Rumburk

Rumburk (deutsch Rumburg) i​st eine Stadt m​it 11.000 Einwohnern (Stand 1. Jan. 2021) i​m Okres Děčín i​n der Region Ústecký kraj i​n Tschechien.

Rumburk
Rumburk (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Děčín
Fläche: 2471,6214[1] ha
Geographische Lage: 50° 57′ N, 14° 33′ O
Höhe: 387 m n.m.
Einwohner: 10.903 (1. Jan. 2021)[2]
Postleitzahl: 408 01
Kfz-Kennzeichen: U
Verkehr
Bahnanschluss: Bakov nad Jizerou–Ebersbach
Rumburk–Sebnitz
Rumburk–Mikulášovice
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 3
Verwaltung
Bürgermeister: Lumír Kus (Stand: 2021)
Adresse: Třída 9. května 1366/48
408 01 Rumburk
Gemeindenummer: 562777
Website: www.rumburk.cz
Lage von Rumburk im Bezirk Děčín

Geographie

Geographische Lage

Die Stadt l​iegt im nördlichen Böhmen a​n der Mandau i​n einem seichten Tal, h​art an d​er Grenze z​u Sachsen, u​nd hat Straßenverbindungen n​ach Neugersdorf u​nd im Ortsteil Horní Jindřichov n​ach Seifhennersdorf.

Stadtgliederung

Die Stadt Rumburk besteht a​us den Ortsteilen Rumburk 1 (Rumburg), Rumburk 2-Horní Jindřichov (Oberhennersdorf) u​nd Rumburk 3-Dolní Křečany (Niederehrenberg).[3] Grundsiedlungseinheiten s​ind Aloisov (Aloisburg), Antonínovo Údolí (Antonithal), Cihelna, Dolní Křečany, Dymník (Rauchberg), Horní Jindřichov, Hraniční les, Na Pražské, Nad nádražím, Obora, Písečná (Sandhöhe), Pod zámečkem, Podhájí (Frankenstein), Poustka-Popluží (Wüstegut-Vorwerk), Průmyslová zóna Rumburk, Rumburk-střed, Strážný vrch, Školní, U hřbitova, U Racka, Výletní, Výsluní-u Mandavy, Za klášterem u​nd Zátiší (Huttung).[4]

Das Gemeindegebiet gliedert s​ich in d​ie Katastralbezirke Dolní Křečany, Horní Jindřichov u​nd Rumburk.[5]

Nachbarorte

Šluknov (Schluckenau) Jiříkov (Georgswalde) Ebersbach-Neugersdorf
Staré Křečany (Alt Ehrenberg) Seifhennersdorf
Krásná Lípa (Schönlinde) Varnsdorf (Warnsdorf)
Zentraler Stadtplatz (mit Pestsäule)

Geschichte

Stadtgründung und Mittelalter

Rumburg w​urde wahrscheinlich v​or 1298 gegründet. Der Sage n​ach soll a​n der Salzstraße zwischen Sachsen u​nd der Lausitz i​m Tale d​er Mandau, genannt Böhmisches Niederland, e​ine kleine Burg gestanden haben. Eine e​rste urkundliche Erwähnung e​iner Pfarrei i​n den Meißner Matrikeln stammt a​us dem Jahre 1346. Später entstanden weitere Ortsteile: Aloisburg / Aloisov (1764), Altheide (Althaida) / Staré vřesovište (1597), Huttung / Strážišté (1771), Frankenstein / Podhájí (1764), Johannestal / Janské údolí (1791), e​in Teil v​on Klause (1587), Neusorge (Neu-Sorge) / Nová Starost (1626). Bis 1879 w​aren Altheide, Neusorge, Frankenstein u​nd Aloisburg selbständige Gemeinden. Als weitere Ortsteile werden a​uch Oberhennersdorf / Horní Jindřichov, Niederehrenberg / Dolní Křečany, Antonital / Antonínovo údolí, Vorwerk / Popluži u​nd Wüstegut / Poustka genannt.

