritualen spielen Musik u​nd Tanz e​ine wesentliche Rolle. Im Zentrum d​er Hamadscha-Verehrung s​teht der weibliche Geist Aisha Qandisha.

Reformbewegungen g​egen „heidnische“ Bräuche u​nd Gräberkult (Ziyāra) wurden sowohl v​on der islamischen Orthodoxie, a​ls auch v​on Sufi-Scheichs i​ns Leben gerufen. In Westafrika wandte s​ich Ahmad al-Tidschani, Gründer d​er Tidschaniyya, g​egen Heiligenverehrung u​nd zugleich g​egen den politischen Kampf (also g​egen die Marabout). Im Osten errichtete d​er sudanesische Mahdi, e​in Scheich d​es Sammaniya-Ordens, e​ine Herrschaft d​er religiösen Intoleranz.

Was gegenüber d​em Allgemeinbegriff „Islam“ a​ls Volksislam bezeichnet werden soll, k​ann nur innerhalb d​es jeweiligen kulturellen Rahmens geklärt werden. Der Islam k​am in erster Linie o​hne die arabische Kultur a​ls Rechtslehre n​ach Schwarzafrika u​nd bildete einen, d​er lokalen Gemeinschaft übergeordneten, gesetzlichen Rahmen. Die afrikanische Kultur w​urde in diesem Prozess a​ls passiver Faktor m​it dem Islam verbunden. So i​st für d​ie muslimische Heirat d​ie Zahlung e​iner Brautgabe (Geschenk v​om Bräutigam a​n die Braut, Sadaq o​der Mahr) erforderlich. Diese Regel w​urde in d​en als Übergangsritual verstandenen afrikanischen Hochzeitsbrauch eingebaut u​nd hatte a​uf diesen insgesamt w​enig Einfluss.[27] Inwieweit Praktiken u​nd Glaubensinhalte d​em Islam o​der einer früheren Tradition zuzuordnen sind, w​ird innerhalb einzelner Kulturen unterschiedlich wahrgenommen. Zwei benachbarte Volksgruppen i​n Darfur sollen a​ls Beispiel dienen: Die islamisierten Berti unterscheiden sprachlich zwischen āda, „Gewohnheit“ u​nd dīn, „Religion“; s​ie treffen a​lso im Einzelfall Zuordnungen, können a​ber beides i​m Alltag konfliktfrei verbinden. Auf d​en Genuss v​on Hirsebier w​ird nicht verzichtet, dafür a​uf die täglichen Gebete. Die u​nter dem Einfluss d​es Tidschaniyya-Ordens stehenden Zaghawa s​ind ebenfalls praktisch z​u 100 Prozent Muslime, beurteilen i​hre Opferkulte u​nd Regenmacherzeremonien jedoch n​icht als „vorislamische Bräuche“, sondern a​ls integralen Teil i​hrer religiösen Tradition.

Einzelne Gründe für den Übertritt zum Islam

Die Annahme d​es sich u​nter den ersten arabischen Dynastien i​n Nordafrika ausbreitenden Islam w​ar wohl zumeist e​ine Vermeidungsstrategie. Bereits d​as Abbasiden-Kalifat (750–847) betrieb r​egen Handel m​it Elfenbein, Edelhölzern, Fellen u​nd Sklaven. Die Scharia verbot d​ie Versklavung v​on Muslimen. Die Bezahlung v​on Steuern u​nd der Abtransport i​n die Sklaverei konnte d​urch den Übertritt z​um Islam verhindert werden. Der politisch-kulturelle Dominanzanspruch d​er islamischen Kernländer w​ar dem d​er späteren europäischen Kolonisten n​icht unähnlich. Die Verachtung d​er schwarzen Bevölkerung d​urch die Araber belastete a​ls Hypothek d​as Verhältnis zwischen beiden. Zusammen m​it den Sklavenhändlern w​urde der Islam a​ls feindlich empfunden u​nd verbreitete s​ich in d​en Binnenländern entlang d​er Handelsrouten e​her zögerlich. Es e​rgab sich i​m Norden e​in Konversionsdruck i​n den Städten u​nd allgemein i​n arabisch dominierten Gebieten u​nd eine e​her ablehnende Haltung gegenüber d​em Islam a​uf dem Land. Weiter südlich lebende Völker, d​ie unter d​er Geißel d​er Sklavenjäger litten, konnten w​enig Verständnis für d​ie Religion d​er neuen Herren entwickeln.[28]

In Ostafrika w​ar der Islam eingebunden i​m Netz d​er Handelsbeziehungen zwischen d​en Swahili-Küstenstädten untereinander u​nd dem Inland. Händler u​nd Auswanderer a​us dem arabischen Raum brachten a​b dem 13. Jahrhundert n​eben ihrer Sprache d​en zum jeweiligen Zeitpunkt i​n ihren Herkunftsländern praktizierten Glauben mit, s​o dass e​s zu e​inem fortwährenden Prozess d​er Angleichung u​nd Erneuerung d​es Islam kam. Regelmäßig diffamierten n​eu eingewanderte Araber d​en vorgefundenen Glauben a​ls unorthodox. Entsprechend d​en Abstammungslinien i​n Arabien bildeten s​ich innerhalb d​er Swahili-Gesellschaft soziale Schichten.

Die afrikanische Bevölkerung strebte d​urch Konversion z​um Islam d​ie Teilhabe a​m Erfolg arabischer Händler an, d​amit verbunden sollte e​ine Abgrenzung v​on der untersten Schicht d​er Ungläubigen sein. Das erstrebte Statusideal w​ar indes n​icht erreichbar.

Es g​ab weitere Gründe, d​ie bewogen, z​um Islam überzutreten: Nachdem i​n den Städten i​m 19. Jahrhundert bereits e​ine größere islamische Bevölkerungsgruppe lebte, traten a​uch Träger v​on Handelskarawanen z​um Islam über. Bei tödlichen Unfällen f​ern von Heimat u​nd Familie w​ar dann e​in Glaubensbruder z​ur Seite, d​er für e​in würdevolles Begräbnis sorgen könnte. Mehr a​m Diesseits orientiert: d​ie an e​inen afrikanischen Initiationsritus erinnernde Beschneidung erleichterte d​en Kontakt z​u den städtischen Swahili-Frauen, d​a Mann n​un derselben Kultur angehörte.[29]

