Fuerzas Armadas Revolucionarias
Die Fuerzas Armadas Revolucionarias (FAR, spanisch für „Revolutionäre Streitkräfte“) sind die Streitkräfte Kubas. Die Verwaltungseinheit im Ministerrat ist das Verteidigungsministerium Ministerio de las Fuerzas Armadas Revolucionarias (MINFAR).
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Führung | |||
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Oberbefehlshaber: | Raúl Castro | ||
Verteidigungsminister: | Leopoldo Cintra Frías | ||
Militärische Führung: | Führungsstab der Streitkräfte | ||
Militärische Stärke | |||
Aktive Soldaten: | 50.000 (2019)[1] | ||
Wehrpflicht: | 2 Jahre, Männer | ||
Wehrtaugliche Bevölkerung: | Männer (16–49): 2.998.201 Frauen (16–49): 2.919.107 (2010) | ||
Wehrtauglichkeitsalter: | 17–28 Jahre | ||
Anteil der Soldaten an der Gesamtbevölkerung: | 0,76 % (2011) | ||
Haushalt | |||
Militärbudget: | US$ 1,5 Mrd. (2006) | ||
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: | 2,9 % (2018)[2] | ||
Geschichte | |||
Gründung: | 2. Dezember 1956 |
Geschichte
Die Bezeichnung wurde erstmals im Herbst 1959 für das kubanische Militär im neuen Staat verwendet, nachdem die bereits vor der Revolution bestehenden Streitkräfte mit der siegreichen Rebellenarmee zusammengefasst und unter dem Kommando des neuen Verteidigungsministers Raúl Castro völlig neu strukturiert wurden. Später betätigte sich Kuba als Interventionsmacht in afrikanischen Stellvertreterkriegen, wie sie für diese Ära typisch waren. So sandte es zwischen 1975 und 1991 insgesamt etwa 430.000 Soldaten nach Angola. Kein anderes lateinamerikanisches Land hat sich je in dieser intensiven Form militärisch auf anderen Kontinenten betätigt. Seit den frühen 1990er Jahren wurden die kubanischen Streitkräfte von rund 300.000 auf etwa 50.000 Mann im Jahr 2019 reduziert.[3] 2011 wurde ein Waffenhandel mit Nordkorea bekannt, da in Panama auf einem nordkoreanischen Schiff geschmuggelte Waffen gefunden worden waren, welche ursprünglich an Kuba hätten geliefert werden sollen.
Organisation
Die Armee gliedert sich heute in ein Heer mit ca. 39.000, eine Luftwaffe mit ca. 8.000 und eine Marine (Marina de Guerra Revolucionaria, MGR) mit ca. 3.000 Soldaten.[3] Ferner besteht eine paramilitärische Bürgerwehr, die Milizen zur Territorialverteidigung (MTT – Milicias de Tropas Territoriales) mit rund 1 Million Mitgliedern[4], welche in Kriegszeiten in die militärischen Streitkräfte eingegliedert werden.
Einsätze
Inlandseinsätze
Zur Bekämpfung der inneren Opposition und Niederschlagung von Unruhen wurden die FAR vor allem in ihren Anfangsjahren eingesetzt, als sich zahlreiche ehemalige Revolutionskämpfer gegen die kommunistische Castro-Regierung erhoben und vom Escambray-Gebirge aus einen erfolglosen Guerillakampf führten. Auch nach den Unruhen in Havanna 1994 gab es Überlegungen zum Einsatz des Militärs zur Aufruhr-Bekämpfung.[5]
1961 wehrte die FAR einen US-gestützten, dilettantischen Interventionsversuch durch Exilkubaner in der Schweinebucht ab.
Auslandseinsätze
Die kubanische Armee tat sich im Kalten Krieg durch Militärberater und bis in die 1980er Jahre auch durch Kampfeinsätze hervor, wie etwa beim Einsatz in Angola oder auch in Grenada, Äthiopien, Syrien und Mosambik. Als Interventionsmacht in diesem afrikanischen Stellvertreterkrieg zwischen den politischen Blöcken im Kalten Krieg sandte Kuba zwischen 1975 und 1991 insgesamt etwa 430 000 Soldaten nach Angola.[6]
In den 1980er Jahren waren die FAR entscheidend am Aufbau des Sandinistischen Volksheeres beteiligt; 1985 befanden sich gut 1250 kubanische Militärausbilder in Nicaragua. Von 1984 bis 1986 war General Arnaldo Ochoa oberster kubanischer Militärberater in Managua.
