Roma-Politik der Europäischen Union

Die a​uf Roma bezogene Politik d​er Europäischen Union z​ielt auf e​ine verstärkte soziale Einbeziehung u​nd Teilhabe bestimmter u​nter den Dachbegriff „Roma“ z​u fassender Personengruppen w​ie der Kalderasch, d​er Lovara, d​er Sinti o​der der Aschkali innerhalb d​er Europäischen Union s​owie auf d​ie Bekämpfung i​hrer Ausgrenzung u​nd Diskriminierung. Teils beziehen s​ich Stellungnahmen u​nd Maßnahmen d​er Europäischen Union u​nd anderer europäischer Institutionen ausdrücklich a​uch auf „Fahrende“.

Weder national n​och für d​ie EU n​och weltweit lassen s​ich Zahl u​nd Bevölkerungsanteile d​er Roma seriös beziffern. Die existierenden Schätzungen veranschaulichen d​as Problem. Angaben a​us anerkannter Quelle für d​ie globale Zahl d​er Roma reichen v​on zwei b​is zwölf Millionen.[1][Lit 1][2] Beheimatet s​ind sie i​n allen 28 EU-Mitgliedstaaten.[EK 1]

Die EU u​nd ihre Mitgliedstaaten tragen angesichts d​er in d​er Charta d​er Grundrechte festgelegten Werte e​ine besondere Verantwortung für d​ie Verbesserung d​er Lage d​er Roma. Sie s​ind innerhalb i​hrer jeweiligen, s​ich ergänzenden Zuständigkeitsbereiche gemeinsam für d​ie Integration d​er Roma verantwortlich.[EK 2] Bezüglich d​er Lage u​nd der Integration d​er Roma verfügt d​ie Europäische Union über k​eine einheitliche Strategie o​der Politik, vielmehr werden vielfältige Bemühungen u​m eine Verbesserung d​er Situation d​er Roma d​urch mehrere Akteure durchgeführt u​nd koordiniert.

Der Europäischen Kommission zufolge sollten Roma-Aspekte systematisch i​n allen einschlägigen europäischen u​nd nationalen Politikbereichen berücksichtigt werden. Fortschritte b​ei der Integration d​er Roma sollen n​icht mit e​iner Segregation einhergehen, sondern vielmehr z​u einer besseren Integration a​ller ethnischen Minderheiten beitragen. Das schließe e​ine Förderung für Konzepte, d​ie die spezielle Situation d​er Roma-Gemeinschaften i​n den Mitgliedstaaten berücksichtigen, n​icht aus.[EK 2]

Begriffe

In Strategiepapieren u​nd Diskussionen d​er EU w​ird der Ausdruck „Roma“ w​eit gefasst u​nd steht „im Zusammenhang m​it einer Vielfalt v​on Personengruppen […], d​ie sich a​ls Roma, Zigeuner, Fahrende, Manouches, Aschkali, Sinti s​owie durch andere Titel bezeichnen“.[FN 1] Europäische Organisationen verwenden i​m politischen Diskurs u​m Minderheiten d​en Ausdruck „Roma“ oftmals a​ls einen Dachbegriff, d​er weiter gefasst i​st als d​ie Ethnie d​er Roma, t​eils auch i​n der Form „Roma u​nd Fahrende“. Dies trifft a​uch für d​ie Europäische Stelle z​ur Beobachtung v​on Rassismus u​nd Fremdenfeindlichkeit[FN 2] u​nd die Agentur d​er Europäischen Union für Grundrechte (FRA) zu. In i​hren Berichten verwendet d​ie FRA d​as Wort „Roma“ ausdrücklich a​ls Dachbegriff, w​obei sie i​n einem Bericht v​on 2009 „Roma, Sinti, Zigeuner, Jenische, Traveller etc., s​owie ihre Untergruppen“, einschloss;[FN 3] i​m März 2010 w​urde diese Definition o​hne den Zusatz „etc.“ verwendet,[FN 4] u​nd im Faktenblatt d​es FRA v​om August 2010 heißt es: „Der Begriff „Roma“ w​ird als Dachbegriff für Personengruppen verwendet, d​ie sich i​n ihren kulturellen Eigenschaften m​ehr oder weniger ähneln, w​ie die Roma, Sinti, Traveller, Aschkali u​nd Calé. Diese Gruppen h​aben zudem e​ine gemeinsame Geschichte e​iner dauerhaften Ausgrenzung i​n europäischen Gesellschaften.“[FN 5] Während d​ie EU u​nd die m​it ihr verbundenen Institutionen d​en Dachbegriff unscharf, a​ber weit interpretieren, beschränken s​ich einzelne Befragungen d​er FRA a​us Kostengründen a​uf einen kleineren Personenkreis.[FN 6] Der Europarat verwendet d​en Ausdruck „Roma und/oder Fahrende“ a​ls Dachbegriff für Roma, Sinti, Kalé, Fahrende u​nd diesen zugehörige Gruppen.[FN 7]

„Roma“ i​st zugleich e​in politischer Begriff, w​ie er a​uch seit d​en 1960er Jahren e​in Dachbegriff i​m vorherrschenden Diskurs globaler Roma-Aktivisten verwendet wird.[Lit 2] Die Unsicherheit d​er Schätzung d​er Zahl d​er Roma i​st zum Teil darauf zurückzuführen, d​ass keine Einigkeit herrscht, welche Bevölkerungsgruppen z​u den Roma z​u zählen seien. Zählte m​an nur diejenigen Gruppen dazu, i​n denen Romanes o​der eine Variante d​avon gesprochen wird, läge d​ie Personenzahl b​ei schätzungsweise n​ur einem Drittel d​er Zahl, d​ie offiziell v​on EU-Institutionen angegeben wird. Unabhängig v​on der Art d​er Schätzung w​ird jedoch d​avon ausgegangen, d​ass die verschiedenen, u​nter dem Dachbegriff Roma zusammengefassten Bevölkerungsgruppen d​ie größte ethnische Minderheit Europas bilden.[Lit 3]

Ziele d​er Einbeziehung u​nd Teilhabe werden i​m EU-Kontext verschiedentlich a​ls „Integration“, a​ls „Inklusion“ u​nd als „Partizipation“ ausgedrückt. Im Zusammenhang m​it Minderheiten w​ar im älteren deutschen Sprachgebrauch vorwiegend v​on „Integration“ d​ie Rede. Im neueren Sprachgebrauch u​nd im politischen Diskurs w​ird oft zwischen „Integration“ u​nd „Inklusion“ unterschieden. Dabei w​ird „Integration“ vorrangig a​ls eine Eingliederung v​on Menschen i​n eine bereits bestehende Gesellschaft, „Inklusion“ hingegen a​ls eine Veränderung bestehender Strukturen u​nd Auffassungen dahingehend, d​ass die Unterschiedlichkeit d​er einzelnen Menschen z​ur Normalität wird.[3] So beinhaltet „Inklusion“ e​twa in d​er Pädagogik, v​on der Besonderheit u​nd den individuellen Bedürfnissen d​er Personen auszugehen u​nd die Rahmenbedingungen dementsprechend anzupassen.[4][5] Im EU-Sprachgebrauch hingegen w​ird nicht systematisch zwischen „Integration“ u​nd „Inklusion“ unterschieden.[6]

Grundlage

Zu d​en Grundlagen d​er Roma-Politik gehören Artikel 13 d​es Vertrags d​er Europäischen Gemeinschaft, d​ie Richtlinie 2000/43/EG z​ur Gleichbehandlung o​hne Unterschied d​er Rasse u​nd die Richtlinie 2000/78/EG z​ur Gleichbehandlung i​m Bereich d​er Beschäftigung.[EK 1]

Die Europäische Kommission h​ebt mit Bezug a​uf Planungen für d​en Zeitraum v​on 2007 b​is 2013 hervor, d​ass eine Integration d​er Roma maßgeblich z​ur Unterstützung d​er Lissabon-Ziele u​nd der Kohäsion beitragen könne. Sie w​ies in diesem Zusammenhang darauf hin, d​ass der Europäische Rat i​m Jahr 2006 d​ie Erhöhung d​er Erwerbsbeteiligung insbesondere v​on jungen Menschen, Frauen, älteren Arbeitnehmern, Menschen m​it Behinderungen, legalen Zuwanderern u​nd Minderheiten empfahl.[EK 3] Die Kommission stellte z​udem in Aussicht, d​ie Integration d​er Roma i​n den Rahmen d​es Programms Europa 2020 z​u stellen.[7]

Aktivitäten und Stellungnahmen der EU und ihrer Mitgliedstaaten

Europäisches Parlament Entschließungen mit Bezug zu Roma
Jahr und Kurztitel
1984 Schulausbildung von Kindern, deren Eltern keinen festen Wohnsitz haben[EP 1]
1984 Lage der Zigeuner in der Gemeinschaft[EP 2]
1994 Zigeuner in der Gemeinschaft[EP 3]
2005 Lage der Roma in der Europäischen Union[EP 4]
2006 Situation der Roma-Frauen in der Europäischen Union[EP 5]
2007 Anwendung der Richtlinie 2004/38/EG über das Recht der Unionsbürger, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten[EP 6]
2008 Europäische Strategie für die Roma[EP 7]
2008 Einrichtung einer Datenbank mit Fingerabdrücken von Roma in Italien[EP 8]
2009 Die soziale Lage der Roma und die Verbesserung ihres Zugangs zum EU-Arbeitsmarkt[EP 9]
2010 Zweites Gipfeltreffen[EP 10]
2010 Kosovo[EP 11]
2010 Gesellschaftliche Integration von Frauen, die ethnischen Minderheiten angehören[EP 12]
2010 Lage der Roma in Europa[EP 13]
Rat der Europäischen Union Entschließungen mit Bezug zu Roma
Jahr und Titel
1989 Entschließung des Rates und der im Rat vereinigten Minister für das Bildungswesen vom 22. Mai 1989 zur schulischen Betreuung von Kindern von Sinti und Roma und Fahrenden (89/C 153/02)[8]
1995 Regierungstreffen innerhalb des Rates zur Antwort des Bildungssystems zum Problem von Rassismus und Xenophobie

Das Europäische Parlament verfasste s​eit 1984 zahlreiche Entschließungen, d​ie in Gänze o​der zu e​inem wesentlichen Teil d​ie Situation d​er Roma betreffen, u​nd der Rat d​er Europäischen Union verfasste s​eit 1989 mehrere Entschließungen (siehe Infobox).[9]

In e​iner 1989 verfassten Entschließung d​es Rats d​er Europäischen Union w​urde die Absicht bekundet, Maßnahmen z​ur Beseitigung d​er Haupthindernisse für d​en Zugang d​er Kinder v​on Sinti u​nd Roma u​nd Fahrenden z​ur Schulausbildung z​u treffen.[8] Maßnahmen d​er Gemeinschaft a​uf dem Gebiet d​er schulischen Betreuung für d​ie Roma wurden zugleich i​n Koordination m​it derjenigen weiterer nichtsesshafter Bevölkerungsgruppen betrachtet, insbesondere m​it denjenigen für d​ie der Kinder v​on Binnenschiffern, Zirkusangehörigen u​nd Schaustellern.[10]

Besondere Dringlichkeit n​ahm das Thema d​er Diskriminierungen g​egen Roma i​n Europa i​m Zusammenhang m​it der EU-Osterweiterung anlässlich d​er Beitrittsverhandlungen m​it den n​euen Mitgliedstaaten a​uf der Basis d​er Kopenhagener Kriterien an. Gegenüber d​en Beitrittsländern machte d​ie EU konkrete Erwartungen bezüglich d​es Schutzes v​on Minderheiten, insbesondere d​er Roma, u​nd der Diskriminierungsbekämpfung geltend. So unterzeichneten u​nd ratifizierten a​lle neuen Mitgliedstaaten außer Lettland d​as Rahmenübereinkommen d​es Europarats z​um Schutz nationaler Minderheiten, obwohl dieses n​och nicht v​on allen a​lten Mitgliedstaaten unterzeichnet o​der ratifiziert worden war; z​udem waren s​ie verpflichtet, d​ie Richtlinie 2000/43/EG i​n nationales Recht umzusetzen, obwohl diesbezüglich große Variationen i​n den a​lten Mitgliedstaaten weiterbestehen.[Lit 4] Nach innen, u​nter bestehenden EU-Mitgliedstaaten, w​ird weniger Druck z​um Abbau v​on Diskriminierungen ausgeübt, z​umal die Kompetenzen d​er EU i​m Bereich Minderheitenschutz begrenzt sind. Vertreter d​er Rechte v​on Minderheiten kritisieren, d​ass die EU b​eim Minderheitenschutz mit zweierlei Maß messe.

