Judenspanisch
Judenspanisch, Jüdisch-Spanisch, Judäo-Spanisch, Djudeo-Espanyol (in hebräischer Schrift גֿודֿיאו-איספאנייול), auch Ladino, Djudezmo und in Marokko Hakitía, sind Bezeichnungen für eine seit dem Mittelalter ausgebildete romanische Sprache der sephardischen Juden, die manchmal nach diesen auch Sephardisch (aus dem Hebräischen s(ĕ)farad: Iberia[1]) genannt wird.[2] Es hat sich im Laufe von Jahrhunderten aus verschiedenen Varietäten der iberoromanischen Sprachen, insbesondere des Kastilischen, und unter dem Einfluss mehrerer Kontaktsprachen herausgebildet. Als jüdische Sprache weist Judenspanisch viele Einflüsse des Hebräischen und Aramäischen auf, aber auch des Arabischen, Türkischen, Italienischen, Griechischen und slawischer Sprachen, je nachdem, in welchem Gebiet sich die Sepharden nach ihrer Vertreibung von der Iberischen Halbinsel angesiedelt haben. Auch Entlehnungen aus dem Französischen, das in vielen Ländern des Mittelmeerraumes als Bildungssprache gelernt wurde, sind häufig. Das Verhältnis zwischen Judenspanisch und den Sepharden ist in kulturgeschichtlicher und soziolinguistischer Hinsicht vergleichbar mit demjenigen zwischen Jiddisch und den Aschkenasim.
Judenspanisch | ||
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Gesprochen in |
Israel, Türkei, Griechenland, Bulgarien, Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien, Syrien, Marokko, Vereinigte Staaten | |
Sprecher | 25.000–höchstens 100.000 | |
Linguistische Klassifikation |
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Sprachcodes | ||
ISO 639-2 |
lad | |
ISO 639-3 |
lad |
Die verschiedenen Sprachbezeichnungen
Die Bezeichnung der hier zu behandelnden Sprache ist nicht einheitlich. Welche Bezeichnung verwendet wird, ist zum Teil geografisch bedingt. Manche Forscher sehen in dem Nicht-Vorhandensein eines einheitlichen Namens ein Indiz dafür, dass die Sprache kein hohes Ansehen genießt und „ihre Sprecher sie gewissermaßen auch als Jargon qualifizieren“.[3]
Judenspanisch (Djudeo-Espanyol)
Für viele Sprachhistoriker ist Judenspanisch der angemessene Begriff zur Bezeichnung der Sprache, da dieses Wort einerseits auf Spanisch als ihre historische Grundlage und andererseits auf die Juden als ihre Sprecher hinweist.[4]
Ladino
Ladino wird häufig, insbesondere in Israel, als Bezeichnung für die Sprache der sephardischen Juden verwendet, bezeichnet jedoch in einem engeren Sinne nur das Verfahren der Interlinearübersetzung der hebräischen Bibel und des hebräischen Gebetbuches (Seder und Siddur) in das von den Juden der Iberischen Halbinsel gesprochene Romanisch des Mittelalters. Ladino ist demnach eine künstlich geschaffene Schriftsprache, die „erst bei dem Prozeß des Übersetzens aus dem Hebräischen ins Spanische entsteht […]“[5], also eine an das gesprochene Judenspanisch angelehnte Hilfssprache, die insbesondere die hebräische Bibellektüre erleichtern sollte, und keine Volkssprache.[6]
Grundlage der Wort-für-Wort-Übersetzungen der hebräischen heiligen Schriften ist die im Buch Deuteronomium formulierte Verpflichtung, am Wortlaut des Bibeltexts nichts zu verändern.[7] Wenn nicht das Hebräische selbst verwendet wurde, sollte die Übersetzung möglichst nahe am hebräischen Original sein und seine Besonderheiten in die Zielsprache übertragen. Man geht davon aus, dass das Ladino im 13. Jahrhundert in Spanien geschaffen wurde, um Übersetzungen für die spanischen Juden anzufertigen, die das sakrale Hebräisch nicht verstanden.[8] Ladino ist in Syntax und Wortwahl eng an den hebräischen Text angelehnt. Das Ziel war also eine möglichst genaue Wiedergabe des hebräischen Textes, „um den ungebildeten Leser über die Landessprache an die heilige Sprache heran[zu]führen und ihm eine Einsicht in die Struktur des Hebräischen [zu] vermitteln.“[9] Diese Art der Übersetzung verstieß oft gegen die spanische Grammatik zugunsten der hebräischen. Ein berühmtes Werk ist die Ferrara-Bibel, eine Übersetzung des Tanach mit Hilfe des Ladinoverfahrens, die 1553 in Ferrara (Italien) gedruckt wurde.[10] Im Laufe der Jahrhunderte beeinflusste Ladino in einem gewissen Maße auch die gesprochene Sprache, nicht jedoch umgekehrt.[11]
In der Linguistik verwendet man für Sprachen wie Ladino die Bezeichnung Calque-Sprache („durchgepauste Sprache“). Calque-Sprachen wurden vom Hebräischen aus unter anderem für das Griechische, das Italienische, das Arabische und das Türkische geschaffen.[12] Auch Bibelübersetzungen ins Deutsche wurden nach diesem Verfahren angefertigt.
Die Knesset, das israelische Parlament, bevorzugt die Bezeichnung Ladino im Sinne von Judenspanisch. 1996 wurde dort die Gründung der Autoridad Nasional del Ladino i su Kultura beschlossen.[13]
Ladino ist nicht mit der ladinischen Sprache zu verwechseln.
