Tessin (bei Rostock)
Tessin ist eine Stadt im Landkreis Rostock in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie ist seit 1. Januar 2005 Sitz des gleichnamigen Amtes, dem weitere acht Gemeinden angehören. Von 1990 bis 2004 war die Stadt Tessin amtsfrei und Sitz des Amtes Tessin-Land für die umliegenden Gemeinden. Der Ort bildet für seine Umgebung ein Grundzentrum.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Rostock | |
Amt: | Tessin | |
Höhe: | 15 m ü. NHN | |
Fläche: | 24,51 km2 | |
Einwohner: | 3997 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 163 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 18195 | |
Vorwahl: | 038205 | |
Kfz-Kennzeichen: | LRO, BÜZ, DBR, GÜ, ROS, TET | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 72 105 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Alter Markt 1 18195 Tessin | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Susanne Dräger | |
Lage der Stadt Tessin im Landkreis Rostock | ||
Geografie
Die Stadt liegt am Westufer der mittleren Recknitz zwischen den Städten Rostock, Laage, Gnoien und Bad Sülze. Die obere Recknitz fließt in einem Urstromtal in nordöstliche Richtung; auf einer Länge von fast 20 km ist das Tal als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.
Umgeben wird Tessin von den Nachbargemeinden Zarnewanz im Norden, Thelkow im Osten, Walkendorf im Südosten, Selpin im Süden, Cammin im Südwesten sowie Sanitz im Westen und Nordwesten.
Geschichte
Name
Der altpolabische Name Těšin steht für einen Personennamen, der übersetzt Freude oder Trost bedeuten könnte. Der Name wandelte sich von Tessyn (1253) nach Tessin (nach 1400) nur unwesentlich. Ähnliche Etymologie hat die Stadt Cieszyn in Polen, die genau als Tessin im Jahre 1223 erwähnt wurde.
Mittelalter
Als wendische Fliehburg fand der Ort 1121 erstmals Erwähnung. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts siedelten sich deutsche Handwerker und Kaufleute an. In diese Zeit fiel auch die Errichtung der Burg, die 1253 erstmals als deutsche Burg bezeugt wurde. Ab 1323 gehörte Tessin zu Mecklenburg, nachdem kurz zuvor das Stadtrecht gewährt wurde. So wurde Tessin Landstadt in Mecklenburg und war als solche eine der Städte im Wendischen Kreis, die bis 1918 auf mecklenburgischen Landtagen der 1523 vereinten Landstände vertreten waren. 1343 wurde die Stadt als oppidum benannt. 1350 erfolgte die Weihe der St. Johanneskirche. Bis ca. 1540 hatte der mecklenburgische Vogt auf der Burg seinen Sitz.
16. bis 19. Jahrhundert
In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt völlig zerstört. Nach allmählichem Wiederaufbau verwüsteten 1728 und 1741 Feuersbrünste einen Großteil des Ortes. Tessin entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert zu einer typischen mecklenburgischen Landstadt. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts setzte mit der Industrialisierung in Deutschland auch in Tessin der wirtschaftliche Aufschwung ein. 1893 wurde eine Molkerei errichtet, und mit der Inbetriebnahme der Bahnstrecke Rostock–Tessin im Jahr 1895 folgten weitere Industrieansiedlungen des ländlichen Raumes, wie der Bau einer Zuckerfabrik im selben Jahr. Die Schmalspurbahn Tessin transportierte von 1896 bis 1963 Zuckerrüben und andere Güter. 1908 wurde eine Gasanstalt errichtet und 1912 das Krankenhaus eröffnet.
Neuere Zeit
1935 wurde auf dem alten Markt an der Stelle des alten Rathauses ein neues Rathaus gebaut.
Tessin wurde Ende April 1945 kampflos von der Roten Armee besetzt. Ein großer Teil der Bevölkerung war in die umliegenden Wälder geflüchtet. 107 Menschen starben durch Suizid.[4]
In der Zeit zwischen 1958 und 1975 wurden die Schule an der Camminer Chaussee, die Wohngebäude am Helmstorfer Weg, eine Konsum-Kaufhalle sowie die Wohnanlage „Am Rosengarten“ errichtet. Ende der 1980er Jahre verfiel die Altstadt von Tessin immer mehr, und wie in der DDR üblich wurde statt aufwändiger Sanierungen ein Plattenbau-Wohngebiet gebaut, um den Wohnungsbedarf zu decken.