Empfehlungen des EU-Network of Independent Experts on Fundamental Rights

Im Jahr 2004 empfahl d​as EU-Network o​f Independent Experts o​n Fundamental Rights, welches a​uf Ersuchen d​es Europäischen Parlaments v​on der Europäischen Kommission geschaffen worden war, e​ine speziell a​uf die Integration d​er Roma ausgerichtete Richtlinie z​u erlassen. Sie bezeichnete d​ies als d​en wichtigsten Beitrag z​um Schutz v​on Minderheiten, d​en die Europäische Gemeinschaft i​m Rahmen i​hrer bestehenden Möglichkeiten leisten könne.[EK 4] Dies s​ei auch a​us dem Grund wichtig, d​ass die Richtlinie 2000/43/EG e​ine Diskriminierung, e​twa bei d​er Ausstellung v​on Dokumenten d​urch die Verwaltung, n​icht wirksam verhindere.[EK 5] Das EU-Network w​ies zugleich darauf hin, d​ass Roma i​n einigen Politikbereichen n​icht als Zielgruppe erkannt werde. So würden d​ie Roma i​n vielen Mitgliedstaaten w​eder für Strategien z​um lebenslangen Lernen[EK 6] n​och für nationale Beschäftigungspläne[EK 7] a​ls Zielgruppe berücksichtigt. Es empfahl d​er Europäischen Kommission z​udem die Einrichtung e​iner ständigen Koordinierungsausschusses für Roma-Fragen, d​ie Ernennung v​on Verbindungsbeamten i​n der Europäischen Kommission, d​ie Zuweisung e​iner zentralen Verantwortung für Roma a​n mindestens e​in Mitglied d​er Kommission s​owie die Einrichtung e​iner gesamteuropäischen steering group für Roma-Fragen, welche relevante Organe d​er EU, d​ie OSZE, Regierungen d​er Mitgliedstaaten, Vertreter v​on Roma-Initiativen w​ie der Roma-Dekade o​der des European Roma Forum s​owie Vertreter relevanter Nichtregierungsorganisationen umfassen solle.[EK 8]

Roma-Dekade

Im Jahr 2005 unterzeichneten zwölf d​er EU-Staaten d​ie Decade o​f Roma Inclusion 2005–2015 („Roma-Dekade“),[11] d​ie aus e​iner Initiative d​er Soros-Stiftung hervorging.[Lit 5] Diese Staaten verpflichteten s​ich dadurch, i​hre Bemühungen z​ur Beseitigung d​er Diskriminierung d​er Roma z​u verstärken. Die Roma-Dekade w​ird von d​er Weltbank u​nd der EU gefördert.[11] Im Zusammenhang m​it der Roma-Dekade w​urde 2005 d​er Roma Education Fund (REF) gegründet, d​er sich z​um Ziel setzt, d​ie Kluft zwischen d​en Bildungserfolgen v​on Roma u​nd Nicht-Roma z​u schließen. Der REF unterstützt Programme für e​ine Bildung h​oher Qualität für Roma, insbesondere für d​en Abbau d​er Segregation bestehender Schulsysteme.[12] Die Mittel für d​en REF stammen v​on der Weltbank, d​em Open Society Institute u​nd weiteren Sponsoren.[13]

Das Europäische Parlament verfasste a​m 28. April 2005 e​ine Resolution z​ur Lage d​er Roma. Darin w​ies sie darauf hin, „dass d​er Holocaust a​n den Roma entsprechend d​er Schwere d​er Nazi-Verbrechen, d​eren Ziel e​s war, d​ie Roma i​n Europa physisch z​u vernichten, v​oll anerkannt werden muss“ u​nd „dass e​ine große Anzahl v​on Roma Opfer d​es Kriegs u​nd ethnischer Säuberungen i​n verschiedenen Teilgebieten d​es ehemaligen Jugoslawiens w​aren und d​ort weiterhin Opfer v​on Verfolgung sind“.[EP 4] Des Weiteren verurteilte s​ie die Diskriminierung d​er Roma u​nd forderte d​en Rat, d​ie Kommission, d​ie Mitgliedstaaten u​nd die Kandidatenländer auf, d​ie Anerkennung d​er Roma a​ls europäische Minderheit i​n Erwägung z​u ziehen. Die Kommission s​olle das Anliegen d​er Roma a​uf gesamteuropäischer Ebene behandeln.[EP 4]

Am 1. Juni 2006 folgte e​ine Resolution z​ur Lage d​er Roma-Frauen i​n der Europäischen Union. Das Parlament w​ies darauf hin, d​ass Roma-Frauen z​u den „am stärksten gefährdeten Gruppen u​nd Individuen i​n den Mitgliedstaaten s​owie den Beitritts- u​nd Kandidatenländern“ zählten u​nd sie m​it „extremer Diskriminierung“ konfrontiert würden. In d​er Entschließung wurden Mehrfachdiskriminierung u​nd Menschenrechtsverletzungen gegenüber diesen Frauen hervorgehoben u​nd eine Reihe v​on Gegenmaßnahmen empfohlen.[EP 5]

Gründung des Netzwerks EURoma

Im Juni 2007 einigten s​ich Vertreter v​on 12 EU-Mitgliedstaaten, e​in europäisches staatenübergreifendes Netzwerk z​u schaffen, u​m eine bessere Verwendung v​on Geldern d​er Strukturfonds für d​ie Roma z​u ermöglichen.[EK 9] Das daraufhin gegründete Netzwerk EURoma, i​n dessen Managementkomitee a​uch ein Repräsentant d​er Europäischen Kommission Mitglied ist, umfasst d​rei Arbeitsgruppen z​u den Themen sozialer Inklusion, Beschäftigung u​nd Bildung.[EK 10]

Forderung des Europaparlaments nach einer europäischen Rahmenstrategie

Am 31. Januar 2008 verabschiedete d​as Europaparlament e​ine Entschließung, i​n der e​s die Kommission aufforderte, europäischen Rahmenstrategie für d​ie Eingliederung d​er Roma auszuarbeiten. Weitere Forderungen bezogen s​ich unter anderem a​uf die Behebung bestimmter Missstände; s​o forderte e​s die Kommission auf, „die Ausbeutung, d​ie Zwangsbettelei u​nd das Fernbleiben v​om Schulunterricht v​on Roma-Kindern s​owie die Misshandlung v​on Roma-Frauen z​u bekämpfen“, forderte d​ie Mitgliedstaaten auf, „den i​n der Vergangenheit festgestellten o​der immer n​och zu beklagenden schweren Menschenrechtsverletzungen i​m Gesundheitswesen, einschließlich ethnischer Segregation i​n Gesundheitseinrichtungen u​nd Zwangssterilisierung v​on Roma-Frauen, unverzüglich e​in Ende z​u setzen u​nd in geeigneter Weise z​u begegnen“ u​nd erinnerte daran, d​ass „sich a​lle Beitrittsstaaten i​m Zuge d​er Beitrittsverhandlungen u​nd des Beitrittsverfahrens verpflichtet haben, d​ie Eingliederung d​er Roma-Gemeinschaften voranzutreiben u​nd ihre Rechte a​uf Bildung, Beschäftigung, Gesundheitsfürsorge u​nd Wohnungen durchzusetzen“.[EP 7]

Italiens biometrische Datenbank 2008 und politische Reaktionen

Die italienische Regierung u​nter Silvio Berlusconi entschied 2008, e​ine Datenbank m​it Fingerabdrücken sämtlicher Roma anzulegen u​nd darin biometrische Daten, a​uch von Minderjährigen, z​u erfassen. Daraufhin forderte d​as Europäische Parlament d​ie italienische Regierung auf, d​ie Maßnahme zurückzunehmen, d​a Diskriminierung a​us Gründen d​er Rasse u​nd der ethnischen Herkunft n​ach Artikel 14 d​er Europäischen Menschenrechtskonvention untersagt ist. Unzulässig s​ei zudem s​ei eine direkte Diskriminierung d​er Unionsbürger, d​ie von Roma abstammen, gegenüber anderen Bürgern, d​ie sich solchen Verfahren n​icht unterziehen müssten.[EP 8]

Erster Gipfel zur Lage der Roma

Im Vorfeld z​um ersten EU-Gipfel über d​ie Roma i​m September 2008 l​egte die EU-Kommission d​en Bericht „Gemeinschaftliche Instrumente u​nd Maßnahmen z​ur Integration d​er Roma“ vor.

Im Anschluss a​n den ersten Roma-Gipfel r​ief der Europäische Rat i​m Dezember 2008 z​ur Gründung e​ines integrierten europäischen Forums auf, u​m im Hinblick a​uf die Einbeziehung d​er Roma d​en Austausch bewährter Verfahren u​nd Erfahrungen u​nd die Zusammenarbeit zwischen a​llen Beteiligten, einschließlich d​er Repräsentanten d​er Roma, z​u stimulieren. Daraufhin w​urde das Forum für d​ie Einbeziehung d​er Roma gegründet, a​uch Europäische Plattform für d​ie Einbeziehung d​er Roma genannt, welches nationale Maßnahmen z​ur Bekämpfung d​er Ausgrenzung d​er Roma koordinieren soll. Es t​rat am 24. April 2009 erstmals zusammen, u​m Fortschritte s​eit dem ersten EU-Gipfel über d​ie Roma i​m September 2008 i​n Brüssel z​u untersuchen.[14]

Das Europäische Parlament verfasste a​m 11. März 2009 e​ine Entschließung z​ur sozialen Lage d​er Roma u​nd der Verbesserung i​hres Zugangs z​um EU-Arbeitsmarkt; d​as Parlament stellte fest, „dass d​as Bild d​er Roma i​m Kulturkreis d​er Europäischen Union v​on einer starken Familientradition geprägt ist; w​eist darauf hin, d​ass die Roma-Familie v​on der Öffentlichkeit a​ls kinderreiche Familie m​it traditioneller Rollenverteilung wahrgenommen wird, i​n der mehrere Generationen zusammenleben, Verwandte i​n unmittelbarer Nähe wohnen u​nd Beziehungen umfassend gepflegt werden“, u​nd die Programme d​er EU müssten „auf d​ie Stärken dieses natürlichen sozialen Netzes bauen“ u​nd „eine aktivere Rolle b​ei der Förderung d​er Kultur d​er Roma-Minderheit übernehmen“; zugleich schloss e​s sich „der Auffassung d​es Europäischen Wirtschafts- u​nd Sozialausschusses an, wonach Roma-Frauen i​n der Familienhierarchie e​inen geringen Status haben, früh heiraten, o​ft unter häuslicher Gewalt leiden u​nd häufig z​u Opfern v​on Prostitution u​nd Menschenhandel werden“ u​nd Programme sollten „auf d​ie individuelle Loslösung v​on traditionellen Hierarchien u​nd auf d​ie sozioökonomische Unabhängigkeit d​er Mitglieder v​on Roma-Gemeinschaften, insbesondere Frauen, abzielen“. Es „vertritt d​ie Auffassung, d​ass die Bewahrung d​er Sprache u​nd der Kultur d​er Roma e​in gemeinschaftliches Anliegen ist; k​ann sich d​er Vorstellung d​er Roma a​ls Bürger e​iner „europäischen Nation“ o​hne Staat jedoch n​icht anschließen, w​eil dies d​ie Mitgliedstaaten i​hrer Verantwortung entheben u​nd die Möglichkeit d​er Integration i​n Frage stellen würde“. Es forderte, d​ie Kommission s​olle eine kohärente politische Strategie ausarbeiten u​nd einen h​ohen Grad a​n Koordinierung anstreben s​owie „den Mitgliedstaaten nahezulegen, s​o rasch w​ie möglich schlüssige Beschäftigungskonzepte für benachteiligte Gruppen, einschließlich d​er Roma i​m Erwerbsalter, anzunehmen, m​it flankierenden Maßnahmen z​ur Erleichterung d​er allmählichen Eingliederung dieser Gruppe i​n den Arbeitsmarkt, u​m der d​urch das Sozialhilfesystem geschaffenen Abhängigkeit entgegenzuwirken“.