Bis ca. 1990 galt Kubas Armee als eine der größten und bestausgerüsteten Streitkräfte Lateinamerikas und aller Entwicklungsländer.[Henken2007 1]
Ausrüstung
Die Ausrüstung des Militärs besteht überwiegend aus veralteten sowjetischen Waffen. Nach Angaben der Regierung hat Kuba Waffen aus Moskau im Wert von 30 Milliarden Dollar erhalten, größtenteils als Geschenke, die durch die Rivalität zu den Vereinigten Staaten strategisch motiviert waren. Eine grundlegende Modernisierung konnte Kuba aufgrund seiner hohen Auslandsverschuldung bisher noch nicht einleiten.[7]
Das Heer verfügt über alte sowjetische T55 und T62-Panzer.[6]
Die Cuban Revolutionary Air and Air Defense Force verfügt über folgende Flugzeug- und Hubschraubertypen (Stand Ende 2020):[8]
Flugzeug | Foto | Herkunft | Verwendung | Version | Aktiv | Bestellt | Anmerkungen |
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Kampfflugzeuge | |||||||
MiG-21 | Sowjetunion | Abfangjäger | 11 | ||||
MiG-23 | Sowjetunion | Jagdbomber | 24 | ||||
MiG-29 | Sowjetunion | Mehrzweckkampfflugzeug | 3 | ||||
Transportflugzeuge | |||||||
An-26 | Sowjetunion | Transportflugzeug | 2 | ||||
Schulflugzeuge | |||||||
Aero L-39 | Tschechoslowakei | Schulflugzeug | 26 | ||||
Hubschrauber | |||||||
Mil Mi-8 | Sowjetunion | Mehrzweckhubschrauber | Mi-17 | 10 | |||
Mil Mi-24 | Sowjetunion | Kampfhubschrauber | Mi-35 | 4 |
Rolle in der Wirtschaft
Seit dem Ende der Unterstützung durch die Sowjetunion und die übrigen Ostblock-Staaten um 1990 wurden die Streitkräfte zum zentralen Akteur der kubanischen Wirtschaft ausgebaut, was zunächst vor allem der Sicherstellung ihrer Finanzierung diente. Dabei haben Firmen des Militärs zahlreiche Joint Ventures mit ausländischen Investoren gebildet, z. B. im Tourismus, betreiben aber auch landwirtschaftliche Großbetriebe. Diese Strukturen befinden sich außerhalb der zentralstaatlichen Planung und werden mit größeren wirtschaftlichen Freiräumen gelenkt. Nach Auffassung von Beobachtern bildet der militärisch-unternehmerische Komplex einen eigenen „Staat im Staate“.[9] Im 2011 befanden sich nach Schätzungen des Economist rund 40 Prozent der Wirtschaftskraft unter Kontrolle der Streitkräfte, deren zentrale Holding GAESA von Luis Alberto Rodríguez López-Calleja geleitet wird, einem Schwiegersohn des Staatspräsidenten Raúl Castro.[10] Neuere Quellen gingen im Zusammenhang mit der Aufhebung der US-Sanktionen 2016/17 von einem Anteil des Militärs an der Wirtschaft von 60 Prozent aus.[11] Zur Holding gehören unter anderem die Tourismusgesellschaft Gaviota, die Supermarktkette Tiendas de Recuperacion de Divisas (TRD), sowie die Banco Metropolitano, welche die Finanzen der Holding abwickelt.[12][Henken2007 2] Außerdem werden bzw. wurden das Zucker-, Fischerei- und Transportministerium, die Habanos SA sowie die Computer-Import-Firma Grupo de Electrónica de Cuba von höheren Militärs geführt.[Henken2007 3]
Bereits in den 1980er Jahren war die Devisenbeschaffung Teil der Aktivitäten der Militärs: Bekanntestes Beispiel war Kubas Verwicklung in den internationalen Drogenhandel, für die 1989 der populäre Kriegsheld General Arnaldo Ochoa in einem höchst kontroversen Verfahren zum Tode verurteilt wurde.