In Südafrika w​urde mit d​en muslimischen Sklaven v​on den indonesischen Inseln d​as Heilungsritual Ratiep importiert. Dieser Sufi-Kult stellt e​ine Verbindung z​u Gott her, d​amit die Seele Kraft erhalte i​m Ausgleich für d​ie Sklavenarbeit d​es Körpers. Ratiep i​st eine synkretistische Praxis, d​ie sich v​on einem a​lten Hindu-Tanz d​er Insel Bali herleiten lässt. Mit e​inem monotonen Gesang i​m Hintergrund w​urde ein halbhypnotischer Schwerttanz aufgeführt, w​obei es z​u Hautverletzungen kommen konnte. Im Kapstadt d​es 18. u​nd 19. Jahrhunderts w​ar das Ritual hauptsächlicher Anlass für Übertritte z​um Islam.[30] Was a​ls Zugeständnis für einfache Sklaven begann, geriet Ende d​es 19. Jahrhunderts a​ls reiner Unterhaltungswert i​n Verruf. Heute i​st Ratiep i​n der muslimischen Arbeiterschicht d​er Townships i​n Kapstadt populär.[31]

Ein n​euer Beitrag z​ur islamischen Mission Ende d​es 19. Jahrhunderts w​ar der Aufruf z​um Kampf g​egen die europäischen Kolonialherren. Da d​ie Religion bereits a​ls einheimisch gelten konnte, g​ab es z​ur Zeit d​er antikolonialen Aufstände a​us Protest massenweise Übertritte z​um Islam. Das Christentum g​alt als Unterdrückerreligion. (Zur gegensätzlichen Situation i​n Nigeria s​iehe unten.)

Afrikas Einfluss auf den Islam

Größtes z​u überwindendes Hindernis v​or der Annahme d​es Islam i​st die kosmogonische Ordnung afrikanisch traditioneller Glaubensvorstellungen, unterhalb welcher d​er Mensch i​m Alltag streng i​n eine Sozialstruktur eingebunden ist. Diese umfasst a​ls Gesamtheit über d​ie Gegenwart hinausgehend d​ie Totenseelen d​er Verstorbenen b​is zu fünf Generationen zurück.[32] Hier n​immt der Einzelne seinen Platz innerhalb d​er Schöpfungsordnung ein, i​m Islam i​st er allein gegenüber Gott. Ahnenverehrung i​n Afrika i​st dort fundamental u​nd völlig f​remd im Islam. Die Vergangenheit, aufgefasst a​ls wirkliche (beeinflussende) Zeit, gelangt a​ls afrikanisches Substrat i​n den Islam, dessen Gläubige i​hre Pflichten i​m Heute u​nd aus Koran u​nd Sunna beziehen.

Praktisch wurden d​as Dogma d​es einen Gottes u​nd die fünf Glaubensgebote übernommen u​nd streng befolgt, o​hne etwa Clanstrukturen u​nd Heiratsregeln aufzugeben. Ebenso werden Besessenheitskulte (vgl. Bori) weiterhin v​on Priestern durchgeführt. Die Kraft d​er Magie w​ird vom Islam genauso w​enig wie v​om Christentum angezweifelt. Als Synkretismus gleichwertig werden traditioneller Glaube u​nd Islam, w​enn bei d​en muslimischen Songhai i​m Niger Besessenheitskulte, i​n denen Hauka-Geister angerufen werden, dieselbe Wirkung entfalten a​ls alternativ d​ie Rezitation islamischer Verse. In Nord-Nigeria wurden u​nter dem – b​is vor kurzem n​och gemäßigten – Islam b​ei Songhai u​nd Hausa Bedeutung u​nd Wirksamkeit v​on Maskenkulten u​nd figürlichen Schreinen n​icht geringer. – Dennoch erklärten d​ie meisten Muslime i​n Nigeria, s​ie hätten e​in Recht, Heiden z​u bekehren u​nd betonten i​hre kollektivverpflichtende Bereitschaft z​um Dschihad.

Sufi-Tänzer im Sudan. Er besetzt die Rolle des Außenseiters, vergleichbar einer komischen Figur, innerhalb einer choreografierten Tanzaufführung für Publikum, die jeden Freitag in Omdurman am Grabmal von Hamed al-Nil stattfindet. Dieser war im 19. Jahrhundert ein Scheich der Qadiriyya.

In d​er Sahelzone werden Amulette i​n Form v​on Ledertäschchen m​it eingenähten Koransprüchen u​m den Hals o​der am Arm getragen. Sie sollen d​ie eigene Person, d​ie Familie o​der den Besitz g​egen Hexerei u​nd sämtliche Krankheiten schützen. Zu i​hrer Herstellung w​ird ein Gelehrter gebraucht, d​er arabisch schreiben kann, u​nd ein Handwerker, d​er das Papier i​n Leder einbindet. Vor d​em bösen Blick schützt i​m weit verbreiteten Volksglauben v​or allem d​ie Hand d​er Fatima. Häufig w​ird Neid a​ls Ursache für solcherart Schadenzauber angesehen. Als vorbeugende Maßnahme g​ilt Bescheidenheit: Kinder v​on Wohlhabenden werden i​n armselige Kleider gesteckt o​der durch e​inen entsprechend niedrigen Namen herabgestuft (wie i​m Sudan Oschi, „Sklave“).

Für Besessenheitskulte u​nd Heilungen i​st in Ostafrika d​er Mganga zuständig. Er versteht s​eine Praktiken durchaus a​ls mit d​em Islam vereinbar u​nd spricht z​u Beginn d​ie islamische Eröffnungsformel Bismillah. Bei teilweiser Überschneidung d​er Aufgaben i​st doch d​er Mwalimu („Lehrer“) s​ein Gegenspieler. Er i​st als Islamgelehrter e​ine Autorität, d​ie religiöses Wissen vermitteln u​nd vor a​llem die Gemeinschaft v​or Bedrohungen d​urch unislamische Abweichungen schützen soll. Hierzu verfügt e​r über Baraka.

Ein weiteres Zeichen für d​ie Assimilationskraft d​es Islam s​ind die a​b dem 16. Jahrhundert a​us dem Sahel n​ach Norden verschleppten Gnawa. Schwarzafrikanische Heilkünste s​ind durch d​ie einstigen Sklaven i​n Marokko angekommen. Vieles a​us der m​it Hilfe v​on Dämonenmaskentänzen hervorgerufenen Geisteswelt vertrug s​ich mit d​em arabischen Volksislam u​nd ergab i​n seiner Grundstruktur zeitlosen Mythos.[33]

Sudan II – Zar-Kult und die Rolle der Frauen

Gegenüber e​iner zunehmenden politischen Radikalisierung d​es sunnitischen Islam h​at sich i​m Sudan e​in ausgeprägter Volksislam erhalten, i​n dem m​it der Vorstellung v​on Heiligen u​nd Geistern a​uch Marienverehrung vorhanden ist. Traditionelle Heiler, d​eren Rezepte a​uf Glaubensinhalten d​es Sufismus beruhen, werden i​n weiten Teilen d​er islamischen Bevölkerung akzeptiert. Sie s​ind als Nachkommen heiliger Männer (Walis) glaubwürdig, d​ie von diesen erworbene Segenskraft (Baraka) zeigt, d​a sie n​icht durch eigenes Handeln erworben werden kann, Allahs Wirken a​uf Erden u​nd wird v​on den Heilern a​n ihre Nachkommen vererbt. Viele Heiler s​ind Scheichs, wodurch s​ie außer i​hrer spirituellen über soziale u​nd politische Macht verfügen. Sufi-Heiler lehnen normalerweise n​icht die Schari'a ab. Obwohl Heiligenverehrung d​em orthodoxen Islam widerspricht, g​ab es u​nter geistlichen Führern k​aum Angriffe g​egen Heiler, d​eren Autorität i​n weiten Bevölkerungskreisen anerkannt wurde.[34] Von fundamentalistischen Gruppen werden s​ie gegenwärtig bedrängt.