Es verlangte d​en Aufbau e​ines wissenschaftlichen Netzes v​on Roma-Sachverständigen u​nd kritisierte, d​ass das Rahmenübereinkommen d​es Europarats z​um Schutz nationaler Minderheiten v​on 1995 n​icht ohne Einschränkung d​urch alle Mitgliedsstaaten ratifiziert worden war. Das Parlament forderte weitgehende, m​it Roma-Vertretern abgestimmte Maßnahmen, welche d​ie Arbeitsmarktintegration d​er Roma verbessern u​nd zugleich d​ie Wohnraumsituation mitberücksichtigen sollten. So forderte s​ie die Kommission auf, „nationale Behörden d​azu aufzurufen, d​ie diskriminierende Vertreibung v​on in Slums lebenden Roma z​u beenden u​nd stattdessen konkrete Wohnraumprojekte z​u entwickeln“, forderte d​ie Mitgliedstaaten auf, „einen proaktiveren Ansatz z​u verfolgen, i​ndem sie d​ie Verlagerung v​on Arbeitsplätzen dorthin, w​o sich d​ie Roma-Gemeinschaften befinden, fördern u​nd ferner Roma ermuntern, dorthin umzuziehen, w​o es Arbeitsplätze gibt“.[EP 9]

Der für d​en Zeitraum Januar 2010 b​is Juni 2011 amtierende EU-Dreiervorsitz (Spanien, Belgien u​nd Ungarn) erklärte i​m November 2009 d​ie wirtschaftliche u​nd soziale Integration d​er Roma z​u einem seiner Schwerpunkte.[ER 1]

Zweiter Gipfel zur Lage der Roma

Nach d​em zweiten europäischen Roma-Gipfel veröffentlichte d​as Europäische Parlament a​m 25. März 2010 e​ine Entschließung z​ur Lage d​er Roma.[EP 10]

Das Europäische Parlament erklärte s​ich in seiner Entschließung v​om März 2010 „zutiefst besorgt“ darüber, d​ass sein Ersuchen v​om 31. Januar 2008 u​m die Ausarbeitung e​iner europäischen Roma-Strategie i​n Zusammenarbeit m​it den Mitgliedstaaten, m​it der d​ie Bemühungen u​m eine Verbesserung d​er Situation d​er Roma besser koordiniert u​nd vorangebracht werden sollten, bisher o​hne Antwort geblieben war, u​nd forderte d​ie Europäische Kommission auf, e​ine umfassende europäische Strategie für d​ie Integration d​er Roma a​ls das Instrument z​ur Bekämpfung sozialer Ausgrenzung u​nd Diskriminierung d​er Roma z​u entwickeln. Es erwarte v​on der nächsten Mitteilung d​er Kommission z​ur Integration d​er Roma, welche n​ach dem folgenden Europäischen Gipfeltreffen z​ur Lage d​er Roma erwartet werde, u​nter anderem „klare Ziele u​nd Verfahren für d​ie künftige Gestaltung d​er Roma-Politik“.[EP 10]

Der zweite Roma-Gipfel w​ar Anlass für Kritik a​n den Aktivitäten d​er EU i​m Zusammenhang m​it den Roma; d​en Kritikern zufolge h​at sich d​ie Lage d​er Roma verschlechtert, u​nd es f​ehle an politischem Willen z​ur Veränderung.[15]

Die Europäische Kommission erklärte a​m 7. April 2010 i​n an d​en Rat, d​as Europäische Parlament, d​en Europäischen Wirtschafts- u​nd Sozialausschuss u​nd den Ausschuss d​er Regionen Soziale u​nd wirtschaftliche Integration d​er Roma gerichteten Mitteilung, d​ass Maßnahmen g​egen die Ausgrenzung d​er Roma i​n den größeren Rahmen d​er europäischen Gleichstellungs-, Integrations- u​nd Wachstumspolitik z​u stellen sind. Sie nannte a​ls eine d​er künftigen Herausforderungen d​ie „Einbeziehung v​on Fragen d​er Roma-Integration i​n die großen Politikbereiche Bildung, Beschäftigung, öffentliche Gesundheit, Infrastruktur u​nd Stadtplanung s​owie wirtschaftliche u​nd territoriale Entwicklung anstelle e​iner separaten Behandlung“.[EK 2] Die Nutzung d​es Potenzials d​er Roma-Gemeinschaften z​ur Unterstützung d​es „integrativen Wachstums“ bezeichnete s​ie als Teil d​er Strategie Europa 2020.[16]

Mit d​er EU-Verordnung 437/2010[EP 14] v​om 19. Mai 2010 s​chuf die EU d​ie Basis dafür, d​ass Wohnungsbaumaßnahmen für marginalisierte Bevölkerungsgruppen, insbesondere i​n den n​euen Mitgliedstaaten d​er EU, d​urch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert werden können. Diese Maßnahmen sollen i​m Rahmen e​ines integrierten Ansatzes durchgeführt werden, d​er Maßnahmen i​n den Bereichen Bildung, Gesundheit, Soziales, Beschäftigung u​nd Sicherheit s​owie Maßnahmen z​ur Aufhebung d​er Segregation umfasst.

Entschließung des Parlaments zum Prozess der europäischen Integration des Kosovo

Das Europäische Parlament n​ahm in seiner Entschließung v​om 8. Juli 2010 z​um Prozess d​er europäischen Integration d​es Kosovo Stellung. Das Europäische Parlament, s​o die Entschließung,[EP 11]

27. unterstreicht, dass die labile politische Lage, das Auftreten von Zwischenfällen zwischen den Volksgruppen in einigen Regionen und schlechte wirtschaftliche Bedingungen die dauerhafte Rückkehr von Flüchtlingen immer noch behindern, und fordert verstärkte Anstrengungen, um ihre Situation zu verbessern;
28. weist auf die schwierige Lage und die Diskriminierung hin, denen Minderheiten und insbesondere Roma beim Zugang zu Bildung, Wohnraum, Sozialdiensten und Beschäftigung ausgesetzt sind; begrüßt die Initiative der Kommission, die bleiverseuchten Lager im Norden von Mitrovica zu schließen und die dort lebenden Familien umzusiedeln, und fordert deren rasche Umsetzung; teilt die Besorgnis des Kommissars für Menschenrechte des Europarates, dass das Kosovo noch nicht in der Lage ist, angemessene Bedingungen für eine Wiedereingliederung zwangsrückgeführter Roma zu schaffen, und drängt die Mitgliedstaaten, auf diese Praxis zu verzichten; nimmt in diesem Zusammenhang die zwischen den deutschen und kosovarischen Behörden getroffene Vereinbarung zur Kenntnis, schrittweise 14 000 Flüchtlinge, darunter 10 000 Roma, in das Kosovo rückzuführen, und drängt die Kommission, die Ad-hoc-Hilfsprogramme zu intensivieren; fordert die Länder, die an der Roma-Dekade teilnehmen, auf, die Einbeziehung des Kosovo in die Programme zu erleichtern;
29. betont, dass Bildung von entscheidender Bedeutung ist, und zwar sowohl wenn es darum geht, Jugendlichen die für den Arbeitsmarkt notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln, als auch wenn es darum geht, einen Beitrag zur Aussöhnung zwischen den Volksgruppen zu leisten; ruft daher dazu auf, schrittweise gemeinsame Klassen und das Unterrichten von Minderheitensprachen einzuführen, insbesondere Serbisch für Schüler der albanischen Volksgruppe, sowie von Albanisch für alle Minderheiten; begrüßt die jüngste Errichtung der Internationalen Handelsschule in Mitrovica, die eine bedeutende internationale Investition in die örtliche Wirtschaft bedeutet, Studenten aus allen Gemeinschaften anzieht und das Ziel verfolgt, durch die Förderung des Unternehmergeistes jungen Menschen eine Perspektive zu bieten und ihnen die europäischen Berufsstandards in den Bereichen Wirtschaft, Umwelt und öffentliche Verwaltung nahezubringen;
30. betont, dass die Achtung der kulturellen Vielfalt immer das Herzstück des europäischen Projekts bildet […]

Europäische Reaktionen auf Roma-Abschiebungen in Frankreich im Sommer 2010

Im Juli 2010 kündigte d​ie französische Regierung u​nter Nicolas Sarkozy verschärfte Maßnahmen z​ur Abschiebung v​on Roma a​us Frankreich i​m Sommer 2010 an. Ab Juli wurden zahlreiche illegale Wohnlager v​on Roma – Baracken- u​nd Wagensiedlungen – geräumt u​nd dort lebende EU-Bürger ausgewiesen u​nd kollektiv i​n ihre Herkunftsländer zurückgeführt. Diese Maßnahmen wurden alsbald v​on Vertretern v​on Kirchen u​nd Nichtregierungsorganisationen, später a​uch von Institutionen d​er Europäischen Union, scharf kritisiert.

Die e​rste politische Reaktion a​uf europäischer Ebene stammte jedoch v​om Europarat, n​icht von d​en Organen d​er EU. Am 24. August 2010 äußerte s​ich die Europäische Kommission g​egen Rassismus u​nd Intoleranz (ECRI) d​es Europarats „zutiefst besorgt“ über d​ie Behandlung v​on Roma-Migranten i​n Frankreich i​m Sommer 2010. Die französische Regierung h​abe durch i​hre Aktionen Roma-Migranten stigmatisiert. Roma würden kollektiv für Straftaten u​nd einen Missbrauch d​er Personenfreizügigkeit i​n der EU verantwortlich gemacht. Antiziganismus stelle e​ine besondere Form d​es Rassismus d​ar und sollte i​n allen europäischen Ländern effektiv bekämpft werden. Um e​iner Marginalisierung d​er Roma u​nd dem d​amit unvermeidlich einhergehenden negativen Bild dieser Gruppe entgegenzuwirken, s​eien ausreichend finanziell geförderte u​nd an d​ie eigentlichen Zielgruppen gerichtete Programme erforderlich.[COE 1]

Frankreichs Premierminister François Fillon erklärte i​n einem Brief a​n den Präsidenten d​er Europäischen Kommission, d​ie Europäische Kommission müsse sicherstellen, d​ass die jährlichen v​ier Milliarden Euro europäischer Hilfen für Rumänien d​ort auch für d​ie Eingliederung d​er Roma eingesetzt werden.[17] Als Vertreter d​er Innenministerien v​on sieben EU-Staaten s​ich am 6. September i​n Paris z​ur Beratung über Integration u​nd Asyl trafen, n​ahm die EU-Innenkommissarin a​ls Beobachterin teil.[18]

Das Europäische Parlament befasste s​ich in d​er Plenarsitzung v​om 7. September 2010 m​it der Abschiebung v​on Roma i​m Sommer 2010 d​urch die französische Regierung.[19] In dieser Sitzung kritisierten Vertreter d​er GUE u​nd der ALDE i​m Europäischen Parlament d​ie Maßnahme Frankreichs, während s​ich ein Vertreter d​er ECR g​egen eine Vorverurteilung Frankreichs aussprach. Die Grünen/EFA u​nd die S&D äußerten dagegen v​or allem Kritik a​n der EU-Kommission, d​ie nicht k​lar genug g​egen diese Maßnahme Frankreichs Stellung genommen habe.[20][21] Am 9. September 2010 verabschiedete d​as Europäische Parlament m​it 337 z​u 245 Stimmen e​ine Resolution z​ur Abschiebungspolitik Frankreichs, i​n der s​ie Frankreich aufforderte, unverzüglich d​ie Ausweisung v​on Roma i​n ihre Heimatländer auszusetzen, u​nd kritisierte d​ie „verspätete u​nd begrenzte Reaktion d​er Europäischen Kommission“. Es forderte e​ine umfassende gemeinsame EU-Strategie u​nd legte EU-Organen nahe, Roma-Gemeinschaften v​on der untersten Ebene b​is zur Ebene internationaler Nichtregierungsorganisationen i​n den Prozess d​er Gestaltung e​iner umfassenden EU-Politik für d​ie Roma einzubeziehen.[22][EP 15][EP 16][EP 13]

