Wappen Preußens
Die Wappen Preußens zeigten im Lauf der Zeit immer einen gold bewehrten, einköpfigen schwarzen Adler. Der Wappenschild Preußens zur Zeit der Monarchie zeigte als Kleines Wappen den stehenden gekrönten Königlich-Preußischen Adler auf silbernem Grund, der in seinem rechten Fang ein Zepter und im linken einen Reichsapfel trug, nämlich das Wappen des „Königreichs Preußen“ das die namensgebende Provinz Ostpreußen der preußischen Monarchie war.
Entstehung des Wappens
Der Adler als Wappentier Preußens stammt von dem Reichsadler des Heiligen Römischen Reiches ab. Der Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza erhielt nach 1229 von Kaiser Friedrich II. das Recht, im Mittelschild seines Hochmeisterkreuzes, das schwarz im weißen Feld lag, auf goldenem Grund den nach heraldisch rechts blickenden schwarzen Reichsadler mit rot tingierter Zunge zu führen. Die Fänge des Adlers waren geöffnet. Vom persönlichen Wappen des Hochmeisters wurde es später zum Hoheitszeichen des Deutschordensstaates, dem die Zeitgenossen die Landesbezeichnung Preußen gaben.
Wappen des Preußens Königlichen Anteils
In der Mitte des 15. Jahrhunderts spalteten die Gebiete des Preußischen Bundes sich vom Ordensstaat durch ihre Unterstellung unter den König von Polen als Preußen Königlichen Anteils ab. Dessen Wappen zeigte um 1460 einen über das Adlerhaupt herauswachsenden geharnischten Schwertarm und der preußische Adler im nun weißen Feld bekam die polnische Königskrone um den Hals gelegt. Das Wappen behielt das Territorium, als es 1772 nach der Ersten Teilung Polens als Provinz Westpreußen in den preußischen Staat inkorporiert wurde. Der Adler findet sich heute im Wappen des polnischen Kreises Marienburg und abgewandelt in den Wappen einiger Kreise der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern.[1]
Wappen des Herzogtums Preußen
Infolge der Reformation wurde der verbliebene Staat des Deutschen Ordens 1525 in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt. Die schon 1466 anerkannte Lehnsherrschaft des Königs von Polen ist anlässlich der dadurch nötig gewordenen Neubelehnung des Herzogs durch König Sigismund I. verdichtet worden, was sich im Wappen des Herzogtums zeigte: Das Kreuz wurde entfernt und der goldene Hintergrund des Adlers durch einen silbernen ersetzt. Nun umschloss die polnische Königskrone seinen Hals und er trug Kleestängel. Auf der Brust des Adlers befand sich die goldene Initiale des polnischen Königs, zunächst ein „S“ für Sigismund I.[2] Als 1568 infolge des Todes Herzog Albrechts eine Neubelehnung seines Sohnes Albrecht Friedrich erforderlich wurde, verweigerte dieser die vom polnischen König Sigismund II. August verlangte Veränderung der Initiale in „SA“. Seither führte das Wappen in Polen die jeweils aktualisierten Initialen, während es im Herzogtum selbst beim „S“ blieb.[3]
Erst im Jahre 1633 einigten sich beide Seiten auf die Anbringung sowohl der Initialen „V“ für den Lehnsherren Wladislaw IV. als auch „G“ für den Lehnsvasallen Georg Wilhelm auf der Brust des Adlers, der zudem einen Herzogshut auf den Kopf bekam. Als mit den Verträgen von Labiau, Wehlau und Oliva seit 1660 die polnische Lehnsherrschaft über das Herzogtum geendet hatte, verschwand die Initiale „C“ des polnischen Königs Johann II. Kasimir und nur das „F“ für den nun souveränen Friedrich Wilhelm blieb im Wappen.
Das Wappen des Herzogtums aus der Zeit Sigmund I. mit Initiale auf der Brust lebt als Bestandteil des Wappens der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren fort.
Wappen des Königreichs Preußen und des preußischen Staates
Die Erhöhung des Herzogtums Preußen zum Königreich im Jahre 1701 hatte mehrere Änderungen des preußischen Wappens zur Folge. Der Kopf des Adlers trug nun eine geschlossene Königskrone und eine geöffnete Herzogskrone um den Hals, seine Fänge hielten ein Zepter und einen Reichsapfel. Auf seiner Brust standen für immer die goldenen Initialen des ersten preußischen Königs Friedrich I.: „FR“ für Fredericus Rex.
In dieser Form setzte Friedrich es als Herzschild in sein neues landesherrliches königlich-preußisches Wappen für den nun preußischen Staat an die Stelle des im blauen Schild befindlichen goldenen Zepters des Erzkämmerers des Reiches. Dieses Symbol der nun zweitrangig gewordenen kurfürstlichen Würde Friedrichs und seiner Nachfolger rückte damit im Großen und Mittleren Wappen Preußens fortan auf den zweiten Platz.