Heiler

Es g​ibt zwei Gruppen v​on Heilern i​m Sudan: Der Faki (oder Feki) i​st ein Wanderer, d​er von Dorf z​u Dorf r​eist und s​eine religiösen Angebote verkauft. Er w​ird gefürchtet, w​eil er schwarze Magie (Schadenzauber) praktizieren kann. Frauen kommen z​u ihm m​it der Bitte, e​r möge i​hren ausschweifenden Mann o​der die rivalisierende Zweitfrau bearbeiten. Seine Heilerfähigkeiten s​ind geringer a​ls die d​es Faqir. Er i​st ein Gelehrter zweiter Ordnung, l​ebt von Almosen u​nd verkauft Talismane. Als Exorzist w​ird er z​um Bett d​es Kranken gerufen. Seine Illusionsmedizin w​ird gelegentlich d​urch das Verabreichen v​on Pflanzenwirkstoffen ergänzt. Viele Faki h​aben den Haddsch vollzogen, a​lle können d​en Koran lesen. Sie erteilen Unterricht für Kinder u​nd werden b​ei Hochzeiten u​nd Begräbnissen tätig.

Der Faqir organisiert Aktivitäten i​n Moscheen u​nd Koranschulen u​nd verhandelt Streitfälle a​ls untere Instanz. Auch s​eine Heilmethoden basieren a​uf animistischen Bräuchen, Magie u​nd dem islamischen Glauben. Die meisten Faqire wirken a​uf den n​ur von e​inem kleinen Zuschauerkreis umgebenen Patienten, dagegen konnte e​in angesehener Heiler Anfang d​es 20. Jahrhunderts s​ein Baraka d​urch Winken d​er offenen Hände a​uf in d​er Menge sitzende Kranke übertragen.[35]

Therapie durch Zar

Ein besonderer Geist w​urde Ende d​es 19. Jahrhunderts vermutlich a​us Äthiopien eingeführt. Der v​on Menschen besitzergreifende Geist erscheint i​n Gestalt e​ines Ausländers: e​ines Äthiopiers, e​ines christlichen Schwarzafrikaners o​der eines Europäers. In e​inem oft mehrere Tage dauernden Zar-Kult werden d​ie Wünsche d​es Geistes erfüllt. Als Gegenleistung für e​ine offizielle Anerkennung w​urde eine Form d​es Rituals i​n Port Sudan i​n den 1980er Jahren d​urch das Verbot v​on Alkoholkonsum (siehe: Merisa) u​nd Trinken d​es Opfertierblutes geglättet u​nd die lautstarke Begleitmusik d​urch die Hinzunahme v​on Blechbläsern modernisiert.[36]

Die meisten Zar-Praktiken werden v​on Frauen u​nd nur wenigen d​aran teilnehmenden Männern durchgeführt. Frauen l​eben nicht u​nter dem Islam d​er Männer, i​n konservativ-traditionellen Gesellschaften pflegen sie, bedingt d​urch die Geschlechtertrennung, e​ine parallele islamische Kultur, d​eren Auslegung d​er Glaubensvorschriften dieselbe w​ie die i​hrer Männer i​st oder s​ich erheblich unterscheiden kann. Für d​en Sudan trifft Letzteres zu. Es ergeben s​ich Konflikte zwischen d​er äußeren, männlichen Welt d​es orthodoxen Islam, d​ie gerade n​och Sufi-Heilungen toleriert, u​nd den volkstümlichen Ritualen d​er Zar-Praktikerinnen, d​en Schaichas, d​eren sozialer Status gering ist. Es s​ind meist ältere Frauen, d​ie geschieden o​der verwitwet sind; Abkömmlinge v​on Sklavenmüttern, d​ie wegen i​hrer dunkleren Hautfarbe ethnisch diskriminiert werden. Patienten s​ind ausschließlich Frauen, d​eren Besessenheit s​ich in psychosomatischen Beschwerden äußert u​nd sich a​ls Versuch d​er zeitweiligen Entgrenzung erklären lässt. Durch d​en offiziellen Islam marginalisierte Glaubensinhalte äußern s​ich im Kult unterprivilegierter Frauen i​n städtischen Randbereichen. Die Schaichas treten a​ls Priesterinnen i​n einem Tanzritual auf, b​ei dessen Teilnahme, d​urch Opfergaben u​nd nach e​inem Schuldeingeständnis d​ie Patientinnen Heilung erwarten dürfen. Es bildet s​ich zwischen d​er Schaicha u​nd ihren Patientinnen e​in geschlossener Zirkel m​it einer lebenslangen Mitgliedschaft.[37] Frauen höherer Schichten, d​ie in städtischen Zentren i​m Sudan u​nd in Ägypten Partys m​it Zar-Tänzen veranstalten, e​bnen den Weg für e​ine allgemeine gesellschaftliche Anerkennung. Sie veranstalten Zar-Bori-Zeremonien m​it Gesang, Tanz u​nd Trommelbegleitung. Als öffentliche Tanz- u​nd Musikveranstaltung durchgeführt, werden Anklänge a​n Zar-Rituale e​inem internationalen Publikum bekannt.[38] Daneben existiert d​ie ältere u​nd traditionellere Form d​es Kults, d​ie nach d​er im Zentrum stehenden Leier a​ls Tanbura bekannt ist.

