Staßfurt
Staßfurt ist eine Stadt im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt. Staßfurt wurde am 31. Januar 1851 Geburtsort und Wiege des weltweiten Kalibergbaus.[2] Dort war das einstige Königlich Preußische Salzbergwerk mit den beiden Schächten von der Heydt und von Manteuffel das erste Kalibergwerk der Erde.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Salzlandkreis | |
Höhe: | 73 m ü. NHN | |
Fläche: | 146,67 km2 | |
Einwohner: | 24.618 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 168 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 39418, 39443, 39446 | |
Vorwahlen: | 03925, 039265, 039266, 039262 | |
Kfz-Kennzeichen: | SLK, ASL, BBG, SBK, SFT | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 89 310 | |
Stadtgliederung: | Zentralort und 4 Ortschaften | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Hohenerxlebener Straße 12 39418 Staßfurt | |
Website: | ||
Oberbürgermeister: | Sven Wagner (SPD) | |
Lage der Stadt Staßfurt im Salzlandkreis | ||
Geographie
Geographische Lage
Staßfurt liegt am Südrand der Magdeburger Börde, südlich der Landeshauptstadt Magdeburg. Die Stadt wird von der Bode durchquert.
Nachbargemeinden
Bördeaue 10 km |
Borne (bei Staßfurt) 10 km |
Bördeland 15 km |
Hecklingen 4 km |
Calbe (Saale) 15 km | |
Giersleben 11 km |
Güsten 10 km |
Ilberstedt 10 km Nienburg (Saale) |
Stadtgliederung
Staßfurt gliedert sich in folgende Orts- und Stadtteile (mit Postleitzahlen):
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Klima
Staßfurt hat ganzjährig ein gemäßigtes Klima mit kalten Wintern, warmen Sommern und milden Wechseljahreszeiten.
Monatliche Klimadurchschnitte in Staßfurt
Quelle: www.urlaubplanen.org/stassfurt |
Geschichte
Ab 806
Im Jahre 806 erfolgte die erstmalige (gesicherte) urkundliche Erwähnung von Staßfurt (im frühen Mittelalter hieß das Dorf Alt-Staßfurt nur Staßfurt) im Zusammenhang mit einer Einladung durch Kaiser Karl den Großen an den Abt Fulrad von St. Quentin zur Abhaltung einer Heeresversammlung in Starasfurt an der Bode. Die Deutung des Namens geht mit großer Wahrscheinlichkeit von einer Zusammensetzung aus dem altslawischen Wort für alt (staraja) mit dem althochdeutschen Wort Furt (Überfahrtsstelle) aus. Die Bedeutung Staßfurts im Mittelalter war durch seine Lage an dieser Furt durch die Bode bedingt. Hier führte die alte Handels- und Salzstraße von Lüneburg kommend nach Halle/Saale entlang. Das Dorf Alt-Staßfurt nördlich der Bode unterstand weltlich und geistlich dem Erzstift Magdeburg. Im 11. Jahrhundert wurde die Burg (Wehranlage) südlich der Bode errichtet. Bereits 1180 wurde dem Staßfurter Siedlungsbereich südlich der Bode innerhalb der Wehrmauern das Stadtrecht verliehen. Die Stadt Staßfurt stand bis 1277 weltlich im Besitz anhaltischer Grafen. Die Nachkommen Albrecht des Bären und Herzöge von Sachsen, Johann I. und Albrecht II., hatten bei der Feier ihres Ritterschlages einen so bedeutenden Aufwand betrieben, dass sie zur Begleichung der Schulden auch die in ihrem Besitz befindliche Stadt Staßfurt am 8. Juli 1276 an den Erzbischof Konrad II. von Magdeburg verpfänden mussten. Da die Herzöge in Jahresfrist die hohe Schuldsumme von 6.000 Silbermark nicht bezahlen konnten, fiel Staßfurt ab 1277 an das Erzstift Magdeburg. Seit 1680 war Staßfurt als sogenannte Immediatstadt direkt dem brandenburg-preußischen Herzogtum Magdeburg unterstellt und lag bis 1807 im Holzkreis. Ab 1815 gehörten Alt-Staßfurt und die Stadt Staßfurt im Regierungsbezirk Magdeburg zur Provinz Sachsen und blieb damit bis zur Auflösung des preußischen Staates 1947 auf preußischem Hoheitsgebiet.