Der Name und das Wappen des Königreichs gingen im 18. Jahrhundert als Hoheitszeichen des Monarchen auf den nunmehr preußischen Staat der Hohenzollern über, wobei der schwarze Adler als dessen Symbol auf Fahnen, Standarten, Flaggen, Orden und Ehrenzeichen, Münzen, Siegeln und vorgedruckten amtlichen Formularen und Bekanntmachungen manchmal saß oder aufflog und dabei nach hinten oder vorn blickte. Die offene Herzogskrone um den Hals hatte er bald verloren, jedoch fehlte ihm so gut wie nie das „FR“ auf der Brust.
Wappen des Freistaats Preußen (1921–1933)
In ihrer Sitzung vom 4. April 1919 beschloss die Preußische Staatsregierung, das preußische Wappen vorerst beizubehalten.[5] Am 5. Juli 1921 entschied sich das preußische Staatsministerium für ein neues Wappen und traf Bestimmungen zur Anschaffung von Wappensiegeln und Stempeln für alle Behörden.[6]
Zur Zeit der Weimarer Republik trug der preußische Adler im Freistaat Preußen keine monarchischen Zeichen mehr. Der Schnabel war geschlossen, wodurch die Zunge entfiel. Es wurde ein nach rechts auffliegender und nach hinten blickender Adler gezeigt. Der Adler im Wappen der Provinz Ostpreußen veränderte sich bis auf den Verlust der monarchischen Attribute nicht, stimmte aber nicht länger mit dem im Staatswappen überein.[7]
Wappen des Freistaats Preußen (1933–1945)
Im Wappen Preußens zur Zeit des Nationalsozialismus blickte seit dem 2. Oktober 1933 der weiterhin nicht gezungte und nun nach links auffliegende Adler heraldisch zwar ebenfalls nach links, infolge der geänderten Flugrichtung aber nach vorn, über seinem Kopf befand sich ein Band mit dem preußischen Wahlspruch „Gott mit uns“. Auf der Brust trug er ein silbernes Hakenkreuz. Im rechten Fang hielt der Adler ein silbernes Schwert, im linken zwei goldene Blitze.
Heutige Verwendungen
Im Wappen Sachsen-Anhalts befindet sich aufgrund der ehemaligen Zugehörigkeit seines Großteils zu Preußen im linken oberen Feld der preußische Adler. Ebenso befindet sich der Wappenadler der polnischen Lehenszeit von 1525–1633 in mehreren Woiwodschafts- und Kreiswappen Polens auf dem Territorium des ehemaligen Ostpreußens.
Des Weiteren verwenden die Stiftung Preußischer Kulturbesitz den republikanischen Adler und den gekrönten die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg sowie der Orden Pour le Mérite zusätzlich mit Zepter und Reichsapfel.
- Preußischer Adler im Wappen Sachsen-Anhalts (rechtes oberes Feld)
- Der Adler im Wappen des Hochmeisters, Darstellung des hochmeisterlichen Banners im Jahre 1410 in den Banderia Prutenorum. Es handelt sich hierbei eigentlich um den römisch-deutschen Adler. Aus dem Wappen des Hochmeisters leitete sich aber nach der Säkularisierung das Wappen des Herzogtums Preußen ab.
- Wappen Preußens Königlichen Anteils nach 1450, seit 1772 Wappen Westpreußens
- Wappenadler des Herzogtums Preußen 1525–1633, hier auf einer Fahne
- Königlicher Preußischer Adler, seit 1701 Wappen des Königreichs Preußen und des gesamten
Staates Preußen - Wappen des Freistaats Preußen während der Weimarer Republik 1921–1933
- Wappen Preußens im Nationalsozialismus seit Oktober 1933
- altes Logo der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
- Wappen der Woiwodschaft Ermland-Masuren
Kleines, mittleres und großes Wappen des Königreichs und des Staates Preußen
Kleines Wappen
Im kleinen Wappen sieht man außer dem Wappenschild des Königreichs noch zwei wilde Männer als Schildhalter. Der Wappenschild trägt außerdem eine Krone.