Djudezmo
Abgeleitet vom spanischen Wort judaísmo, war Djudezmo ursprünglich eine von den nichtjüdischen Nachbarn der Sepharden gebrauchte Bezeichnung der Gesamtheit jüdischer Sitten, Lebensanschauungen, Glaubensvorstellungen und dergleichen. Inzwischen taucht Djudezmo auch in sprachwissenschaftlichen Schriften vor allem amerikanischer und jüdischer Forscher auf. Verbreitet war diese Bezeichnung der sephardischen Sprache in Bulgarien, Mazedonien sowie zum Teil in Griechenland und Rumänien.[14]
In der Türkei ist eine ähnliche Bezeichnung, djidió, verbreitet, die vom spanischen Wort judío (Jude, jüdisch) abgeleitet ist.[15]
Espanyol oder Spaniolisch
Auch: Espanyolit, Spanyol, Spanyolit. Vor allem in der Türkei war diese Bezeichnung dort verbreitet, wo djidió kaum oder nicht gebräuchlich war. Der Begriff ist von dem judenspanischen Wort espanyol abgeleitet. In der Form spanyol war er die meistgebrauchte Bezeichnung der judenspanischen Sprache in den alten jüdischen Siedlungsgebieten in Palästina. Die dortigen Juden sprachen vorwiegend Judenspanisch oder Arabisch, bevor die Einwanderung aus Osteuropa einsetzte, die zum Entstehen einer großen vor allem jiddischsprachigen Bevölkerungsgruppe führte, die bald größer als die der palästinensischen Juden selbst war.[16] Die auf -it endenden Formen sind die hebräischen Bezeichnungen, die auf espanyol bzw. spanyol zurückgehen.
Sephardisch
Auch: Sefaradí, Sefardí. Dieser auf das hebräische Wort für Spanien zurückgehender Terminus ist keine Bezeichnung der Sprache seitens der Sprecher selbst, sondern wird in der Regel verwendet, um Sepharden und ihr Brauchtum von dem anderer ethnischer Untergruppen des jüdischen Volkes zu unterscheiden.[17]
Hakitía
Auch: Hakitiya, Haketía. Als Bezeichnung der Sprache der sephardischen Juden wurde der Terminus ausschließlich in Nordmarokko verwendet. Es handelt sich um einen eigenen Dialekt mit wesentlichen Unterschieden zum balkanischen Judenspanisch. Daher ist Hakitía kein Synonym der oben angeführten Bezeichnungen.[18] Der Begriff ist von arabisch ḥakā (sprechen) bzw. ḥekāiat (Erzählung) abgeleitet.[19]
Die Sprachwissenschaft nutzt bei der Einteilung der judenspanischen Dialekte für Hakitía auch die Bezeichnung westliches Judenspanisch.
Geschichte und Verbreitung
Juden auf der Iberischen Halbinsel vor ihrer Ausweisung 1492
Historiker gehen davon aus, dass sich die ersten Juden bereits im 1. Jahrhundert vor Christus auf der Iberischen Halbinsel ansiedelten, vor allem in den Hafenstädten der Mittelmeerküste. Das älteste dokumentarische Zeugnis ist ein ins 2. Jahrhundert unserer Zeit datierter jüdischer Grabstein. Aus schriftlichen Quellen ist bekannt, dass im 4. Jahrhundert der Anteil der jüdischen Bevölkerung auf der Iberischen Halbinsel beträchtlich war.[20]
Eine für das Judentum glanzvolle Zeit war das 10. und 11. Jahrhundert in Al-Andalus unter dem Kalifat von Córdoba. Doch die Ankunft der Almoraviden (1086–1147), die von Andersgläubigen die Konversion zum Islam verlangten, bewirkte die Flucht vieler Juden, die sich daraufhin hauptsächlich in den christlichen Königreichen Kastilien-León, Aragón und Navarra niederließen. Dort räumten die Könige den jüdischen Untertanen und Gemeinden Privilegien ein, für die diese besondere Abgaben und Steuern zahlten.[21]
Mit Ausnahme des Königreiches Granada war die gesamte Iberische Halbinsel nach fast einem halben Jahrtausend muslimischer Herrschaft um die Mitte des 13. Jahrhunderts von den Christen zurückerobert worden. Dies war die beste Periode der jüdischen Geschichte in den christlichen Königreichen, als die ihres größten Wohlergehens in Kastilien und Aragón gilt die Regierungszeit von Alfonso X. und Jaume I.[22] Die Juden lebten in juristischer und kommunaler Selbstständigkeit, getrennt und unabhängig von der christlichen und muslimischen Bevölkerung.[23]
Antijüdische Propaganda in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts gipfelte im Jahre 1391 in Sevilla in Tätlichkeiten gegen die jüdische Gemeinde, die sich schnell über die Stadt hinaus verbreiteten. Innerhalb von drei Monaten wurden etwa 50.000 der 300.000 Juden der Iberischen Halbinsel getötet, ganze Gemeinden vernichtet. Daraufhin ließen sich viele Juden taufen oder wurden zwangsgetauft. Die nunmehr meist nur noch in Landstädten bestehenden jüdischen Gemeinden verarmten.[24]
Ursprung des Judenspanischen