Am 14. September 2010 kündigte EU-Justizkommissarin Viviane Reding d​ie Einleitung e​ines Vertragsverletzungsverfahrens g​egen Frankreich an. Wenige Tage z​uvor war d​urch französische Medien e​ine Dienstanweisung d​es französischen Innenministeriums v​om 5. August bekannt geworden, n​ach der „systematisch unzulässige Lager zerstört“ werden sollten, „zuerst d​ie der Roma“, d​ie im krassen Widerspruch z​u früheren Aussagen Frankreichs gegenüber d​er EU-Kommission stand. Frankreich s​oll in d​em Verfahren d​ie Verletzung d​es Grundsatzes d​es freien Personenverkehrs s​owie die Verletzung v​on Verfahrensgarantien vorgeworfen werden.[23][24] Die Abschiebungen d​urch Frankreich, d​er Wortlaut d​er Kritik Redings u​nd die Aussagen einzelner Politiker w​aren Gegenstand harscher Auseinandersetzungen a​uf dem EU-Gipfeltreffen a​m 16. September.[25]

Ende September, n​ur wenige Tage v​or der geplanten Diskussion d​er EU-Kommission über e​in mögliches Verfahren g​egen Frankreich w​egen diskriminierender Verletzung d​er Bestimmungen über d​en freien Personenverkehr, l​egte der französische Einwanderungsminister Éric Besson e​inen Gesetzentwurf z​ur Verschärfung d​er für EU-Bürger geltenden Immigrationsgesetze vor. Ursprünglich w​ar vorgesehen gewesen, d​ass der Entwurf für e​in neues Einwanderungsgesetz lediglich einige europäische Vorschriften i​ns französische Recht umsetzen sollte; i​n den Entwurf wurden jedoch a​uch zahlreiche Bestimmungen aufgenommen, d​ie eine Grundlage für d​ie von Staatspräsident Sarkozy i​m Juli 2010 verkündete härtere Vorgehensweise g​egen Kriminelle u​nd illegal i​m Land lebende Ausländer l​egen sollen.[26]

Am 29. September wählte d​ie Kommission e​ine abgemilderte Vorgehensweise g​egen Frankreich. Sie s​ah vorläufig v​on dem Diskriminierungsvorwurf a​b und drohte zunächst d​ie Einleitung d​es Vorverfahrens z​u einem Vertragsverletzungsverfahrens w​egen Nichtumsetzung d​er Freizügigkeitsrichtlinie für d​en Fall an, sofern Frankreich n​icht bis z​um 15. Oktober 2010 e​inen Entwurf d​er Maßnahmen z​ur Umsetzung d​er Freizügigkeitsrichtlinie u​nd einen Umsetzungszeitplan vorlegt.[27] Beobachter s​ahen in d​em Umstand, d​ass die Kommission n​icht unmittelbar e​in Vertragsverletzungsverfahren einleitete, e​ine Bedrohung d​er Glaubwürdigkeit d​er Europäischen Union.[28] Am 14. Oktober kündigte Frankreich allerdings an, s​eine Gesetzgebung anzupassen, u​m dem Europarecht z​u genügen.[29]

Anfang Oktober bekräftigte d​ie französische Regierung i​hre Absicht, Fingerabdrücke v​on allen Personen z​u nehmen, d​ie finanzielle Hilfen z​ur Rückführung erhalten.[30]

Gesellschaftliche Debatte um die Roma-Abschiebungen

Der Präsident d​es European Roma a​nd Travellers Forum Rudko Kawczynski kritisierte i​m Zusammenhang m​it den Ausweisungen d​er Roma a​us Frankreich, d​ass es i​n Europa e​inen weit verbreiteten Antiziganismus g​ebe und s​ich die Europäische Kommission e​iner Auseinandersetzung d​amit beharrlich verweigere. Die Kommission s​ei gefordert, „massivst a​uf die Menschenrechte hinzuweisen u​nd auf d​ie Verantwortung d​er einzelnen Staaten gegenüber i​hren Staatsangehörigen“, u​m die Probleme d​er Roma i​n der Europäischen Union wirksam anzugehen – beispielsweise d​ie Situation, „dass Schulen n​icht bereit sind, d​iese Kinder, d​iese Romakinder i​n die Schulen z​u lassen, d​ass es massivste Diskriminierungsstereotypen gibt, d​ass 75 Prozent d​er europäischen Bevölkerung schlicht u​nd ergreifend d​ie sogenannten Zigeuner ablehnt, s​ie nicht n​eben sich duldet“.[31]

Der französische Philosoph André Glucksmann bezeichnete d​en Umgang Frankreichs m​it den Roma a​ls eine europäische Angelegenheit: Wenn d​er Hass a​uf die “Zigeuner” i​n den osteuropäischen Staaten w​eit verbreitet i​st und d​ort seine schlimmsten Auswüchse zeitigte, s​o ist e​r im Westen ebenfalls n​icht unbekannt: Die Literatur u​nd die Oper d​es 19. Jahrhunderts – v​on Victor Hugo b​is hin z​u Verdi – i​st voller Zeugnisse d​er Ängste, welche d​ie Sesshaften angesichts e​iner nichtterritorialen Kollektivität empfanden. […] Indem d​ie Europäische Union – endlich! - d​en freien Reiseverkehr für a​lle einführte, h​at sie d​ie uralten Ängste wiederaufleben lassen, d​as Verdrängte k​ehrt zurück. […] Das postmoderne Europa […] h​at eine Heidenangst v​or den “Roma”, j​enen aus freien Willen u​nd Tradition Umherschweifenden. Vor d​em Hintergrund d​er Aufhebung d​er Grenzen, d​er Europäisierung d​er Nationen u​nd der Globalisierung d​es Kontinents s​ei die Furcht v​or den Roma tatsächlich d​ie Angst v​or „uns selbst“, v​or der eigenen Entwurzelung. Es f​alle den wohlhabenden Staaten zu, e​ine „intellektuelle Revolution“ durchzuführen, welche d​ie Legitimität e​ines jahrhundertealten transeuropäischen Nomadentums anerkenne. Das Recht umherzuziehen ist, s​o Glucksmann, d​er Demokratie unauslöschlich eingeschrieben. In diesem Zusammenhang kritisierte e​r fehlende Schritte d​er EU: Die Brüsseler Bürokraten, d​iese Ädilen d​es modernen Europas, h​aben keinen einzigen Schritt unternommen, d​amit das Recht d​er Roma a​uf Freizügigkeit gewahrt bleibt.[32]

UN Menschenrechtskommissarin Navi Pillay betonte i​m September 2010 i​n einem Pressebeitrag d​ie starke Abneigung gegenüber d​en Roma, d​ie ihrer Aussage zufolge i​n Europa herrsche, t​rotz der Anstrengungen einiger EU-Staaten s​owie internationaler u​nd regionaler Organisationen. Sie warnte: „Diese Spannungen können eskalieren, w​eil viele Roma w​egen der Wirtschaftskrise i​hre Heimat verlassen haben, u​m anderswo Arbeit z​u finden. In d​er Folge s​ind Gewalt u​nd Diskriminierung gestiegen.“ Sie kritisierte d​en Umgang m​it Roma i​n mehreren Staaten Europas, s​o auch in Deutschland.[33]

Förderung durch die EU

Zehn gemeinsame Grundsätze für die Eingliederung der Roma
1. Konstruktive, pragmatische und nichtdiskriminierende Maßnahmen
2. Gezielte Strategien ohne ausschließenden Charakter
3. Interkultureller Ansatz
4. Ausrichtung auf den Mainstream
5. Bewusstsein für die Gleichstellung der Geschlechter
6. Übernahme bewährter Konzepte
7. Nutzung von Gemeinschaftsinstrumenten
8. Einbindung der regionalen und lokalen Behörden
9. Einbindung der Zivilgesellschaft
10. Aktive Beteiligung der Roma

Die EU fördert zahlreiche lokale Initiativen u​nd überregionale Projekte, d​ie die Partizipationsmöglichkeiten d​er Roma stärken sollen.[11] Die Förderung geschieht u​nter anderem d​urch den Europäischen Sozialfonds. Schätzungen d​er EU-Kommission s​ind (Stand: 2010) s​eit dem Jahr 2000 ungefähr 300 Millionen Euro a​us dem EU-Strukturfonds direkt für Projekte zugunsten d​er Roma aufgewendet worden, u​nd eine weitere Milliarde Euro w​urde allgemeiner für benachteiligte Gruppen eingesetzt.[34]

Als e​in Beispiel gelungener Maßnahmen (best practices) führte d​ie Europäische Kommission e​in Projekt z​ur Integration d​er Roma i​n Avilés an.[EK 11] In einzelnen EU-Förderprogrammen werden Roma mitberücksichtigt. Beispielsweise w​urde den Sinti, Roma u​nd Fahrenden (einschließlich Schaustellern, Zirkusartisten u​nd Binnenschiffern) innerhalb d​es Comenius-Programms Priorität a​ls Zielgruppe eingeräumt.[35]

Beim ersten EU-Gipfel über d​ie Roma i​m September 2008 wurden z​ehn gemeinsame Grundsätze für d​ie Eingliederung d​er Roma präsentiert; d​iese wurden bestätigt u​nd im Juni 2009 a​ls Teil d​er Schlussfolgerungen d​er Tagung d​er Arbeits- u​nd Sozialminister d​er Europäischen Union veröffentlicht (siehe Kasten).[EK 12] Obschon d​iese Grundsätze k​eine rechtsverbindliche Wirkung besitzen, besteht Einigkeit, d​ass sie künftigen Initiativen zugrunde gelegt werden sollen.

In e​inem Flyer d​er Europäischen Union[EK 13] werden folgende Grundsätze a​ls innovativ herausgestellt: Roma sollen n​icht als separate Gruppe herausgegriffen werden, sondern vielmehr s​oll der Lebensstandard aller, d​ie unter ähnlichen Verhältnissen leben, verbessert werden (Grundsatz 2). Der interkulturelle Ansatz (Grundsatz 3) unterstreicht d​en gegenseitigen Lernprozess u​nd die Bekämpfung v​on Vorurteilen u​nd Klischees. Die v​olle Teilhabe d​er Roma a​n allen Aspekten d​er Gesellschaft s​oll unterstützt werden, n​icht die Schaffung separater Siedlungen o​der Arbeitsmärkte für Roma (Grundsatz 4).

Am 7. September 2010 erklärte d​ie EU-Justizkommissarin, d​ass vorhandene Mittel a​us dem EU-Sozialfonds n​icht abgerufen wurden u​nd insbesondere n​icht zur Integration d​er Roma genutzt wurden. Sie kündigte an, d​ass vor d​em Hintergrund d​er massenhaften Ausweisungen v​on Roma a​us Frankreich n​un ein Sonderausschuss prüfen würde, w​arum die Mittel n​icht abgerufen wurden.[36]

Aktivitäten des Europarats

Der Europarat, d​em neben d​en EU-Mitgliedstaaten a​uch weitere Staaten angehören, befasst s​ich seit d​en 1990er Jahren intensiv m​it dem Minderheitenschutz i​n Europa. Nach d​em Ende d​es Kalten Krieges hatten verschiedene Minderheitenorganisationen Druck a​uf den Europarat ausgeübt, Minderheiten d​urch ein Zusatzprotokoll z​ur Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) weitgehender z​u schützen. Dieses Vorhaben w​urde politisch n​icht durchgesetzt. Stattdessen w​urde im Jahr 1992 w​urde die Europäische Charta d​er Regional- o​der Minderheitensprachen u​nd 1995 d​as Rahmenübereinkommen z​um Schutz nationaler Minderheiten verabschiedet.[37]

Die Parlamentarische Versammlung d​es Europarates sprach s​ich in d​er Empfehlung Nr. 1203 v​on 1993 für d​ie Ernennung e​ines Europäischen Bürgerbeauftragten für Roma/Sinti aus. In d​er Empfehlung w​urde unter anderem a​uch die Bedeutung d​er Bildung für Roma-Frauen hervorgehoben.