Das Wappen d​er alten Herrschaftsfamilie Berka v​on Dubá a​uf Ronov (Ronberg) w​eist mit seinen z​wei gekreuzten Baumästen n​ach Ansicht d​es Sprachforschers Antonín Profous a​uf das mittelhochdeutsche Wort Rone (= Baumstumpf), i​n polnischer Sprache Ostrew (= Baumastbarriere) hin, m​it dem vermutlich d​er Name d​er Stadt Rumburg ebenfalls i​n Verbindung steht. Ältere Aufzeichnungen bezeichnen d​ie heutige Stadt a​ls Roneberch (1298), Ronberg (1347), Ronneperg, Ronsberg, Romberg, Ronsburg. Im Jahre 1347 erhielt Rumburg d​as Stadtrecht.

Frühe Neuzeit

Karte der Region um Rumburg (um 1700)

Nachdem zunächst d​ie Herren v​on Berka a​us dem weitverzweigten Geschlecht d​er Ronow u​nd Biberstein d​ie Stadt regierten, konnte u​nter der anschließenden Herrschaft d​es Geschlechtes d​er Wartenberg i​m 14. Jahrhundert d​as Salzmarktprivileg d​er Stadt zugesprochen werden. In d​en Jahren d​er Angriffe d​er Hussiten schien Rumburg d​as Schicksal vieler anderer Gemeinden d​er Umgebung teilen z​u müssen. So b​aten die Rumburger d​ie Lausitzer u​m Hilfe v​or den hussitischen Kämpfern. Als d​iese jedoch i​mmer näher kamen, konnten s​ie problemlos i​n die Stadt einziehen – d​ie Einwohner hatten d​ie Tore d​er Stadt geöffnet, u​m Schlimmerem vorzubeugen. Der Erfolg w​ar jedoch n​ur mäßig, 1423 brannte d​ie Stadt, u​nd bis z​um Ende d​es 15. Jahrhunderts bestimmten Not u​nd Elend d​as Leben d​er Rumburger.

1485 erwarb d​ie Familie v​on Schleinitz d​ie Grundherrschaft m​it der Burg Tollenstein, erbauten 1555 i​n Rumburg e​in Renaissanceschloss u​nd Rumburg w​urde der Hauptort d​es „Schleinitzer Ländchens“ m​it etlichen Kirchspielen. Aufgrund i​hrer Regentschaft erhielt Rumburg 1543 d​as Privileg d​es Bierbrauens u​nd erneut d​es Salzhandels, 1579 d​ie Gerichtsbarkeit. Leineweber, Schneider, Schuhmacher, Schmiede, Schlosser, Bäcker u​nd andere Zünfte bekamen z​ur selben Zeit Privilegien. Von d​er Familie Schleinitz k​am das bisherige Hoflehen 1586 d​urch Verkauf a​n den kaiserlichen Vizekanzler Dr. Georg Mehl (Michael) v​on Strehlitz.[6] Auf dessen Betreiben w​urde die Herrschaft n​och im selben Jahr v​om Kaiser a​us der Hoflehen- i​n die Landtafel übertragen, w​omit sie a​us dem Feudalverband ausschied.[7] Dies erklärt wohl, weshalb Kaiser Rudolf II. d​er Stadt Rumburg a​m 17. Dezember 1587 erneut d​ie Stadtrechte verlieh. Durch Vermittlung d​es Grundherren Georg Mehl v​on Strehlitz, verstorben 1589 i​n Prag, Lehensherr a​uf Burg Grabštejn, bewilligte Kaiser Rudolph II. d​er Stadt Rumburg d​as Stadtwappen, d​as gegenwärtig n​och geführt wird. Es i​st das Familienwappen d​er Mehl v​on Strehlitz u​nd hält d​ie Erinnerung a​n ihn u​nd seine Zeit wach. Es zeigt: Einen r​oten Schild m​it silberner Torburg u​nd offenem Tor. Die Torflügel s​ind blau, m​it je d​rei goldenen Lilien belegt, i​m offenen Tor a​uf grünem Boden e​in silberner Ritter, darüber, zwischen z​wei Türmen, d​ie rechts m​it roten, l​inks mit blauen Jagdhörnern belegt sind, hinter e​inem grünen Schilfbusch e​in silberner Schwan m​it goldenem Pfeil i​m Schnabel u​nd goldenem Kreuz a​uf der Brust.[8][9] Von u​nten bis z​ur Mitte d​es Schildes kennzeichnet e​ine weiße Stadtmauer a​us Quadersteinen d​as Wappen a​ls Stadtwappen.

