St. Marien (Staßfurt)
Die Kirche Sankt Marien, offiziell Unbefleckte Empfängnis genannt, ist die katholische Kirche in Staßfurt, einer Stadt im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt. Die nach der heiligen Maria (Mutter Jesu) und dem Dogma der Unbefleckten Empfängnis benannte Kirche ist die Pfarrkirche der Pfarrei St. Marien Staßfurt-Egeln im Dekanat Egeln des Bistums Magdeburg. Sie ist im Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt unter der Erfassungsnummer 094 11210 als Baudenkmal aufgeführt und hat die Adresse Bergstraße 5.
Geschichte
Staßfurt gehörte zunächst zum Bistum Halberstadt, nach der Gründung des Erzbistums Magdeburg zu diesem. Im 16. Jahrhundert erlosch mit der Reformation das Erzbistum Magdeburg und das katholische Leben in Staßfurt.
Mit der Neuumschreibung der katholischen Diözesen in Deutschland nach dem Wiener Kongress wurde Staßfurt dem Bistum Paderborn zugeordnet. 1827 lebten nur sieben Katholiken in Staßfurt, das zunächst zur Pfarrei Egeln gehörte. Im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wuchs die Zahl der Katholiken in Staßfurt stark an, so dass 1867 bereits 715 Katholiken in Staßfurt und den umliegenden Orten gezählt wurden. Es handelte sich um katholische Arbeiter aus dem Eichsfeld und den Ostgebieten des Deutschen Reiches. 1867 wurde auch das Dekanat Egeln eingerichtet, dem Staßfurt zugeordnet wurde. Mindestens seit 1859 fanden bereits gelegentliche katholische Gottesdienste in Staßfurt im Saal eines Gasthauses statt, gehalten durch Priester aus Calbe (Saale) und Egeln. 1868 wurde in Staßfurt eine Missionspfarrei errichtet, die einen ortsansässigen Priester bekam. 1869 mietete der Pfarrer in einer anderen Gaststätte am Luisenplatz einen Saal an, in dem eine Kapelle eingerichtet wurde, die bis 1872 bestand.
1872 wurde das Kirchenbaugrundstück angekauft, auf dem noch im gleichen Jahr eine barackenförmige Notkirche errichtet wurde. Nach dem Erhalt einer größeren Erbschaft wurden 1881/82 zunächst das Pfarr- und Schulhaus erbaut. Am 6. Juni 1886 erfolgte die Grundsteinlegung der Kirche, und am 3. Juli 1887 folgte die Benediktion der neuerbauten Kirche durch Pfarrer Ernst Krekeler. 1887/88 wurden die drei unteren Geschosse des Turmes erbaut, der aus finanziellen Gründen zunächst noch nicht vollendet werden konnte. Damals umfasste die Pfarrei Staßfurt bereits rund 2500 Katholiken, dazu kamen im Sommer mehrere hundert katholische Saisonarbeiter. Am 19. Juni 1893 fand die bischöfliche Kirchweihe durch Hubert Theophil Simar statt. 1894 wurde die bisherige Missionspfarrei zur Pfarrei erhoben. 1895 erfolgte die Fertigstellung des Turmes und der Einbau der Glocken, 1896 folgte der Installation einer Orgel. 1922 wurden neue Gussstahlglocken geweiht, da die ursprünglichen Bronzeglocken 1917 im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurden. 1939 schlossen die nationalsozialistischen Machthaber die katholische Schule. 1960 begannen verschiedene Renovierungsarbeiten, wobei der Innenraum heller gestaltet wurde, und die Kirche 1964 einen neuen Hochaltar bekam, der am 3. November 1966 durch Weihbischof Friedrich Maria Rintelen konsekriert wurde, sowie 1965 einen neuen Tabernakel. Von 1990 bis 1997 erfolgten wieder Renovierungen und Veränderungen, unter anderem wurde der Hochaltar verkleinert.
