Bahnstrecke Toulouse–Bayonne

Die 321 km lange Bahnstrecke von Toulouse nach Bayonne ist eine wichtige Verbindung im Südwesten Frankreichs. Im gebirgigen Gelände der Pyrenäen werden hier große Höhenunterschiede überwunden, es ist eine der steilsten französischen Strecken. Fertiggestellt wurde die Strecke 1867, seit 1930 ist sie elektrifiziert. Zwischen Kilometer 93,6 und 103,9 beträgt die Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, auf vielen anderen Abschnitten darf nur zwischen 100 km/h und 140 km/h gefahren werden.

Bordeaux–Sète
Strecke der Bahnstrecke Toulouse–Bayonne
Verlauf der Bahnstrecke Toulouse–Bayonne
Streckennummer (SNCF):650 000
Streckenlänge:321 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:1,5 kV =
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
Zweigleisigkeit:zwischen Toulouse und Puyoô
Bahnstrecke Bordeaux–Sète nach Bordeaux
0,0 Toulouse-Matabiau
3,9 Toulouse-Saint-Agne
5,1 Garonne
5,7 Garonne
11,7 Portet-Saint-Simon
12,7 Bahnstrecke Portet-Saint-Simon–Puigcerdà
nach Puigcerdà
20,8 Muret
21,4 Louge
65,7 Boussens (Haute-Garonne)
67,8 Garonne
71,7 Saint-Martory
72,8 Garonne
90,3 Saint-Gaudens
92,2 Garonne
103,9 Montréjeau – Gourdan-Polignan
104,3 Garonne
117,8 Save
118,8 Gers
120,5 Lannemezan
136,8 Arros
155,1 Adour
Bahnstrecke Morcenx–Bagnères-de-Bigorre
von Bagnères-de-Bigorre
156,3 Tarbes
Bahnstrecke Morcenx–Bagnères-de-Bigorre n. Morcenx
176,9 Lourdes
212,2 Lagoin
215,7 Pau
215,9 Bahnstrecke Pau–Canfranc nach Canfranc
255,5 Orthez
270,2 Puyoô
Bahnstrecke Puyoô–Dax nach Dax
291,8 Gaves Réunis
296,4 Bidouze
304,9 Urt
Adour
Bahnstrecke Bordeaux–Irun von Irun
Bahnstrecke Bayonne–Saint-Jean-Pied-de-Port
von Saint-Jean-Pied-de-Port
Tunnel de Mousserolles (217m)
Adour
Tunnel de Saint-Esprit (177m)
Bayonne
Bahnstrecke Bordeaux–Irun nach Bordeaux

Geschichte

Bahnhof Toulouse-Matabiau, 1905
Bahnhof Lourdes
Bahnhof Pau
Bahnhof Bayonne

Am 23. Oktober 1856 wurde der öffentliche Nutzen der Strecke durch ein kaiserliches Dekret festgestellt. Die Konzession zum Bau wurde der Gesellschaft Compagnie des chemins de fer du Midi et du Canal latéral à la Garonne durch das staatlichen Transportministerium am 1. August 1857 erteilt und am selben Tag durch ein weiteres Dekret bestätigt. 1860 wurde der Auftrag an die Compagnie du Midi übertragen. Der Ingenieur Colomès de Juillan schlug vor, die Strecke über Tarbes statt Auch zu führen und wurde in diesem Anliegen durch Napoleons III Generalsekretär Achille Fould unterstützt. Als wesentlicher Vorteil einer Streckenführung durch das Département Haute-Garonne galt die Erschließung der Thermalbäder der Pyrenäen, welche so weiterentwickelt werden konnten.[1] Der östliche Abschnitt von Toulouse nach Montréjeau wurde 1861–1862 in Betrieb genommen, der westliche zwischen Pau und Bayonne 1863–1864 und der zentrale Abschnitt von Montréjeau über Tarbes nach Pau 1866–1867.

Die gesamte Strecke war zunächst eingleisig, bevor sie von 1869 bis 1900 zwischen Toulouse Puyoô auf Doppelspur ausgebaut wurde. Wegen der großen Steigungen von bis zu 33 ‰ und dem Kohlemangel in der Region trieb die Compagnie du Midi die Elektrifizierung der Strecke schnell voran. Unter der Leitung des Ingenieurs Jean-Raoul Paul wurde begonnen, die Strecke mit 12 kV -16,66 Hz Wechselstrom zu elektrifizieren. Als auf Antrag des Militärs ein Regierungsbeschluss die Vereinheitlichung des Stromnetzes auf 1500 Volt Gleichstrom festlegte, mussten die Pläne der Gesellschaft verändert werden: Am 3. Oktober 1922 wurde die 1913 installierte Oberleitung auf der Strecke von Pau nach Tarbes auf die neue Spannung umgestellt, genau ein Jahr später folgte die Umstellung des 1914 installierten Abschnitts von Tarbes nach Montréjeau. Von Anfang an mit 1500 V Gleichspannung betrieben wurde die Oberleitung von Montréjeau nach Boussens ab April 1924, von Boussens nach Toulouse im Juli 1924 und von Pau nach Puyoô am 2. Januar 1925. Die Elektrifizierung wurde auf dem verbliebenen Abschnitt von Puyoô nach Bayonne 1930 abgeschlossen.

Beim Waffenstillstand 1940 wurde verlief die Grenze zwischen freiem und besetzten Frankreich durch den Bahnhof von Orthez, wo alle Züge der deutschen Besatzungsarmee für eine halbe Stunde eine Zwangspause einlegen mussten. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Strecke ohne größeren Schaden zu nehmen.

Während der Güterverkehr wie im gesamten französischen Eisenbahnnetz beständig abnahm, lebt der Personenverkehr in letzter Zeit besonders auf, vor allem da einige TGV seit den neunziger Jahren über die Strecke verkehren. Täglich werden je vier Hin- und Rückfahrten des Schnellzuges angeboten. Die Tangentialverbindungen der ehemaligen Expresszüge in Südostfrankreich hingegen wurden komplett eingestellt. In 2004 wurde für die Kapazitätssteigerung der Toulouser S-Bahnlinie D der Abschnitt zwischen Portet-Saint-Simon und Muret auf automatischen Fahrtbetrieb umgestellt.

Steilrampe Capvern

Mit der Steilrampe Rampe de Capvern gelangt die Strecke von 196 Meter bei Tournay auf eine Höhe von 596 Meter bei Capvern. Bei einer Länge von 8 Kilometern beträgt die Steigung 33 ‰. Daher benötigen hier auch einige Personenzüge eine zusätzliche Lokomotive, die bei der Fahrt bergauf unterstützt.[2] Da dies einer der steilsten Abschnitte im französischen Streckennetz ist, werden neue Fahrzeuge beim Genehmigungsverfahren auf der Steilrampe erprobt.

Commons: Bahnstrecke Toulouse–Bayonne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bulletin des lois de l'Empire Français: N° 4994 – Décret impérial qui approuve la convention passée, 1. August 1857, pour la concession de chemins de fer à la Compagnie des chemins de fer du Midi et du Canal latéral à la Garonne. Hrsg.: Imprimerie Impériale XI 8. Paris August 1857, S. 544.
  2. Kleine Reportage über die rampe de Capvern. Abgerufen am 29. April 2016.
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