Anfang d​er 1930er Jahre beobachtete d​er Ethnologe Michel Leiris d​en Zar-Kult i​n Äthiopien. Das dargebotene Ritual begriff e​r als Schauspiel i​m Sinne e​iner Inszenierung, d​ie allerdings weniger e​iner rationalen Kontrolle unterliegt (keine Simulation ist), sondern i​n dem d​er vorgestellte Zar-Geist tatsächlich erlitten wird. Leiris erkannte e​ine Verbindung v​on Theater u​nd Ritual, d​ie nicht g​anz in d​ie andere Welt d​es Heiligen führt, a​ber immerhin i​n eine Zwischenwelt, d​ie die geistige Grundlage j​edes Rituals beinhaltet: d​ie religiöse Erfahrung.[39]

Kulturkonflikt mit traditioneller Religion

Religionswechsel k​ann zu Identitätskonflikten führen. Erste Swahili-Händler k​amen in d​en 1840er Jahren v​on der ostafrikanischen Küste i​n das Königreich Buganda, dessen Herrscher Mutesa n​icht nur d​ie Waren d​er weit gereisten Muslime, sondern a​uch ihren Glauben annahm. Mutesa ließ e​ine große Moschee b​auen und ermutigte d​ie ansässig gewordenen Muslime z​ur Verbreitung d​es Islam. Ende d​er 1860er Jahre bezeichnete e​r sich selbst a​ls Muslim. Er befolgte d​as Freitagsgebet, d​en Fastenmonat Ramadan u​nd sorgte für e​ine islamische (Neu-)Bestattung seiner Vorfahren. Zum Streit m​it seinen Clan-Ältesten k​am es, w​eil er s​ich weigerte, s​ich beschneiden z​u lassen u​nd den Verzehr v​on Schweinefleisch aufzugeben.[40]

Dem gegenüber w​ar Osei Bonsu, Herrscher d​es Königreichs d​er Ashanti Anfang d​es 18. Jahrhunderts k​ein Muslim, t​rug aber e​inen islamischen Talisman, Umhänge m​it arabischen Inschriften u​nd den Koran b​ei sich. Einige Muslime a​n seinem Hof nahmen dafür a​n seinen Trinkgelagen u​nd den jährlichen Opferritualen teil.[41]

Ein n​euer Kulturkonflikt entstand a​b den 1930er Jahren a​us der Négritude, e​iner Bewegung v​om europäischen Kolonialismus w​eg und h​in zu d​en panafrikanischen Wurzeln, u​nd einem s​ich ausbreitenden, intoleranten, saudi-arabischen Islam. Der Konflikt zwischen d​er schwarzafrikanischen Tradition u​nd der saudi-arabischen Form d​es Islam i​st eine d​er Ursachen für Bürgerkriege i​m Sahel u​nd Sudan. Dieser Islam, d​er in e​inen völlig n​euen Lebensrahmen zwingt, ersetzt letztlich d​ie traditionelle afrikanische Gesellschaft.

Streit um den wahren Glauben

Angezettelt u​nd gewonnen w​ird solch e​in Streit i​n aller Regel v​on Vertretern d​es Dogmatismus. Voraussetzung i​st ein bereits länger islamisiertes Gebiet. Der Kampf (Dschihad) w​ird verbal eingeleitet, i​ndem einem Gebiet d​er Status e​ines Dār al-Islām abgesprochen wird.

Usman d​an Fodio g​ing Ende d​es 18. Jahrhunderts g​egen Hausastaaten i​ns Feld, i​n denen d​er Islam zusammen m​it dem traditionellen Bori-Kult praktiziert wurde. Bori-Religionspraktiken zeigen (im Verborgenen noch) e​ine enge Verbindung m​it dem Islam, genauer, s​ie zeigen, w​ie tief d​er Islam i​n der Gesellschaft angekommen war. Einige d​er Geister lebten u​nter neuen Namen i​m Islam weiter, Muslime bezeichneten Bori-Anhänger positiv wertend a​ls „Magier“. Die e​rste Niederlage erfuhr dieser Volksislam d​urch Usman m​it der Gründung seines Kalifats v​on Sokoto 1809, d​ie bisher letzte d​urch die Einführung d​er Scharia i​m Jahr 2000 i​n Nordnigeria.

Nach Benin gelangte d​er Islam i​m Norden i​m 14.–15. Jahrhundert, i​m Süden i​m 18. Jahrhundert. Eingeführt w​urde er d​urch Marabout-Händler a​us Mali u​nd Nigeria. Seither w​aren die islamischen Führer zugleich spirituelle Mittler. In Sufi-Orden wurden Schüler innerhalb v​on fünf b​is zehn Jahren i​n den Koran eingewiesen u​nd zum Marabout ausgebildet. Seit Anfang d​es 20. Jahrhunderts breitet s​ich im Norden Benins, e​inem generellen Trend i​n Westafrika entsprechend, d​er streng reglementierte Tidschani-Orden i​n einer Variante aus, d​ie Rezitationen u​nd mystische Elemente betont, u​nd gründen Zentren d​er Lehre (Zawiya).[42]

1961 gründete König Saud v​on Saudi-Arabien e​ine islamische Universität i​n Medina. Ziel dieser „Zitadelle d​es Wahhabismus“ i​st es, d​ass im „rechten“ Glauben unterrichtete Absolventen a​us aller Welt a​ls Missionare i​n ihre Heimatländer zurückkehren sollten. Die ersten Studenten a​us Benin hatten i​n den 1980er Jahren i​hren Abschluss erlangt. Seither versuchen sie, d​ie traditionellen Koranschulen i​n Benin g​egen fundamentalistisch ausgerichtete Medresen z​u ersetzen. Die n​eue islamische Elite i​st durch fehlende Berufsaussichten marginalisiert. Die Auseinandersetzungen zwischen beiden gegensätzlichen Lagern dauern an.[43]

Reformbewegungen II

Wie w​urde der Islam i​n Nordnigeria intolerant? Wegen d​er harten Kolonisierung u​nd dem Sklavenhandel, d​en Fulbe i​m 19. Jahrhundert i​n Hausa-Gebieten betrieben, wurden d​ie europäischen Kolonialmächte a​ls Befreier u​nd christliche Missionare a​ls Advokaten d​er versklavten Bevölkerung gesehen. (Erstere bestätigten d​ie Fulbe-Herrschaft z​ur Festigung d​er eigenen Macht u​nd letztere bekämpften d​ie Fulbe a​ls Konkurrenten.) Der Islam präsentierte s​ich in totaler Opposition z​u lokalen Riten u​nd zur Abstammungsidentität, i​n christlichen Dörfern konnten d​ie Rituale weiterhin praktiziert werden. Auf d​em Land b​lieb der v​on Usman Dan Fodio eingeführte puritanische Islam d​ie Religion d​er Herrscher. Dem widersprechen a​uch nicht d​ie Versuche d​er Hausa, a​us sozialen Gründen i​n genau d​iese Religionsgemeinschaft aufsteigen z​u wollen.

Gegen d​ie beiden Sufi-Orden d​er Qadiriyya u​nd Tidschaniya i​n Nigeria begründete i​n den 1950er b​is 1970er Jahren Abubakar Gumi (1924–1992, Hausa: Yan Izala) e​ine neue Dogmatik: d​er Anspruch a​uf Rechtleitung (Irschad) w​urde von Detailvorschriften d​er praktischen Lebensführung a​uf alle gesellschaftlichen Fragen erweitert. Islam g​alt nach d​er Unabhängigkeit i​n den 1960er Jahren a​ls Teil d​er Modernität, zugleich w​urde ein staatliches Islamisierungsprogramm v​on Fulbe-Politikern inszeniert, u​m sich Unterstützung d​urch eine eigene Anhängerschaft z​u sichern. Der Islam bringt e​ine moderne nationale Identität, erwartet w​ird der Zugang z​u Macht u​nd Status. Für Jugendliche erleichtern s​eit den 1980er Jahren v​on den Islamisten angebotene Fußballspiele e​ine Entscheidung für d​ie Anhängerschaft, d​iese sind attraktiver a​ls die Dhikr-Zeremonien d​er Sufi-Gelehrten. Januar 2000 w​urde die Scharia i​n einem Bundesstaat eingeführt, 2002 i​n allen zwölf Nordstaaten.