Ab 1851: Kali-Aufschwung, -Niedergang und die Folgen
Aufgrund der Entdeckung der Staßfurter Kalisalzlagerstätte 1851 und dessen industrieller Ausbeutung gewann Staßfurt enorm an Wirtschaftskraft. Doch die Blütezeit währte nur wenige Jahrzehnte: Das Absaufen der Kalischächte wegen Grubenwassers führte nach zahlreichen vergeblichen Rettungsversuchen zur Stilllegung beider Schächte. Am 9. Oktober 1900 wurde die Wasserhaltung endgültig eingestellt.
Die dramatischste Folge des Kalibergbaus war die beispiellos großflächige Bergsenkung in Staßfurt: Der Ort hatte ein für die damalige Zeit typisches Zentrum mit Rathaus, Schule, Kirche und Marktplatz. Wegen der Bergsenkung begannen sich viele Häuser zu neigen, bekamen bedrohliche Risse und drohten zusammenzustürzen. Seit 1905 wurden deshalb im Ortskern etwa 800 Häuser und Gebäude wie Rathaus, Schule und Johannis-Kirche abgerissen, die Innenstadt war latentes Senkungsgebiet. Betroffen war auch der 60 Meter hohe Kirchturm der St.-Johannis-Kirche[3][4]: Das 500-jährige Wahrzeichen der Stadt hatte schließlich eine Auslenkung (Neigung) von 4,65 Meter außer Lot und war zuletzt als Schiefer Turm von Staßfurt[5] bekannt. Er wurde deshalb aus Sicherheitsbedenken 1964/1965 abgerissen.[6] Die Auswirkungen der Bergsenkung prägen bis heute das Ortsbild von Staßfurt.
Zweiter Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkrieges wurde am 13. September 1944 zwischen Löderburg-Lust und Atzendorf das Außenlager des KZ Buchenwald Staßfurt I/Neustaßfurt (Deckname „Reh“) errichtet, in dem 459 Häftlinge, überwiegend aus Frankreich, an der unterirdischen Verlagerung der Ernst Heinkel AG zusammen mit polnischen KZ-Häftlingen unter extrem schlechten Bedingungen arbeiten mussten, wobei zwischen 300 und 380 ihr Leben verloren. Ein weiteres Außenlager bestand ab dem 28. Dezember 1944 in Leopoldshall. Beide Lager wurden am 11. April 1945 mit einem Todesmarsch evakuiert. Die am 6. August über Hiroshima zur Explosion gebrachte Atombombe Little Boy enthielt 64 Kilogramm Uran. Zumindest ein Teil des Urans stammte angeblich aus den etwa 1.100 Tonnen Uranerz und Uranoxid, das US-Amerikaner in der zweiten Aprilhälfte 1945 in Staßfurt sichergestellt hatten.[7]
DDR-Zeit
Von 1952 bis 1994 war Staßfurt Kreisstadt des Kreises Staßfurt im DDR-Bezirk und später Regierungsbezirk Magdeburg. Mit der Kreisgebietsreform 1994 wurde durch die Zusammenlegung der Kreise Aschersleben und Staßfurt der neue Landkreis Aschersleben-Staßfurt mit der neuen Kreisstadt Aschersleben gebildet. Im Zuge der Kreisgebietsreform 2007 wechselte Staßfurt in den neu gebildeten Salzlandkreis.
Die SWAPO schickte während der Unabhängigkeitskämpfe in Südwestafrika in den 1980er Jahren Kinder zur Erziehung und Ausbildung in die DDR. So befanden sich Anfang 1990 auf der Schule der Freundschaft in Staßfurt 291 solcher Kinder. Sie wurden im August 1990 – zusammen mit 134 Kleinkindern aus Bellin – in das inzwischen unabhängige und von der SWAPO regierte Namibia zurückgebracht.[8]
Zu DDR-Zeiten entstanden die beiden Plattenbau-Siedlungen „Leninring“ (heute „Nord“) und „Am Tierpark“, während die Bausubstanz der Innenstadt – sofern sie nicht wegen Bergschäden abgerissen werden musste – zunehmend verfiel. Erst die Stadtsanierung seit 1991 führte zu einer Trendwende.