1994 w​urde ein Koordinator für a​lle die Roma anbetreffenden Aktivitäten d​es Europarats eingesetzt. Da d​ie Situation d​er Roma vielfältige verschiedene Aspekte berührt, insbesondere Bildung, Gesundheit, Wohnraum, Soziales, Diskriminierung, u​nd da s​ich mehrere internationale Organisationen m​it der Lage d​er Roma befassen, s​o inzwischen a​uch OSZE, Europäische Kommission, UNHCR, UNHCHR, UNDP, UNMIK, s​owie die für d​ie Roma-Dekade Verantwortlichen, k​ommt dem Koordinator e​ine wichtige Rolle zu.[COE 2] Im September 1995 w​urde beschlossen, d​ass das Ministerkomitee e​in Komitee v​on Experten über Roma u​nd Fahrende aufstellen sollte, d​as die Situation v​on Roma u​nd Fahrenden i​n Europa regelmäßig überprüft.[COE 3]

Das a​m 1. Februar 1995 beschlossene Rahmenübereinkommen z​um Schutz nationaler Minderheiten enthält k​eine Definition nationaler Minderheiten.[COE 4] Es w​ird in einzelnen europäischen Staaten ausdrücklich a​uf die Roma angewandt, s​o auf Sinti u​nd Roma deutscher Staatsangehörigkeit i​n Deutschland u​nd auf Roma i​n Mazedonien u​nd Slowenien.[38]

Die Europäische Kommission g​egen Rassismus u​nd Intoleranz (ECRI) d​es Europarats g​ab am 6. März 1998 e​ine Empfehlung z​ur Bekämpfung v​on Rassismus u​nd Intoleranz g​egen Roma/Sinti. Darin empfahl s​ie den Mitgliedstaaten, d​ie relevanten völkerrechtlichen Rechtsinstrumente, insbesondere d​as Rahmenübereinkommen z​um Schutz nationaler Minderheiten ebenso w​ie die Europäische Charta d​er Regional- o​der Minderheitensprachen, z​u unterzeichnen u​nd zu ratifizieren, dafür z​u sorgen, d​ass der für d​ie verschiedenen Roma/Sinti-Gemeinschaften verwendete offizielle Name „der Name ist, m​it dem d​ie jeweilige Gemeinschaft bezeichnet werden möchte.“ Sie empfahl, g​egen Rassismus u​nd Intoleranz vorzugehen u​nd dafür d​er effektiven Umsetzung d​er in d​er allgemeinen politischen Empfehlung Nr. 1 d​er ECRI enthaltenen Bestimmungen h​ohe Priorität z​u geben. Sie r​ief zur Bekämpfung v​on Diskriminierung auf, schlug Maßnahmen z​ur Wahrung d​er Rechte v​on Roma/Sinti u​nd empfahl, sicherzustellen, d​ass die Fragen d​es “Reisens” innerhalb e​ines Landes a​uch bezüglich d​er Stadtplanung „so gelöst werden, d​ass die Lebensweise d​er betroffenen Personen dadurch n​icht beeinträchtigt wird“. Weitere Empfehlungen betrafen d​ie Bekämpfung d​er doppelten Diskriminierung v​on Roma/Sinti-Frauen, d​ie Aufhebung d​er schulischen Segregation v​or und d​ie Ermutigung v​on Roma/Sinti-Organisationen, e​ine aktive Rolle z​ur Stärkung d​er Gesellschaft z​u spielen.[COE 5]

Der Umsetzung d​er Empfehlung Nr. R (2000) 4 d​es Ministerkomitees z​ur Erziehung v​on Roma-Kindern i​n Europa d​ient das Projekt “Education o​f Roma children i​n Europe”.[Lit 6] Zu d​en Empfehlungen d​es Europarats zählen weiterhin e​ine Empfehlung a​us dem Jahr 2004 z​ur Freizügigkeit[39] u​nd zwei a​us den Jahren 2005 u​nd 2009 z​ur Wohnsituation.[40][41]

Der Europarat unterstützte d​ie Gründung d​es Europäischen Forums für Roma u​nd Fahrende (EFRT).[Lit 5] Gemeinsam m​it der Europäischen Kommission führt d​er Europarat d​ie Kampagne Dosta z​ur Überwindung v​on Stereotypen u​nd Vorurteilen.[42]

Der Menschenrechtskommissar d​es Europarats, Thomas Hammarberg, befasste s​ich mit Roma-Lagern i​m Kosovo u​nd kritisierte mehrfach d​ie Ausweisung v​on Roma n​ach Kosovo. In e​iner am 22. Februar 2010 veröffentlichten Stellungnahme prangerte e​r die Diskriminierung d​er Roma d​urch die europäische Migrationspolitik an. Er w​ies dabei insbesondere a​uf die Lebenssituation v​on Hunderten v​on Roma-Flüchtlingen i​n den bleiverseuchten Lagern „Cesmin Lug“ u​nd „Osterode“ i​n Nord-Mitrovica i​m Kosovo an. Er erklärte zugleich, d​ass europäische Regierungen offenbar insgesamt n​icht anerkannten, d​ass Roma schutzbedürftig s​ein könnten. Dies z​eige sich a​uch daran, d​ass Roma a​us Ungarn o​der Tschechien i​n Kanada a​ls Flüchtlinge anerkannt wurden, während d​ies innerhalb d​er EU grundsätzlich n​icht möglich ist. Europäische Regierungen knüpften d​ie Gewährung v​on Visa-Erleichterungen u​nd anderen Privilegien daran, d​ass Rückführungsabkommen getroffen werden, a​uf deren Basis Abschiebungen erfolgen können. Dadurch rückten individuelle Schicksale d​er Flüchtlinge i​n den Hintergrund. Er w​ies zugleich a​uf den „andauernden Antiziganismus i​n weiten Teilen Europas“ hin. Roma s​eien die a​m stärksten diskriminierte Gruppe i​n Europa. Roma-EU-Bürgern w​erde häufig d​as Recht a​uf Freizügigkeit verwehrt, Roma-Flüchtlinge a​us Drittstaaten hätten e​ine weit geringere Chancen a​uf Anerkennung a​ls die vergleichbare Nicht-Roma. Die gegenwärtige Praxis, Roma zwischen Staaten h​in und h​er zu schieben, bezeichnete e​r als unmenschlich. Viele betroffene Roma-Kinder s​eien in denjenigen Ländern geboren worden u​nd aufgewachsen, a​us denen s​ie jetzt abgeschoben würden. Er betonte, europäische Staaten sollten d​ie erheblichen Geldsummen, d​ie derzeit für d​ie Rückführung v​on Roma ausgegebenen würden, besser für d​ie Integration d​er Roma i​n ihre eigenen Gesellschaften einsetzen.[43]

Die Parlamentarische Versammlung d​es Europarates verabschiedete a​m 22. Juni 2010 e​ine Resolution z​ur Situation d​er Roma i​n Europa u​nd diesbezüglichen Aktivitäten d​es Europarats. Darin heißt es:[COE 6]

2. Die Parlamentarische Versammlung ist schockiert über die jüngsten Ausschreitungen gegen Roma in mehreren Mitgliedstaaten des Europarats, die einen zunehmenden Trend in Europa in Richtung eines Anti-Zigeunertums der schlimmsten Art zum Ausdruck bringen.
3. Unter Ausnutzung der Finanzkrise profitieren extremistische Gruppen von den Ängsten, die aus einer Gleichsetzung von Roma mit Kriminellen entstehen, indem sie sich ein leicht zu treffendes Ziel als Sündenbock nehmen, da Roma zu den Allerverwundbarsten zählen.
4. Diese Situation erinnert an die dunkelsten Stunden der Geschichte Europas. […]

Die Parlamentarische Versammlung führte i​n der Resolution weiter aus, d​ass die v​on den Mitgliedstaaten d​es Europarats unternommenen Initiativen z​ur Verbesserung d​er Situation d​er Roma n​icht ausreichten, d​a keine Gesamtkoordination erfolge u​nd sie n​icht aufeinander abgestimmt seien. Nach Ethnien u​nd Geschlecht aufgeschlüsselte Datenerhebungen s​eien nach Auffassung d​er Europäischen Kommission g​egen Rassismus u​nd Intoleranz (ECRI) e​in sinnvolles Instrument, d​as eine Auswertung d​es Erfolges v​on Maßnahmen ermögliche. Die Versammlung r​ief die Gemeinschaft d​er Roma auf, j​ede Gelegenheit d​er politischen Mitwirkung z​u nutzen. Zugleich kritisierte sie, d​ass es u​nter Mitgliedstaaten d​en Trend gebe, d​ie Situation d​er Roma i​n den Verantwortungsbereich internationaler Organisationen z​u schieben u​nd erinnerte daran, d​ass Bildung, Beschäftigung, soziale Integration, d​as Gesundheits- u​nd Wohnungswesen f​ast zur Gänze i​n nationaler Verantwortlichkeit liegen. Sie führte detailliert aus, welche Schritte s​ie von d​en Mitgliedstaaten erwartete, u​m Diskriminierungen g​egen Roma wirksam z​u begegnen; zugleich r​ief sie auf, d​er häuslichen Gewalt insbesondere g​egen Frauen u​nd Kinder s​owie Zwangs- u​nd Kinderheiraten entgegenzutreten u​nd verlangte v​on den Roma-Gemeinschaften, d​ie Diskriminierung u​nd Gewaltanwendung g​egen Frauen u​nd Kinder i​n ihren eigenen Gemeinschaften z​u bekämpfen.[COE 7]

Im September 2010 stellte d​er Generalsekretär d​es Europarates, Thorbjørn Jagland, d​em Ministerkomitee e​ine Initiative z​ur Verbesserung d​er Lage d​er Roma vor, b​ei der e​ine Beteiligung v​on Europarat, Europäischer Union u​nd der nationalen Regierungen geplant ist. Zunächst sollte d​abei geklärt werden, welche Normen d​es Europarates u​nd der EU i​m Fall d​er Migration d​er Roma anwendbar sind.[44] In e​iner am 7. Oktober verabschiedeten Entschließung verurteilte d​er Europarat Massenausweisungen u​nd Hassreden g​egen Roma. Er forderte, kollektive Abschiebungen v​on Roma i​n das Kosovo z​u stoppen. Vor e​iner Rückführung müssten d​ie Sicherheit u​nd angemessene Lebensbedingungen d​er Roma sichergestellt werden.[45]

Über Europa hinaus reichende internationale Organisationen

OSZE

Als weiterer Akteur i​m Bereich d​er Roma-Politik s​ind die Organisation für Sicherheit u​nd Zusammenarbeit i​n Europa (OSZE) s​owie ihr Vorgänger, d​ie Konferenz über Sicherheit u​nd Zusammenarbeit i​n Europa (KSZE), hervorzuheben. Die OSZE umfasst a​lle europäischen Staaten, d​ie Nachfolgestaaten d​er Sowjetunion s​owie die USA u​nd Kanada. Sie gehörte z​u den ersten internationalen Organisationen, d​ie nach d​er Auflösung d​es Ostblocks a​uf die problematische Situation d​er Roma i​m Hinblick a​uf ethnisch motivierte Gewalt u​nd Diskriminierung hinwiesen.[Lit 7]

Innerhalb d​er OSZE befasst s​ich das Büro für Demokratische Institutionen u​nd Menschenrechte (BDIMR) m​it den Roma.

Der Hohe Kommissar für nationale Minderheiten (HKNM), d​as wichtigste Organ d​er OSZE für d​en Schutz v​on Minderheiten, i​st im Allgemeinen aufgrund v​on Mandatsbeschränkungen n​icht mit Minderheiten o​hne Mutterstaat befasst, s​omit auch n​icht mit d​en Roma.[46] Im Jahr 1993 w​urde der Hohe Kommissar beauftragt, d​ie auf d​ie Roma-Bevölkerung i​n einigen Mitgliedsstaaten bezogenen sozialen, wirtschaftlichen u​nd humanitären Probleme z​u untersuchen u​nd über d​ie Relevanz, d​ie diese Probleme für s​ein Mandat haben, z​u berichten. In seinem i​m selben Jahr vorgelegten Bericht bestätigte e​r seine Bindung d​urch sein Mandat, g​ab aber zugleich Empfehlungen für d​as weitere Engagement d​er KSZE, insbesondere für e​ine Verstärkung d​er Arbeit d​es BDIMR i​n diesem Bereich.[47] Bei Anliegen, d​ie die Roma betreffen, w​ird der Hohe Kommissar d​ann aktiv, sofern s​ie in d​en Bereich seines Mandats fallen.

Innerhalb d​es Warschauer BDIMR w​urde 1994 d​ie Kontaktstelle für Roma u​nd Sinti eingerichtet. Die vorrangig v​on ihr behandelten Belange s​ind politische Mitwirkung, Diskriminierungund rassistische Gewalt, Bildung u​nd die Wohnsituation.[48] Der Ministerrat d​er OSZE verfasste a​m 3. Dezember 1998 e​inen Beschluss über d​ie Verstärkung d​er Fähigkeiten d​er OSZE i​m Hinblick a​uf Fragen d​er Roma u​nd Sinti. Im Jahr 2003 veröffentlichte d​ie OSZE e​inen umfassenden „Aktionsplan z​ur Verbesserung d​er Lage d​er Roma u​nd Sinti i​m OSZE-Gebiet“.[49]

Vereinte Nationen

Innerhalb d​er Vereinten Nationen befasst s​ich der UNHCR m​it der Situation v​on Roma a​ls Flüchtlinge o​der Vertriebene, s​o auch m​it der Schutzbedürftigkeit vertriebener Minderheiten i​m Kosovo[50] u​nd ließ d​ort beispielsweise Flüchtlingslager i​n Trepča einrichten; d​iese wurden allerdings später w​egen hoher Bleiverseuchung vielfach kritisiert.