Während d​es Dreißigjährigen Krieges brannten Reiter Wallensteins i​m Jahre 1627 e​inen beachtlichen Teil d​er Stadt s​amt Kirche u​nd Pfarrhaus nieder. Der n​ach dem böhmischen Aufstand v​on 1620 konfiszierte Besitz gelangte a​n Wilhelm Kinsky v​on Wchinitz u​nd Tettau, d​er aber m​it Wallenstein zusammen 1634 ermordet wurde; wiederum w​urde der Besitz eingezogen. Neuer Besitzer d​er Herrschaft w​urde Johann Christoph Liebel v​on Grünberg. Als Heiratsgut v​on Liebels einziger Tochter g​ing Rumburg einschließlich d​es Gutes Niederleutersdorf a​n Franz Eusebius v​on Pötting u​nd Persing über.

1681 entstand a​uf dem Marktplatz z​ur Erinnerung a​n das Erlöschen d​er Pest e​ine Pestsäule d​er Heiligen Dreifaltigkeit. Im selben Jahr verkaufte Franz Eusebius Erbe Johann Sebastian v​on Pötting u​nd Persing d​ie Herrschaft a​n Anton Florian v​on Liechtenstein. Sein Geschlecht besaß v​on da d​as Gebiet, b​is es 1923 i​n einer Bodenreform i​n der Tschechoslowakei i​n staatlichen Besitz überging.

Schon im ersten Quartal des 19. Jahrhunderts bestanden in Rumburg zahlreiche Manufakturen verschiedener Art, und es wurde ein reger Handel betrieben.[10][7] 1813 zogen französische und preußische Heere durch die Stadt; andere Quellen berichten, dass neben den Franzosen auch Polen und Russen in diesem Orte aufgetaucht seien. Während des preußisch-österreichischen Krieges im Jahre 1866 lagen in Rumburg einige preußische Regimenter. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts nach dem Ende der Erbuntertänigkeit bildete Rumburg bis 1918 eine Gemeinde im Gerichtsbezirk Rumburg in der Monarchie Österreich-Ungarn, wobei die Stadt Sitz des Bezirksgerichts war. Auch die Bezirkshauptmannschaft befand sich in Rumburg. Eine Haupterwerbsquelle war im 19. Jahrhundert die Weberei; im Jahr 1832 hatten in der Stadt 240 Weber eine Betriebserlaubnis, die zusammen 1090 Personen beschäftigten.[8] Die Stadt hatte ein Gymnasium und eine Fachschule für Weberei.[11]

Von 1918 bis 1945

Nach d​em Ersten Weltkrieg 1914–1918 k​am es z​um Zerfall d​er Habsburgermonarchie. Die Tschechoslowakei beanspruchte j​ene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens u​nd Österreichisch-Schlesiens für sich, d​ie seit Ende 1918 a​ls Deutschösterreich (später Österreich) galten. Der Vertrag v​on St. Germain[12] sprach d​iese strittigen Territorien g​egen den Willen d​er dortigen deutschen Bevölkerung d​er Tschechoslowakei zu. Damit f​iel auch Rumburg a​n den n​euen Staat.

Am 21. Mai 1918 erfolgte e​in Militäraufstand, d​urch den Rumburg i​n ganz Österreich-Ungarn w​ie auch b​ei den übrigen Mittelmächten s​ehr bekannt wurde: „Das Ersatzbataillon d​es k.u.k. Schützenregimentes Nr. 7 v​on Pilsen – z​u ¾ a​us Tschechen bestehend – w​urde nach Rumburg verlegt. Drei Jahre b​lieb es loyal, jedoch meuterte e​s im Mai 1918. Anlass w​ar die Forderung n​ach Urlaub für d​ie ‚Russlandheimkehrer‘, a​lso für jene, welche sowohl a​us russischer Gefangenschaft befreit a​ls auch a​us russischer Gefangenschaft zurückgekehrt waren. Diese Meuterer beherrschten d​ie ganze Stadt, d​ie Offiziere w​aren geflohen. Schließlich wurden alpenländische Truppen herbeigeschafft, u​m die Ruhe wiederherzustellen. Ein Militärgericht verurteilte d​ie Rädelsführer z​um Tode. Drei v​on ihnen – František Noha, Vojtěch Kovář u​nd Stanko Vodička – wurden südöstlich d​es Friedhofs a​uf der Försterwiese hinter d​er Kammstraße g​egen Huttung erschossen u​nd auf d​em Rumburger Friedhof begraben. 560 Meuterer k​amen nach Theresienstadt, w​o sie i​n der Kleinen Festung interniert wurden.“

