Luftangriff auf die Gestapozentrale Kopenhagen
Der Luftangriff auf die Gestapozentrale Kopenhagen (auch Operation Carthage [dt. Karthago] genannt) wurde am 21. März 1945 von der Royal Air Force (RAF) auf die Gestapozentrale im Shellhaus in Kopenhagen geflogen. Dabei wurde durch einen Irrtum auch eine Schule schwer getroffen.
Geschichte
Seit Spätherbst 1944 hatte der britische Special Operations Executive (SOE) zusammen mit der RAF an Planungen für einen Luftangriff auf das Kopenhagener Gestapohauptquartier gearbeitet. Aufgrund der damit verbundenen Risiken im dicht bebauten Kopenhagen wurden die Pläne für einen derartig schwierigen Präzisionsangriff nur für eine Notfallsituation vorgehalten.[1]
Ende Februar 1945 gelang der Gestapo ein massiver Einbruch in die Führungsstruktur des Kopenhagener Widerstandes mit der Festnahme von 79 Personen, darunter zahlreiche Kompanieleiter, so dass die gesamte Kopenhagener Widerstandsbewegung kurz davor stand, aufgerollt zu werden. Am 28. Februar gab Ole Lippmann vom dänischen Widerstand das vereinbarte Codewort „Carthage“ für den Angriff nach London durch, aber die notwendigen Vorbereitungen und das Wetter verzögerten den Angriff bis zum 21. März.[2]
Kurz nach dem erfolgreichen Luftangriff auf die Gestapozentrale Aarhus vom Oktober 1944 waren verhaftete dänische Widerstandskämpfer zum Schutz der Gestapozentrale vor derartigen Luftangriffen im obersten Stockwerk des Shellhaus untergebracht worden. Daher mussten die Mosquito-Bomber extrem tief anfliegen und die sechste Maschine der ersten Angriffswelle streifte einen Mast und stürzte nahe der Jeanne d'Arc-Schule ab. Die zweite und dritte Angriffswelle wurden von der Rauchsäule getäuscht und warf ihre Bomben über der Schule und ihrer Umgebung ab.[3]
Im Shellhaus starben insgesamt 72 Menschen, darunter 26 deutsche Gestapoangehörige, 30 dänische Gestapomitarbeiter und 8 der 26 im Gebäude untergebrachten Gefangenen. In der Schule kamen 93 Schüler und 16 Erwachsene ums Leben, 67 Kinder und 35 Erwachsene wurden verletzt. Die meisten Gefangenen konnten fliehen und das Shellhaus brannte komplett aus. Für die britischen Planungen unvorhersehbar waren der Sipo-Chef Otto Bovensiepen, der Leiter der Gestapo Karl Heinz Hoffmann und andere leitende Mitarbeiter der Gestapo zum Angriffszeitpunkt wegen der Beisetzung eines Gestapobeamten nicht im Shellhaus.[4]
Literatur
- Matthias Bath: Danebrog gegen Hakenkreuz, Der Widerstand in Dänemark 1940–1945, Wachholtz 2011, ISBN 978-3-529-02817-5
Weblinks
- Interview mit RAF-Offizier Edward Sismore, Teilnehmer an mehreren Angriffen auf Gestapozentralen u. a. Kopenhagen (englisch)
- The Shell House Raid, Video (englisch)
- Attack on Gestapo Headquarters in Copenhagen, RAF (englisch)
Einzelnachweise
- Matthias Bath: Danebrog gegen Hakenkreuz, Der Widerstand in Dänemark 1940–1945. S. 268
- Matthias Bath: Danebrog gegen Hakenkreuz, Der Widerstand in Dänemark 1940–1945. S. 266 ff.
- Matthias Bath: Danebrog gegen Hakenkreuz, Der Widerstand in Dänemark 1940–1945. S. 274
- Matthias Bath: Danebrog gegen Hakenkreuz, Der Widerstand in Dänemark 1940–1945. S. 274 f.