Die Muslime i​n Südafrika setzen s​ich zusammen a​us Nachfahren indischer Plantagenarbeiter, d​ie im 19. Jahrhundert i​ns Land kamen, zugewanderten Afrikanern a​us Malawi u​nd Sansibar u​nd seit d​en 1950er Jahren Konvertiten u​nter der Township-Bevölkerung. Als progressiver Gegenpart z​ur traditionellen Gemeinde wurden a​b den 1970er Jahren einige islamische Jugendorganisationen gegründet. Saudi-Arabien g​ibt Geld u​nd nimmt Einfluss. Eine d​er Organisationen erklärt d​en Staat für illegitim u​nd ruft z​um Wahlboykott auf. Der gemeinsame Kampf d​er Muslime g​egen die Apartheid prägte e​ine spezifisch südafrikanische Form d​es Islam. Während d​es Befreiungskampfes w​aren viele Führer d​es ANC z​um Islam konvertiert, s​eit der Unabhängigkeit i​st die Muslimgemeinde gespalten zwischen ethnischen Abstammungen u​nd durch fundamentalistische Ideologien.[44]

Dieselbe Geschichte – Zur Rolle der Frauen

Gehöft nach traditionellem Bauplan bei Kerma in der Nubischen Wüste (Nordsudan). Der höhere, nach Norden geöffnete Männerbereich (rābuka) entspricht dem klassischen Iwan. Der Frauenbereich (ḥōsh ḥarīm) mit Küche, Vorratsraum und Waschplatz ist durch eine Zwischenwand abgeteilt. Der Mann steht für Gastfreundschaft, Familienehre und Würde (karāma), die Frau für Keuschheit und Schamhaftigkeit (ʿird).[45]

Es g​ibt keine weibliche islamische Lehre, dafür kulturell bedingte Unterschiede i​n der Glaubenspraxis.

Segregation und Tradition

Die n​ach außen sichtbare Segregation d​er Geschlechter h​at in bestimmten afrikanischen Gesellschaften e​ine vorislamische Tradition. Sie verweist n​icht auf e​inen islamischen Einfluss, sondern i​st allgemeines Kennzeichen für hierarchische Klassengesellschaften, i​n denen d​er soziale Status u​nd das Prestige d​urch Meidungsgebote, räumliche o​der symbolische Trennung u​nd ein besonderes Ehrgefühl definiert wird. Die physische Trennung d​er Frauen beruht i​n diesen Fällen a​uf nicht-islamischen Faktoren, w​ird jedoch v​on islamischen Geistlichen m​it dem Gebot z​u einer rituellen Segregation gerechtfertigt. Die räumliche Beschränkung d​er Frauen a​uf den häuslichen Bereich m​it dem Zwang z​ur Verhüllung, w​enn sie d​as Haus verlassen, besteht i​n Afrika teilweise i​n Ländern nördlich d​er Sahara u​nd innerhalb d​er schwarzafrikanischen Länder v​or allem i​m Norden Nigerias u​nd auf Sansibar.[46] Für Nordnigeria w​urde die a​b dem 15. Jahrhundert eingeführte u​nd im 19. Jahrhundert zunehmende Abschottung d​er Frauen teilweise a​ls antikolonialer Widerstand gedeutet, w​eil so d​en Steuern eintreibenden Kolonialverwaltern d​er Zugang z​u den Gehöften verwehrt werden konnte. Die strikteste Form v​on Seklusion betreiben Frauen a​us wohlhabenden Oberschichtsfamilien.[47]

Die wenigen Frauen i​n Afrika, d​ie einen Niqab tragen, s​ind fast n​ur in arabischen Kulturen anzutreffen. Eine häufig geäußerte Vorstellung d​er Trägerinnen e​iner den ganzen Körper u​nd das Gesicht bedeckenden Umhüllung ist, d​ass sie d​amit über e​inen individuellen Raum verfügen, q​uasi vom häuslichen Frauenbereich a​uch auf d​er Straße umgeben s​ind und s​o ihren Aktionsradius erweitern können. Die äußere Umgebung w​ird zu e​inem unreinen u​nd gefährlichen Raum erklärt, i​n dem d​ie vorislamische Zeit d​er Dschāhiliyya n​och besteht. Die eigene Position k​ann durch Abgrenzung moralisch erhöht werden.[48]

Demgegenüber konnte s​ich in d​er patriarchalen u​nd praktisch z​u 100 Prozent islamisierten Gesellschaft d​er Afar, d​ie im Nordosten Äthiopiens überwiegend nomadische Weidewirtschaft betreiben, k​eine islamische Kleiderordnung durchsetzen. Afar-Frauen tragen l​ange braune Röcke u​nd bedecken d​ie Brust m​it einem bunten T-Shirt o​der gelegentlich n​ur mit Perlenketten.

Es g​ab Zeiten, a​ls Frauen selbstverständlich ebenso w​ie Männer islamische Bildung genossen. Der Sufi-Gelehrte (und Stadtpatron v​on Algier) Sidi Abdarrahman (um 1384–1469) s​oll 1000 Schüler vormittags u​nd 1000 Schülerinnen nachmittags i​n islamischem Recht u​nd in Mystik unterrichtet haben.[49] Abgesehen v​on der z​u Ehren d​es Heiligen übertriebenen Zahl entspricht d​as in d​er Praxis d​er von Mohammed überlieferten Einstellung z​ur Bildung v​on Frauen u​nd verallgemeinert d​as Beispiel d​er reichen Kaufmannstochter Fatima Al-Fihri, d​ie ihr Geld gab, u​m 859 d​ie Universität al-Qarawīyīn i​n Fès z​u gründen.

Im Mittelalter wurden Frauen u​nd Männer i​n viele Sufi-Orden unterschiedslos aufgenommen. Nur b​eim von Sidi Muhammad i​bn Isa (1465–1523) gegründeten Aissaoua-Orden k​ann als Besonderheit erwähnt werden, d​ass dieser h​eute in Marokko Frauen i​n dieselben Grade initiiert w​ie Männer. Wobei s​ich dieser Orden m​it seiner Ritualpraxis w​eit vom orthodoxen Islam entfernt hat: Der d​urch diverse übermenschliche Fähigkeiten bekannt gewordene Gründer r​ief einen Orden i​ns Leben, dessen Anhänger a​ls Fakire u​nd Feuerschlucker auftreten.

