Lipová u Šluknova
Lipová, früher Hanšpach, (deutsch Hainspach) ist eine Gemeinde im Okres Děčín der Tschechischen Republik.
Lipová | |||||
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Basisdaten | |||||
Staat: | Tschechien | ||||
Region: | Ústecký kraj | ||||
Bezirk: | Děčín | ||||
Fläche: | 1282,9964[1] ha | ||||
Geographische Lage: | 51° 1′ N, 14° 21′ O | ||||
Höhe: | 366 m n.m. | ||||
Einwohner: | 568 (1. Jan. 2021)[2] | ||||
Postleitzahl: | 407 81 | ||||
Kfz-Kennzeichen: | U | ||||
Verkehr | |||||
Bahnanschluss: | Rumburk–Dolní Poustevna | ||||
Struktur | |||||
Status: | Gemeinde | ||||
Ortsteile: | 2 | ||||
Verwaltung | |||||
Bürgermeister: | Pavel Svoboda (Stand: 2021) | ||||
Adresse: | Lipová 442 407 81 Lipová | ||||
Gemeindenummer: | 562661 | ||||
Website: | www.lipova.cz | ||||
Lage von Lipová im Bezirk Děčín | |||||
Geographie
Geographische Lage
Lipová liegt in Nordböhmen im Böhmischen Niederland in 366 m ü. M. westlich der Stadt Šluknov (Schluckenau) an der Grenze zu Sachsen. Durch die Gemeinde fließt der Liščí potok (Hainsbach). Bei dem Ort liegt der Zámecký rybník Schlossteich mit einer kleinen Insel darin.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Lipová besteht aus den Ortsteilen Lipová (Hainspach) und Liščí (Röhrsdorf)[3], die zugleich auch Katastralbezirke bilden[4]. Grundsiedlungseinheiten sind Lipová, Liščí und Ludvíkovičky (Ludwigsdörfel)[5].
Nachbargemeinden
Lipová grenzt im Nordwesten an Steinigtwolmsdorf, im Nordosten an Sohland an der Spree, im Osten und Süden an Velký Šenov (Groß-Schönau), im Südwesten an Vilémov u Šluknova (Wölmsdorf), westlich daneben an Dolní Poustevna (Niedereinsiedel) und im Westen an Lobendava (Lobendau).
Geologie
Geologisch-naturräumlich gehört das Böhmische Niederland, auch der Schluckenauer Zipfel genannt, zum Lausitzer Bergland.
Geschichte
Die Herrschaft Hainspach besaß 1569 Johann von Schleinitz und kam dann an die Herren von Slawata. Nach dem Erlöschen dieser Adelsfamilie im Mannesstamm gelangte 1693 ein Graf Salm-Reifferscheidt durch Einheirat in den Besitz der Herrschaft.[6][7]
Im Jahr 1721 stifteten Maria Agnes Reichsgräfin zu Salm, geborene Gräfin Slawata, und ihr Nachfolger für die Stadt ein Spital. Das heute nur noch als Ruine erhaltene herrschaftliche Schloss war 1737 vom Grafen Leopold von Salm erbaut worden. Das alte Schloss wurde für Beamten-Wohnungen umgebaut.[8] Um 1785 war Fr. Wenzel Reichsgraf von Salm und Reiferscheid der Besitzer der Herrschaft.[6] Als während der preußischen Invasion Nordböhmens der preußische General Friedrich Herwarth von Bittenfeld sich am 22. Juni 1866 in Schloss Hainspach einquartierte, befand es sich im Besitz des bereits betagten Grafen Franz von Salm und Reiferscheid.[9]
Wegen der kärglichen, für landwirtschaftliche Nutzung wenig geeigneten Bodenverhältnisse hatte sich die Bevölkerung der Herrschaft bereits im 18. Jahrhundert vielfach auf das Spinnen, Weben und Strumpfwirken verlegt.[6]
Bei der Volkszählung von 1830 wurde zwischen der Kleinstadt Hainspach mit 419 Einwohnern in 66 Häusern und dem an diese an zwei Seiten angrenzenden Dorf Hainspach mit 1842 Einwohnern in 267 Häusern unterschieden, das in Ober- und Nieder-Hainspach unterteilt war.[8] Unter den Stadtbewohnern befanden sich fünf Beamte und zwei Gewerbetreibende, jedoch keine Adligen.[10] Demnach befand sich das neue Schloss nicht in der Stadt, sondern auf der Gemarkung des Dorfes. Im Dorf war 1693 unter Margaretha, Gräfin von Slawata, die Pfarrkirche St. Simon und Juda errichtet worden, in die die Stadt Hainspach eingepfarrt war.[8]
- Gymnasium (erbaut 1873) bei der Kirche St. Simon und Juda
- Schulgebäude
- Schlosspark
- Häuser beim Rathaus
Nach der Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit im Kaisertum Österreich war Hainspach seit dem 3. Juni 1850 Sitz des Gerichtsbezirks Hainspach. Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Hainspach eine Bierbrauerei, eine Knopffabrik und Produktionsstätten für Bänder und Gummiwaren.[11]
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Region 1919 Teil der neu geschaffenen Tschechoslowakei. Um die Entwicklung des Tourismus bemühte sich im Ort eine Abteilung des Gebirgsverein für das nördlichste Böhmen. Aufgrund der deutschen Besetzung im Zuge des Münchner Abkommens gehörte Hainspach von 1938 bis 1945 zum Landkreis Schluckenau, Regierungsbezirk Aussig, im deutschen Reichsgau Sudetenland. Hainspach hatte in dieser Zeit auch noch eine Schuhfabrik und eine Fabrik für Drahtstifte.[12] Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die deutsche Bevölkerung größtenteils enteignet und vertrieben.
