Atlas Air
Atlas Air ist eine US-amerikanische Charterfluggesellschaft mit Sitz in Purchase (New York). Sie betreibt einen weltweiten ACMI- und Charterbetrieb. Alleingesellschafterin ist die Atlas Air Worldwide Holdings (AAWW).
Geschichte
Atlas Air wurde 1993 von Michael Chowdry gegründet, der einen großen Bedarf an Kapazitäten im internationalen Luftfrachtmarkt sah. Zu jener Zeit wurde dieser größtenteils als Nebenprodukt von Passagierfluggesellschaften bedient. Das Angebot für sperrige Güter im Langstreckenbereich war sehr beschränkt. Der Betrieb wurde im selben Jahr mit einer Boeing 747-200F im Auftrag von China Airlines aufgenommen. Das Geschäft expandierte so schnell, dass vier Jahre später eine Bestellung von 10 Maschinen des Typs Boeing 747-400F mit einer Option für weitere 10 Flugzeuge erfolgte. Der Bedarf an Frachtkapazitäten wuchs weiterhin so stark, dass Atlas Air 1998 weitere 12 Exemplare der Boeing 747-400 bestellte. Ende 2000 umfasste die Frachtflotte 36 Flugzeuge.
Im Jahr 2001 wurde die AAWW gegründet, die im November 2001 von der GE Capital Aviation Services (GECAS) die im Frachtliniendienst tätige Polar Air Cargo erwarb. Durch diesen Erwerb konnte Atlas Air seinen Kunden die Auswahl zwischen ACMI-Leasing- und Liniendiensten anbieten.
Seit August 2010 betreibt Atlas Air für Boeing vier Boeing 747-400LCF „Dreamlifter“ für den Transport von Bauteilen der Boeing 787. Diese sind jedoch nicht unter dem Namen „Atlas Air“ gelistet und daher nicht in der unten stehenden Tabelle aufgeführt.
Im September 2011 bestellte Atlas Air drei ihrer ursprünglich 12 bestellten Boeing 747-8F aufgrund mangelnder Leistungsdaten der ersten gefertigten Exemplare wieder ab.[1]
Flugziele
Atlas Air hat ihre Basis am internationalen Flughafen Miami (IATA-Code: MIA) und fliegt im Auftrag anderer Fluggesellschaften mehr als 400 Ziele in rund 120 Ländern an. Das Unternehmen bietet einerseits ACMI-Leistungen und Charterflüge im Auftrag anderer Fluggesellschaften an, daneben werden auch eigenständig Frachtflüge zwischen Miami und verschiedenen Flughäfen in Südamerika angeboten. Bei ACMI-Leistungen mietet der Kunde das Flugzeug inklusive Besatzung, Wartung und Versicherung an, wobei die Flüge nach Wunsch unter dem Rufzeichen des Kunden durchgeführt werden können. Die Maschinen können wahlweise in der Lackierung des Kunden geflogen werden, lediglich ein Aufkleber mit der ungefähren Größe DIN A2 und der Aufschrift „operated by Atlas Air“ weist auf Atlas Air als Betreiber hin. Zu den Kunden der Atlas Air gehören unter anderem Air New Zealand, British Airways, Emirates, FedEx, Korean Air, LATAM Airlines, Lufthansa, Panalpina, Qantas Airways und TAAG Angola Airlines.
Flotte
Aktuelle Flotte
Mit Stand Februar 2021 besteht die Flotte der Atlas Air aus 71 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 23,3 Jahren:[2]
Flugzeugtyp | Anzahl[2] | bestellt | Anmerkungen | Durchschnittsalter
(Februar 2021)[2] |
---|---|---|---|---|
Boeing 747-400 | 37 | 1 | 28 in Frachtversion, 5 mit Bestuhlung[2] | 21,1 Jahre |
Boeing 747-8F | 4 | 4[3] | vier betrieben für Polar Air Cargo; N850GT in Panalpina-Sonderbemalung[4] |
7,9 Jahre |
Boeing 767-200BDSF | 5 | 37,5 Jahre | ||
Boeing 767-300ER | 25 | 22 Cargo, 5 mit Bestuhlung[2]; 19 betrieben für Amazon Prime Air[2]; zwei betrieben für Polar Air Cargo[2] |
26,1 Jahre | |
Gesamt | 71 | 5 | 23,3 Jahre |
Ehemalige Flugzeugtypen
Zwischenfälle
- Am 24. Januar 2005 rollte eine aus Dubai kommende Boeing 747-200F bei der Landung auf dem Flughafen Düsseldorf über die Landebahn hinaus. Das Triebwerk 2 brannte aus und die Maschine erlitt schwere strukturelle Beschädigungen. Die drei Besatzungsmitglieder blieben unverletzt. Das Flugzeug wurde 15 Monate nach dem Unglück abgewrackt.[5] Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung stellte in ihrem Untersuchungsbericht fest, dass „der Flugunfall ... darauf zurückzuführen (ist), dass die an die Besatzung übermittelten Bremswerte nicht den Bedingungen entsprachen, die sich infolge des starken Schneefalls seit der letzten Messung auf der Piste ergeben hatten.“[6]
- Am 21. November 2013 landete eine aus New York City kommende Boeing 747-400LCF „Dreamlifter“ versehentlich auf dem mit einer für das Flugzeug zu kurzen Landebahn ausgestatteten Colonel James Jabara Airport.[7] Erst am nächsten Tag konnte das Flugzeug nach Überprüfung der Durchführbarkeit von der eigentlich zu kurzen Startbahn abheben und das ursprüngliche Ziel, die McConnell Air Force Base, erreichen.[8]
- Am 23. Februar 2019 verunglückte eine Boeing 767-300ER(BCF) (N1217A) auf dem Flug von Miami nach Houston. Die Maschine war im Auftrag von Amazon Prime Air unterwegs. Sie stürzte in der Nähe der texanischen Stadt Anahuac in die Trinity Bay. Alle drei Besatzungsmitglieder kamen ums Leben, die Absturzursache ist unbekannt (siehe auch Atlas-Air-Flug 3591).[9][10]
Siehe auch
Weblinks
- Webpräsenz der Atlas Air (englisch)
Einzelnachweise
- flugrevue.de – Atlas Air bestellt drei 747-8F ab 22. September 2011
- Atlas Air Fleet Details and History. In: planespotters.net. 27. Februar 2021, abgerufen am 27. Februar 2021 (englisch).
- Boeing: Commercial. In: boeing.com. 31. Januar 2021, abgerufen am 12. Februar 2021 (englisch).
- N850GT Atlas Air Boeing 747-87UF. In: planespotters.net. 15. Juli 2014, abgerufen am 29. Juli 2019.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 14. November 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Jens Friedemann u. a.: Untersuchungsbericht – BFU AX001-05. (PDF) In: Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung. 18. Oktober 2013, abgerufen am 24. Februar 2019.
- Stefan Eiselin: Dreamlifter konnte wieder starten. In: Aerotelegraph. 21. November 2013, abgerufen am 24. Februar 2019.
- Boeing-Koloss erreicht richtigen Flughafen. In: sueddeutsche.de. 22. November 2013, abgerufen am 14. Juni 2018.
- Simon Hradecky: Crash: Atlas B763 at Houston on Feb 23rd 2019, lost height on approach. In: Aviation Herald. 23. Februar 2019, abgerufen am 24. Februar 2019 (englisch).
- Boeing 767 von Prime Air (Atlas Air) abgestürzt. In: Austrianwings. 23. Februar 2019, abgerufen am 23. Februar 2019.