Carouge
Carouge ist eine politische Gemeinde des Kantons Genf in der Schweiz. Die Stadt liegt südwestlich der Arve. Zur Stadt Carouge gehört das Quartier Les Acacias.
Carouge | |
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![]() Wappen von Carouge | |
Staat: | ![]() |
Kanton: | ![]() |
Bezirk: | Keine Bezirkseinteilung |
BFS-Nr.: | 6608 |
Postleitzahl: | 1227 |
UN/LOCODE: | CH CRG (Carouge) CH LES (Les Acacias) |
Koordinaten: | 499215 / 115494 |
Höhe: | 386 m ü. M. |
Höhenbereich: | 373–424 m ü. M.[1] |
Fläche: | 2,70 km²[2] |
Einwohner: | [3] 22'536 (31. Dezember 2020) |
Einwohnerdichte: | 8347 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 36,7 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.carouge.ch |
![]() Carouge mit der Arve und Mont Salève Carouge mit der Arve und Mont Salève | |
Lage der Gemeinde | |
![]() Karte von Carouge Weitere Karten ![]() Stadt Carouge |
Carouge gilt durch seine Künstler- und Bohème-Szene als das «Greenwich Village Genfs». Die Gemeinde gehört zu den wohlhabenderen Vororten Genfs.[5]
Geschichte
Seinen Namen hat der Ort von einer antiken oder frühmittelalterlichen Wegkreuzung, vgl. die älteste Erwähnung des Ortsnamens im frühen Mittelalter Quadruvium (lat. für «Kreuzung»), 1248 Carrogium, im 14. Jahrhundert Quarrouiz oder Quarroggi, 1445 Quaroggio.
Die Stadt ist im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts von der sardinischen Monarchie (Haus Savoyen) von Grund auf neu errichtet worden, um die Nachbarstadt Genf zu konkurrenzieren. Zu diesem Zweck verkündete Viktor Amadeus III ein Toleranzedikt, das den Bürgern erlaubte, ihrer Religion ohne Verfolgung auszuüben. 1754 zählte man 24 Häuser, 1772 767 Einwohner, 20 Jahre später bereits 4'672 Einwohner. Zu dieser Zeit war die Bevölkerung Carouges bunt gemischt. So bestand die Bevölkerung 1786 aus 51 % Franzosen, 26,3 % Savoyern und Piemontern, 7,8 % Deutschen, 6,5 % Genfern und 5,5 % sonstigen Schweizern. Zahlreiche Juden liessen sich nach ihrer Vertreibung aus Schweizer Städten wie Bern, Freiburg und Neuenburg dauerhaft in Carouge nieder. Bereits 1780 nahm Carouge elsässische Juden auf, wie auch einige aus England, Deutschland, Ungarn und Italien. Nur ausgewählte Berufsjuden wurden zugelassen. Eine Anzahl anderer Juden wurde 1787 vertrieben.[6] Für kurze Zeit war Carouge ein Ort, an dem Protestanten, Juden und Freimaurer nebeneinander wohnten, und jeder hatte sein eigenes Versammlungs- bzw. Gebetshaus.
Im Jahr 1789, kurz vor seinem Tod, schlug Pierre-Claude de La Fléchère den Turiner Behörden vor, Muslime in Carouge zu akzeptieren und die Errichtung einer Moschee zu genehmigen.[7] Diese letzte Vision des Comte de Veyrier wurde nicht verwirklicht: Kurz darauf kam Carouge unter französische Herrschaft und musste seine liberale Politik aufgeben.
1792 wurde Carouge französisch. 1816 teilte der Vertrag von Turin die Stadt Carouge dem Kanton Genf und damit der Schweizerischen Eidgenossenschaft zu.
Bevölkerung
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Bevölkerungsentwicklung | |||||||||||||
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Jahr | 1772 | 1779 | 1786 | 1792 | 1795 | 1799 | 1822 | 1850 | 1900 | 1950 | 2000 | 2010 | 2018 |
Einwohner | 567 | 1155 | 3188 | 4672 | 3594 | 2935 | 3571 | 4403 | 7437 | 9290 | 17590 | 20910 | 22458 |
Politik
Legislative – Gemeinderat
Die gesetzgeberische Gewalt wird durch den Munizipalrat (conseil municipal) wahrgenommen. Er zählt 33 Sitze und wird alle fünf Jahre direkt vom Volk im Proporzwahlverfahren mit einer 7-Prozent-Hürde gewählt. Der Munizipalrat bestimmt das Stadtbudget und stimmt über Vorlagen der Stadtregierung (Conseil administratif) ab. Ausserdem kann er selber Vorstösse lancieren. Die oben stehende Grafik zeigt Sitzverteilung nach den letzten Gemeindewahlen vom März 2020.[8]
Sehenswürdigkeiten
- Eglise Sainte-Croix
- Place de l’Octroi
- Place du Temple
- Gemeindeverwaltung
- Die Carouge-Brücke nach Genf
Persönlichkeiten
- Jean-Daniel Blavignac (1817–1876), Architekt
- Hippolyte Balavoine (1840–1925), evangelischer Geistlicher und Hochschullehrer in Genf, lebte in Carouge
- Ferdinand Lassalle, am 31. August 1864 hier bei einem Duell gestorben
- Auguste Lemaître (1887–1970), evangelischer Geistlicher und Hochschullehrer
- Anatole Mallet (1837–1919), Ingenieur und Dampflokomotiven-Konstrukteur
- Gaspard Mermillod (1824–1892), Kardinal
- Ernest Strobino (1904–1994), Radsportler
- Marie-Louise Leclerc (1911–2001), Architektin
- François Simon (1917–1982), Schauspieler
- Georges Cottier (1922–2016), Ordensgeistlicher, Theologe und Kardinal
- Nicolas Walder (* 1966), Mitglied des Conseil administratif und Nationalrat (Grüne)
Literatur
- Dominique Zumkeller: Carouge (GE). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2011.
Weblinks
- Carouge auf der Plattform ETHorama
- Offizielle Website der Stadt Carouge
- Carouge auf elexikon.ch
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Jean-François Mabut: Abécédaire de la fiscalité des communes de Genève Tribune de Genève vom 13. April 2015, abgerufen am 12. Juli 2018.
- Augusta Weldler-Steinberg: Geschichte der Juden in der Schweiz. Band 1. Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund, Zurich 1966.
- René-Louis Piachaud: Œuvres complètes, lettre de M. de La Fléchère adressée à son frère M. le Comte de Châtillon le 13 mars 1789. Band 2. Genf 1982, S. 296.
- Élection des conseils municipaux du 15 mars 2020. Abgerufen am 15. März 2020 (französisch).
- Eidgenössische Wahlen 2019 | opendata.swiss. Abgerufen am 20. Dezember 2019.