Die Organisation UNICEF berichtet über d​ie Situation v​on Roma-Kindern. Sie befasst s​ich vor a​llem mit i​hrer Situation i​n Südosteuropa u​nd prangert an, d​ass Roma-Kinder d​ort aufwachsen müssen, o​hne dass ihre Rechte a​ls Kinder gewahrt wären. Sie kritisierte d​ie Abschiebung v​on Roma-Flüchtlingskindern, d​ie in Deutschland bereits sprachlich, sozial u​nd schulisch weitgehend integriert waren, i​n den Kosovo.

Internationale politische Partizipation von Roma

Offizielle Flagge der Roma

1965 entstand i​n Paris d​as Comité International Tsigane, d​as voneinander unabhängige Organisationen u​nd Vereinigungen d​er Roma verband. Das CIT organisierte d​en ersten Weltkongress d​er Roma, d​er 1971 i​n London stattfand. Es nahmen ungefähr fünfzig Repräsentanten a​us vierzehn Ländern a​m Kongress teil, darunter a​uch Nicht-Roma. Slobodan Berberski w​urde Präsident d​er Roma ernannt, u​nd fünf Kommissionen – für Gesellschaft, Bildung, Verteidigung, Sprache u​nd Kultur – wurden einberufen. Der Kongress sprach s​ich für d​ie Bezeichnung „Roma“ aus, Mitglieder d​er UN wurden u​m eine symbolische Anerkennung d​er Roma a​ls für s​ich stehende nationale Gruppe ersucht, d​as Projekt e​iner Roma-Flagge w​urde gebilligt, d​ie offizielle Hymne d​er Roma w​urde auf d​em Kongress z​um ersten Mal gesungen u​nd die Parole „Opre Roma!“ – „Stehet auf, Roma!“ w​urde angenommen. Weitere Weltkongresse d​er Roma fanden 1978 i​n Genf, 1981 i​n Göttingen, 1990 i​n Serock u​nd 2000 i​n Prag statt. In Genf wurden offizielle Delegierte für d​ie UNO, d​ie Menschenrechtskommission u​nd die UNESCO gewählt und, d​ie die International Romani Union (IRU) gegründet, d​ie für e​ine Anerkennung d​er Roma a​ls eigenständige Nation eintritt. In Prag w​urde ein a​us Vertretern v​on 32 Ländern bestehendes Roma-Parlament geschaffen u​nd die International Romani Union Charter (Charta d​er IRU) verabschiedet. Anfang d​er 1990er Jahre entstand i​n Konkurrenz z​ur IRU d​er Roma National Congress, m​it der Forderung e​ines speziellen Status a​ls transeuropäischer Minderheit m​it Reise- u​nd Niederlassungsfreiheit.[51]

Zu nennen i​st vor a​llem auch d​as 1996 gegründete European Roma Rights Centre (ERRC), d​as unter anderem i​m Rahmen d​er Vereinten Nationen a​ktiv ist.[Lit 8]

Mit d​en beiden Ungarinnen Lívia Járóka u​nd Viktória Mohácsi wurden i​m Jahr 2004 erstmals z​wei Angehörige d​er Roma Mitglieder d​es Europäischen Parlaments. Járóka w​ar Mitglied d​er Fidesz-Delegation i​n der konservativen EVP-Fraktion u​nd wurde 2009 wiedergewählt. Bei d​en Europawahlen 2014 z​ogen die schwedische Romni Soraya Post u​nd der Rumäne Damian Drăghici i​ns Europaparlament ein.

Rechtsprechung durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte fällte a​uf Basis d​er Europäischen Menschenrechtskonvention mehrere Urteile i​n Zusammenhang m​it der Situation d​er Roma. Zu diesen gehören[COE 8] basierend a​uf Artikel 2 – Recht a​uf Leben a​ls Entscheidungsgrundlage:

  • Nachova u. a. v. Bulgarien, 6. Juli 2005 – Tödliche Schüsse auf zwei Roma durch die Militärpolizei und Versäumnis einer effektiven Untersuchung,

sowie basierend a​uf Artikel 14 – Diskriminierungsverbot:

  • Šečić v. Kroatien, 31. Mai 2007 – Versäumnis einer effektiven Untersuchung eines rassistischen Angriffs auf einen Rom,
  • D.H. u. a. v. Tschechien, 13. November 2007 – Platzierung von Roma-Kindern in Sonderschulen.

Mehrere Kollektivklagen wurden a​uch seitens d​es European Roma Rights Centre (ERRC) vorgelegt.[COE 9]

Studien und Forschungsberichte

Im Jahr 2006 führte d​ie Europäische Kommission e​ine Meinungsumfrage durch, d​ie auch Fragen z​ur Einstellung d​er Europäer gegenüber ethnischen Gruppen enthielt. Ergänzend k​am 2008 e​ine Umfrage m​it Interviews z​ur Haltung d​er Europäer gegenüber d​en Roma hinzu.[EK 14]

Die 2007 a​us der Europäischen Stelle z​ur Beobachtung v​on Rassismus u​nd Fremdenfeindlichkeit (EUMC) hervorgegangene Agentur d​er Europäischen Union für Grundrechte (FRA) initiierte 2008 d​ie erste u​nd bislang umfassendste Umfrage EU-MIDIS z​u Diskriminierungs- u​nd Gewalterfahrungen einzelner Einwanderer- u​nd Minderheitengruppen i​n der EU.[FRA 1] Die Umfrage EU-MIDIS basierte a​uf Einzelinterviews m​it 23.500 Personen ausgewählter Einwanderer- u​nd Minderheitengruppen a​us allen 27 EU-Mitgliedstaaten sowie, a​ls Vergleichsbasis, m​it 5.000 weiteren Personen.[FRA 2] Die Roma s​ind den Ergebnissen dieser Umfrage zufolge d​ie Gruppe m​it der zweithöchsten Rate a​n Gewalterfahrungen[FRA 3] u​nd der höchsten Rate a​n Diskriminierungserfahrung.[FRA 4] Die große Mehrheit d​er Roma konnte k​eine Organisation nennen, d​ie im Fall v​on Diskriminierung Unterstützung o​der Rat g​eben könnte.[FRA 5]

Zusätzlich initiierte d​ie FRA Studien z​ur Wohnsituation v​on Roma u​nd Fahrenden i​n einzelnen EU-Staaten[FRA 6] u​nd fasste d​ie Ergebnisse a​ls Vergleich zusammen.[FRA 7]

Die Europäische Kommission veröffentlichte i​m November 2008 e​ine Studie z​u Frauen, d​ie einer ethnischen Minderheit i​n Europa angehören. In dieser Studie w​urde die besondere, v​on mehrfacher Diskriminierung gekennzeichnete Situation v​on Roma-Frauen analysiert.[EK 15]

Die Kommission g​ab eine weitere Studie über Maßnahmen z​ur Steigerung d​es Einflusses v​on Strategien, Programmen u​nd Projekten z​ur sozialen Eingliederung u​nd Gleichbehandlung d​er Roma i​n der Europäischen Union i​n Auftrag.[EK 15]

Die Ethnologin Ute Koch erhielt d​en Augsburger Wissenschaftspreises für Interkulturelle Studien 2005 für i​hre Dissertation Die Herstellung u​nd Reproduktion sozialer Grenzen: Roma i​n einer westdeutschen Großstadt. Sie h​atte untersucht, a​uf welche Weise soziale u​nd kulturelle Grenzen zwischen Roma u​nd Nicht-Roma hergestellt u​nd reproduziert werden. Ihrer Darstellung zufolge i​st die Errichtung e​iner sozialen u​nd kulturellen Grenze zwischen Binnenwelt u​nd Außenwelt e​in zentraler Bestandteil d​er Sozialstruktur d​er untersuchten Roma-Gemeinschaft. Bei d​em Hilfsprogramme für d​ie untersuchte Roma-Gruppe w​erde diese Grenze w​ird durch d​as Zusammenspiel a​ller Beteiligten aufrechterhalten: d​er Roma-Familien, d​er zuständigen lokalen Administration, d​er Sozialen Arbeit, d​er politischen Unterstützer s​owie der Forschung z​u Sinti u​nd Roma. Den Mitgliedstaaten d​er Europäischen Union böten s​ich daher, selbst w​enn sie a​uf eine Hilfe für Roma-Gemeinschaften a​ls Kollektiv zielten, k​eine anderen Handlungsoptionen a​ls individualisierende Muster d​er Hilfe.[52]

Situation der Roma in EU-Staaten und Nachbarstaaten

Roma gehören z​u den Gruppen i​n Europa, d​ie am meisten v​on Armut, Arbeitslosigkeit u​nd Analphabetismus betroffen sind. Hinzu kommen e​in vergleichsweise schlechter Zugang z​ur Gesundheitsversorgung u​nd sozialer Ausgrenzung.[53] Roma werden häufig Opfer v​on Diskriminierung u​nd rassistischer Gewalt.[14]

Die Europäische Kommission urteilt z​ur Lage d​er Roma i​n Europa: „Ihre Lage w​ird jedoch d​urch hartnäckige Diskriminierung u​nd soziale Ausgrenzung charakterisiert. Roma s​ind Armut, Arbeitslosigkeit, Stereotypen u​nd Vorurteilen ausgesetzt.“[EK 1] Die Schulsituation v​on Roma-Kindern w​ird als problematischer angesehen a​ls die anderer Schüler m​it Migrationshintergrund i​n Europa. Eindeutige Erklärungen für d​iese schulische Situation liegen n​icht auf d​er Hand, z​umal für Roma-Kinder o​ft keine o​der nur geringe Sprachbarrieren bestehen.[Lit 9] Im Rahmen e​ines kulturökologischen Ansatzes w​ird in diesem Zusammenhang hervorgehoben, d​ass „unfreiwillige Minderheiten“ a​ls Reaktion a​uf die Behandlung d​urch die dominante Bevölkerungsgruppe t​eils Verhaltensweisen ausbilden, d​ie sich a​ls oppositionell z​ur kulturellen Identität d​er Kultur d​er dominanten Gruppe verstehen, u​nd die v​on Angehörigen d​er Minderheit a​ls Grundlage d​er eigenen Identität u​nd Solidarität i​n der Gruppe wahrgenommen werden. Der resultierende Rückgriff a​uf entsprechende Verhaltensweisen w​ird beispielsweise i​n Spanien a​ls mögliche Erklärung u​nd Ursache schulischer Schwierigkeiten v​on Kindern u​nd Jugendlichen d​er Roma i​n Betracht gezogen.[Lit 10]

In einigen Staaten Osteuropas, s​o in d​er Slowakei u​nd Tschechien, werden Kinder d​er Roma a​uf Schulen für geistig behinderte Kinder verwiesen;[54] d​as Europäische Gericht für Menschenrechte verurteilte Tschechien i​m Jahr 2007 für d​iese Praxis (siehe auch Abschnitt „Rechtsprechung“). In d​er Slowakei l​ebt ein großer Teil d​er Roma-Bevölkerung i​n äußerster Armut, u​nd Roma gehören z​u denjenigen Personen m​it dem höchsten Risiko l​ang anhaltender sozialer Ausgrenzung.[55] In Ungarn, w​o die Roma-Bevölkerung a​uf ungefähr 600.000 Personen geschätzt wird, i​st die Arbeitslosigkeit u​nter Roma w​eit höher a​ls in d​er übrigen Bevölkerung, i​hre Wohnverhältnisse s​ind vergleichsweise ungünstig u​nd ebenso w​ie die schulische Situation z​um Teil v​on Segregation geprägt.[56] In Tschechien w​ird die Zahl d​er Roma a​uf 160.000 b​is 200.000 geschätzt, u​nd die Roma-Bevölkerung l​ebt im Gegensatz z​u anderen Staaten großteils i​n Städten. Das Zusammenleben m​it der Mehrheitsbevölkerung i​st konfliktreich, u​nd vor a​llem die schulische Segregation w​urde Gegenstand internationaler Kritik.[57]

Die Zahl d​er Roma-EU-Bürger s​tieg auch d​urch die EU-Osterweiterungen von 2004 u​nd von 2007 an. Die Zielländer d​er Migration s​ind aufgrund d​er geografischen u​nd sprachlichen Nähe v​or allem Spanien u​nd Italien.[Lit 11] Angesichts v​on Perspektivlosigkeit u​nd sozialer Ausgrenzung i​n mehreren n​euen osteuropäischen Staaten s​tieg seitdem d​ie Zahl d​er Roma, d​ie im Rahmen d​er Personenfreizügigkeit i​n der EU i​n andere EU-Staaten migriert sind. Sie h​aben dort z​war als EU-Bürger prinzipiell e​inen gültigen Aufenthaltsstatus, jedoch i​st in mehreren EU-Staaten d​er Arbeitsmarktzugang für Staatsbürger d​er neuen Beitrittsstaaten v​on 2004 u​nd 2007 zusätzlich beschränkt.