Ob die Juden bereits auf der Iberischen Halbinsel eine im umfassenden Sinne eigene Varietät ihrer romanischen Umgebungssprachen verwendeten, ist nicht bezeugt, doch darf es aufgrund der Existenz jüdischer Varietäten anderer Sprachen in andere Ländern angenommen werden. Gewisse Abweichungen im Wortschatz weisen darauf hin. Demnach hätte es jüdisch-kastilische, jüdisch-aragonesische, jüdisch-katalanische und jüdisch-portugiesische Mundarten gegeben, die sich geringfügig von den Mundarten der christlichen und muslimischen Bevölkerung abhoben. „Der Tatsache, dass das Judenspanische des Osmanischen Reiches und das Haketía [in Marokko] z. T. gemeinsame Neuerungen haben [… und zudem in beiden Regionen] der gemeinsame Verlust einiger Wörter [feststellbar ist, …] ist bisher zu wenig Beachtung geschenkt worden“, betonte der Romanist Gabinskij im Jahr 2011.[25] Oft dienten zur Beschreibung des religiösen Lebens hebräische und aramäische Wörter, sodass sich mindestens in diesem Lebensbereich der jüdische Sprachgebrauch von dem der christlichen und muslimischen Bevölkerung unterschied. Auch die kommunale und juristische Selbstständigkeit der jüdischen Gemeinden dürfte der Ausbildung eines spezifisch jüdischen Vokabulars insbesondere in diesen Bereichen förderlich gewesen sein.[26]
Beispiele sprachlicher Besonderheiten des Spanischen (eigentlich des Kastilischen) der Juden vor 1492:
- Eigene Formen bzw. Arabismen zur Vermeidung christlich konnotierter Begriffe:
das Wort Dios (Gott), das durch das auslautende -s wie ein Plural klingt, wandelte sich im streng monotheistischen Sinne des Judentums zu Dio; das Wort domingo (Sonntag) wurde wegen seines spezifisch christlichen Hintergrundes nicht verwendet; an seine Stelle trat alhad, das auf arabisch الأحد al-ahad (der Erste; der erste Wochentag) zurückgeht.
- Hebraismen im ethischen Bereich:
mazal (Stern, Schicksalsstern, Schicksal); kavod (Ehre, Herrlichkeit); mamzer (Bastard).
- Bedeutungswandel romanischer Wörter:
Das Verb meldar von lat. meletare (sich üben, etwas sorgfältig betreiben) bezog sich zunächst nur auf das Studium religiöser Texte; im Judenspanischen weitete sich die Bedeutung zu lesen, lernen.
- Über die üblichen kastilischen Entlehnungen aus dem Arabischen hinausgehende arabische Lehnwörter:
adefina (begraben); alarze (Zeder).
- Wortbildung auf der Basis hebräischer Wörter mit spanischen Vor- und Nachsilben:
enheremar (mit dem Bann belegen) von hebr. herem (Bann).
- Hebräische Pluralbildung einiger romanischer Wörter:
ladroním neben ladrones (Diebe).
- Weitere romanische Wörter mit hebräischer Endung:
haraganud von span. haragán (Faulheit)[27]
Das eigentliche Judenspanisch bildete sich erst nach 1492, als die Verbindung zu den Ländern der Iberischen Halbinsel abriss.[28] Nach ihrer Vertreibung entwickelte sich das Jüdisch-Kastilische, die von den meisten sephardischen Juden gesprochene romanische Varietät, zu einer selbstständigen Sprache, die die anderen jüdisch-iberischen Varietäten aufsog. In der Sprachwissenschaft herrscht heute die Ansicht vor, dass es sich beim Judenspanischen um eine selbständige – nicht mehr spanische – Fortsetzung der spanischen Sprache vom Ende des 15. Jh. handele.[29] Sie weise eine größere Nähe zum mittelalterlichen Spanisch als das moderne Spanisch, das eine andere Entwicklung nahm, auf.[30]
Ausweisung der Juden aus Kastilien und Aragón (1492)
Am 31. März 1492 erließen die Katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon im Zuge der gerade beendete Reconquista, d. h. der über Jahrhunderte dauernden Rückeroberung der Iberischen Halbinsel von den muslimischen Herrschern, das Alhambra-Dekret. Es enthielt den Befehl zur vollständigen Ausweisung derjenigen Juden aus Kastilien, Leon und Aragon, die sich innerhalb von vier Monaten nicht taufen ließen. Wie viele Juden daraufhin das Land verließen, ist nicht genau zu beziffern; man schätzt ihre Zahl auf 90.000 bis 400.000.[31]
Etliche der in Spanien verbliebenen und zum Christentum konvertierten Juden, die sogenannten Marranen, wurden später Opfer der Inquisition, da man ihnen nachwies oder ihnen zumindest unterstellte, heimlich am Judentum festzuhalten und weiterhin jüdische Bräuche zu pflegen. Dies zog die Emigration zahlreicher Marranen nach sich, die danach in ihren neuen Heimatländern meist wieder den jüdischen Glauben annahmen (v. a. im 16. und 17. Jahrhundert).[32]
Auch im Königreich Portugal nahmen die Repressalien gegenüber Untertanen jüdischer Herkunft zu. Im Frühjahr 1506 wurden mindestens 2.000 Neuchristen in Lissabon ermordet. Dies provozierte eine Flüchtlingswelle, die mit der 1539 in Kraft getretenen Inquisition weitere Neuchristen zur Emigration veranlasste; viele von ihnen waren vorher aufgrund des Alhambra-Dekrets von 1492 nach Portugal geflüchtet.[33]
Ein Ziel vieler Auswanderer war das Osmanische Reich von Sultan Bayezid II., der den Vertriebenen Asyl anbot. Der Sultan, der über die Türkei, Griechenland, die Balkanländer, die Levante bis zu den heiligen Städten des Islams auf der Arabischen Halbinsel und Teile Nordafrikas (außer Marokko) herrschte, wollte zur Entwicklung seines Reiches an den europäischen Errungenschaften in Wissenschaft und Technik teilhaben; daher wurden die Flüchtlinge aus Spanien mit offenen Armen empfangen. Bayezid soll gesagt haben: „Wie töricht sind die spanischen Könige, dass sie ihre besten Bürger ausweisen und ihren ärgsten Feinden überlassen.“[34] Die Neuankömmlinge waren dankbar und stellten ihre Qualifikationen gern in den Dienst der neuen Heimat.[35]
Außerhalb des Osmanischen Reiches wandten sich die Flüchtlinge anfangs auch nach Portugal, zudem nach Marokko, Italien und vor allem nach Nordeuropa (Frankreich, England, Deutschland, Niederlande). Im Norden Marokkos waren die Sepharden zahlenmäßig in der Minderheit im Vergleich zu der dort ansässigen arabisch- und berbersprachigen jüdischen Bevölkerung. Dennoch konnte sich dort das Spanisch bzw. Judenspanisch halten. Das marokkanische Judenspanisch ist unter dem Namen Hakitía bekannt und lexikalisch stark arabisch beeinflusst. Die nach Italien geflüchteten Sepharden gaben ihre Sprache zugunsten des engverwandten Italienischen schnell auf. Ebenso passten sich die nach Nordeuropa geflüchteten Sepharden zügig an die jeweilige Landessprache an.[36] In die Niederlande kamen vom 17. Jahrhundert an hauptsächlich Marranen, die wieder ihren ursprünglichen Glauben annahmen.[37] Sie wurden oft als portugiesische Juden bezeichnet und verwendeten in ihren Gemeindeakten das Spanische und das Portugiesische.
Das spanische Ausweisungsdekret von 1492 wurde im Jahr 1924 aufgehoben. Heute existieren wieder jüdische Gemeinden in Spanien.[38] Die judenspanische Sprache spielt hier jedoch keine Rolle mehr.
Verbreitung des Judenspanischen
Schon vor der Ankunft der Sepharden im Osmanischen Reich lebten dort Juden, vor allem Romanioten, die Griechisch sprachen, sowie in geringer Zahl Jiddisch sprechende Aschkenasen. In den arabischen Gebieten sprachen die Juden Arabisch. Die nun hinzukommenden Flüchtlinge sprachen verschiedene iberoromanische Varietäten, insbesondere Kastilisch, Katalanisch und Aragonesisch; später gelangten auch Portugiesisch sprechende Sepharden ins Osmanische Reich.[39]
Eine politische Grundlage des Osmanischen Reiches war das Millet-System, d. h. die Bevölkerung lebte in eigenständigen überwiegend nach Konfessionen definierten Gemeinschaften, den Millet-Gemeinden. Der osmanische Staat verstand sich nicht als homogenisierend angelegter Nationalstaat, sondern als multiethnischer „Vielvölkerstaat“, der den Gemeinden den Schutz von Leben und Besitz sowie die freie Religionsausübung garantierte und ihnen eine selbstständige Gemeindeorganisation gestattete.[40] Das Millet-System sorgte dafür, dass die Minderheiten ihre kulturellen und sprachlichen Besonderheiten bewahren konnten. Das galt für die jüdische Minderheit ebenso wie für die christlichen Minderheiten. Diese Abgrenzung und die dadurch geförderte Konzentration in einem eigenen sozialen Milieu mit eigenen kulturellen Institutionen führte bei den Sephardim zur kollektiven Identitätsbildung; ein starker sozialer Zusammenhalt sorgte für ein ungehindertes und freies Gemeindeleben, innerhalb dessen sich Bräuche, Traditionen, Sprache und Religion entfalten konnten.[41]
Dass sich die Neuankömmlinge sprachlich vor allem in den Hauptzentren des Osmanischen Reiches, in Konstantinopel (Istanbul) und Saloniki (Thessaloniki), gegenüber anderssprachigen jüdischen Gruppen durchsetzten, lag nicht nur an ihrer zahlenmäßigen, sondern auch an ihrer kulturellen Überlegenheit. Die kastilischen Sepharden assimilierten die anderen Juden iberischen Ursprungs (Katalanen, Aragonesen, Portugiesen), und es entwickelte sich eine eigene, überwiegend kastilisch geprägte sephardische Koine, das Judenspanische.[42] „So also stellt das Judenspanische die Fortsetzung der jüdischen Varietät des Spanischen vom Ende des 15. Jh. dar, die sich in der Folgezeit isoliert und getrennt von der Sprache Spaniens entwickelt.“[43] Zudem spielte die Sprache der Sepharden im 16. Jahrhundert eine wichtige Rolle als Kommunikationsmittel zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen, insbesondere als Handelssprache im östlichen Mittelmeerraum. Darüber hinaus bewahrte das Judenspanische im Allgemeinen seine Position nicht nur als Sprache des Alltags, sondern war auch Sprache des Unterrichts, der Literatur und Presse im 19. und 20. Jahrhundert, als das in Westeuropa entwickelte nationalstaatliche Gedankengut auf das Osmanische Riech einzuwirken begann und sich dort nationale Minderheiten bildeten.[44] Judenspanisch wurde gleichsam die Nationalsprache der osmanischen Sepharden.
Dank einer Reihe von Faktoren hatte sich das Judenspanische vom 16. bis zum 19. Jahrhundert stabil gehalten. Dazu hatten einträgliche wirtschaftliche Bedingungen für jüdische Handwerker und Kaufleute beigetragen, ebenso die Sephardisierung der Mehrheit der übrigen Juden, sodass innerhalb der jüdischen Bevölkerung des Osmanischen Reiches alsbald eine kulturelle Homogenität auf religiöser und sprachlicher Grundlage herrschte, die von der ungehinderten Verbindung zwischen den Gemeinden innerhalb eines großen Staatsgefüges beflügelt wurde. Wesentliche Faktoren waren zudem der Gemeinschaftssinn der Sepharden, die Solidarität der Bewohner der jüdischen Viertel untereinander sowie deren beschränkte Kontakte zur Außenwelt mit einer Spezialisierung der jüdischen Bevölkerung auf wenige Erwerbszweige.[45]
Rückgang des Judenspanischen
Gleichzeitig änderte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts die geistige, wirtschaftliche und politische Verfassung des Osmanischen Reiches und leitete den allmählichen Rückgang des Judenspanischen ein. Wesentliche Faktoren waren die Industrialisierung und der damit einhergehende Niedergang auch des jüdischen Handwerks sowie das Entstehen einer neuen bürgerlichen Schicht, die sich nicht mehr primär ethnisch-religiös, sondern national (im Sinne der sie umgebenden Bevölkerungsmehrheit) definierte und ihr überkommenes kulturelles Erbe teilweise aufgab.[46]
Insbesondere das Edikt von Gülhane aus dem Jahr 1839 bedeutete eine Wende für die gesamte osmanische Gesellschaft. Die Reformen (Tanzimat) beabsichtigten eine Modernisierung des Landes, deren wichtigste Voraussetzung die Stärkung der Zentralmacht war. Frankreich diente dabei als Vorbild. Die Neuausrichtung veränderte nicht nur den Aufbau des Staates, sondern auch die Bildungs- und Sprachenpolitik. Die Religionsgemeinschaften, die den verschiedenen Bevölkerungsgruppen bisher als Identifikationsstifter dienten, sollten hinter die zentralstaatlichen Institutionen zurücktreten.[47]
Einige Bevölkerungsgruppen entwickelten eigene nationale Ideologien, die zur Loslösung vom Osmanischen Reich führte; sie bildeten unabhängige Staaten (Griechenland – 1830 mit Ausnahme von Saloniki – 1913; Serbien – 1867; Bulgarien – 1878; Sarajevo – 1878; Rumänien – 1878). Das veränderte die Lebenswelt der Sepharden nachhaltig, denn nun gehörten die einst in einem großen Reich zusammengefassten sephardischen Gemeinschaften verschiedenen Nationalstaaten an und waren mit deren Minderheitenpolitik konfrontiert. Überall wurde nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht der Unterricht in der jeweiligen Nationalsprache verpflichtend.[48]
Durch diese Maßnahmen und den Verlust traditioneller Lebensformen wurde das Judenspanische zu Beginn des 20. Jahrhunderts vielfach zugunsten der jeweiligen Nationalsprache (Türkisch, Griechisch, Bulgarisch, Serbokroatisch) aufgegeben.[49] Beispielsweise gaben in den Volkszählungen in der Türkei 1935 und 1955 fast 72 % der befragten Juden Judenspanisch als ihre Muttersprache an, wohingegen sich bei der Volkszählung von 1965 nur noch rund 32 % als Muttersprachler ausgaben und 18 % Judenspanisch als Zweitsprache nannten. Zudem hatte sich der Gebrauch des Judenspanischen vom öffentlichen in den privaten Bereich, in die Familie, zurückgezogen.[50]
Unterdessen erfolgte bei den in Nordafrika ansässigen spanischsprachigen Juden seit dem Kontakt mit der spanischen Kolonialmacht ab 1860 sehr rasch eine Angleichung des Judenspanischen an das iberische Spanisch. Die als Haketiya bezeichnete Varietät, die seit dem 18. Jahrhundert eigene Wege gegangen war und sich von der südosteuropäischen Varietät des Judenspanischen getrennt hatte, verschwand schneller als das Letztere im östlichen Mittelmeerraum, sodass die Masseneinwanderung maghrebinischer Juden nach Israel keine Stärkung der dortigen judenspanischsprachigen Bevölkerung mehr bewirkte, sondern für einige Jahrzehnte Französisch zu einer wichtigen Umgangssprache im Judenstaat machte.[51]
Zum Rückgang des Judenspanischen trug insbesondere auch der deutsche Nationalsozialismus bei. Während der Shoa wurden in den besetzten Ländern Judenspanisch sprechende Juden wie alle anderen Juden verfolgt und ermordet, vor allem in Griechenland und Jugoslawien. In Städten wie Saloniki, in denen ehemals mehrheitlich Judenspanisch gesprochen wurde, und in den sephardischen Gemeinden des Balkans leben heute nur noch sehr wenige Sepharden.[52]
Alliance Israélite Universelle (AIU)
Einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Judenspanischen hatte die 1860 in Paris gegründete Gesellschaft Alliance Israélite Universelle. Die Gründer der AIU, jüdische Intellektuelle, wollten die Emanzipation ihrer jüdischen Brüder und Schwestern gegenüber der muslimischen bzw. christlichen Bevölkerungsmehrheit fördern und sich für die Rechte der Juden weltweit einsetzen. Als wichtigstes Mittel für die Verbesserung der wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Stellung der Juden wurde eine moderne westliche Erziehung und Bildung angesehen.[53] Aufgrund des großen Einflusses Frankreichs auf die osmanische Führungsschicht stellten sich dem Engagement der AIU kaum bürokratische Hindernisse entgegen. 1910 waren bereits 116 Schulen der AIU im Osmanischen Reich und Marokko tätig. Von 1920 bis 1930 wurden sie jedoch in der Türkei, aber z. B. auch in Griechenland verstaatlicht.[54]