(ab 1955 jeweils zum 31. Dezember, ab 2007 einschließlich der Ortsteile)
Einwohnerentwicklung
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Eingemeindungen
Das Dorf Altstaßfurt am linken (nördlichen) Bodeufer ist älter als die Stadt Staßfurt am rechten Bodeufer und wurde am 12. Dezember 1868 in die Stadt Staßfurt eingemeindet.
Im Jahr 1946 wurde die benachbarte anhaltische Stadt Leopoldshall, die 1873 auf dem Gebiet der Gemeinde Neundorf (Anhalt) entstanden war, nach Staßfurt zwangseingemeindet. Der 1873 auf anhaltischem Gebiet direkt bei Staßfurt gegründete Ort hatte seit dem 29. Januar 1919 das Stadtrecht inne.[13]
Im Jahr 2003 wurden die Orte Löderburg (mit den Ortsteilen Rothenförde, Lust und Athensleben als Ortschaft) und Hohenerxleben eingegliedert.[14] Anfang 2004 folgte Rathmannsdorf.[15] Am 1. Januar 2009 kamen die Gemeinden Neundorf (Anhalt) und Förderstedt hinzu.[16]
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkungen |
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Altstaßfurt | 12. Dezember 1868 | Eingemeindung in die Stadt Staßfurt |
Athensleben | 1. Juli 1950 | Eingemeindung nach Löderburg |
Atzendorf | 10. März 2004 | Eingemeindung nach Förderstedt |
Brumby | 18. Mai 2006 | Eingemeindung nach Förderstedt |
Förderstedt | 1. Januar 2009 | |
Glöthe | 18. Mai 2006 | Eingemeindung nach Förderstedt |
Hohenerxleben | 1. März 2003 | |
Leopoldshall | 1873 1. April 1946 | Ausgliederung aus Neundorf (Anhalt), Eingemeindung nach Staßfurt |
Löbnitz (Bode) | 29. Januar 2004 | Eingemeindung nach Förderstedt |
Löderburg | 1. März 2003 | Ortsteil Neu Staßfurt bereits 1969 nach Staßfurt eingemeindet |
Neundorf (Anhalt) | 1. Januar 2009 | |
Rathmannsdorf | 1. Januar 2004 | |
Üllnitz | 1. Juli 1950 | Eingemeindung nach Glöthe |
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat hat 36 Sitze und setzt sich seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wie folgt zusammen:
- CDU: 9 Sitze
- Linke: 7 Sitze
- SPD: 5 Sitze
- FDP: 4 Sitze
- Grüne: 1 Sitz
- AfD: 7 Sitze
- Unabhängige Bürgervertretung Staßfurt (UBvS): 2 Sitze
- Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) Salzland: 1 Sitz
Bürgermeister
- 1929–1933: Hermann Kasten (SPD)
- 1990–1994: Eckhard Metz (CDU)
- 1994–2008: Martin Kriesel (CDU)
- 2008–2015: René Zok (parteilos)
- seit 7. Juli 2015: Sven Wagner (SPD)
Wappen
Blasonierung: „Im von Rot und Silber geteiltem Schild der heilige Johannes der Täufer im goldenen Gewand, mit der Rechten auf das auf dem linken Arm getragene mit der Kreuzesfahne versehene Gotteslamm weisend.“
Die Stadtfarben sind Rot und Weiß, die Farben des Erzbistums Magdeburg. Diese Grundfarben wurden auch beibehalten, als am 21. Juni 1960 während der Zeit der DDR ein neues Wappen eingeführt wurde. Dieses war „geviert von 1:4 Rot und 2:3 Silber, darin ein kombiniertes blaues Rad, oberhalb der Teilung als Seilscheibe mit schräg abwärts zum Schildrand laufenden Förderseil, unterhalb als Zahnrad ausgebildet, belegt mit einer aufrechtstehenden goldenen Ähre, diese wiederum mit einer silbernen Retorte“. Damit sollten die wichtigsten Wirtschaftszweige der Stadt symbolisiert werden.[17] Mit dem Ende der DDR beschloss der Stadtrat am 1. Juni 1990 die Rückkehr zum alten Wappen. Dieses wurde jedoch vom Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt 1994 nicht bestätigt, da darin ein Verstoß gegen Grundsätze der Heraldik gesehen wurde. Daraufhin wurde auf die Türme (Zinnen) verzichtet und die Farbe des Gewandes von rot auf goldfarben verändert. Dieses neue Wappen wurde am 19. März 1995 vom Stadtrat beschlossen und anschließend vom Innenministerium bestätigt.[18]
Städtepartnerschaft
Am 25. Oktober 1989 schlossen Lehrte und Staßfurt den Städtepartnerschaftsvertrag. Gelegentliche Besuche beider (Ober-)Bürgermeister finden noch statt. Doch einen festgelegten Termin gibt es nicht.