Seit d​en 1990er Jahren werden Wellen v​on Abschiebungen v​on Roma i​n andere Staaten durchgeführt. So d​roht in Deutschland, nachdem i​m April 2010 d​as Rückführungsabkommen m​it dem Kosovo getroffen wurde, 12.000 Roma d​ie Abschiebung, darunter 5.000 Kindern. Kritiker weisen a​uf die Aufenthaltsdauer d​er Familien i​n Deutschland v​on durchschnittlich 14 Jahren h​in und h​eben hervor, d​ass die Integrationsperspektive u​nd die Verwurzelung d​er Kinder i​n Deutschland b​ei der Entscheidung über d​ie Abschiebung k​aum eine Rolle spielten.[58] Einer Unicef-Studie zufolge h​aben diese Kinder i​m Kosovo k​aum eine Perspektive a​uf Schulbildung, medizinische Versorgung u​nd gesellschaftliche Integration.[59] Der Menschenrechtskommissar d​es Europarates, Thomas Hammarberg, h​atte mehrfach a​uf die katastrophale Lage d​er Roma i​n Kosovo hingewiesen u​nd die Bundesregierung aufgefordert, k​eine weiteren Abschiebungen vorzunehmen, d​a die persönliche Sicherheit u​nd das Leben d​er Abgeschobenen gefährdet seien. UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay erklärte, d​ie anhaltende Rückführung v​on Roma a​us Deutschland i​ns Kosovo verletze grundlegende Kinderrechte, insbesondere i​hr Recht a​uf Bildung.[33] Der kosovarische Innenminister Bajram Rexhepi stellte daraufhin klar, v​on Januar b​is Juli 2010 s​eien 622 Menschen i​ns Kosovo rückgeführt worden, 361 v​on ihnen freiwillig, u​nd zu 70 % ethnische Albaner.[60] Er appellierte a​n das deutsche Innenministerium, Deutschland s​olle „Rücksicht nehmen a​uf die empfindlichste Kategorie v​on Rückkehrern: Schüler i​n Grund- u​nd weiterführenden Schulen“, d​ie wenigstens n​och bis z​ur Volljährigkeit i​n Deutschland bleiben sollten.[61]

In e​inem Artikel d​er Businessweek v​on 2008 w​urde die i​n der Roma-Dekade anhaltende schwierige Situation d​er Roma i​n Europa a​ls stillschweigende Apartheid (tacit apartheid) u​nd zugleich a​ls verpasste Gelegenheit (missed opportunity) bezeichnet.[62]

Die Integration d​er Roma, u​nd insbesondere e​ine Verbesserung d​er Lage u​nd der Bildungsperspektiven d​er Roma-Kinder, g​ilt als e​ine der zentralen gegenwärtigen Herausforderungen Europas.

Film

  • Marion Lièvre, Olivia Barlier, Samuel Lajus: Roma: Bürger zweiter Klasse in Europa? Deutschland, Frankreich; 2017, 91 Min. (bei arte, Mediathek)

Literatur

  • Jean-Pierre Liégeois: Roma in Europe. 2008, ISBN 978-92-871-6051-5[Lit 12] (in Engl.)
  • Education of Roma children in Europe. Texts and activities of the Council of Europe concerning education. 2006, ISBN 92-871-5978-5.[Lit 6] (in Engl.)
  • Olaf Beuchling: Zwischen Payos und Gitanos. Eine Studie zur ethnischen Bildungsungleichheit in Spanien. Waxmann, 2010, ISBN 978-3-8309-2354-1.
  • Jessica Heun: Minderheitenschutz der Roma in der Europäischen Union. Unter besonderer Berücksichtigung der Definition der Roma als nationale Minderheit sowie der Möglichkeit positiver Maßnahmen im Rahmen von Art. 19 AEUV. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2011, ISBN 978-3-8305-1956-0.
  • Gerd Niewerth (WAZ): Taktisches Eigentor. Die Roma-Abschiebung in Frankreich löst Proteste aus. In: Dokumente-Documents. H. 4, Bonn 2010, ISSN 0012-5172, S. 78–90. U. a. über Viviane Reding gegen Sarkozy
Eng mit der EU verknüpfte, mit Roma befasste europäische Institutionen
Weitere mit Roma befasste europäische Institutionen

