Flagge Preußens
Die Flagge Preußens zeigte einen schwarzen Adler auf weißem Grund, der auch auf dem preußischen Wappen zu sehen war. Ihre Farben waren einer der Ursprünge für die schwarz-weiß-rote Flagge des Deutschen Reiches.
Ursprung
Die Farben Schwarz und Weiß als Landesfarben Preußens sowie auch der schwarze Adler als Wappentier gehen auf den Deutschen Orden im 13. Jahrhundert zurück. So trugen schon die Ordensritter einen weißen Schild mit einem schwarzen Kreuz. Der bedeutende Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza erhielt vom Kaiser Friedrich II. anlässlich seiner Ernennung zum Reichsfürsten in der Goldenen Bulle von Rimini den schwarzen Reichsadler als Gnadenzeichen verliehen und führte ihn in einem weißen Schild. Daraus sollte dann das preußische Adlerwappen werden. Auch die im 17. Jahrhundert als Herrscher der Mark Brandenburg und des Herzogtums Preußens in Erscheinung tretende Dynastie der Hohenzollern, unter der die beiden Länder zu einem einheitlichen preußischen Staat zusammenwuchsen, hatte als Familienwappen bereits in mittelalterlicher Zeit einen Schild „von weiß und schwarz geviert“.
Im Zweiten Thorner Frieden von 1466 überließ Kasimir IV. von Polen dem Deutschen Orden das Gebiet östlich der Weichsel als Lehen. Das restliche Preußen wurde in Union mit den Ständen vom polnischen König regiert und Königlich-Preußen genannt. Die Flagge Königlich Preußens zeigte den schwarzen, goldbewehrten Adler mit roter Zunge auf weißem Grund. Um den Hals trug der Adler eine Krone, zusätzlich hatte der Adler einen gepanzerten Arm mit einem Schwert. Dieser preußische Landesteil Polens bestand bis zur ersten polnischen Teilung im Jahre 1772.
Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach säkularisierte den Deutschen Orden und gründete 1525 im östlichen Teil des früheren Ordensstaats das Herzogtum Preußen. In seiner Flagge führte er den gleichen preußischen Adler mit Halskrone wie der polnische Landesteil, aber ohne Schwertarm, dafür mit einem goldenen „S“ auf der Brust. 1657 übernahm der Kurfürst von Brandenburg aus der Dynastie der Hohenzollern, der das Herzogtum Preußen bereits seit 1618 in Personalunion beherrschte, auch die formelle Oberhoheit vom polnischen König. Damit ging das Herzogtum im Gesamtstaat Brandenburg-Preußen auf. Die Flagge mit dem schwarzen Adler wurde bis zur Erhebung Preußens zum Königreich im Jahre 1701 neben der kurbrandenburgischen Flagge mit dem roten Adler geführt.
Die Flagge Kurbrandenburgs erschien am 1. Mai 1657 erstmals auf der Ostsee und war das Hoheitszeichen der in den 1680er Jahren vom Großen Kurfürsten ausgebauten kurbrandenburgischen Marine, die vom Hafen Pillau in Ostpreußen aus operierte und aus der 1701 die königlich preußische Marine hervorging.[1]
- Standarte des Hochmeisters des Deutschen Ordens
- Flagge Königlich Preußens (1466–1772)
- Flagge des Herzogtums Preußen (1525–1657)
- Flagge Kurbrandenburgs (in Preußen 1657–1701 verwendet)
Flagge des Königreichs und des Staates Preußen
Die Flagge des Königreichs Preußen geht auf die Königskrönung Friedrichs III. von Brandenburg im Jahr 1701 zurück, als aus dem „Herzogtum Preußen“ das „Königreich Preußen“ wurde. Auf der Flagge des Königreichs trug der preußische Adler statt der herzoglichen nun königliche Insignien. Sie wurde zur Flagge des brandenburg-preußischen Gesamtstaates, einer Monarchie, die etwa seit Mitte des 18. Jahrhunderts „Preußen“ genannt wurde.