Rolle in der Politik
Noch deutlicher als in der Wirtschaft sind hohe Vertreter des Militärs an den wichtigsten Positionen der Politik vertreten. Dieses bereits seit der schrittweisen Verdrängung der zunächst zivilen Regierung durch Fidel Castro im Laufe des Jahres 1959 augenfällige Phänomen hat sich seit der Übernahme des Präsidentenamts durch seinen Bruder Raúl durch Neubesetzungen noch verstärkt. So besteht sowohl der Ministerrat als auch das Politbüro der Kommunistischen Partei mehrheitlich aus Angehörigen der Streitkräfte.
Ähnlich benannte Truppen in anderen Ländern
In Guatemala gab es eine gleichnamige marxistisch-leninistische Guerillabewegung, die während des Bürgerkrieges aktiv war. Die Namensüberschneidung lässt sich nicht zuletzt durch die Unterstützung Kubas erklären.
Später haben sich andere Guerilleros bei der Namensfindung daran angelehnt, so z. B. die FARC in Kolumbien.
Literatur
- Jay Mallin: The Cuba's armed forces. From colony to Castro, Reston, Virginia (Ancient Mariners Press) 2000, ISBN 0-9700721-1-2.
- Kuba: Die stärkste Armee Lateinamerikas, In: "Der Spiegel" Ausgabe 12/1976 vom 15. März 1976
- Afrika 1976: Menetekel für die Weltpolitik?, In: "Der Spiegel" Ausgabe 12/1976 vom 15. März 1976
- Adrian J. English: Armed forces of Latin America. Their histories, development, present strength and military potential, London u. a. (Jane's) 1984. ISBN 0-7106-0321-5
- Maximo Gómez Álvarez: Apuntes para la Historia de la Armada cubana, o. O. (AIDHNC) 2018. ISBN 9781980776208
Weblinks
- Website des Verteidigungsministeriums Kubas
- Die kubanischen Streitkräfte und die Dynamik der Transition von Brian Latell, Institute for Cuban & Cuban-American Studies, University of Miami (spanisch; PDF-Datei; 335 kB)
- El Ejército Rebelde, embrión de las Fuerzas Armadas Revolucionarias, Text zur Entstehungsgeschichte der FAR aus der FAR-Zeitschrift Verde Olivo auf der Webseite der kubanischen Regierung, o. D. (spanisch)
Einzelnachweise
Ted A. Henken: Cuba: A Global Studies Handbook, ABC-CLIO, 2007, ISBN 978-1851099849 (Kindle-Edition):
- Pos. 2667
- Pos. 2700
- Pos. 2710
Sonstige:
- CIA - World Factbook - Länder - Kuba - Militär und Sicherheit. Abgerufen am 5. Februar 2021 (englisch).
- CIA - World Factbook - Länder - Kuba - Militär und Sicherheit. Abgerufen am 5. Februar 2021 (englisch).
- Cuba - The World Factbook. Abgerufen am 5. Februar 2021.
- Maniobras militares en Cuba, que se prepara ante "agresividad" de Bush (Memento vom 12. Januar 2009 im Internet Archive) Europa Press in Cubanet.org vom 2. Dezember 2004
- Michael Zeuske: Insel der Extreme – Kuba im 20. Jahrhundert, 2. Auflage (2004), Seite 331.
- Peter Gaupp, San José: Raúl Castros Antiquitäten | NZZ. Abgerufen am 10. April 2020.
- Cuba necesita modernizar sus arsenales de época soviética pero carece de recursos (Spanisch) in RIA Novosti vom 4. Mai 2011, abgerufen am 21. Mai 2011
- World Air Forces 2021. flightglobal.com, abgerufen am 30. März 2021.
- Bert Hoffmann:Wie reformfähig ist Kubas Sozialismus? (PDF; 218 kB) Studie für die Friedrich-Ebert-Stiftung, Mai 2011, abgerufen am 21. Mai 2011
- Corruption in Cuba: The cleanup continues (Englisch) In: The Economist vom 5. Mai 2011, abgerufen am 21. Mai 2011
- Kuba: Wie im Kalten Krieg, Die Zeit, 17. Juni 2017
- The Cuban Military in the Economy (Memento vom 2. März 2015 im Internet Archive), Institute for Cuban and Cuban-American Studies, University of Miami, abgerufen am 11. Oktober 2014