Da in den Schulen der AIU die Verbreitung der französischen Sprache und Kultur eine wichtige Rolle spielte, fanden große Teiles des Unterrichts fast überall auf Französisch statt. Einerseits leistete die AIU damit einen großen Beitrag zur Bildung der Sepharden, andererseits verdrängte sie das Judenspanische in den familiären Bereich. Französisch war die Sprache der Gebildeten, Judenspanisch wurde zum Jargon deklassiert und in den Hintergrund gedrängt.[55]
Amsterdam, Bordeaux, London, Emden und Altona: die nördliche Diaspora der Sepharden
Bemerkenswert ist, dass das Spanische und Portugiesische der in den Jahrhunderten nach 1492 (siehe Karte) von der Iberischen Halbinsel auswandernden Conversos (d. h. zum Christentum übergetretener Juden und ihrer Nachfahren, die an ihren neuen Wohnorten zum Judentum zurückkehrten) keine wesentlichen Unterschiede zur jeweiligen Sprachform der Iberischen Halbinsel entwickelte. Der Übergang vom mittelalterlichen zum modernen Spanisch hatte sich bereits vollzogen, sodass die typische Lautung des Djudeo-Espanyol, die es vom modernen Spanisch unterscheidet (Charakteristika des Judenspanischen siehe unten), hier nicht feststellbar ist. Die Conversos brachten bereits das moderne Spanisch nach Nordeuropa mit. So sind auch die Schriften der sephardischen Gemeinde Amsterdams auf Spanisch (und Portugiesisch) abgefasst und nicht auf Djudeo-Espanyol, das nur im Mittelmeerraum und auf dem Balkan Verbreitung fand, wo die kulturelle Verbindung der sephardischen Juden zu den Ländern der Iberischen Halbinsel abriss.
Situation heute und drohender Sprachtod
Eine spanische Erhebung von 1922 bezifferte für Saloniki 80.000 Hispanophone, 24.000 für Belgrad, 30.000 für Bukarest, 10.000 für Kairo, 6.000 für Alexandria und 50.000 für Bulgarien, doch vermutlich seien diese Zahlen zu optimistisch angesetzt, schreibt Armin Hetzer in seinem Lehrbuch Sephardisch aus dem Jahr 2001.[56] Eine Schätzung von 1966 besagt, dass es weltweit 360.000 Sprecher des Judenspanischen gebe, davon 300.000 in Israel, 20.000 in der Türkei, 15.000 in den USA und 5.000 in Griechenland.[57] 2012 schätzt ein führender Forscher judenspanischer Geschichte und Traditionen, Michael Studemund-Halévy, in einem Interview mit der taz[58], dass es weltweit nur noch rund 25.000 Sprecher gebe. In der Türkei leben demzufolge 22.000 Sepharden, von denen aber nur 600 bis 800 Judenspanisch sprechen; in Bulgarien seien von 3.000 Sepharden noch 250 bis 300 Sprecher des Judenspanischen. In Serbien gebe es zwei Sprecher, in Slowenien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Griechenland nur noch wenige, dafür aber größere Sprechergruppen in Paris, London, den USA und Israel. Unter Berücksichtigung der Werte von 1966 dürfte sich die Sprecherzahl in Israel heute auf etwa 20.000 Personen belaufen. Studemund-Halévy vermutet, dass in der nächsten Generation Judenspanisch nur noch Erinnerung sein werde.[59] Daneben gibt es jedoch auch optimistischere Schätzungen; so ging J. Leclerc 2005 von ca. 110.000 Sprechern aus, von denen ca. 100.000 in Israel lebten.[60]
Trotz des Rückgangs der Sprecherzahl gibt es Bemühungen, die Sprache und Kultur der sephardischen Juden lebendig zu halten. Erwähnenswert sind unter anderem zwei ausschließlich in Judenspanisch gehaltene Periodika. El Amaneser erscheint monatlich in Istanbul und wird vom Sentro De Investigasiones Sovre La Kultura Sefardi Otomana-Turka herausgegeben. Die Zeitschrift Aki Yerushalayim erschien zwischen 1980 und 2017 zweimal jährlich in gedruckter Form in Jerusalem, soll aber als Online-Ausgabe weiterexistieren.[61] In New York bemüht sich die Foundation for the Advancement of Sephardic Studies and Culture, FASSAC, die Kultur der sephardischen Juden vor dem Vergessen zu bewahren. Auch in Lateinamerika existieren sephardische Gemeinden. Eine sehr aktive Gemeinde gibt es insbesondere in Buenos Aires, die eine monatliche unabhängige Zeitschrift auf Spanisch und Judenspanisch herausgibt. Im staatlichen israelischen Hörfunk gibt es eine wöchentliche Sendung von einstündiger Dauer auf Judenspanisch.[62]
Spezielle Programme zum Studium des Judenspanischen bieten derzeit drei Universitäten in Israel; außerdem gibt es – einmalig in Europa – u. a. ein Masterstudienprogramm in Paris, das das Studium der judenspanischen Sprache, Literatur und Kultur mit dem anderer jüdischer Sprachen und Kulturen kombiniert,[63] sowie Kurse an anderen Hochschulen (so in Marseille und Frankfurt am Main[64] im Rahmen des Faches Hebräisch bzw. Judaistik, ferner in Hamburg, Tübingen und Basel im Rahmen der Romanistik sowie in Madrid und den USA).[65]
Dialekte
Bedingt durch das ausgedehnte Verbreitungsgebiet haben sich verschiedene Dialekte entwickelt. Die Dialekte des Balkans (orientalisches Judenspanisch) sind vom Türkischen und Griechischen, die nordafrikanischen Dialekte (westliches Judenspanisch oder Hakitía) vom Arabischen beeinflusst.