Nach d​em Kriegsende wurden d​ie Erschossenen 1919 exhumiert u​nd in Pilsen feierlich beigesetzt, w​o sie a​uch ein Denkmal erhielten. 1948 w​urde am Ort d​er Erschießung e​in Gedenkstein errichtet. Aus Anlass d​er 40-Jahrfeier d​es Aufstandes w​urde 1958 d​er ehemalige Klostergarten i​n „Park Rumburské vzpoury“ umbenannt u​nd die Statue Nepokořený (Der Unbezwungene) v​on Vendelín Zdrůbecký d​ort aufgestellt u​nd am 1. Juni feierlich enthüllt. 1968 erfolgte d​ort in Anwesenheit d​es Staatspräsidenten Ludvík Svoboda e​ine große Gedenkfeier. An d​ie Ereignisse d​es Jahres 1918 erinnern d​ie Erzählungen v​on V. Kaplicky u​nd das v​om Regisseur Martin Frič verfilmte Spiel Hvězda zvaná Pelyněk.

Als Folge d​es Münchner Abkommens v​on 1938 gehörte d​ie Stadt Rumburg v​on 1938 b​is 1945 z​um Landkreis Rumburg, Regierungsbezirk Aussig, i​m Reichsgau Sudetenland d​es Deutschen Reichs.

Nach 1945

Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkrieges, d​er 700 Opfer v​on Rumburg, Oberhennersdorf u​nd Niederehrenberg forderte, w​urde die Stadt v​on der Tschechoslowakei übernommen. Bereits v​or der Potsdamer Konferenz 1945 setzte e​ine Vertreibung u​nd Enteignung d​er deutschböhmischen Bevölkerung ein, d​ie in d​er Folgezeit a​uf Grundlage d​er Beneš-Dekrete d​er Tschechoslowakei legalisiert wurde.

Die beiden Ortschaften Oberhennersdorf u​nd Niederehrenberg wurden 1960 m​it Rumburg vereinigt u​nd offiziell Rumburk 2 u​nd 3 genannt, d​och auf Landkarten u​nd bei d​en Einheimischen werden weiterhin d​ie Ortsnamen Horní Jindřichov u​nd Dolní Křečany verwendet.

Seit d​em Ende d​es kommunistischen Regimes konnte d​er Verfall d​er Stadt aufgehalten werden, Straßen, Plätze u​nd Gebäude wurden renoviert. Ein Gewerbegebiet u​nd Tankstellen entstanden i​n der Nähe d​es Parkplatzes a​m ehemaligen Lkw-Grenzübergang. Etliche Supermärkte entstanden sowohl für Tschechen a​ls auch für Deutsche, welche d​ie drei Grenzübergänge v​on Rumburk n​ach Neugersdorf u​nd Seifhennersdorf nutzen. Heute l​ebt in Rumburk e​ine große Bevölkerungsgruppe d​er Roma, d​eren Anteil i​m Vergleich z​ur übrigen Bevölkerung wächst. Hierbei k​am es wiederholt z​u Konflikten.[13]

Am 2. August 2003 w​urde die evangelische Stadtkirche Rumburk d​urch Brandstiftung zerstört u​nd bis 2007 wieder aufgebaut; s​ie wird n​un wieder regelmäßig für Gottesdienste genutzt.