Kultur, Sehenswürdigkeiten, Kirchen
Gedenkstätten
- Denkmal von 1966 im Friedhofsvorpark des Ortsteiles Löderburg zur Erinnerung an die Opfer der Zwangsarbeit, in deutscher und französischer Sprache, 1992 erneuert
- Gedenkstein am Luisen-Platz (zu DDR-Zeiten Ernst-Thälmann-Platz) zur Erinnerung an den KPD-Vorsitzenden, der 1944 im KZ Buchenwald ermordet wurde, und an alle Opfer des Faschismus
- Gedenktafel an seinem Wohnhaus in der Hermann-Kasten-Straße an den Bürgermeister Hermann Kasten, der 1933 dort ermordet wurde. Auch an den Grund- und Sekundarschulen mit seinem Namen wurden Gedenksteine für ihn gesetzt
Theater
Das Salzlandtheater ist ein Gastspielhaus mit einem Saal für bis zu 310 Personen, beherbergt eine Galerie und den kleineren Tilly-Saal (eigentlich im Stadtpalais von Werdensleben).
Das bekannteste Laien-Schauspiel-Ensemble aus Staßfurt ist das Schülertheater des Dr.-Frank-Gymnasiums.
Kirchen
- Evangelische Kirche St. Petri, Königsplatz
- Evangelische Kirche St. Johannis, Leopoldshall/Staßfurt, Kirchplatz
- Katholische Kirche St. Marien, Bergstraße
Musik
In Staßfurt existieren zahlreiche musikalische Formationen. Einige seien hier genannt:
Orchester
- Schülerakkordeonorchester der Kreismusikschule Béla Bartók (seit 1956)
- Jugendblasorchester Staßfurt (seit 1961)
- Akkordeonorchester „Salzland“ e. V. (seit 1996)
Chöre
- Männerchor des Staßfurter Handwerks (seit 1945)
- Salzland Frauenchor Staßfurt (seit 1991)
Museen
In einem der ältesten Häuser der Stadt aus dem 17. Jahrhundert befindet sich das Stadt- und Bergbaumuseum der Stadt Staßfurt.
Im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Fernsehgerätewerkes (RFT) befindet sich das Rundfunkmuseum des Vereins der Staßfurter Rundfunk- und Fernsehtechnik e. V.
Das Fahrzeugmuseum Staßfurt in der Berlepschstraße erzählt die Fahrzeuggeschichte des Ostens.
Im ehemaligen Bahnbetriebswerk Staßfurt befindet sich das Eisenbahnmuseum der Eisenbahnfreunde Traditions-Bw Staßfurt e.V.
Bauwerke
Als erwähnenswerte und bedeutende Bauwerke innerhalb Staßfurts gelten vor allem:
- die mittelalterliche Stadtmauer mit Vormauer und Zwinger, außerdem mehrere Türme und ein besonders gut erhaltenes Rondell
- das Von-Werdenslebensche Haus mit Tillysaal (ehem. Bürgermeisterhaus/Theatercafé)
- die mittelalterliche Stadtvogtei (ehemalige Adler-Apotheke)
- An der Eisenbahnstrecke Schönebeck–Güsten wurde 1856 das Bahnbetriebswerk Staßfurt in Betrieb genommen. Der über 100 Jahre alte Ringschuppen kann 24 Lokomotiven beherbergen. Die dazugehörige Drehscheibe misst 20 m im Durchmesser. Bis 1988 wurden Dampflokomotiven der Baureihen 41 und 50 planmäßig eingesetzt. Personen-, Eil- und Güterzüge wurden bespannt. Durch den Verein Eisenbahnfreunde Traditionsbahnbetriebswerk Staßfurt e. V. konnte dieses Denkmal der Eisenbahngeschichte bewahrt und für die Interessenten erschlossen werden.