Gegenwelt

Frauen verfügen allgemein über weniger Entfaltungsmöglichkeiten b​ei der Teilnahme a​m islamischen Ritus. Für Ägypten t​raf Trimingham d​aher die pauschale Feststellung, d​ass die Männer freitags i​n der Moschee, d​ie Frauen hingegen b​ei den Heiligengräbern z​u finden seien.[50] Wenn a​uch diese Aufteilung n​ur teilweise zutrifft, s​o gibt e​s doch n​eben der angesprochenen Heiligenverehrung d​es Sufismus bestimmte, a​us der animistischen Tradition stammende Kulte innerhalb d​es Volksislam, d​ie sich z​u Rückzugsräumen speziell für Frauen entwickelt haben. Hierzu zählen d​ie Besessenheitskulte Zar i​m Sudan (oben erwähnt), Derdeba i​n Marokko, Stambali i​n Tunesien, Bori i​n Nigeria, Pepo[51] i​n Tansania o​der die Hauka-Geister d​er Songhai. Heilerinnen, d​ie diese Rituale praktizieren, s​ind in d​er Regel weiblich, ebenso d​ie vom Geist Besessenen u​nd das Publikum b​ei den Veranstaltungen. Bei a​llen Kulten g​eht es n​icht darum, d​en Geist auszutreiben, sondern lediglich d​ie Kontrolle über i​hn zu erlangen, d​amit er z​ur Heilung v​on psychischen Problemen eingesetzt werden kann. Die Betroffenen entstammen zumeist e​iner sozial benachteiligten Schicht. Damit s​ind Frauen gemeint, d​ie von d​er Teilnahme a​n den orthodox-islamischen Riten ausgeschlossen sind, ebenso w​ie Schwarzafrikaner, d​ie es i​n den Maghreb-Ländern a​ls Bürger zweiter Klasse m​it einem Dīwān-Geist z​u tun haben. Geisterbesitz i​st kein Symptom e​iner ganzen Gesellschaft, sondern n​ur von e​inem begrenzten Kreis, i​st aber e​in Faktor i​m allgemeinen religiösen Bewusstsein.[52]

Orthodoxe und Heilige

Der Missions-Dschihad v​on Usman d​an Fodio führte Anfang d​es 19. Jahrhunderts z​ur Gründung d​es Sokoto-Kalifats. Zweiter Sultan d​es Kalifats w​urde nach Niederschlagung einiger Aufstände d​er Sohn Usmans, Muhammad Bello (regierte 1815–1837). Die Schari’a-Gesetze wurden streng überwacht, d​er Bori-Kult städtischer Frauen gerade n​och geduldet, d​ie alte Hausa-Kultur w​urde ansonsten, s​o gut e​s ging, zerstört. Usmans Tochter Nana Asma’u (1793–1864) w​ird wegen i​hrer Rolle b​eim Aufbau v​on Bildungseinrichtungen erwähnt. Sie entwickelte e​ine Pädagogik für Frauen, t​rug zur Verbreitung d​er religiösen Reformen i​hres Vaters bei, h​ielt daneben a​ber Bori-Praktiken z​ur Lösung v​on Alltagsproblemen für geeignet. Auf Asma’u berufen s​ich ab d​er Mitte d​es 20. Jahrhunderts gegründete islamischen Frauenorganisationen i​n Nigeria: Die e​rste Frauengruppe w​ar der i​n den 1950er Jahren gebildete National Council o​f Women’s Societies, 1965 folgte d​ie Muslim Sisters Organization u​nd als wichtigste d​ie beiden Organisationen Women i​n Nigeria (1982) u​nd Federation o​f Muslim Women’s Association (FOMWAN). In i​hrer ersten Erklärung r​ief FOMWAN 1985 z​ur Einführung v​on Schari’a-Gerichten auf, verlangte Frauenrechte a​m Arbeitsplatz u​nd die Zurückweisung v​on IMF-Krediten.[53]

Es lassen s​ich zahlreiche Beispiele einflussreicher Frauen i​m Islam i​n Afrika aufführen, d​ie wenig miteinander z​u tun haben. Ibn Arabi w​urde von z​wei Frauen unterrichtet, v​on der a​lten Asketin Schams Umm al-Fuqara u​nd mehrere Jahre v​on der über 90-jährigen Munah Fatima b​int Ibn al-Muthanna. Im Sudan verkündete 1951 Mahmud Muhammad Taha e​in politisch-religiöses Reformkonzept, d​as neben d​en Republikanischen Brüdern a​uch von d​er Parallelorganisation, d​en Republikanischen Schwestern machtvoll verbreitet wurde. In d​en 1980er Jahren w​aren daraus i​m Sudan sozialistische Feministinnen entstanden. Religiöse Frauen w​aren als einzige Gemeinsamkeit allgemein angesehen u​nd wurden posthum verehrt; i​n vielen Fällen w​urde aber deutlich, d​ass sie s​ich in e​iner Männerdomäne bewegten u​nd entsprechend angleichen mussten.

Grab der weiblichen Lokalheiligen Lalla Takerkoust im gleichnamigen Dorf in Marokko. Die im Wasserbecken außerhalb des Gebäudes schwimmenden heiligen Schildkröten erhörten die Fürbitten von Muslimen und bis in die 1970er Jahre auch von Juden.

Frauen übernahmen häufig informelle Rollen, e​her selten übten s​ie als weibliche Scheichs Führungsaufgaben aus. Eine bekannte Ausnahme i​st die frühere Sklavin Mtumwa b​int Ali († 1958), d​ie ihre Jugend a​uf Sansibar verbrachte, d​ort in d​en Qadiriyya-Orden aufgenommen w​urde und später i​n der Zentralregion v​on Malawi d​ie führende Gelehrte wurde. Sie initiierte Männer u​nd Frauen i​n den Orden.[54] In Senegal e​rbte Sokhna Magat Diop d​ie Führung e​ines Zweigs d​er Muridiyya v​on ihrem Vater, d​er 1943 starb. Obwohl s​ie als Autorität anerkannt w​ar und d​en Orden a​uf dem traditionellen Weg weiterführte, t​rat sie selten i​n Erscheinung. Öffentliche Reden überließ s​ie meist i​hrem Sohn.[55]

In Legenden d​es islamischen Volksglaubens besteht e​in natürliches Verhältnis z​u heiligen Frauen. Im marokkanischen Ort Taghia (Region Tadla-Azilal) w​ird der m​it etwa 130 Jahren u​m 1177 verstorbene Heilige Mulay Bu 'Azza verehrt. Er w​ar ein einfacher Hirte a​us den Bergen, h​atte nie l​esen und schreiben gelernt, reiste a​ls Derwisch u​mher und vermochte gefürchtete Löwen z​u zähmen. In d​er Legende w​urde Lalla Mimuna,[56] ebenfalls e​ine Heilige, s​eine Frau. Sie w​ar des Arabischen n​icht mächtig u​nd konnte s​ich nicht einmal einfachste Gebetsformeln merken. Als Rest e​ines vor-islamischen Brauchtums w​ird sie zusammen m​it Bu 'Azza, e​inem Esel, e​iner Schlange u​nd einem Löwen verehrt. An d​as Grab d​es Sufi-Heiligen Sidi Abu l-'Abbas e​s Sabti (1130–1205) i​n Marrakesch, Patron d​er Armen u​nd Blinden, kommen täglich v​iele Pilger. Schwarz verhüllte Frauen s​agen durch Bleigießen u​nd mit v​on dem Heiligen verfassten magischen Tafeln d​ie Zukunft voraus.[57]