Orientalisches Judenspanisch
Das orientalische Judenspanische unterteilt sich in eine südliche und eine nördliche Varietät, die nördliche wiederum in eine nordwestliche (ehemaliges Jugoslawien) und eine nordöstliche (Rumänien und Bulgarien außer dem Küstenstreifen). Die südliche Gruppe umfasst den südlichen Balkan einschließlich Saloniki und Istanbul sowie die ganze Türkei und das östliche Bulgarien. Saloniki bildet mit seinem Hinterland eine gesonderte Dialektzone.[66]
Westliches Judenspanisch (Hakitía)
Das westliche Judenspanisch wurde vor allem auf lexikalischer Ebene vom Arabischen beeinflusst. Im Wortschatz finden sich die größten Unterschiede zum orientalischen Judenspanisch. Kaum Einfluss hatte das Arabische auf die grammatischen Strukturen.[67]
Grundsätzlich stand das westliche Judenspanisch der spanischen Standardsprache näher, da Spanier in verschiedenen Städten an der Küste Nordafrikas lebten (Ceuta, Melilla, Oran, Tanger, Asilah, Larache) und Spanien 1860 den Norden Marokkos eroberte und fortan als Kolonie verwaltete. Vor allem Letzteres beeinflusste den Status des Judenspanischen in diesem Gebiet. Je höher eine Person auf der sozialen Leiter stieg, desto weniger nutzte sie typisch judenspanische Ausdrücke; die Arabismen wurden sogar fast ganz aufgegeben. Vor allem junge Menschen sprachen nur noch in der Familie oder der Gemeinde Hakitía. So näherte sich das Judenspanische Marokkos sukzessive dem Standardspanischen an.[68]
Das Ansehen der Hakitía begann sich erst in den 1980er Jahren in Israel zu verändern. Dadurch, dass nun auch die kulturelle und ethnische Vielfalt des jüdischen Volkes als bereichernd erkannt wurde, wurde Hakitía erstmals wieder als autonome Sprache und wertvolles Kulturgut begriffen.[69]
Judenspanisch als Schriftsprache
Ursprünglich wurde Judenspanisch mit hebräischen Buchstaben geschrieben. Als Druckbuchstaben dienten dabei sowohl die sogenannte Raschi-Schrift als auch die traditionelle Quadratschrift. Der Raschidruck erschien immer ohne Vokalmarkierungen, die Quadratschrift diente hauptsächlich dem Druck von Überschriften und religiösen Texten mit den masoretischen Vokalzeichen. Diese beiden Schriftarten wurden hauptsächlich in den großen Verlagsorten Saloniki und Konstantinopel genutzt, während die Mehrheit der sephardischen marokkanischen Literatur in der handschriftlichen Variante der Raschi-Schrift, dem solitreo oder soletero-Stil (auch letra de carta, letras españolas oder Judezmo) erschien, da es dort an Verlegern für judenspanische Literatur mangelte. Bereits im 16. Jahrhundert gab es einige mit lateinischen Buchstaben gedruckte Texte.[70]
Bücher und Zeitschriften, gedruckt in Raschi-Schrift, wurden in den verschiedenen Regionen des Osmanischen Reiches problemlos gelesen und verstanden, trotz verschiedener Dialekte und unterschiedlicher Aussprachen des Judenspanischen.[71]
Die Modernisierung und gesellschaftlichen Umbrüche im Osmanischen Reich beeinflussten auch das Leben der sephardischen Juden. Der Wunsch, sich an die moderne Gesellschaft anzupassen, förderte die Auseinandersetzung mit der judenspanischen Kultur. In diesem Zusammenhang diskutierte man in den Zeitungen ab Ende des 19. Jahrhunderts auch über die judenspanische Sprache und ihre Schrift. Die Schreibung entwickelte sich zu einem zentralen Thema in den Debatten der sephardischen Intellektuellen, befördert durch die AIU und durch die nach der Gründung der Republik Türkei (1923) von Kemal Atatürk durchgesetzte Schreibung des Türkischen in lateinischen Buchstaben. Hintergrund der Diskussion waren zudem das geringe Ansehen des Judenspanischen, das Fehlen einheitlicher linguistischer Normen sowie der Fakt, dass Judenspanisch eine romanische Sprache war, was die Verwendung der lateinischen Schrift nahelegte. Luzero de la Paciencia von Turnu Severin, in Rumänien, war die erste judenspanische Zeitung, die ab 1887 lateinische Schriftzeichen verwendete. Die Zeitschrift Şalom wurde gleich von Beginn an (1947) in lateinischen Lettern gedruckt.[72]