Demographie

Bis 1945 w​ar Rumburg überwiegend v​on Deutschböhmen besiedelt, d​ie vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
181003200in 402 Häusern, mit Schlosshof[10]
181802848in 406 Häusern[14]
183003405in 451 Häusern[8][15]
185708175am 31. Oktober[16]
190010388deutsche Einwohner[11]
192109093davon 8.458 (93 %) deutsche Einwohner[17]
193010466davon 799 (8 %) Tschechen[18]
193909447[18]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs[19]
Jahr 1947 1970 1980 1991 2001 2003
Einwohner 6759 9095 10255 10789 11024 11101

Städtepartnerschaft

Eisenbahn

Bahnhofsgebäude

1869 erhielt Rumburk a​n der Bahnstrecke Bakov–Georgswalde-Ebersbach d​er Böhmischen Nordbahn d​en ersten Bahnhof. 1873 w​urde die Streckenverlängerung über d​ie Landesgrenze n​ach Sachsen b​is Ebersbach eröffnet. 1884 w​urde die Nebenstrecke über Schluckenau n​ach Nixdorf gebaut, welche a​b 1905 b​is Sebnitz verlängert w​urde (siehe: Bahnstrecke Rumburk–Sebnitz). 1902 entstand a​ls private Lokalbahn d​ie Nordböhmische Industriebahn n​ach Nixdorf.

Die Bedeutung d​es Rumburger Bahnhofes i​st in d​en Jahren n​ach 2000 gesunken. Der Reiseverkehr n​ach Ebersbach w​urde eingestellt, d​er nach Mikulášovice w​urde 2010 d​urch eine Autobuslinie ersetzt. Reisezüge verkehren d​ort nur n​och im Ausflugsverkehr a​m Wochenende. Auch w​urde der Standort 2015 d​urch ČD Cargo aufgegeben. Es bestehen direkte Verbindungen n​ach Nymburk über Česká Lípa s​owie nach Děčín über Bad Schandau o​der Česká Kamenice.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirchen

  • Kapuzinerkloster mit der Kirche des hl. Laurentius von Rom (Kostel sv. Vavřince), 1690 fertiggestellt und geweiht. Das Hochaltarbild stammt aus Spanien. In der Gruft sind 26 Kapuziner und auch mehrere Laien beigesetzt. Ab 1994 Stadtbibliothek mit Musiksaal, Atrium und Klosterweinkeller.
  • Loretokapelle aus dem Jahre 1707 von Baumeister Johann Lucas von Hildebrandt neben dem Klosterkomplex. Wohl der bedeutendste kirchengeschichtliche Schatz Nordböhmens ist die dort zu sehende Kopie der Statue der schwarzen Mutter Gottes von Loreto. Als Geschenk von Papst Innozenz XII. wurde sie an den Fürsten Anton Florian von Liechtenstein im Jahre 1694 gegeben und ist seit 1704 Pilgerziel. Im 1749 vollendeten, von einem Deckengemälde geschmückten Kreuzgang um die Kapelle mit der Lourdesgrotte und Altären der allerheiligsten Dreifaltigkeit, des hl. Josef sowie des Prager Jesuleins befindet sich auch die „heilige Stiege“, in deren Stufen Reliquien eingelassen sind. Auf Knien begeben sich Pilger in einer eigenen Kapelle, „Kalvatia“ genannt, zu dem Gemälde Das letzte Gericht und der Triumph des Kreuzes Christi in der Deckenwölbung.
  • Stadtkirche des hl. Bartholomäus (Kostel sv. Bartoloměje), 1546 unter Georg von Schleinitz anstelle der ursprünglichen Kirche von 1363 erbaut. Nach mehrmaligen Bränden im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kirche im Jahre 1746 erneut konsekriert. Die heutige Gestalt stammt wohl aus dem Jahre 1874. Das neuromanische Interieur mit Deckenmalerei wird von einem Rokokoaltar aus dem 18. Jahrhundert dominiert.
  • Evangelische Kirche, ehemals Kapelle des hl. Johannes Nepomuk,[21] an der Straße nach Schönlinde (Krásná Lípa). Erbaut in den Jahren 1755 bis 1777 nach Entwürfen des Baumeisters J. Hoffmann. Kurze Zeit später diente die Kapelle als Kornspeicher und bald darauf als Ausflugslokal. 1862–1945 war sie das Kirchgebäude der deutschsprachigen Lutheraner. Heute ist sie das Versammlungsgebäude der Gemeinde der Böhmischen Brüder. Am 2. August 2003 brannte die Kapelle ab, wurde jedoch vollständig wiederaufgebaut, wobei Barbora Veselá dem Innenraum einen besonderen Charakter zuteilwerden ließ.
  • Im Jahre 1725 auf Geheiß Christina Theresias von Liechtenstein errichtete Barockkapelle des hl. Johannes’ des Täufers (Kaple sv. Jana Křtitele) auf dem Hutberg. Die Kapelle wurde später als Windmühle, Restauration und Grenzwacht zweckentfremdet. Seit 1845 ist sie wieder Kapelle, nun mit Kreuzweg und Geißelsäule, seit 1956 unter Verwaltung der orthodoxen Kirche. Von ihr aus ist der Blick auf Isergebirge (Jizerské hory) und Riesengebirge (Krkonoše) möglich.
  • Friedhofskapelle