- Das Bergmann-Denkmal erinnert daran, dass 1852 die ersten Kalischächte der Welt in der Stadt entstanden.
- das Wehr im Nord-Westen der Stadt
- der Jüdische Friedhof
Parks
Grünanlagen innerhalb der Stadt sind der Kaligarten, der Stadtpark und der Volkspark Leopoldshall.
Am 15. Juni 2006 wurde anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Stadt Staßfurt der Stadtsee eröffnet, ein im Senkungsgebiet der Stadt im Bereich des ehemaligen Marktplatzes (Wendelitz) künstlich angelegter kleiner See mit Rundwanderweg und Grünanlagen.
Bemerkenswert ist auch der Tiergarten Staßfurt.
Naturdenkmäler
Entlang der Bode verläuft quer durch das Stadtgebiet das Landschaftsschutzgebiet Bodeniederung mit dem westlich Staßfurts liegenden Waldgebiet „Die Horst“
Regelmäßige Veranstaltungen
- Salzlandfest, regelmäßig im Juni
- Kirschblütenfest am 1. Mai
- Staßfurt in Flammen, erster Freitag im November
- Tag der Regionen im Herbst
- Kunst- und Erlebnisbörse im Salzlandtheater
- Eisenbahnfeste, mehrmals im Jahr
- Bundesoffenes Schnellschachturnier
- Salzlandpokalturnier im Badminton
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Staßfurt erlebte nach dem Niederbringen der ersten Kalischächte der Welt einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung durch den Bergbau – geregelt und kontrolliert vom Deutschen Kalisyndikat, seit 1890 ansässig im nur einen Steinwurf entfernten Leopoldshall – und die sich dort ansiedelnde chemische Industrie. Die Kehrseite des Booms sind bis heute nachwirkende Bergschäden im Stadtgebiet, die zum Abriss weiter Teile der Innenstadt führten. Durch Erdfall entstand im Südosten der Stadt ein See, der unter dem Namen Strandsolbad als Bad dient. Die Stadt unternimmt seit der Wende u. a. im Rahmen der Stadtsanierung mit viel Engagement Anstrengungen, um die Folgeerscheinungen zu mildern (Entstehung eines Sees in der Stadtmitte mit Aufwertung des Umfelds als Beitrag zur IBA Stadtumbau 2010). Daneben werden Flächen von den – teils zwischenzeitlich rekultivierten – Halden mit Resten von Bergbau und chemischer Produktion belegt.
Staßfurt war Standort des größten Fernsehgerätewerkes der DDR (Kombinat VEB RFT) mit 4.000 Beschäftigten, das aus der 1932 gegründeten Staßfurter Rundfunk GmbH (Gerätemarke: Imperial) hervorging. Im Zentrum des ehemaligen Werksgeländes (heute TLG-Gewerbepark, s.unten) produziert heute die TechniSat Teledigital GmbH Fernsehgeräte und Satellitenreceiver.
Von den wirtschaftlichen Umbrüchen nach 1989 wurde auch Staßfurt nicht verschont; die Arbeitslosigkeit ist seit Jahren auch gegenüber dem Landeswert überdurchschnittlich hoch – obwohl es seit Anfang der 1990er Jahre wieder einen deutlichen Zugewinn an Arbeitsplätzen gibt. Nach wie vor ist das produzierende Gewerbe – mit der Sodawerk Staßfurt GmbH & Co. KG als größtem Arbeitgeber – Basis der Staßfurter Wirtschaft.
Seit der Wende 1989/90 wurden durch die Stadt die 19 bestehenden und neu ausgewiesenen Industrie- und Gewerbegebiete zum Großteil völlig neu erschlossen und durch die neu ausgebaute Straßenverbindung „Gewerbering“ miteinander verbunden. Der Gewerbering ist durch gut ausgebaute Zubringer an die A 14 Magdeburg–Halle und A 36 Braunschweig–Bernburg (vormals bis 2018 B6n) angeschlossen.
