Raben Steinfeld
Raben Steinfeld ist eine Gemeinde im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie liegt südöstlich der Landeshauptstadt Schwerin und wird vom Amt Crivitz mit Sitz in Crivitz verwaltet.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Ludwigslust-Parchim | |
Amt: | Crivitz | |
Höhe: | 60 m ü. NHN | |
Fläche: | 9,6 km2 | |
Einwohner: | 1055 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 110 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 19065 | |
Vorwahl: | 03860 | |
Kfz-Kennzeichen: | LUP, HGN, LBZ, LWL, PCH, STB | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 76 117 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Amtsstraße 5 19089 Crivitz | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Klaus-Dieter Bruns | |
Lage der Gemeinde Raben Steinfeld im Landkreis Ludwigslust-Parchim | ||
Lage
Raben Steinfeld befindet sich am Südoststufer des Schweriner Sees nördlich der Lewitz-Niederung. Die Gemeinde liegt an der Bundesstraße 321 in unmittelbarer Nähe der Bundesautobahn 14. Umliegende Städte sind Schwerin und Crivitz. Ein Großteil der Gemeinde (fast 50 Prozent) ist bewaldet und Bestandteil eines Natur- und Landschaftsschutzgebietes. Der Ort besteht aus zwei getrennten Ortsteilen. Das Unterdorf liegt südlich der B 321. Das Oberdorf beginnt nördlich von dieser Bundesstraße am Auslauf des Charlottenberges und streckt sich von dort nach Norden und Westen aus.
Geschichte
Raben Steinfeld wurde erstmals urkundlich am 11. Januar 1410 erwähnt. Aber bereits 1160 befand sich hier eine deutsche Burg. Der Name setzt sich aus „Raben“ von der Familie von Raben und „Steinfeld“ von den sehr steinigen Feldern der Umgebung (Endmoräne) zusammen.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg 1648 kam der Ort zu Mecklenburg und das Gut ging in herzoglichen Besitz über. 1847 wurde es zum Hausgut der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin. 1881 eröffnete das großherzogliche Gestüt. 1886/1887 wurde das ehemalige Jagdschloss zur großherzoglichen Sommerresidenz umgebaut. Auf Schloss Raben Steinfeld wuchs u. a. Heinrich zu Mecklenburg auf.[2] Mit seiner Frau, der niederländischen Königin Wilhelmina, kam er als Prinz der Niederlande häufig zu Besuch.[3] Wilhelmina liebte „Schloss Steinfeld“, wie sie es nannte. Später diente das Schloss den Großherzoginnen von Mecklenburg auch als Witwenresidenz.
In der Nähe des Ortes an der Stör endete am 2. Mai 1945 der Todesmarsch für 18.000 der insgesamt 33.000 entkräfteten Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen. Noch in der darauffolgenden Nacht ermordeten verbliebene Angehörige der Waffen-SS 71 Häftlinge (Endphaseverbrechen).[4]
Einen Tag später wurde der Ort durch die Rote Armee – nach Zeitzeugenangaben auch durch Soldaten der US-Armee[5] – besetzt.
Die Stör am Ortsrand und das Ostufer des Schweriner Sees wurde für einige Wochen Demarkationslinie zwischen den Truppen der Sowjetunion und den Westmächten. An der Stör befindet sich seit 1973 eine Mahn- und Gedenkstätte für den Todesmarsch.
Im herzoglichen Schloss wurde 1946 eine Ingenieurschule für Forstwirtschaft gegründet, welche 1995 geschlossen wurde.
- Ehem. Jagdschloss
- Ehem. Wasserturm, Fledermausquartier
- Gedenkstätte Todesmarsch
Wappen
Blasonierung: „In Gold zwischen zwei blauen Flankenpfahlfäden drei schwarze Steine; auf dem mittleren größeren Stein ein flugbereiter, golden bewehrter schwarzer Rabe.“[6]
Das Wappen wurde nach einem Vorschlag des Crivitzers Dr. Klaus Plüschke von der Schwerinerin Viola Westphal gestaltet. Es wurde am 3. August 2000 durch das Ministerium des Innern genehmigt und unter der Nr. 221 der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert. | |
Wappenbegründung: In dem Wappen stellen der dem Oberwappen der Familie von Rabe(n) entlehnte schwarze Rabe und die Steine als redende Zeichen den bildlichen Bezug zum Gemeindenamen her. Zugleich soll der Rabe an die Adelsfamilie erinnern, die vom Anfang des 15. Jh. bis 1678 die Entwicklung des Ortes bestimmte. Mit den Steinen sollen darüber hinaus die seit der Eiszeit vorhandenen und bis heute von den Menschen vielfältig genutzten Gerölle des Gebietes versinnbildlicht werden. Die Flankenpfahlfäden verweisen auf die Lage der Gemeinde zwischen dem Südende des Schweriner Sees und dem Pinnower See. |
Die Gemeinde verfügt über keine amtlich genehmigte Flagge.[7]
Das Dienstsiegel zeigt das Gemeindewappen mit der Umschrift „GEMEINDE RABEN STEINFELD“.[7]
Sehenswürdigkeiten
- Großherzogliches Jagdschloss (Backsteinbau, auch Sitz des herzoglichen Gestüts, im Stil der Neorenaissance) von 1886/1887. Es soll von der Gemeinde saniert werden.
- Zwölf Familiengestütswärterhäuser, nach englischem Vorbild zwischen 1863 und 1869 gebaut
- Englischer Landschaftspark mit den 34 Raben Steinfelder Eichen (die stärkste hat einen Umfang von 7,40 Metern).
- Gedenkstein von 1949 vor der Brücke über die Stör zur Erinnerung an die befreiten Häftlinge des Todesmarsches der KZ Sachsenhausen und KZ Ravensbrück vom April 1945
- Mahn- und Gedenkstätte aus dem Jahre 1973 mit der Monumentalplastik von Bildhauer Gerhard Thieme, Die Mutter, dazu seit 1976 vier Reliefstelen des gleichen Künstlers
- Gedenkstelle von 1996 an der B 321 im Forst hinter der Autobahnabfahrt von dem Bildhauer Wieland Schmiedel zum Gedenken an die Opfer des Todesmarsches
- Steingarten als Außenstandort der Bundesgartenschau 2009
- Geologisches Museum Raben Steinfeld
- Der Wasserturm im Park wurde zu einem Quartier für Fledermäuse umgebaut.
Persönlichkeiten
- Karl-Friedrich Olechnowitz (1920–1975), Historiker[8]
- Günter Millahn (* 1930 bei Schwerin; † 2018), Forstmann, Pädagoge, Jäger und Autor; 1957–1995 Dozent an der Forstfachhochschule Raben Steinfeld
Literatur
- Günter Millahn: Raben Steinfeld. Geschichte einer Forstschule. Bjoern-Verlag, Krefeld 1997, ISBN 3-922348-03-3.
- Margot Krempien u. a.: Mahn- und Gedenkstätte Raben Steinfeld. 2. Auflage. Historisches Museum Schwerin, Schwerin 1986.
- Hans-Dieter Krienke, Karsten Obst: Raben Steinfeld und die Eiszeit: Landschaftsentwicklung und geologische Sehenswürdigkeiten südöstlich von Schwerin. In: Brandenburgische geowissenschaftliche Beiträge. Jg. 18 (2011), H. 1/2, ISSN 0947-1995, S. 107–123 (lbgr.brandenburg.de [PDF; 3,0 MB]).
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2020 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Wilhelmina: Einsam und doch nicht allein. Deutsche Übertragung aus dem Holländischen von Hans Fischer. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1961, DNB 455535221, S. 95 (Originaltitel: Eenzaam maar niet alleen).
- Wilhelmina: Einsam und doch nicht allein. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1961, DNB 455535221, S. 101–103, 112–113 und öfter.
- Redaktion: Wie Schwerin vor 70 Jahren befreit wurde. In: Schwerin-Lokal. 3. Mai 2015, abgerufen am 14. Januar 2022 (deutsch).
- NDR: Todesmarsch nach Schwerin: Ideologisch verzerrtes Gedenken. Abgerufen am 25. Dezember 2020.
- Hans-Heinz Schütt: Auf Schild und Flagge. Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen. produktionsbüro Tinus, Schwerin 2011, ISBN 978-3-9814380-0-0, S. 207. – In leicht abweichender Formulierung § 2 Hauptsatzung der Gemeinde Raben Steinfeld vom 23. März 2020: „In Gold zwischen zwei blauen Flankenpfahlfäden drei schwarze Steine, auf dem mittleren größeren Stein ein goldbewehrter, flugbereiter schwarzer Rabe.“
- § 2 Hauptsatzung der Gemeinde Raben Steinfeld vom 23. März 2020. (PDF; 2,5 MB) In: amt-crivitz.de, abgerufen am 2. Dezember 2020.
- editorCP, mschabacker: Olechnowitz, Karl-Friedrich. In: Catalogus Professorum Rostochiensium (CPR), 2. Oktober 2018, abgerufen am 2. Dezember 2020.