Die Flagge des Königreichs war weiß mit dem gekrönten, schwarzen, preußischen Adler in der Mitte. Seine Brust zierten die Buchstaben FR, was für „Fridericus Rex“ stand. Bis 1750 hielt der Adler in seinen Klauen Zepter und Reichsapfel. Danach Schwert und ein anders geformtes Zepter. Die Krone erhielt an der Spitze ein Kreuz. Ab 1801 änderte sich das Zepter nochmals, ebenso die Krone, und die Initialen FR verschwanden. 1803 änderte sich der Adler leicht. 1892 erhielt Preußen, zu diesem Zeitpunkt bereits Teil des Deutschen Reichs, seine letzte Flagge mit schwarzen Streifen oben und unten und einen neuen Adler.
Die verschiedenen Provinzen, in die das Königreich Preußen ab 1774 eingeteilt wurde, verfügten über jeweils eigene Flaggen und Wappen, die neben den preußischen als Landeskennzeichen geführt wurden. Dabei entsprachen Flagge und Wappen der Provinz Ostpreußen denen Gesamtpreußens. Im Wappen der Provinz Westpreußen lebte das alte Wappen des 1772 annektierten „Königlichen Anteils“ Preußens (Adler mit Schwertarm) fort.
- Preußische Landesfarben (Farben des Deutschen Ordens, 13. Jhdt.–1945)
- Staatsflagge des Königreichs Preußen 1701–1750
- Staatsflagge des Königreichs Preußen 1750–1801
- Staatsflagge des Königreichs Preußen 1801–1803
- Staatsflagge des Königreichs Preußen 1803–1892
- Staatsflagge des Königreichs Preußen 1892–1918
Flagge des Freistaats Preußen
Nach dem Fall der Monarchie im November 1918 erhielt Preußen am 30. November 1920 eine republikanische Verfassung. Sie legte in Art. 1 Abs. 2 lediglich das Führen der schwarz-weißen Landesfarben fest. Am 24. Februar 1922 nahm der Freistaat Preußen eine Flagge an, die im Unterschied zur alten Version den preußischen Adler ohne Krone, Zepter und die königlichen Initialen zeigte.
Die Flagge ersetzte im Dezember 1933 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten eine neue Version, deren Adler im rechten Fang ein silbernes Schwert und im linken zwei goldene Blitze und auf der Brust ein silbernes Hakenkreuz trug und über dessen Kopf ein Banner den preußischen Wahlspruch „Gott mit uns“ zeigte. Diese Flagge wurde 1935 nach der Gleichschaltung der Länder und der Aufteilung in Gaue abgeschafft.
- Zivilflagge des Freistaats Preußen (1918–1935)
- Staatsflagge des Freistaats Preußen (1922–1933)
- Staatsflagge des Landes Preußen (1933–1935)
Sonstiges
In der ersten und bekanntesten Strophe des so genannten Preußenlieds, der inoffiziellen Nationalhymne Preußens im 19. und 20. Jahrhundert, wird die schwarz-weiße Landesfahne Preußens sinnfällig besungen:
- Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben?
- Die Fahne schwebt mir weiß und schwarz voran!
- Daß für die Freiheit meine Väter starben,
- Das deuten, merkt es, meine Farben an.
- ...
- Text: Bernhard Thiersch, 1830
Noch heute gelten die Farben Schwarz und Weiß vielfach als Kennzeichen Deutschlands. So bestreiten in vielen Sportarten die deutschen Auswahlen ihre Heimspiele in weißen Trikots und schwarzen Hosen, den Farben Preußens.
Während der Lepsius-Expedition wurde auf der Cheops-Pyramide 1842 die preußische Flagge gehisst.
Siehe auch
Literatur
- Johann Friedrich Meuß: Die Geschichte der preußischen Flagge. Zum Hundertjahrtage der Stiftung der preußischen Kriegsflagge 24. November 1816/1916, 75 S., 4 Abb., 10 Tafeln, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1916
Einzelnachweise
- Christian Voigt: Von der Flagge Kurbrandenburgs. In: Brandenburgia Bd. 42 (1933), S. 74–76.