Das jüngste Vorhaben der wirtschaftsnahen Infrastruktur konnte 2006 abgeschlossen werden: die Revitalisierung des ehemaligen Fernsehgerätewerk-Geländes – jetzt TLG-Gewerbepark Staßfurt. Geplant ist die Revitalisierung des Industriegebietes Neu-Staßfurt.
Ansässige Unternehmen
- Remondis Thermische Abfallverwertung
- CIECH Soda Deutschland GmbH & Co.KG
- TechniSat
- Salzlandsparkasse
- Lebenshilfe Bördeland
- Schwenk
- Salzland Druck
- Rügenwalder Spezialitäten
Öffentliche Einrichtungen
Staßfurt ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Staßfurt und einer Vielzahl weiterer Behörden:
- Finanzamt Staßfurt
- Amtsgericht Aschersleben, Dienstgebäude Staßfurt
- Grundbuchamt des Amtsgerichtes Aschersleben
- Zentrales Mahngericht der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
- Stadtarchiv
- Stadt- und Regionalbibliothek "G.E. Lessing"
- Stadt- und Bergbaumuseum
- Kreisverwaltung Salzlandkreis (Außenstelle)
- Jobcenter (Eigenbetrieb des Salzlandkreis)
- Agentur für Arbeit Staßfurt
Wohnlage
Staßfurt hat mit seinen Stadtteilen und Wohngebieten eine abwechslungsreiche Wohnungsstruktur, die zusätzlich in der Zeit von 1960 bis 1980 durch eine Wohnungsbaupolitik der DDR mit Plattenbausiedlungen an den Stadträndern geprägt wurde. Einige Gebäude mussten aufgrund des Bergbaus weichen, doch heute sind keine Wohnlücken mehr in der Innenstadt zu erkennen.
Die nach 1960 entstandenen Plattenbauten Am Tierpark im Stadtteil Leopoldshall und Leninring (heute Staßfurt-Nord), im Stadtteil Altstaßfurt wurden nach 1995 als Folge der demografischen Entwicklung teilweise rückgebaut. In den Sanierungsgebieten von Altstaßfurt und der Altstadt konnte die Wohnqualität mit öffentlichen Fördermitteln erheblich verbessert werden. Weitere Impulse dafür gab die Internationale Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010, die mit dem Thema Aufheben der Mitte auf die besondere Situation des wegen des Bergbaus nicht mehr vorhandenen Zentrums der Stadt einging.
Die in Staßfurt führenden Wohnungsbaugenossenschaften sind die Wohnungs- und Baugesellschaft Staßfurt und die Wohnungsbaugenossenschaft zu Staßfurt eG.
Technisches Hilfswerk (THW)
In Staßfurt befindet sich ein Ortsverband der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW). Es ist der einzige im ehemaligen Landkreis Aschersleben-Staßfurt. Er umfasst ca. 80 ehrenamtliche Kameraden und ist auf Bergung/Räumen und Beleuchtung von Schadenslagen spezialisiert. Außerdem besitzt er im Rahmen der örtlichen Gefahrenabwehr die Schnell-Eingreif-Gruppe Öl. Die Unterkunft des Ortsverbandes befindet sich in der Maybachstraße.
Bildung
In Staßfurt sind alle Schularten vorhanden:
- Gymnasium (Dr.-Frank-Gymnasium)
- zwei Sekundarschulen (Sekundarschule „Am Tierpark“; Sekundarschule OT Förderstedt)
- eine Gemeinschaftsschule (Gemeinschaftsschule "Hermann Kasten")
- sechs Grundschulen („Ludwig Uhland“, „Johann Wolfgang von Goethe“, Grundschule Nord, OT Löderburg sowie OT Förderstedt; BBRZ Grundschule Rathmannsdorf)
- Förderschule (Pestalozzi-Schule) – als Ganztagsschule
- Berufsschule und Berufliches Gymnasium (eine Außenstelle der Berufsbildenden Schulen I des Salzlandkreises WEMA)
- Berufsförderungswerk Sachsen-Anhalt
- BBRZ-Bildungsträger im Ortsteil Rathmannsdorf (Schloss)
Den Grundschulen zugeordnet sind Schulhorte für die Altersgruppe 6 bis 10 Jahre.