Mittleres Wappen
Das mittlere Wappen zeigt gleichfalls zwei wilde Männer als Schildträger und eine Krone, jedoch zeigt der Wappenschild mit dem aufgelegten Wappen des Königreichs Preußen die Provinz- und Territorialwappen des preußischen Staates (von links bzw. heraldisch rechts oben):
- Herzogtum Schlesien
- Mark Brandenburg
- Großherzogtum Niederrhein
- Großherzogtum Posen
- Königreich Preußen (aufgelegt, zugleich das Wappen des Gesamtstaates)
- Herzogtum Sachsen
- Herzogtum Pommern
- Herzogtum Westfalen
- Herzogtum Lüneburg
- Dreigeteilt für die Herzogtümer Holstein, Schleswig und Lauenburg
- Burggrafschaft Nürnberg (traditionell) in der oberen Hälfte und unten die Hohenzollernschen Lande
- Dreigeteilt für Landgrafschaft Hessen, Herzogtum Nassau und Herrschaft zu Frankfurt am Main
Großes Wappen
Das große Wappen Preußens im 19. Jahrhundert wird ebenfalls von zwei wilden Männern als Schildhaltern eingerahmt, zusätzlich gibt es einen Wappenmantel, an dessen Spitze der Wahlspruch „Gott mit uns“ zu lesen ist, darüber die Krone Preußens. Über der Krone befindet sich die Flagge Preußens. Unterhalb des Wappenschilds befinden sich die vier Orden (von innen nach außen):
Der Wappenschild besteht aus 52 Feldern, wovon drei Wappen aufgelegt sind. Zentral liegt als Herzschild das Wappen des Königreichs Preußen (zugleich Ostpreußen), darüber als Ehrenschild Brandenburg, unten als Nabelschild das Wappen der Burggrafschaft Nürnberg in der oberen Hälfte und darunter das Wappen der Hohenzollernschen Lande. Am unteren Rand des Wappenschilds befindet sich das Regalienfeld. Die weiteren Wappen sind (von links (=heraldisch rechts) oben):
- Herzogtum Westfalen
- Großherzogtum Posen
- Herzogtum Schlesien
- Großherzogtum Niederrhein (war auch Wappen der Rheinprovinz)
- Herzogtum Sachsen
- Herzogtum Engern
- Herzogtum Magdeburg (vor 1680 Erzstift Magdeburg)
- Herzogtum Holstein
- Herzogtum Pommern
- Herzogtum Lüneburg
- Herzogtum Schleswig
- Herzogtum Bremen
- Herzogtum Wenden
- Herzogtum Jülich
- Herzogtum Geldern
- Herzogtum Kleve
- Herzogtum Berg
- Herzogtum Pommern-Wolgast (Kassuben)
- Landgrafschaft Thüringen
- Herzogtum Mecklenburg
- Herzogtum Krossen
- Herzogtum Lauenburg
- Landgrafschaft Hessen
- Markgrafschaft Oberlausitz
- geteilt: Fürstentum Paderborn und Grafschaft Pyrmont
- Fürstentum Rügen
- Markgrafschaft Nieder-Lausitz
- Fürstentum Oranien
- Fürstentum Ostfriesland
- Fürstentum Halberstadt (vor 1650 Hochstift Halberstadt)
- Fürstentum Verden
- Fürstentum Osnabrück
- Erbfürstentum Münster
- Fürstentum Minden (vor 1650 Hochstift Minden)
- Fürstentum Hildesheim
- Fürstentum Kammin
- Grafschaft Glatz
- Grafschaft Moers
- Hochstift Fulda
- Herzogtum Nassau
- Gefürsteter Graf zu Henneberg
- geteilt: Grafschaft Mark und Grafschaft Ravensberg
- Grafschaft Veringen
- Grafschaft Mansfeld
- Grafschaft Hohnstein
- geteilt: Grafschaft Tecklenburg und Grafschaft Lingen
- Grafschaft Sigmaringen
- Frankfurt am Main
Im preußischen Staatswappen von 1804 wurde das Fürstentum Hildesheim dem Rang nach hinter dem Herzogtum Cleve, dem Titel nach hinter Nürnberg eingestellt. Die adlige Reihenfolge stimmte mit der Rangstellung von Nürnberg nicht überein. Aber auch die Darstellung dort mit in Gold-Rot gespaltenem Schild ist auf den Fehler des Siegelstechers zurückzuführen. Das vordere (rechts) Feld ist in Silber ins Wappen gekommen und ist mit dem des Fürstentums Halberstadt gleich.
Nach der Kabinettsorder vom 16. August 1875 fand es dann im königlichen preußischen großen Wappen hinter Fürstentum Osnabrück seinen Platz. Von Rot und Gold in die Länge geteilt.
Einzelnachweise
- So im Powiat Świecki, Powiat Toruński und stärker verändert auch in anderen Kreisen
- Entgegen dem hier gezeigten Adler aus einer Abbildung der Flagge des Herzogtums wird gelegentlich die Initiale fälschlich in einem roten Mittelschild gezeigt. Diese Form stimmt nicht mit der faksimilierten Abbildung des Adlers im Wappen des Herzogtums von 1525 wie in: Adlers Fittiche (siehe Literaturliste), Abb. 21, S 31 überein. Auch und bis heute befindet sich bei allen späteren Formen des Wappenadlers zur Zeit des Herzogtums und später des Königreichs die Herrscherinitiale nicht in einem roten Herzschild, sondern direkt auf seiner Brust
- Hierzu und zur folgenden Einigung: Adlers Fittiche (siehe Literaturliste), S. 35, dort auch Abbildung des Wappens von 1649 mit den Initialen C/F
- Wappen am Reichstagsgebäude. Eine klar kalkulierte Dramaturgie, S. 3; abgerufen am: 9. November 2015
- Protokolle des Preußischen Staatsministeriums, Band 11/I (PDF; 2,7 MB), Seite 63.
- Protokolle des Preußischen Staatsministeriums, Band 11/I (PDF; 2,7 MB), Seite 244.
- Siehe z. B. hier auf einer privaten Website zum Gut Paradeningken
Literatur
- Brandt-Salloum, Christiane (Bearb.): Adlers Fittiche. Wandlungen eines Wappenvogels. Dokumentation einer Präsentation des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz (hier zitiert als: Adlers Fittiche), Duncker & Humblot, Berlin 2008, ISBN 978-3-428-12959-1