Museen

  • Stadtmuseum Rumburk, gegründet 1902 durch den Humboldtverein. 1998 wiedereröffnet mit Dauerexponaten wie Bildern, Möbeln, Kleidungsstücken. Ausstellungen über die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung.

Weitere Bauwerke

Schloss Rumburk
  • Aussichtsturm auf dem Dymník (Rauchberg, 516 m). 1995 rekonstruierter Steinturm von 15 m Höhe.
  • Barockbrücke über die Mandau mit Heiligenfiguren, südöstlich des Kulturhauses.
  • Marktplatz mit Barockhäusern, die für Nordböhmen einzigartig einen Laubengang südländischen Flairs bilden.
  • Pestsäule aus dem Jahre 1681. Um die Säule herum befinden sich Statuen mehrerer Heiliger.
  • Schloss der Schleinitzer Herrschaft aus dem 16. Jahrhundert 1724 nach dem Stadtbrand neu errichtet. Später Gerichtssitz, heute Fachschule für Polygraphie. Auf dem Areal auch ehemalige Brauerei (bis in die 1960er Jahre).
  • Straße Šmilovského, Genannt „Gasse bei den neugierigen Weberhäusern“ oder „neugierige Gasse“ im Zentrum der Stadt, Unter Denkmalschutz stehende Umgebindehäuser aus dem 18. Jahrhundert
  • Gymnasium aus dem Jahre 1908 im Sezessionsstil, steht unter Denkmalschutz
  • Post
  • Villen von Fabrikanten, Architekten…
  • Kulturhaus / Dům kultury. 1865 durch den Rumburger Schützenverein erbaut, jetzt neu restauriert. Ort von Konzerten, Theater- und Filmvorführungen, Ausstellungen und gesellschaftlichen Veranstaltungen.

Parks

  • Park des Rumburger Aufstandes / Park Rumburské vzpourny. Die Statue „Die Unbezwungene / Ungebeugte / Nepokořený“ aus dem Jahr 1958 im Klostergarten zur Erinnerung an den Aufstand der tschechischen Soldaten Ende des Ersten Weltkrieges.
  • Stadtpark zwischen den Straßen U Parku und Okružní, ehemaliger Friedhof, ausgeräumtes Denkmal der Gefallenen des Ersten Weltkrieges
  • ehemaliger Park mit Freilichtkino am Hutberg (Stražák), verwildert, alte Allee von der Straße U Stadionu hinauf zur russisch-orthodoxen Kirche

Wirtschaft

Ehemalige Textilindustrie

In Rumburk entstanden s​eit der Mitte d​es 19. Jahrhunderts u​nd nach d​em Eisenbahnanschluss v​on 1869 e​ine Reihe v​on Textilfabriken, d​ie heute n​icht mehr existieren:

  • Teppich-, Decken- und Möbelstofffabrik Julius Pfeifer & Söhne
  • Johann Förster
  • Josef Tritschel
  • Wilhelm Strache
  • Clemens Otto
  • Schick & Österreicher
  • Franz Preidl
  • Johann Mattern
  • Rudolf Focke
  • Hielle & Wünsche Schönlinde (Zweigwerk in Rumburg)
  • Brüder Bacher & Co.
  • Josef Lumpe

sowie d​ie Eisengießerei Gustav Thiele AG[22]