Zum 15. Dezember 2007 wurde der Gemeindeverbund Staßfurt – Egeln – Wolmirsleben – Hecklingen – Westeregeln errichtet, der neben der Pfarrei St. Marien in Staßfurt auch die Pfarreien St. Marien in Egeln und St. Johannes Baptist in Wolmirsleben sowie die Pfarrvikarien Herz Jesu in Hecklingen und St. Mechthild in Westeregeln umfasste.[1] Damals gehörten zur Pfarrei Staßfurt rund 1000 Katholiken. Am 2. Mai 2010 wurde aus dem Gemeindeverbund die heutige Pfarrei St. Marien Staßfurt-Egeln.[2] Zur neuen Pfarrei gehörten darüber hinaus zunächst auch die Kirchen Herz Jesu (Atzendorf), Christkönig (Cochstedt), St. Theresia vom Kinde Jesu (Förderstedt), St. Josef (Löderburg), St. Franziskus Xaverius (Unseburg) sowie die St.-Mechthild-Kapelle (Hakeborn) und weitere Kapellen in Hohenerxleben und Tarthun, die sämtlich bis 2014 profaniert wurden.
Architektur und Ausstattung
Die Kirche entstand nach Plänen des Architekten Arnold Güldenpfennig im Baustil der Neugotik. Ihr 60 Meter hoher Turm ist einer höchsten Kirchtürme im Bistum Magdeburg. Ihre Glocken wurden 1922 vom Bochumer Verein gegossen und tragen die Namen Maria, Petrus und Johannes. Die Buntglasfenster im Chorraum sind ein Werk von Joseph Osterrath, sie zeigen im mittleren Fenster Maria und in den flankierenden Fenstern die Heiligen Bonifatius und Norbert von Xanten. Die Ausmalung des Chorgewölbes stammt noch aus der Frühzeit der Kirche. Sie wurde um 1960 übermalt und 1990 wieder freigelegt und konserviert. Auf dem Tabernakel ist das Auge Gottes dargestellt. Der Altar und der Ambo sind schlicht ausgeführt. Das Kirchengestühl stammt noch aus der Anfangszeit der Kirche. Im südlichen Seitenschiff ist eine Pietà zu finden. In nördlichen Querschiff ist ein neugotischer Flügelaltar von 1892 aufgestellt, im südlichen Querschiff eine Statue der Anna selbdritt. Der Kreuzweg stammt von 1962. Nahe dem Westeingang zeigt ein Relief den heiligen Antonius von Padua.
Rühlmann-Orgel
Die Orgel, 1895/96 von Wilhelm Rühlmann als Opus 178 erbaut, ist bis heute im Wesentlichen erhalten. Das Instrument hat 30 Register auf zwei Manualen und Pedal. Restauriert wurde sie vom Unternehmen Vogtländischer Orgelbau Thomas Wolf[3], die festliche Wieder-in-Dienstnahme war am ersten Advent 2020.
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- Koppeln: Manualkoppel II/I, Pedalkoppeln I/P; II/P, Suboctavkoppel II/I
- Spielhilfen: Feste Kombinationen p, mf, f, Tutti; Pianopedal; Schwelltritt
Literatur
- Martin Langer: Die katholische Pfarrkirche St. Marien Staßfurt (Reihe Große Kunstführer, Band 293). Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2020, ISBN 978-3-7954-3506-6.
- Rudolf Joppen: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Band 12, Teil 6, St. Benno Verlag, Leipzig 1971, S. 192–200.
Weblinks
- St. Marien Staßfurt, 1887. Chronik auf Internetpräsenz der Pfarrei St. Marien Staßfurt-Egeln.
- St. Marien Staßfurt. Internetpräsenz der Pfarrei St. Marien Staßfurt-Egeln.
- Die Königin der Instrumente ist zurück. Bistum Magdeburg.
Einzelnachweise
- Amtsblatt des Bistums Magdeburg, Ausgabe 1/2008, abgerufen am 20. Juni 2021.
- Amtsblatt des Bistums Magdeburg, Ausgabe 5/2010, abgerufen am 2. Juni 2010.
- https://vogtlaendischer-orgelbau.de/orgel-stassfurt.html
- https://st-marien-stassfurt-egeln.de/restaurierte-Ruehlmannorgel