Bailleul (Nord)
Bailleul | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Hauts-de-France | |
Département (Nr.) | Nord (59) | |
Arrondissement | Dunkerque | |
Kanton | Bailleul (Hauptort) | |
Gemeindeverband | Flandre Intérieure | |
Koordinaten | 50° 44′ N, 2° 44′ O | |
Höhe | 14–86 m | |
Fläche | 43,74 km² | |
Einwohner | 15.163 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 347 Einw./km² | |
Postleitzahl | 59270 | |
INSEE-Code | 59043 | |
Website | www.ville-bailleul.fr | |
Lage von Bailleul im Arrondissement Dunkerque |
Bailleul (niederländisch Belle) ist eine französische Gemeinde mit 15.163 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Nord in der Region Hauts-de-France. Sie gehört zum Arrondissement Dunkerque, ist Hauptort des Kantons Bailleul und gehört zum Gemeindeverband Flandre Intérieure.
Geografie
Bailleul an der belgischen Grenze liegt zwischen den Großstädten Lille und Dünkirchen im ehemaligen Französisch-Flandern, also im äußersten Norden Frankreichs. Die Stadt selber liegt auf 44 m ü. M., und nebst der eigentlichen Stadt umfasst das 43,42 km² große Gemeindegebiet noch drei größere Weiler: La Crèche (17 m ü. M.) und Steent'je (18 m ü. M.) im Süden der Stadt, in der Ebene der Leie (franz.: Lys), und Outtersteene (25 m ü. M.) im Osten, unmittelbar an der Grenze zu Flandern.
Geschichte
1526 fiel Flandern durch den Vertrag von Madrid an die spanischen Niederlande. Unter der Regierung von Philipp II. entstanden erste religiöse Probleme zwischen Flandern und Spanien.
Im 17. Jahrhundert war Flandern ein permanentes Schlachtfeld. Ludwig XIV. eroberte Flandern zurück. Dadurch fiel Bailleul 1678 wieder an Frankreich.
Mit dem Vertrag von Utrecht fiel Flandern und damit auch Bailleul 1713 an Österreich, bevor beide 1745 nach der Schlacht bei Fontenoy und dem Frieden von Aachen endgültig an Frankreich gelangten. Zahlreiche Brände prägten die Geschichte der Stadt.
Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert entwickelte sich in Bailleul das Klöppelhandwerk (Klöppelmuseum „La Maison de la Dentelle“), eine Handwerkskunst, für die die Stadt auch heute noch weit über ihre Grenzen hinaus bekannt ist.
Im Ersten Weltkrieg war die Gegend um Bailleul zeitweise stark von den schweren Kämpfen betroffen, die sich deutsche und alliierte Truppen um die nahegelegene belgische Stadt Ypern lieferten. Als deutsche Gastruppen am 30. April 1916 auf einer Frontlänge von 3,2 km Chlorgas gegen die alliierten Truppen bei Wulverghem (Gemeinde Heuvelland, Belgien) einsetzten, erstreckte sich die entstehende giftige Gaswolke bis nach Bailleul. Bei der Kaiserschlacht in der Operation Georgette ab dem 13. April 1918 wurde Bailleul mit seinem alten flämischen Stadtkern zu mehr als 90 Prozent zerstört.
Nach den schweren Zerstörungen des Ersten Weltkriegs wurde die Stadt im Laufe des 20. Jahrhunderts in neuflämischem Stil wiederaufgebaut. Ein typisches Beispiel für den in ganz Flandern verbreiteten Baustil ist das Rathaus von 1932 mit seinem Glockenturm.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2007 | 2017 |
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Einwohner | 12.583 | 13.077 | 13.474 | 13.400 | 13.847 | 14.136 | 13.496 | 14.769 |
Baudenkmäler
Wirtschaftszweige
Das Ballungsgebiet um Lille, in dem Bailleul liegt, ist traditionell ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie. Bereits im Mittelalter, vor allem vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, war Bailleul sehr bekannt für seine Roten Tücher, die mit englischer Wolle hergestellt wurden. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Wolle mehr und mehr durch Leinen ersetzt, welches aus den Flachspflanzen in der Umgebung der Stadt kultiviert wurde. Infolgedessen erarbeitete sich die Stadt einen guten Ruf für die Herstellung von Spitze (Stoff) (18. und 19. Jh.). 1664 wurde die erste Schule für das Erlernen des Klöppeln eröffnet. Im Jahre 1789 gab es in der Stadt selber und in der Umgebung mehr als tausend sogenannte Dentellières (Spitzenklöpplerinnen). Der Erfolg dieser Handarbeit dauerte bis Mitte des 19. Jahrhunderts an, ehe sie von der neu aufkommenden Fabrikarbeit verdrängt wurde. Heute wird diese Handarbeit in Bailleul nur noch von wenigen Menschen als Kunsthandwerk praktiziert.[1]
In der Stadt befindet sich eine Fabrik des Lebensmittelkonzerns Danone.
Verkehr
Bailleul ist verkehrsmäßig gut erschlossen. Die Nationalstraße N 42 führt von Boulogne-sur-Mer über Saint-Omer nach Bailleul und endet hier. Zudem liegt die Stadt an der Europastraße 42, welche unter anderem von Dünkirchen (Dunkerque) nach Lille führt. An den öffentlichen Verkehr ist Bailleul zudem durch eine Eisenbahnverbindung angeschlossen, die nach Lille im Süden und nach Dünkirchen und Calais im Norden führt.
Persönlichkeiten
- Edmond de Coussemaker (1805–1876), Musikologe und Jurist, in Bailleul geboren
- Séverine Caneele (* 1974), Schauspielerin
- Emmanuel Schotté (* 1958), Schauspieler
- Marguerite Yourcenar (1903–1987); Schriftstellerin, Mitglied der Académie Française
Städtepartnerschaften
- Werne, Deutschland (seit 28. September 1968)
- Izegem, Belgien
- Hawick, Schottland
- Kyritz (Deutschland, Brandenburg)
- Wałcz (Polen, Westpommern)
- Das Dorf Yaka in der Region Kara in Togo wird von Bailleul unterstützt.
Die Städte Bailleul, Kyritz, Wałcz und Werne haben alle untereinander mit den jeweils anderen Partnerschaften abgeschlossen.
Literatur
- Martin Zeiller: Bellein. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Circuli Burgundici (= Topographia Germaniae. Band 16). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 164 (Volltext [Wikisource]).
- Le Patrimoine des Communes du Nord. Flohic Editions, Band 1, Paris 2001, ISBN 2-84234-119-8, S. 169–177.