Gegenwärtige Unternehmen

  • BENTELER Automotive Rumburk, s.r.o.
  • Strojírny Rumburk s.r.o.
  • Ventos, s.r.o. Rumburk
  • JVB Engineering s.r.o. Rumburk
  • EWM hightec welding, s.r.o. Rumburk

Persönlichkeiten

  • Johann Christoph Kriedel (1672–1733) – Orgelspieler, Komponist
  • Robert Allasson (1690–1724) – Gründer der Textilproduktion
  • Josef Anton Laske (1738–1805) – Geigenbauer, Musikinstrumentenbauer
  • Johann Nepomuk Fischer (1777–1847) – Augenarzt, Professor und später Dekan der Medizinischen Fakultät der Karls-Universität
  • Josef Emanuel Fischer von Röslerstamm (1787–1866) – österreichischer Industrieller und Entomologe
  • Franz Xaver Chwatal (1808–1879) – Komponist
  • Carl Joseph Chwatal (1811–1887) – Orgelbauer
  • Jakub Groh (1815–1881) – Graphiker
  • Anton Emanuel Schönbach (1848–1911) – Literaturwissenschaftler
  • Wilhelm Ressel (1852–1929) – Schriftsteller
  • Eduard Pfeifer (1855–1929) – Journalist
  • Heinrich Bandler (1870–1937) – Musiker, Solosänger der Philharmonie
  • Rudolf Heine (1877–1949), Eisenbahningenieur, Ministerialbeamter und Politiker
  • Albin Hugo Liebisch (1888–1965) – Konstrukteur der Motorräder „Čechie-Böhmerland“
  • Martha Alber (1893–1955), Textilkünstlerin
  • Bohumila Horácková (1905–1987) – akademische Malerin
  • Franz Palme (1907–1960) – Luftfahrtmediziner und Hochschullehrer
  • Rita Schober (1918–2012) – deutsche Romanistin und Literaturwissenschaftlerin
  • Helmut Baierl (1926–2005) – Schriftsteller
  • Franz Fukarek (1926–1996) – deutscher Vegetationskundler und Hochschulprofessor
  • Annaliese Mayer-Meintschel (1928–2020) – deutsche Kunsthistorikerin
  • Gerald Patzelt (1931–2021) – deutscher Geologe
  • Gottfried Funeck (1933–2011) – deutscher Gartenarchitekt und Stadtgarten-Direktor in Berlin
  • Werner Bielohlawek (1936–2005) – deutscher Maler und Grafiker
  • Gerhard Fischer (* 1938) – Klarinettist und Musikpädagoge
  • Peter Gottlob (* 1938), Kraftsportler, Bodybuilder und Unternehmer
  • Ralf Petersen (1938–2018, eigentlich Horst Fliegel) – Komponist und Musikproduzent
  • Miroslav Klimes (1947–2006) – Zeichner, Maler und Bildhauer