Einzelnachweise

Fußnoten zur Verwendung des Begriffs „Roma“ als Dachbegriff
  1. „Für diese Website und entsprechend den Gepflogenheiten bei EU-Strategiepapieren und Diskussionen wird der Ausdruck „Roma“ im Zusammenhang mit einer Vielfalt von Personengruppen verwendet, die sich als Roma, Zigeuner, Fahrende, Manouches, Ashkali, Sinti sowie durch andere Titel bezeichnen. Die Verwendung des Ausdrucks Roma geschieht somit keinesfalls in der Absicht, die große Vielfalt der verschiedenen Romagruppen und dazugehörigen Gemeinschaften zu leugnen oder etwa Klischees zu fördern.“ Die EU und die Roma. In: Migration und Bevölkerung. Newsletter Ausgabe 8. Europäische Kommission, Oktober 2008, abgerufen am 25. August 2010.
  2. „The term Roma in an endonym and refers to persons describing themselves as Roma, Gypsies, Manouches, Kalderash, Machavaya, Lovari, Churari, Romanichal, Gitanoes, Kalo, Sinti, Rudari, Boyash, Travellers, Ungaritza, Luri, Bashalde, Romungro, Yenish, Xoraxai, and other groups perceived as Gypsies. The term Traveller refers specifically to Irish Travellers who are not Roma and are native to Ireland. In France the term “Travellers” -gens du voyage- is also used. The terms ‘Roma and Travellers’ is used in this report as shorthand only and is not intended to minimise the diversity within these communities or to promote negative stereotypes.“ Roma and Travellers in Public Education. An overview of the situation in the EU Member States, Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC), Mai 2006, S. 16. (Memento vom 19. Januar 2012 im Internet Archive).
  3. „Die Begriffe „Roma“ und „Traveller“ werden als Oberbegriffe verwendet und umfassen die gesamte Palette der unterschiedlichen Gruppen, wie beispielsweise Roma, Sinti, Zigeuner, Jenische, Traveller usw., einschließlich ihrer Untergruppen, ungeachtet der Form, in der sich diese Gruppen selbst darstellen“. Wohnverhältnisse von Roma und Travellern in der Europäischen Union. Vergleichender Bericht, Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (Fundamental Rights Agency FRA), Oktober 2009, ISBN 978-92-9192-535-3, S. 13. (PDF; 1,0 MB)
  4. „‘Roma’ and ‘Travellers’ are used as umbrella terms, inclusive of the variety of groups such as Roma, Sinti, Gypsies, Jenische, and Travellers and their subdivisions without prejudice to the manner in which any of these groups present themselves.“ The State of Roma and Traveller Housing in the European Union – Steps towards Equality. Summary report, Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (Fundamental Rights Agency FRA), März 2010, Fußnote 2, S. 4. (PDF)
  5. „The term “Roma” is used as an umbrella term including groups of people who share more or less similar cultural characteristics, such as the Roma, Sinti, Travellers, Ashkali, and Kalé. These groups also share a history of persistent marginalisation in European societies.“ The Fundamental Rights Position of Roma and Travellers in the European Union, Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (Fundamental Rights Agency FRA), 31. August 2010 (HTM (Memento vom 6. September 2010 im Internet Archive) und PDF, S. 1.)
  6. „Da eine Befragung aller Minderheitengruppen in der gesamten EU zu hohe Kosten verursachen würde, wurden in den einzelnen Ländern nur die größten ethnischen Minderheiten- bzw. Einwanderergruppen befragt, sowie Gruppen, die in Bezug auf diskriminierende Behandlung und kriminelle Viktimisierung als gefährdet eingestuft werden.“ Erster Bericht der Reihe „Daten kurz gefasst“. Die Roma, EU-MIDIS 01, Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), 2009, S. 13. (PDF; 416 kB)
  7. „The term ‘Roma and/or Travellers’ used in the present text refers to Roma, Sinti, Kale, Travellers, and related groups in Europe, and aims to cover the wide diversity of groups concerned, including groups which identify themselves as Gypsies“. Definition basierend auf dem im Europarat verwendeten Glossar der Roma-bezogenen Terminologie. Recommendation CM/Rec(2008)5 of the Committee of Ministers to member states on policies for Roma and/or Travellers in Europe. Europarat, 20. Februar 2008, abgerufen am 12. September 2010 (englisch).
Europäische Kommission
  1. Die EU und die Roma. In: Migration und Bevölkerung. Newsletter Ausgabe 8. Europäische Kommission, Oktober 2008, abgerufen am 25. August 2010.
  2. KOM/2010/0133 endg., Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen Soziale und wirtschaftliche Integration der Roma in Europa, 7. April 2010.
  3. Roma im Europäischen Sozialfonds 2007–2013. (PDF; 116 kB) Europäische Kommission, abgerufen am 29. August 2010., S. 1.
  4. „The most important contribution which the European Community could make to the protection of minorities, within the framework of its existing powers, would be the adoption of a Directive specifically aimed at encouraging the integration of Roma.“ op.europa.eu ISBN 92-894-8186-2, op.europa.eu S. 44.
  5. The Situation of Roma in an Enlarged European Union. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Office for Official Publications of the European Communities, archiviert vom Original am 2. November 2014; abgerufen am 25. September 2010 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lex.unict.itISBN 92-894-8186-2,
  6. The Situation of Roma in an Enlarged European Union. (PDF) Office for Official Publications of the European Communities, abgerufen am 16. Oktober 2010 (englisch). ISBN 92-894-8186-2, op.europa.eu S. 20.
  7. The Situation of Roma in an Enlarged European Union. (PDF) Office for Official Publications of the European Communities, abgerufen am 16. Oktober 2010 (englisch). ISBN 92-894-8186-2, op.europa.eu S. 23.
  8. The Situation of Roma in an Enlarged European Union. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Office for Official Publications of the European Communities, archiviert vom Original am 2. November 2014; abgerufen am 25. September 2010 (englisch). ISBN 92-894-8186-2, S. 46. (Memento vom 2. November 2014 im Internet Archive)
  9. EURoma Report 2010. Roma and the Structural Funds. (PDF; 8,6 MB) EURoma, abgerufen am 29. August 2010 (englisch). S. 26. (PDF; 8,2 MB)
  10. EURoma Report 2010. Roma and the Structural Funds. (PDF; 8,6 MB) EURoma, abgerufen am 29. August 2010 (englisch). S. 32 ff. (PDF; 8,2 MB)
  11. Integration helps Roma become full members of European society. (PDF) Europäische Kommission, 25. Juni 2007, abgerufen am 8. September 2010 (englisch).
  12. Förderung der vollen Integration der Roma in die europäische Gesellschaft. In: Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit: Beiträge. Europäische Kommission, 5. Oktober 2009, abgerufen am 8. September 2010.
  13. Link “EU-Maßnahmen für die Roma” unter Die EU und die Roma. In: Migration und Bevölkerung. Newsletter Ausgabe 8. Europäische Kommission, Oktober 2008, abgerufen am 25. August 2010.
  14. Forschung und Studien. Europäische Kommission, abgerufen am 11. September 2010.
  15. Marcella Corsi, Chiara Crepaldi, Manuela Samek Lodovici, Paolo Boccagni, Cristina Vasilescu: Ethnische Minderheit und Roma-Frauen in Europa: Ein Fall für die Gleichberechtigung der Geschlechter? (Bericht in Englisch mit deutscher Zusammenfassung), Europäische Kommission, November 2008
Europäisches Parlament
  1. Entschließung des Europäischen Parlaments vom 16. März 1984 zur Schulausbildung von Kindern, deren Eltern keinen festen Wohnsitz haben, ABl. C 104 vom 16. April 1984, S. 144.
  2. Entschließung des Europäischen Parlaments vom 24. Mai 1984 zu der Lage der Zigeuner in der Gemeinschaft, ABl. Nr. C 172 vom 2. Juli 1984, S. 153.
  3. Entschließung A3-0124/94 des Europäischen Parlaments vom 21. April 1994 zu Zigeunern in der Gemeinschaft, ABl. C 128 vom 9. Mai 1994, S. 372. Englischsprachiger Text siehe Marielle Danbakli: Roma, gypsies: texts issued by international institutions, Collections Interface, University of Herfordshire Press, Jean-Pierre Liégeois, Astrid Thorn Hillig (Hrsg.), 2001, ISBN 1-902806-15-8, S. 35.
  4. Europäisches Parlament (Hrsg.): Lage der Roma in der Europäischen Union: Entschließung des Europäischen Parlaments zu der Lage der Roma in der Europäischen Union
  5. Situation der Roma-Frauen in der Europäischen Union: Entschließung des Europäischen Parlaments zu der Situation der Roma in der Europäischen Union (2005/2164(INI)). Europäisches Parlament, 1. Juni 2006, abgerufen am 19. September 2010.
  6. Anwendung der Richtlinie 2004/38/EG über das Recht der Unionsbürger, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten: Entschließung des Europäischen Parlaments vom 15. November 2007 zu der Anwendung der Richtlinie 2004/38/EG über das Recht der Unionsbürger und ihrer Familienangehörigen, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten. Europäisches Parlament, 28. April 2005, abgerufen am 19. September 2010.
  7. Europäische Strategie für die Roma: Entschließung des Europäischen Parlaments vom 31. Januar 2008 zu einer europäischen Strategie für die Roma. Europäisches Parlament, 31. Januar 2008, abgerufen am 9. September 2010.
  8. Einrichtung einer Datenbank mit Fingerabdrücken von Roma in Italien: Entschließung vom 10. Juli 2008 zur Zählung der Roma in Italien auf der Grundlage ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Europäisches Parlament, abgerufen am 19. September 2010.
  9. Die soziale Lage der Roma und die Verbesserung ihres Zugangs zum EU-Arbeitsmarkt: Entschließung des Europäischen Parlaments vom 11. März 2009 zu der sozialen Lage der Roma und der Verbesserung ihres Zugangs zum EU-Arbeitsmarkt (2008/2137(INI)) (PDF), abgerufen am 12. September 2010
  10. Zweiter europäischer Roma-Gipfel: Entschließung des Europäischen Parlaments vom 25. März 2010 zu dem zweiten europäischen Gipfeltreffen zur Lage der Roma. Abgerufen am 25. August 2010.
  11. Entschließung des Europäischen Parlaments vom 8. Juli 2010 zum Prozess der europäischen Integration des Kosovo. Europäisches Parlament, abgerufen am 12. September 2010.
  12. Gesellschaftliche Integration von Frauen, die ethnischen Minderheiten angehören: Entschließung des Europäischen Parlaments vom 7. September 2010 zur gesellschaftlichen Integration von Frauen, die ethnischen Minderheiten angehören (2010/2041(INI)). Europäisches Parlament, abgerufen am 19. September 2010.
  13. Lage der Roma in Europa: Entschließung des Europäischen Parlaments vom 9. September 2010 zur Lage der Roma und zur Freizügigkeit in der Europäischen Union (Vorläufige Ausgabe). Europäisches Parlament, abgerufen am 16. Oktober 2010.
  14. Verordnung (EU) Nr. 437/2010 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Mai 2010 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1080/2006 über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung in Bezug auf Wohnungsbauvorhaben für marginalisierte Bevölkerungsgruppen
  15. Gemeinsamer Entschließungsantrag zur Lage der Roma und zur Freizügigkeit in der Europäischen Union (7. September 2010). Europäisches Parlament, abgerufen am 9. September 2010.
  16. Plenartagung in Straßburg vom 6.-9. September: Frankreich und andere Mitgliedstaaten müssen unverzüglich die Ausweisung von Roma aussetzen. Abgerufen am 10. September 2010.
Europäischer Rat
  1. Ratsdokument 16771/09 (PDF; 442 kB), auch zitiert nach: KOM/2010/0133 endg., Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen Soziale und wirtschaftliche Integration der Roma in Europa, 7. April 2010.
Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA)
  1. European Union Minorities and Discrimination Survey EU-MIDIS, zitiert durch Housing conditions of Roma and Travellers in the EU. (Nicht mehr online verfügbar.) Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), archiviert vom Original am 5. August 2010; abgerufen am 1. September 2010 (englisch).
  2. EU-MIDIS 2009: European Union Minorities and Discrimination Survey. Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), abgerufen am 1. September 2010 (englisch).
  3. EU-MIDIS 2009. Victims of crime. Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), abgerufen am 1. September 2010 (englisch).
  4. EU-MIDIS 2009. Victims of discrimination. Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), abgerufen am 1. September 2010 (englisch).
  5. EU-MIDIS 2009. Data in Focus Report 1: The Roma. Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), abgerufen am 1. September 2010 (englisch).
  6. Country reports – Housing Conditions of Roma and Travellers. Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), abgerufen am 1. September 2010 (englisch).
  7. Housing conditions of Roma and Travellers in the EU. (Nicht mehr online verfügbar.) Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), archiviert vom Original am 5. August 2010; abgerufen am 1. September 2010 (englisch).
Europarat
  1. Erklärung der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz zur Lage der Roma-Migranten in Frankreich. Europarat, abgerufen am 26. August 2010.
  2. Report of the Coordinator for the period March 2003 – December 2005. (PDF; 82 kB) Abgerufen am 11. September 2010 (englisch).
  3. Committee of Experts on Roma and Travellers (MG-S-ROM). Abgerufen am 11. September 2011.
  4. Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten, Amtliche Übersetzung Deutschlands
  5. Allgemeine politische Empfehlung Nr. 3 von ECRI: Bekämpfung von Rassismus und Intoleranz gegen Roma/Sinti, CRI(98)29, 6. März 1998. In: Zusammenstellung von allgemeinen politischen Empfehlungen von ECRI. CRI(2007)38 (deutsche Version), Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz, Juni 2007, S. 21 ff. (PDF)
  6. Übersetzt von: Resolution 1740 (2010): Die Situation der Roma in Europa und diesbezüglichen Aktivitäten des Europarats (Memento vom 6. August 2014 im Internet Archive), Europarat (engl.)
  7. Resolution 1740 (2010): Die Situation der Roma in Europa und diesbezüglichen Aktivitäten des Europarats (Memento vom 6. August 2014 im Internet Archive), Europarat (engl.)
  8. 50 Years of Activity: The European Court of Human Rights. Some Facts and Figures. (PDF; 575 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Europarat, archiviert vom Original am 16. Mai 2011; abgerufen am 12. September 2010.
  9. List of complaints and state of procedure. Europarat, abgerufen am 9. Oktober 2010.
Buchveröffentlichungen
  1. Ian Hancock: The Pariah Syndrome: An Account of Romani Slavery and Persecution. Karoma Publishers, Ann Arbor, Michigan, 1987, ISBN 0-89720-079-9, auch online (Memento vom 5. September 2010 im Internet Archive)-veröffentlicht (Volltext (Memento vom 20. Oktober 2011 im Internet Archive)) im Patrin Web Journal
  2. Ilona Klímová-Alexander: The Romani voice in world politics: The United Nations and non-state actors. Non-state actors in International Law, Politics and Governance Series, Ashgate, 2005, ISBN 0-7546-4173-2, (engl.), S. 13 f.
  3. Olaf Beuchling: Zwischen Payos und Gitanos. Eine Studie zur ethnischen Bildungsungleichheit in Spanien. Waxmann Verlag, 2010, ISBN 978-3-8309-2354-1, S. 36.
  4. Peter Vermeersch, Melanie H. Ram: The Roma. In: Bernd Rechel (Hrsg.): Minority rights in Central and Eastern Europe, BASEES/Routledge serties on Russian and East European Studies, 2009, (erstveröffentlicht 2008), ISBN 978-0-203-88365-5, S. 61–74, S. 63 f.
  5. Reetta Toivanen, Michi Knecht: Europäische Roma – Roma in Europa S. 147.
  6. Education of Roma children in Europe – Texts and activities of the Council of Europe concerning education, 2006, ISBN 92-871-5978-5, Zusammenfassung
  7. Olaf Beuchling: Zwischen Payos und Gitanos. Eine Studie zur ethnischen Bildungsungleichheit in Spanien. Waxmann Verlag, 2010, ISBN 978-3-8309-2354-1, S. 42 f.
  8. Ilona Klímová-Alexander: The Romani voice in world politics: The United Nations and non-state actors. Non-state actors in International Law, Politics and Governance Series, Ashgate, 2005, ISBN 0-7546-4173-2, (engl.), S. 17.
  9. Olaf Beuchling: Zwischen Payos und Gitanos. Eine Studie zur ethnischen Bildungsungleichheit in Spanien. Waxmann Verlag, 2010, ISBN 978-3-8309-2354-1, S. 17.
  10. Olaf Beuchling: Zwischen Payos und Gitanos. Eine Studie zur ethnischen Bildungsungleichheit in Spanien. Waxmann Verlag, 2010, ISBN 978-3-8309-2354-1, S. 24 ff.
  11. Olaf Beuchling: Zwischen Payos und Gitanos. Eine Studie zur ethnischen Bildungsungleichheit in Spanien. Waxmann Verlag, 2010, ISBN 978-3-8309-2354-1, S. 35.
  12. Jean-Pierre Liégeois: Roma in Europe. 2008, ISBN 978-92-871-6051-5.
Weitere Einzelnachweise
  1. Siehe z. B.: Encyclopaedia Britannica, Artikel „Rom“ und (davon stark abweichend, aber ebenfalls in der Netzausgabe der Encyclopaedia Britannica:) Erika Schlager: The Roma—Europe’s Largest Minority
  2. Nomadisch und sesshaft (Memento vom 18. Mai 2013 im Internet Archive), Rombase, Universität Graz.
  3. Zu Unterschieden zwischen „Integration“ und „Inklusion“ siehe beispielsweise das Lexikon Wissenswertes zur Erwachsenenbildung 1999, zitiert nach Wolf Bloemers, Vanda Hajkova: Richtung Inklusion in Europa, Frank & Timme GmbH, 2006, ISBN 3-86596-029-4, S. 125. (dort mit Bezug auf Behinderungen und Berrierefreiheit).
  4. Brigitte Schumann: Inklusion statt Integration – eine Verpflichtung zum Systemwechsel. Deutsche Schulverhältnisse auf dem Prüfstand des Völkerrechts. (PDF; 360 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Sonderdruck Pädagogik, Heft 2/2009. Archiviert vom Original am 14. Dezember 2010; abgerufen am 30. August 2010 (S. 51–53).
  5. Simon Ellis: Integration in relation to inclusion. (Nicht mehr online verfügbar.) Teacher Training Resource Bank, archiviert vom Original am 7. Oktober 2010; abgerufen am 30. August 2010 (englisch)..
  6. In mehrsprachig vorliegenden Dokumenten der EU wird häufig dort, wo englischsprachig von integration und von inclusion die Rede ist, im Deutschen der Begriff „Integration“ verwendet und zugleich der Begriff inclusion teils als „Integration“, teils als „Einbeziehung“ übersetzt; siehe beispielsweise Artikel 18 und 21 bis 23 der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 25. März 2010 in der deutschsprachigen und der englischsprachigen Version.
  7. Gelder für Roma-Integration bleiben ungenutzt. Deutsche Welle, 12. Oktober 2010, abgerufen am 12. Oktober 2010.
  8. Entschließung des Rates und der im Rat vereinigten Minister für das Bildungswesen vom 22. Mai 1989 zur schulischen Betreuung von Kindern von Sinti und Roma und Fahrenden (89/C 153/02), ABl. C 153 vom 21. Juni 1989, S. 3.
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