Kindertageseinrichtungen
In Staßfurt besteht ein großes Angebot an Kindertageseinrichtungen (Kinderkrippen und Kindergärten) für die Altersgruppe von 0 bis 6 Jahre in kommunaler, kirchlicher und freigemeinnütziger Trägerschaft. Jedem Kind kann ein Betreuungsplatz zur Verfügung gestellt werden.
Verkehr
Schiene
Das historische Empfangsgebäude des Bahnhof Staßfurt wurde 1977 nach Schäden infolge bergbaubedingter Bodenabsenkungen abgerissen.[19] Regional-Express und Regionalbahn befahren die Bahnstrecke Schönebeck–Güsten über den Staßfurter Bahnhof. Auch im Schienengüterverkehr wird Staßfurt nach wie vor regelmäßig bedient (unter anderem Sodawerk, Mülltransporte zur EVZA). Die Bahnstrecke Staßfurt–Blumenberg wird durch einen privaten Betreiber im Schienengüterverkehr betrieben. Der Bahnhof in Staßfurt verfügt über eine die Gleise überquerende Brücke, welche mit Aufzügen ausgerüstet ist. Am Bahnhof befinden sich ein Kiosk, ein Fahrkartenautomat, ein Taxistandplatz und der Busbahnhof. Weiterhin gibt es einen am Rand der Ortschaft liegenden Haltepunkt im Ortsteil Neundorf sowie einen Haltepunkt im Ortsteil Förderstedt. Am südlichen Rand des Bahnhofsgeländes in Staßfurt befindet sich ein zur Abstellung historischer Schienenfahrzeuge genutzter Lokschuppen mit Drehscheibe. Zusätzlich besitzt das Sodawerk Staßfurt eine eigene Feldbahn mit einer Gleisverbindung nach Förderstedt (Feldbahn des Sodawerkes Staßfurt).
Die Straßenbahn Staßfurt war von 1900 bis 1957 in Betrieb und fuhr von Löderburg über Neu Staßfurt, Altstaßfurt und Leopoldshall nach Hecklingen.
Straße
Staßfurt besitzt eine Anschlussstelle an der Bundesautobahn 14 Magdeburg–Halle–Dresden. Die Bundesautobahn 36 (auch „Nordharzautobahn“ genannt) verläuft 8 km südlich der Stadt. Mehrere Landesstraßen sorgen für regionale Verknüpfung.
Persönlichkeiten
Siehe auch
Literatur
- Ernst Laue: Staßfurt – Wiege des Kalibergbaus. Zaltbommel (Niederlande) 2010, ISBN 978-90-288-6614-0
- Staßfurter Geschichtsverein (Hrsg.): Staßfurt und seine Ortsteile – Straßen und Plätze erzählen Geschichte. 96 Seiten, Format A4. Staßfurt 2009, ohne ISBN. Mit Angaben zu Altstaßfurt, Staßfurt (Altstadt), Staßfurt-Nord, Leopoldshall, Athensleben, Atzendorf, Brumby, Förderstedt, Glöthe, Hohenerxleben, Löbnitz, Löderburg, Lust, Neu Staßfurt, Neundorf, Rathmannsdorf, Rothenförde und Üllnitz.
- Bergmannsverein „Staßfurt, Wiege des Kalibergbaus“ e.V. (Hg.): 150 Jahre Salzbergbau Staßfurt - Wiege des Kalibergbaus. Chronik bestehend aus 2 Büchern mit Softcover-Einband im Original-Schuber: 1) 1852 bis 1952 - 100 Jahre Staßfurter Salzbergbau - Anhang als Reprint (152 Seiten + zahlreiche Beilagen), 2) 1952 bis 2002 - Geschichte des Staßfurter Salzbergbaus und der Staßfurter Kali-Industrie (206 Seiten). Herausgegeben anlässlich des Jubiläums 150 Jahre Salzbergbau Staßfurt. Juni 2002. Gesamtherstellung: Salzland Druck Staßfurt, insgesamt 358 Seiten, Format 24,5 cm × 17 cm, Gewicht ca. 1020 Gramm, ohne ISBN
- Ernst Laue: Leopoldshall wie es früher war. Vom Ort einer Saline zum Stadtteil Staßfurt. Wartberg Verlag 2001, ISBN 3-86134-826-8
- Siegfried Maaß: „Du bist auch in der Fremde nicht für mich verloren …“ – Staßfurt – Geschichte und Geschichten einer Stadt. Staßfurt 1994, ISBN 3-9804054-1-9
- Emil Baumecker: Leopoldshall, seine Entstehung, Entwicklung und Bedeutung. Festschrift anlässlich des 25jährigen Bestehens der St. Johanniskirche. Leopoldshall 1901. 1993 als erweiterter Reprint veröffentlicht von Hartmut Wiest, Staßfurt-Leopoldshall, ISBN 3-930207-00-1
- Frank Kowolik: Das alte Staßfurt. Eine mitteldeutsche Industriestadt in alten und seltenen Bildern. Oschersleben 1992, ISBN 3-928703-06-4
- Otto Föhse: St. Barbara – Ein Heimatspiel in 6 Bildern aus der Vergangenheit Stassfurts. Flemming, Staßfurt 1931, 47 Seiten.
- Rieger/Baumecker: Chronik der Städte Staßfurt und Leopoldshall, 1927
- Friedrich Wilhelm Geiß: Chronik der Stadt Staßfurt und der Umgegend, vom Beginne historischer Nachrichten bis auf das Jahr 1836 incl, erschienen im Jahr 1837, Digitalisat
- Gertrud Hoffmann: Aus der Geschichte einer berühmten Salzstadt. Blühen, Vergehen und Wiederaufstieg der 1000jährigen Stadt Staßfurt. In: Reclams Universum 51.1 (1935), S. 106–107 (mit 5 Abb.)
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2020 (PDF) (Fortschreibung) (Hilfe dazu).
- Frank Kowolik: Das alte Staßfurt. Eine mitteldeutsche Industriestadt in alten und seltenen Bildern. Oschersleben 1992, ISBN 3-928703-06-4, S. 150.
- Letzter Gottesdienst in der St.-Johannis-Kirche war am 9. September 1906, danach Sperrung der Kirche. Quelle: https://www.stassfurter-geschichtsverein.de/zeittafel
- https://oldthing.de/Stassfurt-Schiefer-Turm-spaetgotische-Stadtkirche-Wahrzeichen-Kat-Stassfurt-0024371393
- https://www.volksstimme.de/amp/lokal/stassfurt/gemeinde-will-geschichte-von-st-johannis-mit-dem-schiefen-turm-wieder-ins-bewusstsein-rucken-und-plant-eine-ausstellung-1798852
- https://www.stassfurter-geschichtsverein.de/stassfurt-altstadt
- Richard Rhodes (1996), Dark Sun: The making of the Hydrogen Bomb, Touchstone, Seiten 160 und 161.
- 18.Dezember 1979: Ossis aus Namibia. In: Jan Eik, Klaus Behling: Verschlusssache. Die größten Geheimnisse der DDR Verlag Neues Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01944-8.
- Friedrich Wilhelm Geiss und Theobald Weise: Chronik der Stadt Staßfurt. Mit Berücksichtigung der Umgegend vom Beginne historischer Nachrichten.
- 1875 bis 1988: Michael Rademacher: Landkreis Calbe. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- ab 1998: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt
- Zensusdatenbank
- Das Stadt- und Bergbaumuseum Staßfurt würdigt mit der Sonderausstellung 100 Jahre Stadtrecht Leopoldshall vom 27. Januar bis 29. Mai 2019 dieses Jubiläum. – Quelle: https://www.stassfurt.de/de/datei/anzeigen/id/55296,1065/plakat_sonderausstellung_museum_leopoldshall.pdf – abgerufen am 12. Februar 2019
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2004
- StBA: Gebietsänderungen am 1. Januar 2009
- Heinz Gröschel (Hrsg.): Lexikon Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1984.
- Ausführungen zum Staßfurter Stadtwappen auf www.boettge.net (Memento des Originals vom 12. Januar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Zeittafel der SFT Geschichte. In: Staßfurter Geschichtsverein. Abgerufen am 3. Februar 2020 (deutsch).