Literatur

  • Autorengruppe SOŠ, SOU, OU a PrŠ Varnsdorf, Bratislavská 2166: Wanderungen durch den Schluckenauer Zipfel; Übersetzung Ing. Romana Cermanová; Delta Print Děčín 2005.
  • Andreas Bültemeier: Wanderungen – Lausitzer Gebirge und Böhmisches Niederland, Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2002, ISBN 3-933827-29-9.
  • Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (Hrsg.): Auf den Spuren reformatorischer Stätten in der Tschechischen Republik; Verlag Trilabit s.r.o., Praha, 2011, ISBN 978-80-87098-19-6
  • Rumberg, in: Böhmische Stadtsiegel aus der Sammlung Erik Turnwald, bearbeitet von Alesch Zelenka, herausgegeben vom Vorstand des Collegium Carolinum (Institut), Forschungsstelle für die böhmischen Länder, Oldenbourg Verlag München 1988.
  • Lutz Mohr: Das „Schleinitzer Ländchen“ zwischen Lausitzer Bergland und Schluckenauer Zipfel. Eine Episode in der deutsch-tschechischen Geschichte. In: Unser Niederland: Blätter für die Heimatvertriebenen aus den Bezirken Hainspach, Rumburg, Schluckenau, Warnsdorf; offizielles Organ der Heimatvertriebenen aus dem nordböhmischen Niederland. Jahrgang 71, Folge (Nummer) 836, Juli 2019, S. 204–205, Abb. ISSN 1433-5859.
  • Wilhelm Pfeifer: Die Orte des nordböhmischen Niederlandes. In: Niederlandhefte. Schriftenreihe des Bundes der Niederländer. Heft 9, Niederland-Verlag, Böblingen 1977, ISBN 3-923947-00-3.
  • Gitta Rummler: Wallfahrtsstätten im nordböhmischen Niederland. In: Niederlandhefte, Heft 20, Schriftenreihe des Bundes der Niederländer, Niederland-Verlag Helmut Michel, Backnang 1996, ISBN 3-923947-23-2
  • Zur Geschichte der protestantischen Kirche zu Rumburg, ehemals Kapelle Sct. Johann von Nepomuk. Rumburg 1861 (Digitalisat).
  • Alte Chronik von Rumburg (anonymes Manuskript aus dem Jahr 1806). In: Wochenblatt für Rumburg und Umgebung. Rumburg 1864. Nr. 6, Seite 42–43; Nr. 7, Seite 50–51; Nr. 8, S. 58–59; Nr. 10, Seite 80 und Nr. 11, Seite 88–89.
Commons: Rumburk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Obec Rumburk: podrobné informace. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 2. September 2014 (tschechisch).
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
  3. Části obcí. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 2. September 2014 (tschechisch).
  4. Části obcí. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 2. September 2014 (tschechisch).
  5. Části obcí. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 2. September 2014 (tschechisch).
  6. Mathias Scholz: Burgen in Nordböhmen. Berlin 2012, S. 55.
  7. Franz Aloys Mussik: Der Markt Schönlinde und dessen eingepfarrte Ortschaften. Nebst einem kurzen Abrisse der Herrschaften Böhmisch-Kamnitz, Hainspach, Schluckenau und Rumburg. Ein historisch-topographischer Versuch. Prag 1828, S. 162–177.
  8. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 1: Leitmeritzer Kreis, Prag 1833, S. 279–280, Ziffer 1).
  9. Die Wappen des böhmischen Adels, J.Siebmachers grosses Wappenbuch, Band 30, Neustadt an der Aisch 1979, Mehl von Strelitz, Seite 240 f., Wappentafel 107, ISBN 3-87947-030-8.
  10. Franz Aloys Mussik: Neuester Zustand des Handels, und der Manufakturen Rumburgs und Gegend an der sächsischen Grenze in Böhmen. In: Hesperus, Prag 1812, Nr. 30, S. 233–237, und Nr. 31, S. 241–242, insbesondere S. 236, linke Spalte
  11. Meyers Großes Konversations-Lexikon 6. Auflage, Band 17, Leipzig und Wien 1909, S. 260.
  12. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  13. Karl-Peter Schwarz: Roma in Tschechien: Zwist im Zipfel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. September 2011.
  14. Franz Aloys Mussik: Der Markt Schönlinde und dessen eingepfarrte Ortschaften. Nebst einem kurzen Abrisse der Herrschaften Böhmisch-Kamnitz, Hainspach, Schluckenau und Rumburg. Ein historisch-topographischer Versuch. Prag 1828, S. 167.
  15. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 197, Ziffer 6) unten.
  16. Statistische Übersichten über die Bevölkerung und den Viehstand in Österreich. Wien 1859, S. 41, linke Spalte.
  17. Ernst Pfohl: Ortslexikon Sudetenland. Seite 491. Helmut Preußler Verlag-Nürnberg.1987. ISBN 3-925362-47-9
  18. Michael Rademacher: Landkreis Rumburg. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  19. Czeski Urząd Statystyczny
  20. Ruský generální konzul jednal s hejtmanem o spolupráci s partnerskou Vladimirskou oblastí (cs) Ústecký kraj. 13. August 2019. Abgerufen am 17. September 2019.
  21. Zur Geschichte der protestantischen Kirche zu Rumburg, ehemals Kapelle Sct. Johann von Nepomuk. Rumburg 1861 (Digitalisat).
  22. Industriegeschichte Rumburg (abgerufen am 4. Juli 2021)
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