Unweit von Tessin in einem Waldstück an der Landstraße nach Laage wurde in den 1960er Jahren ein militärisches Sperrgebiet eingerichtet. Die Nationale Volksarmee der DDR baute in den 1970er Jahren einen geheimen Bunker. Es handelte sich um den Hauptgefechtsstand (HGS) der Volksmarine der DDR für den Kriegsfall.[5]
Nach der Wende wurde Tessin 1991 in das Städtebauförderungsprogramm aufgenommen und der historische Stadtkern zum Sanierungsgebiet erklärt. In der Folgezeit wurden Straßen, Plätze, Häuser und öffentliche Gebäude saniert und die Baulücken in der Altstadt durch moderne Wohn- und Geschäftshäuser geschlossen. Die gesamte Infrastruktur wurde erneuert und modernisiert.
Daneben wurden seit 1990 das Gewerbegebiet Am Tannenkopp, neue Wohngebiete (Gauswisch, An der Quelle), aber auch Sozialwohnungen und altersgerechte Wohnungen gebaut. Viele Baulücken konnten geschlossen werden. Es wurden ein Seniorenzentrum errichtet und das Krankenhaus zu einer Klinik für Geriatrie umgebaut. Vielfältige Sport- und Freizeitanlagen, wie ein Freizeit- und Wellnesscenter mit Hallenbad, Minigolfanlage und Tennisplätzen, ein modernes Fußball- und Leichtathletikstadion und durch die Sanierung der „Alten Zuckerfabrik“ eine Eis- und Kletteranlage entstanden.
Von 1952 bis 1994 lag Tessin im Kreis Rostock-Land (bis 1990 im DDR-Bezirk Rostock, danach im Land Mecklenburg-Vorpommern). 1994 wurde die Stadt in den Landkreis Bad Doberan eingegliedert. Seit der Kreisgebietsreform 2011 liegt sie im Landkreis Rostock.
Geschichte der Ortsteile
Vilz: Die romanisch/frühgotische Dorfkirche Vilz wurde 1232 geweiht und bis zum Ende des 13. Jahrhunderts fertig gebaut. Gutsbesitzer waren u. a. die Familien von Moltke (1236–1684), von Koß (bis 1855) und Generalleutnant Willy von Haeseler (um 1902–1927). Das Gutshaus stammt von 1905. Es diente von 1927 bis etwa 1964 als Schule, danach als Wohnhaus; es wurde ab 2004 saniert.
Einwohnerentwicklung
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Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres[6]
Religion
- Evangelisch-Lutherische St. Johanniskirche als Stadtkirche
- Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Brüdergemeinde)
- Katholische Kirche St. Bernhard[7]
- Neuapostolische Kirche[8]
Politik
Stadtvertretung
Die Stadtvertretung von Tessin setzt sich seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wie folgt zusammen:[9]
Partei / Liste | Sitze |
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CDU | 7 |
SPD | 4 |
Bündnis für Tessin-Unabhängige Alternative | 2 |
Einzelbewerberin Ellen Dierkes | 1 |
Einzelbewerber Volker Eickfeldt | 1 |
Insgesamt | 15 |
Bürgermeister
- 1990–2016: Fred Ibold (CDU)[10]
- seit 2016: Susanne Dräger (parteilos)
Dräger wurde in der Bürgermeisterwahl am 5. Juni 2016 mit 71,8 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von sieben Jahren[11] gewählt.[12]
Wappen
Das Wappen wurde am 10. April 1858 durch Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, festgelegt. Es ist unter der Nr. 103 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „Gespalten durch einen blauen Pfahl; rechts in Gold ein halber hersehender schwarzer Stierkopf mit silbernen Hörnern, goldener Krone und geschlossenem Maul am Spalt, überhöht von einem blauen sechsstrahligen Stern, links in Rot eine halbe silberne Lilie am Spalt.“[13]
Das Wappen wurde 1996 neu gezeichnet.
Mit der Verleihung des Stadtrechts durch Heinrich den Löwen 1320/21 erhielt Tessin auch Wappen und Siegel. Das älteste erhaltene, welches dem Wappen entspricht, befindet sich an einer Urkunde in Lübeck vom Jahr 1364. Ab 1590 findet sich dann ein etwas größeres Siegel. Das Wappen besteht nun aus vier Teilen:
- Stierkopf für Mecklenburg, das Halsfell ist nicht vorhanden, da die Tessiner historisch zur Nebenlinie Rostock des Hauses Mecklenburg zählen.
- Lilie, die nicht klar zu deuten ist, denn sie kann für Unschuld und Reinheit stehen, aber auch etwas mit der einstigen dänischen Oberhoheit zu tun haben. Der Tochter des Dänenkönigs Waldemar waren neben Tessin auch noch Ribnitz, Sülze und Gnoien als Leibgedinge verschrieben, als sie sich mit Heinrich II. von Mecklenburg verlobte. Die Lilie kann aber auch auf die Familie Schack zurückgehen, die sie in ihrem Wappen führt und die im Bereich der Stadt reich begütert war.
- Blauer Pfahl, er steht vermutlich für die Recknitz als wichtigem Grenzfluss zu Pommern.
- Stern, er steht möglicherweise für eine einstige Befestigung Tessins. Er kann aber auch als unbedeutender Schmuck gedeutet werden.[14]
Städtepartnerschaften
- Großhansdorf im Kreis Stormarn in Schleswig-Holstein
- Postomino (Pustamin) bei Słupsk (Stolp) in der Woiwodschaft Pommern in Polen
Sehenswürdigkeiten
- Stadtkirche St. Johannis, gotischer Bau aus Backsteinen, Chor um 1343, Langhaus aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, Dachturm von 1728, Vorhalle von 1898
- Gedenkkreuz für die Opfer des Zweiten Weltkrieges an der Kirche, am 8. Mai 2005 eingeweiht
- Mühlenhaus am Alten Markt, ältestes Fachwerkhaus der Stadt, 1742 gebaut und 1993 von der Stadt gekauft und saniert. Hier befindet sich ein Trauzimmer, die Heimatstube und das Heimatmuseum. Das Mühlenhaus ist Sitz des Tessiner Heimatvereins.
- Stadtbibliothek im Anbau des Rathauses, dem Bürgerhaus
- Aussichtsturm auf dem südwestlich von Tessin gelegenen Prangenberg, 2003 eingeweiht. Von hier aus hat man einen Blick auf die Stadt und auf das Recknitztal. Der hölzerne Turm ist 14 m hoch.[15]
- Gedenkstein von 1956 in der Bahnhofstraße für die Opfer des Faschismus
- Gedenkstelle von 1970 im Hof der Anne-Frank-Schule für das jüdische Mädchen Anne Frank, das 1945 im KZ Bergen-Belsen ums Leben kam, vom Bildhauer Gerhard Rommel
Infrastruktur
Tessin liegt an der Bundesstraße 110 von Rostock nach Demmin. Die nächstgelegenen Autobahnanschlussstellen sind Sanitz und Tessin an der Ostseeautobahn A 20 zwischen Rostock und dem Kreuz Uckermark.
Der Bahnhof Tessin ist Endpunkt der Bahnstrecke Rostock–Tessin. Er wird von der Regionalbahnlinie RB 11 (Wismar–Rostock–Tessin) im Stundentakt bedient. Mit ihr erreicht man in ca. 30 Minuten den Hauptbahnhof Rostock.
Im See- und Fährhafen Rostock legen Verbindungen über die Ostsee ab. Der Flughafen Rostock-Laage ist ca. 30 km entfernt.
Seit August 2021 fahren Pendelbusse zu verschiedenen Uhrzeiten des Tessiner Busunternehmens J. Schubert vom Bahnhof zum Gewerbegebiet und zurück.
Persönlichkeiten
- Karl Nerger (1841–1913), Philologe, Gymnasiallehrer und niederdeutscher Sprachforscher
- Ernst Heydemann (1876–1930), 1919–1930 Bürgermeister und Oberbürgermeister von Rostock
- Carl Heydemann (1878–1939) 1924–1936 Oberbürgermeister von Stralsund
- Hans-Hermann Diestel (* 1942), Kapitän, Sachverständiger für Schiffsunfälle und Autor
- Peter Döring (* 1943), Ringer
- Christa Köhler (* 1951), Wasserspringerin, in Vilz geboren
- Roland Methling (* 1954) 2005–2019 Oberbürgermeister von Rostock
Einzelnachweise
- Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2020 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Regionales Raumentwicklungsprogramm Mittleres Mecklenburg/Rostock 2011 - Zentralorte und perspektivische Entwicklung, Planungsregion MMR, abgerufen am 12. Juli 2015
- Hauptsatzung der Stadt Tessin, § 2 (PDF; 315 kB)
- Paul Neumann: Bericht in Unser Mecklenburg. 1965, S. 11.
- https://www.spiegel.de/geschichte/ddr-geheimbunker-a-949430.html
- Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern (Statistischer Bericht A I des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern)
- Katholische Kirche St. Bernhard
- Neuapostolische Kirche Tessin
- Ergebnis der Wahl der Stadtvertretung am 26. Mai 2019
- Fred Ibold scheidet aus dem Amt. In: Ostsee-Zeitung, 23. Februar 2016.
- Hauptsatzung der Stadt Tessin, § 9
- Susanne Dräger ist neue Bürgermeisterin in Tessin . In: Ostsee-Zeitung, 6. Juni 2016.
- Hauptsatzung der Stadt Tessin, § 1 (1)
- Vgl.: tessin.de (Memento des Originals vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Aussichtsturm auf dem Prangenberg auf world-qr.com