Einwohnerentwicklung
Bis 1945 war Hainspach überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1818 | 376 | in 65 Häusern (ohne das Dorf Hainspach mit 1625 Einwohnern in 265 Häusern)[13] |
1830 | 491 | in 66 Häusern[10][8] (ohne das Dorf Hainspach mit 1842 Einwohnern in 267 Häusern)[10] |
1844 | 489 | in 80 Häusern[14] |
1900 | 3021 | deutsche Einwohner[11] |
1930 | 2664 | [15] nach anderen Angaben 2597 Einwohner, davon 2400 Deutsche[12] |
1939 | 2401 | [15] |
Jahr | 1950 | 1961 | 1970 | 1980 | 1991 | 2001 | 2011 |
Einwohner | 931 | 1 002 | 965 | 613 | 625 | 646 | 667 |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Im Ort befinden sich heute noch die 1693 erbaute barocke Pfarrkirche St. Simon und Juda und die Ruine der 1737 neu erbauten barocken Schlossanlage. In der Nähe des Schlosses befinden sich ebenso der Slawata-Teich genannte große Schlossteich und ein heute stark verwilderter Schlosspark. Im Dorf finden sich des Weiteren noch einige kleinere Umgebindehäuser und auch öffentliche Gebäude aus der Zeit der Jahrhundertwende. Mit dem Fahrrad ist es möglich, den Grenzübergang nach Sohland an der Spree zu nutzen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Der gesamte Schluckenauer Zipfel ist in der Tschechischen Republik eine Problemregion, durch die Lausitzer Berge abgeschnitten vom "Böhmischen Becken" erlangt es selbst bei der eigenen Regierung kaum Aufmerksamkeit. Auch von der deutschen Seite kommen bis heute kaum Impulse für eine bessere wirtschaftliche Vernetzung mit dieser Region. Die kleine Ortschaft Lipova wird heute kaum als Wohnort genutzt, ein großer Teil der vorhandenen Gebäude findet nur Nutzung als Wochenenddomizil.
Verkehr
Südlich des Ortes besitzt Lipová einen eigenen Haltepunkt an der Bahnstrecke Rumburk–Sebnitz.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Anton Ludwig Frind (1823–1881), Bischof von Leitmeritz
- Franz von Rziha (1831–1897), österreichischer Ingenieur
- Rudolf Austen (1931–2003), Maler und Grafiker
Weblinks
Einzelnachweise
- http://www.uir.cz/obec/562661/Lipova
- Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
- http://www.uir.cz/casti-obce-obec/562661/Obec-Lipova
- http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/562661/Obec-Lipova
- http://www.uir.cz/zsj-obec/562661/Obec-Lipova
- Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 5: Leutmeritzer Kreis, Wien 1787, S. 219–220.
- Franz Aloys Mussik: Der Markt Schönlinde und dessen eingepfarrte Ortschaften. Nebst einem kurzen Abrisse der Herrschaften Böhmisch-Kamnitz, Hainspach, Schluckenau und Rumburg. Ein historisch-topographischer Versuch. Prag 1828, S. 140–152.
- Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 1: Leitmeritzer Kreis, Prag 1833, S. 266, Ziffer 1).
- A. Jahnel: Chronik der Preußischen Invasion des nördlichen Böhmens im Jahr 1866. Reichenberg 1867, S. 253–255.
- Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 198, Ziffer 31).
- Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 8, Leipzig und Wien 1907, S. 634 .
- Genealogie Sudetenland
- Franz Aloys Mussik: Der Markt Schönlinde und dessen eingepfarrte Ortschaften. Nebst einem kurzen Abrisse der Herrschaften Böhmisch-Kamnitz, Hainspach, Schluckenau und Rumburg. Ein historisch-topographischer Versuch. Prag 1828, S. 152.
- Friedrich Carl Watterich von Watterichsburg: Handbuch der Landeskunde des Königreichs Böhmen. Prag 1845, S. 641.
- Michael Rademacher: Landkreis Schluckenau (tschech. Sluknov). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .