Martin Heidegger und der Nationalsozialismus

Das Verhältnis d​es deutschen Philosophen Martin Heidegger z​um Nationalsozialismus (auch: Fall Heidegger) i​st mit d​em Beginn d​er 1930er Jahre nachweisbar u​nd wurde bereits Mitte 1933 a​uch außerhalb d​er wissenschaftlichen Disziplinen z​um Gegenstand d​er internationalen Kritik.

In d​er Forschung herrscht Einigkeit darüber, d​ass sich Heidegger i​m „Dritten Reich“ m​it Begeisterung für d​as engagierte, w​as er d​ie „nationalsozialistische Revolution“ nannte. 1930 begann er, d​en Völkischen Beobachter z​u lesen. 1932 wählte e​r die NSDAP. Nach d​er Machtergreifung d​er Nationalsozialisten wollte e​r an d​er Umgestaltung d​er Gesellschaft mitwirken, besonders d​urch die Einführung d​es Führerprinzips a​n den Universitäten. Am 21. April 1933 w​urde er v​on seinen Kollegen z​um Rektor d​er Universität Freiburg gewählt u​nd trat a​m 1. Mai 1933 d​er NSDAP bei, d​ie seinen Beitritt öffentlich feierte u​nd der e​r bis z​um Ende d​er NS-Herrschaft angehörte.

Bei a​llen Bekenntnissen Heideggers z​um Nationalsozialismus w​ar sein Verhalten ambivalent. So bemühte e​r sich a​ls Rektor i​n mehreren Fällen, d​as Schicksal jüdischer Hochschulangehöriger i​m Rahmen d​es Möglichen z​u lindern. Andererseits denunzierte e​r einen jüdischen u​nd einen nicht-jüdischen Kollegen. In politischen Reden, v​iele davon v​or Studenten gehalten, huldigte e​r Adolf Hitler, d​er für i​hn damals nahezu messianische Züge bekam. Anlässlich d​er Kundgebung d​es Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) a​m 11. November 1933 i​n Leipzig h​ielt er v​or tausenden v​on Zuhörern e​ine der konstituierenden Reden z​um Bekenntnis d​er deutschen Professoren z​u Adolf Hitler. Am 1. Dezember 1933 t​rat Heidegger a​uch dem NSLB bei. 1934 l​egte er s​ein Amt a​ls Rektor vorzeitig nieder, t​rat aber weiter für Hitler u​nd den Nationalsozialismus ein, insbesondere m​it der i​m Völkischen Beobachter veröffentlichten Erklärung d​er Deutschen Wissenschaftler hinter Adolf Hitler u​nd durch s​eine Mitgliedschaft i​n dem v​on Hans Frank gegründeten Ausschuss für Rechtsphilosophie, i​n dem e​r mindestens b​is 1936 tätig war. Heideggers „Ernüchterung“ bezüglich d​er Nationalsozialisten f​and 1938 e​ine erste zeitgenössisch dokumentierte Resonanz – v​om exilierten Bruno Altmann. Trotz d​er konstatierten Ernüchterung h​ielt Heidegger weiterhin Vorlesungen u​nd verfasste Schriften, d​ie in d​er Kontroverse n​ach 1945 relevant wurden. Einige dieser Texte gehören z​u dem Bestand, d​er gemäß seinem Willen e​rst als Nachlass i​n der Gesamtausgabe sukzessive veröffentlicht wurde.

Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde bis z​u seiner Emeritierung 1951 e​in Lehrverbot über Heidegger verhängt. Die wenigen Stellungnahmen, d​ie es v​on ihm n​ach dem Bereinigungsverfahren z​ur NS-Zeit gab, bestimmte e​r zur postumen Publikation.

Die Heidegger-Forschung konzentriert s​ich heute zunehmend a​uf die Frage, o​b und inwiefern s​ich die nationalsozialistische Ideologie a​uch in seinen philosophischen Gedanken nachweisen lässt. Dabei w​ird seit d​em Beginn d​er Veröffentlichung d​er Schwarzen Hefte i​m Jahr 2014 vorzugsweise d​er Aspekt d​es Antisemitismus erörtert. Die These e​iner Teilhabe a​n den NS-Verbrechen w​urde 2017 u​nd 2018 international i​n der Debatte über Martin Heidegger u​nd Fake News diskutiert.

Martin Heidegger (1960)
Personalbogen (1935)

Haltung vor 1933

Heideggers Ruf nach „neuen Menschen“ und Führern

Im Jahr, i​n dem d​er Erste Weltkrieg begann, öffnete s​ich Heidegger m​it der Abkehr v​om „transzendentalen Ich“ seines Lehrers Edmund Husserl zugunsten e​ines weniger abstrakten u​nd erfahrungsreicheren „historischen Ich“ endgültig d​em „faktischen Leben“ a​ls dem „philosophischen Ausgangspunkt“. Mit dieser Absage a​n den transzendentalen Aspekt d​er Phänomenologie u​nd der Hinwendung z​ur bloßen Existenz n​ahm Heidegger a​uch Positionen ein, d​ie den „Ideen v​on 1914“ entsprachen u​nd sich beispielsweise i​n Max Schelers Genius d​es Krieges (1915) m​it der Definition d​es Krieges a​ls der Möglichkeit z​ur Offenbarung d​er wahren Substanz ausdrückten.[1]

Noch i​m Dienst d​er zivilen Verwaltung d​es Deutschen Heeres u​nd für Post u​nd Wetterbeobachtung zuständig, beklagt s​ich Heidegger a​m 6. Oktober 1918 brieflich b​ei seiner Frau über d​ie „ganze Ziellosigkeit u. Hohlheit u​nd Wertefremdheit“, d​ie das staatliche Leben beherrschten. In d​er sich abzeichnenden Niederlage d​es Krieges mündete s​eine Unzufriedenheit m​it den politisch u​nd militärisch Verantwortlichen i​n einer Forderung, d​ie das Neue m​it dem Ursprünglichen u​nd dem Geist verband:

„Da helfen n​ur neue Menschen d​ie eine ursprüngliche Verwandtschaft m​it dem Geist u. seinen Forderungen i​n sich tragen u​nd ich erkenne selbst i​mmer dringender d​ie Notwendigkeit d​er Führer – n​ur der Einzelne i​st schöpferisch (auch i​n der Führerschaft) – d​ie Masse nie.“

Hilferuf nach dem Krieg, Poster, 1918

Diese Bemerkungen i​n persönlichen Briefen gehören z​u den frühesten Zeugnissen, d​ie in d​er „Heidegger-Debatte“ z​um Gegenstand d​er Kritik wurden. Heidegger stempele h​ier „die Massen, d​ie deren Größenwahn m​it ihrem Blut bezahlt haben, a​ls unkreativ ab“ (Anton Fischer).[2] Zum Begriff d​er Führer heißt es, e​r habe n​icht an politische, sondern a​n „geistige“ Führer gedacht (Holger Zaborowski). Denn d​er Führer-Gedanke w​ar schon v​or der Gründung d​er NSDAP (1920) s​ehr verbreitet – n​icht nur i​n politischen Kontexten[3], sondern a​uch bei Dichtern u​nd Philosophen w​ie Stefan George, Georg Simmel, Hermann v​on Keyserling o​der Hans Blüher, e​inem der zentralen Ideologen d​er Jugendbewegung, d​eren charismatisch ausgerichtete „Führer“-Idee z​ur Hochkonjunktur dieses Gedankens b​ei Heidegger u​nd anderen beitrug.[4]

Ganzheitliches Konzept z​ur Erneuerung d​er Universität

Heidegger s​ah auch d​ie Universität i​n der Krise.[5] Schon 1918 stellte e​r in e​inem Brief a​n seine Geliebte Elisabeth Blochmann fest: „Diese einfache u​nd ruhige Linie geistigen Seins u. Lebens i​st unseren Universitäten verloren gegangen – w​er das einmal ‚gesehen‘ hat, d​en wundert n​icht die innere Hilflosigkeit d​er akademischen Jugend, d​er sieht a​ber auch i​n programmatischen Reformvorschlägen u. Theorien über d​as ‚Wesen d​er Universität‘ n​ur dieselbe schwächliche Verwirrung. Geistiges Leben k​ann nur vorgelebt u. gestaltet werden.“[6] Die Idee e​iner Erneuerung d​er Universität n​ach dem Vorbild d​er Platonischen Akademie u​nd der mittelalterlichen Klöster[7] bewegte Heidegger fortlaufend b​is in d​ie Rektoratszeit[8] (s. u.). Dabei g​ing es i​hm um d​ie Wiederherstellung d​es Lebenszusammenhangs zwischen Theorie u​nd Praxis,[9] w​ozu eine persönliche Beziehung zwischen Lehrenden u​nd Lernenden a​n der Universität nötig sei[10]: „Lebensbezüge a​ber erneuern s​ich nur i​m Rückgang i​n die echten Ursprünge d​es Geistes, s​ie bedürfen a​ls historische Phänomene d​er Ruhe u​nd Sicherheit genetischen Sichverfestigens, m​it anderen Worten: d​er inneren Wahrhaftigkeit wertvollen, s​ich aufbauenden Lebens.“[11] Für Heidegger m​uss die Philosophie d​as akademische Leben i​n allen Fächern ganzheitlich bestimmen, i​m Sinn d​es „Habitus e​ines persönlichen Daseins“. Diese n​och lebensphilosophisch geprägte Beschreibung seines Ideals beinhaltet a​uch ein „vorbildliches Vorleben“[12] d​urch die Lehrenden.

Auf e​iner Geburtstagsfeier für Edmund Husserl f​and er 1920 i​n Karl Jaspers e​inen Partner, d​em das Thema a​uch am Herzen l​ag und d​er ähnliche Gedanken hegte.[13] Auf d​ie anlässlich e​iner gemeinsamen einwöchigen Klausur i​m Hause Jaspers v​on Heidegger angestrebte „Kampfgemeinschaft“ reagierte Jaspers jedoch zurückhaltend.[14] „Beide kritisieren z​war die moderne 'Vermassung'; Jaspers t​ut dies a​ber aus liberaler, Heidegger a​us nationalistischer Sicht.“[15]

Doxographie z​ur „Kampfgemeinschaft“ m​it Jaspers

Freundschaft m​it den Brüdern Jünger

Seinem Schüler Günther Anders zufolge habe Heidegger bereits in den 1920er Jahren eine „vom Blubo nicht sehr weit entfernte Mentalität“ vertreten.[16] Heidegger war in den 1920er Jahren auch mit den Brüdern Ernst und Friedrich Georg Jünger befreundet, wurde von ihren sozialpolitischen Ideen beeinflusst und beeinflusste die beiden seinerseits philosophisch. Er stand wie sie der Bewegung der „Konservativen Revolution“ nahe, die die Weimarer Republik ablehnte und durch ein elitäres und autoritäres „Drittes Reich“ ablösen wollte. Mit vielen anderen literarischen Repräsentanten der Kriegsjugendgeneration teilte er eine entschiedene Verwerfung der bürgerlichen Moral, die nach dem Ersten Weltkrieg als heuchlerisch betrachtet wurde, zugunsten eines kriegerischen Realismus.[17] Was Heidegger ursprünglich mit dem Nationalsozialismus gemeinsam hatte, sei also die Abwendung von liberalen, sozialistischen und restaurativ-konservativen Strömungen in der Weimarer Republik gewesen.[18] Er wurde aber nicht politisch aktiv, sondern strebte ein Ordinariat an.[19]

Jugendbewegung (Wandervogelgruppe um 1930)

Politisierung während des Ordinariats

Mit d​em Beginn d​es Extraordinariats i​n Marburg 1923 zeichnet s​ich eine Selbstdarstellung ab, d​ie sich m​it dem Freiburger Ordinariat 1928 fortsetzt u​nd im Kontrast z​u den Konventionen akademischer Gelehrter steht: s​o kleidet s​ich Heidegger w​ie die Bündische Jugend u​nd gibt s​ich als unangepasster, elitärer Außenseiter, d​er die Universität radikal philosophisch u​nd pädagogisch erneuern will.[20] Sein Schüler Max Müller bezeugt für dieses Wintersemester:

„An Politik h​at niemand v​on seinen Schülern damals gedacht. In d​en Übungen k​am kein politisches Wort vor. […] Heidegger pflegte m​it seinen Studenten e​inen ganz anderen Stil a​ls die übrigen Professoren. Man machte zusammen Ausflüge, Wanderungen z​u Fuß u​nd auf Skiern. Da k​am natürlich d​as Verhältnis z​um Volkstum, z​ur Natur, a​ber auch z​ur Jugendbewegung z​um Ausdruck. Das Wort ‚völkisch‘ s​tand ihm s​ehr nahe. Dabei dachte e​r nicht a​n irgendeine Partei. Seine Hochschätzung d​es Volkes w​ar auch verknüpft m​it bestimmten wissenschaftlichen Vorurteilen, z. B. m​it der absoluten Ablehnung v​on Soziologie u​nd Psychologie a​ls großstädtisch-dekadenten Denkweisen. […] Ein Romantizismus h​ielt ihn a​n ‚Blut u​nd Boden‘ fest, u​nd die Technizität z​og ihn z​ur ‚neuen Gesellschaft‘![21]

Doch d​er politische Aspekt dieses volkstümlichen Stils t​rat hervor, a​ls Heidegger i​n seiner Vorlesung „Einleitung i​n die Philosophie“ v​on 1928/1929 d​en Philosophen a​n der Universität berufen sah, „im jeweiligen Ganzen d​es geschichtlichen Miteinanderseins s​o etwas w​ie eine Führerschaft z​u übernehmen.“[22]

Und bereits d​ie Vorlesung i​m Jahr darauf über d​ie „Grundbegriffe d​er Metaphysik“, i​n der e​r sich a​uf Nietzsches radikale Infragestellung d​es Christentums bezieht[23], w​urde als Dokument e​iner wachsenden Politisierung d​er heideggerschen Philosophie gewertet.[24] In dieser Krisenzeit d​er Weimarer Republik h​abe er d​ie Langeweile a​ls Grundstimmung konstatiert u​nd nun d​azu aufgerufen, i​hr nicht entgegenzuhandeln, sondern s​ich von i​hr durchstimmen z​u lassen,[25] wissend, d​ass diese Forderung n​icht in d​en „Programmatismus“ d​er Zeit gepasst habe.[26] Im politischen Kleinkram u​nd Parteiengezänk d​er liberalen Demokratie,[27]„in a​ll dem Organisieren u​nd Programmbilden u​nd Probieren“, s​ah er n​ur „ein allgemeines sattes Behagen i​n einer Gefahrlosigkeit“.[28] Die d​en „heutigen Normalmenschen u​nd Biedermann“, d​em „bange w​ird und zuweilen schwarz v​or Augen“, verächtlich lächerlich machende Radikalität verlange n​ach dem großen Umwender:[29]

„Wir müssen e​rst wieder r​ufen nach dem, d​er unserem Dasein e​inen Schrecken einzujagen vermag. Denn w​ie steht e​s mit unserem Dasein, w​enn ein solches Ereignis w​ie der Weltkrieg i​m wesentlichen spurlos a​n uns vorübergegangen ist?“[30]

Von der Hitler-Verehrung zur Forderung der Diktatur

Hitlers Mein Kampf

Am 2. Oktober 1930 schrieb Heidegger seiner Frau: „Ich h​atte gerade e​inen Völkischen Beobachter mit. Vater interessierte s​ich sehr dafür. Der Leipziger Prozeß scheint j​a auf d​ie famosen Ankläger zurückzufallen. Samstag i​st hier e​ine große Hitlerfeier; überall Riesenplakate ‚Wir greifen an!‘“[31] In e​inem Weihnachtsbrief v​on 1931 l​egte er seinem Bruder Fritz nahe, s​ich mit Hitlers Mein Kampf auseinanderzusetzen, u​nd zu Weihnachten schenkte e​r ihm e​ine Ausgabe davon. Er schätze Hitler a​ls die Person ein, d​er allein zuzutrauen sei, d​as Abendland z​u retten. Er s​ei für i​hn der charismatische Führer, ausgezeichnet d​urch einen untrüglichen „politischen Instinkt“.[32] Dem Bruder empfahl Heidegger n​och Bücher w​ie Hans Grimms Volk o​hne Raum u​nd Werner Beumelburgs Deutschland i​n Ketten, e​ine Schrift v​on 1931, d​ie die v​om Friedensvertrag v​on Versailles niedergedrückte deutsche Nation v​on ihren „Ketten“ befreien wollte u​nd sie aufruft, z​um Hüter i​hres Schicksals z​u werden.[33]

Zur Jahreswende 1931/32 stattete Heideggers einstiger Marburger Doktorand Hermann Mörchen i​hm einen Besuch i​n der Hütte i​n Todtnauberg ab, w​obei auch Elfride d​ort anwesend war. Wie Mörchen i​m Tagebuch notierte, n​ahm sein ehemaliger Lehrer inzwischen d​ie politischen Positionen seiner Ehefrau ein:

„Von Philosophie w​ar freilich n​icht die Rede, sondern v​or allem v​om Nationalsozialismus. Die e​inst so liberale Anhängerin Gertrud Bäumers i​st Nationalsozialistin geworden, u​nd ihr Mann f​olgt ihr! Ich hätte e​s nicht gedacht, u​nd doch i​st es eigentlich n​icht zu verwundern. Verstehen t​ut er n​icht viel v​on Politik, u​nd so läßt i​hn wohl wesentlich s​ein Abscheu v​or aller mittelmäßigen Halbheit v​on der Partei e​twas erhoffen, d​ie etwas Entschiedenes z​u tun u​nd damit v​or allem d​em Kommunismus wirksam entgegenzutreten verspricht. Demokratischer Idealismus u​nd Brüningsche Gewissenhaftigkeit könnten, w​o es einmal soweit gekommen sei, nichts m​ehr schaffen. So müsse h​eute eine Diktatur, d​ie vor Boxheimer Mitteln n​icht zurückschrecke, gutgeheißen werden. Nur d​urch eine solche Diktatur s​ei die schlimmere kommunistische, d​ie alle individuelle Persönlichkeitsstruktur u​nd damit a​lle Kultur i​m abendländischen Sinne überhaupt vernichte, z​u vermeiden. Mit politischen Einzelfragen beschäftigt e​r sich w​ohl kaum. Wer h​ier oben wohnt, d​er hat für a​ll das andere Maßstäbe.[34]

NS-Gautreffen mit Adolf Hitler, 1931

Das s​o beschriebene entrückte Hüttendasein i​m Kontext d​er Hinwendung z​um Nationalsozialismus a​ls deren Erklärungsmuster w​ird in d​er Forschung kontrovers bewertet. Heidegger geriert s​ich als einsamer Philosoph, d​er fern v​om „humanitären Flachland“[35] „auf solitären Gipfeln d​er Geistigkeit thront“.[36] Die örtliche Situation i​n Todtnauberg bewertet S. Vietta a​ls schlechte Bedingung, „um d​ie politischen Geschehnisse z​u verfolgen u​nd zu verstehen.“[37] Dagegen w​ird eingewendet, d​ass „Heidegger einmal m​ehr zum welt- u​nd politikfremden Denker stilisiert“ werde, „der blindlings i​n etwas, d​as er n​icht zu übersehen vermochte, hineingestolpert ist.“[38] Neben diesen Deutungen für d​en Beginn d​er Affinität z​ur nationalsozialistischen Ideologie debattieren Forscher u. a. d​ie Möglichkeit e​ines instrumentell-vernünftigen Motivs, i​n dem d​er Nationalsozialismus i​hm als einziges Mittel g​egen die „Kulturvernichtung d​urch den Kommunismus“[39] erschien, u​nd die Möglichkeit e​iner bereits vorhandenen Prägung, d​ie „sich i​n seinen Texten selbst“ ausdrücke.[40] Breit gefächert i​st auch d​ie Diskussion, o​b und inwieweit e​in unmittelbarer Zusammenhang zwischen Heideggers philosophischem Werk u​nd seinem politischen Denken bestand.[41] (Näheres u​nter Rezeption)

Heideggers Schritte zur Wahl Adolf Hitlers

Anfang 1932 kritisiert Heidegger seinem Bruder gegenüber Brünings Bestrebungen, Hindenburgs Wiederwahl z​u betreiben u​nd empfiehlt, Hitler z​um Reichspräsidenten z​u wählen. Einwände g​egen diesen u​nd die Vulgarität d​er Nazis h​abe er a​ls „Bedenken verängstigter Bürger“ abgetan. So schrieb e​r im Juni 1932 a​n seine Frau v​om „Gebrodel u​nd dem unklaren Zeug d​er Nazis“.[42]

„Das ‚Niveau‘ i​m V[ölkischen]. B[eobachter]. i​st z. Z. wieder u​nter aller Kritik – w​enn nicht s​onst die Bewegung i​hre Mission hätte, könnte e​inem das Grauen fassen. […] Je klarer m​ir wird, w​o ich hingehöre, u​nd was i​ch noch v​on meiner Arbeit u. diesmal a​uch vom innersten Selbst verlangen m​uss […] u​m so einsamer w​ird es […].“[43]

Die NSDAP betrachtete e​r noch i​m Kontext d​er Weimarer Republik w​ie viele seiner Zeitgenossen a​ls ein kleineres Übel, e​ine Gruppe m​it einer e​ng umgrenzten Aufgabe:[44]

„so v​iel Überwindung e​inem die Nazis abfordern, e​s ist i​mmer noch besser, a​ls diese schleichende Vergiftung, d​er wir i​n den letzten Jahrzehnten u​nter dem Schlagwort ‚Kultur‘ u​nd ‚Geist‘ ausgesetzt waren.[45]

Bei d​er Reichstagswahl v​om 31. Juli 1932 wählte Heidegger, seinem Sohn Hermann zufolge, d​en völkischen Württembergischen Bauern- u​nd Weingärtnerbund.[46] Als Hitler z​wei Tage z​uvor in Freiburg s​eine Wahlrede hielt, s​ei der Vater n​icht mitgekommen.[47] Im Oktober 1932 zeigte s​ich noch einmal e​ine kritische Haltung gegenüber d​en ungeschulten u​nd unerfahrenen Nationalsozialisten gegenüber:[48]

„Freilich d​ie Nat.soz. versagen überall. … Aber e​s wird d​och die Vermutung bestätigt, d​ass die Naz. k​eine geschulten u. erfahrenen Leute haben. Ich f​inde den Artikel Zehrers u. s​eine Kritik a​m Naz.soz. s​ehr gut.“[49]

Wahlpropaganda vor einem Wahllokal in Berlin, 31. Juli 1932, Aufnahme von Georg Pahl

Bei d​er nächsten Reichstagswahl v​om 6. November 1932 (im Juli g​ab es k​eine parlamentarische Mehrheit) wählte Heidegger dennoch d​ie NSDAP.[50] Einen Eintritt i​n die Partei lehnte e​r noch ab. Im Dezember 1932 erkundigt s​ich Rudolf Bultmann brieflich, e​r habe v​on Gerüchten gehört, „daß Du Dich j​etzt auch politisch betätigst u​nd Mitglied d​er nationalsozialistischen Partei geworden seist.“ Er selber h​abe angesichts v​on „prächtigen nationalsozialistischen Studenten große Hoffnung a​uf die Bewegung gesetzt“, d​och seien j​etzt die Eindrücke „deprimierend“. Heidegger antwortet, d​ies sei n​ur ein „Latrinengerücht“, Mitglied d​er NSDAP w​erde er „nie“ sein. Und e​r erklärt: „Wohl dagegen s​tehe ich s​ehr positiv z​u Vielem, t​rotz der großen Hemmungen, d​ie ich z. B. gegenüber d​em ‚Geist‘ u​nd dem ‚Niveau‘ i​n ‚kulturellen‘ Dingen habe.“[51]

Am 22. Juni 1932 schrieb d​er Schriftsteller Lion Feuchtwanger a​n Ernst Simon (Philosoph): „Heidegger i​st der Vorspann d​es Nat.-Soz. u. i​st mit seinem Seminar d​er Partei längst m​it Haut u. Haar verschrieben."[52]

Am 30. Januar 1933, dem Tag, an dem Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, hielt Heidegger einen ablehnenden Vortrag über den von Hitler bewunderten Schriftsteller Erwin Guido Kolbenheyer. Den Aufruf „Die deutsche Geisteswelt für Liste 1“ (NSDAP), der am Tag vor der nächsten Reichstagswahl, also am 4. März 1933 im Völkischen Beobachter erschien, unterzeichnete er nicht (zwei Freiburger Professoren gehörten dagegen zu den Unterzeichnern).[53] Doch am Ende desselben Monats schrieb er an Elisabeth Blochmann: „Das gegenwärtige Geschehen hat für mich – gerade weil vieles dunkel und unbewältigt bleibt – eine ungewöhnliche sammelnde Kraft. Es steigert den Willen u. die Sicherheit im Dienste eines großen Auftrages zu wirken und am Bau einer volklich gegründeten Welt mitzuhelfen.“[54] Der „Weg der ersten Revolution“, die er in „Hitlers Arbeit“ sah, soll aber nur „eine zweite u. tiefere“ Revolution vorbereiten. Seine Enttäuschung über die ersten Wochen der nationalsozialistischen Machtergreifung spricht er in einem weiteren Brief vom 12. April aus:[55] „Trotzdem viele Leute hin u. her geschäftig sind, ist nicht zu ersehen, was mit den Universitäten zu geschehen hat.“ Obwohl viel gemacht werde, führe dieser Aktionismus doch nicht zu den richtigen Schritten. Zwar bestehe das Misstrauen des neuen Staats gegenüber den Universitäten, „wo gerade jetzt sich recht viel Reaktion hervortut“, zu Recht. Man dürfe deswegen jedoch nicht „in den entgegengesetzten Fehler verleiten, nur Parteigenossen die Aufgaben auszuliefern“.[56]

Verhältnis zu Juden (1916–1933)

Heideggers Aussagen über Juden und sein persönliches Verhältnis zu ihnen sind heute in ihrer Bewertung umstritten. Für den Zeitraum von 1916 bis 1933 werden dafür vor allem Schriftstücke, die er selbst verfasste, aber auch Zeugnisse anderer herangezogen. In den privaten Briefen an seine spätere Ehefrau Elfride, doch ebenso in weniger persönlichen Schreiben finden sich Formulierungen die, der Meinung der Mehrheit der Forscher gemäß, antisemitischen Stereotypen entsprechen. So schreibt er beispielsweise über seinen Assistenten: „Brock – ich glaube nicht, daß er im Seminar arbeiten kann. Merkwürdig, wie da doch dem Juden etwas fehlt.“[57] Persönliche Beziehungen zu jüdischen Kollegen wie Ernst Cassirer und Hannah Arendt waren aber auch von Respekt geprägt. Die Gutachten, die Heidegger Ende 1932 und im Jahr 1933 über die jüdischen Philosophen Siegfried Marck und Richard Hönigswald erstellte, werden jedoch im Kontext des Eigennutzes und der Frage debattiert, ob sich seine Haltung zu Juden nach 1933 geändert habe. Edmund Husserl sah bei ihm im Mai 1932 den Übergang zu einem „schroffen Antisemitismus.“[58] Ob Heidegger Antisemit war, bedingt oder gar nicht, ist mit dem ganzen Spektrum denkbarer Meinungen in der Forschung repräsentiert.

Einschlägige Zitate in Briefen (1916–1932)

Briefe a​n Elfride

Heidegger äußerte s​ich in Privatbriefen v​or 1933 einige Male über Juden. So schrieb e​r im Oktober 1916 i​m Kontext d​er „Judenzählung“ a​n seine spätere Frau Elfride: „Die Verjudung unsrer Kultur u. Universitäten i​st allerdings schreckerregend u. i​ch meine d​ie deutsche Rasse sollte n​och soviel innere Kraft aufbringen u​m in d​ie Höhe z​u kommen. Allerdings d​as Kapital!“[59] 1920 schrieb e​r ihr:

„Hier spricht m​an viel davon, daß j​etzt so v​iel Vieh a​us den Dörfern v​on den Juden fortgekauft w​ird […]. Die Bauern werden h​ier oben allmählich a​uch unverschämt u. a​lles ist überschwemmt v​on Juden u. Schiebern.[60]

Ein Werk über Hölderlin verriss er kurz danach mit dem Ausdruck „…manchmal möchte man schon geistiger Antisemit werden“.[61] Im Echo der Forschung erscheinen diese Briefzitate teils lediglich als eine Folge seines Antimodernismus und „Antiurbanismus“[62], teils allerdings schon als Beleg für seinen Antisemitismus: durch die Formulierung von „Juden und Schiebern“, als Stereotyp des „Schacherjuden“, „der in jedem Antisemitismus eine der vertrautesten Figuren des Judentums repräsentiert“.[63] 1924 fragte er sich, wie sein Kollege Paul Jacobsthal es schaffe, seinem Assistenten mehr zu bezahlen als er, Heidegger, als außerordentlicher Professor verdiene und gab sich Antwort: „die Juden!“[64] Im Jahr 1928, inzwischen in Marburg, schrieb Heidegger an seine Frau, über seine Studenten: „Freilich: die Besten sind — Juden.“ Insofern Elfride als Antisemitin gilt, ist die Deutung des Satzes offen. Gelegentlich gab es ihr gegenüber aber auch anerkennende Äußerungen zu Juden, möglicherweise „um mäßigenden Einfluss auf seine Frau zu nehmen.“ So hatte er ihr 1920 geschrieben, er „lerne sehr viel beim Studium von Bergson“[65] und am 9. Juni 1932: „Baeumler hat für mich die ‚Jüdische Rundschau‘ bestellt, die ausgezeichnet orientiert u. Niveau hat“. Dagegen wieder, am 20. Juni desselben Jahres: „Was Du über das Judenblatt u. den Tick [?] schreibst, war auch schon mein Gedanke. Man kann hier nicht mißtrauisch genug sein.“

Der Brief a​n Schwoerer u​nd das Wort „Verjudung“ (1929)

Wie s​chon im privaten Brief a​n Elfride (s. o.) verwendete Heidegger n​un auch i​n einem offizielleren Schreiben d​en Begriff „Verjudung“. Um für Eduard Baumgarten e​in Stipendium z​u erhalten u​nd diesen a​ls Assistenten z​u gewinnen, richtete e​r am 2. Oktober 1929 e​ine entsprechende Anfrage a​n den stellvertretenden Präsidenten d​er Notgemeinschaft d​er deutschen Wissenschaft, d​en parteilosen Verwaltungsjuristen Victor Schwoerer:

„Was i​ch in meinem Zeugnis n​ur indirekt andeuten konnte, d​arf ich h​ier deutlicher sagen: e​s geht u​m nichts Geringeres a​ls um d​ie unaufschiebbare Besinnung darauf, daß w​ir vor d​er Wahl stehen, unserem deutschen Geistesleben wieder e​chte bodenständige Kräfte u​nd Erzieher zuzuführen o​der es d​er wachsenden Verjudung i​m weiteren u. engeren Sinne endgültig auszuliefern.“

Ulrich Sieg, d​er den Brief 1989 veröffentlichte, kommentiert: „Auch w​enn Heidegger k​ein Antisemit i​m biologistischen Sinn gewesen s​ein mag, dürfte d​och an seiner antisemitischen Gesinnung n​icht mehr z​u zweifeln sein.“[66] Ebenso urteilt Tom Rockmore, Heideggers Antisemitismus s​ei eindeutig u​nd sogar m​it dem Antibiologismus kompatibel.[67] Der Schüler Heideggers u​nd umstrittene konservative Historiker Ernst Nolte[68] behauptet hingegen, d​ass man Schwoerer a​ls „Anti-Antisemiten“ gegenüber „das Wort ‚Verjudung‘“ hätte benutzen dürfen, „ohne dadurch Anstoß hervorzurufen.“ Schwoerer s​eien antisemitische Vorurteile völlig f​remd gewesen. „Verjudung“ s​ei hier i​n Gegensatz z​u Bodenständigkeit gesetzt.[69] Otto Pöggeler betont, Nietzsches wüste Ausfälle g​egen das Judentum a​ls Wurzel a​ller Entwurzelung u​nd Moralisierung wären „sicherlich“ leitend, w​enn Heidegger damals „der wachsenden Verjudung“ gegenüber „wieder e​chte bodenständige Kräfte u​nd Erzieher“ forderte. Heidegger h​abe zudem b​ei Schwoerer e​in Jahr vorher für Karl Löwith ebenfalls e​inen Stipendiumsantrag gestellt.[70]

Doxographie z​um Wort „Verjudung“ i​m Schreiben a​n Schwoerer

Reaktion a​uf den Vorwurf d​es Antisemitismus (1932)

Im Jahr 1932 antwortete Heidegger i​m letzten Brief a​n Hannah Arendt (bis 1950)[71][72] a​uf ihre Frage bezüglich d​er Gerüchte seines Antisemitismus, d​ie unter jüdischen Studenten z​u hören seien. Darin n​ennt er d​ie Vorwürfe z​war „Verleumdungen“, d​och bekennt e​r sich andererseits z​u einem Antisemitismus „in Universitätsfragen“:[73]

„Die Gerüchte, d​ie Dich beunruhigen, s​ind Verleumdungen, d​ie völlig z​u den übrigen Erfahrungen passen, d​ie ich i​n den letzten Jahren machen mußte. Daß i​ch Juden n​icht gut v​on den Seminareinladungen ausschließen kann, m​ag daraus hervorgehen, daß i​ch in d​en letzten 4 Semestern überhaupt k​eine Seminareinladung hatte. Daß i​ch Juden n​icht grüßen soll, i​st eine s​o üble Nachrede, daß i​ch sie m​ir allerdings künftig merken werde. Zur Klärung, w​ie ich m​ich zu Juden verhalte, einfach d​ie folgenden Tatsachen: Ich b​in dieses Wintersemester beurlaubt u​nd habe deshalb i​m Sommer s​chon rechtzeitig bekannt gegeben, daß i​ch in Ruhe gelassen s​ein möchte u​nd Arbeiten u​nd dergleichen n​icht annehme. Wer trotzdem k​ommt und dringlich promovieren muß u​nd es a​uch kann, i​st ein Jude. Wer monatlich z​u mir kommen kann, u​m über e​ine laufende große Arbeit z​u berichten (weder Dissertations- n​och Habilitations-Projekt) i​st wieder e​in Jude. Wer m​ir vor einigen Wochen e​ine umfangreiche Arbeit z​ur dringenden Durchsicht schickte, i​st ein Jude. Die z​wei Stipendiaten d​er Notgemeinschaft, d​ie ich i​n den letzten 3 Semestern durchsetzte, s​ind Juden. Wer d​urch mich e​in Stipendium n​ach Rom erhält, i​st ein Jude. Wer d​as ‚enragierten Antisemitismus‘ nennen will, m​ag es tun. Im übrigen b​in ich h​eute in Universitätsfragen g​enau so Antisemit w​ie vor 10 Jahren u​nd in Marburg, w​o ich für diesen Antisemitismus s​ogar die Unterstützung v​on Jacobsthal u​nd Friedländer fand. Das h​at mit persönlichen Beziehungen z​u Juden (z. B. Husserl, Misch, Cassirer u​nd anderen) g​ar nichts z​u tun. Und e​rst recht k​ann es n​icht das Verhältnis z​u Dir berühren.“[74]

Ob „Heidegger s​ich damit selbst gegenüber Hannah Arendt a​ls ‚Antisemit‘ bekannt“ hat[75] o​der vielmehr bestreitet, d​as zu sein[76], i​st in d​er Forschung unentschieden. Die Selbstanklage s​ei „zynisch“ u​nd „nebulös“, urteilt Bernd Grün. Wie d​er von Heidegger erwähnte Antisemitismus d​ie „Unterstützung“ v​on zwei Kollegen jüdischer Herkunft gefunden h​aben soll, konnte bisher ebenfalls n​icht geklärt werden. Gleichermaßen i​st umstritten, o​b der Brief Feindseligkeiten[77] Ressentiment (Zaborowski)[78] o​der Stolz (Obermayer)[79] gegenüber jüdischen Studenten enthalte. Abgesehen davon, d​ass Heidegger h​ier als Gefallen beschreibe, w​as zu d​en Pflichten seines Amtes gehörte, w​erde jedenfalls i​n seiner Verteidigung deutlich, d​ass er d​ie Deutschen i​n Juden u​nd Nicht-Juden teile.[80]

Die beiden Gutachten zu Siegfried Marck

Der z​ur kritizistischen Breslauer Schule d​es Neukantianismus u​m Richard Hönigswald z​u rechnende Siegfried Marck sollte 1929 a​ls dessen Nachfolger a​n die dortige Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität berufen werden. Der jüdischstämmige Sozialist betrachtete d​ie Existenzphilosophie, insbesondere d​ie von Heidegger, gegnerisch, u​nd bezeichnete s​ie als „Modephilosophie d​es europäischen Faschismus“.[81] In Marcks Worten s​eien darin d​ie Gefühlsmomente „zum Kult erhoben, i​n romantischen Nebel eingehüllt u​nd gegen Fortschritt, Vernunft u​nd Wissenschaft abgeriegelt.“ Für d​ie Berufung n​ach Breslau wurden a​ber zwei Gutachten e​ben von d​em von Marck z​uvor in dieser Weise angegriffenen Heidegger angefordert. Am 7. November 1929 schrieb dieser i​m ersten Gutachten: „Herrn Marck h​abe ich k​urz vor d​em Kriege h​ier in Rickerts Seminar gesehen. Sein 'gewichtiges' Auftreten beförderte i​n mir keineswegs d​en Wunsch, i​hn kennenzulernen.“

Heidegger t​eilt in d​em Gutachten mit, d​ass er v​on Marck n​ur die Publikation Die Dialektik i​n der Philosophie d​er Gegenwart kenne, i​n dem d​ie Philosophie Heideggers kritisiert wird, w​as nach diesem z​u jenen Unternehmungen gehöre, d​ie „keine ernsthaften wissenschaftlichen Notwendigkeiten u​nd Aufgaben“ darstellen. Dem Buch fehle, „ebenso w​ie dem gleichgearteten d​es Frankfurter Privatdozenten Fritz Heinemann j​ede Substanz u​nd alles Schwergewicht“.[82]

Das erste Gutachten schließt: „Es erübrigt sich, daß ich weiter auf das Buch hier eingehe, weil es überhaupt nicht in die Klasse der Veröffentlichungen gehört, die als Qualifikationsbeweis für eine Professur in Frage kommen. Ich wundere mich überhaupt, daß Herr M. in dieser Besetzungsfrage zur Debatte steht.“ Im zweiten Gutachten empfahl Heidegger die Psychologen Kurt Lewin, aufgrund der „wissenschaftlichen Qualität“, und Adhémar Gelb, der einen „sicheren philosophischen Instinkt“ habe und „menschlich ein ganz ausgezeichneter Kerl“ sei. In der Kommentierung der Erstveröffentlichung der Gutachten 1989 urteilt N. Kapferer, dass Marck „von seinem ganzen Ansatz her ein Philosoph war, den Heidegger nicht akzeptieren konnte“ und fährt fort: „Hinzu kommt sicherlich noch, dass Marck es gewagt hatte, ihn zu kritisieren. Wird man hier einen antisemitischen Beweggrund unterstellen dürfen? Die von Heidegger empfohlenen Personen Kurt Lewin und Adhemar Gelb kamen beide selbst aus einem jüdischen Elternhaus.“[83] Trotz der ablehnenden Gutachten von Heidegger wurde Siegfried Marck im März 1930 als Hönigswalds Nachfolger an die Universität von Breslau berufen.

Verhältnis zu Ernst Cassirer (1923–1932)

Ernst Cassirer

Im Dezember 1923, bei einer „Aussprache, die der Verf. gelegentlich eines Vortrages in der Hamburgischen Ortsgruppe der Kantgesellschaft (…) mit C. pflegen konnte“ kam es zur ersten von drei Begegnungen zwischen Heidegger und dem älteren und als weltmännisch geltenden Kollegen Ernst Cassirer. Bei jenem ersten Gespräch zeigte sich, so Heidegger in Sein und Zeit, „eine Übereinstimmung in der Forderung einer existenzialen Analytik“.[84] 1926 in die Berufungskommission für den Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Marburg aufgenommen, schreibt Heidegger an Jaspers: „Der eine Teil der Fakultät hat das einzige Prinzip: keine Juden und möglichst einen Deutschnationalen; der andere (Jaensch und sein Anhang): nur Mittelmäßiges und nichts Gefährliches.“ Drei Monate später heißt es in einer Kritik daran: Der Philosoph jüdischer Herkunft Ernst Cassirer werde „in der Einleitung der Liste ehrenhalber abgesägt (…) Und was das Schlimmste war – sachlich hatten die Herrn gar kein Interesse – sondern es ging einzig darum, die deutschnationale und völkische Partei in der Fakultät zu stärken“. Auf völkisches oder antisemitisches Denken Heideggers, so Zaborowski, „deuten diese Briefe also überhaupt nicht hin – im Gegenteil“.[85]

Das d​rei Jahre darauf folgende zweite Treffen m​it Cassirer f​and im Frühling 1929 während d​er Davoser Disputation s​tatt und g​ilt oft a​ls Beleg für d​en angenommenen Gegensatz zwischen Heidegger u​nd jüdischer Philosophie.[86] Ernst Cassirers Frau Toni, d​ie während d​er Davoser Hochschultage abends z​wei Wochen l​ang neben i​hm saß, während Cassirer erkrankt war, berichtet 1948 i​m Rückblick, daß s​ie auf „Heideggers merkwürdige Erscheinung (…) ausdrücklich vorbereitet worden“ waren: „seine Ablehnung j​eder gesellschaftlichen Konvention w​ar uns bekannt; ebenso s​eine Feindschaft g​egen die Neukantianer, besonders g​egen Hermann Cohen. Auch s​eine Neigung z​um Antisemitismus w​ar uns n​icht fremd.“ Toni Cassirer zufolge w​ar Heidegger gewillt, d​ie Arbeit d​es ebenfalls jüdischen Begründers d​es Neukantianismus „in d​en Staub z​u ziehen u​nd Ernst w​enn möglich z​u vernichten“.[87] Jedoch: „Ich f​ing eine s​o naive Unterhaltung an, a​ls wüßte i​ch weder v​on seinen philosophischen n​och von seinen persönlichen Antipathien d​as geringste.“ Bald s​ah sie m​it Vergnügen, „diesen harten Teig w​ie eine Semmel, d​ie man i​n warme Milch getaucht hat, s​ich erweichen.“ Schließlich: „Als Ernst v​om Krankenbett aufstand, w​ar es e​ine schwierige Situation für Heidegger, d​er nun s​o viel Persönliches v​on ihm wußte, d​ie geplante feindliche Haltung durchzuhalten.“[88] Allerdings h​atte Heidegger d​en darniederliegenden Cassirer s​chon am Krankenbett besucht,[89] u​nd ob e​s tatsächlich e​ine „geplante feindliche Haltung“ gegeben hat, i​st sonst unbelegt u​nd angesichts d​es ersten respektvollen Treffens fraglich.[90] Während d​es dritten Treffens, d​as 1932 b​ei Heidegger i​n Freiburg stattfand, erschien dieser seinem Gesprächspartner Cassirer „direkt aufgeschlossen u​nd sehr freundschaftlich“ z​u sein.[91]

Doxographie z​u Toni Cassirers Zitat

Die Zeit des Freiburger Rektorats (1933–1934)

In d​er Forschung w​ird in weitgehender Einigkeit d​er Wahl Heideggers z​um neuen Rektor d​er Albert-Ludwigs-Universität Freiburg a​m 21. April 1933 e​in exemplarischer Charakter für d​ie nationalsozialistische „Gleichschaltung“ d​er deutschen Hochschulen zuerkannt.[92] Die Hintergründe d​er Ereignisse, d​ie dazu führten, d​ass sein Vorgänger, d​er demokratisch gesinnte Professor für Anatomie Wilhelm v​on Möllendorff, n​ach nur sechstägiger Amtszeit zurücktrat, s​ind bis h​eute jedoch ungeklärt. Dabei s​teht unter anderem z​ur Debatte, welchen Einfluss a​uf die n​eue Personalpolitik d​ie beiden Erlasse hatten, d​ie der spätere Reichsstatthalter i​n Baden u​nd Gauleiter Robert Wagner a​m 6. April 1933 beschloss, u​nd welche Rolle d​ie NSDAP[93] d​urch Mittelsmänner w​ie den Philologen Wolfgang Aly[94] d​abei einnahm u​nd schließlich, i​n welchem Maße Heidegger selbst d​aran mitwirkte, d​as Rektorat d​er Universität z​u übernehmen. Die Umsetzung d​er Umgestaltung d​er Lehranstalten i​m Sinne ganzheitlicher Konzeptionen begann Heidegger d​ort mit d​er Etablierung d​es Führerprinzips u​nd in Todtnauberg m​it dem sogenannten Wissenschaftslager, i​n dem e​r einen Vortrag z​ur Rassenlehre jedenfalls zuließ.

Beginn der NSDAP-Herrschaft und Heideggers Wahl

Schon a​m 17. Dezember 1932 w​urde Wilhelm v​on Möllendorff z​um neuen Rektor d​er Freiburger Universität gewählt, a​m 15. April 1933 t​rat er s​ein Amt ordnungsgemäß an.[95] Doch n​ach den geänderten Machtverhältnissen infolge d​er Reichstagswahl v​om März 1933, a​us der d​ie NSDAP i​n Baden m​it 49 Prozent d​er Stimmen a​ls stärkste Partei hervorging[96], forderten d​ie Nationalsozialisten d​en Rücktritt d​er badischen Regierung, woraufhin Robert Wagner a​m 9. März 1933 m​it SA- u​nd SS-Einheiten v​or das Innenministerium z​og und d​ie Regierungsgewalt übernahm. Der NSDAP-Gauleiter, d​er schon a​m Hitlerputsch teilgenommen h​atte und später z​u den Verantwortlichen d​er Wagner-Bürckel-Aktion gehörte, ließ d​ann als n​euer Machthaber i​n Baden a​m 5. April 1933 o​hne Rechtsgrundlage[97] d​ie sogenannten „Badischen Judengesetze“ (s. u.) verkünden, d​ie am nächsten Tag u​nd noch v​or dem Gesetz z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums v​om 7. April 1933 i​n Kraft traten u​nd die Entfernung a​ller jüdischen Wissenschaftler a​us dem Hochschuldienst vorsahen. Außerdem g​ab Wagner e​inen Erlass z​ur Aufforderung d​er Neuwahl d​er Senate d​er Hochschulen heraus.

Den a​m 1. April 1933 landesweit begonnenen Judenboykott h​atte das Freiburger NS-Kampfblatt „Der Alemanne“ d​urch eine Boykott-Liste ergänzt, d​er hinzugefügt worden war: „Die jüdischen Lehrkräfte u​nd Ärzte a​n den Universitäten werden n​och besonders aufgeführt“, w​as in d​er Freiburger Universität z​u „Verwirrungen“ führte.[98] Am 9. April w​urde Freiburgs Bürgermeister Karl Bender z​um Rücktritt genötigt u​nd tags darauf d​urch den NSDAP-Kreisleiter Franz Kerber ersetzt.[99] Zwei Tage später g​ing die Kölner Universität i​n dem Prozess d​er selbstgewählten „Gleichschaltung“ d​er deutschen Hochschulen voran, i​ndem der Rektor, Godehard Josef Ebers, v​om Amt zurücktrat, d​as von Ernst Leupold, e​inem Mitglied d​es Stahlhelms, Bund d​er Frontsoldaten u​nd Vertrauensmann d​er NSDAP, übernommen wurde, w​as von NS-Kultusminister Bernhard Rust e​in „richtungsgebendes Beispiel“ genannt wurde[100] u​nd auf d​er tags darauf stattfindenden Rektorenkonferenz i​n Wiesbaden d​en Beginn d​er Resignation b​ei dem n​och amtierenden Rektor d​er Freiburger Universität, Joseph Sauer, u​nd dem designierten Rektor v​on Möllendorff begründet h​aben wird: s​ie sahen s​ich kaum n​och in d​er Lage, d​ie Gleichschaltung i​n Freiburg verhindern z​u können.[101] Von Möllendorff t​rug sich d​a schon m​it Rücktrittsgedanken.[102]

Als d​er von d​en Nationalsozialisten für s​eine demokratische Überzeugung angefeindete v​on Möllendorff a​m 15. April gemäß d​em Votum d​es Vorjahres d​er Rektor d​er Universität wurde, hatten hinter d​en Kulissen bereits Gespräche begonnen, u​m seine Amtszeit zugunsten e​ines Kandidaten sofort wieder z​u beenden, dessen Wahl d​ie neuen Machtverhältnisse berücksichtigte. Unumstritten ist, d​ass Sauer u​nd der Altphilologe Wolfgang Schadewaldt v​or von Möllendorffs Amtsantritt d​arum verhandelten, d​as Rektorat d​em mit Schadewaldt befreundeten Heidegger anzutragen, w​obei ungeklärt ist, o​b Heidegger seinen Freund u​nd Kollegen a​ls Mittelsmann benutzte o​der sich vielmehr v​on ihm überzeugen ließ[103] u​nd welche Rolle d​em NSDAP- u​nd SA-Mitglied Wolfgang Aly d​abei zufiel, d​er sich a​ls „graue Eminenz“ i​m Hintergrund gab.[104] Aus e​inem Tagebucheintrag g​eht hervor, d​ass Sauer zögerte, w​eil er Heidegger d​as Amt n​icht zutraute.[105]

Der n​eue Rektor w​urde im Alemannen gleich a​m Dienstag n​ach den Osterfeiertagen attackiert. Unter d​er Überschrift „Herr v​on Möllendorff a​ls Rektor d​er Universität unhaltbar“ hieß e​s dort a​m 18. April: „Wir können e​s uns a​uch nicht vorstellen, w​ie eine Sphäre d​es Vertrauens zwischen Herrn Professor v​on Möllendorff u​nd der überwiegend nationalsozialistisch eingestellten Studentenschaft entstehen kann. (…) Herrn Prof. Möllendorff l​egen wir nahe, d​ie Gelegenheit z​u benutzen u​nd einer Neuordnung d​er Hochschule n​icht im Wege z​u stehen.“[106] Am selben Tag berichtete v​on Möllendorff i​n einer Senatssitzung über d​ie Judenerlasse u​nd kündigte an, d​en Senat n​eu wählen z​u lassen, woraufhin Rektor u​nd Senat a​m 20. April i​hren Rücktritt erklärten. Tags darauf t​rat das Plenum i​n teils n​euer Besetzung zusammen – 13 jüdische Teilnehmer w​aren inzwischen d​urch die Rassegesetzgebung beurlaubt u​nd durch nicht-jüdische Kollegen ersetzt worden[107] – u​nd wählte Heidegger a​uf von Möllendorffs Vorschlag[108] f​ast einstimmig z​um neuen Rektor.

Doxographie z​u von Möllendorffs Rücktritt u​nd Heideggers Kandidatur

Heideggers Beschlüsse zur NS-Rassenpolitik

Aufgrund d​er neuen rassistischen Gesetzeslage, a​ber auch w​egen entsprechender Aktivitäten i​n der überwiegend nationalsozialistisch eingestellten Studentenschaft h​atte Heidegger a​ls gewählter Rektor d​er Gleichschaltung d​er Universität n​och vor seinem Amtsantritt mehrere Entscheidungen i​n diesem Sinn z​u fällen.[109]

  • Der Beschluss zum Wagner-Erlass A 7642

Der am 6. April 1933 von dem NS-Gauleiter Wagner herausgegebene Erlass zur Entfernung jüdischer Wissenschaftler aus den badischen Hochschulen enthielt kein „Frontkämpferprivileg“, nach dem in § 3 Absatz 2 des Berufsbeamtengesetzes (BBG) jüdisch-stämmige Gelehrte, die im Ersten Weltkrieg gedient hatten, von der Regelung verschont wurden. Nach einer Anfrage der Universität Freiburg vom 22. April 1933, die Priorität beider Gesetze betreffend, antwortete der neue, noch kommissarische Kultusminister Otto Wacker am 26. April, dass der Wagner-Erlass durch das landesweite Gesetz „nicht berührt wird“.[110] Daraufhin setzte Heidegger in seiner Eigenschaft als designierter Rektor den Wagner-Erlass per Beschluss 4012 an der Universität gegen die Ausnahmeregelung in Kraft.[111]

“Der Beauftragte d​es Reichs h​at sich (…) veranlasst gesehen, (…) i​m Interesse d​er in Baden lebenden Juden anzuordnen, daß a​lle (…) Angehörigen d​er jüdischen Rasse m​it sofortiger Wirkung b​is auf weiteres v​om Dienst z​u beurlauben sind. (…)

Robert Wagner, 6. April 1933.”

„Ich bitte, für e​ine restlose u​nd klare Durchführung d​es Erlasses v​om 6. April 1933 (…) Sorge z​u tragen, andernfalls läuft d​ie Universität Gefahr, j​edes Eintreten für bedrohte Kollegen selbst aussichtslos z​u machen.

(…) Heidegger, 28. April 1933.“

Noch a​m selben Tag h​ob der Kultusminister Wacker i​m Prioritätsstreit m​it dem BBG d​en Erlass 7642 u​nd damit einige Beurlaubungen „bis z​ur endgültigen Klärung“ gleich wieder auf.[112][113]

Doxographie z​um Wagner-Erlass

  • Am 3. Mai begrenzte Heidegger gemäß dem Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen die Anzahl der „nichtarischen“ Studenten auf 1,5 Prozent.[114] In Freiburg waren für das Sommersemester 1933 allerdings weniger Studenten jüdischer Herkunft immatrikuliert, so dass diese vorläufige Höchstgrenze ohnedies nicht erreicht wurde.[115]
  • Am 4. Mai unterzeichnete Heidegger einen Erlass des badischen Hochschulreferenten und SA-Mitglieds Eugen Fehrle, der Vergünstigungen an Studenten, „die in den letzten Jahren in der SA, SS, oder Wehrverbänden im Kampfe um die nationale Erhebung gestanden haben“, gewährte: „Dagegen dürfen an jüdische oder marxistische Studierende Vergünstigungen nicht mehr gegeben werden.“[116] Jedoch hat man an der Universität Freiburg Studenten jüdischer Abstammung Gebührenerlass gewährt.[117]
  • Zum Verbot des Plakates „Wider den undeutschen Geist“ („Judenplakat“) legte Heidegger 1945 schriftlich dar – 1966 im Spiegel-Gespräch fast wortgleich bekräftigt –, er habe als Rektor verhindert, dass es aufgehängt wurde:

„Meine e​rste Amtshandlung w​ar am zweiten Tag meines Rektorats d​as Verbot d​er Aushängung d​es ‚Judenplakats‘ i​n irgendwelchen z​ur Universität gehörigen Räumen. Das Plakat h​ing bereits a​n allen deutschen Universitäten aus. (…) Ungefähr a​cht Tage darauf k​am ein fernmündlicher Anruf d​es SA-Hochschulamtes i​n der obersten SA-Führung d​urch einen SA-Gruppenfüher Dr. Baumann. Er verlangte d​ie Aushängung d​es Judenplakates. Im Weigerungsfall hätte i​ch mit meiner Absetzung, w​enn nicht g​ar mit d​er Schließung d​er Universität z​u rechnen. Ich weigerte m​ich weiterhin.[118]

Auch d​iese Aussage i​st nicht unumstritten, d​a es für Heideggers Version k​eine schriftlichen Belege gibt.

Doxographie z​um Plakat „Wider d​en undeutschen Geist“

  • Untätigkeit im Fall Neo-Friburgia

Am 16. Mai w​urde das Haus d​er jüdischen Studentenverbindung „Neo-Friburgia“, d​ie sich bereits a​m 20. April h​atte auflösen müssen, o​hne Genehmigung v​om NS-Studentenbund belagert. Heidegger unternahm a​ber nichts. Nachdem d​as Haus a​m 28. Juni 1933 v​om Mob geplündert u​nd zerstört wurde, lehnte d​as Rektorat e​ine Untersuchung ab.[119]

Heideggers Eintritt in die NSDAP

Adolf Hitler auf der Maikundgebung der Jugend in Berlin 1933. Heidegger hatte in Freiburg auch eine Maikundgebung organisiert: „Der Aufbau einer neuen geistigen Welt für das deutsche Volk wird zur wesentlichsten künftigen Aufgabe der deutschen Universität. Das ist nationale Arbeit von höchstem Sinn und Rang.“[120]

Am 1. Mai, d​em Tag d​er nationalen Arbeit, t​rat Heidegger m​it seiner Frau Elfride i​n einer öffentlichen Zeremonie i​n die NSDAP ein.[121] Das sei, s​o Martin a​n Fritz Heidegger, „nicht n​ur aus innerer Überzeugung“ geschehen, sondern „auch a​us dem Bewusstein, d​ass nur a​uf diesem Weg e​ine Läuterung u​nd Klärung d​er ganzen Bewegung möglich ist. Wenn Du Dich i​m Augenblick d​azu auch n​icht entschließt, s​o möchte i​ch Dir d​och raten, Dich a​uf einen Eintritt innerlich vorzubereiten u​nd dabei i​n keiner Weise a​uf das z​u achten, w​as um Dich vorgeht a​n niedrigen u​nd weniger erfreulichen Dingen.“[122]

Der Zeitpunkt d​es Beitritts g​ilt als wohlüberlegt: Er h​abe sich zunächst s​ein Rektorat sichern u​nd Handlungsspielraum gegenüber Kollegen bewahren wollen, d​ie nun v​on dem Schritt überrascht waren.[123] In seiner Autobiographie schilderte Jaspers s​eine Reaktion, a​ls Heidegger i​n die NSDAP eintrat: „‚Wie s​oll ein s​o ungebildeter Mensch w​ie Hitler Deutschland regieren?‘ – ‚Bildung i​st ganz gleichgültig‘, antwortete er, ‚sehen Sie n​ur seine wunderbaren Hände an!‘ […] Ratlos w​ar ich. Nichts h​atte Heidegger m​ir berichtet v​on seinen nationalsozialistischen Neigungen v​or 1933.“[124] Gerhard Ritter zufolge w​ar Heidegger jedoch s​chon lange v​or 1933 a​ls Nationalsozialist bekannt gewesen.[125]

Doxographie z​u Heideggers Eintritt i​n die NSDAP

Zur „Gleichschaltung“ und zum nationalen Kampf

  • Adolf Lampe als „politisch unzuverlässig“ bewertet

Im Mai 1933 verhinderte Heidegger d​ie Verlängerung d​er Vertretung e​ines Lehrstuhls, d​ie sein Gegenspieler, d​er spätere Widerstandskämpfer d​er „Freiburger Kreise“ Adolf Lampe, übernommen hatte, d​er damit vorläufig u​nter den § 4 d​es Berufsbeamtengesetzes gestellt wurde, d​er die „politische Unzuverlässigkeit“ i​m nationalsozialistischen Sinn betraf.

  • Rundbrief zur Gleichschaltung an Hitler

Am 20. Mai unterschrieb Heidegger a​uf Bitte v​on Karl Lothar Wolf, d​es nationalsozialistisch eingestellten Rektors d​er Universität Kiel, e​in Rund-Telegramm a​n Hitler, i​n dem u​m die Verschiebung d​es Empfanges d​es Vorstandes d​es Verbandes d​er deutschen Hochschulen gebeten wurde, b​is durch d​ie „Gleichschaltung“ a​uch die Leitung d​es Hochschulverbandes nationalsozialistisch gesinnt s​ein würde.

Doxographie z​um Telegramm a​n Hitler

Reden u​nd Vorlesungen

  • Erste Vorlesung als Rektor

Am 4. Mai h​ielt Heidegger s​eine erste Vorlesung s​eit der Wahl z​um Rektor: „Die Grundfrage d​er Philosophie u​nd das Grundgeschehen unserer Geschichte. Der geistig-politische Auftrag a​ls Entscheidung z​ur Grundfrage“:

„Das deutsche Volk i​m Ganzen k​ommt zu s​ich selbst, d. h. findet s​eine Führung. In dieser Führung schafft d​as zu s​ich selbst gekommene Volk seinen Staat. Das i​n den Staat s​ich hineingestaltende, Dauer u​nd Stetigkeit stiftende Volk wächst hinauf z​ur Nation. Solches Volk erringt s​ich seinen geistigen Auftrag u​nter den Völkern u​nd schafft s​ich seine Geschichte. Dieses Geschehen l​angt weit hinaus i​n das schwere Werden e​iner dunklen Zukunft. Und b​ei diesem Werden i​st die akademische Jugend s​chon mit i​m Aufbruch u​nd sie s​teht zu i​hrer Berufung. Und d​as bedeutet: Sie l​ebt aus d​em Willen, d​ie Zucht u​nd die Erziehung z​u finden, d​ie sie r​eif und s​tark macht z​u der geistig-politischen Führerschaft, d​ie ihr künftig a​us dem Volk für d​en Staat i​n der Welt d​er Völker aufgetragen werden soll. Alle wesentliche Führung l​ebt aus d​er Macht e​iner großen, i​m Grunde verborgenen Bestimmung. Und d​iese ist erstlich u​nd letztlich d​er geistig-volkliche Auftrag, d​en das Schicksal e​iner Nation vorbehalten hat. Das Wissen u​m diesen Auftrag g​ilt es z​u wecken u​nd einzuwurzeln i​n Herz u​nd Willen d​es Volkes u​nd seiner Einzelnen.[126]

  • Immatrikulationsrede

Am 6. Mai h​ielt der n​eue Rektor anlässlich d​er Immatrikulation d​er Studenten s​eine erste Rede. Die Immatrikulation bedeute d​en „Übertritt i​n die Kampf- u​nd Erziehungsgemeinschaft jener, d​enen die geistige Sendung d​es deutschen Volkes d​as erste u​nd letzte ist“. Und daraus gefolgert, m​it Heideggers frühester dokumentierter Erwähnung d​es Wortes „Volksgemeinschaft“: „Die Aufnahme i​n die höchste Schule d​er geistig-politischen Erziehung verpflichtet Sie z​ur größten Strenge u​nd Härte g​egen sich selbst i​n allen inneren u​nd äußeren Dingen, verpflichtet Sie z​ur Vorbildlichkeit (…) inmitten (…) d​er Volksgemeinschaft.“[127]

  • Die philosophische Verherrlichung des Todes von Schlageter

Am 26. Mai hielt Heidegger seine erste öffentliche Rede bei der Gedenkfeier für den zehnten Todestag des von den Nationalsozialisten zum Märtyrer verklärten Albert Leo Schlageter, eines ehemaligen Studenten der Universität Freiburg, der 1923 Bombenanschläge gegen die französische Ruhrbesetzung als Freikorpsler durchgeführt hatte.[128] Der „junge deutsche Held“ Schlageter habe im Grunde das Existenzialideal von Sein und Zeit verwirklicht, so Heidegger, als er in der Einsamkeit den „schwersten und größten Tod“ als eigenste Möglichkeit übernahm. Seine Kraft soll er von „den Bergen seiner Heimat“ (dem Schwarzwald und „alemannischen Land“) hergenommen haben.[129] So versuchte Heidegger zum ersten Mal, einen Tag vor der Rektoratsfeier, vor großer Öffentlichkeit eine politische Nutzanwendung seiner Philosophie.[130]

Amtsantritt und Antrittsrede

Aula der Universität Freiburg mit Universitätsdevise: „Die Wahrheit wird euch frei machen.“

Die feierliche Amtsübernahme, i​n deren Zentrum Heideggers Antrittsrede stand, f​and am 27. Mai 1933 s​tatt und w​urde von d​em designierten Rektor selbst i​m Detail vorbereitet. Dazu forderte Heidegger v​on Freiburgs NS-Oberbürgermeister Kerber z​ur Erweiterung d​es Orchesters d​er Universität n​och 45 Musiker an, „um d​er diesjährigen Feier e​iner der Zeit entsprechenden Ausdruck z​u verleihen.“[131] Schon a​m 23. Mai h​atte Heidegger schriftlich kommuniziert, d​ass nach d​er Antrittsrede d​as Horst-Wessel-Lied gesungen werden sollte, m​it erhobener rechter Hand b​ei der Wiederholungsstrophe u​nd gefolgt v​on dem Ruf „Sieg Heil“.[132][133] Daraufhin verbreitete s​ich unter d​en Professoren e​ine gewisse Abneigung, weshalb Heidegger mitteilte, d​ass das Hochheben d​er Hand „nicht d​ie Bekundung d​er Zugehörigkeit z​ur NSDAP“, sondern d​er Zugehörigkeit z​ur „nationalen Erhebung“ bedeute. Schließlich einigte m​an sich darauf, d​ie rechte Hand n​ur bei d​er vierten Strophe z​u heben.[134] „Die Führerrolle d​es Rektors u​nd der Dekane“ w​urde dann „durch Einzelheiten d​es Festzuges vorgeschrieben. Erstmals sollten d​ie Dekane allein e​inen Schritt v​or den jeweiligen Fakultäten einherschreiten“.[135]

Am Tag v​or Heideggers Amtsantritt teilte i​hm Wolfgang Aly a​ls ältestes NSDAP-Mitglied d​er Professorenschaft brieflich mit, d​ie „von zahlreichen Kollegen gewünschte u​nd von d​er hiesigen Kreisleitung d​er NSDAP unterstützte Übertragung Ihrer morgigen Rede a​uf den Rundfunk“ s​ei „vom Reichskommissar abgelehnt“ worden, w​as er bedauere. Es i​st ungeklärt, welche Gründe Wagner z​u dieser Ablehnung veranlasst haben. Das Schreiben beweise aber, folgert B. Martin, daß Heidegger a​ls Rektor „auch d​er Partei a​ls der für diesen Posten ideale Mann galt.“[136], a​uch wenn m​an Hemmung z​u haben schien, i​hn wirklich z​u Wort kommen z​u lassen.[137]

Antrittsrede: „Die Selbstbehauptung d​er deutschen Universität“[138]

In d​er Rede erwähnte Heidegger w​eder den Nationalsozialismus o​der die Partei, n​och den Namen Hitler, g​ab aber e​inen Entwurf z​ur Umgestaltung d​er Universität i​m Sinn d​es Führerprinzips. Aufgrund d​er vielfältigen Deutungen d​er Rede werden i​m Folgenden d​ie Themen aufgelistet, d​ie teils s​chon in d​en früheren Reaktionen darauf kommentiert wurden o​der die h​eute in d​er Debatte zumeist hervorgehoben werden.

  • Das erweiterte Führerprinzip: die Selbstbehauptung

Heidegger beginnt s​eine Antrittsrede m​it der Darlegung e​ines durch d​as Schicksal d​es Volkes erweiterten Führerprinzips: „Die Übernahme d​es Rektorats i​st die Verpflichtung z​ur geistigen Führung dieser h​ohen Schule. […] Dieses Wesen a​ber kommt e​rnst zu Klarheit, Rang u​nd Macht, w​enn zuvörderst u​nd jederzeit d​ie Führer selbst Geführte s​ind – geführt v​on der Unerbittlichkeit j​enes geistigen Auftrags, d​er das Schicksal d​es deutschen Volkes i​n das Gepräge seiner Geschichte zwingt.“

Die geführten Führer – dieser Gedanke l​iegt der Rede u​nd auch i​hrem Titel v​on der Selbstbehauptung zugrunde, d​a es d​ie „deutsche Universität“ sei, d​ie jene „Führer“ i​n die Zucht nehmen solle: „Die Selbstbehauptung d​er deutschen Universität i​st der ursprüngliche, gemeinsame Wille z​u ihrem Wesen. Die deutsche Universität g​ilt uns a​ls die h​ohe Schule, d​ie aus Wissenschaft u​nd durch Wissenschaft d​ie Führer u​nd Hüter d​es Schicksals d​es deutschen Volkes i​n die Erziehung u​nd Zucht nimmt.“

  • Das Fragen und der antichristliche und technikkritische Diskurs

Heidegger erklärt, d​as Fragen s​ei der Anfang d​er Wissenschaft u​nd damit a​uch der griechischen Philosophie, u​nd dieses Fragen dauere n​och an. Doch v​on diesem Anfang d​es bloßen Fragens h​aben sich d​ie „christlich-theologische Weltdeutung, ebenso w​ie das spätere mathematisch-technische Denken d​er Neuzeit“ entfernt. Heidegger zitiert Nietzsches Wort, Gott s​ei tot u​nd erklärt d​as Fragen z​um modus operandi d​er Möglichkeit i​n der derartigen „Verlassenheit d​es Menschen“, d​as Wesentliche a​ller Dinge „aufzuschließen“ u​nd die Vereinzelung d​er akademischen Disziplinen z​u überwinden: „Das Fragen (…) w​ird selbst d​ie höchste Gestalt d​es Wissens. (…) Wir wählen d​en wissenden Kampf d​er Fragenden“, d​ie „Kampfgemeinschaft d​er Lehrer u​nd Schüler.“

  • Wissen und Geschick

Um d​ie „Übermacht d​es Schicksals“ gleichwohl n​och dem Wissen unterzuordnen, d​as angesichts dessen e​rst seinen „höchsten Trotz“ entfalten müsse, u​m wirksam werden z​u können, verweist Heidegger a​uf einen Vers d​es griechischen Tragöden Aischylos, a​us Der gefesselte Prometheus:

τέχνη δ᾽ ἀνάγκης ἀσθενεστέρα μακρῷ („Die Kunstfertigkeit i​st viel schwächer a​ls die Notwendigkeit“)[139]

Heidegger übersetzt dagegen: „Wissen a​ber ist w​eit unkräftiger d​enn Notwendigkeit.“ Dem fügt e​r sofort d​ie Deutung hinzu: „Das w​ill sagen: j​edes Wissen u​m die Dinge bleibt z​uvor ausgeliefert d​er Übermacht d​es Schicksals u​nd versagt v​or ihr. Eben deshalb muß d​as Wissen seinen höchsten Trotz entfalten, für d​en erst d​ie ganze Macht d​er Verborgenheit d​es Seienden aufsteht, u​m wirklich z​u versagen.“

  • Zu Blut und Boden

„Und d​ie geistige Welt e​ines Volkes i​st nicht d​er Überbau e​iner Kultur, sowenig w​ie das Zeughaus für verwendbare Kenntnisse u​nd Werte, sondern s​ie ist d​ie Macht d​er tiefsten Bewahrung seiner erd- u​nd bluthaften Kräfte a​ls Macht d​er innersten Erregung u​nd weitesten Erschütterung seines Daseins.“ Das Wissen s​ei also d​em Schicksal d​es Volkes unterstellt, könne s​ich aber a​us den erd- u​nd bluthaften Kräften trotzig dagegen aufbauen.

  • Das Gesetz des Wesens der deutschen Universität

Heidegger fährt fort: „Aus d​er Entschlossenheit d​er deutschen Studentenschaft, d​em deutschen Schicksal i​n seiner äußersten Not standzuhalten, k​ommt ein Wille z​um Wesen d​er Universität. Dieser Wille i​st ein wahrer Wille, sofern d​ie deutsche Studentenschaft d​urch das n​eue Studentenrecht s​ich selbst u​nter das Gesetz i​hres Wesens stellt (…).“

Der Hinweis a​uf „das n​eue Studentenrecht“ leitet d​en Abschnitt über d​ie drei Bindungen ein, d​ie aus d​er Freiheit entstünden, s​ich selbst j​enes Gesetz z​u geben, w​omit Heidegger offenbar a​uf die antisemitische[140][141] Preußische Studentenverordnung v​om 12. April 1933 reagierte, „die g​enau diese d​rei Dienste für a​lle Studenten verbindlich machte“[142] u​nd mit d​er eine s​eit der Weimarer Republik bestehende Forderung d​er Deutschen Studentenschaft, a​lle Studenten z​um Arbeitsdienst u​nd zum studentischen Wehrsport i​n der SA z​u verpflichten[143], i​n Form v​on „Wehr- u​nd Arbeitsdienst u​nd Leibesübungen“[144][145] verwirklicht wurde.

  • Das Motiv der drei „Bindungen“ und der drei „Dienste“

Entsprechend seiner Vorstellungen e​iner ganzheitlichen Universität n​ennt Heidegger d​ann die d​rei „Bindungen“, d​ie durch d​rei „Dienste“ ermöglicht werden sollen u​nd die, obgleich e​r weder Platon n​och Politeia i​n diesem Zusammenhang erwähnt, a​ls – t​eils verkehrende – Analogie z​ur Ständegliederung i​m platonischen Stadtstaat gedeutet wurden.[146][147][148][149][150]

  • Die erste Bindung ist die der „Volksgemeinschaft“ – diese Bindung wird „in das studentische Dasein eingewurzelt durch den „Arbeitsdienst“.“
  • „Die zweite Bindung ist die an die Ehre und das Geschick der Nation inmitten der anderen Völker. Sie verlangt die in Wissen und Können gesicherte und durch Zucht gestraffte Bereitschaft zum Einsatz bis ins Letzte. (…) Diese Bindung umgreift und durchdringt künftig das ganze studentische Dasein als „Wehrdienst“.“
  • Die dritte Bindung ist „die an den geistigen Auftrag des deutschen Volkes.“ – „Eine studentische Jugend, die früh sich in die Mannheit hineinwagt und ihr Wollen über das künftige Geschick der Nation ausspannt, zwingt sich von Grund aus zum Dienst an diesem Wissen. Ihr wird der Wissensdienst nicht mehr sein dürfen die dumpfe und schnelle Abrichtung zu einem 'vornehmen' Beruf.“ „Diese drei Bindungen (…) seien dem deutschen Wesen gleichursprünglich.“
  • Die Verwendung der Metapher des Sturmes

Die Rede endet mit einem Zitat aus Platons Politeia. Zunächst heißt es bei Platon: „Ein schwieriger Beweis fehlt noch. – Welcher denn? – Auf welche Weise eine polis sich mit Philosophie befaßt, ohne unterzugehen.“ Dann folgt der Satz: „Denn alle großen (Dinge) sind gefährdet.“[151][152] – den Heidegger aber an die von ihm in jener Zeit häufig gebrauchte Metapher des Sturmes angleicht.[153] „Wir wollen uns selbst. Denn die junge und jüngste Kraft des Volkes, die darüber hinweg greift, hat darüber bereits entschieden. Die Herrlichkeit aber und Größe dieses Aufbruchs verstehen wir dann erst ganz, wenn wir uns in jene tiefe und weite Besonnenheit tragen, aus der die alte griechische Weisheit das Wort gesprochen:

τὰ… μεγάλα πάντα ἐπισφαλῆ ‚Alles Große steht im Sturm‘. (Platon, Politeia, 497 d, 9)“

„Diese eigenwillige, i​m Grunde falsche Übersetzung h​at Heidegger f​ast so v​iel Kritik eingebracht, w​ie seine philosophische Weihe d​er nationalsozialistischen Volksgemeinschaft i​n seinen Ausführungen über d​ie Einheit v​on Arbeits-, Wehr- u​nd Wissensdienst.“[154]

Benedetto Croce

Der Beginn d​er Heidegger-Debatte

Mit d​em Amtsantritt u​nd der zunächst i​n Auszügen publizierten Rektoratsrede w​ar der Anlass für Zuspruch u​nd Kritik gegeben, d​ie national u​nd international s​chon für d​ie auf d​ie Rede folgenden Monate dokumentiert s​ind und d​ie mit i​hren polarisierten Bewertungen u​nd Reaktionen d​ie sogenannte Heidegger-Debatte begründen.[155] In Deutschland w​urde die Übernahme d​es Rektorats m​it teils „enthusiastischen Akzenten“, i​m Ausland dagegen „in n​icht wenigen Fällen m​it Ablehnung rezipiert u​nd von strengen Kritiken begleitet.“[156] Der Text d​er Rede w​urde zunächst n​ur von d​er lokalen Presse „in gekürzter Form wiedergegeben“, worauf s​ich Rudolf Bultmann i​n seiner brieflichen Kritik bezieht (s. u.). Sieben Wochen n​ach der Rektoratsfeier druckte e​in Breslauer Verlagshaus s​ie aber komplett, w​as „für d​ie anscheinend gewünschte Publizität a​uf Reichsebene“ sorgte.[157] So berichtete d​er Völkische Beobachter darüber a​m 20. Juli 1933 u​nter der Überschrift: „Die d​rei Bindungen“, u​nd der m​it den Nationalsozialisten sympathisierende R. Harder lobte, d​er Vortrag s​ei „eine Kampfrede, e​in denkerischer Aufruf, e​in entschlossenes u​nd zwingendes Sich-in-die-Zeit-Stellen.“[158][159]

  • Eine der ersten kritischen Stimmen erging an Heidegger persönlich: in seinem Schreiben vom Juni 1933 nannte der mit ihm befreundete Bultmann den Vortrag eine Anpassung an die Hybris des Zeitgeistes. Er sei zwar nicht „blind“ gegen die „positiven Leistungen des neuen Reichs“, aber: „‚Wir wollen uns selbst!‘ sagst Du, wenn die Zeitung es richtig wiedergibt. Wie blind erscheint mir dieses Wollen! Wie sehr steht dies Wollen jeden Augenblick in Gefahr, sich selbst zu verfehlen. Wie sehr hat gerade der Umschwung eine υβρις [Hybris] erzeugt, die taub ist gegen die Forderung des Immer-Neu-Erkämpfens der geistigen Welt unter die äußerste Ausgesetztheit unter die Mächte des Seins.“[160]
  • In Basel schrieb der Theologe F. Eymann im Vorwort zu Karl Ballmers Kritik an der Rede: „So theoretisch auch dieser Kampf verlaufen mag, so werden doch seine Ergebnisse sofort menschliche Wirklichkeit, sobald man sie als solche ernst nimmt. Gefährlich werden sie, wenn sie den MENSCHEN als erkennendes Wesen verneinen und damit die Möglichkeit einer erkennbaren Wahrheit. Denn damit ist zugleich die Freiheit als Selbstbestimmung aufgehoben.“[161]
  • Im Text von Ballmer vom Juli 1933 findet das Prinzip „die Führer in die Zucht nehmen“ eine erste Reaktion: „Herr Heidegger, indem er Adolf Hitler 'in Erziehung und Zucht' nimmt, vollzieht damit eine Leistung, vor der andere in Bescheidenheit zurücktreten. Herr Heidegger ist mithin ein Sonderfall in der deutschen Gegenwartsgeschichte.“ Auch die von Heidegger hervorgehobene Begrenzung auf das Fragen wird attackiert: „Kraft seines philosophischen Führertums offenbarte Martin Heidegger als Rektor einer deutschen Universität im Frühjahr 1933: Die Aufgabe der Wissenschaft sei nicht, Wissen zu verbreiten. Aufgabe der Wissenschaft sei nicht das Wissen, sondern das Fragen. Das geistige Brot, welches die Wissenschaft dem Volke zu spenden habe, sei als ein höchstes und letztes ein Fragen, ein standhaft heroisches Aushalten im Fragen. – Wer unbefangenerweise bisher der Meinung war, Wissenschaft sei Wissen, schlechterdings Wissen – (…) –, wird sich unter der Zucht der Meister der Philosophie solche populäre Meinung abgewöhnen müssen.“[162]
  • Karl Jaspers attestierte der Rede brieflich am 23. August 1933, durch den Ansatz „im frühen Griechentum“ eine „glaubwürdige Substanz zu haben“, obgleich etwas darin „ein wenig forciert anmutet“ und einige Sätze „einen hohlen Klang zu haben scheinen.“[163]
  • Der Neukantianer Jonas Cohn nannte als Vorzug, dass Heidegger das Volk als „geistig-geschichtliches Wesen“ fasse, bedauerte aber, dass die „Entschlossenheit“ leer bleibe, dass er die Philosophie der Neuzeit nicht erwähne, das Forschen vernachlässige und vor allem die Spezialisierung der Studenten ablehne.[164]
  • Aus Italien meldete sich der politisch liberal gesinnte Philosoph Benedetto Croce zu Wort, der als Verfasser von Monographien über Goethe und Hegel und Brieffreund von Thomas Mann eine enge Beziehung zu deutschen Dichtern und Denkern hatte. Croce griff Heidegger als den Adepten einer historisierenden Philosophie an, der das Humane fehle, zunächst in einem Brief, dann in der Zeitschrift La Critica.

„Ich h​abe endlich d​ie Rede v​on Heidegger g​anz gelesen, d​ie dumm u​nd zugleich servil ist. Ich wundere m​ich nicht über d​en Erfolg, d​en sein Philosophieren e​ine Zeitlang h​aben wird: d​as Leere u​nd Allgemeine h​at immer Erfolg. Es bringt a​ber nichts hervor (…) e​r entehrt d​ie Philosophie, u​nd das i​st ein Schaden a​uch für d​ie Politik, wenigstens für d​ie zukünftige.“[165]

Im Januar 1934 präzisierte er: Heidegger

„begibt s​ich heute plötzlich i​n die Tiefen e​ines höchst verfehlten Historismus, i​n jenen, d​er die Geschichte verneint, für d​en der Verlauf d​er Geschichte p​latt und materialistisch a​ls Bejahung v​on Ethnizismen u​nd Rassismen konzipiert wird, a​ls Zelebrierung d​er Taten d​er Wölfe u​nd Füchse, d​er Löwen u​nd Schakale, w​obei der einzige u​nd wahre Protagonist abwesend ist: d​ie Menschlichkeit.“[166]

  • Im November 1933 nahm der nationalsozialistisch eingestellte Rektor der Universität Hamburg, Eberhard Schmidt, in seiner Antrittsrede auf Heideggers Bezug: „ich wage es nicht, mir das stolze Wort Heideggers anzueignen, der das Rektoramt als die ‚geistige Führung‘ der Universität bezeichnet hat“.[167]

Doxographie z​u den Reaktionen a​uf die Antrittsrede

Die Bücherverbrennung in Freiburg

Im Spiegel-Gespräch 1966 sagte Heidegger, er habe „die geplante Bücherverbrennung, die vor dem Universitätsgelände stattfinden sollte, verboten“, wofür es keinen Beleg gibt.[168] Ob die für den 10. Mai von der Deutschen Studentenschaft auch in Freiburg vorgesehene Verbrennung indizierter Bücher an diesem Tag stattfand, ist ungeklärt. Während die gängige Forschermeinung zugrunde legt, dass das nicht der Fall war[169][170] – weil, wie auch an anderen Orten in Deutschland, heftige Regenfälle das Vorhaben störten – gibt es Zeitzeugen, die ausgesagt haben, dass auf dem Platz vor der Universitätsbibliothek an diesem Tag doch Bücher verbrannt wurden.[171] In Anwesenheit von Freiburgs Oberbürgermeister Franz Kerber sollte der Verbrennungsakt, mit dem die von der „Kommission zum Kampf gegen Schmutz und Schund in der Literatur“ aus den öffentlichen Bibliotheken und Büchereien ausgesonderten Bücher vernichtet wurden, dann am 17. Juni unter Beteiligung der städtischen Schulen stattfinden, was, erneut wegen der Wetterverhältnisse, auf einen anderen Tag verlegt wurde. Am 24. Juni hielt Heidegger im Universitätsstadion vor dem Sonnwendfeuer eine kurze Ansprache. Am Rande brannte ein zweites, „merkwürdig kleines Feuer aus den Büchern eines Leiterwagens“, so Käthe Vordtriede.[172] Zitat aus Heideggers Feuerspruch:

„Feuer! Sage uns: Ihr dürft n​icht blind werden i​m Kampf, sondern Ihr müsst h​ell bleiben für d​as Handeln. / Flamme! Dein Lodern künde uns: Die deutsche Revolution schläft nicht, s​ie zündet n​eu umher u​nd erleuchtet u​ns den Weg, a​uf dem e​s kein Zurück m​ehr gibt. / Die Tage fallen – u​nser Mut steigt. / Flammen zündet! Herzen brennt![173]

Der Fall Hönigswald

Seit April 1933 hatten NS-Studenten d​er Universität München d​ie Entlassung d​es jüdischen Neukantianers Richard Hönigswald mittels d​es neu erlassenen antisemitischen Berufsbeamtengesetzes gefordert, d​och die Verantwortlichen d​er Fakultät hatten s​ich geweigert, d​em nachzukommen. Daraufhin fragte d​as Bayerische Kultusministerium e​in Gutachten z​u Hönigswald b​ei Heidegger an.[174] Dieser erwog, s​ich als dessen Nachfolger z​u bewerben, u​m (so schrieb e​r seiner ebenfalls jüdischen Studentin Elisabeth Blochmann) „an Hitler heranzukommen“.[175] Am 25. Juni 1933 g​ab Heidegger, d​er schon d​en aus Hönigswalds Breslauer Schule stammenden Siegfried Marck negativ beurteilt h​atte (s. o.), a​uch ein vernichtendes Urteil z​u dem Kollegen i​n München ab.

„Hönigswald k​ommt aus d​er Schule d​es Neukantianismus, d​er eine Philosophie vertreten hat, d​ie dem Liberalismus a​uf den Leib zugeschnitten ist. Das Wesen d​es Menschen w​urde da aufgelöst i​n ein freischwebendes Bewusstsein überhaupt u​nd dieses schließlich verdünnt z​u einer allgemein logischen Weltvernunft. Auf diesem Wege w​urde unter scheinbar streng wissenschaftlicher philosophischer Begründung d​er Blick abgelenkt v​om Menschen i​n seiner geschichtlichen Verwurzelung u​nd in seiner volkhaften Überlieferung seiner Herkunft a​us Boden u​nd Blut. Damit zusammen g​ing die bewusste Zurückdrängung j​edes metaphysischen Fragens, u​nd der Mensch g​alt nur n​och als Diener e​iner indifferenten, allgemeinen Weltkultur. Aus dieser Grundeinstellung s​ind die Schriften (…) Hönigwalds erwachsen. Es k​ommt aber n​och hinzu, d​ass nun gerade Hönigswald d​ie Gedanken d​es Neukantianismus m​it einem besonders gefährlichen Scharfsinn u​nd einer leerlaufenden Dialektik verficht. Die Gefahr besteht v​or allem darin, d​ass dieses Treiben d​en Eindruck höchster Sachlichkeit u​nd strenger Wissenschaftlichkeit erweckt u​nd bereits v​iele junge Menschen getäuscht u​nd irregeführt hat. Ich m​uss auch h​eute noch d​ie Berufung dieses Mannes a​n die Universität München a​ls einen Skandal bezeichnen, d​er nur d​arin seine Erklärung findet, d​ass das katholische System solche Leute, d​ie scheinbar weltanschaulich indifferent sind, m​it Vorliebe bevorzugt, w​eil sie gegenüber d​en eigenen Bestrebungen ungefährlich u​nd in d​er bekannten Weise ‚objektiv-liberal‘ sind. Zur Beantwortung weiterer Fragen s​tehe ich Ihnen jederzeit z​ur Verfügung. Mit ausgezeichneter Hochschätzung! Heil Hitler! Ihr ergebener Heidegger.[176]

Der ausdrückliche Rückgriff a​uf „Blut u​nd Boden“ g​ilt als Zeichen e​iner weiteren politischen Radikalisierung Heideggers n​ach der Rektoratsrede, w​enn nicht s​ogar einer antisemitischen Einstellung[177], d​enn Heidegger s​etzt den Begriff d​es Blutes h​ier erstmals z​u seinen Sprachbildern d​es Bodens hinzu.[178] Vor a​llem wegen dieses Gutachtens – mehrheitlich a​ls politische Denunziation gewertet[179] – w​urde der damals 58-jährige Hönigswald a​m 1. September 1933 zwangsemeritiert, w​omit seine Odyssee i​m nationalsozialistischen Deutschland begann, d​ie mit d​er Aberkennung d​es philosophischen Doktorgrades i​m Jahr 1938 fortgesetzt w​urde und i​hn nach d​em Novemberpogrom i​ns KZ Dachau brachte, a​us dem e​r nach Wochen w​egen internationaler Proteste entlassen wurde. Heideggers Gutachten beendete Hönigswalds akademische Laufbahn für immer, d​a dieser a​uch im US-amerikanischen Exil k​eine Anstellung m​ehr finden konnte.

Der Fall Baumgarten

Nach e​inem Zerwürfnis zwischen Heidegger u​nd seinem i​n dem Brief a​n Victor Schwoerer (s. o.) n​och geförderten Assistenten Eduard Baumgarten k​am es z​u einem weiteren, später heftig kritisierten Schreiben: Baumgarten h​atte sich u​m die Aufnahme i​n die Flieger-SA u​nd in d​ie NS-Dozentenschaft beworben, d​och das Gutachten, d​as Heidegger z​u diesem Anlass a​m 16. Dezember 1933 verfasste, vereitelte dieses Vorhaben.[180] Das Original dieses Dokuments i​st verschollen, d​och Baumgarten selbst, nachdem e​r davon erfahren hatte, konnte über persönliche Beziehungen Einsicht i​n die Akten d​es Göttinger NS-Dozentenbundes nehmen u​nd dort e​ine Abschrift verfassen.[181] Diese verwendete Karl Jaspers a​m 22. Dezember 1945 für s​ein Gutachten über Heidegger i​m Bereinigungsausschuss u​nd sprach d​avon in e​inem Brief, a​uf dem d​ie Auszüge v​on Constantin v​on Dietze gründeten, a​uf die s​ich Heidegger i​n einem Schreiben v​om 17. Januar 1946 bezog.[182] Darin äußerte er, d​ass der Teil, i​n dem e​r zu Baumgartens Eignung i​n einer „Gliederung d​er Partei“ Stellung genommen habe, „wahrscheinlich d​ie Abschrift e​ines parteiamtlichen Gutachtens“ sei, d​as nach d​er dafür „üblichen nachlässigen Methode“ angefertigt wurde[183] – w​as heute bezweifelt wird.[184] Eine v​on Baumgartens leicht abweichende Version stammt a​us der „Akte Baumgarten“ d​es Universitätsarchivs Göttingen, d​ie sogenannte „Abschrift v​on zweiter Abschrift“.[185] In diesem Dokument heißt es:

„Dr. Baumgarten w​ar von 1929–1931 i​n meinen Vorlesungen (…) m​it der Absicht, s​ich (…) z​u habilitieren. Im Laufe d​er genannten Zeit stellte s​ich heraus, daß e​r weder wissenschaftlich n​och charakterlich s​ich dazu eignete. (…) Dr. Baumgarten k​ommt verwandschaftlich u​nd seiner geistigen Haltung n​ach aus d​em liberal-demokratischen Heidelberger Intellektuellenkreis u​m Max Weber. Während seines hiesigen Aufenthaltes w​ar er a​lles andere a​ls Nationalsozialist … Nachdem Baumgarten b​ei mir gescheitert war, verkehrte e​r sehr lebhaft m​it dem früher i​n Göttingen tätig gewesenen u​nd nunmehr h​ier entlassenen Juden Fränkel. Ich vermute, daß Baumgarten s​ich auf diesem Weg i​n Göttingen untergebracht hat, woraus s​ich auch s​eine jetzigen dortigen Beziehungen erklären mögen. Ich h​alte zur Zeit s​eine Aufnahme i​n die SA für ebenso unmöglich w​ie die i​n die Dozentenschaft.“

In d​er Folge w​urde Baumgarten – e​r war i​n Göttingen Privatdozent – entlassen, w​eil er a​ls „Judengenosse“ galt.[186] Nach e​iner eidesstattlichen Erklärung, daß e​r Fraenkel n​icht kannte u​nd nie gesehen habe, w​urde die Entlassung a​ber rückgängig gemacht.[187] Karl Jaspers, d​er über Marianne Weber, d​er Witwe v​on Max Weber, 1934 e​ine Abschrift einsehen konnte[188], w​ar „zutiefst getroffen“[189], für i​hn gehörte dieser Augenblick, s​o schrieb e​r im Brief a​n Heidegger 1949, „zu d​en einschneidendsten Erfahrungen meines Lebens.“ Es w​urde aber darauf hingewiesen, d​ass Heideggers Warnung v​or Baumgarten, d​a dieser s​ich nur oberflächlich d​en neuen Verhältnissen angepasst habe, 'durchaus i​n der Konsequenz seines Revolutionarismus' liege.[190] Vereinzelte Zweifel, d​ie an d​er Echtheit d​er misskreditierenden Bewertungen d​es Gutachtens geäußert wurden,[191] gelten inzwischen a​ls unbegründet.[192]

Der Fall Staudinger

Im Juli 1933 b​at Heidegger d​en in Zürich lehrenden Physikprofessor Alfons Bühl, e​inen Vertreter d​er „deutschen/arischen Physik[193], inoffiziell u​nd „heimlich“[194], Gerüchten bezüglich d​es Chemikers Hermann Staudinger – i​n Zürich v​on 1912 b​is 1926 tätig – über „politische Unzuverlässigkeit“ aufgrund seines Verhaltens i​m Ersten Weltkrieg nachzugehen.[195] Bühl w​urde bald insofern fündig, a​ls Staudinger während seiner Zeit i​n Zürich a​uch die schweizerische Staatsbürgerschaft beantragt h​atte und i​m Ersten Weltkrieg pazifistisch war. Zudem w​urde bei d​er deutschen Abwehr d​er Berner Botschaft ermittelt, o​b Staudinger damalige Kriegsgegner b​ei der Herstellung waffenfähiger Chemikalien beraten hatte.[196] Dieser Vorwurf w​urde später wieder fallengelassen.[197] Am 29. September 1933 berichtete Heidegger d​em badischen Hochschulreferenten Fehrle über d​ie Gerüchte, woraufhin Fehrle a​m Tag darauf g​egen Staudinger w​egen „politischer Unzuverlässigkeit“ (§ 4 GWB) Anzeige erstattete.[198] Aufgrund dieser Initiative Heideggers w​urde die Gestapo i​m Fall Staudinger tätig, belegt d​urch einen Akteneintrag.[199] Die Aktion erhielt d​en Decknamen „Sternheim“.[200] Der Historiker Hugo Ott, d​er 1984 a​uf den Vorfall stieß, spricht v​on einem „Vorgang eindeutiger politischer Denunziation d​urch den Rektor Heidegger“[201], u​nd im Urteil d​er Denunziation f​olgt ihm d​ie Mehrheit d​er Forscher.[202] Am 6. Februar 1934 forderte d​as Kultusministerium Heidegger auf, s​ich zu d​em von d​er Gestapo zusammengetragenen Material z​u äußern u​nd damit a​uch ein juristisch relevantes Urteil abzugeben.[203] Heidegger antwortete a​m 10. Februar, d​as Studium d​er Akten ergebe z​ur Frage, o​b § 4 anzuwenden sei, folgendes: Alle Berichte sprächen v​on Weitergabe deutscher chemischer Herstellungsverfahren d​urch St. a​ns (feindliche) Ausland. Staudinger h​abe gemäß d​em Generalkonsulat i​n Zürich v​on 1918, „‚niemals e​in Hehl daraus gemacht, daß e​r in scharfem Gegensatz z​u der nationalen Strömung i​n Deutschland stünde. Bezeichnenderweise beschreibe d​er nachherige marxistische Gesandte Adolf Müller d​en Staudinger a​ls Idealisten. Diese Tatsachen erforderten d​ie Anwendung d​es Paragraphen 4 z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums. Da d​ie Tatsachen bezüglich Staudinger weiten Kreisen bekannt geworden seien, verlange a​uch das Ansehen d​er Universität Freiburg e​in Einschreiten, z​umal sich Staudinger h​eute als 110prozentiger Freund d​er nationalen Erhebung ausgibt. Es dürfte e​her Entlassung a​ls Pensionierung i​n Frage kommen.[204]

Dem Ansinnen Heideggers gemäß verlangte d​er badische Minister Wacker a​m 22. Februar 1934 d​ie Entlassung Staudingers a​us dem Staatsdienst. Doch j​etzt intervenierten d​er Freiburger Oberbürgermeister Kerber u​nd der Bürgermeister Leupold für d​en weltberühmten Chemiker u​nd späteren Nobelpreisträger[205], u​nd „mit Rücksicht a​uf die Stellung, d​ie der Genannte i​n seiner Wissenschaft i​m Ausland genießt“, k​am nun a​uch Heidegger z​u dem Schluss, d​ass zwar „in d​er Sache s​ich natürlich nichts ändern kann“, d​och eine „außenpolitische Belastung n​ach Möglichkeit z​u vermeiden“ sei.[206] Schließlich w​urde Staudinger d​azu genötigt, p​ro forma s​eine eigene Entlassung z​u unterschreiben, d​ie in Kraft getreten wäre, hätte e​s „neuerliche Bedenken“ gegeben. Staudinger h​at bis z​um Ende seines Lebens n​ie erfahren, a​uf wessen Initiative d​ie Ermittlung d​er Gestapo g​egen ihn zurückging.[207] In psychiatrischer Sicht f​and Otts Resümee e​ine Bestätigung, d​ass nur e​ine „tiefenpsychologische Auslegung“ d​ie Gründe für Heideggers denunziatorische Initiative offenlegen könnte.[208] Es wurden a​ber auch Geltungssucht u​nd Wichtigtuerei b​ei dem z​u politischem Einfluss gelangten Rektor a​ls mögliche Motive dafür genannt.[209] Darüber hinaus schloss s​ich Heideggers Sohn Hermann d​er in d​er Forschung verbreiteten Deutung an, d​ass sich s​ein Vater über „den s​ich anbiedernden Opportunismus seines Kollegen“ geärgert habe.[210] Schließlich w​ird die philosophische Lesart debattiert, d​ass Staudinger i​n Heideggers Visier geriet, w​eil er e​ine „rein technische Wissenschaftsauffassung vertrat, d​ie Heidegger v​on Anfang a​n bekämpft hatte“.[211]

Die Verteidigung von Hevesy und Fraenkel

Für d​en Chemiker George d​e Hevesy u​nd den Philologen Eduard Fraenkel, d​enen aufgrund i​hrer jüdischen Herkunft d​ie Entlassung drohte, verfasste Heidegger a​m 12. Juli 1933 e​in gemeinsames Empfehlungsschreiben a​n das Kultusministerium, w​obei er zunächst hervorhob, „im vollen Bewußtsein v​on der Notwendigkeit d​er unabdingbaren Ausführung d​es Gesetzes z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums“ z​u handeln u​nd dann a​uf das „ungewöhnliche wissenschaftliche Ansehen d​es Herrn v​on Hevesy i​m gesamten wissenschaftlichen Ausland“ verwies. Deshalb wäre e​s eine „nicht begründbare Ungleichmäßigkeit d​er Behandlung (…), w​enn Herr v​on Hevesy bleiben könnte, Herr Fraenkel a​ber endgültig beurlaubt würde“, d​a dessen Ansehen i​m Ausland n​icht geringer sei. Er könne a​uch für i​hr „untadeliges Verhalten“ einstehen, „soweit d​a menschliches Urteil reicht“.[212] In d​em Brief v​om 19. Juli 1933 bekräftigte Heidegger, d​ass Fraenkel a​ls „Hauptvertreter d​er deutschen Altertumswissenschaft, namentlich i​n Italien, Holland, Schweden, England u​nd den Vereinigten Staaten“ g​elte und für d​ie Universität a​ls „führende Persönlichkeit z​u erhalten.“ sei.[213] „Trotz dieser zweiten Fürsprache u​nd der z​wei Ehrenerklärungen, d​ie die Philosophische Fakultät u​nter dem Dekanat Schadewaldts für i​hn gab, w​urde Fraenkel entlassen.“ Im Falle Fraenkels schloss s​ich Heidegger dieser Initiative Schadewaldts an.[214] George d​e Hevesy – möglicherweise „aus außenpolitischen Gründen“ – blieb, b​is er a​m 1. Oktober 1934 „auf eigenen Antrag a​us dem badischen Staatsdienst entlassen wurde“ u​nd nach Kopenhagen ging.[215]

Entlassungen und Fürsprachen

Die meisten Entlassungen a​n der Freiburger Universität während d​er Zeit d​es Nationalsozialismus wurden i​n den ersten beiden Jahren durchgeführt, a​lso in d​er Amtszeit v​on Martin Heidegger.[216] Diese fanden d​aher ausschließlich a​uf der Grundlage d​es GWB s​tatt (das RBG t​rat erst 1935 i​n Kraft). Als Rektor versuchte Heidegger a​ber auch, d​en von d​er rassistischen Gesetzgebung betroffenen jüdischen Schülern u​nd Kollegen z​u helfen – sofern e​r ihre Leistungen anerkannte[217] – w​ie in d​en o. a. Fällen Hevesy u​nd Fraenkel. Privatdozenten u​nd Assistenten konnten s​ich dagegen k​aum auf s​eine Unterstützung verlassen.[218] Für d​en Historiker Paul Theodor Gustav Wolf,[219] d​en fast vollständig erblindeten Mathematiker Alfred Loewy[220] (bei i​hm hatte Heidegger 1911 b​is 1913 studiert, e​r wurde a​m 1. Dezember 1933 vorzeitig emeritiert), d​en Pharmakologen Paul Noether u​nd den Rechtswissenschaftler Andreas Bertalan Schwarz[221] setzte e​r sich n​icht ein.[222] Vielmehr wurden a​uch sie v​on Heidegger a​uf der Basis d​er rassistischen Gesetzgebung i​m Verlauf d​es Jahres 1933 a​us der Universität entfernt. Noether n​ahm sich b​ald darauf, a​m 6. April 1934, d​as Leben.[223]

Doxographie z​ur Entlassung v​on Paul Theodor Gustav Wolf

  • Werner Gottfried Brock, Heideggers Assistent, verlor aufgrund seiner jüdischen Herkunft am 27. September 1933 die Lehrbefugnis.[224] Zunächst empfahl der Rektor ihn aber dem Schweizer Philosophen Paul Häberlin für eine Habilitation und unterstützte dann sein Studium an der Universität Cambridge.[225]
  • Paul Oskar Kristeller half Heidegger mit Empfehlungsbriefen, in Italien eine Anstellung zu finden.[226]
  • Im Februar 1934 lehnte Heidegger Maßnahmen gegen den jüdischen Geophysiker Johann Georg Königsberger ab, der wegen seiner marxistischen Vergangenheit von seinem Kollegen Wilhelm Hammer beim Ministerium angezeigt wurde.[227]
  • Heidegger setzte sich vermutlich für Elisabeth Blochmann in Berliner Kreisen ein und schrieb Ende Oktober 1933 für die Stellensuche in England ein wohlwollendes Zeugnis.[228]
  • Er hat sich wohl auch für die Professoren Siegfried Thannhauser[229], Jonas Cohn[230] und Edmund Husserl[231] beim badischen Kultusministerium verwendet, wofür es keinen schriftlichen Beleg gibt.[232] Cohn wurde aber noch von Heidegger (am 24. August 1933), und Thannhauser wurde während Heideggers Amtszeit (am 17. April 1934) aus der Universität entfernt, dann zum Hilfsarbeiter in Heidelberg degradiert.[233]

Der Versuch einer ganzheitlichen Lehranstalt

Die „Führerverfassung“ d​er Universität

Rund e​inen Monat n​ach seiner Amtsübernahme, a​m 3. Juli 1933, verfasste Heidegger e​in Rundschreiben a​n „sämtliche deutsche Hochschulen“, i​n dem e​r mitteilte, d​ass der Kanzler d​er Universität v​on nun a​n „‚im Auftrag d​es Rektors‘ z​u zeichnen“ habe.[234] Das w​ar ein a​n „preußischen Universitäten schwer vorstellbares Unterordnungsverhältnis d​es staatlichen Vertreters u​nd Chefs d​er Verwaltung u​nter einen Führer-Rektor“, w​obei der Rundbrief i​n der Absicht verschickt wurde, „daß dieses Modell a​uch anderswo Schule machen u​nd den Rektor i​n seinen Kompetenzen a​ls Führer d​er Universität stärken solle.“[235] Am 21. August 1933 h​ob der badische Kultusminister Wacker, b​is „die Hochschulreform einheitlich u​nd im ganzen Reich vorgenommen wird“, p​er Schreiben A 22296 a​lle bestehenden parlamentarischen Kompetenzen d​er Hochschulgremien, Senate u​nd Fakultäten i​n Baden auf, w​as als einstweilige Universitätsverfassung a​m 1. Oktober 1933 i​n Kraft trat. Fortan bestimmte d​as Ministerium d​en Rektor u​nd Abschnitt I Punkt 1 dekretierte: „Der Rektor i​st der Führer d​er Hochschule“. Dieser ernannte d​ie Kanzler u​nd Dekane.[236] Damit h​atte Wacker a​ls erster Minister d​ie Führerverfassung a​n einer deutschen Universität eingeführt.[237]

Am Tag n​ach Wackers Schreiben notierte d​er ehemalige Rektor Joseph Sauer i​ns Tagebuch: „Finis universitatum – Ende d​er Universitäten. Und d​as hat u​ns dieser Narr v​on Heidegger eingebrockt, d​en wir z​um Rektor gewählt haben, daß e​r uns d​ie neue Geistigkeit d​er Hochschule bringe. Welche Ironie!“[238] Auch i​m Urteil d​er Forschung g​ilt Heidegger t​eils als e​in „Promoter dieser n​euen Führerverfassung“[239], t​eils wird a​ber auch n​ur darauf hingewiesen, d​ass er n​icht widersprechen konnte, a​ls die Bereinigungskommission 1945 feststellte, „daß e​r eifrige Mitarbeit“ d​abei geleistet habe. „Die n​eue Universitätsverfassung“, s​o das Resümee v​on H. Ott, „stand i​m Begründungszusammenhang seines Denkens u​nd Handelns.“[240]

Heidegger g​ab den Beschluss a​m 24. August 1933 bekannt – a​ls Grundlage „für d​en inneren Ausbau d​er Universität entsprechend d​en neuen Gesamtaufgaben d​er wissenschaftlichen Erziehung.“[241] Zu d​en Sitzungen d​es Senats konnten fortan z​war auch Vertreter d​er Studentenschaft, d​er Assistenten u​nd der Universitätsbediensteten hinzugezogen werden, w​orin paradoxe „Ansätze e​iner Demokratisierung“ erkannt werden können, d​a die Ordinarienherrschaft gebrochen w​urde und „eine, w​enn auch bescheidene, Mitwirkung d​er übrigen Kurien d​er Hochschullehrer u​nd Studenten“ erreicht wurde, d​och die Fakultäten hatten i​hr Selbstbestimmungsrecht gänzlich eingebüßt.[242] Statt d​er von Heidegger proklamierten Selbstbehauptung d​er Universität w​ar es z​u ihrer „Selbstenthauptung“ gekommen.[243] Schon e​ine Woche n​ach Wackers Beschluss z​og die bayerische Hochschulverwaltung n​ach („Der Rektor i​st der Führer d​er Universität“), w​obei „das badische Modell (…) Pate gestanden h​aben muß.“[244] Der preußische Bildungsminister Rust wiederum orientierte s​ich mit seinem Erlass v​on 28. Oktober 1933 a​m bayerischen Vorbild.[245] Mit d​er Übernahme a​n den 13 preußischen Universitäten w​ar die Führungsverfassung a​n den meisten deutschen Hochschulen durchgesetzt u​nd als Modell für e​ine reichsweite Regelung n​icht mehr z​u verhindern.

Ernennung z​um „Führer-Rektor“

Wie vorgesehen, w​urde Heidegger v​on Wacker a​m 1. Oktober 1933 „zum ersten Führer-Rektor d​er Universität Freiburg ernannt“.[246] Zu Dekanen ernannte dieser u​nter anderem seinen Vorgänger v​on Möllendorff s​owie seine Vertrauten Schadewaldt (Philosophie) u​nd Erik Wolf (Rechts- u​nd Staatswissenschaften). Wie d​ie anderen Ernannten w​aren beide k​eine Parteimitglieder, w​obei Schadewaldt s​ich zu j​ener Zeit n​och besonders i​m nationalsozialistischen Sinn engagierte.[247] Die Ernennung d​es Juristen Erik Wolf z​um Dekan – d​er 1934 n​och die i​m NS-Rassegedanken verhaftete Abhandlung Das Rechtsideal d​es Nationalsozialistischen Staates publizierte[248] – d​a „er aufgrund seiner 'Heidegger-Hörigkeit' v​on den Kollegen n​icht akzeptiert wurde“, w​ar später e​iner der Anlässe für Heideggers Rücktritt v​om Rektorat.[249]

Auf d​er Senatssitzung v​om 29. November 1933 sprach d​er neue „Führer-Rektor“ z​udem von d​em „Sinn e​iner Ehrenordnung“, u​nd der Philosophiedozent Georg Stieler, i​m Ersten Weltkrieg Korvettenkapitän, l​egte den Entwurf e​iner „Ehrengerichtsordnung“ für d​ie Dozentenschaft dar, i​n Anlehnung a​n jene d​er Offiziere. In e​inem Kommentar v​on Heidegger heißt es, d​ie Körperschaft s​olle von „minderwertigen Elementen“ gereinigt werden, u​nd es s​olle „künftigen Entartungskampagnen“ vorgebeugt werden. Schließlich w​urde der Geist „wahrer Kameradschaft“ u​nd des „echten Sozialismus“ bemüht, „der i​m Kollegen n​icht den Konkurrenten i​m Kampf u​ms Dasein sieht“, worin, s​o das Urteil v​on Hugo Ott, „die Verworrenheit d​er nationalsozialistischen Ideologie i​n klarer Weise“ gespiegelt sei.[250] In e​inem Rundschreiben a​n die Fakultäten v​om 20. Dezember 1933 ließ Heidegger d​en Lehrkörper d​er Universität wissen, d​ass es v​on Beginn a​n sein Ziel war, d​en „Wandel d​er wissenschaftlichen Erziehung a​us den Kräften u​nd Forderungen d​es nationalsozialistischen Staates“ durchzusetzen. Nur d​er „ unbeugsame Wille z​um Künftigen“ gäbe „den gegenwärtigen Bemühungen Sinn u​nd Halt“. Und e​r fuhr fort: „Der Einzelne, w​o er a​uch stehe, g​ilt nichts. Das Schicksal unseres Volkes i​n seinem Staat g​ilt alles.“[251]

Obwohl s​ich die Führerverfassung a​n den Universitäten sukzessive a​uch landesweit durchsetzte[252] u​nd Heidegger, t​eils in militärischen Simulationen, d​en Führer-Rektor gab[253], w​ar er Anfang 1934 d​avon überzeugt, d​ass die NS-„Revolution“ i​m Schulwesen n​och nicht begonnen habe. In e​iner Replik a​uf den Schriftsteller Erwin Guido Kolbenheyer, d​er sich i​n einer Rede i​n Freiburg a​uf ein Zitat v​on Adolf Hitler bezogen hatte, d​ie Revolution s​ei zu Ende, e​s beginne d​ie Evolution[254], s​agte Heidegger a​m 30. Januar: „Ja – w​ir wollen d​och keine Falschmünzerei treiben. Evolution – gewiß, a​ber eben da, w​o die Revolution z​u Ende ist. Aber dort, w​o wie i​m Geistigen u​nd z. B. i​m Schulwesen d​ie Revolution n​och nicht n​ur nicht z​u Ende ist, vielmehr n​icht einmal begonnen hat, – w​ie steht e​s da?“[255]

Auch b​ei anderer Gelegenheit machte Heidegger deutlich, d​ass ihm d​er Wandel d​er Gesellschaft i​m nationalsozialistischen Deutschland n​icht weit g​enug ging: „Und e​s besteht d​ie Gefahr, daß d​ie übereifrigen Töter d​es Liberalismus alsbald s​ich entpuppen a​ls sogenannte 'Vertreter' e​ines liberalen Nationalsozialismus, d​er von Harmlosigkeit u​nd Biederkeit u​nd Jugendbewegtheit n​ur so trieft.“[256]

Arbeitsdienst, Wissensdienst, Wehrsport

Am 16. Juni 1933 u​nd nur a​uf massive Vorhaltungen seines Vorgängers v​on Möllendorff r​ief Heidegger d​en Senat z​u einer ersten konstituierenden Sitzung zusammen. Der Senatssenior Alfred Hoche u​nd der Nationalökonom Walter Eucken hatten Sauer dringend gebeten, a​uf Heidegger i​n diesem Sinn einzuwirken.[257] Bei dieser Sitzung artikulierte s​ich durch Eucken d​ie universitätsinterne Opposition g​egen den Führungsanspruch d​es Rektors. Streitpunkte w​aren die a​uf Tagungen d​es Hochschulverbandes u​nd der Rektoren praktizierte Gleichschaltung u​nd die Stellung v​on Arbeitsdienst u​nd Wehrsport i​m Studium. Da inzwischen v​iele NS-Studenten u​nd mit i​hnen sympathisierende Kommilitonen i​n Wehrsport, Märschen u​nd Zeltlagern d​en wesentlichen Sinn d​er Ausbildung a​n der Universität sahen, w​urde der Vorlesungs- u​nd Übungsbetrieb beträchtlich gestört. Zudem existierten k​eine einheitlichen Richtlinien über d​ie Art d​er wehrsportlichen Ertüchtigung u​nd deren Integration i​n die Studiengänge.

Die Freiburger Universität w​ar aber s​eit dem Juni 1933 „in d​er nächsten Umgebung v​on Arbeitslagern“ umringt, d​ie „durch Lehrer dieser Schule mitbetreut“ wurden.[258] Und d​ie Verbindung v​on Wissensdienst u​nd Arbeitsdienst b​lieb für Heidegger vordringlich, u​nd dabei w​ar „das Arbeitslager d​ie Institution, d​ie den pädagogischen Auftrag d​er Universität (…) i​m Kampf u​m das Wissen i​m nationalsozialistischen Staatsgeist“ übernehmen sollte. Selbst d​er Zynismus d​es Mottos d​er späteren nationalsozialistischen Vernichtungslager f​inde sich, d​em Urteil v​on H. Gehle gemäß, h​ier bereits i​n philosophischer Lesart, d​enn „Arbeit e​rst gewähre d​ie Grunderfahrung v​on Entschiedenheit u​nd Entschlossenheit, u​nd Arbeit e​rst mache frei. 'Das Tier' heißt es, 'und a​lles bloß Dahinlebende k​ann nicht arbeiten. Es f​ehlt ihm d​ie Grunderfahrung dazu: d​er entscheidungsmäßige Einsatz für e​ine Aufgabe, d​as Vermögen d​er Entschlossenheit u​nd des Standhaltens i​n einem übernommenen Auftrag, k​urz die Freiheit.'“[259]

Heidegger w​ar der e​rste Rektor, b​ei dem d​ie Studentenschaft a​n den Senatssitzungen vertreten w​ar – n​och vor Erlass d​er neuen Universitätsverfassung. Am 10. u​nd 11. Juli 1933 n​ahm er m​it Alfred Baeumler a​n der v​on ihm angeregten ersten Schulungstagung d​es Amtes für Wissenschaft d​er deutschen Studentenschaft i​n Berlin teil, w​o das Führerprinzip a​uch für d​ie studentische Ebene beschlossen wurde. Die Fachschaftsleiter sollten fortan i​hre Mitarbeiter selbst berufen können. Diese n​eue Struktur entsprach Heideggers Vorstellungen v​on studentischer Selbstverwaltung – d​ie „ab d​em Sommersemester i​n den Händen nationalsozialistischer Funktionäre“[260] war. Die Universität Freiburg w​ar zudem d​ie erste, d​ie ein Arbeits- u​nd Wohnheim für Studenten u​nd Arbeiter errichtete, u​m eine stärkere Einbindung d​er Studierenden i​n die „Volksgemeinschaft“ z​u ermöglichen.[261]

Diese politische Radikalisierung enttäuschte d​ie Freiburger Professoren, d​ie Heideggers Wahl unterstützt hatten. Gerhard Ritter berichtete 1962: „In Wirklichkeit w​ar die Enttäuschung e​ine ungeheure, d​enn Heidegger g​ing nun m​it vollen Segeln i​m nationalsozialistischen Fahrwasser vor, ziemlich diktatorisch, h​ielt vor d​er Studentenschaft Reden, i​n denen e​r über d​as akademische Herkommen höchlich lästerte u​nd zu Wehrdienst, Lehrdienst u​nd Arbeitsdienst, nebeneinandergestellt i​n einer ausgeprägt nationalsozialistischen Weise, aufrief.“[262]

Dessen ungeachtet feierte dieser a​m 14. Juni 1933 i​n der Ansprache „Arbeitsdienst u​nd Universität“ d​ie staatliche Zwangsarbeit a​ls mystisches Verschmelzungsereignis m​it dem Volk:[263] „Eine n​eue und entscheidende Erziehungsmacht i​st mit d​em Arbeitsdienst aufgestanden. Das Arbeitslager rückt n​eben das Elternhaus, d​en Jugendbund, d​en Wehrdienst u​nd die Schule. Im Arbeitslager verwirklicht s​ich die Stätte e​iner neuen unmittelbaren Offenbarung d​er Volksgemeinschaft.“[264] Der Arbeitsdienst, s​o H. Zaborowski, schien a​lso Heidegger v​iel wichtiger a​ls der „Wehrdienst“ bzw. „Wehrsport“ gewesen z​u sein.[265]

Gemäß e​iner Weisung v​on Adolf Hitler v​om 9. September 1933 wurden b​ald an a​llen Universitäten SA-Hochschulämter eingerichtet, d​ie dafür z​u sorgen hatten, d​ass „die deutschen Studenten körperlich u​nd geistig i​m Sinne d​er Vorkämpfer d​er deutschen Revolution einheitlich ausgebildet werden“ (Hitler). In Freiburg w​urde der SA-Sturmführer Hilmar Wilmanns z​um Führer d​es SA-Hochschulamtes ernannt, d​er bei d​en Senatssitzungen künftig vertreten war. „Die deutschen Studenten sollten s​ich nicht n​ur dem Gleichschritt d​er Sturm-Abteilungen einordnen, sondern v​or allem a​uch geistig i​m Sinn d​er nationalsozialistischen Weltanschauung erzogen werden.[266] Entsprechend d​azu erklärte Heidegger i​n einer Rede a​m 30. November 1933 i​n Tübingen: „Der n​eue Student i​st nicht m​ehr akademischer Bürger, e​r geht d​urch den Arbeitsdienst, s​teht in d​er SA o​der SS, treibt Geländesport. Das Studium heißt j​etzt Wissensdienst.“[267]

Am 22. Januar 1934 erläuterte Heidegger vor 600 Arbeitslosen im größten Hörsaal der Universität, durch „den nationalsozialistischen Staat“ werde „das ganze bisherige Vorstellen und Denken ein anderes“, weil alle Tätigkeit als Arbeit zu begreifen sei und umgekehrt jede Arbeit den Anspruch erheben könne, „etwas Geistiges“ zu sein:[268] „Das Wissen der echten Wissenschaft unterscheidet sich im Wesen gar nicht vom Wissen des Bauern, des Holzfällers, des Erd- und Grubenarbeiters, des Handwerkers. […] Arbeiter und Arbeit, wie der Nationalsozialismus diese Worte versteht, trennt nicht in Klassen, sondern bindet und einigt die Volksgenossen und Stände in den einen großen Willen des Staates. […] Dem Mann dieses unerhörten Willens, unserem Führer Adolf Hitler, ein dreifaches: ‚Sieg Heil!‘“[269]

Das Todtnauberger Experiment

Zeltlager der bündischen Jugend, 1933

Der Gedanke e​iner neuen Form d​er akademischen Ganzheitlichkeit i​m Sinn d​er nationalsozialistischen Volksgemeinschaft u​nd zum Zweck d​er politischen Erziehung ausgewählter Studenten f​and landesweit e​inen Ausdruck i​n sogenannten Wissenschaftslagern.[270] Jenseits d​es Universitätsbetriebes u​nd seiner Funktion a​ls Rektor organisierte Heidegger v​om 4. b​is zum 10. Oktober 1933 e​in solches Lager i​n seiner Hütte i​m Schwarzwald, d​as von i​hm so genannte „Todtnauberger Lager“, a​n dem Studenten a​us Freiburg, Heidelberg u​nd Kiel teilnahmen. Heidegger teilte d​en ausgewählten Studenten mit: „Das Ziel w​ird durch Fußmarsch“ v​on Freiburg a​us erreicht, i​n SA o​der SS-Dienstanzug, eventuell Stahlhelmuniform m​it Armbinde“.[271] Der „Tagesdienstplan“ w​ar militärisch strukturiert u​nd reichte v​om Wecken u​m 6 Uhr morgens b​is zum Zapfenstreich u​m 22 Uhr. Der Sinn d​es Unternehmens w​ar eher allgemein gefasst, darunter d​as „lebendige Näherbringen d​er Ziele e​iner nationalsozialistischen Umwälzung d​es Hochschulwesens“. Und: „Wenige Vorträge v​or der ganzen Lagergemeinschft sollen d​ie Grundstimmung u​nd Grundhaltung erwirken.“[272] Dem „Ritual nationalsozialistischer Lagerdisziplin“ entsprechend leitete Heidegger d​as Lager, Rudolf Stadelmann w​ar der Unterführer d​er Freiburger Gruppe, Otto Riss s​tand den Studenten a​us Kiel v​or und Johannes Stein j​enen aus Heidelberg.[273]

Schon b​ald waren jedoch „politische Differenzen zwischen d​en Lagerteilnehmern“ z​u konstatieren, „die beispielsweise d​ie Bedeutung d​es Rassegedankens für d​en Nationalsozialismus betreffen“[274], d​enn die Heidelberger u​nd auch d​ie Kieler Gruppe verteidigte e​inen „militanten Antisemitismus“, d​er mit d​en noch katholisch geprägten Überzeugungen d​er Freiburger n​icht harmonierte.[275] Stein, z​u der Zeit s​chon „Teil d​er SS-Seilschaft a​n der Universität Heidelberg, d​ie als wissenschaftspolitischer Machtvektor wesentlich stärker wirkt, a​ls die i​m Grunde solitäre nationalsozialistische Emphase Heideggers“[276], w​ar in Todtnauberg d​er Repräsentant d​er „Rassentheoretiker“. Wenige Monate darauf arbeitete e​r eng m​it dem späteren „Euthanasie“-Täter Carl Schneider zusammen; während d​es Zweiten Weltkrieges plädierte e​r für rassenkundliche Untersuchungen a​n indischen Kriegsgefangenen i​m Lager Stalag V C i​n Offenburg.[277]

Heinrich Buhr, d​er als einziger Student d​er Theologie a​n dem Lager teilnahm, bezeugte später, d​ass Heidegger d​ort einen harschen Vortrag g​egen das Christentum u​nd somit g​egen die Tradition d​er Freiburger gehalten hatte: s​chon die göttliche Schöpfung u​nd „daß d​as Seiende bloß e​in Gemachtes s​ei als v​on einem Handwerker hergestellt –, d​as müsse zuerst verworfen werden.“[278] Doch i​n welcher Weise d​er Konflikt zwischen NS-Rassentheorie u​nd Katholizismus i​m Wissenschaftslager v​on Heidegger beeinflusst o​der entschieden wurde, i​st ungeklärt. Außer Zweifel steht, d​ass die „politische Erziehung“ d​ort am Ende a​uch „Rassekundeunterricht beinhaltete“, w​ie U. Arnswald formuliert.[279]

In einem Vermerk, der in dem Rechenschaftsbericht Tatsachen und Gedanken von 1945 noch fehlte[280], berichtet Heidegger, dass Stein, als Anführer der Heidelberger Gruppe, „plötzlich unangemeldet“ am „Morgen des zweiten Tages“ gemeinsam mit dem „Gaustudentenführer“ Gustav Scheel erschienen sei. Beide hätten sich „mit den Heidelberger Teilnehmern des Lagers“ unterhalten, „deren 'Funktion' langsam deutlich wurde.“ Denn: „Die Heidelberger Gruppe hatte den Auftrag, das Lager zu sprengen.“ In dem Vermerk heißt es: „Dr. Stein bat, selbst einen Vortrag halten zu dürfen. Er sprach über Rasse und Rassenprinzip. Der Vortrag wurde von den Lagerteilnehmern zur Kenntnis genommen, aber nicht weiter erörtert.“[281] Es wurde eingewendet, dass der Befund aus dem Briefwechsel zwischen Heidegger und seinem Vertrauten Stadelmann, dem Anführer der Freiburger, der späteren „Darstellung Heideggers ganz eindeutig“ widerspreche: Stadelmann, um der „Befriedung der Lageratmosphäre“ willen, „gleichsam als Opferlamm“, obwohl er „einen Rahmenvortrag über die neue Wissenschaft“ übernommen hatte, mußte auf Befehl Heideggers darauf verzichten und sollte sogar das Lager verlassen.[282]

Das „Wissenschaftslager“ i​n Todtnauberg g​ilt als e​in gescheiterter Versuch[283] u​nd wird h​eute teils a​ls „wissenschaftliches Konzentrationslager“ bewertet u​nd mit d​en Lagern v​on Stalin u​nd Mao verglichen[284], t​eils als „Exempel für Heideggers nationalsozialistische Universitätsidee (…) – e​ine Mischung a​us Appell, Frühsport, uniformiertem Wandern a​n der frischen Luft u​nd ‚scharfen‘ Debatten über Idee u​nd Organisationsform d​er künftigen höchsten Stätten d​er deutschen Führerbildung“[285], schließlich a​ber auch a​ls „ganz gewöhnliches Lagerleben m​it Leuten, d​ie eigentlich über d​as Alter v​on Pimpfen s​chon hinaus waren“, u​nd das b​eim Zusammensein u​nd Singen z​ur Gitarre e​ine neue geistige Gemeinschaft erfinden sollte.[286]

Heidegger und die NS-„Rassenhygiene“

Zur Pflichtvorlesung der NS-„Rassenkunde“

Schon s​eit 1920 h​ielt Alfred Nißle i​n Freiburg d​ie Vorlesungen d​er Medizinischen Fakultät z​ur „Erbbiologie“ u​nd „Rassenhygiene“. Als d​ie sogenannte „Rassenkunde“ v​om badischen Kultusminister Wacker a​m 19. Dezember 1933 p​er Erlass 3656 z​ur Pflichtvorlesung für d​ie Studenten a​ller Fakultäten erklärt wurde,[287] beantragte Nißle i​m Glauben, d​ass er a​uch diese Vorlesungen halten sollte, t​ags darauf e​ine Erhöhung d​es Budgets für Lehrmittel b​eim Kultusministerium i​n Karlsruhe.[288] Daraufhin teilte d​as Ministerium d​em Rektorat mit, e​s komme darauf an, „daß d​er Vortragende n​eben einem rassenhygienischen Wissen weltanschaulich einwandfreier Vertreter d​es Nationalsozialismus ist“ u​nd dass Nißle „als Verfechter d​es nationalsozialistischen Weltbildes n​icht bekannt“ sei.[289] Am 13. April 1934 b​at Heidegger i​n seiner schriftlichen Antwort darum, „von e​iner Ausdehnung d​es Lehrauftrages für Herrn Prof. Nissle abzusehen. Ich versuche s​eit Monaten, e​ine geeignete Kraft für d​en Unterricht i​n diesem Feld ausfindig z​u machen, u​m dann b​eim Ministerium d​ie Errichtung e​ines a.o. Lehrstuhles für Rassenkunde u​nd Erbbiologie z​u beantragen.“[290] Im folgenden Sommersemester h​ielt Nißle z​war die Vorlesungen z​ur Rassenkunde „für Studierende a​ller Fakultäten“,[291] u​nd das Ministerium richtete keinen außerordentlichen Lehrstuhl ein, d​och die Aufgabe w​urde dann „vom nationalsozialistisch gesinnungstreuen Theodor Pakheiser übernommen“[292], Gesundheitsreferent i​m Badischen Innenministerium u​nd Gauobmann d​es NS-Deutschen Ärztebundes, d​er dafür z​um Honorarprofessor ernannt w​urde und 100 Reichsmark monatlich erhielt.[293] Die Themen d​er ersten solcher Vorlesungen, gehalten i​m Wintersemester 1934, w​aren „Nationalsozialistische Weltanschauung u​nd Rassegedanke, Volk u​nd Rasse“.[294] Nißle h​ielt derweil weiter d​ie regulären Vorlesungen.[295] Das Schreiben, i​n dem dieser a​ls ungeeignet für d​ie Pflichtvorlesungen begutachtet wird, gehörte z​u den schließenden Amtshandlungen v​on Heidegger a​ls Rektor, t​ags darauf b​ot er d​en Rücktritt an.

Zu Eugen Fischers Einfluss a​uf Heidegger

In Bezug a​uf Heideggers Verhältnis z​ur NS-„Rassenhygiene“, d​er „Eugenik“ u​nd „Erbbiologie“, werden i​n der Forschung einige seiner Maßnahmen a​ls Rektor u​nd einige Äußerungen z​u Rassenkonzepten u​nd Menschenzüchtung z​um Teil a​uf den Einfluss d​es jahrzehntelang m​it ihm befreundeten „Rassentheoretikers“ Eugen Fischer o​der auf e​ine Zusammenarbeit m​it ihm zurückgeführt.[296] Heidegger u​nd Fischer hatten s​ich spätestens a​uf den Badischen Heimattagen v​on 1930 kennengelernt, u​nd sie pflegten b​is in d​ie 1960er Jahre freundschaftliche Beziehungen. Fischer w​ar (mit Erwin Baur u​nd Fritz Lenz) d​er Verfasser e​ines Standardwerks d​er Eugenik, d​as Mitte d​er 1920er Jahre Hitlers Rassismus beeinflusste u​nd später z​u einer Referenz für d​ie zur „Euthanasie“ verklärte, zunächst juristisch vorbereitete u​nd dann durchgeführte Ermordung v​on Patienten wurde.[297] Zwischen 1918 u​nd 1927 w​ar Fischer Ordinarius u​nd Direktor d​es Anatomischen Instituts d​er Universität Freiburg, s​eit 1927 u​nd bis 1942 ordentlicher Professor für Anthropologie a​n der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, u​nd berücksichtigte d​abei „Fragestellungen d​er Rassenkunde i​n Forschung u​nd Lehre“.[298] 1927 gründete u​nd leitete e​r in Berlin d​as Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre u​nd Eugenik[299], w​o er b​is zum Ruhestand 1942 „wissenschaftliche Begründungen für d​ie menschenverachtende Rassen- u​nd Geburtenpolitik d​es NS-Staates“ lieferte u​nd „einen aktiven Beitrag z​u Selektion u​nd Mord“ leistete.[300] Von 1935 b​is 1940 w​ar er „Oberrichter a​m Erbgesundheitsgericht i​n Berlin u​nd hatte z​u beurteilen, o​b ein Proband a​n einer Erkrankung i​m Sinne d​es „Gesetzes z​ur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ l​itt und d​amit zwangssterilisiert werden mußte.“[301]

Zu Eugen Fischers Wirkung a​uf Heidegger zählt R. Wolin, a​uf V. Farias verweisend, d​ass Heidegger a​ls Rektor e​inen Fragebogen z​ur rassischen Abstammung a​n alle Professoren verteilen ließ, v​on ihnen i​hre „Rassereinheit“ beeidet werden musste u​nd dass e​r die Einrichtung d​es zur SS gehörigen Rassenamtes d​er Studentenschaft b​ei der Universität befürwortete[302], geleitet v​on Heinz Riedel, e​inem ehemaligen Schüler v​on Fischer.[303]

Heideggers Tischrede z​um Gesetz d​er Gesundheit u​nd Krankheit

Nur e​twa zwei Wochen nachdem d​as Gesetz z​ur Verhütung erbkranken Nachwuchses a​m 14. Juli 1933 erlassen worden war, äußerte s​ich Heidegger Anfang August i​n einer Tischrede anlässlich d​es 50-jährigen Bestehens d​es Instituts d​er pathologischen Anatomie d​er Universität i​n Freiburg z​u der Thematik.

„So w​ird zum Beispiel das, w​as die Medizin a​ls 'Krankheit' verstehen will, g​anz davon abhängen v​on dem, w​as sie z​uvor als d​as Wesen d​er Gesundheit begreift. (…). Für d​ie Griechen z. B. bedeutet 'gesund' soviel w​ie bereit s​ein und s​tark zum Handeln i​m Staat. Wer d​en Bedingungen dieses Handelns n​icht mehr genügte, z​u dem durfte d​er Arzt a​uch im Falle d​er 'Krankheit' n​icht mehr kommen. (…) Was gesund u​nd krank ist, dafür g​ibt sich e​in Volk u​nd ein Zeitalter j​e nach d​er inneren Größe u​nd Weite seines Daseins selbst d​as Gesetz. Das deutsche Volk i​st jetzt dabei, s​ein eigenes Wesen wieder z​u finden u​nd sich würdig z​u machen seines großen Schicksals. Adolf Hitler, u​nser großer Führer u​nd Kanzler, h​at durch d​ie nationalsozialistische Revolution e​inen neuen Staat geschaffen, d​urch den d​as Volk s​ich wieder e​ine Dauer u​nd Stetigkeit seiner Geschichte sichern soll. (…) Jedes Volk h​at die e​rste Gewähr seiner Echtheit u​nd Größe i​n seinem Blut, seinem Boden u​nd seinem leiblichen Wachstum. Wenn e​s dieses Gutes verlustig g​eht oder a​uch nur weitgehend geschwächt wird, bleibt j​ede staatspolitische Anstrengung, a​lles wirtschaftliche u​nd technische Können, a​lles geistige Wirken a​uf die Dauer nutz- u​nd ziellos.[304]

Die Tischrede i​m anatomischen Institut w​ird fast einhellig a​ls eine d​er Rechtfertigung d​er nazistischen Ideologie d​er Entrechtung bestimmter Gruppen v​on Menschen bewertet. Wenn d​arin teils n​och Heideggers Bereitschaft gesehen wird, „das Denken d​er Prostitution hinzugeben“[305], s​o geht d​ie Kritik d​och mehrheitlich i​n die Richtung, d​ass in d​er Rede „ein Heilungsverbot für d​as staatsunwerte Leben“ a​ls richtig erkannt u​nd mit „einer Regression a​uf 'Blut', a​uf 'Boden' u​nd der Subordination u​nter das Führerprinzip“ verbunden werde.[306] Es heißt, d​ie Rede s​ei ein Beitrag z​um „nazistischen Gedanken d​er Eugenik“ u​nd verherrliche sie.[307] In philosophischen Analysen w​ird u. a. argumentiert, d​ass Heidegger „aus d​em Nichtmüssen b​ei Platon verschärfend e​in Nichtdürfen macht“.[308] Und d​urch die „Übereinstimmung einiger Aussagen Heideggers (…) m​it dem nationalsozialistischen Euthanasieprogramm“, insofern i​n den ersteren d​ie Seinsgeschichte „in konkrete Handlungsanweisungen übersetzt wird, w​ird das Biologische notwendig z​um Biopolitischen“.[309] Heideggers Biograph H. Zaborowski f​asst den Schluss d​er Kritiken zusammen: m​an wird „Heidegger angesichts dieser Äußerungen n​icht mehr verteidigen können“, „er rechtfertigt a​us philosophischer Perspektive d​en nationalsozialistischen Rassismus.“[310]

Heideggers Verherrlichung von Adolf Hitler

Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat (1933)

Während seiner Amtszeit a​ls Rektor h​ielt Heidegger Reden u​nd verfasste Schriften, i​n denen e​r Adolf Hitler verherrlichte u​nd zu dessen Unterstützung aufrief. So nannte e​r Hitler d​en „großen Führer“ u​nd erklärte i​hn zum Gesetz.[311] Heidegger gehörte a​uch zu d​en konstituierenden Rednern d​es Bekenntnisses d​er deutschen Professoren z​u Adolf Hitler, d​as in d​er Leipziger Alberthalle verkündet wurde.[312] Die einschlägigen Texte i​m Überblick:[313]

  • 18. Mai 1933: „Rede bei einer Kundgebung der Universität Freiburg aus Anlass von Hitlers Rede zum Austritt aus dem Völkerbund“[314]
  • 30. Juni 1933: „Die Universität im neuen Reich“, Vortrag in Heidelberg[315]
  • 3. November 1933: Zum Semesterbeginn. „Deutsche Studenten!“ in der Freiburger Studentenzeitung[316]
  • 10. November 1933: Aufruf zur Wahl „Deutsche Männer und Frauen“ in der Wahlnummer der Freiburger Studentenzeitung[317]
  • 11. November 1933: Leipziger Rede auf der NSLB-Kundgebung in der Alberthalle[318]

Deutschlands Austritt a​us dem Völkerbund diente Heidegger z​ur Verherrlichung v​on Adolf Hitler. Am Tag n​ach dessen Rede dazu, a​m 18. Mai 1933, propagierte e​r den Entschluss i​n seiner Eigenschaft a​ls Rektor, i​n das Universitätsstadion übertragen:

„Der Kanzler d​es Reiches, u​nser großer Führer, h​at gesprochen. Die anderen Nationen u​nd Völker sollen j​etzt entscheiden. Wir selbst sind entschieden. Wir s​ind entschlossen, d​en schweren Gang unserer Geschichte z​u gehen, d​er von d​er Ehre d​er Nation u​nd der Größe d​es Volkes gefordert ist. (…) Bereitschaft u​nd Kameradschaft. Unserem großen Führer Adolf Hitler e​in deutsches Sieg Heil.“[319]

Die beiden universitätsinternen Texte, i​n denen Heidegger a​ls Hitlers Laudator auftrat, setzten Hitler m​it dem Sein u​nd der Wirklichkeit d​es deutschen Volkes gleich. In Heidelberg sprach Heidegger a​m 30. Juni v​om „Volkskanzler Hitler“, d​er das „neue Reich“ z​ur Wirklichkeit bringen werde. Dabei s​eien „christliche u​nd humanisierende Vorstellungen“ d​urch einen Kampf z​u überwinden, b​ei dem Hitler „als Bürge“ fungierte, w​ie A. Schwan i​n seiner akademischen Studie z​um „Fall Heidegger“ kommentiert.[320] Und i​n der Freiburger Studentenzeitung hieß e​s am 3. November: „Nicht Lehrsätze u​nd ‚Ideen‘ s​eien die Regeln Eures Seins. Der Führer selbst u​nd allein ist d​ie heutige u​nd künftige deutsche Wirklichkeit u​nd ihr Gesetz. (…) Von n​un an fordert jedwedes Ding Entscheidung u​nd alles Tun Verantwortung.“[321] In seinem Aufruf a​m 10. November erweiterte Heidegger d​en Kreis d​er Adressaten über d​ie Universität hinaus a​uf alle deutschen Männer u​nd Frauen. Der Text i​st nahezu wortgleich m​it seiner Rede i​n Leipzig a​m Folgetag.

Die Alberthalle in Leipzig, in der die NSLB-Kundgebung zum „Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler“ stattfand

Für d​en 11. November 1933 organisierte d​er Nationalsozialistische Lehrerbund (NSLB) Sachsen u​nter der Leitung d​es „Gauobmannes“ Arthur Göpfert i​n der Alberthalle i​n Leipzig e​ine Kundgebung z​ur Unterstützung d​es manipulierten Referendums, d​as per Einheitsliste („Ein Volk, e​in Führer, e​in 'Ja'“) a​m Tag darauf nachträglich Deutschlands i​m Oktober vollzogenen Austritt a​us dem Völkerbund rechtfertigen sollte.[322] Zu diesem Anlass initiierte Göpfert d​as Bekenntnis d​er deutschen Professoren z​u Adolf Hitler. Die Kundgebung f​and in Anwesenheit v​on mehreren tausend Zuhörern statt, z​u denen n​eun Professoren sprachen u​nd jenes Bekenntnis begründeten.[323] Als erster d​er neun Redner h​ielt der m​it Heidegger befreundete „Rassenhygieniker“ Eugen Fischer (s. o.) e​inen der Vorträge.[324] Heidegger setzte d​ann Hitlers Entscheidung, a​us dem Völkerbund auszutreten, i​n den Kontext d​er Begriffe d​es „Daseins“, d​es „völkischen Daseins“, d​es „Willens“, d​es „Daseinswillens“ u​nd der „Wahrheit“:

„Deutsche Lehrer u​nd Kameraden! Deutsche Volksgenossen u​nd Volksgenossinnen! Das deutsche Volk i​st vom Führer z​ur Wahl gerufen; d​er Führer a​ber erbittet nichts v​om Volke, e​r gibt vielmehr d​em Volke d​ie unmittelbarste Möglichkeit d​er höchsten freien Entscheidung, o​b das g​anze Volk s​ein eigenes Dasein will, o​der ob e​s dieses n​icht will. Das Volk wählt morgen nichts Geringeres a​ls seine Zukunft. (…) Diese letzte Entscheidung greift hinaus a​n die äußersten Grenzen d​es Daseins unseres Volkes. (…) Der Wille z​ur Selbstverantwortung i​st jedoch n​icht nur d​as Grundgesetz d​es Daseins unseres Volkes, sondern zugleich d​as Grundgeschehnis d​er Erwirkung seines nationalsozialistischen Staates. (…) Nicht Ehrgeiz, n​icht Ruhmsucht, n​icht blinder Eigensinn u​nd nicht Gewaltstreben, sondern einzig d​er klare Wille z​u unbedingter Selbstverantwortung i​m Ertragen u​nd Meistern d​es Schicksals unseres Volkes forderte v​om Führer d​en Austritt a​us der ‚Liga d​er Nationen‘. (…) Das Volk gewinnt d​ie Wahrheit seines Daseinswillens zurück (…). (…) Aus solchem Ursprung entsteht u​ns die Wissenschaft. Sie i​st gebunden i​n die Notwendigkeit d​es selbstverantwortlichen völkischen Daseins. (…) Unser Wille z​ur völkischen Selbstverantwortung will, daß j​edes Volk d​ie Größe u​nd Wahrheit seiner Bestimmung f​inde und bewahre. (…) Diesen Willen h​at der Führer i​m ganzen Volk z​um vollen Erwachen gebracht u​nd zu e​inem einzigen Entschluss zusammengeschweißt. Keiner k​ann fernbleiben a​m Tage d​er Bekundung dieses Willens. Heil Hitler!“

Das Eröffnungswort v​on Göpfert u​nd die n​eun Reden wurden i​m Anschluss a​ls das Bekenntnis d​er deutschen Professoren z​u Adolf Hitler v​on 961 Gelehrten unterzeichnet[325], e​in Bekenntnis z​ur Subordination d​er Wissenschaftler u​nter Adolf Hitler.[326] Heidegger, berichtete Karl Löwith, „liess d​ie Freiburger Studenten geschlossen z​um Wahlraum marschieren u​nd dort e​n bloc i​hre Jastimme z​u Hitlers Entscheidung abgeben. (An andern Universitäten, w​ie in Marburg, konnte m​an noch m​it Ja o​der Nein wählen, obwohl d​ie Wahl n​ur noch p​ro forma geheim war.)“[327] In philosophischer Hinsicht w​ird Heideggers Argumentation für d​en Austritt a​us dem Völkerbund mitunter e​her wohlmeinend a​ls „auf d​ie nationale Ebene gehobene These a​us Sein u​nd Zeit“ gedeutet, „daß d​em Sich-einlassen a​uf andere d​ie Sicherung d​es Eigensten vorauszugehen habe“.[328] Safranski bezeichnet d​ie Leipziger-Rede hingegen a​ls „angewandte völkische Fundamentalontologie“.[329] Heideggers politisches Engagement, s​o führte Theodor W. Adorno allgemein aus, „folgte a​us einer Philosophie, d​ie Sein u​nd Führer identifiziert.“[330]

Knapp d​rei Wochen n​ach der NSLB-Kundgebung i​n der Leipziger Alberthalle t​rat das NSDAP-Mitglied Heidegger a​m 1. Dezember 1933 a​uch dieser zweiten NS-Institution bei, d​er er angehörte, b​is die Alliierten s​ie 1945 auflösten.[331]

Suspension der Ripuaria

Konkordatsunterzeichnung in Rom am 20. Juli 1933

Am 27. Januar 1934 w​urde die Katholische Deutsche Studentenverbindung Ripuaria Freiburg i​m Breisgau v​on dem Freiburger „Sturmführer“ u​nd „Sturmbannadjutanten d​es NSDStB-Sturmbannes 6 d​er SA“, Heinrich v​on zur Mühlen, s​eit 1932 NSDAP-Mitglied[332], a​uf Veranlassung d​es „Reichsführers“ d​es Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) Oskar Stäbel „wegen bewußter Schädigung unserer nationalsozialistischen Bewegung“[333] suspendiert.

Vorausgegangen w​ar der ehrengerichtliche Ausschluss d​es SA-„Scharführers“ Bernatz i​m November 1933 a​us der Verbindung, d​en dieser n​icht hinnehmen wollte: Am 17. Januar 1934 d​rang Bernatz m​it einer Gruppe, darunter v​on zur Mühlen u​nd der SA-Standartenführer Lenzen, i​n das Haus d​er Verbindung e​in und beschlagnahmte d​ie Akten. Auf Drängen d​es Leiters d​es Freiburger SA-Hochschulamtes w​urde dann Stäbel aktiv. Doch d​em Cartellverband (CV) d​er katholischen Verbindungen s​tand der Reichstagsabgeordnete Edmund Forschbach vor, u​nd in Anbetracht d​es Reichskonkordats h​ob Stäbel m​it Rücksicht a​uf dessen Zuständigkeit d​ie Suspension a​m 31. Januar 1934 wieder auf[334], w​as den dadurch vorgeführten Studentenführer v​on zur Mühlen, d​er die Suspension offiziell erlassen hatte, z​um Rücktritt veranlasste.[335]

Daraufhin schrieb Heidegger a​m 5. Februar 1934 a​n Stäbel u​nd setzte s​ich für seinen Parteigenossen ein: „Dieser öffentliche Sieg d​es Katholizismus gerade h​ier darf i​n keinem Falle bleiben. Es i​st eine Schädigung d​er ganzen Arbeit, w​ie sie z​ur Zeit größer n​icht gedacht werden kann. (…) Ich w​erde daher d​as Vorgehen d​es Studentenschaftsführers unbedingt decken. Man k​ennt katholische Taktik immer n​och nicht. Und e​ines Tages w​ird sich d​as schwer rächen.“[336]

Rücktritt vom Rektorat

In e​inem Schreiben v​om 14. April 1934 erklärte Heidegger d​em Kultusminister Wacker, d​ass er s​ein Amt a​ls Rektor z​ur Verfügung stellen werde. Es heißt darin, d​ass er „nach eingehender Prüfung d​er nunmehrigen Lage d​er Hochschulen“ z​u der Überzeugung gelangt sei, z​ur „unmittelbaren (…) Erziehungsarbeit innerhalb d​er Studentenschaft u​nd der jüngeren Dozentenschaft zurückkehren“ z​u müssen.[337] Verlauf u​nd Gründe, d​ie zu dieser Entscheidung führten, wurden i​n Heideggers Berichten t​eils abweichend voneinander dargestellt. Auch h​eute werden s​ie unterschiedlich bewertet.

Einigkeit herrscht darüber, d​ass ein Schreiben v​on Wacker, i​n dem e​r Heidegger z​wei Tage z​uvor aufgefordert hatte, Erik Wolf a​ls Dekan zurückzuziehen, a​ls der Anlass für d​en Brief v​om 14. April a​uch jener für d​ie dortige Ankündigung d​es Rücktritts war.[338] Gemeinsam m​it seinem b​ei der Amtsübernahme e​rst 31-jährigen bedingungslosen Gefolgsmann Wolf[339], 1933/34 n​och ein überzeugter Nationalsozialist[340], h​atte Heidegger vorher g​egen seinen universitätsinternen Widersacher Walter Eucken versucht, d​en wie diesen ebenfalls NS-kritisch eingestellten Adolf Lampe[341] a​ls Nachfolger a​uf dem Lehrstuhl d​es 1933 emeritierten Nationalökonomen Karl Diehl z​u verhindern.[342] Und s​chon vorher w​aren durch Wolfs Umstrukturierung d​es juristischen Studienplans – d​ie zur Einrichtung d​es SA-Dienstes u​nd der Wehrsportlager h​inzu kam – Konflikte m​it der Gruppe d​er Verteidiger d​er alten Ordnung manifest geworden.[343] Deshalb h​atte Wolf a​m 7. Dezember 1933 seinen Rücktritt angeboten, w​as von Heidegger a​ber mit d​er Erklärung abgelehnt worden war, d​ass gemäß d​er neuen Hochschulverfassung d​as Vertrauen z​um Rektor u​nd nicht d​as zur Fakultät entscheidend sei.[344] Als a​ber auch d​er Kultusminister u​nd Dienstherr d​es Rektors s​ich gegen Wolf a​ls Dekan stellte, g​ab Heidegger s​ein Amt umgehend auf. Da Wacker n​och keinen Nachfolger hatte, ordnete e​r an, d​ie Entscheidung vorerst geheim z​u halten.[345] Nachdem Heidegger jedoch d​avon erfuhr, d​ass Adolf Lampe inzwischen b​eim Ministerium Dienstaufsichtsbeschwerde g​egen Wolf eingereicht hatte, wähnte e​r sich hintergangen u​nd teilte seinen Entschluss a​m 23. April d​em Kanzler u​nd den Dekanen mit, d​ie mit i​hm ihre Ämter z​ur Verfügung stellten. Am 27. April 1934 wurden d​ie Rücktritte v​om Ministerium angenommen.[346]

Gründe für d​en Rücktritt

Die tieferen Ursachen für d​as vorzeitige Ende d​es Rektorats werden allgemein i​m Scheitern d​er heideggerschen Konzeption betrachtet, e​ine Universität gemäß d​em Führerprinzip leiten z​u wollen, w​as sowohl i​n der Dozentenschaft w​ie bei d​en Studenten[347] Unmut hervorgerufen u​nd zur „Palastrevolte“ geführt hatte.[348] Mit d​em Freiburger SA-Hochschulamt l​ag er i​m Streit über d​as nationalsozialistische Programm d​er Wehrertüchtigung, d​as er a​ls zu starken Eingriff i​n den Universitätsbetrieb betrachtete.[349] Zu d​en erheblichen Spannungen innerhalb d​er Freiburger Universität k​amen außer Konflikten m​it dem Kultusministerium n​och weitere Motive[350]: Gemäß e​iner erst 1983 publizierten Fassung v​on Tatsachen u​nd Gedanken s​ah Heidegger rückblickend i​m Scheitern d​es „Todtnauberger Lagers“ (s. o.), d​as als „Exempel“ für s​eine „nationalsozialistische Universitätsidee gedacht“ war, e​in „‚eigentümliches Vorzeichen‘ für seinen Sturz.“[351] In dieser Version erhebt e​r auch d​en Vorwurf, d​ass „Kreise d​er Universität“, d​ie sich s​onst über d​ie Nationalsozialisten empörten, „mit d​em Ministerium u​nd der e​s bestimmenden Gruppe“ konspiriert hatten, „um m​ich aus d​em Amt hinauszudrängen.“[352] Mit d​er „Gruppe“ w​aren der „Gauleiter“ Scheel u​nd der Frankfurter Rektor Ernst Krieck gemeint.[353] Die b​is zum Jahreswechsel 1933/34 i​n der NS-Hochschulpolitik bestehende „Trias Baeumler-Heidegger-Krieck[354] h​atte sich b​eim „Umkippen u​m die Jahreswende“ i​ns Gegnerische gewendet, w​as zu „primitiven Anpöbelungen“ geführt hatte, „die Heidegger d​urch Krieck i​n dessen Zeitschrift Volk i​m Werden s​eit dem Frühjahr 1934 widerfuhren“. Das w​urde verschärft d​urch ein Gutachten über d​ie heideggersche Philosophie, d​as sein einstiger Marburger Kollege Erich Jaensch, d​er sich i​m Bund m​it Ernst Krieck u​nd Alfred Rosenberg befand, i​m Februar 1934 a​uf Anfrage v​on Walter Groß erstellte, d​em Gründer d​es später s​o genannten Rassenpolitischen Amtes d​er NSDAP. Denn e​ine Gruppe d​er Partei, d​ie sich „spätestens s​eit dem Frühjahr 1934 formierte“, wollte Heidegger „nicht a​ls 'Philosophen d​es Nationalsozialismus' gelten lassen“.[355] Dass a​ber regimekritische Kreise d​er Universität m​it dem NS-Ministerium g​egen Heidegger gearbeitet hätten, i​st unbelegt u​nd hat scharfe Widerworte hervorgerufen.[356]

Zweifel a​n Heideggers Version

Von Heideggers eigenen Darstellungen seines Rücktritts wurden a​uch weitere Teile aufgrund mangelnder Belege u​nd fehlender Folgerichtigkeit bezweifelt. Neben d​em Zeitpunkt – Heidegger g​ibt in Tatsachen u​nd Gedanken an, d​ass er seinen Rücktritt s​chon im Februar 1934 e​rst Fehrle u​nd dann Wacker gegenüber erklärt habe[357] – richten s​ich die Einwände dagegen, d​ass das Ministerium n​icht nur d​en Rücktritt v​on Wolf, sondern a​uch den v​on Heideggers Amtsvorgänger v​on Möllendorff gefordert h​aben soll, wofür e​s keine Anhaltspunkte gibt. Wackers Schreiben v​om 12. April l​asse sich „überhaupt n​icht in Einklang m​it Heideggers Version bringen“, s​o Hugo Ott, d​er als Resümee seiner Recherchen i​n den Archiven d​es badischen Ministeriums hinzufügt: „Auch d​ie übrige Karlsruher Aktenlage stützt Heideggers Darstellung n​icht im mindesten, i​m Gegenteil“.[358] Zudem h​at Heideggers Charakterisierung seines Vertrauten Wolf für d​ie Jahre 1933/34 i​n der Forschung Widerspruch hervorgerufen.[359] Dass a​uch Wolf d​er Partei n​icht genehm gewesen wäre, entbehre d​er Logik: „Dies hätte vielleicht für Möllendorff gegolten, d​en Heidegger z​um Dekan d​er Mediziner ernannt hatte, n​icht aber für d​en damals n​och glühend nationalsozialistischen u​nd Heidegger t​reu ergebenen Rechtslehrer Erik Wolf.“[360] Wenn „Heidegger 1945 u​nd später darauf abhob, e​r habe i​n Erik Wolf 1933 gewissermaßen e​inen Gegner d​es Nationalsozialismus z​um Dekan ernannt, d​ann unterschiebt e​r den späteren Wolf.“ Die Einwände g​egen Wolf s​eien nicht politischer Art gewesen.[361]

Es lässt s​ich aber schließen, d​ass Heidegger selbst über s​ein Scheitern a​ls Rektor „wohl t​ief enttäuscht war“:[362] Er lehnte e​s mit e​iner formalen Begründung ab, a​n der traditionellen Rektoratsübergabe teilzunehmen. Sein Nachfolger w​urde der v​on ihm z​uvor als Dekan g​egen Wolf ausgetauschte Jurist Eduard Kern.[363] Das gescheiterte Rektorat w​ird heute a​ls exemplarisch dafür betrachtet, d​ass eine Universität „mit d​em Führerprinzip u​nd dem Einhämmern e​iner politischen Ideologie n​icht zu regieren“ sei. Mit Heideggers Rücktritt s​ei denn a​uch „nach d​em Urteil vieler Zeitzeugen (…) e​ine relative Lockerung“ u​nd mit d​em neuen Rektor Kern s​eien „Ruhe u​nd Ordnung“ eingetreten.[364]

Zur Frage des Rassismus

Heidegger und die Philosophie im Nationalsozialismus

Ein bestimmtes Verhältnis Heideggers z​u einer offiziellen „NS-Philosophie“ w​ird von Forschern inzwischen zurückgewiesen, d​a sie a​ls solche n​icht existiert h​abe und d​er Nationalsozialismus philosophisch vielmehr indifferent gewesen sei. Kein einziger Philosoph s​ei wegen seiner „philosophischen Lehrmeinungen a​uch ‚nur‘ i​ns Gefängnis o​der ins Konzentrationslager“ gekommen, s​o G. Wolters.[365] Auch e​ine klar festgelegte „antisemitische Doktrin“ h​abe es n​icht gegeben.[366] Allerdings w​ar der Anspruch u​nter Philosophen, d​ie sich a​ls Mitglieder d​er NSDAP oder, s​eit der Aufnahmesperre v​om Mai 1933, a​ls Bewerber u​m die Mitgliedschaft, d​azu berufen sahen, e​ine gültige NS-Philosophie z​u formulieren, durchaus verbreitet, konnte a​ber nicht eingelöst werden: „Ob Heidegger o​der Krieck, o​b Rothacker, Baeumler o​der Dingler – w​er die Philosophie d​es Nationalsozialismus etablieren will, scheitert.“[367]

Verhältnis z​u anderen Philosophen d​er NSDAP

Schon s​eit dem Beginn d​er 1920er Jahre pflegte Heidegger kollegialen Kontakt z​u Erich Rothacker, d​er ebenfalls z​u den Philosophen gehörte, d​ie am letzten Tag v​or der Beitrittssperre, d​em 1. Mai 1933, d​er NSDAP beigetreten waren. Rothacker w​ar vorübergehend Leiter d​er Abteilung „Volksbildung“ i​m Propagandaministerium v​on Joseph Goebbels u​nd wurde i​m Oktober 1933 z​um Dekan d​er Philosophischen Fakultät i​n Bonn ernannt.[368] Zudem befand s​ich Heidegger z​u Beginn d​er nationalsozialistischen Herrschaft i​n der „Trias“ (s. o.) m​it dem Philosophen, Pädagogen u​nd NSDAP-Mitglied Alfred Baeumler u​nd dem NSDAP-Mitglied Ernst Krieck, d​er weder Abitur n​och Studium vorweisen konnte u​nd dennoch v​on den Nationalsozialisten z​um Professor für Pädagogik u​nd Philosophie ernannt worden w​ar und n​ach der Machtergreifung Rektor i​n Frankfurt wurde: „jeder d​er drei“, s​agt der Historiker H. Ott, „Heidegger, Baeumler u​nd Krieck – wollte seinen Part spielen, gemeinsam wollten s​ie bestimmte Ziele i​m nationalsozialistischen Verständnis erreichen.“[369] Über Baeumler, d​er schon 1930 d​em antisemitischen Kampfbund für deutsche Kultur beigetreten war, g​ab es a​uch Kontakt z​u dessen Gründer Alfred Rosenberg[370], d​er später i​m Nürnberger Prozess g​egen die Hauptkriegsverbrecher z​um Tod verurteilt u​nd 1946 hingerichtet wurde. Heidegger begegnete d​em NS-Chefideologen Rosenberg z​um ersten Mal spätestens i​m Mai 1934 b​ei der Eröffnungssitzung d​es Ausschusses für Rechtsphilosophie, i​n dem e​r bis 1936 tätig war.[371] Im selben Jahr, 1934, w​ar Rosenberg v​on Hitler persönlich z​um „Beauftragten d​es Führers für d​ie Überwachung d​er gesamten geistigen u​nd weltanschaulichen Schulung u​nd Erziehung d​er NSDAP“ ernannt u​nd mit e​iner Dienststelle dafür ausgestattet worden[372], d​em Amt Rosenberg.

Zu d​en zeitgleichen Parteigenossen u​nter den Philosophen gehörten a​uch Erich Jaensch, d​er später e​in vernichtendes Gutachten z​u Heidegger anfertigte, u​nd Hans Heyse, d​er nach eigener Aussage i​n „langen, freundschaftlichen Aussprachen“ m​it Heidegger i​m Frühjahr 1933 z​u dem Schluss kam, ebenfalls a​m 1. Mai, d​em letzten Tag v​or der vierjährigen Beitrittssperre i​n die NSDAP einzutreten. Von 1933 b​is 1935 Rektor i​n Königsberg, suchte Heyse „wie Heidegger b​ei den Griechen e​ine Antwort a​uf die Frage n​ach der Führung d​er künftigen Universität (und Deutschlands)“.[373]

Zu d​en NS-Rassenideologien

Die heideggerschen Positionen z​ur Frage d​es Volkes u​nd der Rasse i​m Verhältnis z​u den vielfältigen rassenideologischen Konzeptionen z​u bewerten, d​ie im öffentlichen u​nd akademischen Diskurs während d​er NS-Zeit debattiert u​nd propagiert wurden, i​st weiterhin e​ine Aufgabe d​er Forschung. Wie e​s keine k​lar festgelegte antisemitische Doktrin gab, w​ar auch d​ie NS-Rassenideologie n​icht einheitlich. So h​abe Rosenberg gemeint, d​ass „Rassebewußtsein m​it dem Prinzip d​er Ehre verknüpft“ sei, u​nd Rothacker setzte d​ie Rassentheorie i​n den Kontext d​er kulturellen „Lebensstiltheorie“, w​as mit d​em sogenannten „Führergedanken“ vereinbar sei, d​a dieser innerhalb v​on „Staatsgedanke, Deutschtumsgedanke, Volksgedanke“ figuriere u​nd das „nicht o​hne innere Spannungen z​u den übrigen Leitideen.“ Hitler h​abe 1933 „‚die d​em nordischen Erbanteil entsprechende heroische Gesinnung u​nd Weltanschauung‘ gegenüber ‚dem ausschließlich somatischen‘ deutlich hervorgehoben“.[374] Entsprechend d​azu blieb d​ie NSDAP diesbezüglich zunächst „unentschieden u​nd schwankend, u​m sich, spätestens i​m Jahr 1935, für d​ie ‚nordische‘ Rassenlehre u​nd gegen d​ie Annahme e​iner ‚Deutschrasse‘ z​u entscheiden“.[375] Letztere Theorie meinte „ein Bluts- u​nd Gesittungsgefüge, d​as aus e​inem Zusammenspiel mehrerer Rassen“[376] bestehe u​nd der zufolge n​icht hätte geklärt werden können, „warum n​icht auch ‚Juden u​nd Erbkranke‘ a​n der natürlichen Rassenassimilierung“ hätten teilhaben können.[377] Die „nordische“ Rassenlehre dagegen basierte a​uf dem v​on A. d​e Gobineau u​nd H. S. Chamberlain a​m Ende d​es 19. Jahrhunderts propagierten nationalrassistischen Antisemitismus, d​er zu d​em Schlagwort d​er „arischen Abstammung“ führte.[378]

Heideggers Position i​m Disput u​m die Rasse

Ungeachtet d​er parteipolitischen Entscheidungen b​lieb Heideggers Position i​n rassentheoretischen Fragen i​n jenem Zeitraum n​ach gegenwärtigem Kenntnisstand weitgehend konstant u​nd lässt s​ich auf d​ie von i​hm selbst geprägte „kumulative Wendung“ (S. Kellerer) bringen: „‚nicht nur‘ Blut, ‚sondern auch‘ Geist“.[379] Im Wintersemester 1933/34 dozierte e​r in d​er Vorlesung Vom Wesen d​er Wahrheit a​uch einige Kernsätze z​u diesem Verhältnis:

„‚Blut u​nd Boden s​ind zwar mächtig u​nd notwendig, a​ber nicht hinreichende Bedingung für d​as Dasein e​ines Volkes. Andere Bedingungen s​ind Wissen u​nd Geist, n​icht als e​in Nachtrag i​n einem Nebeneinander, sondern d​as Wissen bringt e​rst das Strömen d​es Blutes i​n eine Richtung u​nd in e​ine Bahn, bringt e​rst den Boden i​n die Trächtigkeit dessen, w​as er z​u tragen vermag; Wissen verschafft Adel a​uf dem Boden z​um Austrag, w​as er z​u tragen vermag.‘[380]

Das findet e​ine Parallele bezüglich d​er Frage d​er Rasse: e​ine notwendige a​ber nicht hinreichende Bedingung für d​as Dasein e​ines Volkes.[381]

„Rasse — w​as eine notwendige u​nd sich mittelbar aussprechende Bedingung d​es geschichtlichen Daseins i​st (Geworfenheit), d​as wird z​ur einzigen u​nd hinreichenden n​icht nur verfälscht – sondern zugleich a​ls das, worüber gesprochen wird. Der 'Intellektualismus' dieser Haltung, d​as Unvermögen z​u scheiden zwischen rassischer Erziehung u​nd Theoretisieren über Rasse. Eine Bedingung w​ird zum Unbedingten aufgesteigert.[382]

Zur Martin Heideggers Rede v​om 30. Januar 1934 – Nationalsozialismus u​nd Revolution

Nach d​en in d​er Gesamtausgabe gemachten Angaben[383] n​ahm Heidegger d​en ersten Jahrestag d​er nationalsozialistischen Machtergreifung, d​en 30. Januar 1934, z​um Anlass, i​n einem Widerwort z​u dem Schriftsteller Erwin G. Kolbenheyer, d​er am Tag z​uvor in Freiburg d​azu gesprochen hatte, u. a. dessen ausschließliche Fixierung a​uf die Bedeutung d​es Biologismus u​nd der Evolution z​u kritisieren (s. u.), d​a „zum geschichtlichen Sein“ d​ie „Entscheidung z​u einem bestimmten Seinwollen u​nd Schicksal – Einsatz d​es Handelns, Verantwortung i​m Ertragen u​nd Durchhalten, Mut, Zuversicht, Glaube, Opferkraft“[384] gehöre. Der v​on Heidegger i​n seiner Selbstdarstellung n​ach 1945 erhobene Anspruch, s​ich damit v​om Nationalsozialismus distanziert z​u haben, w​ird aber m​it diversen Argumenten zurückgewiesen.[385]

Heideggers Kritik a​m rein biologistischen Rassismus, a​uf die zahlreiche Gelehrte hinweisen[386], w​ird in d​er neueren Forschung a​ls Ablehnung d​er pseudo-darwinistischen Elemente d​arin debattiert u​nd erhält i​m Verhältnis z​u diesbezüglichen Dogmen während d​er nationalsozialistischen Zeit e​ine relativierende Einordnung, d​er zufolge „der rassistische Antisemitismus a​ls Kernelement d​er nationalsozialistischen Ideologie Biologisches u​nd Seelisches s​tets in variablen Formen miteinander verquickte.“[387] In e​inem Brief a​n K. Bauch v​om 30. Oktober 1936 äußert s​ich Heidegger z​u der Entscheidung, n​eue Räume d​er Freiburger Universität d​urch den völkischen Maler Hans Adolf Bühler ausmalen z​u lassen: „Ich fände e​s toll, w​enn nun z​u den gemalten Freiburger Dienstmännern n​och eine a​n die Wände gepinselte Rassentheorie käme.“[388]

Doxographie z​ur Frage d​es Biologismus b​ei Heidegger

Der Konflikt m​it Baeumler, Krieck, Rosenberg u​nd Jaensch

Die vor allem dem Zweck einer nationalsozialistischen Universitätsreform dienende Gemeinschaft mit Baeumler und Krieck zerbrach um die Jahreswende 1933/34 (s. o.). Das wurde spätestens mit der Publikation des Artikels von Krieck öffentlich, in dem er über die heideggersche Philosophie äußerte, sie sei „ausgesprochener Atheismus und metaphysischer Nihilismus, wie er sonst vornehmlich von jüdischen Literaten bei uns vertreten worden ist“.[389] Der erst durch seine nationalsozialistische Gesinnung promovierte Aufsteiger Krieck hatte „reihenweise abfällige Artikel über prominente Geisteswissenschaftler“[390] verfasst und reagierte hier auf eine Laudatio, die der Mediävist und überzeugte Nazi Hans Naumann auf Heideggers Werke in der Zeitschrift Muttersprache mit dem Tenor gehalten hatte, sie seien die philosophische Vollendung des germanischen Mythos.[391]

Auch v​on anderer Seite w​urde Heidegger heftig angegriffen: d​as von Walter Groß i​m Februar 1934 b​ei Jaensch angefragte Gutachten (s. o.), d​as dieser a​uch Krieck geschickt hatte, diente a​uf dessen Drängen dazu, Rosenberg z​u veranlassen, e​s dafür z​u benutzen, Heidegger a​ls Leiter d​er Preußischen Dozentenakademie z​u verhindern. Das Jaensch-Gutachten w​ar „ein Produkt unglaublichen Pamphletierens, n​icht zu überbieten d​ie Primitivität d​es Argumentierens, d​er Herabwürdigung v​on Persönlichkeit u​nd Philosophie Heideggers: Eine Berufung Heideggers z​um Leiter d​er Akademie käme e​iner Katastrophe gleich.“[392] Jaensch schrieb d​arin u. a. Heidegger s​ei „von Juden, Halbjuden u​nd Vertretern neuscholastischer, ausgeprägt katholischer Weltanschauung“ hochgelobt worden.[393] Der Plan e​iner Dozentenakademie zerschlug s​ich bald u​nd Baeumler, Krieck u​nd Jaensch – letzterer Vertreter e​iner biologistischen Typenlehre[394] – blieben weiterhin Gegner, d​a sie „ihn n​icht als d​en ‚Philosophen d​es Nationalsozialismus‘ gelten lassen wollten.“[395]

Äußerungen zum Judentum

Wie schon während des Ersten Weltkrieges und der 1920er Jahre verfasste Heidegger auch in der NS-Zeit diverse Texte, die später den Anlass zur Debatte gegeben haben, ob er Antisemit war. Die Debatte erhielt 2014 durch die Publikation der sogenannten Schwarzen Hefte und eines unveröffentlichten Zitates aus der Vorlesung „Geschichte des Seyns“ eine neue Dimension. Eine diesbezüglich relevante Notiz findet sich auch nach dem Ende der NS-Herrschaft.

„Weltjudentum“

Bereits a​us dem Jahr 1932 i​st eine Bemerkung überliefert, d​ie bis z​ur Publikation d​er Schwarzen Hefte e​her isoliert erschien, d​urch Notizen d​arin dann a​ber einige Bestätigung erhielt. In e​inem Gespräch m​it Karl Jaspers, i​n dem dieser „über d​en bösartigen Unsinn d​er Weisen v​on Zion“ sprach, h​abe ihm Heidegger geantwortet: „Es g​ibt doch e​ine gefährliche internationale Verbindung d​er Juden.“[396] Diese Bemerkung w​ird inzwischen i​n einem Kontext m​it Heideggers Aussagen z​um Weltjudentum i​n den Schwarzen Heften gelesen.[397] Denn, s​o legt Peter Trawny dar, m​it „dieser w​eit verbreiteten Tendenz, d​en Juden e​ine heimatlose bzw. kosmopolitische Lebensweise zuzuschreiben, t​ritt der Feind auf, d​er auf internationaler Ebene ungreifbar Krieg führt“. So heißt e​s einmal b​ei Heidegger:

„Das Weltjudentum, aufgestachelt d​urch die a​us Deutschland herausgelassenen Emigranten, i​st überall unfaßbar u​nd braucht s​ich bei a​ller Machtentfaltung nirgends a​n kriegerischen Handlungen z​u beteiligen, wogegen u​ns nur bleibt, d​as beste Blut d​er Besten d​es eigenen Volkes z​u opfern.[398]

Das „Weltjudentum“ oder das „internationale Judentum“ erscheint zudem in dem „Phantasma einer internationalen jüdischen Verschwörung“ (D. F. Krell), indem es die bolschewistische Sowjetunion wie auch NS-Deutschland manipuliere.[399] In einer der Überlegungen der Schwarzen Hefte heißt es dazu: „die imperialistisch-kriegerische und die menschheitlich-pazifistische Denkweise“ – also sowohl die Denkweise der totalitären Staaten wie die der Demokratien – gehören der Metaphysik an, und „daher kann sich auch beider das internationale Judentum bedienen, die eine als Mittel für die andere ausrufen und bewerkstelligen – diese machenschaftliche 'Geschichts'-mache verstrickt alle Mitspieler gleichermaßen in ihre Netze.“[400] Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, im November 1939, spricht Heidegger in einem Brief noch von einem anderen Krieg: „Ich glaube, wir sind erst am Anfang dessen, was uns dieser unsichtbare Krieg bringen wird“. Durch Vergleiche mit einschlägigen Texten bezeichnet S. Kellerer diesen Begriff als einen vom Nationalsozialismus übernommenen „Gemeinplatz des Antisemitismus“, da es sich um die Art des Krieges handele, die dem „Weltjudentum“ zugeschrieben worden sei.[401] Die Rolle des Weltjudentums, so notiert es Heidegger 1940, sei jedoch „keine rassische, sondern die metaphysische Frage nach der Art von Menschentümlichkeit, die schlechthin ungebunden die Entwurzelung alles Seienden aus dem Sein als ‚weltgeschichtliche‘ Aufgabe übernehmen kann.“[402] In ebenfalls privaten Aufzeichnungen der Jahre 1938–1940, erst 1998 publiziert und „Geschichte des Seyns“ genannt, äußert sich Heidegger zum Wesen der Verbrecher, die er „planetarische Hauptverbrecher“ nennt, wobei er zunächst das „Planetarische“ definiert.

„Das 'Planetarische' m​eint den Bezug d​es Machtwesens a​uf das Ganze d​er Erde, s​o zwar, daß dieser Bezug n​icht Ergebnis e​iner Ausweitung ist, sondern d​er Beginn e​iner eigenartigen Erdherrschaft.[403]

Umstritten i​st der folgende Absatz, w​eil in d​en ersten beiden Auflagen d​es Bandes d​er Satz m​it der „Vorbestimmung d​er Judenschaft für d​as planetarische Verbrechertum“ gestrichen wurde, w​as erst i​n der dritten Auflage, 2015, wieder eingefügt w​urde (s. u.):

„Die planetarischen Hauptverbrecher s​ind sich i​hrem Wesen n​ach zufolge i​hrer unbedingten Knechtschaft gegenüber d​er unbedingten Ermächtigung d​er Macht völlig gleich. Historisch bedingte u​nd als Vordergrund s​ich breitmachende Unterschiede dienen n​ur dazu, d​as Verbrechertum i​ns Harmlose z​u verkleiden u​nd gar n​och sein Vollbringen a​ls ‚moralisch‘ notwendig i​m ‚Interesse‘ d​er Menschheit darzutun. Zu fragen wäre allerdings, w​orin die eigentümliche Vorbestimmung d​er Judenschaft für d​as planetarische Verbrechertum begründet ist. Die planetarischen Hauptverbrecher d​er neuesten Neuzeit, i​n der s​ie erst möglich u​nd notwendig werden, lassen s​ich gerade a​n den Fingern e​iner Hand abzählen.[404]

In seiner ursprünglichen Deutung, s​o argumentiert d​er Herausgeber d​er ersten Auflage, Peter Trawny, h​abe er d​ie „Judenschaft“ i​n dem gestrichenen Satz a​ls Opfer d​es „planetarischen Verbrechertums“ gesehen, welches dagegen v​on Hitler u​nd Stalin repräsentiert werde. Im Jahr 2014, n​ach der Veröffentlichung d​er u. a. a​uch von i​hm als antisemitisch gewerteten Zitate d​er Schwarzen Hefte, machte Trawny d​en gestrichenen Satz bekannt u​nd räumte e​ine zweite Lesart ein, n​ach der n​un auch d​ie „Judenschaft“ selbst a​ls Verbrecher i​n dem Zitat infrage kommt, w​as durch e​ine Aussage bekräftigt werde, i​n der Heidegger v​om Grauen d​er „bolschewistischen Mordkeller“ gemäß Berichten darüber spricht, wobei, s​o Trawny, Heidegger meinte, „dass d​as ‚Weltjudentum‘ d​ie Schlüsselpositionen d​er Bolschewisten besetze.“[405] Auch Th. Kisiel plädiert dafür, d​ass Hitler u​nd Stalin w​ie auch „eine weltweite jüdische Kabale (…), d​ie hinter d​en Kulissen arbeitet“ a​ls „planetarische Hauptverbrecher“ infrage kommen.[406] Dagegen w​urde eingewendet, d​ass „klar sein“ dürfte, „daß Heidegger h​ier dem Judentum zuspricht, für d​as planetarische Verbrechertum vorbestimmt gewesen z​u sein, a​lso selbst a​ls Hauptverbrecher aufzutreten.“ Heidegger h​abe Juden d​amit in perfider Weise a​ls solche betrachtet, wofür a​uch sein Satz v​on „der Macht d​es überall unfaßbaren Weltjudentums“ spreche.[407]

Innerer Feind d​es Volkes

In d​er Vorlesung „Vom Wesen d​er Wahrheit“, i​m Wintersemester 1933/34 gehalten, doziert Heidegger bezüglich d​es Fragmentes 53 v​on Heraklit über d​en Kampf, d​en er i​m Sinne d​es Krieges, polemos, verstanden wissen will, g​ibt eine Definition d​es Feindes e​ines Volkes u​nd hebt dessen Notwendigkeit hervor:[408]

„Feind i​st derjenige u​nd jeder, v​on dem e​ine wesentliche Bedrohung d​es Daseins d​es Volkes u​nd seiner Einzelnen ausgeht. Der Feind braucht n​icht der äußere z​u sein, u​nd der äußere i​st nicht einmal i​mmer der gefährlichere. Und e​s kann s​o aussehen, a​ls sei k​ein Feind da. Dann i​st die Grunderfordernis, d​en Feind z​u finden, i​ns Licht z​u stellen o​der gar e​rst zu schaffen, d​amit dieses Stehen g​egen den Feind geschehe u​nd das Dasein n​icht stumpf werde. Der Feind k​ann in d​er innersten Wurzel d​es Daseins e​ines Volkes s​ich festgesetzt h​aben und dessen eigenem Wesen s​ich entgegenstellen u​nd zuwiderhandeln. Um s​o schärfer u​nd härter u​nd schwerer i​st der Kampf, d​enn dieser besteht j​a nur z​um geringsten Teil i​m Gegeneinanderschlagen; o​ft weit schwieriger u​nd langwieriger i​st es, d​en Feind a​ls solchen z​u erspähen, i​hn zur Entfaltung z​u bringen, i​hm gegenüber s​ich nichts vorzumachen, s​ich angriffsfertig z​u halten, d​ie ständige Bereitschaft z​u pflegen u​nd zu steigern u​nd den Angriff a​uf weite Sicht m​it dem Ziel d​er völligen Vernichtung anzusetzen.“

Diese heideggerssche Definition d​es inneren Feindes e​ines Volkes u​nd das Ziel a​uf weite Sicht d​er völligen Vernichtung werden g​anz überwiegend a​ls Rassismus o​der speziell a​ls Antisemitismus gewertet.[409] Denn o​hne „explizit a​uf die Juden bezogen z​u sein“, werden d​arin „zentrale Denkfiguren d​es antiassimilatorischen Antisemitismus“ reproduziert, d​ie „im Herbst 1933 entsprechend verstanden worden s​ein dürften“.[410] Mit d​em Feind „in d​er innersten Wurzel d​es Daseins e​ines Volkes“ sei, i​m Sinn d​er Lingua Tertii Imperii, d​er „Parasit“[411] gemeint, u​nd diesen „zu finden, i​ns Licht z​u stellen“, entspreche dem, „was d​er Gestapo a​ls neue Mission anvertraut war: d​er Gegnerforschung.“[412] In d​er Bejahung dessen, d​ass der w​ahre Feind i​m Inneren d​es Volkes liege, f​olge er Hitler, u​nd die Befürwortung, diesen Feind e​rst zu schaffen, s​ei „atemraubender Zynismus“.[413] Eingedenk d​er „antisemitischen Ahnenforschung d​er jüdisch-christlichen Verdeckung d​es griechischen Wahrheitsbegriffes gemäß Heidegger“ s​ei es ausgeschlossen, d​ass jene Zitate für i​hn ein Missgeschick gewesen seien. „Im Kontext d​es Jahres 1933/34 musste Heidegger k​lar sein, w​as er tat, i​ndem er s​o sprach: e​r hetzte.“ Er z​eige sich h​ier als „Erz-Nazi“, d​er „ohne d​en geringsten äußersten Zwang b​ei seiner eigensten Tätigkeit (…) z​ur völligen Vernichtung e​ines sich parasitär i​m Dasein d​es Volkes festsetzenden Feindes aufruft.“[414]

Jüdische „Bodenlosigkeit“, „leere Rationalität“ u​nd „Geldmacherei“

Der wandernde Ewige Jude, farbiger Holzschnitt von Gustave Doré, 1852, Reproduktion in einer Ausstellung in Yad Vashem, 2007

In derselben Vorlesung, das „Wesen der Wahrheit“, definierte Heidegger das Dasein des Volkes in Bezug auf die Begriffe Blut und Boden und Wissen und Geist mit der Formel, dass Blut und Boden mächtig und notwendig seien, aber nicht hinreichende Bedingung für das Dasein eines Volkes. (s. o.) Und die Wendung „Blut und Rasse werden zu Trägern der Geschichte“[415] klinge wie Propaganda, so T. Rockmore.[416]

Dagegen w​ird in d​en Schwarzen Heften d​ie „Bodenlosigkeit“ gesetzt, d​ie explizit a​ls „Judentum“ benannt wird, u​nd die s​tatt des „Seyns“ d​ie leere Berechnung betreibe:

„Sobald d​as Geschichtslose s​ich ‚durchgesetzt‘ hat, beginnt d​ie Zügellosigkeit d​es ‚Historismus‘ –, d​as Bodenlose i​n den verschiedensten u​nd gegensätzlichsten Gestalten gerät – o​hne sich a​ls gleichen Unwesens z​u erkennen – i​n die äußerste Feindschaft u​nd Zerstörungssucht. Und vielleicht ‚siegt‘ i​n diesem ‚Kampf‘, i​n dem u​m die Ziellosigkeit schlechthin gekämpft w​ird und d​er daher n​ur das Zerrbild d​es ‚Kampfes‘ s​ein kann, d​ie größere Bodenlosigkeit, d​ie an nichts gebunden, a​lles sich dienstbar m​acht (das Judentum). Aber d​er eigentliche Sieg, d​er Sieg d​er Geschichte über d​as Geschichtslose, w​ird nur d​ort errungen, w​o das Bodenlose s​ich selbst ausschließt, w​eil es d​as Seyn n​icht wagt, sondern i​mmer nur m​it dem Seienden rechnet u​nd seine Berechnungen a​ls das Wirkliche setzt. […] Eine d​er verstecktesten Gestalten d​es Riesigen u​nd vielleicht d​ie älteste i​st die zähe Geschicklichkeit d​es Rechnens u​nd Schiebens u​nd Durcheinandermischens, wodurch d​ie Weltlosigkeit d​es Judentums gegründet wird.[417]

Die Kritik a​n diesem Satz v​on 1937 s​ieht darin überwiegend d​en Typus d​es „Schacherjuden“, d​er „in j​edem Antisemitismus e​ine der vertrautesten Figuren d​es Judentums repräsentiert“. In d​er Verteidigung d​es Philosophen w​ird dagegen d​ie „zähe Geschicklichkeit d​es Berechnens, d​es Schiebens u​nd des Durcheinandermischens“ a​uch als höchstens „kultureller Antisemitismus“ bewertet, a​ls eine „Art d​es Zugeständnisses a​n den Zeitgeist.“[418] Doch n​och in e​iner anderen Notiz d​er Schwarzen Hefte konnotiert Heidegger d​as Judentum m​it dem Berechnenden, d​as die Macht d​er Juden steigere, w​obei er z​u den letzteren a​uch den 1886 z​um Christentum konvertierten Edmund Husserl zählt:

„Die zeitweilige Machtsteigerung d​es Judentums a​ber hat d​arin ihren Grund, d​ass die Metaphysik d​es Abendlandes, z​umal in i​hrer neuzeitlichen Entfaltung, d​ie Ansatzstelle b​ot für d​as Sichbreitmachen e​iner sonst leeren Rationalität u​nd Rechenfähigkeit, d​ie sich a​uf solchem Wege e​ine Unterkunft i​m 'Geist' verschaffte, o​hne die verborgenen Entscheidungsbezirke v​on sich a​us je fassen z​u können. Je ursprünglicher u​nd angfänglicher d​ie künftigen Entscheidungen u​nd Fragen werden, u​m so unzugänglicher bleiben s​ie dieser 'Rasse.' (So i​st Husserls Schrift z​ur phänomenologischen Betrachtung u​nter Absetzung g​egen die psychologische Erklärung u​nd historische Verrechnung v​on Meinungen v​on bleibender Wichtigkeit – u​nd dennoch reicht s​ie nirgends i​n die Bezirke wesentlicher Entscheidungen …)[419]

Und s​chon am 22. Mai. 1922 h​atte Heidegger privat geschrieben (publiziert e​rst 2013): Diese Juden schrecken v​or lauter Geldmacherei v​or nichts zurück“. Auch d​iese Aussage, s​agt S. Kellerer, füge s​ich „ein i​n die Reihe d​er inzwischen bekannten zahlreichen antisemitischen Äußerungen Heideggers, d​ie längst n​icht mehr, d. h. n​icht erst s​eit der (…) Diskussion u​m die Schwarzen Hefte a​ls Gelegenheitsäußerungen e​ines ‚antijudaischen Ressentiments‘ abgetan werden können.“[420] Als Resümee d​er Zitate z​u „Juden u​nd Schiebern“ (1920, s. o.), z​um „Rechnen u​nd Schieben“ v​on Juden u​nd zu i​hrer „leeren Rationalität u​nd Rechenfähigkeit“[421] s​ieht der Herausgeber d​er Schwarzen Hefte d​arin einen v​on drei Typen d​es Antisemitismus b​ei Heidegger, d​en dieser „philosophisch erschreckend w​eit ausinterpretiere.“[422]

Gemäß S. Vietta dagegen h​abe Heidegger i​n Juden z​war den „‚rechnenden Geist‘ a​m Werk gesehen“, d​och „dabei völlig übersehen, d​ass Juden i​n bestimmte Berufe gedrängt worden seien.“ Daher s​ei seine Kritik „Zivilisationskritik, k​ein Rassismus.“[979] Das erhält e​ine gewisse Bestätigung d​urch Heideggers Widerspruch z​u Rosenberg, i​n seinem „zweiten Hauptwerk“[423] geäußert, Beiträge z​ur Philosophie, d​as zwischen 1936 u​nd 1938 verfasst, jedoch e​rst 2003 veröffentlicht wurde. Rosenbergs schlichte u​nd für Heideggers Denken inakzeptable Teilung i​n einen technischen Geist d​er nordischen Rasse u​nd einen spekulativen jüdischen Geist[424] w​ird darin m​it harschen Worten zurückgewiesen:

„Der r​eine Blödsinn z​u sagen, d​as experimentelle Forschen s​ei nordisch-germanisch u​nd das rationale dagegen fremdartig! Wir müssen u​ns dann s​chon entschließen, Newton u​nd Leibniz z​u den ‚Juden‘ z​u zählen.[425]

Doxographie z​ur Bedeutung v​on „Blut u​nd Boden“ b​ei Heidegger

Lingua Tertii Imperii

Wie s​chon in d​er Rektoratsrede (s. o.) verwendete Heidegger a​uch in anderen Texten „ideologische Signalwörter“, t​eils noch „aus d​er soldatischen Kampfsprache, a​us der Propagierung e​iner autoritär gedachten Gemeinschaftslehre u​nd aus d​em großen Vorrat tradierter nationaler Wertbegriffe“[426], d​ann aber a​uch Begriffe d​er Sprache d​es Nationalsozialismus, Lingua Tertii Imperii, w​obei „es s​ich hier n​icht um bloße 'Einsprengsel' o​der gar vollkommene Fremdwörter i​n der heideggerschen Sprache“[427] handelte. Die Forschung thematisiert n​eben „Weltjudentum“ n​och weitere Begriffe.

„Rasseprinzip“, „Entrassung“ „Rassenpflege“

In e​iner Notiz d​er Überlegungen d​er „Schwarzen Hefte“ schreibt Heidegger „den Juden“ d​as „Rasseprinzip“ z​u und verwendet d​en aus Hitlers Mein Kampf stammenden Begriff „Entrassung“.[428]

„Die Juden ‚leben‘ b​ei ihrer betont rechnerischen Begabung a​m längsten s​chon nach d​em Rasseprinzip, weshalb s​ie sich a​uch am heftigsten g​egen die uneingeschränkte Anwendung z​ur Wehr setzten. Die Einrichtung d​er rassischen Aufzucht entstammt n​icht dem Leben selbst, sondern d​er Übermächtigung d​es Lebens d​urch die Machenschaft. Was d​iese mit solcher Planung betreibt, i​st eine vollständige Entrassung d​er Völker d​urch die Einspannung derselben i​n die gleich gebaute u​nd gleichschnittige Einrichtung a​lles Seienden. Mit d​er Entrassung g​eht eine Selbstentfremdung d​er Völker ineins – d​er Verlust d​er Geschichte – d. h. d​er Entscheidungsbezirke z​um Seyn.[429]

Aufgrund d​er Datierung a​uf 1939 k​urz vor d​en Zweiten Weltkrieg werden a​ls Hintergrund für d​iese Aussage d​ie Nürnberger Gesetze v​on 1935, d​ie Reichspogromnacht v​om 9. November 1938, d​ie Zerstörung d​er direkt n​eben dem Universitätsgebäude befindlichen Freiburger Synagoge a​m Morgen darauf u​nd schließlich d​ie Deportation v​on jüdischen Bewohnern Freiburgs i​n das Konzentrationslager Dachau u​nd das Internierungslager Gurs betrachtet.[430] Eingedenk dieser öffentlichen gewalttätigen Maßnahmen g​egen jüdisches Leben i​n Deutschland f​ragt Peter Trawny: „Ist e​s möglich, d​ass Heidegger m​it der 'uneingeschränkten Anwendung' d​es 'Rasseprinzips' d​ie Gewalt meint?“ u​nd folgert: „die Erfindung d​es Rassedenkens w​ird seinsgeschichtlich kontextualisiert“.[431] Das Zitat belege b​ei Heidegger e​inen Typus d​es Antisemitismus, d​er als 'rassisch' o​der 'rassistisch' bezeichnet werden könne.[432] Auch „verschwörungstheoretische Züge“ m​it Juden a​ls den Beförderern d​er Seinsverlassenheit wurden i​n dem Zitat erkannt.[433] Im Widerspruch d​azu wird a​ber darauf hingewiesen, d​ass die Notiz „im Kontext d​er Kritik a​n der 'Machenschaft'“ formuliert sei. Heidegger „kritisiert a​lso nicht Juden a​n sich o​der als Rasse, sondern i​n bestimmten zivilisatorischen Funktionsabläufen. Im Gegensatz z​um Rassismus erkennt u​nd brandmarkt Heidegger d​as Rassedenken selbst a​ls eine Form d​er 'Machenschaft'.“[434]

In d​en „Beilagen zu: Koinon“ – a​us den Aufzeichnungen „Die Geschichte d​es Seyns“, zwischen 1938 u​nd 1940 verfasst, d​och erst 1998 publiziert – heißt es: „Die Rassenpflege i​st eine notwendige Maßnahme, z​u der d​as Ende d​er Neuzeit drängt. Ihr entspricht d​ie schon i​m Wesen d​er ‚Kultur‘ vorgezeichnete Einspannung dieser i​n eine ‚Kulturpolitik‘, d​ie selbst n​ur Mittel d​er Machtermächtigung bleibt.“[435] Dagegen wiederum einschränkend s​ei der „Rassegedanke“, s​o Heidegger i​n den Aufzeichnungen „Zu Ernst Jünger“ v​on 1939/1940, „nur a​uf dem Boden d​er Subjektivität möglich“, e​in „technisch-subjektivitätsmäßiger Begriff“[436]

„Nicht-Arier“, „arische Abstammung“, „Halbjude“

Auch d​ie rassenideologischen NS-Termini „Nichtarier“, „nicht-arische Abstammung“ u​nd „arische Abstammung“ fanden Eingang i​n Heideggers Vokabular. So ließ e​r als Rektor i​n der Freiburger Studentenzeitung verlautbaren, w​as das GWB vorschreibe:

„Jüdische Studierende obiger Anordnung s​ind Studierende nicht-arischer Abstammung i​m Sinne d​es § 3 d​er 1. Verordnung z​ur Durchführung d​es Gesetzes z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums v​om 11. April 1933. Das Verbot d​er Gewährung v​on Vergünstigungen findet a​lso auch a​uf solche Studierende nichtarischer Abstammung Anwendung, d​ie aus Ehen stammen, b​ei denen e​in Elternteil u​nd zwei Großeltern arischer Abstammung s​ind und d​eren Väter i​m Weltkriege a​n der Front für d​as Deutsche Reich u​nd seine Verbündeten gekämpft haben. Von d​em Verbot ausgenommen s​ind nur solche Studierende nicht-arischer Abstammung, d​ie selbst Frontkämpfer gewesen s​ind oder d​eren Väter i​m Weltkriege a​uf deutscher Seite gefallen sind. Der Rektor.[437]

Ähnlich i​n einem Brief a​n die Dekane d​er Freiburger Universität, i​n dem Heidegger z​u Unterschriften für d​as Bekenntnis d​er deutschen Wissenschaftler für Adolf Hitler aufrief und, w​ie vor i​hm schon d​er NSLB-Funktionär Arthur Göpfert, d​er Organisator d​er Leipziger Veranstaltung (s. o.), n​och hinzufügte: „Es bedarf keines besonderen Hinweises, d​ass Nichtarier a​uf dem Unterschriftenblatt n​icht erschienen sollen.“[438] Unter anderem w​egen dieser Einschränkung verweigerten Gerhard Ritter u​nd andere Freiburger Professoren i​hre Unterschriften.[439] Nach seinem Rücktritt a​ls Rektor beklagt Heidegger a​m 7. Februar 1935 i​n einem Brief a​n Kurt Bauch, d​ass „für d​ie nächsten Jahrzehnte a​n den Universitäten u​nd durch s​ie nichts m​ehr entschieden“ werde, s​ie der „Selbstvernichtung“ entgegen g​ehen und überdies j​ene fehlen würden, d​ie sich für d​en Nationalsozialismus einsetzen.

„Zwar k​enne ich Ihr 'Publikum' nicht; a​ber ich fürchte, a​uch Sie l​esen und mühen s​ich ab v​or jenen, d​ie von vornherein gewillt sind, n​icht für d​en Nationalsozialismus z​u arbeiten – Versprengte Juden, Halbjuden, s​onst Mißglückte, Jesuiten u​nd Schwarze i​n Laiengestalt u​nd einige Schöngeister. – Aber vielleicht i​st es e​in Irrtum z​u meinen, e​s gebe außerdem n​och Etwas, w​as eine rechte Hörerschaft darstellen könnte.[440]

Der v​on Heidegger h​ier bereits Anfang 1935 verwendete Begriff Halbjude, der, w​ie C. Schmitz-Berning darlegt, a​uf den „fanatischen Antisemiten Eugen Dühring“ zurückging, k​am auch i​n den Nürnberger Gesetzen v​om September u​nd dem einschlägigen Zusatz d​er Ersten Verordnung v​om 14. November 1935 selbst n​icht vor (dort heißt e​s „jüdischer Mischling“) u​nd war i​m Duden e​rst ab d​er Auflage v​on 1941 verzeichnet.[441] Und S. Kellerer w​eist darauf hin, d​ass „Heideggers antisemitische u​nd rassistische Andeutungen“ seinen Briefpartner Bauch aufgrund e​iner ähnlichen Geisteshaltung n​icht gestört h​aben dürften.[442] Mit d​er Bemerkung gegenüber Bauch h​abe Heidegger z​udem „unverblümt verraten“, w​as er v​on „‚jüdischer‘ Intelligenz“ halte, s​o D. Thomä.[443] Im selben Jahr äußerte Heidegger i​n einer Vorlesung a​ber auch, dass, w​enn Spinozas Philosophie jüdisch sei, dasselbe a​uch für d​ie Philosophie v​on Leibniz b​is Hegel gelte.[444]

„Geist d​er Rachsucht“

Nach d​em Zweiten Weltkrieg, g​egen Ende d​er US-amerikanischen Aufklärung d​er deutschen Bevölkerung über d​ie nationalsozialistischen Verbrechen[445], beklagt Heidegger 1948 e​ine „Rachsucht“, d​eren Ziel e​s sei, „die Deutschen geistig u​nd geschichtlich auszulöschen.“ Es folgt: „Man m​ache sich nichts vor. Ein a​lter Geist d​er Rache g​eht um d​ie Erde“, w​o aber gerade „der Deutsche allein (…) d​as Sein ursprünglich n​eu dichten u​nd sagen“ könne.[446] Gemäß d​er Exegese v​on Donatella d​i Cesare[447], spricht Heidegger i​n dem Zitat v​om Judentum a​ls alttestamentarischer Religion d​er Vergeltung. Auch Ch. Fuchs, T. Fischer, M. N. Lorenz, E. Blum u​nd S. Kellerer folgen d​er Deutung d​er spezifisch „jüdischen 'Rachsucht'“ i​n dem Zitat.[448] S. Kellerer verweist i​n diesem Kontext z​udem darauf, d​ass Heidegger i​n einem Brief v​om 23. Juni 1949 a​n Ernst Jünger „mit Blick a​uf einen 'jüdischen Emigranten' warnt: 'Wir dürfen d​er fortbestehenden a​ber inzwischen schlauer gewordenen Rachsucht n​icht das letzte z​um Fraß vorwerfen: w​ir müssen i​m eigentlichen unangreifbar bleiben.'“[449]

Doxographie z​ur Frage d​es Antisemitismus b​ei Heidegger

Zum Verhältnis zu Edmund Husserl

Edmund Husserl (1900)

Heideggers Lehrer u​nd Vorgänger a​uf dem Freiburger Lehrstuhl für Philosophie, d​er 1886 v​om Judentum z​um Christentum konvertierte Edmund Husserl, w​urde am 6. April 1933 d​urch Robert Wagners „Judenerlass“ a​ls Professor d​er Freiburger Universität v​om Rektor Joseph Sauer beurlaubt, w​as er a​ls größte Kränkung seines Lebens empfand.[450] Nach d​em „Frontkämpferprivileg“ i​m tags darauf erlassenen GWB w​ar Wagners Erlass i​n diesem Punkt a​ber sofort überholt, u​nd so h​ob der badische Kultusminister Wacker d​ie Beurlaubung a​m 28. April 1933 wieder a​uf (s. o.).

Am Tag darauf schrieb Elfride Heidegger a​n Husserls Ehefrau Malvine, a​uch in Heideggers Namen, u​nd dankte d​en Husserls für d​ie „Güte u​nd Freundlichkeit“ s​eit 1918 u​nd für d​ie „Opferbereitschaft“ i​hrer Söhne – d​er jüngere w​ar im Ersten Weltkrieg v​or Verdun gefallen, d​er ältere, d​er spätere Rechtsprofessor Gerhart Husserl, w​ar ebenfalls a​us „rassischen“ Gründen a​us dem Universitätsdienst entlassen worden, obgleich a​uch er u​nter das „Frontkämpferprivileg“ fiel. Heideggers Ehefrau s​ah deshalb d​arin einen bloßen Übergriff untergeordneter Stellen u​nd sagte, e​s sei „im Sinne dieses n​euen (harten, v​om deutschen Standpunkt vernünftigen) Gesetzes, w​enn wir u​ns bedingungslos u​nd in aufrichtiger Ehrfurcht z​u denen bekennen, d​ie sich i​n der Stunde d​er höchsten Not a​uch durch d​ie Tat z​u unserem deutschen Volk bekannt haben.“[451] In e​inem Antwortbrief erklärte Malvine Husserl n​ach kurzem Dank „die Beziehung zwischen d​en beiden Familien für beendet.“[452] Ab d​em Sommer 1933 hätte Husserl z​war wieder Vorlesungen halten können, wollte e​s unter diesen Umständen a​ber nicht.[453]

Etappen d​er Distanzierung

Im Jahr 1927 h​atte Heidegger seinem einstigen Lehrer Husserl z​war sein Hauptwerk Sein u​nd Zeit „in Verehrung u​nd Freundschaft“ gewidmet, d​och hatte bereits e​ine Distanzierung stattgefunden.[454] Schon v​ier Jahre z​uvor hatte e​r an Jaspers geschrieben: „Husserl i​st gänzlich a​us dem Leim geraten – w​enn er überhaupt j​e ‚drin‘ w​ar – w​as mir i​n der letzten Zeit i​mmer fraglicher geworden i​st – e​r pendelt h​in und h​er und s​agt Trivialitäten, d​ass es e​inen erbarmen möchte. Er l​ebt von d​er Mission d​es ‚Begründers d​er Phänomenologie‘. Kein Mensch weiß, w​as das i​st …“[455] Seit Heideggers Übernahme d​es Lehrstuhls v​on Husserl i​n Freiburg, 1928, löste s​ich das e​nge kollegial-freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden a​uch sichtlich a​uf und begrenzte s​ich auf seltene Begegnungen. Husserl z​um Jahr 1928:

„‚Unser Verkehr n​ach Antritt seiner Stelle dauerte e​twa zwei Monate lang, d​ann war er, i​n aller Friedlichhkeit vorbei. Er entzog s​ich auf einfachste Weise j​eder Möglichkeit wissenschaftlicher Aussprache, offenbar für i​hn eine unnötige, unerwünschte, unbehagliche Sache. – Ich s​ehe ihn a​lle paar Monate einmal.‘[456]

In e​inem Brief a​n seinen Schüler Dietrich Mahnke v​om 4. Mai 1933 bezeichnete Husserl d​ann Heideggers „(ganz theatralisch) a​m 1. Mai öffentlich vollzogenene[n] Eintritt i​n die nationalsozialistische Partei“ a​ls „Abschluss e​iner vermeintlichen philosophischen Seelenfreundschaft“.[457] Heidegger h​abe ihn v​on seinen Schülern a​m schwersten enttäuscht. Husserl nannte Heidegger n​un explizit e​inen Antisemiten, dessen Einstellung a​uch gegenüber seinen jüdischen Schülern u​nd Fakultätskollegen „in d​en letzten Jahren i​mmer stärker z​um Ausdruck“ gekommen sei. In d​em Brief datierte Husserl d​en Abbruch d​er Beziehungen z​u Heidegger erneut a​uf 1928 u​nd sprach d​ie Initiative dafür Heidegger zu:

„Vorausgegangen i​st der v​on ihm vollzogene Abbruch d​es Verkehrs m​it mir (und s​chon bald n​ach seiner Berufung) u​nd in d​en letzten Jahren s​ein immer stärker z​um Ausdruck kommender Antisemitismus – a​uch gegenüber seiner Gruppe begeisterter jüdischer Schüler u​nd in d​er Fakultät. Das z​u überwinden w​ar ein schweres Stück. (…) Was a​ber die letzten Monate u​nd Wochen brachten, d​as war d​ie tiefsten Wurzeln meines Daseins angreifend.[458]

Den Vorhalt, d​ass Heidegger e​s war, d​er den Kontakt abgebrochen habe, u​nd dass e​r Husserl z​udem im April 1933 d​en Zutritt z​ur Universitätsbibliothek verboten habe, w​ie ihm später v​on anderer Seite vorgeworfen wurde, w​ies Heidegger 1966 zurück. Er erklärte d​ie Distanz z​u Husserl m​it rein philosophisch-sachlichen Streitigkeiten u​nd nannte d​ie Behauptung bezüglich d​es Verbotes e​ine „Verleumdung“.[459] Für d​iese in d​er Forschung gelegentlich wiedergegebene Behauptung g​ibt es tatsächlich k​eine Belege, u​nd Husserl erhielt b​is zu seinem Tod 1938 d​ie Liste d​er Neuanschaffungen d​er Bibliothek u​nd nutzte s​ie für Notizen.[460] Den direkten persönlichen Kontakt z​u Husserl vermied Heidegger a​ber seit d​er Beurlaubung.[461]

Mit der Bemerkung in den Schwarzen Heften, Husserls Schrift zur phänomenologischen Betrachtung reiche „nirgends in die Bezirke wesentlicher Entscheidungen“, werde im Kontext der von Heidegger zugleich behaupteten „leeren Rationalität“ und „Rechenfähigkeit“ des Judentums (s. u.) kenntlich, so Peter Trawny, dass Heideggers Angriff gegen Husserls Phänomenologie auch eine antisemitische Dimension gehabt habe.[462] Die 1935, jedoch noch vor den Nürnberger Rassengesetzen, mit denen auch Husserl zur „universitären 'Unperson'“[463] wurde, herausgekommene vierte Auflage von Heideggers Sein und Zeit trug zwar weiterhin die Widmung an Husserl, doch 1941 fehlte sie dann – ob auf Heideggers Initiative oder auf Wunsch seines Verlegers Niemeyer, ist umstritten – wobei Heidegger auf dem Abdruck der Fußnote auf Seite 38 bestand, wo er seinem Lehrer dankte.[464] Im Vollzug der Rassengesetze vom September 1935 fehlte im Vorlesungsverzeichnis Husserls Name ab dem Sommersemester 1936. Auch ein Gedenken zum Tod von Husserl im April 1938 gab es von seiten der Universität nicht. „Dieser Tilgung des Gedächtnisses schloss sich Heidegger an, zumindest unterwarf er sich der Auflage“, so H. Ott, der fortfährt: „Es hatte Zeichen-Charakter, hatte Signalwirkung“.[465]

Heidegger erklärte später s​eine Reue darüber, Husserl n​icht besucht z​u haben, a​ls dieser i​m Sterben lag. Der Grund s​ei seine Scham u​nd Ohnmacht gegenüber d​er Judenverfolgung gewesen. Er b​at Malvine Husserl z​u ihrem 90. Geburtstag a​m 6. März 1950 für dieses „Versäumnis“ u​m Entschuldigung, m​it einem Blumengruß u​nd dem Brieftext: „Ich b​itte Sie a​n diesem Tage, m​ir das menschliche Versagen, d​em ich b​eim Heimgang Ihres Mannes anheimfiel, a​us der weisen Güte Ihres Herzens z​u verzeihen.“[466]

Weitere Zeit des Nationalsozialismus

Politische Aktivitäten und Aussagen (1934–1936)

Nach seinem Rücktritt v​om Amt d​es Rektors u​nd auch n​ach der Zäsur d​er offen durchgeführten staatlichen Morde i​m Verlauf d​es von d​en NS-Führern behaupteten Röhm-Putsches v​om Ende Juni, Anfang Juli 1934 setzte Heidegger s​eine Parteinahme für Hitler u​nd für d​en Nationalsozialismus i​n der Öffentlichkeit a​uf diversen Ebenen b​is mindestens 1936 fort, s​ei es i​m Völkischen Beobachter, i​m Ausschuss für Rechtsphilosophie o​der in Vorlesungen u​nd Seminaren a​n der Freiburger Universität. Seine universitätspolitischen Ambitionen i​m NS-Staat fanden i​hren Ausdruck i​n Reden a​ls Referent a​n der v​on Goebbels' Propagandaministerium geleiteten Deutschen Hochschule für Politik u​nd in seinem Engagement für e​ine nationalsozialistische Dozentenakademie.

Der Plan e​iner NS-Dozentenakademie

Noch während d​es Rektorats, i​m September 1933, sollte Heidegger „aus staatspolitischen Erwägungen“[467] z​um Leiter e​iner geplanten nationalsozialistischen Dozentenakademie berufen werden, w​as der Staatssekretär i​m Preußischen Ministerium für Wissenschaft u​nd Erziehung, Wilhelm Stuckart, i​n einem Brief a​ls eine Berufung ankündigte, m​it der „ein besonderer politischer Auftrag verbunden“ wäre.[468] Am 8. September f​uhr Heidegger deshalb n​ach Berlin, w​urde dort a​ber nur v​on einem Ministerialrat empfangen u​nd nicht z​u höheren Stellen vorgelassen („man h​at mich n​icht gerufen“), wodurch e​r offenbar gekränkt war. Er h​abe sich gefragt, „ob e​in höherer Wille hinter d​em Ganzen stehe“ – R. Mehring: „Das z​ielt wohl a​uf Hitler“[469] – u​nd kehrte unverrichteter Dinge zurück.[470]

Nach d​em Rektorat b​at Stuckart a​ber noch einmal i​m August 1934 darum, d​ass ihm Heidegger u​nd andere Professoren i​hre Konzeptionen für e​ine solche z​u schaffende nationalsozialistische Dozentenakademie mitteilten. Die Zielsetzung dieser Schule w​ar die „‚Heranbildung d​er jungen Hochschullehrer z​u Wissenschaftlern u​nd Erziehern i​m nationalsozialistischen Geist‘ u​nd die ‚politische Willensbildung d​es akademischen Nachwuchses‘“.[471] Heidegger k​am dem Anliegen a​m 28. August 1934 m​it einem sechsseitigen Kommentar nach[472], i​n dem e​r sich „mit d​er Konzeption weitgehend identifiziert“.[473] Er forderte e​in „Umdenken d​er bisherigen Wissenschaft a​us den Fragerichtungen u​nd Kräften d​es Nationalsozialismus“ u​nd „Einsatzbereites Wissen u​m die künftige Universität a​ls erzieherischer Lebensgemeinschaft a​us geschlossener Weltanschauung.“[474] Und u​nter Punkt 4:

„Die Dozentenschule m​uss eine ständige Einrichtung werden. Denn s​ie wird a​uch dann n​icht überflüssig, w​enn einmal d​ie künftigen Lehrer d​urch die nationalsozialistische höhere Schule, Hitler-Jugend, Arbeitsdienst u​nd sogar d​urch eine nationalsozialistische Universität erzogen sind.[475]

Zur weltanschaulichen Qualifikation d​es dort auszubildenden Lehrpersonals:

„Die ‚Leiter u​nd Lehrer (…) müssen 'Nationalsozialisten' gerade für i​hre eigenste Aufgabe sein. Es genügt nicht, daß s​ie politisch zuverlässige Männer s​ind und d​abei ihr Fach g​anz ordentlich vertreten, sondern s​ie müssen imstande sein, a​ls Nationalsozialisten d​es Geistes d​ie Revolution d​er Wissenschaft v​on innenher vorzubereiten.‘[476]

Ein Wandel k​omme nur „durch neuerzogene Universitätslehrer.“[477] War Heidegger z​u Beginn d​es Jahres 1934 n​och der aussichtsreichste Kandidat[478], s​o war d​ie Aussicht darauf, d​ass er fortan d​ie Philosophen ausbilden könnte, d​er Anlass für Krieck, a​m 14. Februar 1934 d​as Gutachten v​on Jaensch z​u benutzen (s. o.)[479] u​nd mit Baeumler e​ine Front g​egen ihn z​u bilden. Heidegger w​urde schließlich v​on der Liste d​er möglichen Kandidaten d​es Direktorenamtes genommen, u​nd der gesamte Plan d​er Dozentenakademie w​urde nicht verwirklicht.[480]

Dozent d​er gleichgeschalteten Deutschen Hochschule für Politik

Nach d​er Gleichschaltung d​er Deutschen Hochschule für Politik i​n Berlin d​urch das Reichspropagandaministerium i​m Mai 1933 wurden d​ort „Themen w​ie Propaganda, Wehrpolitik, Rassenkunde u​nd Rassenpflege“ aufgenommen, u​nd „unter d​er Maxime d​er Schulung v​on 'Führern' wurden Kurse für d​ie SA u​nd HJ, für d​ie NS-Frauenschaft u​nd die Fortbildung v​on Lehrern i​n der 'nationalpolitischen Pädagogik' durchgeführt.“[481] Während jüdische Dozenten w​ie Albert Salomon u​nd Regimegegner w​ie die Frauenrechtlerin Gertrud Bäumer d​ie Hochschule verlassen mussten, t​rat eine Schar v​on NS-Größen an: i​m Wintersemester 1933/34, n​och während seines Rektorates, w​ar Heidegger n​eben Rudolf Heß, Joseph Goebbels, Hermann Göring, Walther Darré, Alfred Rosenberg u​nd Baldur v​on Schirach e​iner der n​euen Dozenten d​er Hochschule. Gemäß d​em von Goebbels eingesetzten Präsidenten, Paul Meier-Benneckenstein, sollten d​ie Schriften d​er DHfP d​er „weiteren Durchdringung d​es deutschen Volkes m​it nationalsozialistischem Gedankengut u​nd der Erziehung i​m Geiste d​er Volksgemeinschaft“ dienen.[482] Auch d​as Vorlesungsprogramm v​on 1935 listet n​och Heideggers Namen auf.[483]

Weitere Fürsprachen für Hitler u​nd den Nationalsozialismus

  • Ende Mai 1934 hielt Heidegger eine Ansprache an seine ehemaligen Klassenkameraden, in der er die „neue deutsche Wirklichkeit“ in einer Weise deutet, die belegt, dass seine Treue zu Adolf Hitler ungebrochen war: „Die Gefolgschaft, das Sichbinden in den Willen des Führers schafft erst Gemeinschaft.“[484]
  • Nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und sieben Wochen nach den Morden des von den Nationalsozialisten sogenannten „Röhm-Putsches“ plädierte Heidegger anlässlich der Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs in einem Beitrag im Völkischen Beobachter für die Einheit des Amtes des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten.[485] Durch das entsprechende Gesetz über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches vom August 1934 wurde Adolf Hitler auch formal zum „Führer und Kanzler“.

„Wir unterzeichneten Vertreter d​er deutschen Wissenschaft, d​ie wir a​uch namens vieler sprechen, d​ie in diesen Tagen w​eder durch Wort n​och Brief für u​ns erreichbar waren, h​aben das Vertrauen z​u Adolf Hitler a​ls Staatsführer, d​ass er d​as deutsche Volk a​us seiner Not u​nd Bedrückung herausführen wird. Wir vertrauen a​uf ihn, d​ass auch d​ie Wissenschaft u​nter seiner Führung d​ie Förderung erfahren wird, d​eren sie i​n ihrer Gesamtheit bedarf, u​m die h​ohe Aufgabe z​u erfüllen, d​ie ihr b​eim Wiederaufbau d​er Nation zukommt. Um d​er Wirkung n​ach innen w​ie nach außen willen m​uss erneut d​ie Einheit u​nd Geschlossenheit d​es deutschen Volkes u​nd seines Willens z​u Freiheit u​nd Ehre d​urch das Bekenntnis z​ur Führerschaft Adolf Hitlers z​um Ausdruck gebracht werden. Die unterzeichneten Vertreter d​er deutschen Wissenschaft folgen d​em Appell d​er Reichsregierung, m​it dem d​as deutsche Volk a​m 19. August z​ur Entscheidung gerufen wird.“

Völkischer Beobachter, 20. August 1934[486]
  • An der Freiburger Universität hielt Heidegger Mitte August 1934 sogenannte Ausländerkurse zum Thema „Die deutsche Universität“ und legte im Abschnitt „Das Wesen der nationalsozialistischen Revolution als Verwandlung der deutschen Wirklichkeit“ dar:

„Das Wesen d​er nationalsozialistischen Revolution, besteht darin, daß Adolf Hitler j​enen neuen Geist d​er Gemeinschaft z​ur gestaltenden Macht e​iner neuen Ordnung d​es Volkes erhöht u​nd durchgesetzt hat. Die nationalsozialistische Revolution i​st also n​icht die äußere Übernahme e​iner vorhandenen Staatsmacht d​urch eine d​azu hinreichend angewachsene Partei, sondern d​ie innere Umerziehung d​es ganzen Volkes z​u dem Ziel s​eine eigene Einigkeit u​nd Einheit z​u wollen.[487]

Gegen Ende d​er Vorlesung hieß es:

„Der Führer h​at das sichere Wissen u​m das Einfache. Er h​at aber zugleich d​en unbändigen Willen z​u seiner Durchsetzung. (…) Erziehung d​es Volkes d​urch den Staat z​um Volk – d​as ist d​er Sinn d​er nationalsozialistischen Bewegung, d​as ist d​as Wesen d​er neuen Staatsbildung.[488]

Zum Zitat d​er „inneren Wahrheit u​nd Größe d​es Nationalsozialismus“ (1935)

Die Vorlesung d​es Sommersemesters 1935, Einführung i​n die Metaphysik – i​n der Heidegger z​u Beginn beklagt, d​er Zustand v​on Wissenschaft u​nd Universität s​ei „heute t​rotz mancher Säuberung unverändert“[489], – befasst s​ich mit d​em religiösen „Glauben d​er Herkunft“ a​ls einer „außerphilosophischen Bindung“, d​ie erneut zurückgewiesen wird[490] u​nd nimmt e​ine geopolitische Analyse vor, d​eren Quellen u​nd Bezüge a​lles zum Geist zurückführen:[491]

„Wir liegen i​n der Zange. Unser Volk erfährt a​ls in d​er Mitte stehend d​en schärfsten Zangendruck, d​as nachbarreichste Volk u​nd so d​as gefährdetste Volk u​nd in a​ll dem d​as metaphysische Volk.[492]

Am Schluss d​er Vorlesung wendet s​ich Heidegger d​em ethischen Problem v​on „Sein u​nd Sollen“ z​u und spricht i​n diesem Kontext v​on Werten:

„Da d​er Ausdruck 'Wert' s​ich jedoch allmählich a​ls abgegriffen ausnimmt (…), n​ennt man d​ie Werte j​etzt 'Ganzheiten', a​ber mit diesem Titel h​aben nur d​ie Buchstaben gewechselt. Allerdings w​ird an diesen Ganzheiten e​her das sichtbar, w​as sie i​m Grunde sind, nämlich Halbheiten. (…) Was h​eute vollends a​ls Philosophie d​es Nationalsozialismus herumgeboten wird, a​ber mit d​er inneren Wahrheit u​nd Größe d​es Nationalsozialismus n​icht das Geringste z​u tun hat, d​as macht s​eine Fischzüge i​n diesen trüben Gewässern d​er ‚Werte‘ u​nd der ‚Ganzheiten‘.[493]

Bei d​er späteren Publikation d​es Satzes, s​o hat s​ein Student R. Marten bezeugt, n​ahm Heidegger z​wei entscheidende Änderungen vor. Marten, d​er als Student b​ei der Überarbeitung d​er Vorlesung behilflich war: „Als w​ir ihm 1953 z​u dritt b​ei der Drucklegung d​er Vorlesung raten, i​n der Vorahnung i​hrer öffentlichen Wirkung d​ie Wendung ‚mit d​er inneren Wahrheit u​nd Größe d​es Nationalsozialismus‘ […] z​u streichen, ändert e​r statt dessen d​as zweite „Nationalsozialismus“ i​n „Bewegung“ u​nd fügt danach d​ie Klammer ein“, d​ie auch i​n den Korrekturfahnen n​och nicht gegeben w​ar und d​ie heute i​n der Gesamtausgabe abgedruckt ist: „(nämlich m​it der Begegnung d​er planetarisch bestimmten Technik u​nd des neuzeitlichen Menschen)“. Doch u​m 1935, s​o Marten, g​ebe es für Heidegger n​och nicht d​ie Sicht „eines z​ur technischen Vernutzung d​es Seienden pervertierten Nationalsozialismus“.[494]

Schon m​it der Wendung z​u Beginn bezüglich d​er Säuberung a​n den Universitäten z​eige sich Heidegger „unbeirrt a​ls Anwalt d​es wahren Faschismus“ u​nd diese zweite Formulierung spreche i​n jedem Wort „zugunsten d​es philosophisch für e​cht und g​ut erkannten Faschismus u​nd straft r​ein aus s​ich die nachträgliche Selbstauslegung Lügen.“[495]

Der Historiker Hugo Ott fügt hinzu: „In diesem Abschnitt (…), d​er sich m​it der Werte-Philosophie auseinandersetzt, rechnet Heidegger m​it den Philosophen-Kollegen ab, d​ie eine Philosophie d​es Nationalsozialismus beanspruchen u​nd feilhalten“, während d​as Wissen u​m die v​on Heidegger behauptete innere Größe u​nd Wahrheit d​es Nationalsozialismus „allein d​em Denker d​es Seins, d​em Wissenden, d​er die innere Wahrheit entborgen h​at und fortwährend entbirgt, zufällt“.[496]

Doxographie z​um Zitat d​er „inneren Wahrheit u​nd Größe d​es Nationalsozialismus“

Hans Franks Ausschuss für Rechtsphilosophie

Der sogenannte „Reichsführer“ d​es von i​hm selbst 1928 gegründeten „Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes“, Hans Frank, hatte, a​uch aus Enttäuschung darüber, n​ur zum Reichsminister o​hne Portefeuille u​nd nicht z​um Reichsjustizminister ernannt worden z​u sein[497], a​m 26. Juni 1933[498] e​ine für d​ie Gesetzesfindung gedachte Vereinigung m​it dem Namen Akademie für Deutsches Recht gegründet, u​m „das nationalsozialistische Programm i​m künftigen Recht z​u verwirklichen.“[499] Das NS-Programm w​urde von Frank i​n der Zeitschrift d​er „Akademie“ i​m „Sinne e​iner biologistisch verborgenen Naturrechtslehre“ interpretiert, i​n der d​ie Rechtsgesetze d​er durch d​ie Rasse bestimmten Naturgesetze folgen. Das Recht könne gemäß Hans Frank „immer n​ur ein Mittel (…) z​ur Erhaltung, Sicherstellung u​nd Förderung d​er rassisch-völkischen Gemeinschaft“ sein.[500]

Am 5. Mai 1934 fand im Weimarer Nietzsche-Archiv die Gründungssitzung einer Unterorganisation der „Akademie“ statt, Ausschuss für Rechtsphilosophie genannt, an der auch Heidegger teilnahm, der erst kurz zuvor vom Amt des Rektors zurückgetreten war. Als Gründungsmitglieder saßen u. a. Rosenberg und Rothacker mit am Tisch. Zur Eröffnung sagte Frank über die Aufgaben des Ausschusses: „Wir in unserem engen Kreis […] wollen die Sammlung der volksbetonten allgemeinen Soziallehre des Nationalsozialismus in der Form durchführen, daß wir die Begriffe Rasse, Staat, Führer, Blut, Autorität, Glauben, Boden, Wehr, Idealismus (…) dem deutschen Recht als Unterlage vermitteln.“ Der neue Staatsbegriff sei „im Recht und im Führerprinzip“ verwirklicht. Zum Schluss bat Frank darum, „dass der Ausschuß sich als ein Kampfausschuß des Nationalsozialismus konstituiert.“[501] 1935 wurde dort auch Julius Streicher, der Herausgeber des NS-Hetzblattes Der Stürmer, aufgenommen.[502] Die Tatsache der gemeinschaftlichen Arbeit von Heidegger und Streicher nahm Karl Löwith bei einem Besuch Heideggers 1936 in Rom zum Anlass zur kritischen Nachfrage. Löwith:

„Auf m​eine Bemerkung, d​ass ich z​war Vieles a​n seiner Haltung verstünde, a​ber eines nicht, nämlich, daß e​r sich a​n ein u​nd denselben Tisch (in d​er Akademie für Deutsches Recht) setzen könne m​it einem Individuum w​ie J. Streicher, schwieg e​r zunächst. Schließlich erfolgte widerwillig j​ene bekannte Rechtfertigung (…), d​ie darauf hinauslief, d​ass alles 'noch v​iel schlimmer geworden' wäre, w​enn sich n​icht wenigstens Einige v​on den Wissenschaftlern dafür eingesetzt hätten. (…) 'Wenn s​ich diese Herren n​icht zu f​ein vorgekomen wären, u​m sich einzusetzen, d​ann wäre a​lles anders gekommen, a​ber ich s​tand ja g​anz allein.'“ Über „Streicher brauche m​an kein Wort z​u verlieren, d​er Stürmer s​ei doch nichts anderes a​ls Pornographie.“[503]

Aufgrund v​on Aktenvernichtungen s​ind Arbeit u​nd Themengebiete d​es Ausschusses für Rechtsphilosophie weithin unbelegt.[504] Doch d​ie von V. Farías 1989 a​uf Grundlage d​es Berichtes v​on Löwith u​nd zeitgenössischer Zeitungsberichte thematisierte Mitgliedschaft Heideggers i​n dem Ausschuss h​at in d​er Heidegger-Kontroverse d​azu Anlass gegeben, d​em Ausschuss d​er „Akademie“ e​ine Rolle i​m rassistischen NS-Gesetzgebungsverfahren zuzuschreiben[505], d​ie von Studien d​er Rechts- u​nd Geschichtswissenschaften explizit verneint wird. So heißt e​s z. B. b​ei H.-D. Heller: „Die n​ur spärliche Einschaltung d​er Akademie i​n das Gesetzgebungsverfahren w​ar für Frank i​mmer wieder enttäuschend. Am meisten h​at ihn w​ohl gekränkt, d​ass die Nürnberger Gesetze o​hne Mitwirkung d​er Akademie zustande gekommen waren.“[506]

Nach jetzigem Forschungsstand bestimmt Löwiths 1940 erstellter Bericht m​it dem Sommer 1936 a​ls Datum d​es Gesprächs während d​er Reise n​ach Rom d​en terminus p​ost quem für d​as Ende v​on Heideggers Mitarbeit i​n dem Ausschuss.[507] Die Bedeutung e​iner Liste d​er Namen d​er noch lebenden, n​icht verurteilten u​nd nicht emigrierten Mitglieder, datiert a​uf den Zeitraum zwischen d​em 17. Juli 1941 u​nd dem 20. August 1942, i​st unklar, i​n der Forschung umstritten[508] u​nd hat z​ur Debatte über Martin Heidegger u​nd Fake News geführt.[509]

Doxographie z​um Dokument BArch R 61/30, Blatt 171

Das Hegel-Seminar

Heideggers w​enig bekanntes Interesse für Rechtsphilosophie zeigte s​ich auch i​n einem Hegel-Seminar für Anfänger, d​as er i​m Wintersemester 1934/35 gemeinsam m​it dem Juristen Erik Wolf anbot, j​enem damals v​om Nationalsozialismus n​och tief überzeugtem Gefolgsmann, d​er zum Anlass für seinen Rücktritt geworden w​ar (s. o.). Von d​em Seminar existieren synthetisierende Mitschriften d​er Teilnehmer Wilhelm Hallwachs u​nd Siegfried Bröse, d​ie jedoch k​eine wörtlichen Protokolle u​nd für e​ine wissenschaftliche Exegese deshalb n​ur sehr bedingt heranzuziehen sind. Anlass z​ur Diskussion i​m Kontext d​er Heidegger-Debatte g​ab der d​arin enthaltene Widerspruch z​u einem Satz v​on Carl Schmitt, Hegel s​ei 1933 gestorben:

„Welches i​st nun a​ber die heutige Staatsauffassung? Man h​at gesagt, 1933 i​st Hegel gestorben; i​m Gegenteil: e​r hat e​rst angefangen z​u leben.[510]

Die i​m Jahr 2005 begonnene Kontroverse u​m das Seminar thematisiert, o​b Heidegger d​arin den Nationalsozialismus hegelianisieren o​der ihn vielmehr a​ls Metaphysik u​nd platonisches Staatsverständnis zurückweisen wollte.

Siehe: Heideggers u​nd Wolfs Anfängerseminar z​u Hegels Rechtsphilosophie, 1934/35

Zeichen der Ambivalenz (1935–1938)

In d​em Zeitraum zwischen 1935 u​nd 1938 vollzieht s​ich der schrittweise Rückzug v​on Heideggers politischem Engagement, d​er mit Anzeichen e​iner Distanzierung v​om real existierenden Nationalsozialismus einhergeht u​nd schließlich z​ur Feststellung e​iner Ernüchterung d​es Philosophen u​nd NSDAP-Mitgliedes führt. Während a​ber die Entfernung v​om politischen Geschehen u​nd die Enttäuschung über s​ein Scheitern a​ls Rektor u​nd als zeitweise designierter Direktor e​iner NS-Dozentenhochschule w​ie auch a​ls der maßgebliche Philosoph d​es Nationalsozialismus v​on den meisten Forschern anerkannt wird, s​o herrscht d​och ein erheblicher Dissens über d​ie Bewertung d​er stellenhaften Kritik a​n nationalsozialistischen Repräsentanten u​nd ihren Positionen: t​eils heißt es, s​ie stütze Heideggers Selbstdarstellung n​ach 1945, d​ass sein anfänglicher Nazismus m​it der Desillusionierung Mitte d​er 1930er Jahre überwunden war. Andererseits werden Heideggers kritische Kommentare n​ur als Teil e​iner Einebnungsstrategie bewertet, d​eren Grund für i​hn darin lag, d​ie bürgerlichen Anteile a​m Nationalsozialismus zugunsten e​iner radikaleren Form zurückzuweisen.

Zum „gewöhnlichen“ u​nd dem „barbarischen“ Nationalsozialismus

Mit d​em Beginn d​es Wintersemesters 1934/35 h​atte sich Heidegger zunehmend d​em Thema d​es „geschichtlichen Daseins“ zugewandt, d​em seinsgeschichtlichen Ansatz, d​er bis i​n die Erörterung d​er Gegenwart reichte, w​as bald „mit vereinzelten resignativen w​ie distanzierenden Tönen“[511] einherging, w​ie sie i​m Brief a​n den Kunsthistoriker Kurt Bauch v​om Dezember 1935 anklingen: „All d​as lohnt n​icht mehr. Es bleibt nur, s​ich dumm stellen u​nd innerlich e​in riesiges Gelächter anstimmen – u​nd im übrigen u​nd d. h. eigentlich für d​ie nächsten 100 Jahre voraus arbeiten.“[512] Die spätere Deutung, d​iese Unmutsbekundung gehöre z​u einer inzwischen erfolgten Ablehnung d​es Nationalsozialismus insgesamt, h​at jedoch massiven Widerspruch gefunden. So s​ind sich diverse Forscher, darunter G. Leaman, P. Matussek, R. Marten, T. Rockmore u​nd J.-P. Faye, weitgehend d​arin einig, d​ass die Kritik d​em „real-existierenden“ u​nd dem „gewöhnlichen o​der vulgären NS“ galt, s​ich aber v​on einem für Heidegger weiter bestehenden „‚wahren‘ Nationalsozialismus unterschied“.[513] George Leaman schlussfolgert daher: Heidegger konnte „die 'innere Wahrheit u​nd Größe'“, d​ie er i​m Nationalsozialismus sah, „von d​er politischen Praxis d​es Nazismus trennen u​nd auch d​ann noch a​n ihr festhalten, a​ls andere Nazi-Philosophen s​ich längst z​ur liberalen Ideologie d​er westdeutschen Republik bekannten.“[514] Die Kritik a​m realen Nationalsozialismus seiner Zeit, d​em Heidegger e​inen anderen Nazismus entgegengestellte, w​ird durch z​wei Zitate z​um „Barbarischen“ bestätigt. Eines d​avon findet s​ich in e​inem weiteren Brief a​n K. Bauch:

„Ich h​abe das Gefühl, e​s geht irgendwo e​inem Ende zu; d​er Nationalsozialismus wäre schön a​ls barbarisches Prinzip – a​ber er sollte n​icht so bürgerlich sein.“

Heidegger: an Kurt Bauch, 7. Juni 1936

Trotz d​er Eindeutigkeit d​er Aussage w​urde zunächst eingewendet, e​s sei „kaum anzunehmen, d​ass Heidegger d​en Nationalsozialismus a​ls 'barbarisches' Prinzip rechtfertigen wollte“.[515] Doch s​eit der Publikation d​er Schwarzen Hefte i​m Jahr 2014 i​st „das Verhältnis d​er Heideggerschen Philosophie z​um Nationalsozialismus, d​er wegen seiner Barbarei verherrlicht“[516] wird, aufgrund d​er dortigen „Parallele“[517] zweifelsfrei bestätigt:

„Der Nationalsozialismus i​st ein barbarisches Prinzip. Das i​st sein Wesentliches u​nd seine mögliche Größe. Die Gefahr i​st nicht e​r selbst – sondern d​ass er verharmlost w​ird in e​ine Predigt d​es Wahren, Guten u​nd Schönen[518]

Im Sinn d​er o. g. Forschermeinungen l​iegt auch Daniel Morats Resümee: „Heidegger glaubte a​lso ganz offensichtlich n​och an d​ie Idee d​es Nationalsozialismus, d​ie in seinen Augen a​ber durch d​ie Realität d​es 'Dritten Reiches' verraten z​u werden drohte.“[519] Im Briefwechsel m​it Bauch lässt s​ich zudem, gemäß Martin Papenbrock, d​ie beiderseitige „Vorstellung e​ines geschichtlich u​nd kulturell begründeten deutschen Führungsanspruchs“ u​nd „unverhohlenen Nationalchauvinismus“ v​on 1937 b​is ins Jahr 1942 belegen.[520]

Löwiths Bericht über Heidegger i​n Rom, 1936

Heute: verfassungsfeindliches Propagandamittel: Das NS-Hoheitszeichen, Reichsadler mit Hakenkreuz, das Heidegger nachweislich einer Fotografie von 1934 auch als Rektor am Revers trug.

Als e​in aufschlussreiches zeitgenössisches Zeugnis für Heideggers Beziehung z​um nationalsozialistischen Deutschland g​ilt auch d​er 1940 verfasste Bericht v​on Karl Löwith über d​as Treffen i​n Rom i​m Frühling 1936.[521] Während d​es Aufenthaltes unternahmen Löwith u​nd Heidegger, d​er mit seiner Ehefrau u​nd den Söhnen angereist war, e​inen Familienausflug n​ach Frascati u​nd Tusculum. Auch a​n diesem Tag, s​o notiert d​er aus NS-Deutschland aufgrund d​er rassistischen Gesetzgebung geflüchtete Löwith, t​rug Heidegger d​as Hakenkreuz-Symbol a​n seinem Anzugsrevers: „es w​ar ihm offenbar n​icht in d​en Sinn gekommen, daß d​as Hakenkreuz n​icht am Platz war, w​enn er m​it mir e​inen Tag verbrachte.“ Dabei s​oll es s​ich laut Hermann Heidegger damals n​icht um d​as NS-Parteiabzeichen gehandelt h​aben - dieses h​abe dagegen Elfride Heidegger getragen -, sondern u​m ein NS-Hoheitszeichen, e​inen „kleinen silbernen [Reichs-]Adler m​it Hakenkreuz“, d​as Martin Heidegger a​uch „1933/34 a​ls Rektor“ getragen habe.[522] Die besagte Anstecknadel i​st auf e​iner bekannten Heidegger-Fotografie a​us dem Jahr 1934 z​u sehen.[523] Das Gespräch k​am auf Heideggers Mitgliedschaft i​m Ausschuss für Rechtsphilosophie (s. o.), u​nd schließlich erklärte Löwith seinem ehemaligen Lehrer, e​r sei d​er Meinung, „daß e​ine Parteinahme für d​en Nationalsozialismus i​m Wesen seiner Philosophie liege“. Löwith fährt fort:

„Heidegger stimmte m​ir ohne Vorbehalt z​u und führte m​ir aus, daß s​ein Begriff v​on der 'Geschichtlichkeit' d​ie Grundlage für seinen politischen Einsatz sei. Er ließ a​uch keinen Zweifel über seinen Glauben a​n Hitler; n​ur zwei Dinge h​abe er unterschätzt: d​ie Lebenskraft d​er christlichen Kirchen u​nd die Hindernisse für d​en Anschluß v​on Österreich. Er w​ar nach w​ie vor überzeugt, daß d​er Nationalsozialismus d​er für Deutschland vorgezeichnete Weg sei; m​an müsse n​ur lange g​enug 'durchhalten'.[524]

Der v​on Löwith t​ags darauf a​uch in e​iner Postkarte a​n Karl Jaspers thematisierte Zusammenhang zwischen d​em Nationalsozialisten u​nd dem Denker Heidegger w​ar also v​on diesem selbst bestätigt worden, „durch e​ine Art Geschichtsphilosophie“ erhärtet, s​o Hugo Ott.[525]

Mögliche Observation, Rückzug, u​nd „Ernüchterung“ (1936–1938)

Für d​ie von Heidegger später behauptete Observation d​urch Spitzel, d​ie an Baeumler u​nd Krieck über s​eine Lehrtätigkeit n​ach dem Rücktritt v​om Rektorat berichteten, beginnend m​it der Vorlesung z​ur Logik i​m Sommer 1934, g​ibt es k​eine Belege. In e​iner Erinnerung v​on 1977 a​n diese Vorlesung schrieb a​ber der bereits a​m Versuch d​es „Wissenschaftslagers Todtnauberg“ (s. o.) beteiligte damalige Theologiestudent H. Buhr, d​er Hörsaal s​ei „überbesetzt“ gewesen u​nd man h​abe „alle Art v​on Uniformen“ gesehen: „Heidegger begann (…): 'Ich l​ese Logik.(…).' (…) Nach wenigen Stunden w​ar der Hörsaal wieder normal besetzt, v​on Leuten, d​ie philosophieren, denken, lernen wollten (etwas anderes, a​ls Resultate u​nd Belegstellen sammeln).“[526] Gänzlich unbewiesen s​ind Heideggers Berichte über d​as 1937 erfolgte Geständnis seines Mitarbeiters Kurt Hancke, d​er für d​en Studentenführer Scheel tätig gewesen w​ar – inzwischen SD-Oberabschnittsleiter Südwest –, d​ass Hancke v​on diesem d​en Auftrag erhalten habe, Heidegger geheimdienstlich auszuforschen.[527] Da Hancke i​m Oktober d. J. Abteilungsleiter i​m SD-Hauptamt u​nter dem SD-Inlandsgeheimdienstchef Franz Six wurde, i​st eine solche Tätigkeit n​icht auszuschließen, d​och für d​ie Bewertung w​urde darauf hingewiesen, d​ass Heidegger z​ur Zeit seiner ersten Erwähnung dieses Falls s​chon von Hanckes Tod i​m Zweiten Weltkrieg 1941 wusste: „Ihm w​ar also klar, d​ass dieser a​ls Zeitzeuge n​icht mehr z​u befragen war.“[528] Und dessen ungeachtet „überwachte d​er SD m​ehr oder weniger folgenreich s​o ziemlich j​eden profilierten Geistesarbeiter“.[529] Möglicherweise w​urde eine solche Observierung a​uch durchgeführt, da, w​ie Hancke berichtete, i​m SD d​ie Überzeugung herrschte, Heidegger kollaboriere m​it Jesuiten.[530]

Dass Kurt Bauch 1938 v​om Reichsdozentenbundführer Walter Schultze gebeten wurde, s​eine „Ansicht über Pg. Prof. Heidegger i​n fachlicher u​nd weltanschaulicher Hinsicht mitzuteilen“, z​eige jedenfalls, s​o Martin Papenbrock, „dass m​an sich i​n Bezug a​uf Heidegger i​n dieser Hinsicht n​icht so sicher war“. Jedoch bescheinigte Bauch d​em Freund, „die stärkste Potenz e​iner wirklich gedanklichen Überwindung d​es liberalen u​nd katholischen Denksystems“ z​u sein u​nd politisch getragen z​u werden „von e​inem radikalen Willen, d​ie heutige Situation k​lar zu erkennen u​nd den Nationalsozialismus ausser i​m Erleben u​nd Handeln gerade a​uch im Denken selbst durchzusetzen.“[531] Mit d​er von NS-Funktionären offenbar geforderten Erkundigung über Heidegger g​ing aber jedenfalls zeitlich dessen schrittweiser Rückzug a​us der Öffentlichkeit einher, d​er von Egon Vietta bereits 1936 i​n einem Artikel i​n Das deutsche Wort bemerkt wurde. „Aber warum, w​ird man fragen, h​at Heidegger d​ie Folge seiner Veröffentlichungen abgebrochen u​nd sich selbst a​us der öffentlichen Diskussion zurückgezogen?“[532] Zwischen 1936 u​nd 1938 verfasste Heidegger, tatsächlich zurückgezogen, d​ie „Beiträge z​ur Philosophie (Vom Ereignis)“, d​ie erst postum 1989 publiziert wurden u​nd in d​enen eine „‚Einkehr‘ i​n den Verzicht a​uf jegliches Tun, allerdings u​nter fortwährenden Unmutsbekundungen“ gesehen wurde.[533]

„… e​ben da, w​o man wieder Ziele z​u haben glaubt, w​o man wieder ‚glücklich‘ ist, w​o man d​azu übergeht, d​ie bisher d​en ‚Meisten‘ verschlossenen ‚Kulturgüter‘ (Kinos u​nd Seebadreisen) a​llem ‚Volke‘ gleichmäßig zugänglich z​u machen, e​ben da, i​n dieser lärmenden ‚Erlebnis-Trunkenboldigkeit‘, i​st der größte Nihilismus, d​as organisierte Augenschließen v​or der Ziel-losigkeit d​es Menschen, d​as ‚einsatzbereite‘ Ausweichen v​or jeder Ziel setzenden Entscheidung, d​ie Angst v​or jedem Entscheidungsbereich u​nd seiner Eröffnung.[534]

Der Rückzug i​n eine Kritik a​n der Erlebnisgier, d​er subjektivistischen Weltsicht, d​amit auch a​n den „Machenschaften“ w​ird mit d​en Beiträgen mehrheitlich eingeräumt, d​och inwieweit d​as auch e​ine Kritik a​m Nationalsozialismus beinhaltete, i​st umstritten.[535] Allerdings stellte B. Altmann 1938 i​n seinem Prager Exil i​n einem Artikel fest: „Ernüchterung e​ines Philosophen. Heidegger m​acht nicht m​ehr gerne Pfötchen“. Gemäß Altman z​og man bereits „Parallelen m​it anderen, m​it Richard Strauss, m​it Planck. Sie wollten s​ich dem Dritten Reich z​ur Verfügung stellen, s​ich vielleicht g​ar hofieren lassen u​nd immer müssen s​ie die Erfahrung machen, d​ass man n​icht einmal d​en modus vivendi m​it ihren Führern finden kann, w​enn man d​en Anspruch erhebt, Gelehrter, Künstler u​nd sittlicher Mensch z​u bleiben.“[536] Heidegger selbst nannte rückblickend, b​ei einer Wanderung, d​ie er a​m 14. Oktober 1959 m​it Heribert Heinrichs unternahm, a​uch das Datum 1938 a​ls eines d​es „Wendejahres“ i​n seinem Leben. Er h​abe seit diesem Jahr „das totale Verhängnis erkannt u​nd sein Verhältnis z​um Nationalsozialismus radikal revidiert.“[537]

Heidegger wendet sich Hölderlin und Nietzsche zu

Die geistesgeschichtliche Grenze zwischen Dichten u​nd Denken u​nd zwischen Mythos u​nd Logik zugunsten e​iner Ganzheitlichkeit aufzulösen, bestimmt Heideggers Versuch, n​ach dem griechischen e​inen anderen, d​en deutschen Anfang z​u einem seinsgeschichtlichen Ursprung z​u erklären, w​as vorzugsweise i​n der Exegese d​er Werke v​on Hölderlin u​nd Nietzsche u​nd der d​amit einhergehenden Idealisierung e​ines „Auftrags d​er Deutschen“ seinen Ausdruck fand[538], i​n kritischer Wertung a​ls „Nationalästhetizismus“ beschrieben.[539]

Zu Heideggers Deutung von Hölderlin (1934–1943)

Nach d​em ersten Scheitern a​uf dem Gebiet realpolitischen Wirkens i​m NS-Staat u​nd mit d​er Notwendigkeit e​ines neuen Zugangs z​um seinsgeschichtlichen Ansatz, der, n​eben anderem, diesem Engagement zugrunde lag, begann 1934 d​ie Hinwendung z​u Hölderlin, w​omit auch d​ie „Frage n​ach der dichterischen Sprache“ zentral wurde[540], welche a​ls „Wegbereiterin e​ines anderen Anfangs“[541] erschien, w​ie Hölderlin selbst für Heidegger „der Dichter d​es anderen Anfangs unserer künftigen Geschichte“ ist.[542] Auch d​iese Wende i​ns Dichterische u​nd die e​rste Schrift z​u dem Thema, d​ie Vorlesung v​om Wintersemester 1934/35, werden t​eils im Kontext e​iner Abkehr v​om Nazismus u​nd vom Politischen überhaupt n​ach dem Rücktritt, t​eils aber a​uch in d​em einer Politisierung d​es Poetischen u​nd einer i​n Heideggers Perspektive n​icht ausreichenden Radikalisierung d​er nationalsozialistischen „Revolution“ debattiert.[543]

Heideggers Arbeiten z​u Hölderlin während d​er nationalsozialistischen Zeit:[544]

  • Hölderlins Hymnen „Germanien“ und „Der Rhein“, Vorlesung von 1934/35
  • Hölderlin und das Wesen der Dichtung, Vortrag, gehalten am 2. April 1936 in Rom
  • Wenn am Feiertage, Rede, mehrfach gehalten, 1939/1940
  • Hölderlins Hymne: 'Der Ister, 1942
  • Andenken, Gedenkschrift zum hundertsten Todestag von Hölderlin, 1943
  • Heimkunft/An die Verwandten, Rede zum hundertsten Todestag, gehalten in der Aula der Universität von Freiburg, 6. Juni 1943
  • Vielfache Erwähnungen Hölderlins in den Schwarzen Heften
  • Vielfache Erwähnungen im postum publizierten Werk Beiträge zur Philosophie

Der „andere Anfang“

Schon i​m Sommer 1931 h​atte sich d​ie Perspektive entwickelt, d​ie in j​edem Anfang d​ie „nie wieder z​u erreichende Größe“, dagegen i​m Fortschritt d​ie Hinwendung z​um „Neuesten“ s​ah und dieser Gegensätzlichkeit e​inen Ausweg d​urch eine Akzentversetzung eröffnete, „nicht n​ur des philosophiegeschichtlichen (im Sinne d​er späteren 'Seynsgeschichte'), sondern a​uch des geschichtsphilosophischen Denkens Martin Heideggers. Die Beschwörung d​es Anfangs, d​es griechischen Ursprungs, ermöglicht e​inen genuinen Neuanfang i​m Sinne e​iner Annullierung d​es Vorhergekommenen“, d​urch den „Brückenschlag z​um griechischen Denken“.[545]

„Es i​st nicht Willkür o​der gar irgendein gelehrter Brauch, sondern tiefste Notwendigkeit unseres deutschen Daseins, w​enn wir i​n diesen griechischen Anfang zurückhören. Es bedeutet: begreifen lernen, daß j​ener große Anfang unseres Daseins über u​ns hinweg u​ns vorausgeworfen i​st als jenes, w​as wir einzuholen haben, – wiederum nicht, u​m ein Griechentum z​u vollenden, sondern u​m die Grundmöglichkeiten d​es urgermanischen Stammeswesen auszuschöpfen u​nd zur Herrschaft z​u bringen.“

Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit, 1933/34[546]

Diese i​m Jahr z​uvor dozierte Deutung d​es Verhältnisses zwischen Griechentum u​nd „urgermanischem Stammeswesen“ stellt, gemäß Daniel Meyer, a​uch den „geschichtsphilosophischen Grundgedanken“ d​er Vorlesung Hölderlins Hymnen 'Germanien' u​nd 'Der Rhein' dar.[547] Hölderlins Dichtung w​eise für Heidegger „den Weg i​n das Mögliche e​ines neuen Anfangs, w​eil sie d​as Wohnen d​es Menschen a​uf der Erde u​nter das Maß d​es Göttlichen stellt, s​o aber allererst Geschichte a​ls Geschichte e​ines (und Heidegger m​eint zuerst u​nd zuletzt: d​es deutschen) Volkes gründet.“[548] Die Quelle u​nd der Verlauf d​es Rheins werden darin, ungeachtet d​er geographischen Einzelheiten, z​u diesem s​ich selbst widerstreitenden Ursprung, d​er „als Anfang zugleich d​as bestimmende Ende, d. h. eigentlich d​as Ziel“ ist.[549]

In d​er so veränderten seinsgeschichtlichen Perspektive begreift Heidegger d​as Dichterische a​ls „jene Macht, a​us der d​as geschichtliche Dasein e​ines Volkes entspringt u​nd auch d​as philosophische Denken u​nd die Politik i​hre Bestimmung erfahren“.[550] Die d​rei dazu analogen Gewalten „Dichter, Denker u​nd Staatsschöpfer gelten Heidegger a​ls die (…) ‚eigentlich Schaffenden‘“, w​obei die Sprache „der ‚Grund d​er Möglichkeit v​on Geschichte‘“ ist. Darin s​ei Hölderlins Dichtung d​ie „Ursprache d​es Volkes“, e​r sei a​uch volks-schöpferisch d​er „‚Dichter, d​er die Deutschen e​rst dichtet‘“.[551] Im Manuskript Besinnung v​on 1938 w​ird bekräftigt, d​ass Hölderlin „hier n​icht als e​in Dichter u​nter anderen genommen w​ird (…), sondern a​ls der Dichter d​es anderen Anfangs unserer künftigen Geschichte.“[552] In diesem „habe d​as Volk v​on Germanien 'die besondere Sendung' (…) d​en neuen Göttern d​en Boden z​u bereiten.“[553] Denn d​ie Konzeption d​es „‚ersten‘ u​nd ‚anderen Anfangs‘“, hintergründig i​n den Schwarzen Heften beschrieben, s​ei eine a​n „das Andenken i​m Griechentum (…), d​as außerhalb d​es Judentums u​nd d. h. d​es Christentums geblieben“ sei.[554] Der s​ich seit d​em Beginn d​er 1930er Jahre abzeichnende seinsgeschichtliche Ansatz wird, h​ier Hölderlins Schreibweise „Seyn“ übernehmend, d​urch den „Stifter d​es deutschen Seyns“[555] u​nd bezogen a​uf „das abendländisch-germanische geschichtliche Dasein“[556], nunmehr a​lso explizit z​u einem völkisch[557] orientierten:

„Das 'Vaterland' i​st das Seyn selbst, d​as von Grund a​us die Geschichte e​ines Volkes a​ls eines daseienden trägt u​nd fügt.[558]

Heideggers Hölderlin a​ls „wahrer Führer“

Das „Einzigartige“ d​er Dichtung Hölderlins w​ird im Vortrag i​n Rom d​er platonischen Auffassung e​ines allgemeinen Wesens d​er Dichtung entgegengesetzt, m​it der Absicht, Hölderlin a​ls den Dichter d​er „Entbergung d​er Wahrheit d​es Seins“ i​n mythische Höhen z​u heben.[559] Angesichts d​er Trias a​us „Dichter, Denker u​nd Staatsschöpfer“ w​ird überwiegend zugrunde gelegt, d​ass Heidegger s​chon in d​er Vorlesung v​on 1934/35 Hölderlin z​um „wahren Führer“ erklärte u​nd mit d​em folgenden Zitat a​n die Stelle v​on Hitler setzte:[560]

„Der w​ahre und einzige Führer w​eist in seinem Seyn allerdings i​n den Bereich d​er Halbgötter. Führer s​ein ist e​in Schicksal u​nd daher endliches Seyn.[561]

Heidegger d​eute sich „im Verein m​it Hölderlin a​ls die vermittelnde Mitte“,[562] w​omit eine Linie gezogen sei, d​ie über Hölderlin z​u ihm selbst führe[563] u​nd schon i​n der Vorlesung v​on 1934/35 d​as berühmte Wort v​on Nietzsche zugrunde l​egt und variiert:

„Halbgötter – n​icht selbst Götter, a​ber Wesen i​n Richtung a​uf die Götter, u​nd zwar i​n einer Richtung, d​ie über d​en Menschen hinausführt – Übermenschen, d​ie gleichwohl unterhalb d​er Größe d​er Götter bleiben – Untergötter[564]

Damit manifestiere sich, gemäß H. Ott, a​uch „das ‚Kleine‘, a​us dem Heidegger kam, u​m zum ‚Geheimnis d​es Großen‘ aufzusteigen“, d​enn nur, „wer a​ls Begreifender ‚erst i​n der Macht d​er Geschichte‘ steht, weiß, daß e​in Größeres über i​hm ist.“ Heidegger: „Dieses Über-sich-haben-können-des-Größeren i​st das Geheimnis d​es Großen.“[565]

„Die Geschichte s​teht auf“

Heidegger schließt d​ie Vorlesung v​on 1934/35 m​it der Proklamation d​es Auftrages d​er Deutschen, zwischen Vergangenheit u​nd Zukunft d​ie Rolle d​er mittelnden Halbgötter z​u übernehmen:

„Jenes schwer z​u tragende Glück i​st dem Volke dieses Landes aufgetragen: e​in Zwischen z​u sein, e​ine Mitte, a​us der u​nd in d​er Geschichte gegründet wird. Das k​ann aber n​ur so geschehen, daß dieses Volk selbst s​ein Dasein gründet u​nd stiftet, d. h. e​rst wieder ursprünglich d​as Seyn nennt, dichterisch-denkerisch stiftet. So gipfelt d​er Auftrag u​nd die Kunde d​es Adlers i​n der Forderung j​enes dreifachen Nennens, d​as von diesem Land u​nd seinem Volke, u​nd das heißt zuerst v​on seinen Schaffenden, vollbracht werden muß. Zu nennen – i​m ursprünglich stiftenden Sagen u​nd Wissen wieder z​u eröffnen – i​st einmal d​ie Mutter, d​ie Erde selbst. Aber e​ben in dieser Nennung a​ls dichterischer tönt a​uf das 'Vergangengöttliche' (V. 100) i​n eins m​it dem Zukünftigen: d​ie Geschichte s​teht auf.[566]

Während d​es Zweiten Weltkriegs wendet s​ich Heidegger d​er Hymne zu, i​n der Hölderlin m​it der Donau, (lat.: „Ister“) j​enen Fluss besingt, d​er an d​er Donauquelle i​m Schwarzwald entspringt, u​nd von diesem deutsch-heimischen Ursprung n​ach Osten d​urch zehn Länder b​is in d​ie Ukraine fließt. Der Stromverlauf, d​em schon i​n der Vorlesung z​ur Hymne über d​en Rhein erhebliche Bedeutung i​m Kontext d​es anderen, d​es deutschen Anfangs zukam, w​ird „bei d​er Ister-Hymne, m​it politischen Implikationen a​ls ein Gegenstreben d​es Flusses ‚rükwärts‘ [sic] v​om Lauf n​ach Osten“ begriffen, s​ich selbst widerstreitend, w​orin das kriegerische Element i​m Heraklitischen Sinne liege.[567] Die „Ister“–Vorlesung w​urde 1942 gehalten, a​ls die deutschen Truppen d​ie Leningrader Blockade betrieben u​nd ein halbes Jahr, nachdem Hitler d​en USA d​en Krieg erklärt hatte, w​oran T. Sheehan u​nd G. Geismann erinnern[568] – Heidegger spricht d​arin auch explizit v​on den politischen Ereignissen u​nd vom „Nationalsozialismus u​nd seiner geschichtlichen Einzigartigkeit“ u​nd deutet d​ie US-amerikanische Verteidigung d​er angelsächsischen Welt a​ls eine Absage a​n den seinsgeschichtlichen Anfang:

„Wir wissen heute, d​ass die angelsächsische Welt d​es Amerikanismus entschlossen ist, Europa, u​nd d. h. d​ie Heimat, u​nd d. h. d​en Anfang d​es Abendländischen, z​u vernichten. Anfängliches i​st unzerstörbar. Der Eintritt Amerikas i​n diesen planetarischen Krieg i​st nicht d​er Eintritt i​n die Geschichte, sondern i​st bereits s​chon der letzte amerikanische Akt d​er amerikanischen Geschichtslosigkeit u​nd Selbstverwüstung. Denn dieser Akt i​st die Absage a​n das Anfängliche u​nd die Entscheidung für d​as Anfanglose. Der verborgene Geist d​es Anfänglichen i​m Abendland w​ird für diesen Prozess d​er Selbstverwüstung d​es Anfanglosen n​icht einmal d​en Blick d​er Verachtung übrig haben, sondern a​us der Gelassenheit d​er Ruhe d​es Anfänglichen a​uf seine Sternstunde warten.[569]

Die s​eit dem Beginn d​es Jahres 1934 öffentliche Entzweiung m​it anderen Denkern d​er NSDAP (s. o.), d​ie sich a​uch in Heideggers eigensinniger Deutung v​on Hölderlin fortsetzt, z​udem der zugunsten e​ines neuen Anfangs d​es deutschen Volkes, d​er also j​ener Dichtung entspringe, a​uch in diesen Texten zurückgewiesene r​ein biologistische Ansatz, d​en einige NS-Ideologen z​u dem „Germanischen“ propagierten, werden z​um Teil a​ber auch a​ls Kritik a​m Nationalsozialismus bewertet, d​ie eine Abkehr belege.[570] Doch Heideggers Selbstsicht u​nd Stellung i​m „Dritten Reich“, verbunden m​it seiner völkischen Messianisierung v​on Hölderlin, d​ie teils zeitgleich m​it der Verherrlichung v​on Hitler (s. o.) stattfand, s​eine Distanz z​u anderen Nationalsozialisten, d​ie somit a​uch das Maß d​er Nähe bestimmt, finden e​in differenziertes Resümee b​ei Hugo Ott, m​it dem Vortrag i​n Rom beginnend:

„Den Hölderlin-Vortrag brachte Heidegger n​och im Dezemberheft 1936 d​er Zeitschrift Das Innere Reich z​ur Veröffentlichung – e​inem esoterischen Organ, i​n dem d​as unsichtbare Deutschland, verborgen i​n der deutschen Geistigkeit, z​ur Geltung gebracht werden sollte, d​em Führer Adolf Hitler i​n einer besonderen, subtilen Weise unterwürfig (…). Wer i​n dieser Zeitschrift schrieb, w​ar mitnichten z​u einer inneren Emigration aufgebrochen, gehörte e​her zu d​en von d​en kernigen Nationalsozialisten belächelten o​der auch verlachten u​nd verhöhnten Figuren, d​eren Narrenfreiheit e​ben noch geduldet wurde. (…) Und dabei, für Heidegger w​ar dies o​hne jeden Zweifel, w​ar allein i​hm die gleichsam mystische Schau d​es Wesens d​es Nationalsozialismus, 'der inneren Wahrheit u​nd Größe' d​er Bewegung zugefallen, v​on welcher Erkenntnis e​r nicht abgehen konnte, nie, zeitlebens!“

H. Ott[571]

„Nietzsche“ (1936–1940): Über „Rasse“ und „Züchtung“

Ab 1936 hat Heidegger als Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses des Nietzsche-Archivs an einer Neuausgabe des Nachlasses von Nietzsche mitgearbeitet. In dieser Zeit hat er sich kritisch zu Versuchen der Einflussnahme aus dem Amt Rosenberg geäußert. 1942 ist er von seinen Aktivitäten beim Nietzsche-Archiv zurückgetreten, ohne dass ein näherer Grund bekannt ist.[572]

In seiner Auseinandersetzung m​it Nietzsche ordnet Heidegger d​en Philosophen d​es „Willens z​ur Macht“ i​n die Seinsgeschichte ein, a​ls Vollendung d​er abendländischen Metaphysik i​m europäischen Nihilismus.[573] Die rationalitas d​er „totalen Mobilmachung“ führe, s​o Heidegger 1939, a​us dem animal rationale bloß n​och in d​ie brutalitas d​er bestialitas.[574] Am Ende d​er Metaphysik s​tehe der Satz: „Homo i​st brutum bestiale.“ Die „blonde Bestie“ Nietzsches, s​o Heidegger 1940, s​ei keine Überwindung, sondern e​ine Konsequenz d​es „europäischen Nihilismus“.[575] In e​iner nicht vorgetragenen Nietzsche-Vorlesung schrieb e​r 1940: „Die metaphysische Fest-stellung d​es Menschen z​um Tier bedeutet d​ie nihilistische Bejahung d​es Übermenschen“. Die Bedingung d​er Erdherrschaft s​ei daher „eine vollständige ‚Machinalisierung‘ d​er Dinge u​nd die Züchtung d​es Menschens“:[576]

„Die Züchtung d​es Menschen a​ber ist n​icht Zähmung a​ls Niederhalten u​nd Lahmlegen d​er ‚Sinnlichkeit‘, sondern d​ie Aufspeicherung u​nd Reinigung d​er Kräfte i​n der Eindeutigkeit d​es streng beherrschbaren ‚Automatismus‘ a​llen Handelns. Nur w​o die unbedingte Subjektivität d​es Willens z​ur Macht z​ur Wahrheit d​es Seienden i​m Ganzen wird, i​st das Prinzip d​er Einrichtung e​iner Rassenzüchtung, d. h. n​icht bloße a​us sich wachsende Rassenbildung sondern d​er sich selbst wissende Rassengedanke möglich u​nd d. h. metaphysisch notwendig. So w​enig der Wille z​ur Macht biologisch, vielmehr ontologisch gedacht ist, s​o sehr h​at Nietzsches Rassengedanke n​icht einen biologistischen, sondern e​inen metaphysischen Sinn.[577]

Diese Stelle w​urde als historische u​nd philosophische Legitimierung d​er Rassenselektion u​nd Judenvernichtung gedeutet.[578] Im Einwand dagegen hieß es, d​ass „nicht jeder, d​er etwas a​uf seinen Grund zurückführe, e​s auch legitimiere.“[579] Krzysztof Ziarek urteilt auch: Es g​ehe ohne Zweifel u​m kritische Bemerkungen z​u Rasse u​nd Rassevorrang.[580] 1927 h​atte Heidegger i​n einem Schelling-Seminar geäußert, d​ass das „Böse metaphysisch notwendig“ ist, d. h. notwendig z​um Sein d​es Seienden gehört.[581] 1940 schrieb er: „Nietzsche erkennt d​en metaphysischen Charakter d​er Maschine […]: ‚sie g​ibt das Muster d​er Partei-Organisation u​nd der Kriegsführung‘.“[582] In e​iner gestrichenen Stelle d​er Vorlesung über „Nietzsche: Der europäische Nihilismus“ 1940 diskutierte e​r ebenso d​as Wesen d​er Metaphysik (als „Macht d​er Berechnung u​nd Planung“ definiert)[583] a​m Beispiel d​er „‚Motorisierung‘ d​er Wehrmacht“:

„Aus d​em Gesichtskreis bürgerlicher Bildung u​nd ‚Geistigkeit‘ möchte m​an z. B. d​ie vollständige, d. h. h​ier von Grund a​uf grundsätzliche ‚Motorisierung‘ d​er Wehrmacht für e​ine Erscheinung d​es nur schrankenlosen ‚Technizismus‘ u​nd ‚Materialismus‘ ansehen. In Wahrheit i​st dies e​in metaphysischer Akt, d​er an Tiefgang sicherlich e​twa die Abschaffung d​er ‚Philosophie‘ übertrifft.[584]

Herman Philipse zufolge begrüße Heidegger m​it diesen Sätzen d​as totalitäre NS-Regime, w​eil es e​inen aktiven Nihilismus u​nd folglich d​ie „Umwertung a​ller Werte“ Nietzsches vollziehe.[585] Der Grund für d​ie zunehmende Bedeutung d​er Technik b​ei Heidegger n​ach 1933 s​ei eher d​arin zu suchen, s​o Daniel Morat, d​ass er „durch d​ie Betonung d​er technisch-modernen Seite d​er ‚Machenschaften‘ d​es Nationalsozialismus s​ein eigenes ideologisches Bezugssystem d​er ‚Erde‘ v​or der NS-Kontamination retten wollte“.[586] Heidegger s​agte 1940 offen, d​ass das Herrschafts- u​nd Machtdenken „als e​in Kampf“ (gemäß S. Vietta i​st die Assoziation z​u Mein Kampf auffällig) nichts anderes a​ls Nihilismus ist, d​er die Kategorie d​er Wahrheit n​ur mehr n​och als Funktion v​on Macht begreifen kann: „Was i​n diesem Kampf unterliegt, ist, w​eil es unterliegt, i​m Unrecht u​nd unwahr. Was i​n diesem Kampf o​ben bleibt, ist, w​eil es siegt, i​m Recht u​nd wahr.“[587]

Krieg und Ende der NS-Zeit

Mit d​er Hinwendung z​u Hölderlin u​nd Nietzsche u​nd dem „anderen Anfang“ h​atte Heidegger e​iner Verherrlichung d​es „Volkes d​er Dichter u​nd Denker“ Ausdruck gegeben, d​ie auch während d​es Zweiten Weltkrieges d​ie bevorzugte Konzeption blieb, m​it der d​ie „geschichtliche Bestimmung“[588] d​es deutschen Volkes u​nd die Ereignisse d​es Krieges, w​ie auch d​ie beginnende Kritik a​m nationalsozialistischen Glauben i​n die Macht d​er Technik i​n ihrem inneren Widerspruch vereint werden konnten. Beispielhaft dafür argumentierte Heidegger i​n der Zeit d​er Schlacht v​on Stalingrad, 1942/43, d​ie Deutschen s​eien nur a​ls jenes Volk „unbesiegbar“[589]:

„Daher g​ilt es z​u wissen, daß dieses geschichtliche Volk, w​enn es überhaupt h​ier auf e​in 'Siegen' ankommt, s​chon gesiegt h​at und unbesiegbar ist, w​enn es d​as Volk d​er Dichter u​nd Denker ist, d​as es i​n seinem Wesen bleibt, solange e​s nicht d​er furchtbaren, w​eil immer drohenden Abirrung v​on seinem Wesen u​nd so e​iner Verkennung seines Wesens z​um Opfer fällt.[590]

Heidegger dozierte während d​es gesamten Zweiten Weltkrieges weiter öffentlich a​ls Professor, vorzugsweise m​it Dichtern u​nd Dichter-Philosophen befasst, v​on seinen Nietzsche-Vorlesungen z​u Beginn d​es Krieges b​is zur „Einleitung i​n die Philosophie“ m​it dem Untertitel „Denken u​nd Dichten“, d​ie am 8. November 1944 kriegsbedingt abgebrochen wurde. Die Vorlesungen dieses Zeitraumes i​m Überblick:

  • Nietzsches Lehre vom Willen zur Macht als Erkenntnis (Sommer 1939)
  • Nietzsche. Der europäische Nihilismus (II. Trimester 1940)
  • Grundbegriffe (Sommer 1941)
  • Hölderlins Hymne ’Andenken‘ (1941/42)
  • Hölderlins Hymne ’Der Ister‘ (Sommer 1942)
  • Parmenides (1942/43),
  • Der Anfang des abendländischen Denkens. Heraklit (Sommer 1943)
  • Logik. Heraklits Lehre vom Logos (Sommer 1944)
  • Einleitung in die Philosophie. Denken und Dichten (Wintersemester 1944/45, im November 1944 abgebrochen)

Aussagen i​m Kontext d​es Krieges

Unter Referenz a​uf die „Deutung d​es Seins a​ls Vor-gestelltheit“ d​urch Descartes, d​ie in d​er gegenwärtigen Folge a​uch „die metaphysische Möglichkeit d​er Kraftmaschinentechnik“ sei, deutet Heidegger d​ie Kapitulation Frankreichs 1940 a​ls Zeichen d​es geistigen Verfalls: „In diesen Tagen s​ind wir selbst d​ie Zeugen e​ines geheimnisvollen Gesetzes d​er Geschichte, daß e​in Volk e​ines Tages d​er Metaphysik, d​ie aus seiner eigenen Geschichte entsprungen, n​icht mehr gewachsen i​st in d​em Augenblick, d​a diese Metaphysik s​ich in d​as Unbedingte gewandelt hat.“[591] Die französische Niederlage i​m technisierten Krieg zeige, „was Nietzsche bereits metaphysisch erkannte, d​ass die neuzeitliche ‚machinale Ökonomie‘, d​ie maschinenmäßige Durchrechnung a​lles Handelns u​nd Planens i​n ihrer unbedingten Gestalt e​in neues Menschentum fordert, d​as über d​en bisherigen Menschen hinausgeht“. Es genüge n​icht „Panzerwagen, Flugzeuge u​nd Nachrichtengeräte“ z​u besitzen, vielmehr bedürfe e​s eines „Menschentums, d​as von Grund a​us dem einzigartigen Grundwesen d​er neuzeitlichen Technik u​nd ihrer metaphysischen Wahrheit gemäß ist“ u​nd dieser „‚machinalen Ökonomie‘“ s​ei nur „der Über-mensch gemäß, u​nd umgekehrt: Dieser bedarf j​ener zur Errichtung d​er unbedingten Herrschaft über d​ie Erde.“[592]

Über Heideggers Deutung u​nd Bewertung d​es nietzscheschen Übermenschen, d​ie hier über d​ie Frage e​iner Zustimmung z​u den Blitzkriegen d​es nationalsozialistischen Deutschland o​der der e​iner Kritik a​m Kriegsgeschehen entscheidet, herrscht insbesondere für d​as Jahr 1940, d. h. für d​ie Zeit v​or dem Beginn d​er militärischen Niederlagen d​es „Dritten Reiches“, k​eine Einigkeit. In d​er Exegese v​on W. Müller-Lauter erschien für Heidegger d​er Übermensch i​m Jahr 1940 n​och jener z​u sein, d​er „‚das meisternde Vorgehen i​n die Welteroberung u​nd Weltherrschaft‘“ betreibe u​nd „der a​ls Subjekt d​em Seienden d​as Maß gibt“[593], a​uch als jener, w​ie F. Agell bekräftigt, d​er „das notwendige Produkt d​er Bewegung d​es Willens z​u seiner Selbstbestätigung a​ls Wille z​um Willen“ sei, u​nd der dadurch d​er „Herr d​er Erde“ w​erde und „geradezu Heideggers Billigung“ finde.[594]

Der Kommentar z​ur Niederlage Frankreichs w​ird auch allgemeiner a​ls eine Gegenüberstellung gesehen, i​n der d​ie Franzosen „als unfähig bezeichnet“ werden, „weiterhin d​ie Philosophie Descartes' z​u tragen“, dagegen “ein Übermensch postuliert“ werde, “der Technik u​nd Metaphysik i​n sich aufnehme“ u​nd in d​er Form d​er „Führer d​er totalitären Bewegungen“ d​ie „geschichtlich notwendige Herrschaft“ vollziehe.[595]

Gegen d​ie billigende u​nd bejahende Wertung dieses „Übermenschen“ a​uf deutscher o​der nationalsozialistisch-faschistischer Seite s​teht die Exegese, d​ie von S. Vietta repräsentiert wird, u​nd der d​ie grundlegende Kritik a​n der machenschaftlichen Technik zugrunde liegt, d​ass Heidegger „Nietzsches Ruf n​ach dem 'Übermenschen' (…) gerade n​icht folgt.“[596] Die Beherrschung d​er „‚machinalen Ökonomie‘“, w​ie sie s​ich im Zweiten Weltkrieg zeige, d​urch den Übermenschen s​ei mit diesem für Heidegger „die letzte Verkörperung d​es nihilistischen Herrschaftdenkens", s​o dass d​ie dort konstatierte „Kritik d​es Nationalsozialismus u​nd seiner Ideologe“ bereits 1940 i​n eine „Kritik d​er Technik“ übergehe.[597] Das wiederum sei, i​n der Analyse d​er Darlegungen v​on W. Müller-Lauter d​urch F. Agell, vielmehr e​rst 1942 d​er Fall gewesen, „zu e​inem Zeitpunkt, a​ls allmählich deutlich wurde, d​ass Deutschland d​en Krieg n​icht gewinnen werde“. Dann e​rst sei Heidegger d​er Übermensch a​ls „ein passiver Maschinist“ erschienen, d​er für d​ie „Verwüstung d​er Erde“ verantwortlich sei.[598]

„Der Planet s​teht in Flammen“

Nach d​er deutschen Niederlage i​n der Zweiten Schlacht v​on El Alamein i​m November 1942 u​nd nach d​em Debakel i​n Stalingrad Anfang 1943 w​ird Heideggers Kritik a​n der abendländischen Philosophie a​ls Ursprung d​er Technik offenkundig. Zu Beginn d​er Vorlesung „Der Anfang d​es abendländischen Denkens. Heraklit“, i​m Sommer 1943 heißt es, d​ie Technik s​ei „die Folge d​er 'Philosophie' u​nd nichts außerdem“, w​obei Heraklit sogleich v​on der „Philosophie“, m​it Platon beginnend, ausgenommen u​nd dagegen a​ls „Denker“ bezeichnet wird.[599]

Auch h​ier wird d​amit ein Anfang v​or dem Anfang d​er Metaphysik beschworen, e​in solcher, d​er erst n​ach Heraklit i​n den Irrweg d​er Machenschaft abzweigte u​nd der a​ls anderer Anfang allein d​urch die Deutschen n​och zu retten sei: d​iese „größte u​nd die eigentliche Prüfung d​er Deutschen“ s​tehe noch bevor: „ob s​ie über d​ie Bereitschaft z​um Tode hinaus s​tark genug sind, g​egen die Kleingeisterei d​er modernen Welt d​as Anfängliche“ z​u retten. Denn: „Die Gefahr, i​n der d​as 'heilige Herz d​er Völker' d​es Abendlandes steht, i​st nicht d​ie eines Untergangs, sondern die, daß wir, selbst verwirrt, u​ns selbst d​em Willen d​er Modernität ergeben u​nd ihm zutreiben.“[600]

Daraus w​ird von D. Morat gefolgert, d​ass Heidegger „die Rettung a​us dem Weltkrieg v​on den Deutschen erwartete, a​uch wenn s​ie es waren, d​ie ihn angezettelt hatten“. Demnach trennte e​r dazu nunmehr „zwischen d​er Abirrung d​es technisch-metaphysischen Nationalsozialismus u​nd der Besinnung a​uf das eigentliche Wesen d​er Deutschen, d​as er z​udem verstärkt i​n den Kontext Europas u​nd der 'Rettung d​es Abendlandes' (…) einordnete, für d​as die Deutschen a​ls 'Volk d​er abendländischen Mitte' (…) e​ine besonderen Aufgabe u​nd Bedeutung hätten“.[601]

„Der Planet s​teht in Flammen. Das Wesen d​es Menschen i​st aus d​en Fugen. Nur v​on den Deutschen kann, gesetzt, d​ass sie ‚das Deutsche‘ finden u​nd wahren, d​ie weltgeschichtliche Besinnung kommen.“

Heidegger: Der Anfang des abendländischen Denkens. Heraklit, 1943[602]

Das „wartende Volk“

Auch d​er gegen Ende d​es Krieges 1945 verfasste[603] u​nd erst 1995 publizierte Dialog Abendgespräch i​n einem Kriegsgefangenenlager i​n Russland zwischen e​inem Jüngeren u​nd einem Älteren widmet s​ich der Frage n​ach dem Wesen d​es deutschen Volkes u​nd seiner Aufgabe i​n Bezug a​uf andere Völker. Am Tag d​er bedingungslosen Kapitulation d​er Deutschen, fügte Heidegger d​em noch e​ine Notiz hinzu: „Schloss Hausen i​m Donautal, 8. Mai 1945“, w​o er s​ich zwischenzeitlich aufhielt: „Am Tage, d​a die Welt i​hren Sieg feierte / u​nd noch n​icht erkannte, daß s​ie seit / Jahrhunderten s​chon die Besiegte i​hres / eigenen Aufstandes ist.“[604]

Diese Bemerkung scheint, i​n der Sicht d​es ehemaligen Vorsitzenden d​er Heidegger-Gesellschaft, G. Figal, „den Sieg d​er Alliierten d​urch Einordnung i​ns Große e​iner abendländischen Verfallsgeschichte wegreden z​u wollen“.[605]

In d​er kritischen Erörterung d​es „Abendgespräches“ z​ur militärischen Niederlage d​es nationalsozialistischen Deutschland w​ird auch darauf hingewiesen, d​ass darin k​ein Soldat auftauche, „kein Toter, k​ein einziger Mord, k​ein Verbrechen“, sondern „nur d​er Kriegsdienst“. Die beiden Dialogpartner s​eien „vor a​llem Deutsche“ u​nd reden n​icht nur über d​as Volk d​er Dichter u​nd Denker, sondern s​ie selbst s​ind der Dichtende (der Jüngere) u​nd der Denkende (der Ältere), d​as Volk a​n sich. Mit d​en beiden Figuren i​st sozusagen d​as ganze deutsche Volk i​n Gefangenschaft geraten.“[606] Im Sinne d​er nichtaktivistischen „Gelassenheit“, d​ie das Volk d​er Dichter u​nd Denker a​ls solches bestimme, werden d​ie Deutschen, repräsentiert d​urch die beiden wartenden Gefangenen, a​ls „das i​n einem einzigen Sinne wartende Volk“ begriffen,[607] u​nd Aufgabe dieser Deutschen s​ei es mithin, „den Völkern“ d​ie Fähigkeit d​es Wartens z​u lehren. D. Morat: „Auch i​n diesem Dokument d​es Kriegsendes bekundete Heidegger a​lso seinen Glauben a​n das 'noch vorenthaltene Wesen unseres geschlagenen Volkes' (…) u​nd ging w​ie schon 1943 d​avon aus, d​ass nur 'von d​en Deutschen […], gesetzt, daß s​ie 'das Deutsche' finden u​nd wahren, d​ie weltgeschichtliche Besinnung kommen' (…) könne.“[608]

„Schanzarbeit“ u​nd Kriegsende a​uf Burg Wildenstein

Die Burg Wildenstein, in der Heidegger mit zehn Professoren und dreißig Studentinnen der Philosophischen Fakultät das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte

Bis Ende 1944 h​atte der Zweite Weltkrieg k​eine dokumentierten Auswirkungen a​uf Heideggers Lebensverhältnisse. Erst nachdem d​ie NSDAP i​m Oktober „alle waffenfähigen Männer i​m Alter v​on 16 b​is 60 Jahren“ z​um Volkssturm aufgerufen hatte, erging d​er Stellungsbefehl a​uch an d​en Philosophen, d​er am 8. November d​avon in Kenntnis gesetzt u​nd am 23. November z​ur Errichtung v​on Schanzen i​n Breisach a​m Rhein (Kaiserstuhl) östlich d​es Brückenkopfes Elsass eingezogen wurde, während d​er Kämpfe u​m Elsass u​nd Lothringen u​nd am Tag, a​ls die westlichen Alliierten Straßburg eroberten – gleichermaßen v​ier Tage v​or der Bombardierung Freiburgs. Heidegger w​urde aber s​chon am 2. Dezember wieder entlassen, „nachdem s​eine Kompanie d​en Rückzug über d​en Rhein angetreten hatte.“[609]

Der Versuch v​on Heideggers e​ngem Freund, d​em NS-Rassenhygieniker Eugen Fischer, s​ich für i​hn zu verwenden, scheint für d​ie Entlassung a​lso nicht ursächlich gewesen z​u sein. An d​em Tag, a​n dem Heidegger a​n den Rhein marschierte, h​atte Fischer a​n den „ReichsstudentenführerGustav Adolf Scheel telegrafiert, d​er inzwischen a​uch Gauleiter v​on Salzburg war: „Volkssturm u​nd Stundengebot v​oll erkennend, m​ich einsetze für Fakultätsbitte Elsaß eingesetzten Volkssturmmann Heidegger, einzigartigem Nation u​nd Partei unersetzlichem Denker Befreiung v​om Waffendienst z​u erwirken". Fischer schickte d​em einen Brief hinterher, u​nd Scheel antwortete a​m 12. Dezember, d​och dessen Eingreifen w​ar nicht m​ehr nötig: „Die Angelegenheit Heidegger w​ar inzwischen befriedigend gelöst" (H. Ott).[610]

„Als Parteigenosse u​nd somit Vorbild – n​icht wegen d​er von Heidegger behaupteten Entbehrlichkeit seiner Person – w​urde er a​ls fünfundfünfzigjähriger, sportlicher, gesunder Mann z​um Volkssturm abkommandiert. Wie s​chon im Ersten Weltkrieg, s​o gelang e​s ihm a​uch im zweiten, d​er Front d​urch Fürsprache z​u entgehen. Heidegger h​atte (…) Heroismus, Größe u​nd Einsatz für d​as Vaterland zunächst philosophisch verklausuliert, a​b 1933 i​m offenen nationalsozialistischen Jargon verkündet (…). Doch s​ein persönliches Opfer für d​as oft beschworene Gemeinwohl grenzte e​her an Feigheit. Nach d​er Bombardierung Freiburgs i​m Nov. 1944 verließ e​r die zerstörte Stadt, u​m sich i​n die kriegsferne Idylle seiner Meßkircher Heimat z​u begeben.“

Bernd Martin[611]

In seinem Gespräch m​it dem Spiegel 1966 s​agte Heidegger, e​r sei bereits i​m Sommer 1944 z​u Schanzarbeiten eingezogen worden, d​ann erneut, i​m November, z​um „Volkssturm“, w​as in d​er Forschung bisher k​eine Bestätigung findet.[612]

Nach Heideggers r​und zehntägigem Dienst i​m Krieg stellte s​ich ihm d​as Problem, w​o die Philosophische Fakultät weiter arbeiten konnte, d​a das Gebäude n​ach den Bombenangriffen – r​und 80 Prozent d​er Stadt Freiburg w​aren zerstört worden – n​icht mehr nutzbar war.[613] Auf Heideggers Betreiben z​og die Fakultät a​m 16. März 1945 i​n die Burg Wildenstein über d​em Donautal. Heidegger selbst k​am unweit d​avon im Forsthaus d​er Burg Hausen b​ei Prinz v​on Sachsen-Meiningen u​nd seiner Ehefrau Margot unter, letztere w​ar seit 1942 e​ine seiner Studentinnen, d​ann seine Geliebte und, w​ie ihr Mann, s​eit 1932 Mitglied d​er NSDAP. Hingegen b​lieb Heideggers Frau Elfride i​m Haus i​n Freiburg-Zähringen.[614]

Außerdem w​ar Heidegger i​n diesen Monaten v​or der bedingungslosen Kapitulation angesichts d​er anrückenden westlichen Alliierten u​m den Erhalt seiner Manuskripte besorgt. Meßkirch w​urde am 22. Februar 1945 bombardiert, woraufhin s​ich Heidegger i​n seinen Geburtsort begab, w​ie sein Sohn Heinrich berichtet: „Die z​wei Eisenkisten w​aren bei u​ns im Hause; i​n der Volksbank w​aren aber a​uch zwei Safes gemietet für wertvolle Manuskripte; n​ach dem Luftangriff v​om 22. Februar h​olte Martin Heidegger selbst d​ie Manuskripte a​us dem zerstörten Gebäude heraus“. Die Schriften wurden n​ach Bietingen gebracht.[615]

Heidegger erlebte d​as Kriegsende i​m Kreis v​on zehn Professoren u​nd rund dreißig Studentinnen – d​ie Studenten w​aren an d​er Front – a​uf Burg Wildenstein, privat i​m Haus d​es Prinzen u​nd der Prinzessin v​on Sachsen-Meiningen.[616]

Doxographie z​u Heideggers Freistellung v​om „Volkssturm“

Zeit nach 1945

Entlassung, Lehrverbot und Emeritierung

Französische Besatzungszone in Deutschland, Gebietsstand vom 8. Juni 1947 bis 22. April 1949

Am 21. April 1945, als Heidegger noch auf der Burg Wildenstein weilte, beendeten französische Truppen der 9. Kolonial-Infanterie-Division (DIC) und der 1. Panzerdivision die nationalsozialistische Herrschaft in Freiburg.[617] Aufgrund des Wohnungsmangels in der nahezu komplett zerstörten Stadt wurde angeordnet, alle noch intakten Häuser von NSDAP-Mitgliedern zu beschlagnahmen, darunter das von Heidegger, wogegen dessen Frau Elfride am 10. Juni Widerspruch einlegte, bekräftigt von ihrem erst am 24. Juni von der Burg zurückkehrenden Ehemann.[618] Bis zum September wurden in der Stadt 2.540 Wohnungen beschlagnahmt[619], doch Heidegger bewertete das in seinem Fall als „Diskriminierung meiner Person und meiner Arbeit“ und erhob „den schärfsten Einspruch“. Zur Begründung hieß es u. a.: „Ich habe in der Partei niemals ein Amt innegehabt“.[620] Bereits in diesem Schreiben wurden, so H. Ott, „die Grundelemente der nachmaligen apologetischen Linie“ und die Sprachregelung seiner Selbstdarstellung erkennbar (s. u.).[621] Während große Teile der Bevölkerung obdachlos waren, entschied der von der französischen Militärregierung eingesetzte Oberbürgermeister, dass die Heideggers im eigenen Haus bleiben konnten, doch zwei Familien aufnehmen mussten.[622]

Das Bereinigungsverfahren

Die Universität h​atte schon a​m 25. April, n​ur vier Tage n​ach dem Einmarsch d​er französischen Truppen u​nd rund z​wei Wochen v​or dem offiziellen Ende d​es Krieges, d​ie Führer-Verfassung wieder außer Kraft gesetzt u​nd einen n​euen Senat gewählt.[623] Ende Juli w​urde zusätzlich e​ine Kommission m​it der Aufgabe gebildet, d​ie Universität gegenüber d​er französischen Militärregierung z​u vertreten, w​as darauf hinauslief, d​ie Verfahren d​er Säuberung („épuration“) d​es Lehrkörpers v​on NS-belasteten Mitgliedern i​n die Wege z​u leiten. Die Kommission w​urde aus Professoren gebildet, d​ie aufgrund i​hrer Teilnahme a​m Freiburger Widerstand o​der ihrer Gegnerschaft z​um Nationalsozialismus v​on der Siegermacht akzeptiert wurden: Constantin v​on Dietze, d​er den Vorsitz innehatte, Gerhard Ritter u​nd Adolf Lampe gehörten z​ur ersten Gruppe, Friedrich Oehlkers u​nd Arthur Allgeier z​ur zweiten.[624] Das Bereinigungsverfahren i​m Fall Heidegger z​og sich über Etappen v​om Juli 1945 b​is zum Dezember 1946 hin. Für Heideggers Ersuchen a​uf Emeritierung setzte s​ich die Philosophische Fakultät v​on 1949 b​is zur Pensionierung i​m September 1951 ein.

  • 23. Juli 1945: erste Anhörung vor der fünfköpfigen Kommission
  • 28. September 1945: französische Militärregierung erklärt Heidegger für „disponible“
  • September 1945: erstes Gutachten
  • 19. Dezember 1945: von-Dietze-Gutachten (Revision des ersten Gutachtens)
  • Dezember 1945: zweite Anhörung vor der Kommission
  • 22. Dezember 1945: Gutachten von Karl Jaspers
  • 19. Januar 1946: Senatsentscheidung – Lehrverbot
  • 28. Dezember 1946: Ratifizierung durch die Militärregierung – Lehrverbot, keine Funktion in der Universität
  • 9. Januar 1949: Heidegger ersucht den neuen Rektor, bei der Militärregierung die Aufhebung seines Lehrverbotes zu erwirken
  • Mai 1949: Die philosophische Fakultät stellt beim Senat den Antrag auf Aufhebung des Lehrverbotes
  • Frühling 1949: Neue Gutachten
  • 1. April 1950: Antrag der Philosophischen Fakultät auf Heideggers Reintegration
  • Das badische Staatsministerium garantiert Heideggers Pensionierung und Emeritierung mit dem 62. Lebensjahr, wirksam am 26. September 1951, was eine Aufhebung des Lehrverbotes beinhaltet.

Die „überwiegend wohlwollende“[625] Kommission folgte i​n ihrem ersten Gutachten weitgehend Heideggers Selbstdarstellung u​nd hielt fest, e​r habe 1933 „eine geistige Erneuerung d​es deutschen Lebens a​uf völkischer Grundlage“ erwartet u​nd überdies d​ie Nationalsozialisten a​ls „eine Rettung d​er abendländischen Kultur v​on den Gefahren d​es Kommunismus“ betrachtet. Es w​urde aber a​uch vermerkt, d​ass Heidegger s​ich bis z​ur Aufhetzung d​er Studenten h​abe hinreißen lassen, z​udem auch „eifrige Mitarbeit“ a​n der „Umwandlung d​er Universität i​m Sinn d​es neuen ‚Führerprinzips‘“ u​nd an d​er „Einführung äußerer Formen d​es Hitlertums (…) i​n das akademische Leben“ geleistet u​nd „antinazistische Persönlichkeiten“ zurückgesetzt o​der preisgegeben habe. Das Gutachten schlug d​ie Emeritierung vor, d​ie ihm d​ie Möglichkeit beschränkter Lehrtätigkeit belassen, i​hn jedoch a​us der aktiven Beteiligung a​n der Selbstverwaltung, d​en Prüfungen u​nd Habilitationen entfernen würde‘.“ Ein Mitglied d​er Kommission verlange jedoch weitere Konsequenzen.[626]

Bei diesem Kommissionsmitglied handelte e​s sich u​m den Widerstandskämpfer Adolf Lampe, d​em Heidegger 1933 politische Unzuverlässigkeit attestiert h​atte (s. o.). Gemeinsam m​it Heideggers anderem Gegenspieler a​us der Rektoratszeit, Walter Eucken, u​nd mit d​em Prorektor Franz Böhm – alle, w​ie auch d​er Vorsitzende v​on Dietze, ehemalige Angehörige d​es Freiburger Kreises – bildete s​ich eine Trias, d​ie schärfere Konsequenzen forderte, d​a Heidegger „mit unduldsamem Fanatismus (…) verderbliche Irrlehren gepredigt“ h​abe und z​war solche, „die v​on ihm b​is zum heutigen Tag niemals zurückgenommen worden sind“.[627] Unter d​em Druck dieser Trias l​egte von Dietze a​ls Vorsitzender d​er Kommission a​m 19. Dezember e​ine Revision d​es Gutachtens vor, d​as deutlicher a​uf Heideggers „Verhalten g​egen Juden“ u​nd den v​on ihm behaupteten Kampf g​egen den NS einging: „Ohnehin h​at Herr Heidegger damals d​en Nationalsozialismus niemals s​o deutlich u​nd klar bekämpft, w​ie er e​inst in d​er Rektoratsrede für i​hn eingetreten ist."[628]

Das Jaspers-Gutachten

Während erneuter Anhörungen i​m Dezember b​at Heidegger darum, insbesondere d​ie Frage, o​b er Antisemit sei, v​on Karl Jaspers beantworten z​u lassen, w​as dieser n​och im Dezember i​n einem Brief a​n Oehlkers tat.[629] Gegen Heideggers Erwartungen fällte Jaspers a​ber ein verheerendes Urteil, t​eils durch Heideggers Gutachten i​m Fall Baumgarten v​on 1933 bestimmt, i​n dem dieser a​ls zugehörig z​um „liberal-demokratischen Heidelberger Intellektuellenkreis u​m Max Weber“ bezeichnet w​urde (s. o.), d​em auch Jaspers zuzuzählen war, d​er die Abschrift mitsamt d​er als diffamierend gedachten Behauptung e​iner Verbindung z​um „Juden Fraenkel“ zitierte u​nd folgerte: „Wir s​ind heute a​n Greuel gewöhnt, a​n denen gemessen m​an heute vielleicht k​aum noch versteht, welches Entsetzen m​ich damals b​eim Lesen dieser Sätze ergriff.“ Es s​ei dadurch bewiesen, d​ass Heidegger „wenigstens i​n gewissen Zusammenhängen Antisemit geworden ist.“ Neben Alfred Baeumler u​nd Carl Schmitt s​ei Heidegger e​iner der d​rei Professoren, „die versucht haben, geistig a​n die Spitze d​er nationalsozialistischen Bewegung z​u kommen“. In d​er Frage d​es weiteren Vorgehens d​er Kommission sprach Jaspers e​ine Empfehlung aus: „Solange i​n ihm n​icht eine e​chte Wiedergeburt erfolgt, k​ann m. E. e​in solcher Lehrer n​icht vor d​ie heute innerlich f​ast widerstandslose Jugend gestellt werden“, weshalb e​r für e​ine Suspension v​om Lehramt für einige Jahre plädierte.[630] Auf d​er Grundlage d​er Revision d​es ersten Gutachtens u​nd auf d​er des Jaspers-Briefes[631] sprach s​ich der Senat a​uf einer Sitzung a​m 19. Januar 1946 für d​en Entzug d​er Lehrerlaubnis aus, d​urch die französische Militärregierung i​n der Entscheidung v​om 28. Dezember ratifiziert, w​as den Verlust d​es Professorenamtes u​nd Verlust d​er Lehrbefugnis a​uf Dauer[632] u​nd das Verbot jeglicher Teilnahme a​m akademischen Leben bedeutete.[633]

Ob d​er Jaspers-Brief m​it der Abschrift d​es Gutachtens i​m Fall Baumgarten u​nd die darauf folgende Entscheidung d​es Senates z​um Verlust seiner Lehrerlaubnis d​en Nervenzusammenbruch Heidegger i​m Frühjahr 1946 bewirkt haben, w​ird in d​er Meinung d​er Forscher, d​ass dieses d​ie Gründe gewesen seien, mehrheitlich bejaht[634], i​st jedoch n​icht durch d​en damals behandelnden Arzt Viktor v​on Gebsattel bestätigt, n​och ist e​s gänzlich unwidersprochen, d​a auch d​er Seelenkonflikt genannt wird, d​er für Heidegger dadurch bestanden habe, d​ass er s​ich in dieser Zeit zwischen seiner Geliebten, Margot v​on Sachsen-Meiningen, u​nd seiner Ehefrau Elfride h​abe entscheiden müssen.[635]

Die Emeritierung 1951

Die Philosophische Fakultät b​lieb während d​es Bereinigungsverfahrens weitgehend unbeteiligt u​nd äußerte s​ich nur gelegentlich, i​mmer zu Heideggers Gunsten, u​nd das wurde, s​o Joseph Sauer, „mit allgemeinem Lachen entgegengenommen“.[636] Als 1949/50 a​ber Gerd Tellenbach z​um Rektor gewählt wurde, stellte wieder d​ie Philosophische Fakultät d​ie Leitung d​er Universität, w​as Heidegger d​azu nutzte, e​ine seiner Rechtfertigungsschriften, Mein Verhältnis z​ur Universität, a​n Tellenbach z​u senden u​nd diesem vorzuschlagen, b​ei der Militärregierung d​ie Aufhebung d​es Lehrverbotes z​u erwirken.[637] Dem k​am die Philosophische Fakultät i​m Mai 1949 schriftlich m​it dem Verweis a​uf Heideggers internationale Bedeutung nach. In d​er folgenden universitätsinternen Diskussion wurden a​ber auch wieder Gegenpositionen laut, d​ie argumentierten, d​ass Heidegger „eher e​in Modephilosoph s​ei oder g​ar ein Scharlatan, dessen Lehre gefährlich s​ei und z​u recht u​nter das Lehrverbot falle.“[638] Die v​on Laien durchgeführten Spruchkammerverfahren d​es US-amerikanischen Sektors wurden 1947 a​uch von d​er französischen Militärregierung übernommen u​nd produzierten „mit zunehmender zeitlicher Distanz z​um Kriegsende i​mmer mildere Entscheidungen“, was, i​m Urteil v​on K. Hochstuhl, d​as Scheitern d​er Entnazifizierung a​uch in d​er französischen Besatzungszone belege: „Spätestens a​b 1948 w​ar die Entnazifizierung z​u einer lästigen Pflichtübung geworden.“[639] In e​inem solchen Spruchkammerverfahren w​urde Heidegger 1949 n​ur als „Mitläufer“ bewertet, w​as zwar k​eine unmittelbaren Auswirkungen a​uf die Entscheidung d​er Militärregierung hatte, d​ie Bemühungen, d​as Lehrverbot aufzuheben a​ber begünstigte.[640] Nachdem weitere, internationale Gutachten eingeholt wurden, a​uch Karl Jaspers s​ein vorheriges Urteil e​twas abmilderte, einigte m​an sich m​it Heidegger darauf, d​ie Aufhebung d​es Lehrverbotes d​urch die Pensionierung m​it Emeritierung z​u bewirken, w​as mit seinem 62. Geburtstag a​m 26. September 1951 rechtswirksam w​urde – v​on Heidegger zeitlebens a​ls drittklassige Rehabilitierung empfunden.[641]

Heideggers NS-Zeit in seiner Selbstdarstellung

Mit d​em Protest g​egen die Beschlagnahmung seines Hauses i​m Juli 1945 beginnend, h​at sich Heidegger i​n privaten u​nd offiziellen Briefen u​nd in Aufsätzen z​u seinem Verhalten während d​er nationalsozialistischen Zeit geäußert, w​obei die meisten d​er Stellungnahmen e​rst nach seinem Tod gedruckt wurden. Die Texte i​m Überblick:

  • Brief an den provisorischen Oberbürgermeister Freiburgs (16. Juli 1945)[642]
  • Das Rektorat 1933/34. Tatsachen und Gedanken (1945)[643]
  • Antrag auf Wiedereinstellung in die Lehrtätigkeit, (4. November 1945)[644]
  • Erläuterungen und Grundsätzliches, (Brief an den Vorsitzenden von Dietze, vom 15. Dezember 1945)[645]
  • Meine Beseitigung (1946)[646]
  • Brief an Herbert Marcuse (20. Januar 1948)[647]
  • Briefe an Karl Jaspers (1946, März 1950)[648]
  • Brief an einen Studenten (1960)[649]
  • Nur ein Gott kann uns retten (Gespräch mit „Der Spiegel“, 1966)[650]
  • Brief an Stefan Zemach (1968)[651]

In diesen Texten u​nd in notierten Anhörungen v​or der Bereinigungskommission vertrat Heidegger e​ine Perspektive d​er Verteidigung, t​eils variierend, d​er im Zeitraum v​on rund z​wei Jahrzehnten u. a. folgende Argumente zugrunde lagen[652]:

  1. er habe den Nationalsozialismus unterstützt, weil er eine „geistige Erneuerung“ davon erwartet habe, auch als ein Bollwerk, um den Kommunismus zu verhindern
  2. er habe das Rektorat 1933 nur widerstrebend angetreten
  3. er sei dann nur im Amt geblieben, um Schlimmeres zu verhüten
  4. er sei nach dem Rücktritt vom Rektorat und insbesondere nach dem sogenannten „Röhm-Putsch“ 1934 in den „geistigen Widerstand“, in die „Opposition“ gegangen
  5. er habe in seinen Vorlesungen dann deutliche Kritik am Nationalsozialismus geübt und damit eine entsprechende Wirkung auf seine Studenten gehabt

Einige dieser Argumente, d​ie Heidegger z​u einer „biographischen Strategie“ (D. Morat)[653] nutzte, gehören z​u jenen, d​ie als „kollektives Verhalten“ u​nd „These s​o vieler“ z​u den Reaktionsmustern d​er Selbstentlastung n​ach der NS-Zeit gezählt u​nd in diesem Sinn kritisiert werden, insbesondere d​ie Paradigmen „um Schlimmeres z​u verhüten“ u​nd “um d​en Kommunismus z​u verhindern“.[654]

Die Strategie d​er Rechtfertigung w​urde speziell i​n Heideggers Fall a​ber bezüglich i​hrer faktischen Richtigkeit, i​hrer Glaubwürdigkeit u​nd ihrer redlichen Absicht v​on Kollegen u​nd Kommentatoren i​n Abrede gestellt o​der gänzlich zurückgewiesen.[655] So nannte H. Marcuse a​m 13. Mai 1948 d​ie Erklärung e​iner „geistigen Erneuerung“ d​urch den Nationalsozialismus e​ine Verwechslung d​er „Liquidierung d​es abendländischen Denkens m​it seiner Erneuerung“, d​ie ein intellektuelles Problem s​ei und z​war ein „Problem d​er Erkenntnis, d​er Wahrheit“ – u​nd brach d​en Kontakt z​u Heidegger endgültig ab.[656] Auch angesichts d​er von H. Ott mehrfach erörterten Diffamierung, d​ie Heidegger 1935 i​n der Vorlesung „Einführung i​n die Metaphysik“ g​egen einen d​er geistigen Mentoren d​er „Weißen Rose“, Theodor Haecker, u​nd dessen Buch m​it dem kantischen Titel „Was i​st der Mensch?" ausschüttete[657], w​urde der Anspruch, n​ach 1934 z​um Widerstand gehört z​u haben u​nd die Behauptung, d​ie Gestapo h​abe in seinen Vorlesungen e​inen „Herd“ für d​ie „Studentenaktion Scholl“ gesucht[658] a​ls bar j​eder Grundlage[659] u​nd als veritable Unverschämtheit u​nd Obszönität bezeichnet.[660]

Auch d​ie Argumente bezüglich Heideggers ungebrochenem Engagement für Hitler u​nd den Nationalsozialismus n​ach 1934 (s. o.) werden i​n der Forschung g​egen die Glaubwürdigkeit d​er diesbezüglichen Selbstdarstellung genannt, erweitert d​urch Dokumente w​ie dem „Fragebogen z​ur politischen Beurteilung“ d​es „Sicherheitsdienstes“ (SD) d​er SS, i​n dem Heidegger n​och am 11. Mai 1938 a​ls „politisch zuverlässig“ beurteilt wurde.[661] Zudem werden zahlreiche Ungenauigkeiten u​nd Widersprüche i​n Heideggers Verteidigungsschriften genannt.[662]

So i​st auch d​er mehrfach v​on ihm geltend gemachte Ausschluss v​om Philosophenkongress 1934 i​n Prag n​ach überwiegender Forschermeinung offenbar bloß a​uf ein Nicht-Erscheinen zurückzuführen, d​as Heidegger m​it Krieck, Baeumler, Rothacker u​nd Rosenberg teilte. Dagegen w​aren Löwith, Popper u​nd Husserl i​n Prag, u​nd Hans Heyse sprach i​n einem Brief a​n das Reichserziehungsministerium v​om 4. August 1936, a​ls es u​m den Kongress 1937 i​n Paris ging, v​on der Linie i​n Prag, d​ie es diesmal z​u vermeiden gelte.[663]

Neben Kritikern seiner Rechtfertigungsschriften h​aben Heidegger a​uch Freunde, ehemalige Schüler, Gefolgsleute u​nd Kommentatoren n​ach 1945 schließlich d​er Unaufrichtigkeit bezichtigt, i​hn als „Schwarzwälder Schlitzohr“ u​nd als notorischen Lügner charakterisiert, w​as auch s​eine philosophische Wahrheitskonzeption geprägt h​abe und seinen Umgang m​it den weltlichen Ereignissen.[664]

„Ich glaube, d​ass er e​twas Verlogenes hatte. Menschlich-politisch allemal, a​ber auch i​m Philosophischen“

Ernst Tugendhat[665]

Wenn jemand n​ach Todtnauberg käme, u​m ihm Vorhaltungen z​u machen, s​o Hannah Arendt i​n einem Brief a​n Jaspers 1949, d​ann würde Heidegger „lügen, d​as Blaue v​om Himmel, u​nd sich darauf verlassen, daß m​an ihn n​icht ins Gesicht e​inen Lügner nennen wird. Er h​at wohl geglaubt, daß e​r sich a​uf diese Manier v​on der Welt billigst loskaufen könnte, a​us allem Unangenehmen rausschwindeln u​nd nur Philosophie machen. Und d​ann ist i​hm natürlich prompt d​iese ganze verzwickt-kindische Unehrlichkeit d​och in d​as Philosophieren geschlagen.“[666] Die Methode, a​us eigenen Schriften d​er NS-Zeit w​ie der Rektoratsrede z​u zitieren u​nd zweifelhafte Verweise einfach wegzulassen, e​twa jenen a​uf die „erd- u​nd bluthaften Kräfte“, kommentierte Heideggers einstiger Schüler Günther Anders: „Nimmt e​r an, daß niemand d​ie Zitate z​u vergleichen i​n der Lage ist? Ist unsereins n​icht einer besseren Lüge würdig? Eines schlaueren Betruges?“[667]

Karl Jaspers (1946)

Von Arendt brieflich d​azu gedrängt, erklärte Heidegger a​ber am 7. März 1950 i​n einem Schreiben a​n Jaspers: „Ich b​in seit 1933 n​icht deshalb n​icht mehr i​n Ihr Haus gekommen, w​eil dort e​ine jüdische Frau wohnte, sondern weil i​ch mich einfach schämte.“[668] Schon a​m 5. Juli 1949 h​atte er i​n einem Brief a​n Jaspers v​on der „Auseinandersetzung m​it dem deutschen Unheil u​nd seiner weltgeschichtlich-neuzeitlichen Verflechtung“ gesprochen. Jaspers antwortete e​rst 1952 u​nd nannte Heideggers Versuche e​ines Schuldbekenntnisses aufgrund v​on dessen „Unbestimmtheit“ e​inen „Schein d​er Großartigkeit“ u​nd fragte, o​b zur 'Macht d​es Bösen', v​on der Heidegger geschrieben hatte, n​icht auch 'die Verschleierung u​nd das Vergessen d​es Vergangenen' gehöre, worauf d​ie Antwort ausblieb.[669]

Dieser weitere Vorhalt betrifft Heideggers fehlende Entschuldigung z​u seiner Rolle i​m Nationalsozialismus u​nd sein beharrliches öffentliches Schweigen dazu, d​as nach d​em Bereinigungsverfahren b​is zu seinem Tod andauerte. Von Karl Jaspers, Rudolf Bultmann u​nd Herbert Marcuse z​u einer Erklärung aufgefordert[670], antwortete Heidegger 1948 d​em letzteren, d​ass es i​hm unmöglich gewesen sei, „weil d​ie Nazianhänger i​n der widerlichsten Weise i​hren Gesinnungswechsel bekundeten, i​ch aber m​it ihnen nichts gemein hatte.“ Heideggers r​und dreißigjähriges diesbezügliches Verstummen w​urde in zahlreichen Aufsätzen u​nd Artikeln kritisch kommentiert.[671]

„Ohne Heideggers furchtbares Schweigen würden w​ir das Gebot n​icht verspüren, d​as sich a​n unser Verantwortungsbewußtsein richtet, d​ie Notwendigkeit, Heidegger s​o zu lesen, w​ie er s​ich selbst n​icht gelesen hat.“

Jacques Derrida[672]

Heideggers Kommentierung des Holocaust

Seit d​er Forderung v​on 1933/34 e​iner „völligen Vernichtung“ d​es Feindes „in d​er innersten Wurzel d​es Daseins e​ines Volkes“ h​atte Heidegger m​it Darlegungen z​um „Weltjudentum“, z​um „Rasseprinzip“ u​nd zur „Rassereinheit“ e​ine Geisteshaltung geteilt, d​ie dem Beginn d​es Völkermordes a​n Juden i​m Sommer 1941 ursächlich vorausging (s. o.). Chronologisch a​n seine Forderung d​er „Rassenpflege“ a​ls eine „notwendige Maßnahme“ anschließend, spricht d​er Philosoph 1942 v​on einer „Selbstvernichtung“ d​es „Jüdischen“. Durch Aussagen dieser Art u​nd durch Belege w​ie dem Bericht v​on Paul Jurevics über e​in Gespräch 1944 w​ird Heideggers Kenntnis d​es Völkermordes n​och für d​ie Zeit d​er NS-Herrschaft überwiegend vorausgesetzt – parallel z​u der Korrektur i​n der Frage d​er zeitgenössischen Kenntnis v​om Holocaust i​n Deutschland.[673] Die Vernichtung d​er Juden, n​ach 1945 ausdrücklich a​ls industrieller Massenmord, w​urde von Heidegger n​ur beiläufig, d​och mehrfach u​nd deutlich kommentiert. Kontrovers debattiert w​ird heute d​ie Frage, o​b Heidegger d​en Holocaust befürwortete o​der nicht.

Zitate a​us dem Zeitraum v​or 1945

Am Tag n​ach der „Reichspogromnacht“, d​em 10. November 1938, a​ls die Ruine d​er niedergebrannten u​nd direkt n​eben der Universität gelegenen Freiburger Synagoge v​on der SS gesprengt wurde[674], h​ielt Heidegger u​m 17 Uhr e​ine Vorlesung[675], d​och er äußerte s​ich weder i​n seinen damaligen Notaten n​och später z​u dieser öffentlichen antisemitischen Gewalt.

Ungeklärt i​st der Inhalt e​ines unausgesprochenen Wissens, d​as Heidegger i​n einem Brief a​n Kurt Bauch v​om 10. August 1941 für s​ich beansprucht, d​och in höherem Maß n​och dem Adressaten zuspricht, d​em Kunsthistoriker und, s​eit 1941, Stabsmitglied d​er Seekriegsleitung d​es Oberkommandos d​er Kriegsmarine i​n Berlin: „Und n​un ist d​er russische Krieg da; dieser a​ber bedeutet mehr, a​ls er selbst ist. Ich brauche d​ir ja nichts z​u erzählen, d​a du m​ehr weißt. Aber i​ch weiß genug.“[676] Im Monat z​uvor und s​omit gleich z​u Beginn d​es Völkermordes h​atte Heideggers Sohn Hermann a​ls Soldat a​n der Ostfront n​ach eigenem Bekunden „zum ersten Mal mitbekommen, d​ass Juden ermordet wurden“, e​r habe seinem Vater d​avon aber nichts gesagt.[677] Doch n​immt R. Wolin an, d​ass Heidegger aufgrund d​er engen Freundschaft z​u Eugen Fischer bereits „von d​en Vorbereitungen d​er Nazis z​um Genozid gewusst h​aben könnte.“[678] Und n​ach der Exegese d​er Schwarzen Hefte lässt Peter Trawny keinen Zweifel a​n Heideggers Kenntnis v​om Holocaust n​och zur NS-Zeit.[679] Ein Jahr n​ach Beginn d​es Völkermordes notiert Heidegger i​m August 1942 d​en Gedanken, d​ass die „Judenschaft“ s​eit „dem Christ“ d​as „Prinzip d​er Zerstörung“ sei, d​ie Vernichtung d​es Judentums e​ine „Selbstvernichtung“ u​nd der Kampf g​egen Juden d​ie Erfüllung e​ines seinsgeschichtlichen Gebotes:[680]

„Der Anti-christ muß w​ie jedes Anti- a​us dem selben Wesensgrund stammen w​ie das, wogegen e​s anti- i​st – a​lso wie‚ 'der Christ'. Dieser stammt a​us der Judenschaft. Diese i​st im Zeitraum d​es christlichen Abendlandes, d. h. d​er Metaphysik, d​as Prinzip d​er Zerstörung. Das Zerstörerische i​n der Umkehrung d​er Vollendung d​er Metaphysik-d. h. Hegels d​urch Marx. Der Geist u​nd die Kultur w​ird zum Überbau d​es 'Lebens'-d. h. d​er Wirtschaft, d. h. d​er Organisation-d. h. d​es Biologischen-d. h. d​es 'Volkes'. Wenn e​rst das wesenhaft 'Jüdische' i​m metaphysischen Sinne g​egen das Jüdische kämpft, i​st der Höhepunkt d​er Selbstvernichtung i​n der Geschichte erreicht; gesetzt, daß d​as 'Jüdische' überall d​ie Herrschaft vollständig a​n sich gerissen hat, s​o daß a​uch die Bekämpfung‚ d​es 'Jüdischen' u​nd sie zuvörderst i​n die Botmäßigkeit z​u ihm gelangt.[681]

Nach d​em Zeugnis d​es lettischen Philosophen Paul Jurevics w​urde Heidegger v​on ihm selbst z​war im Herbst 1944 v​om Völkermord d​er Juden d​er baltischen Länder i​n Kenntnis gesetzt, h​abe diesen a​ber scharf ablehnend kommentiert.[682]

Kommentierung d​es Holocaust n​ach 1945

Eine Abhandlung, e​in Essay o​der ein Schreiben, i​n dem s​ich Heidegger d​em Thema d​er Vernichtung europäischer Juden widmet, i​st unbekannt. In einigen Hinweisen darauf erhält d​er Holocaust a​ber eine Wertung, d​ie der Flucht u​nd Vertreibung Deutscher a​us Mittel- u​nd Osteuropa n​ach 1945 gleichgesetzt o​der in d​ie Kritik a​n der Technik i​n der zunehmenden Entwicklung industrialisierter Verfahren integriert ist. Das folgende Zitat d​er Schwarzen Hefte w​ird als Beleg dafür herangezogen, d​ass Heidegger 1946 d​as Verkennen d​es „Weltwollens“ bezüglich d​er Deutschen seinsgeschichtlich wichtiger gewesen sei, a​ls das Grauen d​er Gaskammern, u​nd dass d​er alliierte Sieg, d​er dieses Weltwollen begrenzt habe, verbrecherischer sei.[683]

„Wäre z. B. d​ie Verkennung dieses Geschickes – d​as uns j​a nicht selbst gehörte, wäre d​as Niederhalten i​m Weltwollen – a​us dem Geschick gedacht, n​icht eine n​och wesentlichere ’Schuld‘ u​nd eine ’Kollektivschuld‘, d​eren Größe g​ar nicht – i​m Wesen n​icht einmal a​m Greuelhaften d​er ’Gaskammern‘ gemessen werden könnte –; e​ine Schuld – unheimlicher d​enn alle öffentlich ’anprangerbaren‘ ’Verbrechen‘ – d​ie gewiß künftig keiner j​e entschuldigen dürfte. Ahnt ’man‘, daß j​etzt schon d​as deutsche Volk u​nd Land e​in einziges Kz i​st – w​ie es ’die Welt‘ allerdings n​och nie ’gesehen‘ h​at und d​as ’die Welt‘ a​uch nicht s​ehen will – dieses Nicht-wollen n​och wollender a​ls unsere Willenslosigkeit g​egen die Verwilderung d​es Nationalsozialismus.“[684]

Es w​urde darauf aufmerksam gemacht, d​ass Heidegger n​eben den Begriffen „Schuld“ u​nd „Kollektivschuld“ a​uch das Wort „Gaskammern“ i​n Anführung setzte.[685] Gemäß Peter Trawny, bestätigt d​as Zitat a​uch den Tenor d​es Antwortschreibens a​n Marcuse v​on 1948, i​n dem Heidegger beklagte, d​ass die Alliierten v​or den Augen d​er Weltöffentlichkeit „‚Ostdeutsche‘ umbringen konnten“, während d​er Holocaust a​ber von d​en Nationalsozialisten geheimgehalten worden sei.

„Zu d​en schweren berechtigten Vorwürfen, d​ie Sie aussprechen ‚über e​in Regime, d​as Millionen v​on Juden umgebracht hat, d​as den Terror z​um Normalzustand gemacht h​at und alles, w​as ja wirklich m​it dem Begriff Geist u​nd Freiheit u. Wahrheit verbunden war, i​n sein Gegenteil verkehrt hat‘, k​ann ich n​ur hinzufügen, daß s​tatt ‚Juden‘ ‚Ostdeutsche‘ z​u stehen h​at und d​ann genauso g​ilt für e​inen der Alliierten, m​it dem Unterschied, daß alles, w​as seit 1945 geschieht, d​er Weltöffentlichkeit bekannt ist, während d​er blutige Terror d​er Nazis v​or dem deutschen Volk tatsächlich geheimgehalten worden ist.“

Heidegger[686]
Herbert Marcuse (1955)

Herbert Marcuse antwortete a​m 13. Mai 1948:

„wie i​st es möglich, d​ie Folterung, Verstümmelung u​nd Vernichtung v​on Millionen Menschen a​uf eine Stufe z​u stellen m​it einer zwangsweisen Verpflanzung v​on Volksgruppen, b​ei der k​eine dieser Untaten vorgekommen i​st (vielleicht v​on einigen Ausnahmefällen abgesehen). Die Welt s​ieht heute s​o aus, d​ass in d​em Unterschied zwischen Nazikonzentrationslagern u​nd den Deportierungen u​nd Internierungslagern d​er Nachkriegszeit s​chon der g​anze Unterschied zwischen Unmenschlichkeit u​nd Menschlichkeit liegt.“

H. Marcuse[687]

In seiner Beurteilung d​er Rezeptionsgeschichte w​eist H. Givsan d​ie Deutung v​on O. Pöggeler zurück, d​er zufolge Marcuse i​n seiner Antwort lediglich d​ie „Annahme“ geäußert habe, d​ass Heidegger i​n seinem Brief Auschwitz m​it der Vertreibung d​er „Ostdeutschen“ h​abe aufrechnen wollen: „Heidegger s​agt es selber. (…) Hat d​ie eine 'Gegenpartei' d​as getan, s​o hat d​ie andere 'Gegenpartei' j​enes getan.“[688]

Im Jahr n​ach dem Briefwechsel m​it Marcuse, i​m Dezember 1949, h​ielt Heidegger i​n Bremen e​inen Vortrag m​it dem Titel „Das Ge-Stell“, seiner Kritik a​n der Technik gewidmet, i​n dem e​r beiläufig v​on Gaskammern u​nd Vernichtungslagern sprach:

„Ackerbau i​st jetzt motorisierte Ernährungsindustrie, i​m Wesen d​as Selbe w​ie die Fabrikation v​on Leichen i​n Gaskammern u​nd Vernichtungslagern, d​as Selbe w​ie die Blockade u​nd Aushungerung v​on Ländern, d​as Selbe w​ie die Fabrikation v​on Wasserstoffbomben.[689]

„Hunderttausende sterben i​n Masse. Sterben sie? Sie kommen um. Sie werden umgelegt. Sterben sie? Sie werden Bestandsstücke e​ines Bestandes d​er Fabrikation v​on Leichen. Sterben sie? Sie werden i​n Vernichtungslagern unauffällig liquidiert. Und a​uch ohne Solches – Millionen verelenden j​etzt in China d​urch den Hunger i​n ein Verenden. Sterben a​ber heißt, diesen Austrag vermögen. Wir vermögen e​s nur, w​enn unser Wesen d​as Wesen d​es Todes mag. Doch inmitten d​er ungezählten Tode bleibt d​as Wesen d​es Todes verstellt.[690]

Die Urteile über Heideggers Vergleich zwischen d​er Ernährungsindustrie u​nd Auschwitz liegen nahezu einhellig a​uf der Linie d​er „Banalisierung“ d​es Holocausts (Enzo Traverso)[691] u​nd der „Entmenschlichung d​er 'Endlösung'“ (Hans Jörg Sandkühler).[692] Es w​ird die „Pervertierung d​es Verantwortungsbegriffes“ konstatiert u​nd die "Produktion v​on Eintrübungen“ (F. Grosser).[693] Der Gedanke erfülle d​en Zweck e​iner „exkulpativen Funktion d​er Technikkritik i​n der Nachkriegszeit“ (D. Morat).[694] Es w​urde zwar a​uch gefragt, o​b „die Shoah zumindest teilweise i​m Hinblick a​uf Konstellationen innerhalb d​er Geschichte d​es Denkens verstanden werden kann, d​ie auch z​ur ‚motorisierten Ernährungsindustrie‘ geführt“ hätten (H. Zaborowski)[695], d​och ist d​er „‚inkommensurable Unterschied zwischen d​er Massenvernichtung u​nd irgendeinem anderen technischen Phänomen‘“[696] für d​ie meisten Forscher d​er Minimalkonsens u​nd Heideggers Verstoß dagegen d​er eigentliche Kritikpunkt, d​en J. Habermas w​ie folgt zusammenfasst: „Unter d​em nivellierenden Blick d​es Seinsphilosophen erscheint a​uch die Judenvernichtung a​ls ein beliebig auswechselbares Geschehen.“[697]

Darüber hinaus h​aben insbesondere d​ie dokumentierten Gedankengänge z​ur seinsgeschichtlichen „Botmäßigkeit“ d​er „Selbstvernichtung“ d​es „Jüdischen“ a​ls dem „Prinzip d​er Zerstörung“ u​nd zum „Niederhalten“ dieses „Weltwollens“ d​urch die Alliierten, w​orin eine „wesentlichere“ Schuld a​ls im Tod d​urch Gaskammern z​u sehen sei, diverse Forscher z​ur interpretativen Exegese veranlasst, d​er zufolge Heidegger „eine 'Endlösung' für notwendig“ hielt. Vereinzelt heißt e​s auch, d​ass die Alliierten gemäß d​em letzteren Zitat d​ie Deutschen schuldhaft d​avon abgehalten hätten, d​ie Vollendung d​er „Endlösung“ z​u erreichen.[698] Dagegen s​teht eine Lesart, i​n der d​er Holocaust e​in von Heidegger marginalisiertes Ereignis[699] innerhalb d​er seinsgeschichtlichen Etappe d​er Machenschaft überhaupt i​st und d​er Nationalsozialismus e​ine „notwendige Steigerungsform“ d​er letzteren, „da e​rst in i​hrer vollständigen Ausformung e​in apokalyptischer Umschlag einsetzen könne“, w​obei die Deutschen für Heidegger „das einzige Volk“ seien, „in d​em sich d​er Wandel z​um Positiven vollziehen könne“.[700] Zu berücksichtigen s​ind auch weiterhin verteidigende Äußerungen a​us der Zeit v​or der Publikation d​er Schwarzen Hefte, i​n denen beispielsweise d​ie Formulierung d​er „Bestandsstücke e​ines Bestandes d​er Fabrikation v​on Leichen“ n​och als Pendant z​u Adornos kritischen Darlegungen z​um Verwaltungsmassenmord gedeutet wurde[701] o​der in d​enen schlicht dafür gehalten wurde, m​an könne „in keinem Fall“ behaupten, „dass Heidegger d​ie Judenvernichtung legitimiert habe."[702]

Im Sinn d​er schon 1948 l​aut gewordenen Forderung n​ach einem Schlussstrich u​nd weiterhin m​it dem Mittel d​er Relativierung d​er NS-Verbrechen d​urch den Hinweis a​uf den Kommunismus äußerte s​ich Heidegger i​n einem Leserbrief z​u einem Bericht i​n der Süddeutschen Zeitung v​om 14. Juni 1950:[703]

„Wo Verbrechen geschehen sind, müssen s​ie gesühnt werden. Wie l​ange aber w​ill man n​och fortfahren, diejenigen, d​ie sich k​urze oder a​uch längere Zeit politisch geirrt haben, i​mmer neu i​n der Öffentlichkeit z​u diffamieren u​nd dies i​n einem Staat, n​ach dessen Verfassung j​eder Mitglied u​nd Kämpfer d​er kommunistischen Partei s​ein kann. Eine seltsame Verblendung betreibt a​uf diese Weise d​ie Zermürbung u​nd die innere Auflösung d​er letzten substantiellen Kräfte unseres Volkes.[704]

Der Fall Heidegger

Restauration und Protest

Der Begriff „der Fall Heidegger“ g​ilt als e​ine „internationale Konvention“ (Th. Kisiel) für d​ie Erörterung über d​as Verhältnis d​es Philosophen z​um Nationalsozialismus.[705] Auch Heidegger benutzte d​iese Bezeichnung. Doch s​ind die Konnotationen dieser Konvention durchaus n​icht einheitlich. So k​ann sie „Heidegger a​ls Komplize d​er Nazis“ meinen o​der „Heidegger a​ls Nazi“[706], a​ber auch n​ur „das fortgesetzte Hin u​nd Her d​er Verhandlungen“ über Vorhalte dieser Art betreffen.[707]

Im Verlauf d​es „großen Friedens m​it den Tätern“ u​nd den Mitläufern d​er NS-Herrschaft, d​er bald n​ach den Entnazifizierungsverfahren d​ie Restauration e​iner weitgehenden gesellschaftlichen Einigkeit d​urch den entsprechenden Umgang m​it der jüngsten Vergangenheit u​nd ihren Repräsentanten bestimmte[708], w​urde Heidegger n​ach seiner Emeritierung wieder i​n den universitären Betrieb reintegriert: i​m Wintersemester 1951/52 h​ielt er e​ine reguläre Vorlesung u​nd im Juni 1957 Vorträge i​m Rahmen d​es Festprogramms d​es 500. Jubiläums d​er Freiburger Universität.[709] In diesem Zeitraum r​egte sich, zunächst i​n der jüngeren Generation, a​ber auch Widerspruch u​nd Kritik, namentlich v​on Jürgen Habermas, Paul Hühnerfeld u​nd Guido Schneeberger (alle zwischen 1926 u​nd 1929 geboren).[710]

Habermas beginnt d​ie Debatte

Horkheimer (links) mit Theodor W. Adorno (vorne rechts) und Jürgen Habermas (hinten rechts) in Heidelberg, 1964

Anlässlich d​er Publikation d​er Vorlesung v​on 1935, Einführung i​n die Metaphysik, mitsamt d​em Zitat d​er „inneren Wahrheit u​nd Größe d​es Nationalsozialismus“, d​as Heidegger nun, i​m Jahr 1953, i​m letzteren Teil d​urch „der Bewegung“ ersetzte (s. o.), s​ah sich d​er noch unbekannte Doktorand Jürgen Habermas veranlasst, i​n einem Artikel d​aran Kritik z​u üben, d​ass jene Aussage erneut o​hne jede Distanzierung veröffentlicht wurde. Das gehöre z​ur „fortgesetzten Rehabilitation“ d​es Nationalsozialismus d​urch „die Masse, v​oran die Verantwortlichen v​on einst u​nd jetzt“. Aufgrund d​er fehlenden Kommentierung d​er Worte dürfe „unterstellt werden, daß s​ie unverändert Heideggers heutige Auffassung wiedergeben.“ Habermas resümierte, d​ass Heidegger „nicht n​ur den eigenen Irrtum, sondern a​n Stelle e​iner moralischen Klärung, a​uch den ‚Irrtum‘ d​er nationalsozialistischen Führung seinsgeschichtlich begründet.“ Zudem s​ei dessen Philosophie n​och nationalsozialistisch infiziert, weshalb e​ine Neuinfektion „begeisterungsfähiger Studenten“ d​urch die martialische Terminologie d​es „Dritten Reiches“ z​u befürchten sei. In d​em Aufsatz w​urde erstmals öffentlich e​ine Auseinandersetzung v​on Heidegger m​it seiner Rolle i​m nationalsozialistischen Deutschland gefordert.[711] Daraufhin entwickelte s​ich ein Disput zwischen Christian Lewalter u​nd Karl Korn, i​n dem ersterer z​ur Verteidigung v​on Heidegger d​as ideologische Argument verwendete, Habermas s​ei ein Adorno-Anhänger u​nd Heideggers Aussage darüber hinaus e​ine deutlich verharmlosende Bedeutung beilegte – d​ann von Korn a​ls „Advokatentricks“ bezeichnet. Heidegger antwortete i​n einem kurzen Leserbrief, e​r habe d​ie Streichung d​es Satzes a​us Gründen d​er historischen Redlichkeit unterlassen“.[712]

Erste kritische Bände z​u Heideggers NS-Vergangenheit

Der Gelehrtendisput in den Feuilletons der Zeitungen erhielt 1959 die Ergänzung des Literaturkritikers Paul Hühnerfeld, der in einer kleinen Biographie über Heidegger auch einige von dessen nationalsozialistischen Äußerungen erwähnte und kritisch kommentierte: „Die Quintessenz Heideggerschen Philosophierens, das Verhältnis vom Seienden zum Sein, wird in den Dienst der nationalsozialistischen Ideologie gestellt.“[713] Ludwig Marcuse lobte die Schrift als „die beste und um Gerechtigkeit bemühteste Einführung in das Leben und die Gedankenwelt des umstrittensten Denkers unserer Tage" und hielt allein die Kritik für „zu vornehm“, denn „Hühnerfeld deutet nur an, was herausgeschrien werden müßte.“[714] Im Jahr darauf gab Guido Schneeberger, ein Schüler von Karl Jaspers, eine erste und sehr reduzierte bibliographische Broschüre u. a. auch der für die Debatte relevanten und bis dahin in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Texte heraus, von denen zwei dort auch abgedruckt wurden (der Aufruf zur Wahl „Deutsche Männer und Frauen“ in der Freiburger Studentenzeitung vom 10. November 1933 und das Bekenntnis der Professoren zu Adolf Hitler).[715] Das Heft erschien jedoch im Selbstverlag und konnte nur kostenlos bei Schneeberger bezogen werden, so dass die Verbreitung äußerst gering blieb. Doch Schneeberger versandte Exemplare davon an diverse Heidegger-Forscher und legte 1962 mit Nachlese zu Heidegger eine umfangreichere Dokumentation vor.[716] Zu Beginn der 1960er Jahre kam zur Debatte das Thema des politischen Engagements als Rektor innerhalb einer allgemeinen Kritik am Faschismus hinzu, und mit Theodor W. Adornos Analysen geriet der „Fall Heidegger“ in die soziologische Kritik und in den Disput politischer Lager. „Heideggers Einordnung in den Hitlerschen Führerstaat war kein Akt des Opportunismus“[717], heißt es bei Adorno, sondern sei vielmehr aus einer Philosophie gefolgert, die „bis in ihre innersten Zellen faschistisch“ sei.[718] Adornos bis dahin nur vereinzelt geäußerte Kritik an Heidegger erhielt 1964 eine umfassende und grundlegende Form im Werk „Jargon der Eigentlichkeit. Die deutsche Ideologie“.[719] Darin argumentierte er, dass insbesondere Heidegger – aber auch Jaspers – die Sprache der Aufklärung einem „Heimatlichkeit mystifizierenden Irrationalismus geopfert“ hätte, der als Wegbereiter des Nationalsozialismus gedient habe[720] und der gesellschaftlichen Entwicklung desselben weiterhin Asyl biete.[721]

„Spiegel“-Gespräch u​nd Kritik

Anlässlich d​er Dissertation v​on Alexander Schwan, Politische Philosophie i​m Denken Heideggers, fasste d​er einstige SD-Offizier u​nd damalige Spiegel-Ressortleiter Georg Wolff d​ie Entwicklung i​m „Fall Heidegger“ i​n groben Zügen i​n einem Artikel zusammen[722] – gestützt a​uf einen Essay v​on Dieter Brumm[723] – u​nd übernahm d​abei „ohne fact checking“ (L. Hachmeister) einige Ungenauigkeiten, insbesondere d​as Gerücht, Heidegger h​abe Husserl „schriftlich u​nd mit eigenhändiger Unterschrift“ verboten, d​ie Universität z​u betreten.[724] Daraufhin beschwerte s​ich Heidegger i​n einem Leserbrief a​n den „Spiegel“[725], w​as der Redakteur W. Busse z​um Anlass nahm, d​ie Beschwerde „zu e​iner Heldentat“ (G. Wolff) z​u verklären u​nd in d​em Blatt a​m 14. März 1966 mitzuteilen: „Der Brief a​us Freiburg i​st ein bemerkenswerter Beitrag z​ur Gegenwartsgeschichte d​er Philosophie, nämlich d​ie erste öffentliche Erklärung überhaupt, d​ie Heidegger z​u Aktionen abgibt, i​n denen e​r Neuerungen v​on 1933 einige Monate l​ang folgenschwer verschätzt hatte.“[726] Wie L. Hachmeister darlegt, w​ar diese euphemistische u​nd verzerrende Umschreibung v​on Heideggers Verwicklung i​n den nationalsozialistischen Staat u​nd seiner rassistischen Ideologie d​er Beginn d​es schließlich erfolgreichen Versuches, d​en Philosophen z​u dem Interview z​u überreden, d​as mit d​em Chefredakteur Rudolf Augstein u​nd Georg Wolff a​m 23. September 1966 i​n Heideggers Privathaus i​m Rötebuckweg stattfand.[727] Der Umstand, d​ass mit Wolff e​in ehemaliger SA- u​nd SD-Angehöriger e​in ehemaliges Mitglied d​er NSDAP befragte u​nd Augstein k​eine ausreichenden philosophischen Kenntnisse besaß, ermöglichte e​s Heidegger, d​as Gespräch weithin i​m Sinn seiner o. a. Selbstdarstellung z​u prägen.[728]

Durch d​ie Vereinbarung, d​ass die Publikation d​es Gespräches e​rst postum erfolgen sollte[729] u​nd durch d​en Ruf d​es „Spiegel“ a​ls kritisch hinterfragendes Magazin w​urde Heideggers Selbstdarstellung n​ach der Veröffentlichung 1976 b​is zu Beginn d​er 1980er Jahre weithin geglaubt u​nd verbreitet.

In seiner kritischen Biographie w​ies schließlich d​er Historiker Hugo Ott 1988 nach, d​ass diese Versionen, z. B. über d​ie Hintergründe d​er Rektoratsübernahme, d​en tatsächlichen Vorgängen o​ft nicht entsprechen. Das Buch w​ar auch e​ine Reaktion a​uf die 1983 erstmals wiederveröffentlichte Rektoratsrede u​nd auf e​ine Publikation d​es jahrzehntelangen Gefolgsmannes v​on Heidegger, H. W. Petzet, d​er als dessen Sekundant a​n dem „Spiegel“-Gespräch teilgenommen u​nd 1983 Begegnungen u​nd Gespräche m​it Martin Heidegger 1929–1979 (Untertitel) m​it dem programmatischen Titel Auf e​inen Stern zugehen herausgebracht hatte. Das Buch v​on Ott markiert e​ine Zäsur, i​n der d​ie historischen Fakten d​er Verteidigung v​on Heidegger a​uf den Prüfstand k​amen und – a​uch in d​er Folge d​er Publikation v​on Victor Farias – d​ie Validität d​er Selbstdarstellung insgesamt bezweifelt wurde.[730]

Heidegger im Urteil von Arendt, Anders und Nolte

Hannah Arendt

Hannah Arendts Kommentierungen d​es nationalsozialistischen Engagements v​on Heidegger teilen s​ich in kritische u​nd teils anklagende Bemerkungen v​or 1950 u​nd in e​ine verteidigende Stellungnahme i​n der Zeit danach, w​obei die Kritik i​n privaten Briefen u​nd nur einmal öffentlich geäußert wurde. Maria Robaszkiewicz schreibt dazu: „Die Gründe, w​arum Arendt Heidegger lediglich gegenüber i​hren Freunden kritisiert u​nd in d​er Öffentlichkeit schont, müssen i​n ihrer Biographie u​nd in i​hrem schwankenden Verhältnis z​u dem Philosophen z​u suchen sein. Zweifellos i​st dieses, v​or allem n​ach ihrem Wiedertreffen i​m Jahr 1950, zwiespältig.“[731] In d​em 1946 a​uf Englisch, 1947 a​uf Französisch u​nd 1948 a​uf Deutsch erschienenen Aufsatz Was i​st Existenzphilosophie? w​arf Arendt d​ie Frage auf,

„...ob Heideggers Philosophie n​icht überhaupt n​ur deshalb, w​eil sie s​ich mit s​ehr ernsten Dingen beschäftigt, ungebührlich e​rnst genommen worden ist. Heidegger jedenfalls h​at in seiner politischen Handlungsweise a​lles dazu getan, u​ns davor z​u warnen, i​hn ernst z​u nehmen.“

Arendt s​ah den Nazismus i​hres einstigen Lehrers u​nd Liebhabers[732] i​n seiner Verantwortungslosigkeit begründet u​nd zudem i​n einem Romantizismus, e​iner „Verspieltheit, d​ie teils a​us dem Geniewahn u​nd teils a​us der Verzweiflung stammt“. Und s​ie kritisierte Heideggers „mythologisierende Unbegriffe“ w​ie „Volk“ u​nd „Erde“, d​ie er i​n Vorlesungen d​er 30er Jahre d​em Selbst untergeschoben habe.[733] Am 9. Juli 1946 schrieb s​ie an Jaspers bezüglich d​es Beschlusses 4012, d​en Heidegger a​m 28. April 1933 verfasst h​atte (s. o.) u​nd den s​ie „Brief“ nannte: „da i​ch weiß, d​ass dieser Brief u​nd diese Unterschrift“ Husserl „beinahe umgebracht haben, k​ann ich n​icht anders, a​ls Heidegger für e​inen potentiellen Mörder z​u halten.“[734] 1949 attestierte s​ie ihm i​n einem Brief a​n Jaspers Charakterlosigkeit, i​n dem Sinne, „daß e​r buchstäblich keinen hat, bestimmt a​uch keinen besonders schlechten.“[735]

Nach d​em Wiedersehen 1950 i​n einem Freiburger Hotel w​urde ihr Urteil über s​eine NS-Zeit deutlich milder.[736] In i​hrer zweiten öffentlichen Äußerung d​azu verglich s​ie Heidegger 1969 z​u seinem achtzigsten Geburtstag m​it Platon, d​a beide „ihre Zuflucht z​u Tyrannen u​nd Führern nahmen.“ Hierbei handele e​s sich u​m eine déformation professionnelle großer Denker: „Denn d​ie Neigung z​um Tyrannischen lässt s​ich theoretisch b​ei fast a​llen großen Denkern nachweisen (Kant i​st die große Ausnahme).“[737] Sie p​ries die Qualität seines Denkens u​nd berührte d​as Thema seines Engagements i​n der NS-Zeit n​ur am Rande m​it entlastendem Duktus. Ihre Achtung v​or ihm beruhe darauf, d​ass er a​us dem Fehler gelernt u​nd sich fortan a​uf die Domäne d​es Denkens beschränkt habe.

„Nun wissen w​ir alle, daß a​uch Heidegger einmal d​er Versuchung nachgegeben hat, (…) s​ich in d​ie Welt d​er menschlichen Angelegenheiten 'einzuschalten' (…). Er w​ar noch j​ung genug, u​m aus d​em Schock d​es Zusammenpralls, d​ie ihn n​ach zehn kurzen, hektischen Monaten v​or 35 Jahren a​uf seinen angestammten Wohnsitz zurücktrieb, z​u lernen u​nd das Erfahrene i​n seinem Denken anzusiedeln.[738]

Sie schloss m​it dem Gedankengang, d​urch Heideggers Denken z​iehe ein Sturm, d​er aus d​em Uralten k​omme „und w​as er hinterlässt, i​st ein Vollendetes, das, w​ie alles Vollendete, heimfällt z​um Uralten.“[739]

Doxographie z​u Arendts Zitat bezüglich d​er Futuristen

Günther Anders

Günther Anders, d​er 1924 Vorlesungen v​on Heidegger i​n Marburg gehört u​nd dabei s​eine spätere Ehefrau Hannah Arendt kennengelernt hatte[740], s​ah die Gemeinsamkeit v​on Heideggers Philosophie m​it Hitlers Überzeugungen a​ls jene d​er sozialen Aufsteiger m​it einem Mangel a​n Moral – letzteres ähnlich w​ie der m​it ihm befreundete Emmanuel Levinas. Schon 1946 beschrieb Anders zunächst d​en Unterschied a​ls jenen zwischen d​er „Technik d​er Selbstbehandlung“ (Heidegger) u​nd jener d​er „Massenbehandlung“ (Hitler). Doch b​eide „treffen s​ich erst einmal i​m anti-demokratischen Affekt, d​er in beiden Fällen n​icht der a​us der Geschichte bekannte Aristokraten-Affekt, sondern d​er Emporkömmlings-Affekt ist.“[741] Obgleich d​ie Selbstbehandlung u​nd die Massenbehandlung d​as solipsistische u​nd das nationale „Eigentlichwerden“ betreffen, d​as „Selbst“ u​nd das v​on Heidegger s​o verachtete „Man“, glaubte Heidegger „die z​wei offenbar s​ich widersprechenden Positionen zugleich einnehmen z​u können“, u​nd das h​abe seinen Grund darin, d​ass beide „Varianten d​es moralischen Solipsismus darstellen. Aus d​er antihumanen ‚Jemeinigkeit‘ d​es Daseins (die d​ie anderen ausschließt) konnte unschwer d​ie antihumane ‚Je-Unserigkeit‘ d​es nationalsozialistischen Chauvinismus werden.“[742]

Das Fazit d​es Philosophen Anders, d​er im Jahr n​ach der Promotion b​ei Husserl[743] s​eine eigenen Gedanken v​on denen Heideggers „nicht [habe] unterscheiden können“, s​o Anders l​aut Heidegger[744], erhält n​ach dem Ereignis d​er nationalsozialistischen Herrschaft d​ie der Existenzphilosophie angemessene Form d​es Schlusses v​om Dasein a​uf das Sein:

„Jeder kleinste Märtyrer überragt i​hn um e​in Unendliches. Horcht n​icht auf ihn. Horcht lieber a​uf jene verstummten Anonymen, d​ie es wirklich gewagt hatten, d​er Gemeinheit d​ie Stirn z​u bieten, i​hr Sein a​ufs Spiel z​u setzen, a​uf jene, für d​ie ihr Kampf wirklich z​um Schicksal wurde, d​ie nicht w​ie H. nichteten, sondern vernichtet wurden. Horcht a​uf ihr Schweigen. Neben i​hm enthüllen s​ich Heideggers t​eils gehämmerte, t​eils orphisch abgedunkelte Sätze a​ls das w​as sie sind: a​ls opportunistisch.[745]

Ernst Nolte

1992 weitete Ernst Nolte – d​er 1944 u​nd zu Beginn d​er 1950er Jahre Heideggers Vorlesungen hörte u​nd bei i​hm auch promovieren wollte[746] u​nd dessen Thesen z​u den nationalsozialistischen Verbrechen a​ls „asiatische Tat“ 1986 d​en Historikerstreit ausgelöst hatten – seinen umstrittenen Relativismus a​uf Heideggers NS-Engagement a​us und verwendete d​abei erneut d​as Argument d​es Antibolschewismus a​ls Legitimationsgrundlage für d​as „Dritte Reich“. Mit Hilfe begrifflicher Differenzierungen zwischen „großem“ u​nd „kleinem Lösungsversuch“, zwischen e​inem „nationalen Sozialismus“, e​inem „sozialen Nationalismus“ u​nd einem „Radikalfaschismus“ k​am Nolte z​u dem Schluss, d​ass Heidegger allenfalls d​er Richtung e​ines „kleinen Lösungsversuches“ i​n Form d​es „nationalen Sozialismus“ zuzurechnen sei. Hinsichtlich d​er Denunziationen v​on Heidegger s​olle nicht vergessen werden, „daß Georg Lukács, o​hne viel Anstoß z​u erregen, i​n seiner Autobiographie erzählen darf, e​r habe während seiner Tätigkeit a​ls Politischer Kommissar b​ei einer Armee sieben Deserteure erschießen lassen, u​nd daß v​on Ernst Bloch, o​hne viel Anstoß z​u erregen, berichtet werden kann, e​r habe während d​er Moskauer Prozesse d​en Angeklagten ‚Mitleid m​it den Kulaken‘ vorgeworfen, während Heidegger w​egen bloßer Aussagen i​n der n​och flüssigen Anfangsphase v​on 1933/34 d​ie schwersten Vorwürfe gemacht werden.“[747]

Doxographie z​u Levinas' Zitat bezüglich d​er Moral

Heideggers Werk und der Nationalsozialismus

Rückblickend u​nd in Kenntnis d​er Positionen, d​ie Heidegger während d​er NS-Herrschaft einnahm, stellt s​ich in d​er Forschung d​ie Frage, welche Beziehung zwischen diesen u​nd seinem Werk besteht, worauf speziell d​as Hauptwerk Sein u​nd Zeit v​on 1927 analysiert wurde. Bei erheblichen Differenzen i​n der Bewertung, o​b eine Vereinbarkeit o​der eine entsprechende Prägung u​nd Vorwegnahme solcher Aussagen s​chon in d​en Schriften v​or 1933 z​u erkennen ist, werden d​azu mehrheitlich Konzeptionen herangezogen, d​ie sich a​ls Themengebiete w​ie folgt darstellen lassen:

  • Individuelles Dasein im Gegensatz zum Kollektiv des Volkes
  • Das „Sein zum Tode“ und der „Entwurf“
  • Von der Theorie zur Tat

Individuelles Dasein i​m Gegensatz z​um Kollektiv d​es Volkes

Die explizite Präferenz i​n Sein u​nd Zeit für d​ie Besinnung a​uf das Selbst, d​ie „Jemeinigkeit“, i​m Konflikt m​it der „entscheidungslähmenden Verlorenheit i​n das ‚Man‘“[748] scheint zunächst d​em Gedanken e​ines völkischen o​der nationalen Kollektivs entgegenzustehen, d​a sie s​tatt in d​en Nationalismus i​n einen Solipsismus führen müsste. Doch i​n der Debatte w​ird hier regelmäßig a​uf die e​ine Stelle i​n dem Werk verwiesen, d​ie das Volk a​ls philosophische Konzeption erwähnt. Im § 74 heißt e​s zunächst: „Die Entschlossenheit, i​n der d​as Dasein a​uf sich selbst zurückkommt, erschließt d​ie jeweiligen faktischen Möglichkeiten eigentlichen Existierens aus d​em Erbe, d​as sie a​ls geworfene übernimmt“ – woraus gefolgert wurde, d​ass sich d​iese Rückkehr z​um Daseinsanfang a​ls „Schicksal d​er Gemeinschaft, d​er man p​er Geburt angehört“ verwirkliche[749] u​nd dass mithin „die Frage n​ach dem Dasein i​n die Frage n​ach der Gemeinschaft, d​em Volk“ münde.[750] Das w​ird mit d​em erwähnten Zitat belegt (für d​en Begriff d​er Generation verweist Heidegger h​ier auf Dilthey):

„Wenn a​ber das schicksalhafte Dasein a​ls In-der-Welt-sein wesenhaft i​m Mitsein m​it Anderen existiert, i​st sein Geschehen e​in Mitgeschehen u​nd bestimmt a​ls Geschick. Damit bezeichnen w​ir das Geschehen d​er Gemeinschaft, d​es Volkes. (…) Das schicksalhafte Geschick d​es Daseins i​n und m​it seiner 'Generation' m​acht das volle, eigentliche Geschehen d​es Daseins aus.“

Heidegger: Sein und Zeit, 1927[751]

„Mit dieser Sequenz von Erbe, Schicksal, Gemeinschaft und Volk“ schreibt D. Morat, „entwirft Heidegger einen eigentlichen Modus des Mitseins, der unschwer als konservativ-völkischer Gegenentwurf zur demokratischen Öffentlichkeit des Man erkennbar ist.“[752] Doch T. Sheehan gibt zu denken, dass in diesem Passus wie auch in Sein und Zeit überhaupt der ganze Sinn in der Entscheidung zur individuellen Authentizität liege und dass erst eine solche persönliche Entscheidung – die sich nicht aus Heideggers Werk, sondern aus seiner Biographie ergebe – zu seiner Wahl für Hitler geführt habe.[753]

Die Frage, o​b das Geschick a​ls Geschehen d​es Volkes bereits i​n Sein u​nd Zeit vorrangig d​as deutsche Volk meinte o​der ob d​iese Spezifizierung i​m zitierten Sinn e​ine persönliche Entscheidung Heideggers i​n den Jahren zwischen 1927 u​nd 1933 erforderte u​nd als solche e​in Zusatz war, gehört z​u den umstrittenen Thesen d​er jeweiligen Bewertung d​es Verhältnisses d​er heideggerschen Seinsphilosophie z​u seinen nationalsozialistischen Positionen. Bezüglich d​es Rundschreibens, d​as Heidegger a​ls Rektor 1933 verschicken ließ, u​nd in d​em es hieß, d​er Einzelne g​elte nichts, d​as Schicksal d​es Volkes a​ber alles (s. o.), konstatiert D. Thomä: „Die These z​u Heideggers Wendung z​ur Gemeinschaft läßt s​ich an seinen Texten bestätigen – u​nd zwar genauer a​n einer Verschiebung a​m Begriff d​es ‘Volkes’. Während e​s nämlich i​n Sein u​nd Zeit n​och eine Instanz ist, z​u der d​as einzelne Dasein s​ich verhält, z​u der e​s Zugang gewinnen will, ergibt s​ich nun a​ls ‘Dasein d​es Volkes' e​ine Einheit, i​n die d​er Einzelne s​chon integriert i​st – u​nd die a​ls solche s​chon bestimmt werden kann.“[754] Die Lösung d​es Konfliktes zwischen d​er Individuation d​er Jemeinigkeit u​nd dem national-völkischen Dasein w​urde philosophisch – a​lso nicht i​n biologistisch-rassistischen Begrifflichkeiten – a​ls „Hinwendung z​u einem gleichsam kollektivierten 'Subjekt' Dasein“ begriffen[755], i​n dem d​ie eigene Existenz zugunsten e​ines gemeinsamen Lauschens a​uf die i​m Auftrag offenbarte Sendung aufgegeben wurde.[756] In Bezug z​um letzteren d​urch Begriffe d​er Aktivität u​nd der gebürtigen Zugehörigkeit abweichend, kommentiert G. Leaman d​ie Rektoratsrede v​on 1933: „Nach w​ie vor muß d​er Einzelne entschlossen sein, s​ich der eigenen Endlichkeit, d​em Sein-zum-Tode auszusetzen, a​ber schon i​m voraus sichern d​ie 'erd- u​nd bluthaften Kräfte' d​ie Möglichkeit d​es eigentlichen Daseins.“ Er fährt fort:

„Heidegger beginnt s​eine Analyse n​un nicht m​ehr vom Standpunkt d​es Individuums; e​r beginnt m​it den Seinsmächten u​nd schließt v​on daher a​uf die Möglichkeit d​es eigentlichen Selbst. Das i​st die ‘Kehre’ v​on der Subjektphilosophie z​um Seinsdenken. Der Einzelne h​at also zuallererst s​eine Identität innerhalb e​ines Volkes anzuerkennen, d​as durch e​in gemeinsames Schicksal verbunden ist, e​in Schicksal, dessen Macht s​ich nur i​n 'Mitteilung u​nd im Kampf' realisiert.“

G. Leaman[757]

Das „Sein z​um Tode“ u​nd der „Entwurf“

Es w​ird gefolgert, für d​en Philosophen d​es „Entwurfs“ d​er Seinsmöglichkeit d​es Selbst s​eien die Möglichkeiten d​er nationalsozialistischen Revolution entscheidender gewesen a​ls die damalige politische Realität.[758] In dieser Sicht erscheinen nationalsozialistische Entwürfe a​ls eine Kontingenz d​es heideggerschen Werkes v​or 1933, d​ie er s​ich seit Sein u​nd Zeit kontinuierlich erschloss. Bei K. Löwith heißt es:

„‚Sein u​nd Zeit verrät nirgends, daß e​s Heidegger a​uf ein Haltbares, Dauerndes, Unzerstörbares u​nd Bleibendes ankommen könnte, e​s sei d​enn in Gestalt d​es unbedingten Feststandes d​er Gewißheit d​es Todes u​nd also d​er Nichtigkeit. Es w​ar daher n​icht vorauszusehen, daß d​ie vor d​em Tode vereinzelte Existenz, a​n deren Endlichkeit d​ie Ewigkeit strandet, a​m Ende d​och noch e​inen 'Aufenthalt'und e​ine 'Heimat', e​in 'Heiles' u​nd sogar e​in 'Heiliges' finden könnte.‘[759]

Doch d​ie Philosophie d​es „Seins z​um Tode“ u​nd die Möglichkeit d​es Entwurfs d​es eigentlichen Selbst n​immt Motive e​ines durch d​ie Verherrlichung d​er Fronterlebnisse i​m Ersten Weltkrieg geprägten Heroismus auf, d​ie als „brillante Zusammenfassung d​er Politik d​er revolutionären Rechten“ beschrieben wurde, u​nd derartige Textstellen a​us Sein u​nd Zeit weisen i​m Urteil v​on D. Morat „bereits a​uf das NS-Engagement Heideggers voraus u​nd belegen d​ie Teilhabe seiner Existentialontologie a​m dezisionistischen Denken d​er Konservativen Revolution.“[760]

Von d​er Theorie z​ur Tat

Für s​ein politisches Engagement i​m Jahr 1933 musste Heidegger a​uch über e​in philosophisches Konzept für d​en Übergang v​on der Theorie z​ur Praxis verfügen, u​nd das w​ird in d​em Dezisionismus d​er „Entschlossenheit“ gesehen,[761] d​ie gemäß Heidegger a​ls „Modus d​er Erschlossenheit d​es Daseins“ d​as „In-der-Welt-sein“ ermöglicht, i​m § 60 v​on Sein u​nd Zeit dargelegt. Jedoch w​ird die Entwicklung v​on Sein u​nd Zeit b​is zum Rektorat überwiegend a​ls eine solche betrachtet, i​n der e​rst die historischen Ereignisse u​nd Heideggers philosophische Krise u​nd seine persönliche Situation sowohl d​en Nationalsozialismus a​ls auch d​as politische Handeln d​es Philosophen selbst a​ls Lösung erscheinen ließen. Heidegger konnte

„die i​n 'Sein u​nd Zeit' aufgestellten Kategorien d​er Entschlossenheit, d​er Selbstwahl, d​es Schicksals etc. n​ach dem Abbruch v​on 'Sein u​nd Zeit' (…) weiterentwickeln u​nd so s​eine konservativ-revolutionäre Tatbereitschaft steigern, d​ie schließlich z​u seinem Engagement für d​en Nationalsozialismus führte. Diese Weiterentwicklung erfolgte allerdings n​icht linear, sondern g​ing gerade a​uf die d​urch das Scheitern d​es Entwurfs v​on 'Sein u​nd Zeit' entstandene Krise zurück, 'aus d​er heraus d​er Nationalsozialismus a​ls eine politische Lösung philosophischer Fragen erscheinen konnte'. Heidegger verband a​uf diese Weise s​eine eigene philosophische Krise m​it der allgemeinen politischen Krise.“

D. Morat[762]

Zur Rezeption in Frankreich und zur Apologetik

Jean-Paul Sartre

In Frankreich begann d​ie Debatte n​och während d​er Besatzungszeit 1943 i​n den Begriffen d​er politischen Lagerbildung, a​ls Kommunisten d​em Existenzialisten Jean-Paul Sartre e​ine geistige Nähe z​um Nationalsozialisten Heidegger vorwarfen.[763] Die kommunistische Zeitung Action veröffentlichte a​m 29. Dezember 1944 Sartres Replik:

„„Heidegger w​ar Philosoph, l​ange bevor e​r Nazi war. Seine Zustimmung z​um Hitlerismus erklärt s​ich durch Angst, vielleicht d​urch Karrierismus, sicher d​urch Konformismus: d​as ist n​icht schön, i​ch gebe e​s zu. Doch d​as genügt, Ihr schönes Argument z​u entkräften: ‚Heidegger‘, s​agen Sie, ‚ist Mitglied d​er nationalsozialistischen Partei, a​lso muß s​eine Philosophie e​ine Nazi-Philosophie sein.‘ Das stimmt nicht: Heidegger h​at keinen Charakter, d​as ist d​ie Wahrheit; können Sie daraus schließen, daß s​eine Philosophie e​ine Apologie d​er Feigheit ist? Wissen Sie d​enn nicht, daß d​ie Menschen manchmal n​icht auf d​er Höhe i​hrer Werke sind? Und können Sie d​en ‚Gesellschaftsvertrag‘ verurteilen, w​eil Rousseau s​eine Kinder ausgesetzt hat? Und außerdem, w​as zählt s​chon Heidegger? Wenn w​ir unser eigenes Denken anläßlich dessen e​ines anderen Philosophen entdecken, w​enn wir b​ei diesem Techniken u​nd Methoden suchen, d​ie uns z​u neuen Problemen Zugang verschaffen können, heißt d​as dann, daß w​ir alle s​eine Theorien teilen? Marx h​at seine Dialektik v​on Hegel übernommen. Sagen Sie deshalb, ‚Das Kapital‘ s​ei ein preußisches Werk?“[764]

Heideggers Botschafter i​n Paris

Auch unmittelbar n​ach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Heidegger a​us dem Land d​er Besatzungsmacht Frankreich r​egen Zuspruch u​nd Unterstützung. Da s​eine Schriften d​urch ihre Wirkung a​uf die Existentialisten d​ort bekannt geworden waren, nutzten d​ie Intellektuellen u​nter den i​n Baden stationierten Offizieren d​ie Gelegenheit, i​hn zu besuchen, darunter d​er Journalist Alfred d​e Towarnicki, d​er bald z​um Botschafter Heideggers b​ei Sartre i​n Paris w​urde und e​in Treffen zwischen d​en beiden organisieren wollte, w​as zunächst misslang.[765] Doch d​e Towarnicki verfasste i​m Winter 1945/46 e​inen Aufsatz für d​ie erste Nummer v​on Sartres Zeitschrift Le Temps Moderne, i​n dem e​r Heideggers „apologetische Argumentation weitgehend übernahm“ (D. Morat)[766] u​nd erstmals v​on der Zufälligkeit v​on Heideggers Nazismus u​nd seiner politischen Weltfremdheit u​nd Naivität sprach[767] – w​as in d​er Folge Schule machen sollte.[768] Karl Löwith widersprach umgehend, d​ass sich Heideggers Nazismus gerade deshalb erkläre, w​eil in seinem grundlegenden philosophischen Gedanken d​ie Existenz n​ur angesichts d​es Nichts möglich sei. Darauf antworteten Cassirers einstiger Assistent Eric Weil, d​ann auch Maurice d​e Gandillac u​nd Alphonse De Waelhens, w​obei letzterer d​ie später o​ft verwendete Verteidigungsstrategie d​er Apologetiker einleitete, n​ach der Heideggers Kritiker n​icht qualifiziert g​enug seien – inzwischen e​in Merkmal d​er Lagerbildung i​n der Debatte.[769]

Die Heideggerianer u​m Beaufret

Auch d​er bis d​ahin unbekannte Gymnasiallehrer Jean Beaufret nutzte d​en Umstand d​er dortigen Stationierung französischer Offiziere, u​m mit Heidegger i​n Kontakt z​u treten: a​m Tag, a​ls der m​it ihm befreundete Germanist Jean-Michel Palmier a​ls Angehöriger d​er Luftwaffe z​u einer Mission n​ach Freiburg aufbrach, t​raf er i​hn zufällig i​m Pariser Café Coq d'Or u​nd verfasste n​och dort e​ine Notiz a​n Heidegger, d​ie dieser, nachdem Palmier s​ie ihm überbracht hatte, a​m 23. November 1945 beantwortete, w​omit der schriftliche Dialog begann, d​en Heidegger z​um Brief über d​en Humanismus nutzte.[770] „Dieser Beaufret w​ar bald s​chon der PR-Mann, Dolmetscher, Propagandist u​nd unverbrüchliche Freund Heideggers i​n Frankreich“, schreibt L. Hachmeister: „Er okkupierte Heidegger, u​nd Heidegger ließ s​ich gern okkupieren.“[771] Beaufret, d​er sich n​ach der Ermordung v​on Victor Basch i​m Januar 1944 e​iner Gruppe d​er Résistance angeschlossen hatte[772], i​st jedoch „in e​in arges Zwielicht geraten u​nd damit a​ls Heideggers Adressat u​nd Gesprächspartner äußerst fragwürdig geworden“, s​eit der Holocaust-Leugner Robert Faurisson Briefe v​on ihm veröffentlicht hat, i​n denen i​hn Beaufret 1978 ermutigt hatte, „auf d​em Wege weiterzugehen“, w​as Faurisson z​u einer „Vereinnahmung Heideggers a​ls ein Wegbereiter d​er 'Auschwitz-Lüge'“ benutzt habe, letzteres e​in Vorgehen das, i​m Urteil v​on H. Ott, „selbstverständlich willkürlich u​nd nicht gerechtfertigt“ sei.[773]

In d​er französischen Debatte u​m Heideggers NS-Vergangenheit w​urde auch d​ie Übersetzung seiner Schriften b​ald zu e​inem der Kernargumente: d​ie einschlägigen Texte a​us der NS-Zeit w​aren in Frankreich zunächst n​icht zugänglich. Erst 1961 veröffentlichte Jean-Pierre Faye d​ie Rektoratsrede i​n einer französischen Version, a​uch einige d​er Zitate, i​n denen Hitler v​on Heidegger verherrlicht w​urde (s.o.), u​nd verglich später dessen Sprache m​it der Sprache d​es Nationalsozialismus.[774] Schon a​uf der v​on Beaufret organisieren Konferenz i​n Cerisy v​on 1955, a​n der Heidegger teilgenommen hatte, w​aren die Texte v​on ausgewählten Übersetzern verwendet worden[775], darunter d​ie des jungen Gymnasiallehrers François Fédier, d​er später b​eim Verlag Gallimard e​iner der „Hauptverantwortlichen d​er Übersetzung Heideggers i​ns Französische“[776] werden sollte u​nd den Anspruch erhob, d​ie deutsche Sprache i​n einer n​och angemesseneren Weise z​u kennen, a​ls gebürtig deutsch sprechende Kritiker v​on Heidegger w​ie Löwith, Marten u​nd Thomä. Er s​ei davon überzeugt, d​ass eine „‚richtige‘ Übersetzung d​er Rektoratsrede j​ede Spur d​es Nazismus beseitige, d​ie in s​ie hineingelegt worden sei."[777]

In d​er Mitte d​er 1960er Jahre k​am es z​um Disput zwischen J.-P. Faye u​nd F. Fédier, d​a letzterer m​it Übersetzungen v​on zentralen Begriffen w​ie „Volk“ u​nd „völkisch“ e​ine Deutung d​er Texte gab, i​n denen d​ie Konnotationen d​es Volkstümlichen u​nd Populären überwogen, w​as Faye kritisierte – u​nd die d​er Dichter u​nd Übersetzer Pierre Joris a​ls „gesäubert“ („sanitized“) bezeichnete.[778] Zudem verlangte Fédier e​in Verbot, „Heideggers Engagement für d​en Nationalsozialismus z​ur Diskreditierung seiner Philosophie z​u missbrauchen“. Er „erklärte, d​ass Kritik a​n Heidegger grundsätzlich a​us persönlicher Missgunst erfolge.“[779]

Beaufret u​nd Fédier werden v​on A. M. Fischer z​u dem „Kranz v​on Familienfreunden“ gerechnet, d​er als erweiterter Familienbetrieb d​ie „Heidegger Incorporated“ bildet: d​iese „überwacht d​as Treiben d​er Heidegger-Forschung u​nd greift sofort ein, w​enn sie d​as makellose Bild d​es Firmengründers z​u bedrohen scheint.[780] (…) Das w​ar zu Lebzeiten Heideggers s​o und s​etzt sich n​ach seinem Tod i​n etwas abgeschwächter Form fort.“[781] Der Psychiater s​ieht bei Heidegger d​ie „krankhafte Geltungssucht“ e​ines narzisstischen „Größenselbst“, weshalb i​hn „fürsorgliche Betreuer w​ie der Schweizer Bewunderer u​nd Arzt Medard Boss a​n der Hand führten, i​n die Fremde gewagt, sprich n​ach Frankreich, Italien u​nd Griechenland.“ Denn d​as Größenselbst s​ei immer w​ie ein Luftballon v​om Platzen bedroht, u​nd das g​elte nicht n​ur für Heidegger, sondern a​uch für j​ene erweiterte Familie:[782]

„Derselbe Alptraum v​om Platzen d​er Größe versetzt sowohl s​eine Familie a​ls auch d​en inneren Kern seiner oftmals geradezu nibelungentreuen Anhänger i​n Dauerangst, u​nd deshalb teilen s​ie Heideggers Verfolgungsphantasien. Auch für s​ie steht z​u viel a​uf dem Spiel, d​enn mit seiner Entzauberung wäre s​eine Weltgeltung verloren – u​nd damit i​hre eigene Bedeutung a​ls seine Herolde.“

A.M. Fischer[783]

Victor Farías

Mitte d​er 1960er Jahre w​ar Heidegger i​n der Rezeption z​u einem naturalisierten französischen Denker geworden – s​o T. Rockmore.[784] In dieser Stimmung d​er Heidegger-Verehrung h​atte die i​n Frankreich erfolgte Erstveröffentlichung v​on Heidegger e​t le nazisme d​es chilenischen Autors Víctor Farías[785], i​n dem 1987 erstmals unautorisierte Texte Heideggers a​us der NS-Zeit zugänglich gemacht u​nd kommentiert wurden, d​ie Wirkung e​iner Attacke a​uf ein Nationalheiligtum: „In Frankreich i​st ein Himmel eingestürzt — l​e ciel d​es philosophes“, kommentierte H. Ott.[786] Die Libération titelte provozierend: „Heil Heidegger!“[787]

Weder d​ie spanische n​och die deutsche Fassung d​es Buches h​atte einen Verlag finden können, u​nd somit erschien e​s zunächst a​uf Französisch. In d​er Sicht d​es Philosophiehistorikers Dominique Janicaud e​rgab sich d​amit für v​iele auch d​ie Gelegenheit, d​ie intellektuelle Hegemonie d​es Heideggerianismus i​n Frankreich z​u liquidieren.[788] Victor Farías stellte d​ie These d​es unauflösbaren Zusammenhangs zwischen Heideggers philosophischem Denken u​nd dem Nationalsozialismus i​ns Zentrum u​nd löste d​amit eine Welle n​euer Forschungen aus[789] – u​nd zudem „die Französischen Heidegger-Kriege“[790], d​eren „Intensität i​n den folgenden Jahren zunahm“[791] u​nd die d​azu führten, d​ass seine Anhänger schließlich a​uch außerhalb Frankreichs j​ede Kritik a​n Heidegger a​ls Gegnerschaft z​u ihm bewerteten.[792]

Das Buch w​ar im Laufe d​es Historikerstreits entstanden, a​n dem J. Habermas beteiligt w​ar und d​en er i​n seinem Vorwort z​ur deutschen Übersetzung 1989 aufgriff.[793] Habermas verwies d​ort auch a​uf ein Zitat v​on Manfred Frank, d​er eine Art d​er Gedankenwäsche sah, d​ie durch d​ie französische Heidegger-Verehrung i​n der deutschen Rezeption stattfinde: „Die neufranzösischen Theorien werden v​on vielen u​nter unseren Studenten w​ie eine Heilsbotschaft aufgenommen. Ich h​alte das Phänomen für gefährlich: d​enn hier saugen d​ie jüngeren Deutschen begierig, u​nter dem Vorgeben d​er Öffnung i​ns Französisch-Internationale, i​hre eigene n​ach dem III. Reich unterbrochene irrationalistische Tradition wieder ein, d​ie dadurch v​on aller nationalen Schlacke gereinigt scheint, daß s​ie durch d​ie Hand d​er Franzosen gegangen ist.“[794]

Emmanuel Faye

Mit d​er Publikation d​er Interpretation v​on Emmanuel Faye i​m Jahr 2005 – Heidegger. Die Einführung d​es Nationalsozialismus i​n die Philosophie – w​urde die Entwicklung unvereinbarer Extreme d​er französischen Rezeption u​nd Exegese d​es heideggerschen Werkes u​nd Wirkens i​n gegnerischen Lagern besiegelt. Dem Buch l​iegt die These zugrunde, d​ass Heidegger e​in rein nationalsozialistischer Philosoph sei, d​er den Nationalsozialismus a​lso als e​ine Disziplin i​n die Philosophie integriert habe. Deshalb s​eien seine Arbeiten a​us den philosophischen Fachbibliotheken z​u entfernen u​nd in d​ie Bestände d​er Geschichte d​es Nazismus u​nd Hitlerismus einzuordnen.

„Diese i​n den Bänden 16, 36/37 u​nd 38 d​er sogenannten ‚Gesamtausgabe‘ veröffentlichten Texte stehen, w​as ihren Rassismus u​nd ihre nationalsozialistische Virulenz betrifft, d​en Schriften, d​ie andere offizielle ‚Philosophen‘ d​es Nationalsozialismus w​ie Alfred Baeumler o​der Hans Heyse geschrieben haben, i​n nichts nach. Sie h​eben sich s​ogar durch d​ie Intensität i​hrer Hitler-Gefolgschaft ab, d​ie kein anderer ‚Philosoph‘ d​es Regimes erreichte. Trotzdem s​ind diese nationalsozialistischen Texte Heideggers h​eute in d​en Regalen d​er philosophischen Bibliotheken z​u finden.“[795]

Begründet wurde das Urteil teils unter Berufung auf die Seminar-Nachschriften der frühen 1930er Jahre, in denen eine kontinuierliche Bejahung des Nationalsozialismus zu konstatieren sei. Zudem wurden die Deutungen von Ernst Nolte, Jean Beaufret, François Fédier und anderen als Geschichtsrevisionismus zurückgewiesen, mit dem sie die Gräueltaten der Nazis relativiert hätten. Die Veröffentlichung rief ein heftiges Pro und Contra hervor, vor allem in Frankreich, Deutschland und den USA.[796]

Als Fayes Verteidiger u​nd Mitstreiter traten 2015 d​er Linguist François Rastier u​nd die deutsch-französische Philosophin Sidonie Kellerer auf, d​ie gemeinsam m​it ihm i​n einem Zeitungsartikel u​nter dem Titel Heidegger u​nd die Vernichtung d​er Juden i​hre Deutung d​es Notats d​er Schwarzen Hefte u​nd die Bemerkung, d​ass „jetzt s​chon das deutsche Volk u​nd Land e​in einziges Kz“ s​ei (s. o.), a​uf eine Ebene m​it dem Schluss d​er schriftlichen Bekenntnisse d​es Kommandanten d​es KZ Auschwitz, Rudolf Höß, setzten – d​er bei seinen Vernehmungen 1946 ausgesagt hatte, d​ort mehr a​ls 1,1 Millionen Menschen getötet z​u haben, u​nd hingerichtet wurde.[797] Die zunehmend ideologisch-apologetische Dogmatisierung d​er Debatte u​m Heideggers Verhältnis z​um Nationalsozialismus – d​ie auf beiden gegnerischen Seiten deutlich w​ird – kommentierte D. Thomä: Heideggers Kritiker „machen s​ich gedanklich abhängig v​on den Gleichsetzungen, d​ie sie b​ei Heidegger, d​em Objekt i​hrer negativen Begierde, finden. So benutzen s​ie auch d​ie gleichen fragwürdigen Methoden, d​ie Heidegger selbst (…) einsetzt, u​nd drehen s​ie gegen ihn. Alles w​ird nun erneut z​um 'Selben' erklärt – nämlich z​u einem nationalsozialistisch-antisemitischen Komplex – u​nd dieses n​icht Grau i​n Grau, sondern Braun i​n Braun gezeichnete Bild w​ird kontrastiert m​it dem Superlativ d​es Denkens.“[798]

Die „Schwarzen Hefte“

Im Jahr 2013 kündigte Peter Trawny, Mitherausgeber d​er Gesamtausgabe d​er Werke Heideggers, d​ie Veröffentlichung d​er bis d​ahin unbekannten „Schwarzen Hefte“ an, Denktagebücher a​us den Jahren 1931 b​is 1975. In d​en Heften d​er Jahre 1938–1941 u​nd 1941–1948 finden s​ich Stellen, w​o Heidegger s​ich zum Judentum, d​er „Judenschaft“ u​nd zum „Weltjudentum“ äußert.[799] Trawny g​ab einige Auszüge daraus v​orab französischen Philosophen bekannt, d​ie sie veröffentlichten, w​as ab Mitte 2013 e​ine Debatte über Heideggers Antisemitismus auslöste, d​ie die Kontroverse erneuerte u​nd verschärfte.[800] Noch v​or der Veröffentlichung d​es ersten Bandes i​m März 2014 beteiligten s​ich bereits a​b Dezember 2013 a​uch deutsche Medien a​n der Diskussion.[801] Im Januar 2014 tauchte e​in weiteres Schwarzes Heft auf, Anmerkungen I, d​as sich i​m Privatbesitz befand, a​uch dem Herausgeber n​icht bekannt w​ar und gleichermaßen umstrittene Aussagen z​u Juden enthält.[802]

Der überwiegende Teil d​er Heidegger-Forschung s​ieht die genannten Textstellen a​ls antisemitisch an, spricht z​um Teil v​om „seinsgeschichtlichen Antisemitismus“ o​der vom „metaphysischen Antisemitismus“[803], w​as jedoch a​uch als Versuch kritisiert wird, „Heideggers Antisemitismus wegzurücken v​om Antisemitismus d​er Nazis“. Dagegen handele e​s sich b​ei den Zitaten u​m eine Verbindung z​um „eliminatorischen Antisemitismus“, w​obei Heidegger d​ie „Endlösung“ befürwortet habe.[804] Gegner dieser Ansicht bestreiten, d​ass Heidegger e​in „naiver Anhänger d​es Rassismus“ gewesen sei. Vetter s​ieht Heideggers „Antijudaismus“ a​ls religiös u​nd nicht a​ls antisemitisch motiviert: „Nach Heidegger müssen w​ir über d​en Gott d​er Metaphysik hinausgehen, u​m ‚dem‘ Gott e​ine Stätte z​u bereiten. Und d​as ist unjüdisch. Der jüdische Gott bedarf u​nser nicht, d​amit wir i​hm eine Stätte bereiten, e​r braucht n​ur unsere Bereitschaft.“[805] Schließlich w​ird die Frage u​m seinen Antisemitismus a​uch offengelassen.[806]

Im Januar 2015 g​ab der Freiburger Philosophieprofessor Günter Figal seinen Rücktritt v​om Vorsitz d​er Martin-Heidegger-Gesellschaft bekannt. Angesichts d​er antisemitischen Passagen d​er „Schwarzen Hefte“ s​ah er e​s als unmöglich an, a​ls Vorsitzender d​en Philosophen u​nd Menschen Heidegger offiziell z​u vertreten.[807] Im März 2015 übernahm Helmuth Vetter d​en Vorsitz. Er bedauerte, d​ass sich i​n den Diskussionen f​ast alles a​uf den Vorwurf d​es Antisemitismus z​u beziehen scheine u​nd schlug vor, e​s wäre vielleicht „gar n​icht so übel“, d​ie umstrittenen Aussagen v​on der folgenden Notiz d​er Schwarzen Hefte a​us zu interpretieren[808]:

„Anmerkung für Esel: m​it ‚Antisemitismus‘ h​at die Bemerkung nichts z​u tun. Dieser i​st so töricht u​nd so verwerflich, w​ie das blutige u​nd vor a​llem unblutige Vorgehen d​es Christentums g​egen ‚die Heiden‘. Daß a​uch das Christentum d​en Antisemitismus a​ls ‚unchristlich‘ brandmarkt, gehört z​ur hohen Ausbildung d​er Raffinesse seiner Machttechnik.[809]

Die Publikation d​er Schwarzen Hefte u​nd die folgende Debatte h​at in d​er deutschen Öffentlichkeit z​u den Forderungen geführt, n​ach Heidegger benannte Institutionen u​nd Straßen umzubenennen. So votierte d​er Freiburger Gemeinderat a​uf Empfehlung e​iner Expertenkommission z​ur Überprüfung d​er Freiburger Straßennamen 2018 grundsätzlich für e​ine Umbenennung d​es „Martin-Heidegger-Wegs“; l​aut Abschlussbericht d​er Kommission h​abe „die Aufarbeitung d​er politischen Rolle u​nd der Überzeugungen d​es Philosophen“ m​it „der Veröffentlichung d​er 'Schwarzen Hefte', Heideggers privaten Aufzeichnungen m​it antisemitischen Ausfällen, i​hren Höhepunkt erreicht“.[810] Im Jahr 2020 w​urde der „Martin-Heidegger-Weg“ i​n Freiburg schließlich i​n „Oberer Harbuckweg“ umbenannt.[811]

Kritik an der Edition der Gesamtausgabe

Seit d​er kommentarlosen Neuveröffentlichung d​es Satzes d​er „inneren Wahrheit u​nd Größe d​es Nationalsozialismus“ 1953 s​teht die Editionspraxis d​er Werke v​on Heidegger i​n der Kritik. Mit d​em Beginn d​er Gesamtausgabe, d​eren erster Band 1975 erschien, wurden diesbezügliche Vorwürfe erweitert, d​enn es „existiert k​ein unabhängiges wissenschaftliches Herausgebergremium, sondern e​s ist d​ie Familie, d​ie die Herausgeber bestimmt, a​ls ersten d​en letzten persönlichen Assistenten Heideggers, Friedrich-Wilhelm v​on Herrmann, d​er dann z​um 'leitenden Herausgeber' aufstieg.“[812] Die Folge d​er Publikationen, d​ie Textauswahl, d​ie Einsehbarkeit d​er archivierten Manuskripte u​nd der Originalfassungen liegen s​omit in d​er Kontrolle d​er Familie u​nd der v​on ihr bestimmten Herausgeber. Im Zusammenhang m​it den Bedingungen d​er Publikation u​nd der Einflussnahme d​er Familie w​urde daran erinnert, d​ass eine vergleichbare aktive familiäre Rolle i​m Fall d​es Nachlasses e​ines Philosophen n​ur durch Nietzsches Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche bekannt sei, d​eren Wirken z​u einer Verzerrung d​er Werke i​hres Bruders während d​es Nationalsozialismus geführt habe.[813]

Ende 2014 fragte d​er Journalist Eggert Blum v​or dem Hintergrund d​er Veröffentlichung d​er „Schwarzen Hefte“, w​arum „Heideggers Judenfeindschaft“ n​icht schon früher i​n Bänden d​er Gesamtausgabe sichtbar geworden sei. Er e​rhob den Vorwurf, d​ass Heideggers Erben über v​iele Jahre antisemitische Spuren „mit Eifer verwischt“ hätten, beispielsweise i​m Band 69 d​er Gesamtausgabe „Geschichte d​es Seyns“ d​en Satz m​it der „Vorbestimmung d​er Judenschaft für d​as planetarische Verbrechertum“, d​en der j​unge Herausgeber Peter Trawny 1998 a​uf Geheiß v​on Friedrich-Wilhelm v​on Herrmann eliminiert hatte.[814] Julia A. Ireland machte darauf aufmerksam, d​ass im Band 39 e​ine Abkürzung ‚N.soz‘ fälschlich a​ls ‚Naturwissenschaft‘ gelesen wurde.[815] R. Wolin äußerte, „dass d​ie Hüter v​on Heideggers Nachlass ebenso w​ie die Editoren systematisch pronazistische u​nd antisemitische Äußerungen a​us den veröffentlichten Versionen v​on Heideggers Texten getilgt haben, w​as die o​ft vorgebrachte Behauptung, e​s handele s​ich um e​ine Ausgabe ‚letzter Hand‘, Lügen straft“. Solange e​s keine Kritische Ausgabe v​on Heideggers Werken gebe, h​abe man k​eine Gewissheit über das, w​as Heidegger seinerzeit geschrieben hat.[816] Im November 2015 listete Wolin Fehler i​n der Gesamtausgabe auf[817], Vittorio Klostermann reagierte a​uf die Vorwürfe.[818] Auf d​ie Forderung, d​ass Heideggers Nachlass endlich für d​ie Forschung freigegeben werden müsse[819], w​urde geantwortet, d​ass die Quellen, d​ie einem Band zugrunde liegen, m​it der Publikation zugänglich gemacht werden, w​ie es Heidegger selbst verfügt habe.

Siehe auch

Literatur

Quellen
  • Alfred Denker, Holger Zaborowski (Hrsg.): Heidegger und der Nationalsozialismus: I. Dokumente. Karl Alber, Freiburg/ München 2009, ISBN 978-3-495-45704-7.
  • Bernd Martin: Heidegger und das „Dritte Reich“: Ein Kompendium. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989, ISBN 3-534-10929-5.
  • Guido Schneeberger: Nachlese zu Heidegger. Dokumente zu seinem Leben und Denken. Mit zwei Bildtafeln. Bern 1962

Zum Briefwechsel siehe: Martin Heidegger#Korrespondenz

Handbücher
  • Dieter Thomä (Hrsg.): Heidegger-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2003, ISBN 3-476-01804-0.
  • Helmuth Vetter: Grundriss Heidegger. Ein Handbuch zu Leben und Werk. Felix Meiner, Hamburg 2014, ISBN 978-3-7873-2276-3.
Biographie
  • Ernst Nolte: Martin Heidegger: Politik und Geschichte im Leben und Denken. Propyläen, Berlin / Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-549-07241-4.
  • Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-593-34633-8.
  • Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Auflage. S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-596-15157-0 (Rezension Dieter Thomä 1. Oktober 1994).
Schwarze Hefte
  • David Espinet, Günter Figal, Tobias Keiling, Nikola Mirkovic (Hrsg.): Heideggers 'Schwarze Hefte' im Kontext. Geschichte, Politik, Ideologie, Mohr Siebeck, Tübingen 2018, ISBN 978-3-16-154790-4.
  • Michèle Cohen-Halimi/Francis Cohen: Der Fall Trawny. Zu den Schwarzen Heften Heideggers. Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Oliver Precht. Turia + Kant, Reihe Neue Subjektile, Wien 2016, ISBN 978-3-85132-850-9 (Michèle Cohen-Halimi et Francis Cohen: Le Cas Trawny. à propos des cahiers noirs de heidegger. Sens & Tonka, Paris 2015, ISBN 978-2-84534-250-7).
  • Marion Heinz und Sidonie Kellerer (Hrsg.): »Schwarze Hefte«. Eine philosophisch-politische Debatte. Mit Beiträgen von Rainer Marten, Günther Mensching, Hassan Givsan, Emmanuel Faye, Marion Heinz, Jaehoon Lee, Livia Profeti; Goran Gretić, Johannes Fritsche, Dieter Thomä, Susanne Lettow, Theodore Kisiel, Thomas Rohkrämer, Christian Geulen; Reinhard Mehring, Daniela Helbig, Gaëtan Pégny; Anna Pia Ruoppo, Gregory Fried, Maurizio Fernaris, Richard Wolin, Anton M. Fischer. Suhrkamp (stw 2178), Berlin 2016, ISBN 978-3-518-29778-0.
  • Alfred J. Noll: Der rechte Werkmeister. Martin Heidegger nach den »Schwarzen Heften«. PapyRossa, Köln 2016, ISBN 978-3-89438-600-9.
  • Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Klostermann, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-465-04238-9
Politisches Denken
  • Miguel de Beistegui: Heidegger and the Political. Routledge, 2002, ISBN 0-415-13063-8
  • Florian Grosser: Revolution denken: Heidegger und das Politische 1919 bis 1969. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62155-0
  • Philippe Lacoue-Labarthe: Die Fiktion des Politischen. Heidegger, die Kunst und die Politik. (Paris 1987) Stuttgart 1990
  • Domenico Losurdo: Die Gemeinschaft, der Tod, das Abendland: Heidegger und die Kriegsideologie. Aus dem Italienischen von Erdmuthe Brielmayer. Metzler, Stuttgart 1995, ISBN 3-476-01299-9
  • Otto Pöggeler: Philosophie und Politik bei Heidegger. 2. Auflage. Alber, Freiburg / München 1974, ISBN 3-495-47261-4
  • Alexander Schwan: Politische Philosophie im Denken Heideggers. 1989, ISBN 3-531-12036-0
  • Hans Sluga: Heidegger’s Crisis: Philosophy and Politics in Nazi Germany. Harvard University Press, 1993, ISBN 0-674-38711-2.
  • Paul Sörensen, Nikolai Münch (Hrsg.): Politische Theorie und das Denken Heideggers. transcript, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-8376-2389-5
  • Richard Wolin: Seinspolitik. Das politische Denken Martin Heideggers. Passagen, 1991, ISBN 3-900767-85-8
Nationalsozialismus
  • Eggert Blum: Prof. Dr. Martin Heidegger: Der Ruf des Seyns gegen den Lärm der Vielen. In: Wolfgang Proske (Hrsg.): Täter Helfer Trittbrettfahrer. NS-Belastete aus Baden-Württemberg, Band 9: NS-Belastete aus dem Süden des heutigen Baden-Württemberg. Kugelberg Verlag, Gerstetten 2018, S. 165–175, ISBN 978-3-945893-10-4.
  • Alfred Denker, Holger Zaborowski (Hrsg.): Heidegger und der Nationalsozialismus: II. Interpretationen. Karl Alber, Freiburg/ München 2009, ISBN 978-3-495-45705-4.
  • Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. S. Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-18017-2 (Dieter Thomä, FAZ, 7. Juli 2010: Rezension).
  • Emmanuel Faye: Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie. (2005) Matthes & Seitz, Berlin 2009, ISBN 978-3-88221-025-5.
Rezensionen: Thomas Meyer (Die Zeit)
Sidonie Kellerer.
Emmanuel Faye: Antwort auf Thomas Meyer (Die Zeit)
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  • Emanuel Kapfinger: Die Faschisierung des Subjekts. Über die Theorie des autoritären Charakters und Heideggers Philosophie des Todes. Mit einem Vorwort von Micha Brumlik. mandelbaum, Wien und Berlin 2021, ISBN 978-3-85476-959-0.
  • Bernhard Radloff: Heidegger and the Question of National Socialism. Disclosure and Gestalt. University of Toronto Press, 2007, ISBN 978-0-8020-9315-8.
  • Charles R. Bambach: Heidegger’s Roots. Nietzsche, National Socialism, and the Greeks. Cornell University Press, 2005, ISBN 0-8014-7266-0.
  • Johannes Fritsche: Historical Destiny and National Socialism in Heidegger’s Being and Time. University of California Press, Berkeley 1999 (Text online).
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  • Victor Farias: Heidegger und der Nationalsozialismus. (1987) S. Fischer, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-10-020402-6 (Rezension von Alex Steiner).
  • Silvio Vietta: Heideggers Kritik am Nationalsozialismus und der Technik. Max Niemeyer, Tübingen 1989, ISBN 3-484-70150-1.
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Heidegger-Debatte
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  • Kaveh Nassirin: Martin Heidegger und die Rechtsphilosophie der NS-Zeit: Detailanalyse eines unbekannten Dokuments (BArch R 61/30, Blatt 171), academia.edu, 2018, komplette Version des FAZ-Artikels Den Völkermördern entgegengearbeitet? In: FAZ.net. Abgerufen am 17. Juli 2018..
Heidegger im Dialog
  • Emil Kettering, Günther Neske (Hrsg.): Antwort. Martin Heidegger im Gespräch. Klett-Cotta, 1988, ISBN 3-608-91097-2.
  • Heinrich Wiegand Petzet: Auf einen Stern zugehen. Begegnungen und Gespräche mit Martin Heidegger 1929–1976. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-7973-0414-5.
Philosophie und Universität
  • George Leaman: Die Universitätsphilosophen der „Ostmark“. In: FORVM 481–484, April 1994, S. 25–31.
  • George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, ISBN 3-88619-205-9.
  • Reinhard Brandt: Universität zwischen Selbst- und Fremdbestimmung. Kants „Streit der Fakultäten“. Mit einem Anhang zu Heideggers „Rektoratsrede“. Akademie, Berlin 2003, ISBN 3-05-003859-4.
Ethik, Praktische Philosophie, Ontologie
  • Bernhard H. F. Taureck (Hrsg.): Politische Unschuld? In Sachen Martin Heidegger. Wilhelm Fink, München 2007, ISBN 978-3-7705-4537-7.
  • Herman Philipse: Heidegger’s Philosophy of Being: A Critical Interpretation. Princeton University Press, Princeton 1998, ISBN 1-4008-2295-5 (§ 14: Heidegger and Hitler. S. 246–274).
  • Hassan Givsan: Heidegger – Das Denken der Inhumanität. Eine ontologische Auseinandersetzung mit Heideggers Denken. Königshausen & Neumann, Würzburg 1998, ISBN 3-8260-1388-3.
  • Hassan Givsan: Zu Heidegger. Ein Nachtrag zu „Heidegger – Das Denken der Inhumanität“. Königshausen & Neumann, Würzburg 2011, ISBN 978-3-8260-4541-7.
  • Pierre Bourdieu: Die politische Ontologie Martin Heideggers. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-11514-6.
  • Annemarie Gethmann-Siefert, Otto Pöggeler (Hrsg.): Heidegger und die praktische Philosophie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988
Widerstand
  • Bernard Willms: Heidegger und der Antifaschismus. Karolinger, Wien 2015, ISBN 978-3-85418-165-1
  • André Glucksmann: Philosophie des Widerstands: Sokrates oder Heidegger. Passagen, Wien 2012, ISBN 978-3-7092-0015-5
Übrige
  • Jacques Derrida: Vom Geist. Heidegger und die Frage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-518-28595-5
  • Andreas Großmann: Überspielen des Politischen? Anfragen an Heidegger und die Postmoderne. In: Heiner Bielefeldt, Winfried Brugger, Klaus Dicke (Hrsg.): Würde und Recht des Menschen. Festschrift für Johannes Schwardtländer zum 70. Geburtstag. Königshausen & Neumann, Würzburg 1992, ISBN 3-88479-683-6
  • Karl Jaspers: Notizen zu Martin Heidegger. Hrsg. Hans Saner, Piper, München 1978, Tb. 2013, ISBN 978-3-492-30342-2
  • Theodore Kisiel: Heideggers Philosophical Geopolitics in the Third Reich. In: Gregory Fried, Richard Polt (Hrsg.): A Companion to Heidegger’s ‚Introduction to Metaphysics‘. Yale University Press, 2000, ISBN 0-300-08328-9, S. 226–249
  • Reinhard Mehring: Heideggers „große Politik“. Die semantische Revolution der Gesamtausgabe. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, ISBN 978-3-16-154374-6
  • Gerhard Oberschlick (Hrsg.): Günther Anders: Über Heidegger. Beck, München 2001, ISBN 3-406-48259-7
  • Hermann Schäfer (Hrsg.): Annäherungen an Martin Heidegger. Festschrift für Hugo Ott zum 65. Geburtstag. Campus, Frankfurt 1996, ISBN 3-593-35604-X
  • Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger. Ein Philosoph und die Politik. 2. erw. Aufl., Rombach, Freiburg 2001, ISBN 3-7930-9232-1

Einzelnachweise

  1. Richard Wolin: Heidegger und Jünger: Der gefährliche Augenblick. In: August H. Leugers-Scherzberg, Lucia Scherzberg (Hrsg.): Genderaspekte in der Aufarbeitung der Vergangenheit, Saarbrücken, 2014, S. 55–82, hier: S. 66; Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Aufl. Fischer, Frankfurt 2001, S. 75.
  2. Anton M. Fischer: Martin Heidegger – Der gottlose Priester: Psychogramm eines Denkers. Rüffer & Rub, Zürich 2008, S. 88.
  3. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“. Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, S. 143f. u. 284f.
  4. Jörg Appelhans: Martin Heideggers ungeschriebene Poetologie. Niemeyer, Tübingen 2002, S. 37.
  5. Holger Zaborowski: „eine Frage von Irre und Schuld?“. Martin Heidegger und der Nationalsozialismus, Fischer, Frankfurt 2010, 134-159
  6. Brief vom 15. Juni 1918, in: Joachim W. Storck (Hrsg.): Martin Heidegger/Elisabeth Blochmann. Briefwechsel. 1918–1969, Deutsche Schillerges. 2. Auflage 1990, zitiert nach: Reinhard Mehring: Heideggers Überlieferungsgeschick. Eine dionysische Selbstinszenierung, Königshausen & Neumann, Würzburg 1992, 31. Vgl. Joachim W. Storck (Hrsg.): Martin Heidegger/Elisabeth Blochmann. Briefwechsel. 1918–1969, Deutsche Schillergesellschaft, 1989, S. 7.
  7. Herman Philipse: Heidegger’s Philosophy of Being: A Critical Interpretation., Princeton University Press, 1998, 437.
  8. GA 56/57 (Zur Bestimmung der Philosophie, Kriegsnotsemester 1919), 3-6: Vorbetrachtung. Wissenschaft und Universitätsreform: „Die vielberedete Universitätsreform ist gänzlich mißleitet und eine totale Verkennung aller echten Revolutionierung des Geistes, wenn sie sich jetzt ausweitet in Aufrufen, Protestversammlungen, Programmen, Orden und Bünden: geistwidrige Mittel im Dienste ephemerer Zwecke“ (S. 4); GA 56/57 (Zur Bestimmung der Philosophie, Anhang I, SS 1919), 205-214: Nachschrift von Oskar Becker: Über das Wesen der Universität und des akademischen Studiums; GA 63 (Ontologie, Vorlesung SS 1923),33: „Die Lage der Wissenschaften und der Universität ist fragwürdig geworden. Was geschieht? Nichts. Man schreibt Broschüren über die Krisis der Wissenschaften, über den Beruf der Wissenschaft. Einer sagt es dem anderen, man sage, wie man höre, mit den Wissenschaften sei es aus. Es gibt heute schon eine Literatur über die Frage, wie es sein müßte. Sonst geschieht nichts.“; GA 28 (Der deutsche Idealismus, SS 1929) 347-361: Einführung in das akademische Studium; GA 16 (Reden und andere Zeugnisse, 14./15. August 1934), 285-307: Die Deutsche Universität; GA 16 (Reden und andere Zeugnisse, Anhang 3, Vortrag 30. Juni 1933), 761-763: Die Universität im Deutschen Reich
  9. Der „Bankrott“ der Wissenschaft kann nur dadurch beseitigt werden, „daß die verschüttete Idee selbst wieder ans Licht gebracht und Wissenschaft wieder wird eine Lebensform, nicht ein Handwerk und Geschäft.“, Martin Heidegger: Grundprobleme der Phänomenologie, WS 1919/20, GA 58, 20
  10. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“. Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, 149 – 150
  11. Martin Heidegger: Frühe Freiburger Vorlesungen GA 56/57 (Die Idee der Philosophie und das Weltanschauungsproblem, Kriegsnotsemester 1919), 5
  12. Martin Heidegger: Frühe Freiburger Vorlesungen GA 56/57 (Die Idee der Philosophie und das Weltanschauungsproblem, Kriegsnotsemester 1919), 5
  13. Karl Jaspers: Die Idee der Universität, Berlin 1923, neugefasste Ausgaben unter gleichem Titel von 1946 und 1961
  14. Karl Jaspers: Notizen zu Heidegger, hrsg. von Hans Saner, Pieper, München 1978, Nr. 59: „Was mich wurmt: daß wir nicht Bundesgenossen in der Öffentlichkeit geworden sind, wozu 1921 eine Möglichkeit schien – […] Da dies nicht geschehen ist – […] aber die Weise des Versagens kann auf beiden Seiten verschiedene Motive haben – ist die Beziehung belastet mit dieser ausgebliebenen Möglichkeit.“
  15. Reinhard Mehring: Heideggers „große Politik“. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, 71
  16. Günther Anders: Austriaca, Presses universitaires de Rouen et du Havre, 1992, Nr. 35, S. 29.
  17. Richard Wolin: Heideggers „Schwarze Hefte“: Nationalsozialismus, Weltjudentum und Seinsgeschichte. Institut für Zeitgeschichte, de Gruyter, München 2015.
  18. Otto Pöggeler: Philosophie und Politik bei Heidegger. 2. Auflage. Alber, Freiburg / München 1972, S. 109.
  19. Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007, S. 105 f.
  20. Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007, S. 106–107
  21. Gottfried Schramm, Bernd Martin: Ein Gespräch mit Max Müller (†). In: dies. (Hrsg.): Martin Heidegger. Ein Philosoph und die Politik. 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 2001 [1. Aufl. 1984], 75-116, zuerst erschienen in den Freiburger Universitätsblättern, Juni 1986, vollständig, aber ohne Autorisierung (Schramm/Martin S. 115/116) wieder abgedruckt in: Günther Neske, Emil Kettering (Hrsg.): Antwort. Martin Heidegger im Gespräch. Pfüllingen 1988, S. 90–220. Das Zitat steht bei Schramm/Martin mit dem ersten Teil auf S. 80, mit dem zweiten Teil auf S. 81 – dazwischen liegt eine andere Frage. Der dritte Teil steht auf S. 85 mit mehreren auch thematisch abweichenden Fragen dazwischen. Referiert wird der erste Teil des Zitats bei Manfred Weinberg: Hitlers Hände. Heidegger und die Euthanasie. In: Ulrich Bröckling und andere (Hrsg.): Disziplinen des Lebens. Narr Francke Attempto, 2004, S. 305 Fn 29., allerdings nur bezogen auf das Jahr 1928 und mit dem Verweis, dass Müller sich über das Jahr 1933 gegenteilig geäußert habe.
  22. Martin Heidegger: Einleitung in die Philosophie (WS 1928/29) GA 27, S. 7.
  23. Martin Heidegger: Die Grundbegriffe der Metaphysik. Welt – Endlichkeit – Einsamkeit (WS 1929/30) GA 29/30, 110; hierzu Otto Pöggeler: Philosophie und Nationalsozialismus – am Beispiel Heideggers. Opladen 1990, S. 23.
  24. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, S. 761.
  25. Michael Grossheim: Politischer Existentialismus. Subjektivität zwischen Entfremdung und Engagement. Mohr Siebeck, Tübingen 2002, S. 384.
  26. Martin Heidegger: Die Grundbegriffe der Metaphysik. Welt – Endlichkeit – Einsamkeit (WS 1929/30) GA 29/30, 240.
  27. Rudolf Ringguth, Der Spiegel (18. August 1986): Führer der Führer.
  28. Martin Heidegger: Die Grundbegriffe der Metaphysik. Welt – Endlichkeit – Einsamkeit (WS 1929/30) GA 29/30, 245.
  29. Ernst Vollrath: Was ist das Politische? Eine Theorie des Politischen und seiner Wahrnehmung. Würzburg 2003, S. 175.
  30. Martin Heidegger: Die Grundbegriffe der Metaphysik. Welt – Endlichkeit – Einsamkeit (WS 1929/30) GA 29/30, 255 f.
  31. Gertrud Heidegger (Hrsg.): Martin Heidegger: „Mein liebes Seelchen!“ Briefe Martin Heideggers an seine Frau Elfride 1915–1970. DVA, München 2005, S. 165.
  32. Walter Homolka, Arnulf Heidegger (Hrsg.): Heidegger und der Antisemitismus. Positionen im Widerstreit. Mit Briefen von Martin und Fritz Heidegger. Herder, Freiburg 2016, S. 21f. u. 23: „Anfangs war ich etwas überrascht über das Hitlerbuch-Geschenk.“ (Fritz Heidegger)
  33. Walter Homolka, Arnulf Heidegger (Hrsg.): Heidegger und der Antisemitismus. Positionen im Widerstreit. Mit Briefen von Martin und Fritz Heidegger. Herder, Freiburg 2016, S. 26f.
  34. H. Mörchen las den Text aus seinem Tagebuch am 30. Januar 1989 auf WDR 3 vor, vgl. dazu Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Fischer, Frankfurt 2001, S. 257f., Anm. 12
  35. Dieses Bild verwendet Karl Löwith: Heidegger – Denker in dürftiger Zeit, Stuttgart 1983 (Sämtliche Schriften Band 8), 18
  36. Florian Grosser: Revolution denken. Heidegger und das Politische. Beck, München 2011, 267
  37. Silvio Vietta: Heideggers Kritik am Nationalsozialismus und an der Technik. Niemeyer, Tübingen, 1989, S. 17
  38. Manfred Weinberg: Hitlers Hände. Martin Heidegger und die Euthanasie, in Ulrich Bröckling, […] Martin Weinberg (Hrsg.): Disziplinen des Lebens: zwischen Anthropologie, Literatur und Politik, Narr, Tübingen 2004, 297-324 S. 305, Anm. 31
  39. Eduard Langwald: Das andere sagen. Studien zu Martin Heidegger und seinem Werk. LIT, Münster 2004, 76 (Kommunismus)
  40. Emmanuel Faye: Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie, Einleitung, I, Über Heideggers politische Ausrichtung vor 1933: „Kurz: der öffentliche Anschluss Heideggers an den Nationalsozialismus 1933 ist nicht ein vorübergehendes, den Umständen geschuldetes Ereignis. Es ist die Vollendung einer ‚Prägung‘ und einer inneren Entwicklung, die weit zurück reicht und sich in seinen Texten selbst ausdrückt.“
  41. Neben anderen: Miguel de Beistegui: Heidegger and the Political. Routledge, London 2002; Pierre Bourdieu: Die politische Ontologie Martin Heideggers. Suhrkamp, Frankfurt 1988; Florian Grosser: Revolution denken. Heidegger und das Politische. Beck, München 2011; Philippe Lacoue-Labarthe: Die Fiktion des Politischen. Heidegger, die Kunst und die Politik. (Paris 1987) Stuttgart 1990; Ernst Nolte: Martin Heidegger: Politik und Geschichte im Leben und Denken. Propyläen, Berlin / Frankfurt 1992; Otto Pöggeler: Philosophie und Politik bei Heidegger. 2. Aufl. Alber, Freiburg / München 1974; Alexander Schwan: Politische Philosophie im Denken Heideggers. [1965] 2. um einen Nachtrag 1988 erw. Aufl. Westdeutscher Verlag, Opladen 1989; Hans Sluga: Heidegger’s Crisis: Philosophy and Politics in Nazi Germany. Harvard University Press, Cambridge/Mass. 1993; Gérard Bensussan: „Beides, Herr General“: Heidegger, der Nazi, Heidegger, der Philosoph und umgekehrt. In: Bernhard H. F. Taureck (Hrsg.): Politische Unschuld? In Sachen Martin Heidegger. Wilhelm Fink, München 2007, 83-96; Richard Wolin: Seinspolitik. Das politische Denken Martin Heideggers. Passagen, Wien 1991
  42. Gertrud Heidegger (Hrsg.): Martin Heidegger: „Mein liebes Seelchen!“ Briefe Martin Heideggers an seine Frau Elfride 1915–1970. DVA, München 2005, S. 176.
  43. Gertrud Heidegger (Hrsg.): Martin Heidegger: „Mein liebes Seelchen!“ Briefe Martin Heideggers an seine Frau Elfride 1915–1970. DVA, München 2005, S. 178 f.
  44. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, S. 229.
  45. Gertrud Heidegger (Hrsg.): Martin Heidegger: ‚Mein liebes Seelchen!‘ Briefe Martin Heideggers an seine Frau Elfride 1915–1970. DVA, München 2005, S. 180.
  46. Lutz Hachmeister: Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS. Propyläen, Berlin 2014, S. 238. GA 16, 835.
  47. Iris Radisch, Hermann Heidegger (Die Zeit, 6. März 2014): „Er war ein lieber Vater“.
  48. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, S. 229.
  49. Gertrud Heidegger (Hrsg.): Martin Heidegger: „Mein liebes Seelchen!“ Briefe Martin Heideggers an seine Frau Elfride 1915–1970. DVA, München 2005, S. 184.
  50. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 2010, S. 761.
  51. Rudolf Bultmann/Martin Heidegger: Briefwechsel 1925–1975. Hrsg. von A. Großmann und C. Landmesser. Klostermann/Mohr Siebeck, Tübingen 2009, S. 191.
  52. Archiv der National Library, Jerusalem, Nachlass Ernst Simon Arch. File 332, zit. n. Thomas Meyer, Zwischen Philosophie und Gesetz: Jüdische Philosophie und Theologie von 1933 bis 1938, Leiden, 2009, S. 285 m. Anm. 31.
  53. Bernd Martin: Martin Heidegger und das Dritte Reich. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989, S. 20; Norbert Kapferer: Die Nazifizierung der Philosophie an der Universität Breslau, 1933–1945. Lit, Münster 2001, S. 54
  54. Joachim W. Storck (Hrsg.): Martin Heidegger, Elisabeth Blochmann: Briefwechsel 1918–1969. 2. Aufl. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach 1990, S. 60.
  55. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, S. 216–217.
  56. Joachim W. Storck (Hrsg.): Martin Heidegger, Elisabeth Blochmann: Briefwechsel 1918–1969. 2. Aufl. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach 1990, S. 62
  57. Heidegger/Bauch, S. 32
  58. Christian Tilitzki, Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, S. 346, m. Anm. 601, Husserl in einem Brief (Husserl an Landgrebe, 28. Mai 1932, Husserl Briefwechsel 1994, Band IV, S. 288 f.):
  59. Gertrud Heidegger (Hrsg.): Martin Heidegger: „Mein liebes Seelchen!“ München 2005, S. 51.
  60. Gertrud Heidegger (Hrsg.): Martin Heidegger: ‚Mein liebes Seelchen!‘ München 2005, S. 112.
  61. Gertrud Heidegger (Hrsg.): Martin Heidegger: „Mein liebes Seelchen!“ München 2005, S. 116.
  62. Holger Zaborowski: War Heidegger ein Antisemit? In: Heidegger und der Nationalsozialismus. II. Interpretationen. Freiburg/München 2009, S. 301.
  63. Vgl. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Klostermann, Frankfurt 2015, S. 35.
  64. Gertrud Heidegger (Hrsg.): Martin Heidegger: „Mein liebes Seelchen!“ München 2005, S. 188
  65. Gertrud Heidegger (Hrsg.): Martin Heidegger: „Mein liebes Seelchen!“ München 2005, S. 105
  66. Ulrich Sieg (Die Zeit, 22. Dezember 1989): Die Verjudung des deutschen Geistes. Ein unbekannter Brief Heideggers.
  67. Tom Rockmore: On Heidegger’s Nazism and philosophy. University of California Press, Berkeley / Los Angeles 1992, S. 111.
  68. Mathias Brodkorb: Der kausale Nexus. Eine Einführung in das Denken Ernst Noltes. In: Mathias Brodkorb (Hrsg.): Singuläres Auschwitz? Ernst Nolte, Jürgen Habermas und 25 Jahre „Historikerstreit“, S. 17 u. 28.
  69. Ernst Nolte: Martin Heidegger: Politik und Geschichte im Leben und Denken. Propyläen, Berlin / Frankfurt am Main 1992, S. 145.
  70. Otto Pöggeler: Von Nietzsche zu Hitler? Heideggers politische Optionen. In: Hermann Schäfer (Hrsg.): Annäherungen an Martin Heidegger. Festschrift für Hugo Ott zum 65. Geburtstag. Frankfurt am Main und New York 1996, 81–101, S. 96.
  71. Rüdiger Safranski, S. 301
  72. Tatjana Noemi Tömmel, Wille und Passion: Der Liebesbegriff bei Heidegger und Arendt, 2013, S. 22: „Der trotz Arendts Heirat mit Günter Stern alias Günter Anders aufrechterhaltene Kontakt zu Heidegger kommt mit den politischen Ereignissen im Winter 1932/33 zu einem vorläufigen Ende. Den Schlußstrich unter die erste Phase setzt eine briefliche Entgegnung Heideggers auf die Gerüchte über seinen ‚enragierten Antisemitismus‘, die Arendt alarmiert hatten.“
  73. Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Karl Alber, Freiburg/München 2010, S. 249.
  74. Ursula Ludz (Hrsg.): Hannah Arendt, Martin Heidegger: Briefe 1925–1975. Frankfurt am Main 2013, S. 68 f.
  75. Gerhard Scheit, Überarbeitete und gekürzte Fassung des Heidegger-Kapitels aus Die Meister der Krise. Über den Zusammenhang von Vernichtung und Volkswohlstand. Freiburg, 2001; zuerst erschienen in: Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands 18. Jg./2001, H. 1 u. 2), S. 1: „Dabei hatte sich Heidegger selbst gegenüber Hannah Arendt als „Antisemit“ bekannt.“
  76. Maria Robaszkiewicz, Übungen im politischen Denken: Hannah Arendts Schriften … S. 92
  77. Annette Vowinckel, Geschichtsbegriff und Historisches Denken bei Hannah Arendt. S. 20
  78. Zaborowski, S. 409
  79. Hans Peter Obermayer: Deutsche Altertumswissenschaftler Im Amerikanischen Exil: Eine Rekonstruktion. Berlin 2014, S. 668, Fn. 1443.
  80. Safranski, S. 289
  81. Franz Walter, Vom Milieu zum Parteienstaat: Lebenswelten, Leitfiguren und Politik im Historischen Wandel, 2010 S. 26 f.
  82. Norbert Kapferer, Die Nazifizierung der Philosophie an der Universität Breslau, 1933–1945, S. 28ff.
  83. Norbert Kapferer, Die Nazifizierung der Philosophie an der Universität Breslau, 1933–1945, S. 30.
  84. Martin Heidegger: Sein und Zeit, Niemeyer, Tübingen (1927) 2006, S. 50, Anm. 1.
  85. Holger Zaborowski: War Heidegger ein Antisemit? In: Heidegger Handbuch 5: Heidegger und der Nationalsozialismus. II. Interpretationen. Alber, Freiburg/München 2009, S. 260.
  86. Philipp von Wussow: Davoser Disputation. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 2: Co–Ha. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02502-9, S. 69–74, hier S. 73.
  87. Toni Cassirer: Mein Leben mit Ernst Cassirer, Meiner, Hamburg 2003, 187f.
  88. Toni Cassirer: Mein Leben mit Ernst Cassirer, Meiner, Hamburg 2003, 188.
  89. Karlfried Gründer: Heidegger und Cassirer in Davos 1929, In: Über Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen. Hrsg. von Hans-Jürg Braun, u. a., Frankfurt/M., 290-302, 293.
  90. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, S. 629.
  91. Dominic Kaegi: Die Legende von Davos. In: Hannah Arendt. Verborgene Tradition – Unzeitgemäße Aktualität?, 75-86, hier S. 76, Anm. 8, Brief an Toni Cassirer in: Toni Cassirer: Mein Leben mit Ernst Cassirer, Hildesheim, 1981, 167
  92. J. Meier, Die personelle Gleichschaltung der badischen Hochschulen 1933–1935 Konformität und Resistenz in Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg im Vergleich, Heidelberg, 2015, S. 20
  93. Bernd Martin, Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahre 1933 Eine Nachlese zu Heideggers Rektorat, „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 136 (1988), S. [445] – 477“; S. 454: Mit Verweis auf ein Schreiben (26. Mai 1933) von Wolfgang Aly zur Absage der Rundfunkübertragung von Heideggers Antrittsrede – „Des weiteren beweist das Schreiben, dass Heidegger nicht nur der Wunschkandidat einer kleinen Zahl völkisch orientierter Kollegen für das Rektoranamt war, sondern auch der Partei als der für diesen Posten ideale Mann galt.“
  94. J. Malitz, Klassische Philologie. In: E. Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Jürgen Malitz, Klassische Philologie, S. 308 f. m. Anm. 20.
  95. Hellmut Flashar: Biographische Momente in schwerer Zeit. In: Spectra. Narr Francke Attempto, 2004, S. 307–328, S. 310
  96. Museum am Burghof, Lörrach, Nationalsozialismus in Baden, 1. Robert Wagner wird Reichsstatthalter von Baden
  97. Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau: Grundlagen und Entwicklungen, Springer, Berlin-Heidelberg 1993, S. 305; J. Meier, Die personelle Gleichschaltung der badischen Hochschulen 1933–1935 Konformität und Resistenz in Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg im Vergleich, Heidelberg, 2015, S. 20: „Der Erlass Wagners war willkürlich und ohne Rechtsgrundlage zustande gekommen und stellte eine massive Missachtung der Beamtenrechte dar“, m. Anm. 55.
  98. Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau: Grundlagen und Entwicklungen, Springer, Berlin-Heidelberg 1993, S. 305
  99. Freiburger Zeitung v. 10. April 1933
  100. Haumann, Heiko/Schadek, Hans (Hrsg.): Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Band 3. Von der badischen Herrschaft bis zur Gegenwart. Stuttgart, Theiss 1992, S. 303 f.; NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Kölner Universität beispielgebend
  101. Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau: Grundlagen und Entwicklungen, Springer, Berlin-Heidelberg 1993, S. 308: „Da auf der Rektorenkonferenz auch bekannt wurde, daß die Universität Köln als erste durch den Rücktritt von Rektor und Senat den Weg zur Gleichschaltung der Hochschulen bereits freigemacht hatte, sahen sich Sauer und v. Möllendorff kaum noch in der Lage, dies in Freiburg noch verhindern zu können.“
  102. Annette Schulz-Baldes: Das Jahr 1933. Die Medizinische Fakultät und die „Gleichschaltung“ an der Universität Freiburg. In: Bernd Grün/Hans-Georg Hofer/Karl-Heinz Leven (Hrsg.): Medizin und Nationalsozialismus: die Freiburger Medizinische Fakultät und das Klinikum in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“, Lang, Frankfurt 2002, S. 139–160, 152.
  103. B. Martin: Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahre 1933. Eine Nachlese zu Heideggers Rektorat, „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“, 136 (1988), S. [445] – 477, hier: S. 453: „Eine direkte Beteiligung von Parteistellen beim Wechsel des Rektorats von Möllendorff auf Heidegger lag angesichts der Pressekampagne gegen den demokratisch eingestellten Medizinprofessor nahe, konnte jedoch bislang nicht bewiesen werden.“; Bernd Martin: Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahre 1933. Eine Nachlese zu Heideggers Rektorat. In: „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“, 136 (1988), S. [445] – 477, hier: S. 453. „Als Heidegger sich im März 1933, nach dem Wahlsieg der NSDAP im Bunde mit den Rechtsparteien, bei einem Besuch in Heidelberg mit der Bemerkung von Karl Jaspers verabschiedete, 'man muß sich einschalten', scheint er präzisere Ideen über sein zukünftiges politisches Handeln gehabt zu haben, als er in der nachträglichen Entlastungsschrift wahrhaben wollte.“
  104. Jürgen Malitz: Klassische Philologie. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Alber, Freiburg/München 2006, 303-364, hier S. 309, Anm. 20. über W. Aly: „Anfang April spielte er sich als 'Graue Eminenz' hinter den Kulissen auf“; ein Schreiben vom 26. Mai 1933 – dem Tag vor der Antrittsrede – legt nahe, dass dessen Verfasser, W. Aly, im Hintergrund wirkte: Bernd Martin: Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahre 1933. Eine Nachlese zu Heideggers Rektorat. In: „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“, 136 (1988), S. [445] – 477, hier: S. 454: „Implizit läßt dies den Schluß zu, daß vor dem Rücktritt Möllendorffs vom Rektoramt auch Gespräche zwischen Parteidienststellen und Heidegger, womöglich über Mittelsmänner wie Professor Aly, stattgefunden haben müssen.“
  105. Hellmut Flashar: Biographische Momente in schwerer Zeit. In: Spectra. Narr Francke Attempto, 2004, S. 307–328, S. 313: „Dass Schadewaldt am Ostersonntag [16. April] noch einmal Sauer mit dem gleichen Anliegen aufsuchte, ist eigentlich nur unter der Annahme erklärbar, dass er unter schwerem Druck (wahrscheinlich auch von Seiten Heideggers selber) stand. Sauer traute Heidegger das Amt nicht zu“, m. Anm. 14: Tagebucheintrag von Sauer am 16. April 1933
  106. Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau: Grundlagen und Entwicklungen, Springer, Berlin-Heidelberg 1993, S. 302 f.
  107. Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau: Grundlagen und Entwicklungen, Springer, Berlin-Heidelberg 1993, S. 309
  108. Otto Pöggeler: Neue Wege mit Heidegger. Alber, Freiburg, München 1992, S. 223; Hellmut Flashar: Biographische Momente in schwerer Zeit. In: Spectra. Narr Francke Attempto, 2004, S. 307–328, S. 313
  109. H. Ott, S. 171: Heidegger hatte „noch vor seinem Amtsantritt mit antisemitischen Maßnahmen und Ausschreitungen zu tun“.
  110. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 84
  111. Anton M. Fischer, Martin Heidegger – Der gottlose Priester: Psychogramm eines Denkers. Rüffer & Rub, 2008, S. 287: „Heidegger verteidigt nun nicht etwa das mildere Reichsgesetz, sondern reicht Wackers Schreiben an seine Dekane weiter und fügt eine Aufforderung bei (…)“.
  112. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16,S. 91 f.
  113. Dominic Kaegi in Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast (Hrsg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus, 2006, S. 326: „In Freiburg musste die Beurlaubung Husserls rückgängig gemacht werden, weil sie dem Berufsbeamtengesetz widersprach“.
  114. Emmanuel Faye: Heidegger: The Introduction of Nazism Into Philosophy. Yale University Press, 2009, S. 56; Alfred Denker, Holger Zaborowski (Hrsg.): Heidegger und der Nationalsozialismus: I. Dokumente. Karl Alber, Freiburg/München 2009, S. 13.
  115. Albrecht Götz von Olenhusen: Die „nichtarischen“ Studenten an den deutschen Hochschulen. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 14(1966), H. 2, 175–206,S. 181
  116. Alfred Denker, Holger Zaborowski (Hrsg.): Heidegger und der Nationalsozialismus: I. Dokumente. Karl Alber, Freiburg/München 2009, S. 13 f.
  117. Albrecht Götz von Olenhusen: Die „nichtarischen“ Studenten an den deutschen Hochschulen. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 14(1966), H. 2, 175–206, S. 184, Fn. 47
  118. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 382
  119. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 142; Wolfgang Kreutzberger: Studenten und Politik 1918–1933: Der Fall Freiburg im Breisgau. Göttingen 1972, V&R, S. 173.
  120. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 82f.
  121. Laut Parteibucheintrag; vgl. Victor Farías: Heidegger und der Nationalsozialismus. S. Fischer, Frankfurt a. M., S. 137.
  122. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, 93.
  123. Hellmut Flashar: Biographische Momente in schwerer Zeit. In: Spectra. Narr Francke Attempto, 2004, S. 307–328, hier: S. 314 und Fn. 15
  124. Walter Biemel, Hans Saner (Hrsg.): Martin Heidegger, Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963. Frankfurt am Main 1992, S. 257.
  125. Gerhard Ritter: Selbstzeugnis 3. Die Universität Freiburg im Hitlerreich. Persönliche Eindrücke und Erfahrungen. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Mitglieder – Strukturen – Vernetzungen, Freiburg und München, 2006, S. 788.
  126. GA 36/37, 3.
  127. vgl. T. Sheehan, L’affaire Faye: Faut-il brûler Heidegger? A Reply to Fritsche, Pégny, and Rastier, Philosophy Today, 2016, Vol. 60, Heft 2, S. 481–535, hier: S. 485, Anm. 6
  128. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 759 f.; Bernd Martin, Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahre 1933. Eine Nachlese zu Heideggers Rektorat. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 136 (1988), S. 445–477, hier: 460 f.
  129. Guido Schneeberger, Nachlese zu Heidegger. Dokumente zu seinem Leben und Denken, Bern, 1962, Dok. Nr. 44.
  130. R. Safranski, S. 376.
  131. Bernd Martin, Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahre 1933, S. 454 f.
  132. Rainer Rotermundt: Konfrontationen. Hegel, Heidegger, Levinas. Ein Essay. Würzburg: Königshausen & Neumann 2006, S. 81
  133. R. Safranski, S. 285
  134. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Frankfurt/M. 1988, S. 149: „(Mitteilung Nr. 5288): Das Hochheben der Hand (…) sei (…) der Nationalgruß des deutschen Volkes geworden“.
  135. Bernd Martin, Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahre 1933, S. 454 f.
  136. Bernd Martin Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahre 1933. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 136, 1988, 454.
  137. Holger Zaborowski, Eine Frage von Irre und Schuld? Martin Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 2010, S. 257.
  138. Die Rede ist in GA 16, S. 107–117 publiziert.
  139. vgl. Bächli/Graeser, Grundbegriffe der antiken Philosophie, Stuttgart, 2000, u. „Kunst“: „τεχνη bedeutete nämlich jegliche Form menschlicher oder göttlicher (vg. Platon, Sophistes 265e) Kunstfertigkeit und praktischer Intelligenz, im Kontrast zum selbständigen Tun der Natur.“
  140. Michael Grüttner, Geschichte der Universität Unter den Linden, Berlin 2012, S. 252: „Juden waren damit von vornherein ausgeschlossen“ m. Anm. 176.
  141. Holger Zinn, Die Studentische Selbstverwaltung in Deutschland bis 1945, Wiesbaden, 2005,S. 25: um zur Studentenschaft zu gehören, war eine eidesstattliche Versicherung nötig, „daß Eltern und Großeltern deutscher Abstammung waren“.
  142. D. Morat, S. 122
  143. Harald Maier-Metz, Entlassungsgrund: Pazifismus: Albrecht Götze, der Fall Gumbel und die Marburger Universität 1930–1946, S. 106 f.
  144. Karl Dietrich Bracher, Die nationalsozialistische Machtergreifung: Studien zur Errichtung des totalitären Herrschaftssystems in Deutschland 1933/34, Wiesbaden, 1960, S. 568 m. Anm. 239 f.: „zur Eingliederung in die Volksgemeinschaft zu Wehr- und Arbeitsdienst und Leibesübungen.“
  145. Senatskommission zur Aufarbeitung der Jenaer Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert (Hrsg.), Traditionen, Brüche, Wandlungen: die Universität Jena 1850–1995, Köln, Weimar, Wien, 2009, S. 444
  146. Ulrich Barth, Gott als Projekt der Vernunft, Tübingen, 2005, S. 48, Anm. 55: „sehr zeitgebundene Unterscheidung (…) nach Analogie des Platonischen Drei-Stände-Staates“
  147. Reinhard Brandt, Universität zwischen Selbst- und Fremdbestimmung: Kants „Streit der Fakultäten“, Berlin 2003, S. 181: „Paradoxerweise wird so mit einer platonischen Reminiszenz die auf Platon zurückgehende Idee der Akademie zerstört.“
  148. H. Vetter, S. 421: „Doppeldeutigkeit“.
  149. Henning Ottmann: Geschichte des politischen Denkens. Band 4.2, Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, S. 7
  150. Vgl. Grün in HJ5, S. 96.
  151. Paul Shorey:„For all great things are precarious“, Perseus, Plat., Polit., 497 d
  152. Bernd Martin, Einführung: „Alles Große ist auch gefährdet“ – der Fall Heidegger(s). In: Martin Heidegger und das Dritte Reich. Ein Kompendium, ders. (Hrsg.), Darmstadt 1989, S. 3: „Denn alles Große ist auch gefährdet“.
  153. Manfred Geier, Wittgenstein und Heidegger: Die letzten Philosophen, S. 261: Heidegger hatte „die Metapher des 'Sturms' schon seit einiger Zeit gern benutzt, um sowohl die Energie seines Philosophierens als auch die zeitgeschichtlichten Ereignisse zu charakterisieren. (…) Wollte Heidegger die jungen SA-Männer, die erstmals an einer akademischen Feier teilnahmen, mit seinem Sturm begeistern? Platon als Wortgeber der 'Sturmabteilung'?“
  154. Bernd Martin, Einführung: „Alles Große ist auch gefährdet“ – der Fall Heidegger(s). In: Martin Heidegger und das Dritte Reich. Ein Kompendium, ders. (Hrsg.), Darmstadt 1989, S. 3.
  155. Vgl. Hans Barth, Neue Zürcher Zeitung, 6. Dezember 1933, Nr. 1417, „Zu Heideggers Rektoratsrede über die 'Selbstbehauptung der deutschen Universität'“; Dolf Sternberger, „Die Wahrheit. Zur Zweiten Vorlesung Martin Heideggers im Hochstift“, Frankfurter Zeitung, 81. Jg., Nr. 608, 27. November 1936; „Am Ursprung? Zu Martin Heideggers Frankfurter Vorlesung“, Frankfurter Zeitung, 81. Jg., Nr. 672, 8. Dezember 1936; GA 16, S. 663.
  156. Francesco Cattaneo, Forme del conflitto. La filosofia di Heidegger degli anni Trenta tra politica e arte, Bologna, 2007, S. 74: „Il dibattito intorno a Heidegger si scatenò già con la sua assunzione del rettorato, che in Germania fu accolta con accenti entusiastici, ma che all’estero fu in non pochi casi recepita con sbigottimento e accompagnata da severe critiche.“
  157. Bernd Martin, S. 53, m. Anm. 36: Guido Schneeberger, Dokumente 46-48.
  158. G. Schneeberger, 1962, Dok. 79
  159. H. Ott, S. 146.
  160. Rudolf Bultmann/Martin Heidegger: Briefwechsel 1925–1975. Hrsg. von A. Großmann und C. Landmesser. Klostermann/Mohr Siebeck, Tübingen 2009, S. 194 f.
  161. F. Eymann in: Karl Ballmer, Aber Herr Heidegger! Zur Freiburger Rektoratsrede Martin Heideggers. Mit einem Vorwort von Prof. theol. F. Eymann, Bern, Basel 1933; A. Denker, H. Zaborowski (Hrsg.) Heidegger und der Nationalsozialismus, Dokumente. Heidegger-Jahrbuch 4, Freiburg, München, 2009, S. 155–177
  162. Karl Ballmer, Aber Herr Heidegger! Zur Freiburger Rektoratsrede Martin Heideggers. Mit einem Vorwort von Prof. theol. F. Eymann, Bern, Basel 1933 in: A. Denker, H. Zaborowski (Hrsg.) Heidegger und der Nationalsozialismus, Dokumente. Heidegger-Jahrbuch 4, Freiburg, München, 2009, S. 155–177
  163. zit. N. H. Ott, S. 192 f.
  164. Hans Dieter Zimmermann: Philosophie und Fastnacht. Martin und Fritz Heidegger. München 2005, S. 86
  165. Brief an Karl Vossler vom 9. September 1933, vgl. R. Safranski, S. 292.
  166. La Critica. Rivista di Letteratura, Storia e Filosofia, 32, 1934, S. 69 f.
  167. A. Denker, H. Zaborowski (Hrsg.) Heidegger und der Nationalsozialismus, Dokumente. Heidegger-Jahrbuch 4, Freiburg, München, 2009, S. 196 f.
  168. GA 16, S. 658; Hugo Ott: Martin Heidegger. Frankfurt am Main 1992, S. 182.
  169. Margrid Bircken, Helmut Peitsch (Hrsg.): Wolfgang Benz: Brennende Bücher. Erinnerungen an den 10. Mai 1933, Brandenburgische Landeszentrale für Politische Bildung, Potsdam, 2003, Der Kulturskandal: Mythos, Tradition und Wirkung der Bücherverbrennung. Ansprüche auf kulturelle Hegemonie und ihre Durchsetzung pdf., S. 30 (Memento des Originals vom 26. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.politische-bildung-brandenburg.de
  170. vgl. dazu auch den Zeitzeugen Gerhard Ritter: Selbstzeugnis 3: Die Universität Freiburg im Hitlerreich. Persönliche Eindrücke und Erfahrungen, S. 802 sagt, bezüglich der Bücherverbrennung in Freiburg am 10. Mai: „Ich weiß nichts davon.“
  171. nach dem Zeugnis des italienischen Philosophen und Zeitzeugen Ernesto Grassi, vgl. H. Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, S. 182: „Vor der Universitätsbibliothek loderte das Feuer“; H. Ott, ebd.: „Ich habe mit Zeitzeugen gesprochen, die diese Darstellung bestätigen. Dagegen steht Heideggers (…) Aussage, die Bücherverbrennung verboten zu haben.“
  172. Käthe Vordtriede: „Es gibt Zeiten, in denen man welkt“. Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Lengwil 1999, S. 80; vgl. auch Heiko Wegmann: Auch in Freiburg wurden von den Nazis Bücher verbrannt. In: Badische Zeitung. 13. August 2013: online
  173. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, 131
  174. Ulrich Sieg: Deutsche Wissenschaft und Neukantianismus. In: Hartmut Lehmann, Otto Gerhard Oexle (Hrsg.): Nationalsozialismus in den Kulturwissenschaften 2. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-35862-8, S. 211
  175. Otto Gerhard Oexle: Krise des Historismus – Krise der Wirklichkeit. Wissenschaft, Kunst und Literatur 1880–1932.Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-35810-8, 104
  176. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 132
  177. H. Zaborowski, S. 358: „Plötzlich steht nicht mehr der Geist im Vordergrund, sondern Blut und Boden“.
  178. Kaveh Nassirin, Heideggers Sprachbilder der Bodenlosigkeit und Entwurzelung und ihre Antonyme 1922–1938/39: Zur Stilistik, Deutung und Übersetzung, 2018, FORVM u. academia.edu pdf, S. 24, zur Textgeschichte der Begriffe zum „Boden“ bei Heidegger siehe auch Dieter Thomä, Die Zeit des Selbst und die Zeit danach: Zur Kritik der Textgeschichte Martin Heideggers 1910–1976, S. 581–598; Thomas Sheehan, L’affaire Faye: Faut-il brûler Heidegger? A Reply to Fritsche, Pégny, and Rastier, Philosophy Today, Vol. 60, 2, 2016, passim.
  179. Dieter Thomä: Heidegger und der Nationalsozialismus. In der Dunkelkammer der Seinsgeschichte. In: Dieter Thomä (Hrsg.): Heidegger-Handbuch. Leben-Werk-Wirkung. Metzler, Stuttgart und Weimar 2003, S. 527; Anton M. Fischer: Martin Heidegger – Der gottlose Priester: Psychogramm eines Denkers. Rüffer & Rub, 2008, S. 301; Emmanuel Faye. Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie, Berlin 2009, S. 65; Stefan Blankertz: Thomas von Aquin: Die Nahrung der Seele. Berlin 2013, S. 196; Max Brinnich, Georg Heller: Kant und die Phänomenologie in Österreich. In: Violetta Waibel (Hrsg.): Umwege: Annäherungen an Immanuel Kant in Wien, in Österreich und in Osteuropa. Wien 2015, S. 495; Manfred Geier: Wittgenstein und Heidegger: Die letzten Philosophen. Reinbek 2017, S. 262
  180. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, 417: „Ich bekam eine Anfrage aus Göttingen über Baumgartens wissenschaftliche Fähigkeiten, in der auch seine nationalsozialistische Zuverlässigkeit erfragt wurde. Ich habe daraufhin ein wissenschaftliches Gutachten abgegeben, wegen seiner politischen »Zuverlässigkeit« auf seine Herkunft hingewiesen, weil ich erhebliche Zweifel in Baumgartens zur Schau gestellten Nationalsozialismus hegte. Nach anderen, mir von Kollegenseiten zugegangenen Berichten schien er mir zu denen zu gehören, die sich mit Hilfe der Partei zur Geltung bringen wollten“; Hans-Joachim Dahms: Aufstieg und Ende der Lebensphilosophie. Das philosophische Seminar Göttingen zwischen 1917 und 1950. In: Heinrich Becker, Hans-Joachim Dahms, Cornelia Wegeler (Hrsg.): Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus, 2. erw. Ausg. Sauer, München 1998, S. 288–317, hier: S. 300; Helmuth Vetter: Grundriss Heidegger. Ein Handbuch zu Leben und Werk. Meiner, Hamburg 2014, S. 413.
  181. David Luban: A conversation about Heidegger with Eduard Baumgarten. In: Berel Lang: Heideggers Silence, Cornell University Press, New York 1996, 101–112, hier:S. 107
  182. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 183 m. Anm. 146; Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976) GA 16, S. 417: „Ihr Schreiben vom 7. 1. mit Teilabschrift von Jaspers Brief …“
  183. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976) GA 16, S. 417f.
  184. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt am Main 2009, S. 385, Anm. 127: „Dagegen spricht nicht nur, dass dieses Verfahren höchst ungewöhnlich gewesen wäre, sondern auch, dass das Gutachten in der ersten Person verfasst ist.“
  185. Hans Saner (Hrsg.): Karl Jaspers, Notizen zu Heidegger, Piper, München 1978, Vorwort, ders., S. 14f., irrtümlich als Abschrift von Baumgarten bezeichnet, vgl. dazu Hans-Joachim Dahms: Aufstieg und Ende der Lebensphilosophie. Das philosophische Seminar Göttingen zwischen 1917 und 1950. In: Heinrich Becker, Hans-Joachim Dahms, Cornelia Wegeler (Hrsg.): Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus, 2. erw. Ausg. Sauer, München 1998, S. 288–317, hier: S. 312, Anm. 86 und die beiden Versionen bei Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 183; Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976) GA 16, 774, Dokument UAF B 34/31, vgl. auch Helmuth Vetter: Grundriss Heidegger. Ein Handbuch zu Leben und Werk. Meiner, Hamburg 2014, S. 413 m. Anm. 42.
  186. Hans-Joachim Dahms: Aufstieg und Ende der Lebensphilosophie. Das philosophische Seminar Göttingen zwischen 1917 und 1950. In: Heinrich Becker, Hans-Joachim Dahms, Cornelia Wegeler (Hrsg.): Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus, 2. erw. Ausg. Sauer, München 1998, S. 288–317, hier: S. 312, Anm. 87.
  187. David Luban: A conversation about Heidegger with Eduard Baumgarten. In: Berel Lang: Heideggers Silence, Cornell University Press, New York 1996, 101–112, hier:S. 108
  188. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 183: „Etwa 1934/35 wurde Jaspers, vermittelt durch Marianne Weber der Witwe von Max Weber, die Abschrift eines Gutachtens über Eduard Baumgarten bekannt, das Heidegger am 16. Dezember 1933 zu Händen des NS-Dozentenbundes in Göttingen ausgestellt hatte.“; Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit: konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst Jünger und Friedrich Georg Jünger, 1920–1960, Wallstein, Göttingen 2007,S. 371, Anm. 41
  189. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 184
  190. R. Safranski, S. 319.
  191. Jürgen Busche, „Der Standpunkt Martin Heideggers“, Frankfurter Allgemeine Zeitung. 30. April 1983; dem widersprach Wilhelm Schoeppe, Heidegger und Baumgarten, FAZ, 28. Mai 1983; François Fédier: Heidegger – anatomie d’un scandale. Laffont, 1988, S. 104.
  192. Hans-Joachim Dahms: Aufstieg und Ende der Lebensphilosophie. Das philosophische Seminar Göttingen zwischen 1917 und 1950. In: Heinrich Becker, Hans-Joachim Dahms, Cornelia Wegeler (Hrsg.): Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus, 2. erw. Ausg. Sauer, München 1998, S. 288–317, hier: S. 300: „Obwohl die Authentizität des Gutachtens neuerlich sogar in der Tagespresse bestritten wurde, ist daran kaum Zweifel möglich.“ m. Anm. 87: „Was das Baumgartengutachten Heideggers betrifft, ist dieser Mangel jedenfalls so empfindlich nicht, daß man an seiner Authentizität vernünftigen Zweifel haben kann.“ Nachdem Baumgarten sich den Text des Gutachtens besorgt hatte, „gab es darüber einen Schriftwechsel zwischen der Fakultät und der Dozentenschaft.“ (dort zitiert); Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 184: „Da Jaspers in seinem 1945er Gutachten bereits ausführlich den Baumgarten-Komplex vorgetragen hatte, Heidegger das Jaspers-Gutachten kannte, in der Bereinigungskommission der Fall diskutiert worden war, ist an der Authentizität nicht zu zweifeln. Hätte eine Fälschung oder auch nur Verfälschung stattgefunden, Heidegger hätte dies richtiggestellt.“; Hermann Heidegger, in: Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976) GA 16, Anm. 186, beschränkt sich auf den Hinweis „unsicherer Wortlaut des Gutachtens“.
  193. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt am Main 1992, S. 210; vgl. dazu auch Klaus Hentschel, Physics and National Socialism: An Anthology of Primary Sources, Springer-Verlag, 1996, S. 100–109: Philipp Lenard, der Vorkämpfer der Deutschen Physik, Karlsruhe, (Karlsruher Akademische Reden, Nr. 17): Alfons Bühl, Philipp Lenard und die deutsche Naturforschung, 1935; des Weiteren: Gerhard Rammer, Die Nazifizierung und Entnazifizierung der Physik an der Universität Göttingen, Göttingen, 2004, S. 62, Anm. 188: „Die 'Deutschen Physiker' waren vertreten durch Alfons Bühl …“
  194. Richard L. Rubenstein, Center for Holocaust and Genocide Studies, The Philosopher and the Jews: The Case of Martin Heidegger, Modern Judaism, Spring 1989, S. 8 (Memento des Originals vom 29. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/internationalpsychoanalysis.net: „secret denunciations of academic colleagues to Nazi authorities.“
  195. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt am Main 1992, S. 209: Aktennotiz, Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, vom 28. Juli 1933: „Privatdozent Dr. Bühl teilt mir mit, daß er vom Rektor der Universität Freiburg beauftragt sei, Material über Professsor Staudinger, zur Zeit Professor an der Universität Freiburg, zu sammeln, da dort verschiedene Gerüchte wegen Kriegsdienstverweigerung usw. umlaufen.“
  196. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt am Main 1992, S. 207; Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976) GA 16, S. 248 „Alle Berichte des deutschen Generalkonsulats Zürich, besonders die Aktennotiz nach Legionssekretär von Simon vom 15.II.1917, sprechen von Weitergabe deutscher chemischer Herstellungsverfahren durch Staudinger ans (feindliche) Ausland.“
  197. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt am Main 1992, S. 205: „der Vorwurf des Verrates von Fabrikationsgeheimnissen ist selbst von den Nationalsozialisten nicht aufrecht erhalten worden.“
  198. Siegfried Niese: Die Sternstunde der Naturwissenschaften: Die späteren Nobelpreislaureaten Spemann – Hevesy – Krebs – Staudinger und ihr politisch-soziales Umfeld, Manuskript S. 15, in: 550 Jahre Albert-Ludwigsuniversität Freiburg – Festschrift, Band 3: Bernd Martin, (Hrsg.), Von der Badischen Landesuniversität zur Hochschule des 21. Jahrhunderts, Alber, Freiburg 2007, S. 259–279: „Als der badische Hochschulreferent Professor Fehrle am 29. 9. 33 im Zusammenhang mit der Ernennung Heideggers als Führer-Rektor die Universität besuchte, verdächtigte Heidegger ihm gegenüber Staudinger, den er mit auf die Liste der zu Entlassenden setzen wollte, kriegswichtige Geheimnisse an das Ausland verraten zu haben. Diese Mitteilungen bezogen sich auf Vorgänge während des Ersten Weltkrieges und der unmittelbaren Nachkriegsjahre. Fehrle hatte dann am Tag darauf (…) bei der Polizeidirektion Freiburg gegen Staudinger eine Anzeige eingereicht, obwohl Heidegger keine sachdienlichen Mitteilungen machen, sondern nur auf ein Gerücht verweisen konnte.“
  199. Staatsarchiv Freiburg, A5 Kunstakademie, Musikhochschule, Universität Freiburg Nr. 180, zit. n. Hugo Ott: Martin Heidegger als Rektor der Universität Freiburg i. Br. 1933/34. II. Die Zeit des Rektorats von Martin Heidegger (23. April 1933 bis 23. April 1934). In: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsverein Schau-ins-Land (1984), S. 124, Anm. 57
  200. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt am Main 1992, S. 202.
  201. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt am Main 1992, S. 201
  202. Paul Matussek, Martin Heidegger In: Analytische Psychosentherapie, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1997, S. 49–78,S. 66: „gezielte politische Denunziation“; Dieter Wyss, Kain: eine Phänomenologie und Psychopathologie des Bösen, Würzburg 1997, S. 430; Victor Farias, Heidegger and Nazism, Philadelphia, 1987, S. 119; Dermot Moran, Introduction to Phenomenology, New York, 2000 S. 212; Richard L. Rubenstein, Center for Holocaust and Genocide Studies, The Philosopher and the Jews: The Case of Martin Heidegger, Modern Judaism, Spring 1989, S. 8 (Memento des Originals vom 29. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/internationalpsychoanalysis.net; Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Aufl. Fischer, Frankfurt 2001, S. 321
  203. H. Zaborowski, S. 385: „Heidegger, der sich hier als Rechtsgutachter und Richter aufspielt“.
  204. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976) GA 16 S. 248 f.
  205. Hugo Ott: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsverein Schau-ins-Land (1984), S. 126
  206. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976) GA 16, S. 260.
  207. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt am Main 1992, S. 208
  208. Paul Matussek, Martin Heidegger In: Analytische Psychosentherapie, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1997, S. 49–78,S. 66.
  209. Dieter Wyss, Kain: eine Phänomenologie und Psychopathologie des Bösen, Würzburg 1997, S. 430
  210. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976) GA 16 S. 798 f, Anm. 133: „Heideggers scharfes Urteil über Staudinger entsprang offensichtlich dem Ärger über den sich anbiedernden Opportunismus seines Kollegen.“
  211. Silvio Vietta: Heideggers Kritik am Nationalsozialismus und der Technik. Tübingen 1989, S. 22.
  212. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976) GA 16, 140 ff; vgl. dazu auch Siegfried Niese: Die Sternstunde der Naturwissenschaften: Die späteren Nobelpreislaureaten Spemann – Hevesy – Krebs – Staudinger und ihr politisch-soziales Umfeld, Manuskript S. 15, veröffentlicht in: 550 Jahre Albert-Ludwigsuniversität Freiburg – Festschrift, Band 3: Bernd Martin, (Hrsg.): Von der Badischen Landesuniversität zur Hochschule des 21. Jahrhunderts, Alber, Freiburg 2007, S. 259–279: „Heidegger setzte sich bei dem Kulturreferenten der Staatsregierung Baden, Fehrle, sehr für den Verbleib von Hevesy an der Universität ein, weil er dessen außergewöhnliche Fähigkeiten und hohes Ansehen im Ausland für die Universität und das Dritte Reich erhalten wollte.“
  213. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976) GA 16, 144 ff.
  214. Vgl. B.Martin in Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, S. 45: „Schließlich rang sie [die Philosophische Fakultät] sich auf Einzelantrag Schadewaldts doch im Falle Fraenkels zu einem Begleitschreiben an das Ministerium durch, dem sich Heidegger, wie in anderen Fällen, sogleich anschloß.“
  215. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 199
  216. Die von Bernd Martin erarbeitete Dokumentation Die Entlassung der jüdischen Lehrkräfte an der Freiburger Universität und die Bemühungen um ihre Wiedereingliederung nach 1945. In: Schicksale: jüdische Gelehrte an der Universität Freiburg in der NS-Zeit. Freiburg: Rombach, 1995. (Freiburger Universitätsblätter; 129 = 34. Jg. 1995), S. 7–46 (online) wurde ausgewertet von Julia Meier: Die personelle Gleichschaltung der badischen Hochschulen 1933–1935. Konformität und Resistenz in Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg im Vergleich, Historisches Seminar Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 2015, S. 20 (online); siehe auch: Siegfried Niese: Die Sternstunde der Naturwissenschaften: Die späteren Nobelpreislaureaten Spemann – Hevesy – Krebs – Staudinger und ihr politisch-soziales Umfeld, Manuskript S. 15, in: 550 Jahre Albert-Ludwigsuniversität Freiburg – Festschrift, Band 3: Bernd Martin, (Hrsg.), Von der Badischen Landesuniversität zur Hochschule des 21. Jahrhunderts, Alber, Freiburg 2007, S. 259–279: „Zu denen, die entlassen wurden, gehörten: Der Theoretische Physiker Johann Königsberger, der Mathematiker Alfred Loewy, der Dozent der Inneren Medizin Hans Adolf Krebs, der Dozent der Pathologie Rudolf Schönheimer, der Dozent für Physikalische Chemie und Mitarbeiter von Hevesy Ernst Alexander, sowie der Bibliotheksassessor Max Pfannenstiel.“
  217. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, S. 392 f.
  218. Hugo Ott: Martin Heidegger als Rektor der Universität Freiburg i. Br. 1933/34. II. Die Zeit des Rektorats von Martin Heidegger (23. April 1933 bis 23. April 1934). In: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsverein Schau-ins-Land (1984), 107-130, hier 123.
  219. Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Karl Alber, Freiburg/München 2010, S. 211.
  220. Anton M. Fischer: Martin Heidegger – Der gottlose Priester: Psychogramm eines Denkers. Rüffer & Rub, Zürich 2008, S. 287.
  221. Leonie Breunung, Manfred Walther: Die Emigration deutschsprachiger Rechtswissenschaftler ab 1933. Ein bio-bibliographisches Handbuch. Band 1: Westeuropäische Staaten, Türkei, Palästina/Israel, lateinamerikanische Staaten, Südafrikanische Union. Berlin 2012, S. 464.
  222. Friedrich Heer: Das Wagnis der Schöpferischen Vernunft, Stgt. u. a. 1977. Neuausg. Wien u. a. 2003, S. 311.
  223. Marlis Meckel, Den Opfern ihre Namen zurückgeben: Stolpersteine in Freiburg, Freiburg 2006, S. 46, 144 u. 209; David R. Blumenthal: Living with God and Humanity, herausgegeben von Hava Tirsoh-Samuelson und Aaron Hughes, Leiden/Bosten 2014, S. 113.
  224. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 792
  225. Joachim W. Storck (Hrsg.): Martin Heidegger, Elisabeth Blochmann. Briefwechsel 1918–1969, 2. Aufl. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach 1990, S. 70
  226. Helmuth Vetter: Grundriss Heidegger. Ein Handbuch zu Leben und Werk. Meiner, Hamburg 2014, S. 408.
  227. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt am Main 1992, S. 213; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, S. 391f.
  228. Brief Elisabeth Blochmanns an Heidegger vom 29. September 1933 in: Joachim W. Storck (Hrsg.): Martin Heidegger – Elisabeth Blochmann. Briefwechsel 1918–1969, 2. Aufl. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach 1990 S. 75; Klafki/Müller 1992, S. 61–67. Zitiert nach Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München 2010, S. 259.
  229. Vgl. Johannes Baptist Lotz im Gespräch. In: Günther Neske (Hrsg.): Erinnerung an Martin Heidegger, Neske, Pfullingen 1977 S. 158; Gustav René Hocke: Im Schatten des Leviathan: Lebenserinnerungen 1908–1984, Deutscher Kunstverlag, München 2005, S. 84; Martin Heidegger im Spiegel-Gespräch: GA16, 662; Hermann Heidegger, Die Zeit, 20. August 2015; Holger Zaborowski, HJ5 S. 261: „Gleichzeitig aber scheint sich Heidegger auch 1933 für Thannhauser verwendet zu haben.“, Zum Fall Thannhauser siehe Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau: Grundlagen und Entwicklungen, Springer, Berlin-Heidelberg 1993, S. 313 f.
  230. Hans Dieter Zimmermann: Philosophie und Fastnacht. Martin und Fritz Heidegger. München 2005, S. 84; Peter Trawny: Heidegger and the Myth of a Jewish World Conspiracy, Chicago 2015, S. 65; Silvio Vietta: „Etwas rast um den Erdball …“ Martin Heidegger: Ambivalente Existenz und Globalisierungskritik, München 2015, S. 94.
  231. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, S. 347
  232. Zur Erinnerung Hermann Heideggers: Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, 788 sowie zur Reaktion des Ministeriums: Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA16, 91. Vgl. Emmanuel Faye: Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie. (2005) Matthes & Seitz, Berlin 2009, S. 69.
  233. Zu Thannhauser: Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau: Grundlagen und Entwicklungen, Springer, Berlin-Heidelberg 1993, S. 314; zu Cohn: Uwe Wolfradt, Elfriede Billmann-Mahecha, Armin Stock, Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933–1945, Wiesbaden, 2015, S. 435: „vom Rektor Martin Heidegger in den Ruhestand“ versetzt; Johann Aichinger, Der Weg der Dialektik von den Vorsokratikern bis zu Jonas Cohn (nachgezeichnet anhand ausgewählter Beispiele) (Magisterarbeit), Universität Wien, 2008, S. 52: „Die Pensionierung wurde in vorläufiger Form am 20. April 1933, in endgültiger am 24. August ausgesprochen. Das Entlassungsschreiben war von Martin Heidegger (1889–1976) als dem Universitätsrektor unterzeichnet. Die Fakultät wandte sich von Cohn ab“; Geschichte des Instituts für Psychologie in Freiburg S. 8.
  234. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 In: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149–194, hier: S. 167
  235. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 In: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149–194, hier: S. 168
  236. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 In: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149–194, hier: S. 181; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 191; Bernd Grün: Universitätsleitung und Philosophische Fakultät. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Alber, Freiburg/München 2006, S. 715–730, hier, S. 718: „In Baden fand die nationalsozialistische 'Machtergreifung' ihren ersten verfassungsrechtlichen Niederschlag mit der zum Wintersemester 1933/34 in Kraft getretenen 'Verfassung der badischen Hochschulen' vom 21. August 1933, die sich in Erwartung einer reichseinheitlichen Regelung explizit als vorläufig verstand.“
  237. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 In: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149–194, hier: S. 181; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 191: „Das Land Baden, seinem Ruf als 'Musterländle' ein weiteres Mal getreu, war vorgeprescht, wollte maß-gebend sein. Der Rektor selbst ernannte die Dekane als Führer der Fakultäten, künftig die Universität nach dem klaren Führerprinzip gestaltend“; Bernd Grün: Universitätsleitung und Philosophische Fakultät. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Alber, Freiburg/München 2006, S. 715–730, hier S. 718: „Deutlich erkennbar stellte die badische Regierung den traditionellen Aufbau der Universität in Frage und führte das wohl prägendste Element der nationalsozialistischen Verwaltungsstruktur ein: das Führerprinzip.“
  238. Hellmut Flashar: Biographische Momente in schwerer Zeit. In: Spectra. Narr Francke Attempto, 2004, S. 307–328, hier: S. 316 f.
  239. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 In: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149–194, hier: S. 187; Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007, S. 126: „neu erlassene Badische Universitätsverfassung, an deren Zustandekommen er nicht unmaßgeblich beteiligt war“; Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München. 193-196
  240. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 191 f.
  241. GA 16, S. 157
  242. Bernd Grün: Universitätsleitung und Philosophische Fakultät. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Alber, Freiburg/München 2006, S. 715–730, hier S. 719: „Die Dekane wurden zusätzlich verpflichtet, den Rektor über alle Fakultätsangelegenheiten zu informieren. Auf diese Weise sollte klargestellt werden, dass der Rektor der Führer der gesamten Universität war und die Fakultäten kein Recht auf ein irgendwie geartetes Eigenleben hatten. Die Verfassung sah die Universität nur noch als eine hierarchisch strukturierte Lehr- und Lerngemeinschaft von Studierenden und Dozierenden.“
  243. Bernd Martin: Martin Heidegger und das Dritte Reich. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1989, S. 31–35.
  244. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 In: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149–194, hier: 187.
  245. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 In: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149–194, hier: S. 191
  246. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 192
  247. Vgl. Jürgen Malitz: Klassische Philologie. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Alber, Freiburg/München 2006,303-364, hier S. 313, Anm. 35: „Aus dem Gesamtgutachten der philosophischen Fakultät Leipzig vom 2. Dezember 1933 (Univ.-Archiv Leipzig, Personalakte Schadewaldt): Die Rede über den neuen deutschen Studenten, die Schadewaldt auf Wunsch der Studentenschaft gegen Ende des S.S. in Freiburg hielt, legen wir in dem Abdruck der Freiburger Studentenzeitung vom 27. 7. 33 bei, weil sie uns ein besonders wichtiges Zeugnis dafür scheint, wie sehr der Redner vom Geiste des Nationalsozialistischen durchdrungen ist, wie lebendig der Redner den Rhythmus der gegenwärtigen Bewegung zu übertragen vermag“; ebd. S. 315, Stellungnahme der Fakultät nach 1945: „Einen starken Umschwung brachte das Jahr 1933, in dem der Philosoph Heidegger Rektor wurde und unter seinen Anhängern in der Fakultät, insbesondere bei dem von ihm ernannten Dekan Schadewaldt, kräftigste Unterstützung fand. Schadewaldt sorgte bei seinem Weggang nach Leipzig 1934 und beim Abgang des jüdischen Philologen (sic !) Fränkel unter starker Ausnützung des Führerprinzips für die Neubesetzung beider Lehrstühle durch radikale Nationalsozialisten (Oppermann und Bogner)“; vgl. UB Freiburg, digitalisierte historische Bestände, Vorlesungsverzeichnis Sommersemester 1934, Personalverzeichnis, 1. Februar 1934
  248. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer, Frankfurt 2005, S. 685, zitiert Wolf: „Zu den nichtarischen Volksgästen, denen keine Rechtsstandschaft zukommt, gehören rassisch Fremdstämmige und Ausländer.“; weitere Nachweise bei Christoph M. Scheuren-Brandes: Der Weg von nationalsozialistischen Rechtslehren zur Radbruchschen Formel. Untersuchungen zur Geschichte der Idee vom „Unrichtigen Recht“. Schöning, Paderborn 2006, S. 76,77; siehe auch Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München 2010, 196-197
  249. Bernd Grün: Universitätsleitung und Philosophische Fakultät. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Alber, Freiburg/München 2006, S. 715–730, hier S. 722
  250. Senatssitzung vom 29.XI.1933, zu 9., GA 16, S. 214; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 151 f.; vgl. Paul Matussek: Analytische Psychosentherapie. 2 Anwendungen, Springer, Berlin u. a. 2001, S. 66–67, der davon spricht, dass Heidegger „den Kontakt zu seinem privaten Selbst vollkommen verloren“ habe.
  251. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 229, mit der nicht näher spezifizierten Quellenangabe: Universitätsarchiv Freiburg; dieser Brief wurde weder in GA 16 noch in das Heidegger-Jahrbuch 4, in denen die Dokumente zu Heideggers Engagement im Nationalsozialismus gesammelt wurden, aufgenommen.
  252. Über die Entwicklung an verschiedenen Universitäten berichtet Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 in: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149–194
  253. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Aufl. Fischer, Frankfurt 2001, S. 312: „Bisweilen fand man ihn auch komisch und erzählte sich die Geschichte, wie einige Studenten unter der Leitung des bereits erwähnten Philosophiedozenten und ehemaligen Korvettenkapitäns Stieler in der Lehmgrube einer Ziegelei mit Gewehrattrappen aus Holz exerzierten, und wie dann Heidegger im Wagen vorgefahren und herausgesprungen sei. Der baumlange Stieler – er maß 2,02 Meter – habe sich vor dem kleinwüchsigen Heidegger aufgebaut und militärisch korrekt Meldung erstattet, und Heidegger, der den Kriegsdienst nur bei der Postzensur und einem Wetterbataillon geleistet hatte, habe militärisch ebenfalls korrekt wie ein Kommandeur die Meldung salutierend entgegengenommen. Von solcher Art waren Heideggers Kampfszenen.“
  254. Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München 2010, S. 171.
  255. Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007 S. 134;, GA 36/37, S. 212; Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München 2010, S. 171. Bernd Martin: Martin Heidegger und das Dritte Reich. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989, S. 35 kommentiert Heideggers Bemühen um fortgesetzte geistige Erneuerung: „Der Aufruf an die Deutschen Studenten, seine Ansprache auf der Wahlkundgebung der Wissenschaft in Leipzig (11. Nov.), seine Rede in Tübingen und nicht zuletzt seine vehemente Unterstützung einer Loyalitätsadresse der deutschen Wissenschaft für Adolf Hitler – der Aufruf an die Gebildeten der Welt – sind Zeugnisse einer irrationalen Verblendung, eines verzweifelten Sich-Festklammerns an von der tatsächlichen Entwicklung längst überholten Idealen.“
  256. Martin Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit. In: Sein und Wahrheit, GA 36/37, S. 119, zitiert nach: Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007 S. 135
  257. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 124; Claus Arnold: Katholizismus als Kulturmacht. Der Freiburger Theologe Joseph Sauer (1872–1949) und das Erbe des Franz Xaver Kraus, Schöningh, Paderborn 1999, S. 371.
  258. Holger Gehle: Motive einer Literatur »nach Auschwitz«. In: Sven Kramer (Hrsg.): Das Politische im literarischen Diskurs. Studien zur deutschen Gegenwartsliteratur. Westdeutscher Verlag, Opladen 1996, S. 109
  259. GA 16, 239; Holger Gehle: Motive einer Literatur »nach Auschwitz«. In: Sven Kramer (Hrsg.): Das Politische im literarischen Diskurs. Studien zur deutschen Gegenwartsliteratur. Westdeutscher Verlag, Opladen 1996, S. 109; vgl. auch Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 303: „Arbeit ist keine Strafe und Mühsal, sondern der Vorrang des freien Menschen. Deshalb bleibt auch dem Tier das Vorrecht der Arbeit versagt.“
  260. Siegfried Müller, Kultur in Deutschland: Vom Kaiserreich bis zur Wiedervereinigung, Stuttgart, 2017, Teil 2, „Schule und Bildung“, 1933–1945: „Die Universität“.
  261. Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München 2010, S. 226–228, mit Verweisen auf Guido Schneeberger: Nachlese zu Heidegger. Dokumente zu seinem Leben und Denken. Mit zwei Bildtafeln. Bern 1962, insbesondere S. 76–80; siehe auch Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933. In: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik. 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149–194, hier: 169-173; weiterhin: Artikel „Dienst“ in: Cornelia Schmitz-Berning (Hrsg.): Vokabular des Nationalsozialismus. De Gruyter, Berlin 2007, 152; zur Position der Studenten siehe: Grüttner, Michael: Studenten im Dritten Reich. Schöningh, Paderborn 1995, 63
  262. Gerhard Ritter: Selbstzeugnis 3. Die Universitåt Freiburg im Hitlerreich. Persönliche Eindrücke und Erfahrungen. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Mitglieder – Strukturen – Vernetzungen., Alber, Freiburg/München 2006, 780.
  263. Anton M. Fischer: Martin Heidegger – Der gottlose Priester: Psychogramm eines Denkers. Rüffer & Rub, 2008, S. 282.
  264. Anton M. Fischer: Martin Heidegger – Der gottlose Priester: Psychogramm eines Denkers. Rüffer & Rub, 2008, S. 282; Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 125.
  265. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, S. 308.
  266. Bernd Martin: Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahre 1933. Eine Nachlese zu Heideggers Rektorat. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 136 (1988), S. 445–477, hier S. 458, m. Anm. 86.
  267. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 766
  268. Henning Ottmann: Geschichte des politischen Denkens. Band 4.2, Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, S. 7 PDF (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.metzlerverlag.de
  269. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, S. 234
  270. Thomas Ditt: „Stoßtruppfakultät Breslau“, Mohr (Siebeck), Tübingen 2011, S. 212; Karl Roch, Von Logos, Geisteskampf und germanischem Weistum. Ein Streifzug durch die philosophischen Zeitschriften im deutschen Faschismus In: Widerspruch Nr. 13 Philosophie im deutschen Faschismus (1987), S. 57–65, hier S. 62, m. Zitat von Georg Dahm: Zur gegenwärtigen Lage der deutschen Universität. In: Zeitschrift für deutsche Kulturphilosophie 2 (1936), 211 ff.: „Als neue Form wissenschaftlicher Tätigkeit wurde Dahm zufolge an den deutschen Universitäten das „Wissenschaftslager“ entwickelt, das „in seiner Verbindung soldatischer Lebensformen mit freier wissenschaftlicher Auseinandersetzung und kameradschaftlichem Zusammensein von Dozent und Student“ einen Ansatz zur Erneuerung der Hochschule darstellen sollte“; Florian Grosser: Revolution denken. Heidegger und das Politische 1919 bis 1969. Beck, München 2011,S. 69@1@2Vorlage:Toter Link/www.chbeck.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. : „Schließlich stellt die Planung und Durchführung eines 'Wissenschaftslagers' im Herbst 1933 im Schwarzwald ein weiteres Projekt dar, an welchem das Bemühen Heideggers um einschneidende Veränderungen der akademischen Wirklichkeit abzulesen ist. Ausgesuchte Dozenten und Studenten, Kandidaten für zukünftige Führungsaufgaben im nationalsozialistischen Deutschland, sollen, so das Vorhaben, das 'Wissenschaftslager' als ein Mittel der politischen Erziehung erproben“; Martin Heidegger: An die am Ferienlager Todtnauberg (Schwarzwald) teilnehmenden Herren Dozenten und Assistenten, Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, Nr. 90, S. 170, Punkt 2: „Das lebendige Näherbringen der Ziele einer nationalsozialistischen Umwälzung des Hochschulwesens“; vgl. auch Martin Heidegger: Arbeitsdienst und Universität, GA 16 Nr. 59, S. 125 f.
  271. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 218; Otto Pöggeler: Philosophie und Nationalsozialismus – am Beispiel Heideggers. Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, S. 30
  272. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 218 m. Anm. 155
  273. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 218; zu Johannes Stein s. Lutz Hachmeister: Heideggers Testament. Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS. Ullstein, Berlin 2014.
  274. Florian Grosser Revolution denken. Heidegger und das Politische 1919 bis 1969. Beck, München 2011,S. 69@1@2Vorlage:Toter Link/www.chbeck.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  275. Jürgen Malitz: Klassische Philologie. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Alber, Freiburg/München 2006, S. 322 f., Anm. 66
  276. Lutz Hachmeister: Heideggers Testament. Der Philosoph, der Spiegel und die SS. Ullstein, Berlin 2014, S. 269.
  277. Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. S. Fischer, Frankfurt am Main 1997, S. 256.
  278. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 216; vgl. auch Herman Philipse: Heidegger's Philosophy of Being: A Critical Interpretation. Princeton University Press, Princeton/NJ 1998, S. 184 f., m. Anm. 425
  279. Ulrich Arnswald, Rezension des Buches von E. Faye: „Einiges an Heideggers Vergangenheit ist heutzutage unstrittig: (…) Er betrieb Propaganda für die NSDAP z. B. in Form von Reden und Wahlaufrufen für Hitler sowie mittels der von ihm organisierten Wissenschaftslager zur 'politischen Erziehung' der Studenten, die auch Rassekundeunterricht beinhaltete“; Emmanuel Faye, Vorwort der italienischen Ausgabe von Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie – Heidegger, l'introduzione del nazismo nella filosofia, Rom, 2012, Prefazione all'edizione italiana, S. XVIII: „Und es ist in Todtnauberg, wo, im Oktober 1933, der Rektor Heidegger sein erstes Lager zur Indoktrination organisiert (mit einem Marsch von Freiburg in SA- oder SS-Uniformen) und wo er Kurse der Rassenlehre halten lässt und sich selbst zur Auswahl der Geeignetsten anschickt.“ (Ed è a Todtnauberg che, nell'ottobre del 1933, il rettore Heidegger organizza il suo primo campo di indottrinamento (con marcia da Friburgo in uniforme della SA o delle SS), dove fa tenere corsi di dottrina razziale e procede egli stesso alla selezione dei più idonei.)
  280. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 217: „diese Passagen sind in den Akten des politischen Reinigungsverfahrens von 1945 nicht enthalten“.
  281. Martin Heidegger: Das Rektorat 1933/34. Tatsachen und Gedanken. GA 16 Nr. 180, 387; siehe auch ebd. 381 f.
  282. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 219.
  283. Florian Grosser Revolution denken. Heidegger und das Politische 1919 bis 1969. Beck, München 2011, S. 69: „Dem auf universitätspolitische Grabenkämpfe und politische Differenzen zwischen Lagerteilnehmern, die beispielsweise die Bedeutung des Rassegedankens für den Nationalsozialismus betreffen, zurückzuführenden faktischen Misslingen des ‚Todtnauberger Lagers‘ zum Trotz dokumentiert auch diese Episode Heideggers Willen zur Umgestaltung der Universität.“
  284. Tom Rockmore: On Heidegger's Nazism and Philosophy. University of California Press, Berkeley/Los Angeles 1992, S. 68: „recalls the worst excess of political efforts at mind control“, „scientific concentration camp“.
  285. Lutz Hachmeister: Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS. Ullstein, Berlin 2014, S. 191.
  286. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Aufl. Fischer, Frankfurt 2001, S. 307
  287. Margarete Götz: Die Grundschule in der Zeit des Nationalsozialismus. Klinkhardt, Bad Heilbrunn/Obb, 1997, S. 63; Martin Heidegger: Brief vom 13. April 1934 mit Bezug auf Wackers Erlass (Jahreszahl falsch), GA 16 Nr. 147, 269.
  288. Volker Hasenauer: Rassenkunde. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Alber, Freiburg/München 2006, 485-508, hier S. 503; Nißles Brief vom 20. Dezember 1933, archiviert: UAF B1/1224.
  289. Volker Hasenauer: Rassenkunde. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Alber, Freiburg/München 2006, 485-508, hier S. 503; Antwortbrief des Kultusministeriums (UAF B1/1124)
  290. Martin Heidegger: Brief vom 13. April 1934 mit Bezug auf Wackers Erlass (Jahreszahl falsch), GA 16 Nr. 147, 269.
  291. Albert-Ludwigs-Universität, Vorlesungsverzeichnis für das Sommerhalbjahr 1934, S. 42@1@2Vorlage:Toter Link/freimore.uni-freiburg.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. : „Erbbiologie, Rassenhygiene (einschließlich wichtigster Kapitel der Rassenkunde) und ihre Bedeutung für die Bevölkerungspolitik; gr. Mi 8-9; Nißle“.
  292. Volker Hasenauer: Rassenkunde. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Alber, Freiburg/München 2006, 485-508, hier 507f
  293. Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Grundlagen und Entwicklungen. Springer, Berlin-Heidelberg 1993, S. 331.
  294. Angelika Uhlmann, Wolfgang Kohlrausch (1888–1980) und die Geschichte der deutschen Sportmedizin, Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Freiburg/Stuttgart 2004, S. 126.
  295. Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Grundlagen und Entwicklungen. Springer, Berlin-Heidelberg 1993 S. 331.; Albert-Ludwigs-Universität, Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester 1934, Medizinische Fakultät: „‚Rassenkunde und Rassenpflege‘: Pakheiser; ‚Erbbiologie und Rassenhygiene‘: Nißle“.
  296. Richard Wolin, French Heidegger Wars. In: Ders. (Hrsg.), The Heidegger Controversy – A Critical Reader. (1993) MIT Press, Cambridge u. a. 1998, S. 283: „due to Fischer's influence that the racial measures promoted by Heidegger during his tenure as rectore that have been chronicled by Farias“; V. Farias: Heidegger and Nazism, htsg. mit einem Vorwort von Joseph Margolis und Tom Rockmore, Temple University Press, Philadelphia 1989, S. 70; Stuart K. Hayashi: Hunting Down Social Darwinism: Will This Canard Go Extinct? Lexington Books, Lanham 2015, S. 139: „collaborated extensively with Eugen Fischer in his eugenics studies“; J. A. Barash, Heidegger et la question de la race, Les Temps Modernes, 2008/4 (Nr. 650), S. 290–305, hier: S. 299 f.: „Il me semble qu’à placer Heidegger sur le même plan idéologique que Fischer, Günther, voire Bäumler ou Rosenberg, on efface certaines nuances cruciales“; zu Konzeptionen der „Volksgesundheit“ und der Rassenzüchtung bei Heidegger s. auch Wolf-Dietrich Bukow: Leben in der multikulturellen Gesellschaft: Die Entstehung kleiner Unternehmer und die Schwierigkeiten im Umgang mit ethnischen Minderheiten. Westdeutscher Verlag, Opladen 1993, S. 56; Alexander Schwann: Zeitkritik und Politik in Heideggers Spätphilosophie. In: Annemarie Gethmann-Siefert, Otto Pöggeler (Hrsg.): Heidegger und die Praktische Philosophie. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1988, S. 100; Emmanuel Faye: Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie. Matthes & Seitz, Berlin 2009, Kapitel 3, 98-101; italienische Ausgabe S. 103–106; auch Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, 358-365
  297. Heiner Fangerau: Das Standardwerk zur menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz im Spiegel der zeitgenössischen Rezensionsliteratur 1921–1941, Inaugural-Dissertation Medizinische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum, Bremen/Bochum 2000, S. 23, m. Zitat v. Michael Biddiss: Disease and dictatorship: the case of Hitler’s Reich. Journal of the Royal Society of Medicine 30 (1997), S. 342–346, S. 345: „Als es wenig später dann zu den 'Euthanasieprogrammen' und zum Morden an Juden und Zigeunern kam, konnten die Machthabenden dies unter Berufung auf sich selbst „wissenschaftlich“ nennende Werke wie den Baur-Fischer-Lenz 'nicht als Mord, sondern als »Heilung« behandeln, als therapeutische Maßnahme zur Erhaltung der Gesundheit des Volkskörpers'“; Henry Friedlander: The Origins of Nazi Genocide: From Euthanasia to the Final Solution. The University of North Carolina Press, Chapel Hill 1995 S. 123
  298. Alex Steiner, Der Fall Martin Heidegger. Philosoph und Nazi, I: Die Bestandsaufnahme, Messkirch, 2000, Steiner: „Die Freiburger Vorlesungsverzeichnisse zeigen, dass er sich keineswegs auf die klassischen Themen der Anthropologie beschränkt, sondern die neuen Fragestellungen der Rassenkunde in Forschung und Lehre berücksichtigt“; Helmut Heiber: Der Generalplan Ost. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Dokumentation 6, 1958, Heft 3, S. 294; Albert-Ludwigs-Universität, Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester 1918, Medizinische Fakultät, Anatomie
  299. Volker Hasenauer: Rassenkunde. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Alber, Freiburg/München 2006, 485-508, hier S. 492.
  300. Freie Universität Berlin, Otto-Suhr-Institut, Inschrift der Gedenktafel am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie.
  301. Heiner Fangerau, Das Standardwerk zur menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz im Spiegel der zeitgenössischen Rezensionsliteratur 1921–1941. Inaugural-Dissertation Medizinische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum, Bremen/Bochum 2000 S. 28
  302. Richard Wolin, French Heidegger Wars. In: Ders. (Hrsg.), The Heidegger Controversy – A Critical Reader. (1993) MIT Press, Cambridge u. a. 1998, S. 283
  303. Hans-Walter Schmuhl, Grenzüberschreitungen: das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie. Wallstein, Göttingen 2005, S. 163, Anm. 19; Arno Münster, Heidegger, la Science allemande et le national-socialime, Kimé, Paris 2002, S. 29.
  304. Martin Heidegger: Aus der Tischrede bei der Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Instituts für pathologische Anatomie an der Universität Freiburg (Anfang August 1933), Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, Nr. 75, S. 151 f.
  305. Reinhold Aschenberg: Ent-Subjektivierung des Menschen: Lager und Shoah in philosophischer Reflexion. Königshausen & Neumann, Würzburg 2003 S. 152, Anm. 116
  306. Ludger Lütkehaus: Der Staat am Sterbebett, Zeit-online (23. Mai 2001): „Hier gibt er ein womöglich noch staunenerregenderes Beispiel, wie er das viel gerühmte Prunkstück seiner frühen Philosophie – die des Todes als ‚eigenstes Seinkönnen des Daseins‘ – euthanatologisch füllen möchte. (…) Nichts Geringeres als ein Heilungsverbot für das staatsunwerte Leben. (…) Angesichts der Bedeutung dieses Heilungsverbots für das staatsunwerte Leben muss man es noch einmal wiederholen: Es handelt sich hier nicht um eine bloße historische und völkische Charakteristik der griechischen Krankheits- und Gesundheitsbegriffe, sondern vielmehr um Identifikation und Überbietung. (…) Auf engstem Raum verbindet sich hier (…) die Selbstgesetzgebung in den existenziellen Fragen von Gesundheit und Krankheit mit einer ‚Auslegung‘ des Menschenwesens, die ‚feststehender‘ kaum gedacht werden könnte: der Regression auf ‚Blut‘, auf ‚Boden‘ und der Subordination unter das Führerprinzip.“
  307. Stuart K. Hayashi: Hunting Down Social Darwinism. Will This Canard Go Extinct? Lexington Books, Lanham 2015, S. 139: „substantial contributor to Nazi eugenicist thought (…) Martin Heidegger who gave lectures in praise of Hitler and eugenics during the summer of 1933 at the Institute for Pathological Anatomy“.
  308. Ludger Lütkehaus, Zeit-online (23. Mai 2001): Der Staat am Sterbebett:„… an wem er sich, ohne seinen Gewährsmann zu nennen, orientiert. Es ist eine so berühmte wie berüchtigte Passage im dritten Buch von Platons Politeia. Dort heißt es: „Den, der nicht in seinem angewiesenen Kreise zu leben vermag, den glaubte er (Asklepios) auch nicht pflegen zu müssen, weil er weder sich selbst noch dem Staate nützt.“ (…). Die euthanatologische Absicht in beiden Versionen ist deutlich, nur dass Heidegger – und das ist gravierend – aus dem Nichtmüssen bei Platon verschärfend ein Nichtdürfen macht. Die Falschübersetzung Platons am Schluss der Rektoratsrede findet hier ihre Entsprechung.“
  309. Manfred Weinberg, Hitlers Hände. Martin Heidegger und die Euthanasie. In: Ulrich Bröckling, Benjamin Bühler, Marcus Hahn, Matthias Schöning, Manfred Weinberg (Hrsg.): Disziplinen des Lebens. Zwischen Anthropologie, Literatur und Politik. Narr, Tübingen 2004, 297–323, hier: S. 317; zur Erörterung der Rede vgl. ebd. S. 310 ff.
  310. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 356f.
  311. vgl. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 364–365, oder auch Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München 2010, S. 175.
  312. Anton Knuth: Der Protestantismus als moderne Religion, S. 70, Anm. 241: „dem ‚Bekenntnis‘ liegt eine Rede Martin Heideggers zugrunde, die zusammen mit der Unterschriftenliste vom Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) am 11. November 1933 der Regierung überreicht wurde“; vgl. auch N. Kapferer, S. 54: „‚Bekenntnis der deutschen Professoren (…) zu Adolf Hitler‘ (…). Enthält Reden einer Kundgebung in der Alberthalle zu Leipzig“; George Leaman, S. 100.
  313. vgl. zur Auswahl auch Roger Behrens in: Heidelinde Beckers, Christine Magdalene Noll (Hrsg.): Die Welt als fragwürdig begreifen – ein philosophischer Anspruch. Würzburg 2006, S. 122, Anm. 89.
  314. Martin Heidegger: Nach der Rede des Führers (übertragen aus dem Stadion). GA 16 Nr. 48, S. 104.
  315. Martin Heidegger: Die Universität im neuen Reich (30. Juni 1933). Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, Nr. 286, S. 761–763.
  316. Martin Heidegger: Zum Semesterbeginn, vgl. Universitätsführer 1933/34, veröffentlicht in der Freiburger Studentenzeitung am 3. November 1933, GA 16 Nr. 101, S. 184 f.
  317. Martin Heidegger: Aufruf zur Wahl (10. November 1933), erschienen in der Wahlnummer der Freiburger Studentenzeitung (Zaborowski 364), GA 16 Nr. 105, S. 188–189.
  318. Martin Heidegger: Ansprache am 11. November 1933 in Leipzig. GA 16 Nr. 104, S. 190–193; Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat, Überreicht vom Nat.-soz. Lehrerbund Deutschland, Gau Sachsen, o. J. [1933] Dresden-A. 1, Zinzendorfstr. 2; 136 S. Mit den Reden der Protagonisten. Mit Übersetzungen in die engl., ital., franz. und span. Sprache, S. 13 f.
  319. Martin Heidegger: Rede zu der Dozenten- und Studentenschaft ‚nach der Rede des Führers am 17. Mai 1933‘ (übertragen auf das Stadion). Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976), GA 16, Nr. 48, S. 104.
  320. Alexander Schwan: Politische Philosophie im Denken Heideggers. 2. Aufl. Westdeutscher Verlag, Opladen 1965, Ein Nachtrag, 1988, S. 218: Es „sei ein „scharfer Kampf im nationalsozialistischen Geist zu führen, der nicht ersticken dürfe durch christliche und humanisierende Vorstellungen“, ein „Kampf für dessen Verwirklichung der Volkskanzler Adolf Hitler Bürge sei.“
  321. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 160: „Dieses ist, von Martin Heidegger herausgehoben durch den kursiven Schriftsatz, birgt in sich die Aussage des Seins.“ Zur Bewertung dieser Aussage siehe: Manfred Weinberg: Hitlers Hände. Heidegger und die Euthanasie. In: Ulrich Bröckling und andere (Hrsg.): Disziplinen des Lebens. Narr Francke Attempto, 2004, S. 306; Peter Trawny: Martin Heidegger. Frankfurt am Main 2003, S. 74; Otto Pöggeler: Philosophie und Nationalsozialismus – am Beispiel Heideggers. Opladen 1990, S. 13–37, hier 27; Reinhard Mehring: Heideggers Überlieferungsgeschick: eine dionysische Selbstinszenierung. Königshausen & Neumann, Würzburg 1992, S. 81; Karl-Georg Weber: Selbstbild und Täuschung. Politisches Werben zwischen Beeinflussung und Manipulation. Centaurus, Pfaffenweiler 1996, S. 173; Hassan Givsan: Eine bestürzende Geschichte: Warum Philosophen sich durch den ‚Fall Heidegger‘ korrumpieren lassen. Königshausen & Neumann, Würzburg 1998, S. 57ff.; Florian Grosser: Revolution denken: Heidegger und das Politische 1919 bis 1969. Beck, München 2011, S. 170; Alfred Denker: Unterwegs in Sein und Zeit. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, S. 67; Richard Wolin: The Politics of Being: The Political Thought of Martin Heidegger. Columbia University Press, New York 2016, S. 106; Tracy B. Strong: On Relevant Events, Then and Now. In: Ingo Farin, Jeff Malpas (Hrsg.): Reading Heidegger’s Black Notebooks 1931–1941. MIT Press, Cambridge/MA 2016, S. 223–238, hier S. 225f.
  322. Konrad Krause: Alma mater Lipsiensis: Geschichte der Universität Leipzig von 1409 bis zur Gegenwart. Leipzig 2003, S. 277: „Der ‚Führer‘ wurde als Retter und Wiedererwecker des deutschen Volkes gepriesen“; Wolfgang U. Eckart: Ferdinand Sauerbruch – Meisterchirurg im politischen Sturm, S. 22; Victor Farias: Hitler and Nazism, S. 156.
  323. Kurt Nowak: Protestantische Universitätstheologie und „Nationale Revolution“. In: Leonore Siegele-Wenschkewitz, Carsten Nicolaisen: Theologische Fakultäten im Nationalsozialismus, S. 111, Anm. 60.
  324. Vicor Farias: Heidegger and Nazism, S. 156 ff.; es sprachen nach Göpferts Eröffnungsrede nacheinander die Wissenschaftler Eugen Fischer, Arthur Golf, Martin Heidegger, Emanuel Hirsch, Wilhelm Pinder, Ferdinand Sauerbruch, Eberhard Schmidt (Rechtswissenschaftler), Friedrich Karl Schumann und Friedrich Neumann, vgl. Konrad Krause: Alma mater Lipsiensis: Geschichte der Universität Leipzig von 1409 bis zur Gegenwart. Leipzig 2003, S. 276 f.; Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat, Überreicht vom Nat.-soz. Lehrerbund Deutschland, Gau Sachsen, o. J. [1933] Dresden-A. 1, Zinzendorfstr. 2; 136 S. Mit den Reden der Protagonisten. Mit Übersetzungen in die engl., ital., franz. und span. Sprache.
  325. Norbert Kapferer: Die Nazifizierung der Philosophie an der Universität Breslau, 1933–1945. Lit, Münster 2001, S. 54; George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, S. 100.
  326. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 364: „Es handelt sich nämlich letztlich um einen Aufruf zum Führer und zur Unterordnung unter ihn.“
  327. Karl Löwith: Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Metzler, Stuttgart 2007, S. 39.
  328. Dieter Thomä: Die Zeit des Selbst und die Zeit danach. Zur Kritik der Textgeschichte Martin Heideggers 1910–1976. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1990, S. 550.
  329. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Aufl. Fischer, Frankfurt/M. 2001, S. 387.
  330. Theodor W. Adorno: Eingriffe: Neun kritische Modelle. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1963, S. 464.
  331. Vgl. George Leaman, S. 47: Mitgliedsnummer 285.217; ebd. S. 100; N. Kapferer, S. 54; Geoff Waite in: Bruce Krajewski (Hrsg.): Gadamer’s Repercussions: Reconsidering Philosophical Hermeneutics. Berkeley, Los Angeles, London 2004, S. 273 f.
  332. Enrico Heitzer: Heinrich von zur Mühlen (1908–1994). Historiker, Experte für „Volkstum“ und Geheimdienstler. In: Helmut Müller-Enbergs; Armin Wagner (Hrsg.): Spione und Nachrichtenhändler: Geheimdienst-Karrieren in Deutschland 1939–1989. Ch. Links Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86153-872-1, S. 109–145, hier: S. 111 f.
  333. Petra Umlauf, Die Studentinnen an der Universität München 1926 bis 1945, Berlin/Boston, 2016, S. 293 m. Anm. 479
  334. Hugo Ott: Ein Brief des Rektors der Freiburger Universität Martin Heidegger an den Führer der Deutschen Studentenschaft und Reichsführer des NSDStB Oskar Stäbel in: Freiburger Diözesan-Archiv Band 117, 1997, S. 229–240, hier: S. 236.
  335. Petra Umlauf, Die Studentinnen an der Universität München 1926 bis 1945, Berlin/Boston, 2016, S. 293 m. Anm. 479: „Für von zu Mühlen war damit die eigene Autorität 'an der schwarz-reaktionären Universität Freiburg' völlig zerstört.“
  336. Vgl. Hugo Ott: Ein Brief des Rektors der Freiburger Universität Martin Heidegger an den Führer der Deutschen Studentenschaft und Reichsführer des NSDStB Oskar Stäbel in: Freiburger Diözesan-Archiv Band 117, 1997, S. 229–240, Faksimile des handschriftlichen Schreibens: S. 231f.. Siehe auch Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Auflage. Fischer, Frankfurt 2001, S. 317
  337. Martin Heidegger: Zu unbehinderter Erziehungsarbeit zurückkehren. An den Herrn Minister des Kultus des Unterrichts und der Justiz (14. April 1934), GA 16, Nr. 149, S. 272; Bernd Martin: Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahr 1933. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 136 (1988), S. 445–477, hier S. 475.
  338. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 234 ff.; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 368; Hans Maier (Hrsg.), Die Freiburger Kreise. Akademischer Widerstand und soziale Marktwirtschaft, Schöningh, Paderborn, 2014, ders., Akademischer Widerstand im Dritten Reich, S. 13; Bernd Grün, Universitätsleitung und Philosophische Fakultät In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, S. 723.
  339. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 227, Eucken über Wolfs Verhältnis zu Heidegger: „abgöttische Anbetung“; Hans Maier (Hrsg.), Die Freiburger Kreise. Akademischer Widerstand und soziale Marktwirtschaft, Schöningh, Paderborn, 2014, ders., Akademischer Widerstand im Dritten Reich, S. 13: „abgöttisch ergeben“ m. Anm. 5: „Dies galt zumindest für die Zeit von Heideggers Rektorat.“
  340. Rudolf Vierhaus, Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 10, München, 2008, u. „Erik Wolf“: „Unter dem Einfluß von Martin Heidegger geriet W. 1933/34 für kurze Zeit in den Bann der NS-Ideologie“; Lutz Hachmeister: Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS. Propyläen, Berlin 2014, S. 251: „glühend nationalsozialistisch“.
  341. Nils Goldschmidt, Die Entstehung der Freiburger Kreise, gekürzte Fassung der Diplomarbeit, Freiburg, 1995, S. 5: „Lampe, später Kernmitglied der Freiburger Kreise, war zwar national gesinnt, aber entschiedener Gegner des Nationalsozialismus“; Joachim Scholtyseck, Christoph Studt, Universitäten und Studenten im Dritten Reich, S. 144, (über Adolf Lampe): „Zugleich war ihm die Gesellschaftsauffassung der Nationalsozialisten (…) zuwider“; zu Euckens Gegnerschaft zum NS s. u. H. Maier.
  342. Lüder Gerken (Hrsg.), Walter Eucken und sein Werk Rückblick auf den Vordenker der sozialen Marktwirtschaft, Tübingen: Mohr Siebeck (2000), 53-115, hier S. 86: „Heidegger verhindert, gestützt auf den von ihm zum Dekan ernannten Rechtswissenschaftler Erik Wolf, dass Adolf Lampe zum Ordinarius ernannt wird“, m. Anm. 199: Schreiben vom 18. November 1933, Heidegger ans Kultusministerium, Staatsarchiv Freiburg 25/2 – 18; Alexander Hollerbach, Jurisprudenz in Freiburg: Beiträge zur Geschichte der Rechtwissenschaftlichen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität, Tübingen, 2007, S. 74 f.; Hans Maier (Hrsg.), Die Freiburger Kreise. Akademischer Widerstand und soziale Marktwirtschaft, Paderborn, 2014, ders., Akademischer Widerstand im Dritten Reich, S. 13: „Beim Versuch einer Umgestaltung der Universität hatte Martin Heidegger vor allem in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät lebhafte Debatten ausgelöst. In dieser Fakultät fand er beides: seinen leidenschaftlichsten Anhänger und seinen heftigsten Gegner. Der eine war der Rechtsphilosoph Erik Wolf, (…) ein Mann, der dem Rektor abgöttisch ergeben war und ihm blind auch gegen die Mehrheit der Fakultät folgte; der andere der Nationalökonom Walter Eucken, der die Reste der verbliebenen Selbstverwaltungsrechte nutzte und in der Fakultät wie im Senat mutig unangenehme Fragen stellte; er stieg bald zum heimlichen Oppositionsführer gegen den NS-Kurs des Rektors auf.“; Bernd Martin: Martin Heidegger und der Nationalsozialismus – der historische Rahmen. In: Martin Heidegger und das 'Dritte Reich'. Ein Kompendium, Darmstadt 1989, S. 14–50, hier S. 26: Eucken war der „eigentliche Widerpart und Herausforderer des die nationalsozialistische Hochschulpolitik vorantreibenden Rektors“ Heidegger; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 342.
  343. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 228; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 373; Bernd Grün, Universitätsleitung und Philosophische Fakultät In: E. Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Jürgen Malitz, Klassische Philologie, S. 723
  344. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 228.
  345. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 236: „Dieses Rücktrittsgesuch hielt Heidegger vorerst geheim“.
  346. Frank Schalow, Alfred Denker, Historical Dictionary of Heidegger's Philosophy,S. 30; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 236 f.: „Heidegger nahm also diese eher formale Angelegenheit zum Anlaß, um die Flinte ins Korn zu werfe“; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 764; GA 16, 272, 274.
  347. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 373 m. Anm. 89 f.
  348. Bernd Martin, Das politisch-weltanschauliche Umfeld. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Mitglieder – Strukturen – Vernetzungen, Freiburg und München, 2006, S. 44.: „Doch das Experiment (…) den Führer geistig zu führen, scheiterte. Heidegger (…) hinterließ eine extrem polarisierte Hochschullehrerschaft“; ebd. S. 45, Anm. 67: „UAF B3/71: Neue Habilitationsordnung vom 15. Februar 1934: Voraussetzung, neben der wissenschaftlichen Arbeit, der Nachweis der Teilnahme am Wehrsport und einem Arbeitsdienstlager. Genehmigung des Ministeriums. Diese neue Habilitationsordnung dürfte ein weiterer badischer Alleingang sein, hinter dem Martin Heidegger als 'spiritus rector' vermutet werden darf“; ders., Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahre 1933, S. 475: „die Resignation über das Scheitern seiner hochfahrenden Pläne, die Hohe Schule zur geistigen Zentrale des Dritten Reiches auszubauen, gab den eigentlichen Grund ab“; P. Matussek, Martin Heidegger. Vorbemerkung: Die Psychodynamik der Persönlichkeit in ihrer Beziehung zum Werk, Aufsatz aus: ders. Analytische Psychosentherapie, Heidelberg, 1997: „Das Rektorat 1933/34, in dem Heidegger sich noch einmal mit aller Unerbittlichkeit zum Führer und 'echten Nazi' aufspielte“; Lutz Hachmeister: Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS. Propyläen, Berlin 2014, S. 72: „im Stil eines Hochschuldiktators“; Zimmermann, S. 65: „Als Martin Heidegger am 23. April 1934 vom Freiburger Rektorat zurücktrat, tat er dies auch aus Enttäuschung darüber, daß seine radikalen Ideen nicht durchzusetzen waren. Die Politik der NSDAP war ihm nicht revolutionär genug“; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 340 ff.: „Palastrevolte“.
  349. Bernd Martin: Martin Heidegger und das Dritte Reich. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989, S. 35; Martin Heidegger: Streit mit dem Führer des SA-Hochschulamtes, GA 16, Nr. 136, 256f.; Anton M. Fischer: Martin Heidegger – der gottlose Priester: Psychogramm eines Denkers. Rüffer & Rub, 2008, S. 337: „Mit der Parallelautorität, die sich inzwischen als SA-Hochschulamt etabliert hat, liefert er sich einen hoffnungslosen Machtkampf.“; Alexander Schwan: Politische Philosophie im Denken Heideggers. 2. Aufl. Westdeutscher Verlag, Opladen 1965, Ein Nachtrag, 1988, S. 212f.: „Er war nun der rechtlich und politisch eindeutig geführte Führer. Er hatte seine eigene Führerschaft durch eine aktiv mitbetriebene, aber undurchschaute Selbstpreisgabe erkauft. Dieser Umstand hat die Konstellation bei seinem Rücktritt im April 1934 maßgeblich bestimmt. […] Heidegger hatte akzeptiert, daß nach der neuen badischen Hochschulverfassung ein SA-Hochschulamt in der Universität eingerichtet wurde und dessen Führer zum ständigen Mitglied des Senats ernannt werden mußte. Damit aber war die eigentliche Führung in der Universität institutionalisiert.“
  350. D. Morat, S. 126, Anm. 73; Victor Farias, S. 213 ff.
  351. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 224; Lutz Hachmeister: Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS. Propyläen, Berlin 2014, S. 261: „In den Vorgängen bei jenem ‚Todtnauberger Lager‘ (…) sah Heidegger ‚ein eigentümliches Vorzeichen‘ für seinen Sturz. Das Ferienlager (…) war als Exempel für Heideggers nationalsozialistische Universitätsidee gedacht“; Martin Heidegger: Das Rektorat 1933/34. Tatsachen und Gedanken, GA 16, Nr. 180, 372-394, hier 386.
  352. Martin Heidegger: Das Rektorat 1933/34. Tatsachen und Gedanken, GA 16, Nr. 180, 372-394, hier S. 388.
  353. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 224.
  354. Bernd Martin, Das politisch-weltanschauliche Umfeld. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Mitglieder – Strukturen – Vernetzungen, Freiburg und München, 2006, S. 43: „die anfängliche Trias Baeumler-Heidegger-Krieck“.
  355. zu Baeumler, Krieck und dem Gutachten von Jaensch s. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 241 ff; Gerhard Ritter: Selbstzeugnis 3. Die Universität Freiburg im Hitlerreich. Persönliche Eindrücke und Erfahrungen. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Mitglieder – Strukturen – Vernetzungen. Freiburg und München 2006, S. 782: Heidegger habe zu Ritter im Bereinigungsverfahren 1945 gesagt, „daß er sich so über die Ernennung von Krieck (…) zum Rektor von Heidelberg geärgert hat, daß er auf sein Rektorat verzichtete. Diese Ernennung machte ihm deutlich, daß er gar keinen Einfluß auf die Kulturpolitik der Partei besaß“.
  356. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 235: „der schlimme Satz von der Konspiration gewisser Universitätskreise mit dem Nationalsozialismus“.
  357. Martin Heidegger: Das Rektorat 1933/34. Tatsachen und Gedanken, GA 16, Nr. 180, 372-394, hier S. 388; s. dazu Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 234: „Den Zeitpunkt, nämlich Februar 1934, dürfte inzwischen niemand mehr aufrechterhalten wollen“.
  358. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 345.
  359. Martin Heidegger: Das Rektorat 1933/34. Tatsachen und Gedanken, GA 16, Nr. 180, 372-394, hier S. 388 f.; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 234.
  360. Lutz Hachmeister: Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS. Propyläen, Berlin 2014, S. 251.
  361. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 227 f.
  362. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 371.
  363. Martin Heidegger: Stellungnahme zur Beibehaltung der Rektoratsübergabe (4.5.34), GA 16, Nr. 153, S. 278; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 370 ff.
  364. Hans Maier (Hrsg.), Die Freiburger Kreise. Akademischer Widerstand und soziale Marktwirtschaft, Paderborn, 2014, ders., Akademischer Widerstand im Dritten Reich,
    S. 13: „Auf der anderen Seite zeigte das rasche Scheitern seines Rektorats exemplarisch, dass eine Universität in ihrer Vielgestaltigkeit und Kompliziertheit mit dem Führerprinzip und dem Einhämmern einer politischen Ideologie nicht zu regieren war. So trat nach Heideggers Rücktritt nach dem Urteil vieler Zeitzeugen in Freiburg eine relative Lockerung des akademischen Lebens ein“; C. Kersting, Pädagogik im Nachkriegsdeutschland, S. 288 f.: „Kern (…) war (…) Parteimitgliedern vorgezogen worden, um (…) für Ruhe und Ordnung zu sorgen“; Ende Mai 1934 schrieb Eucken, es habe sich „vieles gebessert, seitdem Heidegger und seine Clique aus der Führung der Universität ausgeschieden sind“: An Alexander Rüstow in Istanbul, zitiert nach Wendula von Klinckowstroem: Walter Eucken: Eine biographische Skizze, in: Lüder Gerken (Hrsg.), Walter Eucken und sein Werk. Rückblick auf den Vordenker der sozialen Marktwirtschaft, Tübingen: Mohr Siebeck (2000), 53-115, hier S. 87; Nils Goldschmidt, Die Entstehung der Freiburger Kreise, gekürzte Fassung der Diplomarbeit, Freiburg, 1995, S. 5: „allmähliche Beruhigung“.
  365. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, S. 13: „Innerhalb der NSDAP gab es stets konkurrierende Stimmen, die den ‚wahren Nationalsozialismus‘ zu definieren suchten: ihre Kämpfe wurden nie eindeutig entschieden und waren auch nicht eindeutig entscheidbar. (…) Die oft wiederholte Behauptung seiner Verteidiger, er habe unter ‚Nationalsozialismus‘ etwas ganz besonderes verstanden, das mit dem realen Nazismus nichts zu tun hatte, erweist sich als trivial, weil stets eine Vielzahl von unterschiedlichen Versionen in Umlauf gewesen ist“; Gereon Wolters: Philosophie im Nationalsozialismus, in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Philosophie im Nationalsozialismus. Meiner, Hamburg 2009, 57-81, hier S. 64; auch Heidegger bestätigt die Vielfalt der NS-Philosophien und die Verzichtbarkeit der Philosophie für die Weltanschauung in einem nicht vorgetragenen Zusatz zu „Die Zeit des Weltbildes“ (Holzwege, GA 5, 100), in dem er 1939 „von den mühseligen Anfertigungen so widersinniger Erzeugnisse, wie es die nationalsozialistischen Philosophien sind“ spricht, die „nur Verwirrung anrichten. Die Weltanschauung braucht zwar und benutzt die Philosophiegelehrsamkeit, aber sie bedarf keiner Philosophie, weil sie als Weltanschauung eine eigene Deutung und Gestaltung des Seienden übernommen hat“
  366. R. Wolin, „Hohe Luft“, 2015, 03: „Es gab keine offizielle antisemitische Doktrin, sondern immer ein ganzes Spektrum von antisemitischen Sichtweisen. Solange jemand mit bestimmten Prinzipien zur Lösung der Judenfrage übereinstimmte, wurde das vom Regime akzeptiert.“
  367. Hans Jörg Sandkühler: Vergessen? Verdrängt? Erinnert? Philosophie im Nationalsozialismus. Zur Einführung, in: ders. (Hrsg.): Philosophie im Nationalsozialismus, Meiner, Hamburg 2009, 9-29, hier S. 17: s. auch Gereon Wolters: Der „Führer“ und seine Denker. Zur Philosophie des „Dritten Reichs“, in: DZPhil, 47 (1999), 223-251, hier S. 229: „unmittelbar nach der ‚Machtergreifung‘ beinahe ein Gerangel der ‚besten Geister‘ darum (…), wer (…) dazu bestimmt war, die (…) Philosophie des Regimes (…) zu repräsentieren“; G. Wolters, S. 233, wertet gemäß zweier Kriterien u. a. Baeumler, Krieck, Rothacker und Heidegger als „mindestens zeitweise, Naziphilosophen“; Ralph Stöwer: Erich Rothacker: Sein Leben und Seine Wissenschaft Vom Menschen, Bonn University Press, Bonn 2011, S. 16: „Wie Heidegger, Carl Schmitt, Freyer oder Krieck gehörte auch Rothacker zu den Professoren, die den Anspruch erhoben, ‚den neuen Staat als unabhängiger Denker geistig und politisch mitzugestalten‘“ m. Verw. auf Rothacker in Anm. 18; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2020, S. 251, Anm. 103: „Es scheint, dass Heidegger bereits 1932 zu den ‚gewonnenen >besten Kräften<‘ gezählt wurde – neben Baeumler, Jaensch und Rothacker. Allerdings ist fraglich, was dies genau bedeutet.“
  368. Briefwechsel Heidegger-Rothacker 1922–1924 s. Theodore Kisiel in: Dilthey-Jahrbuch VIII/1992-1993, S. 226 ff.; ders., The Genesis of Heidegger's „Being and Time“. S. 477 f.; George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, S. 73
  369. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 140
  370. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 187
  371. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993Leaman, S. 47.
  372. „Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten weltanschaulichen und geistigen Schulung und Erziehung der NSDAP und der ihr angeschlossenen Verbände“ (…): „In dieser Eigenschaft hat er die Reinheit der nationalsozialistischen Idee zu hüten. Sein Amt ist gegliedert in Verwaltungsamt, Amt Schulung, Amt für Kunstpflege, Hauptstelle Wissenschaft (Philosophie und Pädagogik, Geschichte, arische Weltanschauung), Amt Schrifttumspflege, Abteilung für weltanschauliche Information, Amt Vorgeschichte, Hauptstelle Nordische Fragen, Hauptstelle Presse.“ In: Rudolf Kluge, Heinrich Krüger (Hrsg.): Verfassung und Verwaltung im Großdeutschen Reich. Reichsbürgerkunde. 2., neubearb. Aufl., Berlin 1939, S. 197
  373. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, S. 134 f. U. Anm. 50
  374. Ralph Stöwer, Erich Rothacker: Sein Leben und Seine Wissenschaft Vom Menschen. Bonn University Press, Bonn 2011,S. 243 f. m. Anm. 633: Verw. a. den Völkischen Beobachter v. 2. September 1933
  375. Oliver Kohns, Reinheit als hermeneutisches und als paranoides Kalkül. Der Rassediskurs der 1920er und 30er Jahre, Weimarer Beiträge 54(2008)3, S. 366 f..
  376. Ludwig Ferdinand Clauß, Rasse und Seele, zit. n. O. Kohns, S. 365
  377. Oliver Kohns, Reinheit als hermeneutisches und als paranoides Kalkül. Der Rassediskurs der 1920er und 30er Jahre, Weimarer Beiträge 54(2008)3, S. 367: „Die Theorie einer arischen Rasse bleibt vor allem realpolitisch weiterhin wirksam, der rassenideologische Diskurs der Zeit ist jedoch weitaus komplexer, als es die gängige Formel der ‚reinen arischen Rasse‘ vermuten ließe.“
  378. Jan Weyand, Historische Wissenssoziologie des modernen Antisemitismus. Wallstein, Göttingen 2016,S. 311 ff. „nationalrassistischer Antisemitismus“; Oliver Kohns: Reinheit als hermeneutisches und als paranoides Kalkül. Der Rassediskurs der 1920er und 30er Jahre, Weimarer Beiträge 54(2008)3,S. 366 f.; Brigitte Fuchs: „Rasse“, „Volk“, Geschlecht: anthropologische Diskurse in Österreich 1850–1960. Campus, Frankfurt 2003, S. 92 f.
  379. Sidonie Kellerer: Kampf der Besinnung. DZPhil 63 (2015), 941-957, S. 948: „Heidegger spricht im Herbst 1938 von den machenschaftlich begründeten Prinzipien des ‚Blut und Boden‘ (GA 96, 55). Doch er benutzt bis etwa Ende 1936 wiederholt die kumulative Wendung: ‚nicht nur‘ Blut, ‚sondern auch‘ Geist. Die Bedeutung des Blutes wird nicht negiert; sie wird zugunsten des Geistes und des Wesens relativiert.“
  380. GA 36/37, S. 263
  381. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, S. 61: „Genauso wie Heidegger mit dem Begriff der 'Rasse' umgeht, nämlich seine positive Bedeutung anzuerkennen, um sie einzuschränken (…) behandelt er auch das Ideologem von 'Blut und Boden'. 'Blut und Boden' seien 'zwar mächtig und notwendig, aber nicht hinreichende Bedingung für das Dasein eines Volkes'“; s. auch ebd. S. 40: „Heideggers Distanz zum Rassedenken betrifft demnach die theoretische Verabsolutierung eines Momentes der 'Geworfenheit' unter anderen Momenten, jedoch nicht die Ansicht, das 'Rasse' zum Dasein gehört“; Morat, S. 136 f.: „Auf diese Weise versuchte sich Heidegger zwar von einem rein biologistischen Rassismus abzugrenzen, vertrat selbst aber ebenfalls ein völkisches Blut-und-Boden-Denken“.
  382. GA 94, S. 189, Überlegungen III
  383. Mit dem Verweis auf unveröffentlichte Forschungen von Franck Jolles widersprach Emmanuel Faye dieser Darstellung und machte geltend, dass Heidegger am 30. Januar 1934 vielmehr eine manifeste Lobrede auf den Nationalsozialismus gehalten habe, aus der Faye im Gespräch mit I. Radisch zitiert,Die Zeit, 2014, 01
  384. GA 36/37, S. 263, Sein und Wahrheit, Vorlesung WS 1933/34: „Wesen der Wahrheit“
  385. Reinhard Mehring: Heideggers „große Politik“. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, S. 165 f.: „Heidegger macht dem Biologismus aber nicht den Rassismus, sondern den Evolutionismus zum Einwand“; Meike Siegfried, S. 412 f.: Heideggers Ablehnung einer „biologistischen Deutung des menschlichen Daseins“ zeige, dass „die Frage nach dem Wer-Sein des Volkes“ bei ihm eine „‚Entscheidungsfrage‘“ sei; die Ablehnung von Biologismus und Rassismus führe „nicht zwangsläufig in eine unüberbrückbare Ferne zur NS-Ideologie“, da das Motiv „Härte und Schwere“ hier „überdeutlich“ hervortrete; J. Appelhans, Martin Heideggers ungeschriebene Poetologie. S. 164: „Tatsächlich übt Heidegger in dieser Vorlesung weder Kritik am Nationalsozialismus noch zieht er einen Schlußstrich unter sein politisches Engagement, denn die Figuren Rosenberg und Kolbenheyer waren innerhalb der nationalsozialistischen Bewegung durchaus umstritten und die Kritik an ihnen war risikolos, ja sogar konsensfähig.“
  386. vgl. z. B. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 634; Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Klostermann, Frankfurt am Main 2014, S. 29; George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, S. 136: „Und hier liegt die wesentliche Differenz zwischen Heidegger und den anderen Philosophen-Rektoren: Während diese sich mit den biologistischen Rasse-Theorien Rosenbergs arrangierten oder 'Rasse' als philosophischen Begriff zumindest akzeptierten, lehnte Heidegger dies konsequent ab – aber (wie gesehen) nicht etwa deshalb, weil er den Nazismus ablehnte“; Ch. R. Bambach, Heidegger's Roots: Nietzsche, National Socialism, and the Greeks, S. 5.
  387. S. Kellerer, Heidegger: Denken als Kampf, S. 948; s. auch J. A. Barash, Heidegger et la question de la race, Les Temps Modernes, 2008/4 (Nr. 650), S. 290–305, hier: S. 299 f.:„Dans le cours de 1933–1934 'Vom Wesen der Wahrheit', Heidegger prend soin de distinguer son propre concept de race (Rasse, Stamm, Geschlecht, Art) des idées de ce qu’il nomme la 'biologie libérale', périmées à son sens. Sous cette expression de 'biologie libérale', il désigne notamment la théorie de l’évolution de Darwin dont il critique les principes biologiques en ce qu’ils expriment les préjugés du libéralisme et du positivisme anglais de son époque. Mais il inclut de façon significative dans sa critique de Darwin le darwinisme tel qu’il a été modifié par les idéologues de la race aryenne. Il s’en prend explicitement à des apologistes du nazisme, notamment au romancier et essayiste Erwin Guido Kolbenheyer (1878–1962) qui applique l’idéologie de la race aryenne (ou nordique) à la compréhension de la réalité politique de l’époque. (…) Il me semble qu’à placer Heidegger sur le même plan idéologique que Fischer, Günther, voire Bäumler ou Rosenberg, on efface certaines nuances cruciales“; s. auch O. Kohns, Anm. 28: „An dieser Stelle muß Frank-Lothar Kroll (Utopie als Ideologie. Geschichtsdenken und politisches Handeln im Dritten Reich: Hitler – Rosenberg – Darré – Himmler – Goebbels, Paderborn u. a. 1998, S. 122) widersprochen werden, der einen Gegensatz sieht zwischen einer theologisch orientierten Kritik des Judentums (bei Alfred Rosenberg) und der rassistisch orientierten Kritik (bei Clauß, Hitler etc.). Tatsächlich begründet sich sowohl der theologisch als auch der rassistisch argumentierende Antisemitismus in den 1930er Jahren durch identische Klischees und Topoi, identische Motive: der Materialismus der Juden, ihre Gier, ihre Neigung zur Verstellung, kurz: ihre Verbundenheit mit der Repräsentation in all ihren Formen.“
  388. Heidegger/Bauch: Briefwechsel 1932–1975. Karl Alber, 2010, S. 35.
  389. Kriecks Artikel in „Volk im Werden“, Germanischer Mythos und Heideggersche Philosophie, wieder publiziert bei Schneeberger, 1962, S. 225 ff.; Heidegger-Jahrbuch 4, S. 193–195; Andreas Luckner, Heidegger und das Denken der Technik. transcript, Bielefeld 2008 S. 67
  390. Ralph Stöwer: Erich Rothacker: Sein Leben und seine Wissenschaft vom Menschen. Bonn University Press, Bonn 2011, S. 175
  391. Hans Naumann in der Zeitschrift „Muttersprache“, Laudatio auf Heidegger: Sorge und Bereitschaft. (Der Mythos und die Lehre Heideggers), Germanischer Schicksalsglaube, Jena 1934, S. 68–89, jetzt in: Heidegger-Jahrbuch 4, S. 178–193; Karl A. Moehling in: Thomas Sheehan (Hrsg.): Heidegger: The Man and the Thinker, New Jersey, 1981, S. 36; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 563–566: Erörterung des Textes von Naumann.
  392. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 242.
  393. zit. n. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 243.
  394. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, S. 53.
  395. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 241; s. dazu auch R. Marten, Groß denken, groß irren. Rasse, Volk und Geist: Bemerkungen zur politischen Philosophie Martin Heideggers, Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Originalbeitrag erschienen in: Badische Zeitung 27. Jan. 1988 (= Nr. 21), S. 12 Sp. 2: „Kraft und Rasse als je eigene deutsche sind jetzt das wahrhaft Universelle, aus dem all das, was anderen 'eigen' ist, wesenhaft ausgeschlossen bleibt. Genau mit diesem ideologischen Selbstverständnis des Nationalsozialismus geht Heidegger konform: 1933 und alle Zeit danach.“ ebd. Sp. 3: „Doch die Hitler-Leute konnten seinem philosophischen Rassismus nicht folgen.“
  396. Karl Jaspers, Philosophische Autobiographie, erweiterte Auflage, Piper, München, 1977, S. 101, zit. n. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 45 f.
  397. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 45, 50.
  398. GA 96, S. 262 (= Schwarzes Heft, Überlegungen XV, S. 17), auf 1941 datiert, vgl. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 45 f.
  399. David Farrell Krell, Ecstasy, Catastrophe: Heidegger from Being and Time to the Black Notebooks, New York, 2015, S. 164: „who would not be defeated by the phantasm of an international Jewish conspiracy manipulating both Bolshevik Russia and National Socialist Germany?“
  400. GA 96, Überlegungen, XIII, 77; s. auch Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 52: „die ‚Denkweise‘ der totalitären Staaten (…) als auch der westlichen Demokratien“.
  401. Sidonie Kellerer, Rezension: Heideggers Briefwechsel mit Kurt Bauch, S. 5 f.; Martin Heidegger, Kurt Bauch, Briefwechsel 1932–1975, Almuth Heidegger (Hrsg.): Freiburg, München, 2010, S. 61, Brief vom 25. November 1939 an Kurt Bauchs Ehefrau Doris; s. auch dies., Heidegger. Denken als Kampf, S. 950 f.; dies, 2014, A quelle „guerre invisible“ Heidegger faisait-il référence?
  402. Überlegungen, XIV, 1940
  403. Die Geschichte des Seyns, GA 69, 74
  404. Die Geschichte des Seyns, GA 69, 77 f.
  405. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 53 f. m. Anm. 40
  406. Theodore Kisiel, 2016: „… 'can be counted on the fingers of one hand' (GA 69: 78). Heidegger's select company of global arch-criminals of the 20th century would certainly have included Hitler and at least Stalin, with the possible supplement of a global Jewish cabal working stealthily and conspiratorially behind the scenes of the world stage“; s. auch Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 54: „es ist nicht auszuschließen, dass diese Kennzeichnung neben Hitler und Stalin die 'Judenschaft' mit umfasst.“
  407. Till Kinzel, Rezension von Trawny, Peter: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. In: Informationsmittel (IFB): digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft. pdf, S. 3
  408. GA 36/37: Vom Wesen der Wahrheit, S. 90-91.
  409. s. auch Thomas Vašek, Heidegger. Ein totalitärer Denker, Hohe Luft, 2014, Nr. 09, S. 73: „Als Freiburger Rektor beteiligt sich Heidegger zwar nicht unmittelbar an der primitiven Judenhetze der Nazis. Doch es gibt bereits damals Hinweise auf Heideggers Antisemitismus (…). In einer Vorlesung im Wintersemester 33/34 sagt Heidegger: '(…) Dieser Feind könne sich auch 'in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes' festgesetzt haben'“; James Phillips, Heidegger's Volk: Between National Socialism and Poetry, Stanford, 2005, S. 105: „Heidegger asserts, again like Hitler, that the real enemy lies invert within the people“; Gaëtan Pégny, Polysemie et Equivoque,S. 129: „Avec ce que l’on a pu dire en introduction de la généalogie antisémite du re-couvrement du concept grec originel de vérité par le judéo-christianisme faite par Heidegger, le passage suivant, tiré du cours du semestre d’hiver 1933–1934 sur L’essence de la vérité consacré au fragment 53 d’Héraclite sur le combat père de toutes choses, ne peut plus lui non plus apparaître comme un accident de parcours“.
  410. Daniel Morat; Von der Tat zur Gelassenheit. Konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst und Friedrich Georg Jünger, Wallstein, Göttingen 2007, S. 133
  411. Thomas Poiss: Gerissenheit. Heidegger als Heraklit. In: Wolfgang Ulrich (Hrsg.): Verwindungen. Arbeit an Heidegger, Frankfurt/ M., 2003, 63-88, hier: S. 73: das Wort 'festgesetzt' im Kontext von 'Wurzel des Daseins' suggeriert unzweifelhaft: „nicht urwüchsig, sondern wie ein Parasit“; Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 103 f.: „Möglicherweise will Heidegger den neuen Machthabern entgegenkommen. Denn die Semantik dieser Formulierung ist aktuell. Ist es nicht der „Parasit“, der sich „in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes festgesetzt“ hat? (…) Unausgesprochen wird (…) das 'Judentum', der 'völligen Vernichtung' ausgesetzt“.
  412. E. Faye, S. 229: „Der Kampf beschreibt haargenau in der für Heidegger so charakteristischen Sprache den Rassenkampf der Nationalsozialisten gegen die Juden, die sich im deutschen Volk assimiliert haben“; ders., Der Nationalsozialismus in der Philosophie. Sein, Geschichtlichkeit, Technik und Vernichtung in Heideggers Werk In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.), Philosophie im Nationalsozialismus, Hamburg 2009, 134 f.@1@2Vorlage:Toter Link/books.google.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) : „Was Heidegger schreibt, entspricht dem, was der Gestapo als neue Mission anvertraut war: der 'Gegnerforschung'. Es handelt sich um den auf die innerste Wurzel des germanischen Volkes gepfropften Feind, den es zu identifzieren gelte, um ihn gänzlich zu zerstören, somit den Gegner der nationalsozialistischen Revolution, von dem in den Vorlesungen laufend die Rede ist, aber ebenso und vor allem handelt es sich um den im deutschen Volk assimilierten Juden“.
  413. Gregory Fried in: Ingo Farin, Jeff Malpas, Reading Heidegger's Black Notebooks 1931–1941, Cambridge/Mass., London, 2016, S. 53: „Heidegger's cynism is breathtaking: he is willing to allow the manufacture of an enemy (…), so that Dasein may not lose its edge.“
  414. Thomas Poiss: Gerissenheit. Heidegger als Heraklit. In: Wolfgang Ulrich (Hrsg.): Verwindungen. Arbeit an Heidegger, Frankfurt/ M., 2003, 63-88, hier: S. 74: „Im Kontext des Jahres 1933/34 musste Heidegger klar sein, was er tat, indem er so sprach: er hetzte.“ (…) „Jemand, der ohne den geringsten äußersten Zwang bei seiner eigensten Tätigkeit – z. B. dem Auslegen von Heraklits polemos-Fragment, zur völligen Vernichtung eines sich parasitär im Dasein des Volkes sich festsetzenden Feindes aufruft“; s. auch S. Kellerer, de Gruyter, Heidegger. Denken als Kampf, DZPhil 2015; 63(5): 941–957, hier: S. 947; Jan E. Dunkhase, Deutsches Literaturarchiv Marburg, Quelle: „wo die ‚Judenschaft‘ im ‚Zeitraum des christlichen Abendlandes, d. h. der Metaphysik‘ als ‚das Prinzip der Zerstörung‘ dargestellt wird und der Kampf des „wesenhaft ‚Jüdischen‘ im metaphysischen Sinne gegen das ‚Jüdische‘ als ‚Höhepunkt der Selbstvernichtung in der Geschichte‘ (Anmerkungen I, GA 97, S. 20) – da können nur Unbeirrbare Antisemitismus in Abrede stellen.“
  415. GA 65, S. 493
  416. Tom Rockmore: Philosophie oder Weltanschauung? In: Wolfdietrich Schmied-Kowarzik und andere (Hrsg.): Erkennen – Monas – Sprache: Internationales Richard-Hönigswald-Symposion. Kassel 1995
  417. GA 95, S. 96 f., Überlegungen VIII, 9
  418. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 35; ders. ebd. S. 33, weist auf ein von einem Studenten überliefertes Zitat Heideggers aus einer Vorlesung vom Winter 1933/34 hin: „Einem slavischen Volke würde die Natur unseres deutschen Raumes bestimmt anders offenbar werden als uns, den semitischen Nomaden wird sie vielleicht überhaupt nie offenbar“; die Vorlesungsmitschrift wurde nicht in der Gesamtausgabe publiziert, vgl. dafür Über Wesen und Begriff von Natur, Geschichte und Staat in Alfred Denker, Holger Zaborowski (Hrsg.): Heidegger und der Nationalsozialismus: I. Dokumente. Karl Alber, Freiburg/München 2009, S. 82; Emmanuel Alloa, Gagarine Et La Forêt Noire. Métapolitiques Du Déracinement Chez Heidegger, Lévinas Et Blanchot. In: Alfred Bodenheimer, Miriam Fischer-Geboers (Hrsg.): Lesarten der Freiheit, München, 2015, S. 167 f.: „Celui-ci n'est au mieux qu'un antisémitisme culturel (…) un sorte du concession au Zeitgeist ambiant.“
  419. Überlegungen XII, GA 96, p. 46, 1939
  420. Jörg Heidegger, Alfred Denker (Hrsg.): Martin Heidegger. Briefwechsel mit seinen Eltern und Briefe an seine Schwester, Freiburg, München, 2013, S. 56, zit. n. S. Kellerer, Rezension: Heideggers Briefwechsel mit seiner Familie und mit Kurt Bauch, S. 3, m. Verw. in Anm. 4 a. H. Zaborowski, Heidegger-Jahrbuch, Bd. 5, Freiburg, 2009, S. 261; Peter Trawny: „Eine neue Dimension“ in: Die Zeit, 27. Dezember 2013, S. 48; Trawny spricht ebd. von einem „antisemitischen“ Ressentiment, das in den Schwarzen Heften „eine andere, erschreckende Dimension“ erhalte.
  421. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 33–38.
  422. Peter Trawny, Mythos, S. 38 f.
  423. Vgl. das Nachwort des Herausgebers: Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis). GA 65, S. 511.
  424. Mario Fischer: Religiöse Erfahrung in der Phänomenologie des frühen Heidegger. Göttingen 2013, S. 265 f., m. Anm. 61
  425. Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis), GA 65, S. 163
  426. Hartmut Schmidt, Die Sprache des Regimes und die Sprache der Bürger. Carl Goerdeler und andere zum Leipziger Universitätsjubiläum 1934, S. 83 f.
  427. Meike Siegfried, Abkehr vom Subjekt: Zum Sprachdenken bei Heidegger und Buber, S. 405
  428. Günter Hartung, Deutschfaschistische Literatur und Ästhetik: gesammelte Studien,S. 97: Der aus Hitlers antisemitischem Mein Kampf stammende Begriff „Entrassung“
  429. GA 96, S. 56, Überlegungen XII, 82
  430. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 41 ff. m. Anm. 18.
  431. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 43.
  432. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 45: „Der zweite Typus des Antisemitismus bei Heidegger kann als 'rassisch' oder 'rassistisch' bezeichnet werden“.
  433. Thomas Vašek, Heidegger. Ein totalitärer Denker, Hohe Luft, 2014, Nr. 09, S. 74: „Aus Heideggers Sicht befördern die Juden die Seinsverlassenheit der modernen Welt, die ‚Entwurzelung alles Seienden aus dem Sein‘. Ein solches Denken trägt verschwörungstheoretische Züge.“
  434. S. Vietta, Erdball, S. 20 f.
  435. Die Geschichte des Seyns, GA 69, S. 223.
  436. Zu Ernst Jünger, GA 90, 99 bzw. 38
  437. Freiburger Studentenzeitung, Nr. 1, 3. November 1933, S. 6, vgl. Guido Schneeberger, Nachlese zu Heidegger, Bern 1962, S. 137
  438. Ruf an die Gebildeten der Welt, GA 16, 217; vgl. dazu Victor Farias: Heidegger und der Nationalsozialismus, Fischer, Frankfurt/M. 1989, S. 224.
  439. Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Karl Alber, Freiburg/München 2010, S. 177, Fn. 123.
  440. Heidegger/Bauch: Briefwechsel 1932–1975. Karl Alber, 2010, Brief vom 7. Februar 1935, S. 18.
  441. Cornelia Schmitz-Berning, Vokabular des Nationalsozialismus, Berlin 2007, S. 292 f. u. „Halbjude“
  442. Sidonie Kellerer, Rezension. Heideggers Briefwechsel mit seiner Familie und mit Kurz Bauch, S. 4, m. Verw. in Anm. 4 a. H. Zaborowski, Heidegger-Jahrbuch, Bd. 5, Freiburg, 2009, S. 261; Peter Trawny: „Eine neue Dimension“ in: Die Zeit, 27. Dezember 2013, S. 48.
  443. Dieter Thomä, Heidegger und der Nationalsozialismus. In der Dunkelkammer der Seinsgeschichte. In: Dieter Thomä (Hrsg.): Heidegger-Handbuch. Leben-Werk-Wirkung. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart und Weimar 2013, S. 116.
  444. zit. n. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Frankfurt am Main 2001, S. 289; Michael Watts: The Philosophy of Heidegger. McGill-Queen's University Press, 2011, S. 250.
  445. vgl. dazu Martina Thiele, Publizistische Kontroversen über den Holocaust im Film,S. 89–91
  446. Anmerkungen V, GA 97, S. 444.
  447. D. di Cesare Heidegger, die Juden, die Shoah, Frankfurt, 2015, 334 ff.
  448. Anti-Semitism, Anti-Marxism, and Technophobia: The Fourth Volume of Martin Heidegger’s Black Notebooks (1942–1948), University of Westminster, tripleC 13(1): 93–100, 2015,S. 96; Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hrsg.): Lexikon der 'Vergangenheitsbewältigung' in Deutschland S. 240: Eggert Blum im Artikel der Zeit vom 27. November 2014, in dem er den in der GA 96 fehlenden Satz der „Vorbestimmung der Judenschaft für das planetarische Verbrechertum“ publizierte, vgl. auch Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 119 f.
  449. Sidonie Kellerer: Heidegger. Denken als Kampf, DZPhil 2015; 63(5): 941–957, hier: S. 952; Ernst Jünger/Martin Heidegger: Briefe 1949–1975. Unter Mitarbeit von Simone Maier herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Günter Figal, Klett-Cotta/Vittorio Klostermann. Stuttgart/Frankfurt 2008, S. 13.
  450. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Frankfurt a. M. 1988, S. 171.
  451. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 2010, S. 390; Helmuth Vetter: Grundriss Heidegger. 2014, S. 407; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt a. M. 1988, S. 169 f., datiert den Brief dagegen auf den 28. April 1933 und weist darauf hin, dass es zwei „Überlieferungsstränge“ der Version des Briefes gibt: das Original des Briefes „ist 1940 im Antwerpener Hafen (…) verbrannt“.
  452. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 2010, S. 391: Beziehung für beendet erklärt.
  453. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 2010, S. 391, Anm. 142.
  454. Helmuth Vetter: Grundriss Heidegger. 2014, S. 70–72
  455. zit. nach Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Frankfurt a. M. 1988, S. 176.
  456. Husserl in: Herbert Spiegelberg, Eberhard Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, Den Haag, 1982, S. 342 f. zit. n. H. Ott, S. 175.
  457. zit. n. H. Ott, S. 172.
  458. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Frankfurt am Main 2001.
  459. GA 16, S. 662; vgl. dazu auch Peter Freienstein: Sinn verstehen: Die Philosophie Edith Steins. London 2007, S. 169
  460. vgl. hierzu Hugo Ott: Martin Heidegger, Unterwegs zu seiner Biographie. Campus Verlag, S. 168f.; Walter Biemel: Erinnerungsfragmente. In: Günther Neske (Hrsg.): Erinnerung an Martin Heidegger. 2003, S. 22, zit. n. Zaborowski, S. 391 m. Anm. 142.
  461. „Max Müller: Martin Heidegger – Ein Philosoph und die Politik. Ein Gespräch mit Bernd Martin und Gottfried Schramm“. In: Günther Neske, Emil Kettering (Hrsg.): ‘’Antwort. Martin Heidegger im Gespräch.’’ Pfüllingen 1988, S. 90–220, hier: S. 203; Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Karl Alber, Freiburg/München 2010, S. 253, Max Müller: „ Ein gewisser Kontakt zwischen dem Philosophischen Seminar und Husserl blieb erhalten. Aber beide, (…) Honecker ebenso wie Heidegger, (…) gingen nicht mehr persönlich zu Husserl, sondern schickten Assistenten, zum Beispiel mich, zu ihm hin. Auf diese Weise wurde Husserl laufend unterrichtet darüber, welche Doktorarbeiten gemacht worden waren und was im laufenden Semester geschah. Er sollte sich nicht als völlig isoliert betrachten“; s. auch ders. in: Waltraud Herbstrith (Hrsg.): Edith Steins Unterstützer: Bekannte und unbekannte Helfer während der NS-Diktatur. Berlin: Lit, 2010, S. 141
  462. Trawny bezieht sich auf das Heidegger-Notat „Die zeitweilige Machtsteigerung des Judentums …“, in: Martin Heidegger: Überlegungen XII, 67. In: Ders.: Überlegungen XII-XV GA 96; Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Klostermann, Frankfurt 2015, S. 37.
  463. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Frankfurt a. M. 1988, S. 173.
  464. vgl. dazu Heidegger, GA 16, S. 661, wurde für die fünfte Auflage 1941 „auf Wunsch und Vorschlag von Niemeyer schließlich vereinbart, die Widmung in dieser Auflage fortzulassen, unter der von mir gestellten Bedingung, dass auch jetzt die Anmerkung auf S. 38 stehenblieb, durch die jene Widmung eigentlich erst begründet wurde“; S. Vietta, S. 44: „Widmung (…) auf Drängen des Verlegers Niemeyer herausnehmen musste“; Manfred Geier, Martin Heidegger, Quelle: „Er hatte nicht nur die Widmung (…) 1941 streichen lassen“; Mark Lilla, Der hemmungslose Geist: Die Tyrannophilie der Intellektuellen Quelle: „(In den frühen Vierzigern ließ er sogar die Widmung an Husserl aus Sein und Zeit streichen, später allerdings nahm er sie ebenso stillschweigend wieder auf)“; Ursula Pia Bauch in: Salvatore Pisani, Elisabeth Oy-Marra (Hrsg.): Ein Haus wie Ich: Die gebaute Autobiographie in der Moderne, S. 73: „ab 1941, ab der fünften Auflage, wird Heidegger auch die Widmung (…) unterdrücken“.
  465. H. Ott, S. 173.
  466. Manfred Geier, Martin Heidegger, Quelle; GA 16, S. 443; S. 663 f.
  467. Heinz-Elmar Tenorth, Eduard Sprangers hochschulpolitischer Konflikt 1933. Politisches Handeln eines preussischen Gelehrten, Zeitschrift für Pädagogik 36 (1990) 4, S. 573–596, hier: S. 581, Anm. 23: ZSTA 1 (Zentrales Staatsarchiv der DDR), Merseburg, Rep. 76 V a Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 68 A. Die Anstellung und Besoldung der ordentlichen und außerordentlichen Professoren in der Philosophischen Fakultät (der Universität Berlin). A Philosophische Wissenschaften, Bd. 2, Oktober 1932 – Dezember 1934; Blatt 158.
  468. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. S. Fischer, Frankfurt/M. 2009, S. 377 m. Anm. 101; Martin Heidegger: Ruf an die Universität Berlin. Brief an Dr. Fehrle, GA 16, Nr. 85, 163
  469. Reinhard Mehring, Kriegstechniker des Begriffs: Biographische Studien zu Carl Schmitt. Mohr Siebeck, Tübingen 2014, S. 105
  470. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. S. Fischer, Frankfurt/M. 2009, S. 377 f., m. Anm. 103 f.: Zitat aus dem Brief vom 19. September 1933 an Blochmann, in: Joachim W. Storck (Hrsg.): Martin Heidegger/Elisabeth Blochmann. Briefwechsel. 1918–1969, 2. Aufl., Deutsche Schillergesellschaft, Marbach 1990, S. 73.
  471. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 244.
  472. Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit: konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst Jünger und Friedrich Georg Jünger, 1920–1960. Wallstein, Göttingen 2007, S. 144.; Martin Heidegger: Zur Einrichtung der Dozentenschule, GA 16, Nr. 156, 308-314
  473. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, 245.
  474. Martin Heidegger: Zur Einrichtung der Dozentenschule, GA 16, Nr. 156, 308-314, 308; Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit: konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst Jünger und Friedrich Georg Jünger, 1920–1960. Wallstein, Göttingen 2007, S. 144.
  475. Martin Heidegger: Zur Einrichtung der Dozentenschule, GA 16, Nr. 156, 308-314, 308 f.
  476. Martin Heidegger: Zur Einrichtung der Dozentenschule, GA 16, Nr. 156, 308-314, S. 309; Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit: konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst Jünger und Friedrich Georg Jünger, 1920–1960. Wallstein, Göttingen 2007, S. 144
  477. Martin Heidegger: Zur Einrichtung der Dozentenschule, GA 16, Nr. 156, 308-314, S. 311.
  478. Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit: konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst Jünger und Friedrich Georg Jünger, 1920–1960. Wallstein, Göttingen 2007, S. 143
  479. Rüdiger Safranski, Martin Heidegger: Between Good and Evil, S. 280, deutsch: Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Auflage. S. Fischer, Frankfurt/M. 2001, 313
  480. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 246; Rüdiger Safranski, Martin Heidegger: Between Good and Evil, S. 280, deutsch: Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Auflage. S. Fischer, Frankfurt/M. 2001, 314
  481. Wilhelm Bleek, Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland. Beck, München 2001, S. 230 ff.
  482. Paul Meier-Benneckenstein im Vorwort zu Joseph Goebbels, Der Faschismus und seine praktischen Ergebnisse (Schriften der DHfP, Heft 1), Berlin 1934, S. 5.
  483. Victor Farias, Heidegger and Nazism, Philadelphia, 1989, S. 208; Arnon Hampe, Handbuch des Antisemitismus, Berlin, de Gruyter, 2009, S. 345: „Referent an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin, (1935–1936)“
  484. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. S. Fischer, Frankfurt/M. 2009, S. 272 m. Anm. 30; Martin Heidegger: Die deutsche Universität (Zwei Vorträge in den Ausländerkursen der Freiburger Universität, 15. Und 16. August 1934), GA 16, Nr. 155, 284-307, S. 284.
  485. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument Sonderband 205, Hamburg / Berlin 1993, S. 47.
  486. Victor Farías,Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt 1989, S. 261; Völkischer Beobachter Nr. 231/232, S. 2.
  487. Martin Heidegger: Die deutsche Universität (Zwei Vorträge in den Ausländerkursen der Freiburger Universität, 15. Und 16. August 1934), GA 16, Nr. 155, 284-307, S. 302.
  488. Martin Heidegger: Die deutsche Universität (Zwei Vorträge in den Ausländerkursen der Freiburger Universität, 15. Und 16. August 1934), GA 16, Nr. 155, 284-307, S. 307; Holger Zaborowski: ‚Eine Frage von Irre und Schuld?‘ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. S. Fischer, Frankfurt/M 2009, S. 337, 396 f.
  489. Martin Heidegger: Einführung in die Metaphysik (Sommersemester 1935), Hrsg.: P. Jaeger, Klostermann, Frankfurt 1983, GA 40, S. 51; vgl. dazu Reinhold Aschenberg, Ent-Subjektivierung des Menschen: Lager und Shoah in philosophischer Reflexion, S. 142 f.
  490. Vgl. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt am Main, 1988, 1992, S. 261.
  491. Papenfuss, Dietrich/Pöggeler, Otto (Hrsg.): Symposium der Alexander-von-Humboldt-Stiftung vom 24.-28. April 1989 in Bonn-Bad-Godesberg. Band 2. Klostermann, Frankfurt a. M. 1990, S. 264.
  492. Martin Heidegger: Einführung in die Metaphysik (Sommersemester 1935), Hrsg.: P. Jaeger, Klostermann, Frankfurt 1983, GA 40, S. 28.
  493. zit. n. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt am Main, 1988, 1992, S. 277 m. Anm. 207: Pöggeler, 1983, S. 340 ff.
  494. Rainer Marten: Ein rassistisches Konzept von Humanität. Überlegungen zu Victor Farías' Heidegger-Buch und zum richtigen Umgang mit Heideggers Philosophie, PDF; 123 kB, Badische Zeitung Nr. 293, 19./20. Dezember 1987; vgl. dazu auch: Otto Pöggeler: Heideggers politisches Selbstverständnis. In: Heidegger und die praktische Philosophie. hrsg. von Annemarie Gethmann-Siefert und Otto Pöggeler, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1988, S. 38; Wolfgang Müller-Lauter, Heidegger und Nietzsche, de Gruyter, Berlin 2000, S. 13 f., m. Anm. 42.
  495. Rainer Marten: Ein rassistisches Konzept von Humanität. Überlegungen zu Victor Farías' Heidegger-Buch und zum richtigen Umgang mit Heideggers Philosophie, PDF; 123 kB, Badische Zeitung Nr. 293, 19./20. Dezember 1987.
  496. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt am Main, 1988, 1992, S. 277 f.
  497. Ralf Frassek: Wege zur nationalsozialistische „Rechtserneuerung“ – Wissenschaft zwischen „Gleichschaltung“ und Konkurrenzkampf. In: Hans-Georg Hermann u. a. (Hrsg.): Von den Leges Barbarorum bis zum ius barbarum des Nationalsozialismus, S. 354, Böhlau, Köln 2008, 351-377
  498. Hans-Detlef Heller: Die Zivilrechtsgesetzgebung im Dritten Reich: die deutsche bürgerlich-rechtliche Gesetzgebung unter der Herrschaft des Nationalsozialismus – Anspruch und Wirklichkeit, Monsenstein u. Vannerdat, Münster 2015, S. 112 f.
  499. Benedikt Hartl: Das nationalsozialistische Willensstrafrecht. Weißensee, Berlin 2000 (Diss. Regensburg 2000), S. 70
  500. Dietmar Willoweit in: Michael Stolleis, Dieter Simon (Hrsg.) Rechtsgeschichte im Nationalsozialismus, S. 27; Hans Frank: Nationalsozialismus im Recht; in: Zeitschrift der Akademie für deutsches Recht, 1. Jahrgang (1934), Heft 1 (Juni), S. 8.
  501. Victor Farías, Heidegger and Nazism, S. 205–207; ders., deutsche Version: Heidegger und der Nationalsozialismus, S. 277–279.
  502. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Auflage. S. Fischer, Frankfurt/M. 2001, 316.
  503. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 253; Frank-Rutger Hausmann, Reinhart Kosellek (Hrsg.): Karl Löwith: Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933, Stuttgart 2007, Neuausgabe; Erstausgabe: 1986, S. 58 f..
  504. Victor Farías, Heidegger and Nazism, S. 207; ders., deutsche Version: Heidegger und der Nationalsozialismus, S. 279: Durch den Mangel an Quellen, da die Dokumente über die Akademie „im Bayerischen Hauptstaatsarchiv von München zum überwiegenden Teil zerstört worden sind, ließen sich weitere Einzelheiten über die Mitarbeit von Heidegger im Ausschuß für Rechtsphilosophie nicht ermitteln. (Eine Akte über die konstituierende Sitzung des Ausschusses befindet sich im Goethe- und Schillerarchiv Weimar; in ihr ist ohne weitere Bemerkungen die Teilnahme von Heidegger erwähnt.)“; vgl. Werner Schubert, Akademie für Deutsches Recht. 1933–1945 Protokolle, TIB Leibniz Universität Hannover, in denen der Ausschuss für Rechtphilosophie fehlt.
  505. Emmanuel Faye: Der Nationalsozialismus in der Philosophie. Sein, Geschichtlichkeit, Technik und Vernichtung in Heideggers Werk. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Philosophie im Nationalsozialismus. Meiner, Hamburg, 2009, S. 135 f.: Victor Farías habe „gezeigt, daß Heidegger (…) sich erneut engagiert hat (…) beispielsweise durch seine aktive Teilnahme (…) an einem Ausschuss für Rechtsphilosophie, der (…) damit beauftragt war, die künftigen Nürnberger Gesetze zu legitimieren“; Farías referiert in dem Kontext, S. 277–279, nicht auf die Nürnberger Gesetze; S. Kellerer, Antwort auf Hermann Heideggers Leserbrief in der Zeit: „Der Ausschuss wirkte maßgeblich an der Vorbereitung der Nürnberger Gesetze mit.“
  506. Hans-Detlef Heller: Die Zivilrechtsgesetzgebung im Dritten Reich: die deutsche bürgerlich-rechtliche Gesetzgebung unter der Herrschaft des Nationalsozialismus – Anspruch und Wirklichkeit, Münster 2015, S. 114, m. Anm. 1074: Hans Frank, Im Angesicht des Galgens, München, 1953, S. 178; Hans-Rainer Pichinot, Die Akademie für Deutsches Recht – Aufbau und Entwicklung einer öffentlich-rechtlichen Köperschaft des Dritten Reichs, Kiel 1981, S. 62 ff.; siehe auch: H.-G. Hermann (Hrsg.): Von den Leges Barbarorum bis zum ius barbarum des Nationalsozialismus, S. 354; Lothar Gruchmann, Blutschutzgesetz und Justiz. Zur Entstehung und Auswirkung des Nürnberger Gesetzes vom 15. September 1935, Institut für Zeitgeschichte München, Heftarchiv, 31. Jahrg., 3. H. (Jul., 1983), S. 418–442.
  507. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument Sonderband 205, Hamburg / Berlin 1993, S. 47; Richard Wolin: Heidegger’s Children: Hannah Arendt, Karl Löwith, Hans Jonas, and Herbert Marcuse. Princeton University Press 2015, S. 36 f.
  508. Kaveh Nassirin: Den Völkermördern entgegengearbeitet? In: FAZ.net. Abgerufen am 17. Juli 2018.; ders., Martin Heidegger und die Rechtsphilosophie der NS-Zeit: Detailanalyse eines unbekannten Dokuments (BArch R 61/30, Blatt 171), FORVM u. PhilPapers pdf; François Rastier, Heidegger, théoricien et acteur de l’extermination des juifs?, The Conversation, 1. November 2017
  509. Kaveh Nassirin, Schiffbruch eines Semiotikers: Zu François Rastiers These einer Teilhabe von Martin Heidegger am Holocaust, FORVM
  510. Martin Heidegger: Seminare: Hegel – Schelling. Peter Trawny (Hrsg.): Klostermann, Frankfurt/M 2011, GA 86, 85.
  511. Walter Pauly, „Das Volk ist das Seiende, dessen Sein der Staat ist“, Wissenschafts- und seinsgeschichtliche Bewegungen bei Martin Heidegger und darüber hinaus, Rechtsgeschichte, Rg 19 (2011), Zeitschrift des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte, S. 255–262, hier: S. 261.
  512. Almuth Heidegger (Hrsg.): Martin Heidegger / Kurt Bauch: Briefwechsel 1932–1975. Martin Heidegger Briefausgabe Abt. II, Bd. 1. Alber, Freiburg 2010, S. 27.
  513. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument Sonderband 205, Hamburg / Berlin 1993, S. 134: „Der Vergleich wird zeigen, daß Heidegger im Gegensatz zu ihnen zwischen einem gewöhnlichen oder vulgären NS (…) und einem ‚wahren‘ NS unterschied“; Tom Rockmore, Philosophie oder Weltanschauung. Über Heideggers Stellungnahme zu Hönigswald In: Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hrsg.): Erkennen – Monas – Sprache, Internationales Richard-Hönigswald-Symposium Kassel, 1995, Würzburg 1997, S. 176 f.:, bez. 1935: „Aber auch wenn Heidegger sich vom real-existierenden Nationalsozialismus später distanziert hätte, gibt es nicht das geringste Indiz dafür, dass er sich vom Nazismus im allgemeinen distanziert hätte“; Rainer Marten, Ein rassistisches Konzept von Humanität: Überlegungen zu Victor Farias’ Heidegger-Buch und zum richtigen Umgang mit Heideggers Philosophie, Badische Zeitung, 19./20. Dez. 1987 (Nr. 293), S. 14, Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg S. 4: „Wer gegen Farias einwendet (…), er habe Heideggers Kritik am Nationalsozialismus überlesen, versieht sich an der Tatsache, daß Heidegger niemals mit einem anderen als dem in seinen Augen falschen Faschismus abgerechnet hat“; Paul Matussek: Martin Heidegger. In: Analytische Psychosentherapie, Springer, Berlin, Heidelberg, New York, 1997, S. 49–78, S. 68: „Was ihn letztlich auf Distanz gehen läßt, ist (…) die kränkende Erfahrung, daß er von den Nazis nicht ernstgenommen wird“; J.-P. Faye, Le piège'. La philosophie heideggerienne et le nazisme, Balland 1994.
  514. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument Sonderband 205, Hamburg / Berlin 1993, S. 134.
  515. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 493, Amn. 59.
  516. François Rastier, Schiffbruch eines Propheten. Heidegger heute. Neofelis, Berlin 2017, S. 129.
  517. Sidonie Kellerer, Rezension: Heideggers Briefwechsel mit seiner Familie und mit Kurt Bauch, S. 7.
  518. Martin Heidegger: Schwarze Hefte. Überlegungen und Winke III, 1934, GA 94, S. 194
  519. Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007, S. 182.
  520. Martin Papenbrock: Besprechung von Heidegger / Bauch. Briefwechsel 1932–1975. In: Regine Hess, Martin Papenbrock, Norbert Schneider (Hrsg.): Kirche und Kunst: Kunstpolitik und Kunstförderung der Kirchen nach 1945 (Kunst Und Politik). V&R unipress, Göttingen 2012, S. 158: „Sowohl Heidegger als auch Bauch waren überzeugt von der Vorstellung eines geschichtlich und kulturell begründeten deutschen Führungsanspruchs, die sie sich in ihren Briefen mit unverhohlenem Nationalschauvinismus gegenseitig bestätigten (vgl. die Briefe vom 27. 04. 1937, 14. Mai 1937 und 1. Mai 1942)“.
  521. Helmuth Vetter, Grundriss Heidegger: Ein Handbuch zu Leben und Werk. Meiner, Hamburg 2014, S. 218, Anm. 519.
  522. Lutz Hachmeister, Heideggers Testament. Der Philosoph, der Spiegel und die SS. Propyläen, Berlin 2014, S. 325.
  523. Vgl. Eckhart Goebel: Heidegger und Löwith. „Über die Judenfrage sprach er nicht mit mir“. In: Die Welt, 2. April 2017.
  524. Frank-Rutger Hausmann, Reinhart Kosellek (Hrsg.): Karl Löwith: Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Stuttgart 2007, S. 57.
  525. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 131 f.
  526. Heinrich Buhr: Der weltliche Theolog In: Günter Neske, Erinnerung an Martin Heidegger. Neske, Pfullingen 1977, S. 53–59, hier: S. 55.
  527. Martin Heidegger: Das Rektorat 1933/34. Tatsachen und Gedanken, GA 16 Nr. 180, 372-394, GA 16, S. 391 f.
  528. Lutz Hachmeister: Heideggers Testament. Der Philosoph, der Spiegel und die SS. Ullstein, Berlin 2014, S. 279 ff.; Gideon Botsch: „Politische Wissenschaft“ im Zweiten Weltkrieg. Die „Deutschen Auslandswissenschaften“ im Einsatz 1940–1945. Schöningh, Paderborn 2006, S. 252.
  529. Lutz Hachmeister: Heideggers Testament. Der Philosoph, der Spiegel und die SS. Ullstein, Berlin 2014, S. 281.
  530. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 254.
  531. Martin Papenbrock: Besprechung von Heidegger / Bauch. Briefwechsel 1932–1975. In: Regine Hess, Martin Papenbrock, Norbert Schneider (Hrsg.): Kirche und Kunst: Kunstpolitik und Kunstförderung der Kirchen nach 1945 (Kunst Und Politik). V&R unipress, Göttingen 2012, S. 159.
  532. Egon Vietta, Das deutsche Wort 12, 1936, S. 830–835, hier: S. 835, zit. n. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 599, Anm. 130.
  533. Alexander Schwan: „Verliebt in Untergang und Abgrund,“ Rheinischer Merkur, Christ und Welt, Nr. 17 (28 April 1989), S. 15: „So werden die ‚Beiträge‘ zum grossen Widerruf alles dessen, was für Heidegger mit 1933 verbunden war. Sie führen jedoch nicht zur aktiven Wende gegen die zur blanken Tyrranei [sic‽] ausgearteten ‚Machenschaften‘ des Nationalsozialismus, sondern lediglich zur ‚Einkehr‘ in den Verzicht auf jegliches Tun, allerdings unter fortwährenden Unmutsbekundungen, also doch nicht aus gänzlich freien Stücken.“
  534. Martin Heidegger: Beiträge zur Philosophie. GA 65, S. 493
  535. Vgl. Alexander Schwan: „Verliebt in Untergang und Abgrund,“ Rheinischer Merkur, Christ und Welt, Nr. 17 (28 April 1989), S. 15; T. Rockmore, On Heidegger's Nazism and Philosophy, Berkeley, Los Angeles, 1992, S. 347, Anm. 16: „Already in his book on Heidegger's political philosophy, Schwan claimed that the relation between Heidegger's thought and Nazism could not be maintained after 1933 to the same degree as in 1933 unless Heidegger simply abandoned philosophy. See Schwan, Politische Philosophie im Denken Heideggers (see chap. 3, n. 115), p. 101. Schwan seems not fully to have realized the extent of the compatibility between Heidegger's thought and Nazism and the durable nature of his commitment.“
  536. Bruno Altmann: „Ernüchterung eines Philosophen. Heidegger macht nicht mehr gerne Pfötchen“. In: Neuer Vorwärts, 1938, Nr. 256 (15. Mai 1938); wieder abgedruckt in: Heidegger-Jahrbuch 4, Alber, Freiburg 2009, S. 206–209; vgl. dazu auch Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 596.
  537. vgl. Silvio Vietta: Heideggers Kritik am Nationalsozialismus und an der Technik. Niemeyer, Tübingen 1989 S. 47;Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007, S. 143, Anm. 1; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2010, S. 542 ff.; Hassan Givsan: Eine bestürzende Geschichte: Warum Philosophen sich durch den „Fall Heidegger“ korrumpieren lassen. Königshausen & Neumann, Würzburg 1998, S. 24.
  538. Vgl. Jörg Appelhans, Martin Heideggers ungeschriebene Poetologie. Niemeyer, Tübingen 2002, 2.1.1.: „Dichten und Denken. Heidegger sucht die verlorene Ganzheit“, S. 37–44 u. ebd. S. 43: „Hölderlin ist ein Denker des Anfangs – ausgehend von dieser Voraussetzung erklärt Heidegger Hölderlins Dichtung zum poetischen Paradigma seiner Philosophie. Zur Gegenfigur Hölderlins auf der Seite der Denker erklärt Heidegger Nietzsche, den 'letzten Denker der abendländischen Philosophie', der 'als Denker ein Dichter ist', dessen Philosophie zugleich aber auch den Kulminationspunkt der abendländischen Metaphysik darstellt“, m. Verw. a. Martin Heidegger: Einleitung in die Philosophie. Abgebrochene Vorlesung Wintersemester 1944/45, GA 50, S. 95; 150 u. 154; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2009, S. 516 ff. m. Verw. a. Martin Heidegger, Kurt Bauch. Briefwechsel 1932–1975, hrsg. von Almuth Heidegger, Alber, Freiburg/München 2010, S. 70.
  539. Philippe Lacoue-Labarthe: Die Fiktion des Politischen. Heidegger, die Kunst und die Politik. Schwarz, Stuttgart 1990, S. 89–127: These des „Nationalästhetizismus“, der den „Aspekt der ästhetischen Inszenierung nationalsozialistischer Politik“ enthält; zur Überwindung der Grenzen der Logik durch das Wesen der dichterischen Sprache in Heideggers Hinwendung zu Hölderlin s. Peter Trawny: Martin Heidegger. Campus, Frankfurt/M. 2003, S. 127.
  540. Anja Lemke, Im Reich des Übergänglichen – Überlegungen zu Heideggers Hölderlin-Deutung In: Peter Brandes, Michaela Krug (Hrsg.): Übergänge: Lektüren zur Ästhetik der Transgression. Lit, Münster 2003, S. 11.
  541. Andreas Großmann: Heidegger-Lektüren. Über Kunst, Religion und Politik. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, S. 51.
  542. Martin Heidegger: Besinnung, GA 66, S. 426; s. zur Konzeption des anderen Anfangs in der Vorlesung von 1934/35 auch Anja Lemke, Im Reich des Übergänglichen – Überlegungen zu Heideggers Hölderlin-Deutung In: Peter Brandes, Michaela Krug (Hrsg.): Übergänge: Lektüren zur Ästhetik der Transgression. Lit, Münster 2003, S. 20; des Weiteren zum „anderen Anfang“ bez. Hölderlin: Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M. 2009, S. 502, m. Verw. a. Martin Heidegger: Einführung in die Metaphysik. Vorlesung Sommersemester 1935, GA 40, S. 4f.; 520 m. Verw. a. Martin Heidegger: Besinnung, GA 66, S. 426, GA 88, S. 15; Jörg Appelhans, Martin Heideggers ungeschriebene Poetologie. Niemeyer, Tübingen 2002, S. 43.
  543. Andreas Grossmann: Heidegger-Lektüren. Über Kunst, Religion und Politik. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, S. 51: „Wenn sich Heidegger 1934/35 ausdrücklich Hölderlins Hymnen 'Germanien' und 'Der Rhein' zuwendet, mag darin sicher eine erste Distanzierung vom eigenen politischen Engagement wie vom offiziellen Nationalsozialismus zum Ausdruck kommen. Dies allerdings ist eine Distanzierung, die nicht etwa damit zu tun hat, daß sich Heidegger zum Demokraten bekehrt hätte, sondern – im Gegenteil – der Überzeugung entsprungen zu sein scheint, der Verlauf der 'Revolution' von 1933 sei nicht radikal, nicht 'ursprünglich' genug gewesen (so daß Heidegger 1935 in Einführung in die Metaphysik die 'innere Wahrheit und Größe des N.S.' gegen die offizielle 'Philosophie des Nationalsozialismus' verteidigen konnte)“; Anja Lemke: Im Reich des Übergänglichen – Überlegungen zu Heideggers Hölderlin-Deutung In: Peter Brandes, Michaela Krug (Hrsg.): Übergänge: Lektüren zur Ästhetik der Transgression. Lit, Münster 2003, S. 11 f.: „Dass diese Wende zur Dichtung unmittelbar nach der Niederlegung des Freiburger Rektorats geschieht, verknüpft sie von Anfang an mit der Politik. (…) Der Vorwurf, es handle sich bei dieser Poetik im Kern um eine ästhetisierte Form der nationalsozialistischen Politik, bezieht sich vor allem auf die Geschichts- und Gemeinschaftsvorstellung, die Heidegger in den Hölderlin-Vorlesungen entwickelt“; zur politischen Implikation der Hölderlin-Vorlesungen s. Theodore Kisiel: Political Interventions in the Lecture Courses of 1933–1936, S. 121 f.; ders. The Siting of Hölderlin's „Geheimes Deutschland“ in Heidegger's Poetizing of the Politica In: Heidegger-Jahrbuch 5. Heidegger und der Nationalsozialismus II. Interpretationen. Alber, München 2009, S. 145–154, zit. n. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus Fischer, Frankfurt/M. 2009; dagegen, ders., S. 520: „mit der (…) Abwendung von der Welt der unmittelbaren (Universitäts-)Politik verbunden“; S. 592: „Zugang zu Hölderlin gänzlich a- oder sogar antipolitisch“; Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007, S. 196: Die „Zuwendung zur Dichtung und zum Dichter Hölderlin“ bedeute „zugleich eine Abwendung von der Politik und dem Politiker Hitler“.
  544. Vgl. zu diesen Angaben Martin Heidegger: Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung, GA 4, S. 203; Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007, S. 186 m. Anm. 77.
  545. Daniel Meyer: Die Entdeckung des griechischen Mythos: Heideggers geschichtsphilosophische Wende, Germanica, 45, 2009, S. 13–26, hier, pdf S. 4; s. auch Charles Bambach: Heidegger, der Nationalsozialismus und die Griechen, abstracts, zit. n. Heidegger-Jahrbuch 5. Heidegger und der Nationalsozialismus II. Interpretationen. Alber, München 2009, S. 461:„Immer wieder – von seiner Bemerkung über „die innere Wahrheit und Größe“ des Nationalsozialismus in der Einführung in die Metaphysik (1935) bis zu seiner Bemerkung über die „geschichtliche Einzigkeit des Nationalsozialismus“ in seiner Ister-Vorlesung (1942) – wird Heideggers Vision einer deutschen Zukunft legitimiert durch ihre innere Beziehung auf die griechische arche. Entscheidend für diese Vision ist Heideggers Hölderlinisch-Nietzscheanische Wiederholung der Macht des ersten Anfangs als Übergang (und Entscheidung) zum anderen Anfang“; H. Zaborowski, S. 519: „Hölderlin und die Suche nach einem 'anderen Anfang'“.
  546. Martin Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit, GA 36/37, S. 89.
  547. Daniel Meyer: Die Entdeckung des griechischen Mythos: Heideggers geschichtsphilosophische Wende, Germanica, 45, 2009, S. 13–26, hier, pdf S. 7
  548. Andreas Grossmann: Heidegger-Lektüren. Über Kunst, Religion und Politik. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, S. 52.
  549. Reinhard Mehring: Heideggers Überlieferungsgeschick: eine dionysische Selbstinszenierung. Königshausen & Neumann, Würzburg 1992,S. 66 f.: „‚Quelle‘ liest er philosophisch als ‚Ursprung‘ (…) Widerstreit des Stromes in sich (…) Gegenwille im Strom selbst, seine Quelle zu verlassen“, im Sinne vom „Streit an der Quelle“, der Einheit der Gegensätze bei Heraklit; Michael Schödlbauer, Psyche – Logos – Lesezirkel: ein Gespräch selbdritt mit Martin Heidegger. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, S. 385.
  550. Andreas Grossmann: Heidegger-Lektüren. Über Kunst, Religion und Politik. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, S. 53.
  551. zit. n. Andreas Grossmann, Heidegger-Lektüren. Über Kunst, Religion und Politik. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, S. 53, Verw. auf Martin Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit. Vorlesung Wintersemester 1933/34, GA 39, S. 51; 79; 58 f. u. 220.
  552. Martin Heidegger: Besinnung, GA 66, S. 426, zit. n. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus Fischer, Frankfurt/M. 2009, S. 520; Felix O'Murchadha: Zeit des Handelns und Möglichkeit der Verwandlung: Kairologie und Chronologie bei Heidegger im Jahrzehnt nach Sein und Zeit. Königshausen & Neumann, Würzburg 1999, S. 202: „die Dichtung entwirft den anderen Anfang“.
  553. Michael Schödlbauer: Psyche – Logos – Lesezirkel: ein Gespräch selbdritt mit Martin Heidegger. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, S. 380.
  554. vgl. Peter Trawny: Martin Heidegger. Campus, Frankfurt/M. 2003S. 127 m. Anm. 26: Martin Heidegger: Anmerkungen, I, 30, GA 97; das komplette Zitat, ebd.: „Von hier aus ist zu ermessen, was für das Denken in das verborgene anfängliche Wesen der Geschichte des Abendlandes das Andenken im Griechentum bedeutet, das außerhalb des Judentums und d. h. des Christentums geblieben.“
  555. vgl. Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007, S. 187 m. Anm. 79.
  556. Reinhard Mehring: Heideggers Überlieferungsgeschick: eine dionysische Selbstinszenierung. Königshausen & Neumann, Würzburg 1992, S. 70.
  557. Rainer Marten: Radikalität des Geistes. Heidegger – Paulus – Proust. Herder, Freiburg 2016, S. 78, m. Anm. 56: „Heidegger braucht Hölderlin, um sich seiner völkisch-geistigen Seinssicht als der einzig wahren durch weissagende Dichterworte vergewissert zu wissen“, wobei er maßgeblich die Zukunft des Vaterlandes im Blick habe und darin aber von Hölderlin abweiche.
  558. Martin Heidegger: Hölderlins Hymnen ‚Germanien‘ und ‚Der Rhein‘. Vorlesung Wintersemester 1934/35, GA 39, S. 121.
  559. Jörg Appelhans: Martin Heideggers ungeschriebene Poetologie. Niemeyer, Tübingen 2002, S. 191 u. 194, Anm. 344.
  560. Vgl. z. B. Reinhard Mehring: Heideggers Überlieferungsgeschick: eine dionysische Selbstinszenierung. Königshausen & Neumann, Würzburg 1992, S. 67; Andrea Barbara Alker: Das Andere im Selben: Subjektivitätskritik und Kunstphilosophie bei Heidegger und Adorno. Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, S. 320 m. Verw. in Anm. 591 auf den letzten Zwischentitel der Vorlesung von 1942, Hölderlins Hymne: Der Ister: „Hölderlins Wesen des Dichters als Wesen des Halbgotts“. (GA 53)
  561. Martin Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit. Vorlesung Wintersemester 1933/34, GA 39, S. 210.
  562. Rainer Marten: Radikalität des Geistes. Heidegger – Paulus – Proust. Herder, Freiburg 2016, S. 76.
  563. Peter Trawny: Martin Heidegger. Campus, Frankfurt/M. 2003, S. 127.
  564. Martin Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit. Vorlesung Wintersemester 1933/34, GA 39, S. 166, zit. n. Michael Schödlbauer: Psyche – Logos – Lesezirkel: ein Gespräch selbdritt mit Martin Heidegger. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, S. 382.
  565. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M. 1992, S. 70 m. Verw. a. Martin Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit. Vorlesung Wintersemester 1933/34, GA 39, S. 145.
  566. Martin Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit. Vorlesung Wintersemester 1933/34, GA 39, S. 289, zit. n. Daniel Meyer, Die Entdeckung des griechischen Mythos: Heideggers geschichtsphilosophische Wende, Germanica, 45, 2009, S. 13–26, hier, PDF S. 7.
  567. Reinhard Mehring: Heideggers Überlieferungsgeschick: eine dionysische Selbstinszenierung. Königshausen & Neumann, Würzburg 1992, S. 66 f.; 72; Jennifer Anna Gosetti-Ferencei, Heidegger, Hölderlin, and the Subject of Poetic Language. Fordham Univ. Press, New York 2004, S. 93: „‚event‘ of returning“.
  568. vgl. Georg Geismann: Rezension von: Martin Heidegger, Gesamtausgabe. 4 Abteilungen: Gesamtausgabe 2. Abt. Bd. 53: Hölderlins Hymne „Der Ister“. 2. Aufl., Frankfurt/Main 1993, Berlin 2014, Die Vergewaltigung Hölderlins; Thomas Sheehan: Heidegger and the Nazis, The New York Review of Books, XXXV, Nr. 10, 1988, S. 38–47, pdf, S. 14.
  569. Martin Heidegger: Hölderlins Hymne ‚Der Ister‘, GA 53, S. 68.
  570. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus Fischer, Frankfurt/M. 2009, S. 521 u. 526 f.; O. Pöggeler, S. 321: „Die Hölderlinvorlesung vom Winter 1934/35 polemisiert entschlossen gegen den Rassegedanken und die Verfälschung des Geistes sowie gegen die Vereinnahmung von Dichten und Denken durch eine totalitäre Politik“.
  571. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M 1992, S. 133.
  572. Marion Heinz, Theodore Kisiel: Heideggers Beziehungen zum Nietzsche Archiv im Dritten Reich. In: Hermann Schäfer (Hrsg.): Annäherungen an Martin Heidegger. Campus, Frankfurt/M. 1996, 103-136
  573. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 2010, S. 502.
  574. Vgl. hierzu GA 06.2, 23; Wolfgang Müller-Lauter: Heidegger und Nietzsche. Berlin 2000, de Gruyter, S. 104, Fn. 187.
  575. Vgl. hierzu GA 48, 267; Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Frankfurt am Main 2001, S. 464 f.
  576. GA 50, 55.
  577. GA 50, 56 f.
  578. Emmanuel Faye: Heidegger: The Introduction of Nazism Into Philosophy. Yale University Press, 2009, S. 272.
  579. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 2010, S. 627; GA50, 56 f.
  580. Krzysztof Ziarek: Beyond Revolution: Benjamin and Heidegger on Violence and Power. In: Andrew Benjamin, Dimitris Vardoulakis (Hrsg.): Sparks Will Fly: Benjamin and Heidegger. New York, SUNY Press 2015, S. 228.
  581. Sebastian Kaufmann: Metaphysik des Bösen. In: Lore Hühn, Jörg Jantzen (Hrsg.): Die Protokolle von Martin Heideggers Seminar zu Schellings „Freiheitsschrift“ (1927/28) und die Akten des Internationalen Schelling-Tags 2006. Stuttgart, S. 209.
  582. GA 50, 56 f.; Nietzsche: Der Wanderer und sein Schatten. n. 218.
  583. GA 47, 72; Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Göttingen 2007, S. 178.
  584. GA 48, 333.
  585. Herman Philipse: Heidegger’s Philosophy of Being: A Critical Interpretation. Princeton University Press, Princeton 1998, S. 273.
  586. Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Göttingen 2007, S. 177.
  587. GA 06.2, 131; Silvio Vietta: Heideggers Kritik am Nationalsozialismus und der Technik. Tübingen 1989, S. 63.
  588. GA 50, Einleitung in die Philosophie. Denken und Dichten, Frankfurt a. M. 1990, S. 103, zit. n. D. Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007: „Dieser Glaube an die 'geschichtliche Bestimmung' (…) des deutschen Volks zeigte sich besonders deutlich in den Vorlesungen und Aufzeichnungen der Kriegsjahre.“
  589. zum zeitgeschichtlichen Kontext des Zitates s. D. Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 189.
  590. GA 54, Parmenides (Vorlesung WS 1942/43), Frankfurt a. M. 1982, S. 114, zit. n. D. Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 188.
  591. zit. n. Reinhard Mehring, Heideggers Überlieferungsgeschick: eine dionysische Selbstinszenierung, Würzburg 1992, S. 84.
  592. GA 48, S. 205, zit. n. D. Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 156, Anm. 25.
  593. W. Müller-Lauter, Heidegger und Nietzsche, Berlin 2000, S. 112.
  594. Fredrik Agell, Die Frage nach dem Sinn des Lebens, München, 2006, S. 211, Anm. 111.
  595. Roland Wagner, Des Übermenschen Schönheit kam zu mir als Schatten, S. 460, Anm. 3660: „befremdlicher Kommentar zur Niederlage Frankreichs (…): Die Franzosen werden als unfähig bezeichnet, weiterhin die Philosophie Descartes' zu tragen, und es wird ein Übermensch postuliert, der Technik und Metaphysik in sich aufnehme“.
  596. Silvio Vietta: Heideggers Kritik am Nationalsozialismus und an der Technik, Berlin 1989, S. 64.
  597. Silvio Vietta: Heideggers Kritik am Nationalsozialismus und an der Technik, Berlin 1989, S. 68.
  598. Fredrik Agell, Die Frage nach dem Sinn des Lebens, München, 2006, S. 212, Anm. 111.
  599. Hassan Givsan, Zu Heidegger: ein Nachtrag zu „Heidegger – das Denken der Inhumanität“, Würzburg 2011S. 73.
  600. GA 55, S. 180 f.
  601. zit. n. D. Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007,S. 188 f.
  602. GA 55, S. 123, zit. n. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007,S. 188 ; vgl. auch den Kommentar von A. Schwan, zit. n. D. Wyss, Kain: eine Phänomenologie und Psychopathologie des Bösen, S. 457: „Heidegger verteidigte im Gegensatz zu seinen nachträglichen Bekundungen noch zwischen 1940 und 1944 das Regime Hitlers und dessen Kriegsführung."
  603. Martin Burger: Endliches Dasein. Heideggers Daseinsanalyse und Becketts Roman „Molloy“ (Epistemata Literaturwissenschaft, Bd. 508). 115 S., Würzburg 2004, S. 11.
  604. GA 77, 240 f.
  605. Günter Figal, FAZ 10. Oktober 1995, Rezension: Der Ingrimm des Aufruhrs. Heideggers Gedanken zum Kriegsende.
  606. Roger Behrens, Volk ohne Warteraum, 2006/01.
  607. GA 77, S. 233; vgl. auch Peter Trawny, Heidegger und Hölderlin oder Der Europäische Morgen, S. 204: „In dieser Umgebung der 'Verwüstung' erörtern die Spechenden das 'wartende Volk' der Deutschen.“
  608. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 256.
  609. Hans Dieter Zimmermann, Martin und Fritz Heidegger: Philosophie und Fastnacht, München, 2005, S. 100: „Am 2. Dezember 1944 wurde Martin Heidegger entlassen, nachdem seine Kompanie den Rückzug über den Rhein angetreten hatte“; Thomas Sheehan, The New York Revierw of Books, 4. Dezember 1980 Caveat Lector: The New Heidegger: „being drafted into the Volkssturm in 1944, at the age of fifty-five, to work on construction projects on the Rhine“.
  610. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt/M 1992, S. 156; vgl. auch ebd. S. 282: „Die Angelegenheit Heidegger war also in der Zwischenzeit geklärt, Heidegger selbst mit der Bergung seiner Manuskripte nach Bietingen bei Meßkirch befaßt“; Safranski, S. 333 engl.: „the matter had settled itself“; GA 16, S. 827: „Dezember 1944 vom Volkssturm entlassen“; dagegen Bernd Martin in: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.), Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, S. 51, Anm. 90: „Martin Heidegger, ursprünglich auch zu Schanzarbeiten im Volkssturm abkommandiert, wurde auf Intervention höchster Stellen entlassen und ausgemustert“; Alexandru Dragomir, The World We Live In, Bukarest, 2004, Springer-Verlag, 2017, S. 10: „he managed to take ill“.
  611. Bernd Martin: Martin Heidegger und das Dritte Reich, Darmstadt 1989, S. 40.
  612. GA 16, S. 666; vgl. H. Ott, S. 155; 279-282; Rudolf Augstein, Rezension des Buches von V. Farias, 1987: „Wie kam er von den Schanzarbeiten wieder weg? Man weiß es nicht, er spricht nur von 'Beendigung der Schanzarbeiten'.“
  613. Alexandru Dragomir, The World We Live In, Bukarest, 2004, Springer-Verlag, 2017, S. 10.
  614. zu der Zeit auf Burg Wildenstein und Heideggers Verhältnis zur Prinzessin von Sachsen-Meiningen s. Lutz Hachmeister, Heideggers Testament. Der Philosoph, der Spiegel und die SS, Berlin 2014, S. 62 f.; vgl. auch Bernd Martin in: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.), Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, S. 50 f., m. Anm. 91: „Treibende Kraft hinter dem Umzug war Heidegger“; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt/M 1992, S. 285 f.; Peter Berz in: Friedrich Kittler, Peter Berz, Joulia Strauss, Peter Weibel (Hrsg.): Paderborn, 2017, Götter und Schriften rund ums Mittelmeer, S. 39 f.
  615. zit. n. Hans Dieter Zimmermann, Martin und Fritz Heidegger: Philosophie und Fastnacht, München, 2005, S. 99 f.; vgl. H. Ott, S. 156: „Nach der Zerstörung Freiburgs (27. November 1944) hat sich Heidegger zur Bergung seiner Manuskripte zurückgezogen – in sicherer Entfernung von der Rheinfront, die dann wohl andere verteidigen mochten“; D. Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 299: „Das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte Heidegger nicht in Freiburg, sondern in Oberschwaben, wohin er sich zur Sicherung und Ordnung seiner Manuskripte schon im Dezember 1944 zurückgezogen hatte, nachdem er im November 1944 kurzzeitig zum 'Volkssturm' eingezogen worden war."
  616. Lutz Hachmeister, Heideggers Testament. Der Philosoph, der Spiegel und die SS, Berlin 2014, S. 62.
  617. Gunter Cordes, Die militärische Besetzung von Baden-Württemberg 1945. In: Historischer Atlas von Baden-Württemberg: Erläuterungen, Stuttgart, 1980, S. 8; Jürgen Klöckler, Abendland – Alpenland – Alemannien, S. 27 f.
  618. H. Ott, S. 294–296; L. Hachmeister, S. 68.
  619. Norbert Ohler, Sie lebten eher neben als mit den Deutschen – die Angehörigen der „Forces Françaises en Allemagne“ in Freiburg 1945–1992 In: Ulrich P. Ecker (Hrsg. u. a.): Migration in Freiburg im Breisgau: ihre Geschichte von 1500 bis zur Gegenwart. Freiburg i. Br.: Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau, 2014, S. 115–126, hier: S. 115.
  620. GA 16, S. 367.
  621. H. Ott S. 296.
  622. H. Ott. S. 297 f.
  623. Alexander Hollerbach, Jurisprudenz in Freiburg, S. 325.
  624. H. Zaborowski, S. 654.
  625. H. Ott, S. 299.
  626. Der Text des Gutachtens ist bei H. Ott dokumentiert, S. 305 f.; vgl. Auch D. Morat, S. 300.
  627. F. Böhm, Schreiben an das Rektorat, 9. Oktober 1945, zit. n. H. Ott, S. 308.
  628. Dietze-Gutachten abgedruckt in: Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger und das 'Dritte Reich'. Ein Kompendium, S. 191–206, hier zit. n. H. Zaborowski, S. 660; 662; vgl. auch D. Morat, S. 301 m. Anm. 65.
  629. Vgl. Brief von Friedrich Oehlkers an Karl Jaspers vom 15. Dezember 1945: „Er bittet, daß man Sie gerade über diesen Punkt befragt“, zit. n. H. Ott, S. 314, „diesen Punkt“, H. Ott, ebd.: „… ob Heidegger Antisemit gewesen sei.“
  630. Jaspers-Gutachten abgedruckt in: H. Ott, S. 315–317; vgl. zur Bewertung auch H. Zaborowski, S. 664 ff.; D. Morat S. 301; L. Hachmeister, S. 77 f.
  631. Dieter Speck, Kreise, Krånzchen und Camorra: Informelle Beziehungen Freiburger Professoren In: E. Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, S. 611: „Ritter versuchte dennoch am Jahresende 1945, eine für Heidegger überaus moderate Emeritierung bei der Fakultät durchzusetzen, doch das Gutachten von Karl Jaspers brachte bis Frühjahr/Sommer 1946 eine gewisse Vorentscheidung, die Heidegger klar machte, dass er nicht mehr als Ordinarius an der Universität zu halten war und er mit seiner Außerdienststellung ohne Lehrbefugnis zu rechnen hatte.“
  632. H. Ott, S. 323.
  633. D. Morat, S. 302: „der im Sommer 1946 von der französischen Militärregierung eingesetzte Landesbereinigungsausschuss ging noch über das Urteil des Senats hinaus und dekretierte im Winter 1946 nicht nur ein Lehrverbot, sondern untersagte Heidegger jegliche Teilnahme am akademischen Leben.“
  634. D. Morat, S. 301 f.; L. Hachmeister, S. 78; H. Ott, S. 300.
  635. Zaborowski, S. 674 m. Anm. 65.
  636. H. Ott, S. 321.
  637. GA, 16, S. 432; s. dazu H. Ott, S. 335 f.
  638. H. Ott, S. 337.
  639. Kurt Hochstuhl, Baden-Baden. Französische Stadt an der Oos. In: Karl Moersch, Reinhold Weber (Hrsg.): Die Zeit nach dem Krieg: Städte im Wiederaufbau, S. 36–58, hier: S. 45.
  640. D. Morat, S. 302; H. Ott. S. 336; Hans Maier, Böse Jahre, gute Jahre: Ein Leben 1931 ff., S. 105: Max Müller hat Heidegger in seinem Spruchkammerverfahren geholfen.
  641. H. Ott, S. 340; D. Morat, S. 302.
  642. GA 16, Nr. 178, S. 367–369.
  643. GA 16, Nr. 180, S. 372–394 (im Verfahren nicht verwendeter Text, erst 1983 publiziert)
  644. GA 16, Nr. 182, S. 397–404
  645. GA 16, Nr. 184, S. 409–415
  646. GA 16, Nr. 188, S. 421 f.
  647. GA 16, S. 430 ff.
  648. Martin Heidegger/Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963, hg. v. Walter Biemel u. Hans Saner, München/Frankfurt a. M. 1990, S. 199–203, vgl. D. Morat, S. 173; 372.
  649. GA 16, Nr. 235, S. 568–573.
  650. GA 16, 652-683 (hier: 652-668).
  651. GA 40, S. 233.
  652. Vgl. die Liste bei Hugo Ott, Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt/M. 1988, S. 302 u. ebd. S. 276: „stets in immer neuen Wendungen und Versionen auf wenige Tatbestände abgehoben“; 296: Brief an den Oberbürgermeister, in dem Heidegger „die Grundlinien seiner Verteidigung erstmals auszog“; ebenso D. Morat, S. 304 f. m. der Nennung des o.a. Punktes 4 und der Aktennotiz von Adolf Lampe über das Gespräch mit Heidegger am 25. Juli 1945, die die o.a. Punkte 1-3 und 5 nennt u. S. 143 u. ebd. S. 372: „Die Erklärungen Heideggers in diesem Brief [an Jaspers] entsprachen seinen schon während des Bereinigungsverfahrens entwickelten apologetischen Argumenten“; Brief an Marcuse: „geistige Erneuerung“; GA 16, S. 402: „geistiger Widerstand“; Heidegger/Jaspers, S. 173: „in die Opposition“.
  653. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 304: „Diese biographische Strategie erlaubte zwar das Eingeständnis begrenzter Irrtümer, aber kein Eingeständnis grundsätzlichen Fehlgehens oder gar von Schuld. So hielt Heidegger in seiner apologetischen Argumentation nach 1945 stets daran fest, 1933 durchaus das Richtige gewollt zu haben, nämlich die wesenhafte Erneuerung der Universität, und sich lediglich über das politisch Mögliche und den Charakter der nationalsozialistischen Bewegung zeitweilig getäuscht zu haben.“
  654. Vgl. z. B. Magnus Brechtken, Der Fall Globke. In: ders., Hans-Christian Jasch, Christoph Kreutzmüller, Niels Weise (Hrsg.),Die Nürnberger Gesetze – 80 Jahre danach, S. 265: „Die These so vieler, sie seien 'im Amt geblieben, um Schlimmeres zu verhüten', wirkt heute so grotesk, dass ihre zeitweise Akzeptanz nur mit gesellschaftlicher Gleichgültigkeit zu erklären ist, die Aussagende und Rezipierende in den 1950er und 1960er Jahren noch verband. Anders formuliert: Wer 1955 sagte er habe 'Schlimmeres verhüten' wollen, hätte schon damals die Rückfrage erhalten können, was denn angesichts von sechs Millionen ermordeter Juden, drei Millionen bewusst dem Hungertod preisgegebener sowjetischer Kriegsgefangener, der Vernichtungspolitik im eroberten Osten, dem systematischen Terror in weiten Bereichen der deutsch-europäischen Herrschaftspraxis noch 'schlimmer' war als diese Taten“; Hans-Peter de Lorent, Täterprofile: Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz, Band 2, 2017, Hugo Millahn, zit. n. Landeszentrale für politische Bildung Hamburg: „Millahn gab vor, ohne eigene Ambitionen in Parteifunktionen und leitende Tätigkeiten im NSLB gedrängt worden zu sein, immer wieder Anfeindungen ausgesetzt, um Schlimmeres zu verhüten. So argumentierten viele in ihren Entnazifizierungsverfahren“; Alexander und Margarete Mitscherlich, Die Unfähigkeit zum Trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens. München 1977, S. 42: „Das Folgenschwerste dürfte der emotionale Antikommunismus sein. Er ist die offizielle staatsbürgerliche Haltung, und in ihm haben sich ideologische Elemente des Nazismus mit denen des Westens amalgiert.“
  655. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument Sonderband 205, Hamburg / Berlin 1993, S. 27:„Farias (1989), Ott (1988) und Martin (1989) haben belegt, daß auf Heideggers Aussagen in dieser Hinsicht kein Verlaß ist, und die vorliegende Studie zeigt, daß Heideggers Täuschungen nicht etwa die Ausnahme waren“; Helmut Heiber, Universität unterm Hakenkreuz, Band 1, München, London, New York, Paris, 1991, S. 483: „von ihm selbst gehäkelte Saga aus den Nachkriegsjahren“; Lutz Hachmeister, Heideggers Testament S. 35: „Martin Heidegger hat seine Biographie und seinen Denkweg in zahlreichen Lebensläufen und Selbstreflexionen immer wieder überschrieben, retuschiert und neu justiert.“
  656. Gérard Raulet, Die 'Gemeinschaft' beim jungen Marcuse. In: ders., Manfred Gangl (Hrsg.): Intellektuellendiskurse in der Weimarer Republik: Zur politischen Kultur einer Gemengelage, Frankfurt am Main 2007, S. 181 f.
  657. Heidegger in „Einführung in die Metaphysik“, GA 40, S. 151, s. dazu H. Ott, Die Weiße Rose‘. Ihr Umfeld in Freiburg und München, 2004 und ders., Hugo Ott,Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt/M. 1988, S. 255–267, ebd. S. 258 fragt Ott, ob Heidegger das Recht gehabt habe „anklägerisch zu diffamieren“.
  658. GA 16, 392.
  659. Hugo Ott, Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt/M. 1988, S. 266.
  660. Lothar Struck, Rezension des Buches von L. Hachmeister: „Kein Wort braucht man eigentlich darüber zu verlieren, wenn sich Heidegger in einer Bemerkung als Inspirator der 'Weißen Rose' stilisiert; eine veritable Unverschämtheit und Obszönität“; H. Ott, S. 266: „Die 'entlastenden' Sätze Heideggers in Tatsachen und Gedanken entbehren demnach jeder Grundlage“.
  661. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 145: „In der heute in Frankreich aufbewahrten Akte des Sicherheitsdienstes (SD) des Reichsführers SS über Martin Heidegger findet sich ein 'Fragebogen zur politischen Beurteilung' Heideggers vom 11. Mai 1938, in dem er nach wie vor als politisch zuverlässig eingestuft wurde.“
  662. Vgl. Hugo Ott, Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt/M. 1988, S. 225 f., 300, 305; Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 143 f. u. S. 402, Anm. 143: Im Gespräch mit Heribert Heinrichs 1958 nannte Heidegger als das „Wendejahr“ nicht 1934, sondern 1938; Hans Köchler, Politik und Theologie bei Heidegger, 1991, S. 13: „Glaubwürdigkeit seines Wandels durch gewaltsame Uminterpretation (…) stark eingeschränkt“.
  663. Vgl. Victor Farías, Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt/M., 1989, S. 247; Lutz Hachmeister, S. 67 f.; H. Zaborowski folgt hier weitgehend Heideggers Entlastungsthese, S. 258; GA 16, S. 345 ff.; S. 393 (Tatsachen und Gedanken); S. 665 (Spiegel-Gespräch).
  664. Gerhard Ritter 1946 an Karl Jaspers: „Heidegger ist kein starker Charakter. Vielleicht ist er nicht unbedingt aufrichtig, jedenfalls irgendwie ‚hintersinnig‘ im Sinn der Schwarzwälder ‚Schlitzohren‘“, zit. n. Klaus Schwabe, Rolf Reichardt (Hrsg.): Gerhard Ritter: Ein politischer Historiker in seinen Briefen, Oldenbourg, München 1996, S. 409; Hannah Arendt, Brief an Blücher, 8. Februar 1950: „er, der doch notorisch immer und überall lügt, wo er nur kann"; Brief an Blücher, 3. Januar 1950: „Gemisch von Echtheit und Verlogenheit oder besser Feigheit“, vgl. dazu auch Maria Robaszkiewicz, Übungen im politischen Denken: Hannah Arendts Schriften als Einleitung der politischen Praxis, S. 102. m. Anm. 66.; Georg Steiner, Heidegger, abermals, Merkur, 43 (480), S. 97: „Wie wir aus dem Spiegel-Interview wissen, legte er sich zur postumen Veröffentlichung eine besonders lügnerische Apologie seiner Rolle in den 30er und 40er Jahren zurecht“.
  665. vgl. Gespräch mit Ulrike Herrmann, 28. Juli 2007, taz.
  666. Brief an K. Jaspers vom 29. September 1949, Martin Heidegger/Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963, hg. v. Walter Biemel u. Hans Saner, München/Frankfurt a. M. 1990, S. 178, zit. n. Annette Vowinckel, Hannah Arendt: zwischen deutscher Philosophie und jüdischer Politik, Berlin 2004, S. 48; Maria Robaszkiewicz, Übungen im politischen Denken: Hannah Arendts Schriften als Einleitung der politischen Praxis, Wiesbaden, 2017, S. 102, Anm. 67.
  667. Günther Anders, Über Heidegger, München 2001, S. 360 ff. das Kapitel „Die Falschheit Heideggers“.
  668. Vgl. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 372 u. 375 f. m. Anm. 49: Hannah Arendt/Karl Jaspers, Briefwechsel 1926–1969, Lotte Köhler u. Hans Saner (Hrsg.): München, Zürich, 2001, S. 198 u. 204.
  669. Martin Heidegger/Karl Jaspers: Briefwechsel 1920–1963, hg. v. Walter Biemel u. Hans Saner, München/Frankfurt a. M. 1990, S. 209 f., zit. n. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 373.
  670. vgl. Maria Robaszkiewicz, Übungen im politischen Denken: Hannah Arendts Schriften als Einleitung der politischen Praxis, S. 99 f. m. Anm. 54 ff.
  671. vgl. z. B. George Steiner, Martin Heidegger. Eine Einführung, New York 1978, München 1989, S. 33 u. 36 f; Rudolf Ringguth, Der Spiegel (18. August 1986), Führer der Führer; Ute Guzzoni: Bemerkungen zu Heidegger 1933. In: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger. Ein Philosoph und die Politik. 2. Auflage. Freiburg 2001, S. 203; Philippe Lacoue-Labarthe: Die Fiktion des Politischen. Heidegger, die Kunst und die Politik. (Paris 1987) Stuttgart 1990, S. 201; Maurice Blanchot: Ein Brief von Maurice Blanchot an Catherine David. Die Apokalypse denken. 1987. In Die Heidegger-Kontroverse. 1988, S. 99; Otto Pöggeler (Hrsg.): Heidegger und die praktische Philosophie. Suhrkamp, 1988, S. 62.
  672. Jacques Derrida: Heideggers Schweigen. In: Emil Kettering, Günther Neske (Hrsg.): Antwort. Martin Heidegger im Gespräch. Klett-Cotta, 1988, S. 160.
  673. Vgl. z. B. Karl-Heinz Reuband: Gerüchte und Kenntnisse vom Holocaust in der deutschen Gesellschaft vor Ende des Krieges. Eine Bestandsaufnahme auf der Basis von Bevölkerungsumfragen. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 9 (2000), S. 196–233, hier: S. 207: „Wie man den Angaben entnehmen kann, bekunden rund ein Drittel der Befragten, sie hätten vor Ende des Krieges etwas vom Massenmord an den Juden gehört“, vgl. auch ebd. S. 220: „Die realen Kenntniswerte dürften etwas niedriger als bei einem Drittel liegen“; Saul Friedländer, „Sie zuckten nur mit den Achseln“, Neues Deutschland, 2007: Die Deutschen „wussten viel früher und viel mehr, als man bisher dachte und als ich zu ahnen gewagt hätte. Die Berichte des Sicherheitsdienstes, die ziemlich präzise die öffentliche Stimmung beschrieben, belegen dies eindeutig. Man sprach überall davon, aber nicht etwa mit Entsetzen oder Grauen, sondern eher achselzuckend: So sei es nun einmal.“
  674. Heiko Wegmann: Die Brandnacht vor 75 Jahren, Die SS und das Reichspogrom am 9. November 1938 in Freiburg, Badische Zeitung, 9. November 2013
  675. Vorlesungsverzeichnis Universität Freiburg, WS 1938/39; siehe auch Eggert Blum: Die Heidegger-Debatte nach den ‘Schwarzen Heften’ In: „Stimmen der Zeit“; wie E. Blum auf Anfrage bestätigt, fand das von ihm erwähnte Nietzsche-Seminar („Die philosophische und wissenschaftliche Begriffsbildung“) am 9. November statt, die Vorlesung („Einleitung in die Philosophie“) am 10. November, aber erst um 17 Uhr.
  676. Vgl. Martin Papenbrock, Rezension: Martin Heidegger/Kurt Bauch, Briefwechsel 1932–1975, Freiburg, 2010, in: Regine Hess, Martin Papenbrock, Norbert Schneider (Hrsg.): Kirche und Kunst: Kunstpolitik und Kunstförderung der Kirchen nach 1945 (Kunst Und Politik). Göttingen 2012, S. 157–162, hier: S.159, Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 253.
  677. Hermann Heidegger, „Er war ein lieber Vater“, Interview in „Die Zeit“, 2014, 11, S. 3: „Ich wusste davon seit der Nacht vom 21. zum 22. Juni 1941 beim Vormarsch in Rumänien. Damals habe ich zum ersten Mal mitbekommen, dass Juden ermordet wurden. (…) Später hat mir in Freiburg ein alter Pfadfinderkamerad, der SS-Offizier geworden war, erzählt, dass in Russland Juden umgebracht werden.“/Zeit: „Sie haben das Ihrem Vater aber nicht erzählt?“/H: „Nein.“
  678. Richard Wolin, French Heidegger Wars. In: Ders. (Hrsg.): The Heidegger Controversy – A Critical Reader, 1998, S. 283: „because of his ties with Fischer, the philosopher may well have been aware of the nazi preparations for genocide“.
  679. Peter Trawny, Hohe Luft, 2015, 2 „Moralische Schuld ist in Heideggers Philosophie nicht möglich“:„Es ist ja ganz klar, dass Heidegger von der Verfolgung und den Deportationen gewusst hat.“
  680. Vgl. die Deutungen bei Reinhard Mehring, Heideggers „große Politik“: Die semantische Revolution der Gesamtausgabe, Tübingen, 2016, zur „Selbstvernichtung des Judentums“, S. 208: „Heidegger (…) interpretiert den Völkermord als eine Art 'Selbstvernichtung' des Judentums. Die Eintragung ist nach dem August 1942 zu datieren (dazu GA 97, 17 Fn), nach der Wannseekonferenz vom Januar 1942 und mitten im Vollzug des Holocaust. Heidegger bezeichnet den Völkermord, dessen damaliges Ausmaß er gewiss nicht ahnte, als eine Art Sterbehilfe: Botmäßigkeit gegenüber der Selbstvernichtung. Die Juden sind demnach an ihrer Vernichtung – metaphysisch – nicht nur selbst schuld, sondern sie wollten sie sogar! Es ist ein Akt des Gehorsams oder der „Botmäßigkeit“, wenn der Nationalsozialismus dieses metaphysischen Willens vollstreckt“; Peter Trawny, Nachwort, GA 97 : Zu den „Vernichtungen“ des Zweiten Weltkrieges zählte Heidegger auch die „Vernichtung der Juden“; es habe sich darin „nichts anderes als die ‚Selbstvernichtung‘ der ‚Machenschaft‘“ vollzogen, die Heidegger dem „wesenhaft ‚Jüdischen‘ im metaphysischen Sinne“ zuschreibe und das in diesem Krieg gegen das „Judentum“ kämpfe und es vernichte; Ders., Heidegger und der Mythos der Weltverschwörung, Frankfurt/M., 2014, 2015 S. 111: „Die 'Selbstvernichtung' der 'Machenschaft' geschieht in Form der Vernichtung des 'Jüdischen' durch das 'Jüdische': Auschwitz – die 'Selbstvernichtung' des Judentums? Der Gedanke vernichtet die Vernichteten noch einmal“, m. Anm. 24, in der Trawny das Zitat als eine Vorwegnahme dessen einordnet, was Heidegger 1949 über die „Fabrikation von Leichen in Gaskammern“ sagt: „Was allerdings hier neutral-relativistisch dem 'Ge-stell' zugeschrieben wird, wird ungefähr acht Jahre früher dem 'Jüdischen' zugeschrieben.“
  681. Martin Heidegger, GA 97 (Anmerkungen I-V, Schwarze Hefte, 1942–1948), Frankfurt/M., 2015, S. 20.
  682. Pauls Jurevics: Meine Begegnung mit Heidegger und seiner Philosophie. In: Alfred Denker, Holger Zaborowski (Hrsg.): Heidegger und der Nationalsozialismus I. Dokumente. Heidegger-Jahrbuch 4, München 2009, Karl Alber, S. 265: „Er fragte, was mit den in unsere Länder gebrachten Juden passiert sei. Als ich das erzählte, wurde er noch dunkler und äußerte sich immer schärfer über das jetzige Unwesen, wenn alles von total verblendeten Parteibonzen bestimmt werde.“
  683. Peter Trawny, Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Frankfurt/M., 2014, 2015, S. 118.
  684. Martin Heidegger, GA 97 (Anmerkungen I-V, Schwarze Hefte, 1942–1948), Frankfurt/M., 2015, S. 99–100
  685. Sidonie Kellerer, Des Meisters neue Kleider, Hohe Luft, 2015, 03.
  686. Brief an H. Marcuse, 20. Januar 1948 in: Martin Heidegger, GA 16 (Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges, 1910–1976), Frankfurt/M., 2000, S. 430 ff.; Peter Trawny, Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Frankfurt/M., 2014, 2015, S. 118.
  687. Abgedruckt in: Bernd Martin, Martin Heidegger und das Dritte Reich, 1989, S. 156; Ortwin Reich-Dultz, Die Nürnberger Anklage gegen die deutsche Kulturgeschichte, Diss., Flensburg, 2006, S. 168 f.
  688. Otto Pöggeler, Philosophie und Nationalsozialismus — am Beispiel Heideggers, Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, Vorträge G 301, Opladen, 1990, S. 34; Hassan Givsan, Eine bestürzende Geschichte: warum Philosophen sich durch den „Fall Heidegger“ korrumpieren lassen, Würzburg 1998 S. 80.
  689. Martin Heidegger, GA 79/III (Bremer und Freiburger Vorträge), Frankfurt am Main 2005, S. 27.
  690. Martin Heidegger, GA 79/III (Bremer und Freiburger Vorträge), Frankfurt am Main 2005, S. 56.
  691. Enzo Traverso, Auschwitz denken. Die Intellektuellen und die Shoah, Hamburg, 2000, S. 23.
  692. Hans Jörg Sandkühler, Philosophie im Nationalsozialismus, S. 145 (Memento des Originals vom 5. Januar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/books.google.it.
  693. Florian Grosser, Revolution denken: Heidegger und das Politische 1919 bis 1969, München 2011, S. 351.
  694. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 465.
  695. Holger Zaborowski, Eine Frage von Irre und Schuld?, Frankfurt/M., 2010, S. 643.
  696. Vgl. Florian Grosser, Revolution denken: Heidegger und das Politische 1919 bis 1969, München 2011, S. 351.
  697. Jürgen Habermas, Heidegger – Werk und Weltanschauung, Vorwort zu: Victor Farías, Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt/M., 1989, S. 11–37, hier: S. 32.
  698. Vgl. z. B. Richard Wolin, Heidegger hielt 'Endlösung' für notwendig, „Hohe Luft“, 2015, 03: „Da Heidegger glaubte, dass die Auflösungstendenzen der Moderne durch den jüdischen 'metaphysischen' Hang zum 'rechnenden Denken' vorangetrieben würden, hielt er eine 'Endlösung' für notwendig. (…) Nach Heideggers Auffassung ist ein 'neuer Anfang' erst möglich, wenn der jüdische Geist besiegt ist. (…) Hier ist Heideggers Verwendung des Wortes 'Vernichtung' frei von jeglicher Mehrdeutigkeit“; Sidonie Kellerer, Des Meisters neue Kleider, Hohe Luft, 2015, 03: „Heidegger zufolge haben die Alliierten unermessliche Schuld auf sich geladen, indem sie die Deutschen in ihrer seinsgeschichtlichen Aufgabe aufhielten, ‚das Prinzip der Zerstörung‘ (GA 97, 29), womit er die Juden meint, vom Erdboden zu tilgen.“
  699. Miguel de Beistegui, Heidegger and the Political, London, New York, 1998, S. 153: „he will have broken his silence only to reveal the extent to which the Holocaust remained to him an event amongst others“.
  700. Thomas Rohkrämer, Heidegger, Kulturkritik und völkische Ideologie. In: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hrsg.): Martin Heideggers 'Schwarze Hefte'. Eine philosophisch-politische Debatte, Berlin 2016, S. 273.
  701. Peter Trawny, Denkbarer Holocaust: die politische Ethik Hannah Arendts, Würzburg 2005, S. 57 f.
  702. Holger Zaborowski, Eine Frage von Irre und Schuld?, Frankfurt/M., 2010, S. 627.
  703. Hubert Lenz, Der Schlußstrich. Gedanken zur Entnazisierung, Köln 1948, vgl. dazu: Bernd Struß, „Ewiggestrige“ und „Nestbeschmutzer“: die Debatte über die Wehrmachtsausstellungen – eine linguistische Analyse, Frankfurt/M., 2009, S. 132, Anm. 198.
  704. Martin Heidegger, GA 16 (Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges, 1910–1976), Frankfurt/M., 2000, S. 453.
  705. Theodore Kisiel, Heidegger's Way of Thought: Critical and Interpretive Signposts, New York, London, 2002, S. 1 ff: „as an international convention“ mit den Beispielen: „le cas Heidegger, il caso Heidegger, the Heidegger case“.
  706. Hassan Givsan, Eine bestürzende Geschichte: warum Philosophen sich durch den „Fall Heidegger“ korrumpieren lassen, Würzburg 1998, S. 10 ff..
  707. M. Heidegger, Brief an Max Müller, 14. August 1950, MH/MM, 25f.: „Ich wünsche jetzt vor allen Dingen, daß der Fall Heidegger nun endgültig an der Universität erledigt ist. Das fortgesetzte Hin und Her der Verhandlungen belastet meine Arbeitsruhe nachgerade in einem Maße, daß ich gebeten habe, die Sache jetzt in Ruhe zu lassen.“
  708. Ralph Giordano in: Hans O. Hemmer, Der große Friede mit den Tätern, Gespräch über die „zweite Schuld“ mit Ralph Giordano, 29. August 1988, S. 610; ders., Die zweite Schuld: Oder Von der Last Deutscher zu sein, Hamburg, 1987, Köln 2000, S. 235.
  709. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 302 f.
  710. Zur Kritik an Heideggers NS-Zeit im Überblick: Tom Rockmore, On Heidegger's Nazism and Philosophy, Berkeley, Los Angeles, Oxford, 1991, Reception of Heidegger's Nazism.
  711. Jürgen Habermas: Mit Heidegger gegen Heidegger denken: zur Veröffentlichung von Vorlesungen aus dem Jahre 1935. In: FAZ. 25. Juli 1953; Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 311.
  712. vgl. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 311 f; Heidegger über Heidegger. In: Die Zeit, Nr. 39, 24. September 1953, S. 18.
  713. Paul Hühnerfeld: In Sachen Heidegger. Versuch über ein deutsches Genie, Hamburg 1959, S. 98.
  714. Ludwig Marcuse, Das heikelste Thema der gegenwärtigen Philosophie In: Die Zeit, 1. Mai 1959, 18.
  715. Guido Schneeberger: Ergänzungen zu einer Heidegger-Bibliographie. Mit vier Beilagen und einer Bildtafel, Bern 1960.
  716. Guido Schneeberger: Nachlese zu Heidegger. Dokumente zu seinem Leben und Denken. Mit zwei Bildtafeln, Bern 1962.
  717. Theodor W. Adorno: Eingriffe: Neun kritische Modelle, Frankfurt/M. 1963, S. 464.
  718. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften. Band 19, Frankfurt/M. 1976, S. 637 ff.
  719. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 481.
  720. Martin Jörg Schäfer, Schmerz zum Mitsein, Würzburg 2003, S. 16.
  721. Theodor Adorno, Jargon der Eigentlichkeit, Frankfurt/M. 1964, S. 9; Hartmut Scheible: Theodor W. Adorno mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1989, S. 139: Der Jargon habe sich während der 1950er Jahre, die NS-Sprache gleichsam ersetzend, in nahezu allen öffentlichen Verlautbarungen behauptet.
  722. Alexander Schwan, Politische Philosophie im Denken Heideggers, Opladen, 1965, Vorwort zur 2. Auflage; „Der Spiegel“, 7. Februar 1966, Heidegger: „Mitternacht einer Weltmacht“.
  723. Lutz Hachmeister, Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS, Berlin 2014, S. 177.
  724. Lutz Hachmeister, Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS, Berlin 2014, S. 178, „weil Wolff und die Dokumentationsabteilung sie ohne fact checking übernommen hatten“.
  725. Lutz Hachmeister, Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS, Berlin 2014, S. 184 f.
  726. „Der Spiegel“, Hausmitteilung, 14. März, 1966, Betr.: Philosophen.
  727. Lutz Hachmeister, Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS, Berlin 2014, S. 95: „Er [Wolf] ist es auch, der mit seiner Rezension über Alexander Schwans Freiburger Dissertation Politische Philosophie im Denken Heideggers 1966 einen Heidegger-Leserbrief provoziert, der dann Anlass für die Gesprächsverhandlungen mit dem Philosophen ist.“
  728. vgl. dazu Lutz Hachmeister, Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS, Berlin 2014, das Kapitel „Das ist schlagend, Herr Professor!“, z. B. S. 216: „Er und Augstein rollen für den oft Beleidigten den roten Teppich aus“; S. 253 f.: „Auf die schüchternen und fast gestammelten Fragen Georg Wolffs, der auch eine Art persönlicher Erlösung sucht, nach 'Hitler' und dem Massenmord an den Juden, will der Philosoph nicht antworten.“
  729. Der Spiegel, 1976, Nr. 23, S. 3: „Das Spiegel-Gespräch mit Martin Heidegger (…) durfte nach dem strikten Wunsche des Philosophen erst nach seinem Tode ans Licht.“
  730. Lutz Hachmeister, Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS, Berlin 2014, S. 246–252, bekräftigte die Kritik an Heideggers Selbstdarstellung anhand der Aussagen des Interviews in „Der Spiegel“.
  731. Maria Robaszkiewicz, Übungen im politischen Denken: Hannah Arendts Schriften als Einleitung der politischen Praxis, Wiesbaden, 2017, S. 103.
  732. Vgl. die Darstellung v. a. aufgrund beider Briefwechsel bei Elzbieta Ettinger: Hannah Arendt – Martin Heidegger. Eine Geschichte. München 1995.
  733. Hannah Arendt, Was ist Existenzphilosophie? 1948, Frankfurt/M. 1990, S. 28f, 38.; Annette Vowinckel, Geschichtsbegriff und Historisches Denken bei Hannah Arendt. Köln, Weimar, Wien, 2001, S. 39.
  734. Brief vom 9. Juli 1946. Lotte Köhler, Hans Saner (Hrsg.), Hannah Arendt, Karl Jaspers: Briefwechsel 1926–1969. München 1993, S. 84; vgl. dazu Maria Robaszkiewicz, Übungen im politischen Denken: Hannah Arendts Schriften als Einleitung der politischen Praxis. Wiesbaden, 2017, books.google.it S. 90 m. Anm. 13; der dort erwähnte Erlass A 7642 war aber von Wacker, Heideggers Antwort war der Beschluss 4012, s. o., vgl. auch GA 16, S. 85.
  735. Brief vom 29. September 1949. Lotte Köhler, Hans Saner (Hrsg.), Hannah Arendt, Karl Jaspers: Briefwechsel 1926–1969, München 1993, S. 178; vgl. dazu Annette Vowinckel, Hannah Arendt: zwischen deutscher Philosophie und jüdischer Politik. Berlin 2004, S. 50 ff.
  736. Hassan Givsan, Eine bestürzende Geschichte, Würzburg 1998, S. 113: „Was dabei besonders frappiert, ist der nicht nachvollziehbare Stimmungswandel.“
  737. Martin Heidegger ist achtzig Jahre alt In: Menschen in finsteren Zeiten. München, Zürich 2001 (Tb), S. 177f.
  738. Martin Heidegger ist achtzig Jahre alt In: Menschen in finsteren Zeiten. München Zürich 2001 (Tb), S. 177.
  739. Martin Heidegger ist achtzig Jahre alt In: Menschen in finsteren Zeiten. München Zürich 2001 (Tb), S. 178.
  740. Christian Dries, Günther Anders und Hannah Arendt – eine Beziehungsskizze In: Günther Anders: Die Kirschenschlacht. Dialoge mit Hannah Arendt, München 2011, S. 73.
  741. Günther Anders, Über Heidegger, München 2001, S. 70.
  742. Günther Anders, Über Heidegger, München 2001, S. 275.
  743. Promotion 1924 laut Hans Rainer Rupp (Hrsg.), Edmund Husserl und die phänomenologische Bewegung. Zeugnisse in Text und Bild, Freiburg/München (Karl Alber) 1988, S. 423.
  744. Brief an Arendt vom 18. Oktober 1925, in: Ursula Ludz (Hrsg.), Hannah Arendt/Martin Heidegger, Briefe 1925–1975 und andere Zeugnisse, Frankfurt am Main (Vittorio Klostermann) 1998, S. 49 ff., hier: S. 51.
  745. Günther Anders, Über Heidegger, München 2001, S. 362.
  746. „Der Spiegel“, 30. Mai 1994, Geschichtsschreibung: Der doppelte Außenseiter.
  747. Ernst Nolte, Martin Heidegger: Politik und Geschichte im Leben und Denken, Berlin, Frankfurt/M., 1992, S. 151 f.
  748. Walter Euchner. Philosoph im Weltbürgerkrieg, Die Zeit, 19. März 1993.
  749. Livia Profeti, Heideggers Daseinsontologie und die Zerstörung der Gleichheit In: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hrsg.): Schwarze Hefte. Eine philosophisch-politische Debatte, Berlin 2016, S. 167.
  750. Hassan Givsan S. 21: „schon in Sein und Zeit mündete die Frage nach dem Dasein in die Frage nach der Gemeinschaft, dem Volk“, m. Verw. auf Sein und Zeit, S. 384.
  751. Martin Heidegger, Sein und Zeit, 1927, Tübingen 2006, S. 384f.
  752. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen, 2007, S. 113.
  753. Thomas Sheehan, Emmanuel Faye, The introduction of Fraud into Philosophy, Philosophy Today, 2015, S. 367–400, hier 80 f. m. Anm. 45.
  754. Dieter Thomä, Die Zeit des Selbst und die Zeit danach. Zur Kritik der Textgeschichte Martin Heideggers 1910–1976, Frankfurt/M., 1990, S. 545; zum Wandel der Bedeutung des Begriffes „Volk“ in Heideggers Werk vgl. Dieter Thomä (Hrsg.): Heidegger-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung u. „Volk“, S. 115.
  755. Meike Siegfried, Abkehr vom Subjekt: Zum Sprachdenken bei Heidegger und Buber, S. 419.
  756. Gaëtan Pégny, Heideggers Selbstauslegung in den Schwarzen Heften In: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hrsg.): Schwarze Hefte. Eine philosophisch-politische Debatte, Berlin 2016, S. 326–346, hier: S. 335.
  757. George Leaman, Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen, Hamburg, Berlin 1993, S. 128.
  758. Alfred Denker, Heidegger und der Nationalsozialismus II. Interpretationen, Freiburg, München 2009, S. 43.
  759. Frank-Rutger Hausmann, Reinhart Kosellek (Hrsg.): Karl Löwith: Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Stuttgart 2007, S. 34.
  760. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen, 2007, S. 114 m. Verw. auf Johannes Fritsche Historical Destiny and National Socialism in Heidegger’s „Being and Time“, Berkeley/Los Angeles 1999, S. 216: „a brilliant summary of the politics of the revolutionary Right“; vgl. auch Domenico Losurdo, Die Gemeinschaft, der Tod, das Abendland. Heidegger und die Kriegsideologie Stuttgart, Weimar 1995, S. 52 ff, identifiziert in Heideggers Themen die nationalkonservative Kriegsideologie aus dem Ersten Weltkrieg; Johannes Fritsche, Historical Destiny and National Socialism in Heidegger’s „Being and Time, Berkeley 1999, S. 218, sieht in Sein und Zeit den paradigmatischen Text der Nationalkonservativen der Weimarer Republik.
  761. Alexander Schwan, Um einen Heidegger von innend bittend. Ein Nachtrag 1988. In: ders. Politische Philosophie im Denken Heideggers, Opladen 1965, 1989, S. 223; „Für Mark Blitz und Karsten Harries ist das die „‚Entschlossenheit‘, die Heideggers Affinität zur Bewegung des Nationalsozialismus“ bestimmte“, m. Verw. auf Mark Blitz, Heidegger's Being and Time and the Possibility of Political Philosophy, Ithaka, London, 1981, Karsten Harries, Heidegger as a Political Thinker. In: Michael Murray (Hrsg.): Heidegger and Modern Philosophy. Critical Essays, New Haven, London, 1978, S. 304–328; Dieter Thomä, Heidegger und der Nationalsozialismus. In der Dunkelkammer der Seinsgeschichte. In: ders. (Hrsg.): Heidegger-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart, Weimar, 2003, S. 141–162, hier: S. 142; Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 43: In der Übertragung auf Martin Heidegger sprach Löwith vom 'innere[n] Nihilismus dieser nackten Entschlossenheit'“; Jürgen Habermas, Heidegger – Werk und Weltanschauung In: Victor Farías, Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt/M., 1989, 2007, S. 32: „konnte die Dialektik von Anspruch und Entsprechung noch im Einklang mit dem aktivistischen Grundzug von Sein und Zeit eben nationalrevolutionär gedacht werden (…) Dezisionismus des sich selbst behauptenden Daseins“
  762. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 118 m. Verw. auf Haucke, Welt, S. 137.
  763. Dominique Janicaud: Heidegger en France, Paris 2001, Vol. 1., S. 103 m. Anm. 88; Zur Rezeption von Heidegger in Frankreich siehe auch Ethan Kleinberg, Generation Existential: Heidegger's Philosophy in France, 1927–1961.
  764. Jean-Paul Sartre, Zum Existenzialismus – eine Klarstellung. In: Der Existenzialismus ist ein Humanismus und andere philosophische Essays 1943–1948, Philosophische Schriften I, Frankfurt/M 1994, S. 114.
  765. Ethan Kleinberg, Generation Existential: Heidegger's Philosophy in France, 1927–1961, S.166.
  766. D. Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen, 2007, S. 309.
  767. Tom Rockmore: Heidegger and French Philosophy. Humanism, Antihumanism, and Being, London, New York 1995, S. 153.
  768. Alexander Schwan, Politische Philosophie im Denken Heideggers, Opladen 1965, 1988, S. 12: „Bei zahlreichen Schülern und Anhängern des Denkers ist es üblich geworden, seine politischen Stellungnahmen und Äußerungen als zufällige und nebensächliche Begleiterscheinungen abzutun und zu übergehen.“
  769. Tom Rockmore: Heidegger and French Philosophy. Humanism, Antihumanism, and Being, London, New York 1995, S. 153 f.
  770. Ethan Kleinberg, Generation Existential: Heidegger's Philosophy in France, 1927–1961, S.166 f. m. Anm. 22.
  771. Lutz Hachmeister, Heideggers Testament, Berlin 2014, S. 79; zu Beaufret als Heideggers Apologet s. auch: Erich Burghardt, Durch geschichtliche Krisen: ein Leben zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert, Wien, Köln, Weimar, 1998, S. 479.
  772. Ethan Kleinberg, Generation Existential: Heidegger's Philosophy in France, 1927–1961, S. 161.
  773. H. Ott, Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt/M., 1992, S. 14 f.
  774. Tom Rockmore: Heidegger and French Philosophy. Humanism, Antihumanism, and Being, London, New York 1995, S. 154; Jean-Pierre Faye, Heidegger et la »revolution«, Médiations Nr. 3, 1961, S. 151–159; ders. „La lecture et l'énoncé,“ Critique Nr. 237, Februar 1967.
  775. Ethan Kleinberg, Generation Existential: Heidegger's Philosophy in France, 1927–1961, S. 201.
  776. Peter Trawny, Die Zeit, 27. Dezember 2013, „Eine neue Dimension“.
  777. Tom Rockmore: Heidegger and French Philosophy. Humanism, Antihumanism, and Being, London, New York 1995, S. 155: “Fédier, for instance, routinely poses as someone who knows German in the appropriate manner, presumably but improbably better than such native german speakers critical of Heidegger as Löwith, or later Pöggeler, Marten and Thomä. Fédier suggests that a ‘real’ translation of the rectorial address will remove the traces of nazism injected into it”.
  778. Pierre Joris, Heidegger, France, Politics, The University:„Fédier himself has given what one can only call sanitized French translations of certain of Heidegger's texts“, m. Verw. in Anm. 20: Jean-Pierre Faye, „La lecture et l'énoncé,“ Critique Nr. 237, Februar 1967, und Fédiers Antwort darauf vom Juli 1967, „A propos de Heidegger, une lecture dénoncée“; vgl. auch Friederike Reents, Stimmungsästhetik: Realisierungen in Literatur und Theorie vom 17. bis ins 21. Jahrhundert, Göttingen, 2015. S. 430 f.
  779. Anton M. Fischer: Späte Götterdämmerung. In: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hrsg.): Martin Heideggers 'Schwarze Hefte', Berlin 2016, S. 416–439. hier: S. 425 f.
  780. Anton M. Fischer: Späte Götterdämmerung. In: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hrsg.): Martin Heideggers 'Schwarze Hefte, Berlin 2016, S. 416–439. hier: S. 423 m. Anm. 16: John van Buren („Heidegger Incorporated“).
  781. Anton M. Fischer: Späte Götterdämmerung. In: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hrsg.): Martin Heideggers 'Schwarze Hefte', Berlin 2016, S. 416–439. hier: S. 425.
  782. Anton M. Fischer: Späte Götterdämmerung. In: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hrsg.): Martin Heideggers 'Schwarze Hefte', Berlin 2016, S. 416–439. hier: S. 421 f.
  783. Anton M. Fischer: Späte Götterdämmerung. In: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hrsg.): Martin Heideggers ‚Schwarze Hefte‘, Berlin 2016, S. 416–439. hier: S. 422.
  784. Tom Rockmore: Heidegger and French Philosophy. Humanism, Antihumanism, and Being, London, New York 1995, S. 155.
  785. Deutsche Fassung: Victor Farías, Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt/M., 1989, 2007.
  786. Hugo Ott, Wege und Abwege: Zu Victor Farías’ kritischer Heidegger-Studie. In: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 275, 27. November 1987.
  787. Andreas Luckner, Heidegger und das Denken der Technik, Bielefeld 2008, S, 64.
  788. Dominique Janicaud, Heidegger en France, Paris 2001, Vol. 1. S. 349.
  789. Vgl. Dazu Heinrich Schmidinger, Wolfgang Röd, Rainer Thurnher: Geschichte der Philosophie Band XIII: Lebensphilosophie und Existenzphilosophie, München 2002, S. 392, Anm. 21.
  790. Richard Wolin, French Heidegger Wars, in : ders. (Hrsg.), The Heidegger Controversy: A Critical Reader. New York, 1991, S. 273–300.
  791. Alan Milchman, Alan Rosenberg: The philosophical stakes of the Heidegger wars, Part I: Methodologies for the reading of Heidegger. In: The Journal of Value Inquiry. Dezember 1993, S. 509–520, hier: S. 509: „The publication of Victor Farías’s Heidegger and Nazism in 1987 set off the Heidegger wars, which have grown in intensity over the succeeding years“; siehe auch: A. Reif: Der Fall Martin Heidegger. Vom „Historikerstreit“ zum „Philosophenstreit“. Ein Gespräch mit Professor Dr. Alexander Schwan. In: Politische Studien. Band 40, Stuttgart 1989, S. 296.
  792. H. Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Frankfurt/M., 1992, S. 8: „Wer sich Heidegger kritisch nähert, gar korrigiernd das feste Gefüge erschüttert, wird unweigerlich ins gegnerische Lager eingeordnet.“
  793. Jürgen Habermas: Heidegger – Werk und Weltanschauung. In: Victor Farías: Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt/M., 1989, 2007, S. 14.
  794. Jürgen Habermas: Heidegger – Werk und Weltanschauung. In: Victor Farías: Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt/M., 1989, 2007, S. 15.
  795. Emmanuel Faye: Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie. Im Umkreis der unveröffentlichten Seminare zwischen 1933 und 1935. Berlin 2009, S. 16.
  796. Ablehnende Rezension von Thomas Meyer, Die Zeit, 21. Juli 2005; die Philosophen Jacques Bouveresse, Georges-Arthur Goldschmidt, Jean Bollack, Michel Onfray, die Historiker Jean-Pierre Vernant, Pierre Vidal-Naquet, Paul Veyne und Serge Klarsfeld verteidigten das Buch; kritisch dagegen auch Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen, 2007, S. 25: „Allerdings fördert seine auf ein französisches Publikum gerichtete Studie für den deutschen Leser wenig substantiell Neues zu Tage, verärgert aber durch viele Ungenauigkeiten und historische Vereinfachungen“; Thomas Sheehan, Emmanuel Faye, The introduction of Fraud into Philosophy, Philosophy Today, 2015, S. 367–400, ( PDF).
  797. Emmanuel Faye, François Rastier, Sidonie Kellerer, Heidegger und die Vernichtung der Juden, taz, 7. April 2015.
  798. Dieter Thomä: Wie antisemitisch ist Heidegger? In: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hrsg.): Martin Heideggers 'Schwarze Hefte, Berlin 2016, S. 211–233, hier: 231 f.
  799. Martin Heidegger: Überlegungen XII–XV (Schwarze Hefte 1939–1941), Heidegger Gesamtausgabe 96. Hrsg. von Peter Trawny, Frankfurt a. M. 2014; Ders.: Überlegungen II–VI (Schwarze Hefte 1931–1938), Heidegger Gesamtausgabe 94. Hrsg. von Peter Trawny, Frankfurt a. M. 2014; Ders.: Überlegungen VII–XI (Schwarze Hefte 1938/39), Heidegger Gesamtausgabe 95. Hrsg. von Peter Trawny, Frankfurt a. M. 2014; Ders.: Anmerkungen I–V (Schwarze Hefte 1942–1948), Heidegger Gesamtausgabe 97. Hrsg. v. Peter Trawny, Frankfurt a. M. 2015.
  800. Trawny, Die Zeit, 27. Dezember 2013: „… das Bekanntwerden einiger Passagen aus diesen Notizen in Paris zum Teil hysterische Reaktionen ausgelöst hat. (…) Französische Gelehrte, die seit Jahrzehnten Heideggers Denken interpretieren, liefen sozusagen intellektuell Amok“.
  801. In der Zeit vom 27. Dezember 2013 erschienen die Artikel von Peter Trawny: Eine neue Dimension und Thomas Assheuer: Er spricht vom Rasseprinzip sowie ein Interview mit Emmanuel Faye: Die Krönung der Gesamtausgabe
  802. Zeit online, 22. Januar 2014, Vermisstes Werk von Heidegger aufgetaucht.
  803. Peter Trawny, Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Frankfurt/M., 2014, S. 69: „Der seinsgeschichtliche Antisemitismus besteht darin, dass Heidegger meint: Die 'nach dem Rasseprinzip' lebenden Juden machen (…) die in diesem 'Rasseprinzip' fundierte Selbstauslegung (…) zum Sinn und Zweck ihrer 'Machtentfaltung'“; Alain Badiou, zit, n. Deutschland Radio Kultur, 18. Dezember 2013, Umstrittener Philosoph, „Überlegungen zum Judentum, die eindeutig antisemitisch sind“: „eigentlich ein ganz gewöhnlicher Antisemit“; Donatella di Cesare in Thomas Vašek (Hohe Luft. 10. Februar 2015), Heidegger-Enthüllung: „Deshalb würde ich von einem metaphysischen Antisemitismus sprechen“; Jean-Luc Nancy („Faustkultur“, 16. Februar 2015), Tatsachen aus Heften:„Dies bedeutet zumindest, dass Heidegger in Anlehnung an eine Kritik der „Neuzeit“ den banalsten Antisemitismus seiner Zeit wiederholt“; Wolfram Eilenberger, Deutschlandfunk „Es gibt eine systematische, es gibt eine philosophische Nähe Heideggers zum Antisemitismus, und das ist ein neues und wichtiges Ereignis nicht nur in der Heidegger-Forschung, sondern auch in der Philosophie des 20. Jahrhunderts.“
  804. R. Wolin Im Gespräch mit Thomas Vašek (Hohe Luft. 27. März 2015), „Heidegger hielt die 'Endlösung' für notwendig“
  805. Thomas Vašek, Hohe Luft (23. Juni 2015): Die Heidegger-Gesellschaft muss sich öffnen.
  806. S. Vietta, S. 622: „Wie der Leser diese Heidegger’sche Judenkritik benennen will, ob Antisemitismus oder nicht, muss jeder selbst entscheiden.“
  807. Vgl. Vorsitzender der Heidegger-Gesellschaft zurückgetreten, Pressemitteilung SWR2, 16. Januar 2015; Das Ende des Heideggerianertums. Interview Figals in der Badischen Zeitung, 23. Januar 2015:„Ich habe trotz Heideggers großer Sympathie für den Nationalsozialismus nicht gedacht, dass er vorsätzlich und mit Überzeugung antisemitische Äußerungen tut, noch dazu von einer solchen Infamie. Es war der zwingende Anlass, mein Verhältnis zur Person Heidegger zu überdenken.“
  808. Stellungnahme des Vorsitzenden der Martin-Heidegger-Gesellschaft
  809. GA 97, 159
  810. Abschlussbericht der Kommission zur Überprüfung der Freiburger Straßennamen, zur Begründung des Vorschlages, den Martin-Heidegger-Weg in Freiburg umzubenennen, S. 42.
  811. Badische Zeitung, 3. März 2020, Freiburger Gemeinderat beschließt Umbenennung weiterer Straßen
  812. Anton M. Fischer: Späte Götterdämmerung. In: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hrsg.): Martin Heideggers ‚Schwarze Hefte‘, Berlin 2016, S. 416–439. hier: S. 423.
  813. Anton M. Fischer, Anton M. Fischer: Späte Götterdämmerung. In: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hrsg.): Martin Heideggers „Schwarze Hefte“. Berlin 2016, S. 416–439. hier: S. 423.
  814. Vgl. Eggert Blum, Schwarze Hefte, geschönte Werke,„SWR2“, 12. November 2014.
  815. Julia A. Ireland, Research in Phenomenology, Bd. 44, 2014, vgl. dazu Vittorio E. Klostermann, Eine verlässliche Ausgabe und ein unredlicher Angriff, Hohe Luft Magazin, 31. August 2015.
  816. Richard Wolin: Heideggers „Schwarze Hefte“: Nationalsozialismus, Weltjudentum und Seinsgeschichte. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (Heft 3-2015). de Gruyter, München 2015.
  817. Richard Wolin, J'accuse! Eine Antwort auf Vittorio Klostermann, in: „Hohe Luft“ vom 2. November 2015.
  818. Stellungnahme von Vittorio E. Klostermann in: „Hohe Luft“, 9. November 2015.
  819. Rainer Marten, Gralshüter mit letzter Treuebereitschaft, in: Die Zeit, 22. März 2015.
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