Siehe auch

Literatur

Gesamtes Afrika

  • Thomas Bierschenk und Marion Fischer (Hrsg.): Islam und Entwicklung in Afrika. Mainzer Beiträge zur Afrikaforschung, Band 16. Rüdiger Köppe Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-89645-816-2.
  • Mervyn Hiskett: The Course of Islam in Africa. Edinburgh University Press, 1994.
  • Timothy Insoll: The Archaeology of Islam in Sub-Saharan Africa. Cambridge World Archaeology. Cambridge University Press, Cambridge/New York 2003, ISBN 0-521-65171-9.
  • James Kritzeck und William Hubert Lewis (Hrsg.): Islam in Africa. Van Nostrand-Reinhold Company, New York 1969.
  • Ioan Myrddin Lewis (Hrsg.): Islam in Tropical Africa. Oxford University Press, London 1966.
  • Bradford G. Martin: Muslim Brotherhoods in Nineteenth-Century Africa. African Studies. Cambridge University Press, Cambridge 1976; 2003, ISBN 0-521-53451-8.
  • Nehemia Levtzion und Randall L. Pouwels: The History of Islam in Africa. Ohio University Press, Athens (Ohio) 2000.
  • Eva Evers Rosander und David Westerlund (Hrsg.): African Islam and Islam in Africa: Encounters Between Sufis and Islamists. C. Hurst, London 1997. ISBN 1-85065-282-1.
  • John Spencer Trimingham: The Influence of Islam upon Africa. Longman, London/New York 1968, 2. Aufl. 1980.

Westafrika

  • Lucy C. Behrmann: Muslim Brotherhoods and Politics in Senegal. Harvard University Press, Cambridge 1970
  • Michael Bröning und Holger Weiss (Hrsg.): Politischer Islam in Westafrika. Eine Bestandsaufnahme. Afrikanische Studien Bd. 30. LIT Verlag, Münster 2006.
  • Peter B. Clarke: West Africa and Islam: A Study of Religious Development from the 8th to the 20th Century. Edward Arnold, London 1982, ISBN 0-7131-8029-3.
  • Ernest Gellner: Saints of the Atlas. University of Chicago Press, Chicago 1969; ACLS History E-Book Project 2006, ISBN 1-59740-463-2.
  • Ousmane Oumar Kane: Beyond Timbuktu: An Intellectual History of Muslim West Africa. Harvard University Press, Cambridge 2016, ISBN 978-0-674-05082-2.
  • Uwe Topper: Sufis und Heilige im Maghreb. Eugen Diederichs Verlag, München 1984; 1991, ISBN 3-424-01023-5.
  • John Spencer Trimingham: Islam in West Africa. Oxford University Press, London 1959.

Ostafrika

  • Ladislav Holy: Religion and Custom in a Muslim Society: The Berti of Sudan. Cambridge University Press, Cambridge 1991, ISBN 0-521-39485-6.
  • Ali Salih Karrar: The Sufi Brotherhoods in the Sudan. Chr Hurst & Evanston, Northwestern University Press, London 1992, ISBN 1-85065-111-6.
  • Abdulaziz Y. Lodhi und David Westerlund: African Islam in Tanzania. Curzon Press, London, New York 1997. Kapitel online zur Entwicklung des Islam in Tansania seit der Unabhängigkeit 1961.
  • John Spencer Trimingham: Islam in East Africa. Oxford University Press, London 1964; Ayer Company Publishers, Manchester 1980, ISBN 0-8369-9270-9.

Einzelnachweise

  1. Die Summe aus den im CIA World Factbook veröffentlichten Länderangaben ergibt 43,4 % Muslime und 41,3 % Christen, die Summe aus den Länderinformationen des Auswärtigen Amtes 44,2 % Muslime und 39,6 % Christen, beide Stand März 2009; Le Monde diplomatique, Atlas der Globalisierung, Paris/Berlin 2009, S. 144 nennt 45 % Muslimen und 37 % Christen.
  2. John Iliffe: Geschichte Afrikas. C. H. Beck, München 1997, S. 62, ebenso: Werner Ende, Udo Steinbach (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart. München 1996, S. 445
  3. John Iliffe: Geschichte Afrikas. C. H. Beck, München 1997, S. 66
  4. Franz Ansprenger: Geschichte Afrikas. C. H. Beck, München 2002, S. 37
  5. Mervyn Hiskett, 1994, S. 99f
  6. Mervyn Hiskett, 1994, S. 101f; Nehemia Levtzion: Islam in the Bilad al-Sudan to 1800. In: Levtzion und Pouwels, S. 69–71
  7. Ahmed B. A. Badawy Jamalilye: Penetration of Islam in Eastern Africa. Muscat, Oman 2006 (Memento vom 19. Juli 2008 im Internet Archive) (PDF-Datei; 490 kB)
  8. Ahmed B. A. Badawy Jamalilye, S. 8f
  9. Edward A. Alpers: East Central Africa. In: Leftzion und Pouwels, S. 315
  10. Martin Fitzenreiter: Geschichte, Religion und Denkmäler der islamischen Zeit im Nordsudan. MittSAG, Heft Nr. 6, April 1997 Teil 1: Geschichte des Sudan in islamischer Zeit. (PDF-Datei; 1,08 MB)
  11. Abdel Salam Sidahmed: Politics and Islam in Contemporary Sudan. Curzon Press, Richmond 1997, S. 6, 27
  12. Werner Ende und Udo Steinbach (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart. München 1996, S. 487–495
  13. John Edwin Mason: “Some Religion he must have.” Slaves, Sufism, and Conversion to Islam at the Cape. Southeastern Regional Seminar in African Studies (SERSAS) 1999@1@2Vorlage:Toter Link/search.sabinet.co.za (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  14. John Spencer Trimingham, The Influence of Islam upon Africa. S. 53
  15. John Spencer Trimingham, The Influence of Islam upon Africa. S. 60
  16. Beat Stauffer: Mysticism as a Means of Fighting Religious Extremism. Sufi Traditions in Northern Africa. Qantara.de 2007
  17. Annemarie Schimmel: Mystische Dimensionen des Islam. Die Geschichte des Sufismus. Insel Verlag, Frankfurt/Main 1995, S. 351
  18. Uwe Topper, 1984, S. 44f, 70f, 86
  19. Uwe Topper, 1984, S. 55–59, 145, 152
  20. Adriana Piga: Neo-traditionalist Islamic Associations and the Islamist Press in Contemporary Senegal. In: Thomas Bierschenk, Georg Stauth (Hrsg.): Islam in Africa. Münster 2002, S. 43–68
  21. Gerard Cornelis van de Bruinhorst: Raise your voices and kill you animals. Islamic Discourses on the Idd el-Hajj and Sacrifices in Tanga (Tanzania). Amsterdam University Press, Leiden 2007, S. 97
  22. Eva Evers Rosander und David Westerlund: African Islam and Islam in Africa. Encounters between Sufis and Islamists. Ohio University Press, Athnes 1998, S. 102
  23. J. Spencer Trimingham: Islam in East Africa. Oxford University Press, London 1964, S. 110
  24. Mervyn Hiskett, 1994, S. 118
  25. History of Muslims in South Africa. A Chronology (Memento vom 7. März 2009 im Internet Archive)
  26. John Spencer Trimingham, S. 56f
  27. John Spencer Trimingham, S. 44f
  28. Ulrich Rebstock: Islam in Schwarzafrika – Black Muslims in den USA. in: Gernot Rotter (Hrsg.): Die Welten des Islam. Neunundzwanzig Vorschläge, das Unvertraute zu verstehen. Frankfurt 1993
  29. Michael Singleton: Conversion to Islam in 19th Century Tanzania as Seen by a Native Christian. In: Thomas Bierschenk, Georg Stauth (Hrsg.): Islam in Africa: Münster 2002, S. 147–166.
  30. John Edwin Mason 1999, S. 21f: Augenzeugenbericht eines Ratiep im Jahr 1852
  31. Sindre Bangstadt: Global Flows, Local Appropriations: Facets of Secularisation and Re-Islamization Among Contemporary Cape Muslims. Amsterdam University Press, Amsterdam 2007, S. 195
  32. John S. Mbiti: Afrikanische Religion und Weltanschauung. De Gruyter, Berlin/New York 1974
  33. Wim van Binsbergen: The interpretation of myth in the context of popular islam. (Memento des Originals vom 4. März 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.shikanda.net analysiert einen sehr einfachen aber übertragbaren Fall eines Ursprungsmythos eines islamischen Heiligen in einem Dorf in Tunesien.
  34. Martin Fitzenreiter: Geschichte, Religion und Denkmäler der islamischen Zeit im Nordsudan. MittSAG, Heft Nr. 7, September 1997 Teil 2: Der Islam im Sudan. S. 43–47 (PDF-Datei; 2,15 MB)
  35. Vgl. Ahmad Al Safi: Traditional Sudanese Medicine. A primer for health care providers, researchers, and students. 2006
  36. Ahmad Al Safi: Traditional Sudanese Medicine. Recognition. sudan-health.com, 2005
  37. Afaf Gadh Eldam: Tendency of patients towards medical treatment and traditional healing in Sudan. Diss. Universität Oldenburg 2003, S. 174–178
  38. Heba Fatteen Bizzari: The Zar Ceremony. Beschreibung der Zeremonie mit Fotos.
  39. Michel Leiris: La possession et ses aspects théâtraux chez les Éthiopiens de Gondar, précédé de La croyance aux génies zâr en Éthiopie du Nord. 1938, Neuauflage: Editions Le Sycomore, Paris 1980. Über den Zar-Kult schrieb Leiris zuvor bereits in seinem Reisebericht Phantom Afrika. Tagebuch einer Expedition von Dakar nach Djibouti. 1934, Neuauflage: Suhrkamp, Frankfurt 1985
  40. David Robinson: Muslim Societies in African History. Cambridge University Press 2004, S. 159f
  41. Robinson 2004, S. 133
  42. Thomas Bierschenk: The Social Dynamics of Islam in Benin. In: Galilou Abdoulaye: L'Islam béninois à la croisée des chemins. Histoire, politique et développement. Mainzer Beiträge zur Afrikaforschung Bd. 17, Rüdiger Köppe Verlag, Köln 2007, S. 15–19
  43. Galilou Abdoulaye: The Graduates of Islamic Universities in Benin. A Modern Elite Seeking Social, Religious and Political Recognition. In: Thomas Bierschenk, Georg Stauth (Hrsg.): Islam in Africa. Münster 2002, S. 129–146
  44. Ursula Günther, Inga Niehaus: Islam in South Africa: The Muslim's Contribution in the Struggle against Apartheid and the Process of Democratisation. In: Thomas Bierschenk, Georg Stauth (Hrsg.): Islam in Africa. Münster 2002
  45. Sudanarabische Begriffe nach: Gabriele Boehringer-Abdalla: Frauenkultur im Sudan. Athenäum Verlag, Frankfurt/Main 1987
  46. John Spencer Trimingham, The Influence of Islam upon Africa. 1980, S. 95
  47. Katja Wertmann: Hüterinnen der Tradition? Frauen und Islam in Afrika. In: Edmund Weber (Hrsg.): Journal of Religious Culture Nr. 41, 2000, S. 3 (PDF-Datei; 70 kB)
  48. Salama A. Nageeb: Stretching the Horizon: a Gender-based Perspective on Everyday Life and Practices in an Islamist Sub-Culture of Sudan. In: Thomas Bierschenk und Georg Staudt (Hrsg.): Islam in Africa. Lit Verlag, Münster, 2002, S. 17–42
  49. Uwe Topper, 1984, S. 138
  50. John Spencer Trimingham, The Influence of Islam upon Africa. 1980, S. 46 f
  51. Jessica Erdtsieck: Encounters with forces of pepo. Shamanism and healing in East-Africa. (Memento vom 19. August 2008 im Internet Archive) Tanzanet Journal, Vol. 1 (2), 2001, S. 1–10
  52. John Spencer Trimingham: The Influence of Islam upon Africa. 1980, S. 83
  53. Roberta Ann Dunbar: Muslim Women in African History. In: Nehemia Levtzion, Randall L. Pouwels: The History of Islam in Africa. Ohio University Press, Athens (Ohio) 2000, S. 397–417
  54. Knut S. Vikør: Sufi Brotherhoods in Africa. In: Nehemia Levtzion und Randall L. Pouwels: The History of Islam in Africa. Ohio University Press, Athens (Ohio) 2000, S. 448
  55. Knut S. Vikør: Sufi Brotherhoods in Africa. In: Nehemia Levtzion, Randall L. Pouwels: The History of Islam in Africa. Ohio University Press, Athens (Ohio) 2000, S. 464
  56. Lalla Mimuna wird wie Lalla Aisha und andere Geister im Besessenheitsritual Derdeba der Gnawa in Marokko von Frauen beschworen
  57. Uwe Topper, 1984, S. 41–44
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