Ziel der Debatte war es, eine Orthographie mit lateinischen Buchstaben zu entwickeln, die der Phonetik des Judenspanischen Rechnung tragen würde. Redakteure verschiedener Zeitungen erarbeiteten neue Grafien des Judenspanischen, die nebeneinander bestanden und zum Teil noch bestehen. Die bekanntesten sind die Grafien der Zeitschriften Aki Yerushalayim (Israel) und Şalom (Türkei), die Grafie nach dem Dictionnaire du judéo-espagnol (Madrid, 1977) von Joseph Nehama und die französisch orientierte Grafie der Association Vidas Largas (Frankreich). Da bisher lange Zeit keine einheitlichen, stabilen Normen entwickelt wurden, da keine Sprachakademie feste Regeln für das Judenspanische aufstellte, existieren bis heute verschiedene orthografische Systeme, die sich meist an den Umgebungssprachen orientieren.[73] So schreibt man das Wort noche je nach Ort und Medium noche (Aki Yerushalayim), notche (Vidas Largas) oder noçe (Şalom).[74]
Es hat „… – nach 1992 – rund acht Jahre gebraucht, bis sich die Sepharden nach heißen Diskussionen auf eine annähernd einheitliche und vor allem systematische Schreibung ihrer Sprache geeinigt haben, indem sie sich dem Vorbild der von Moshe Shaul herausgegebenen Zeitschrift Aki Yerushalayim anschlossen. Es gibt noch keine normgebenden Instanzen, aber die Absicht ist schon auf dem besten Wege der Realisierung.“[75]
Charakteristika des Judenspanischen
Judenspanisch ist eine iberoromanische Sprache und mit dem Spanischen so nah verwandt, dass in der Regel eine gegenseitige Verständigung leicht möglich ist. Syntax, Phonologie, Morphologie und Lexik basieren in vielerlei Aspekten noch auf dem Spanisch des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Hinzu kommen eigene Innovationen und eine Vielzahl an Elementen und Lehnwörtern aus den Umgebungssprachen.[76] Die Differenzierung des Judenspanischen gegenüber dem Spanischen war etwa ab Beginn des 17. Jahrhunderts erkennbar.[77]
Das Judenspanische wird in der Regel ohne Akzente geschrieben. Dies betrifft vor allem die Schreibung nach Aki Yerushalayim. Ausnahmen werden in Fällen gemacht, wo man die Stelle der Betonung auf eine andere Silbe zu verlegen geneigt sein könnte.[78]
Auch die folgende Beschreibung der Sprachmerkmale bezieht sich auf die Grafie des Judenspanischen der von Moshe Shaul herausgegebenen Zeitschrift Aki Yerushalayim.
Judenspanisches Alphabet (Aki Yerushalayim)
Buchstabe | IPA | Beispiel Judenspanisch (jsp.)[79] | Übersetzung |
---|---|---|---|
A | [a] | agora | jetzt |
B | [b] | biervo | Wort |
CH | [tʃ] | chiko | klein |
D | [d] | devda | Schuld |
DJ | [dʒ] | djudió | jüdisch |
E | [ɛ] oder [e] | ermuera | Schwiegertochter |
F | [f] | fierro | Eisen |
G | [g] | guevo | Ei |
H | [x] | hazino | krank |
I | [i] | inyeto | Enkel |
J | [ʒ] | vijitar | besuchen |
K | [k] | kontente | zufrieden |
L | [l] | lingua | Sprache |
M | [m] | meldar | lesen |
N | [n] | negro | schlecht |
NY | [ɲ] | espanyol | Spanisch |
O | [o] | orozo | glücklich |
P | [p] | preto | schwarz |
R | [r] | reushir | gelingen |
S | [s] | somportar | ertragen |
SH | [ʃ] | shukur; bushkar | danke; suchen |
T | [t] | topar | finden |
U | [u] | umo | Rauch |
V | [β] | vava | Großmutter |
X | [gz] | exemplo | Beispiel |
Y | [j] | yelado | kalt |
Z | [z] | zirguela | Pflaume |
Phonetik
Die Vokale sind wie im Spanischen a, e, i, o, u. Unterschiede zum heutigen Spanisch fallen besonders in der Diphthongierung auf.
- jsp. pueder – span. poder 'können'
- jsp. buendad – span. bondad 'Güte'
- jsp. adientro – span. adentro 'innen, hinein'
- jsp. vierbo – span. verbo 'Verb'
- jsp. kero – span. quiero 'ich möchte'
- jsp. penso – span. pienso 'ich denke'.[81]
Im Konsonantensystem ist auffällig, dass das Judenspanische nicht die kastilische Desonorisierung, spanisch reajuste de las sibilantes del idioma español durchmachte, welche erst nach der Ausweisung der sephardischen Juden gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Spanien stattfand. So behielten Wörter wie abajo, mujer oder gente, die im heutigen Spanisch mit dem velaren [x] ausgesprochen werden, im Judenspanischen die altspanische palatale Aussprache von [ʃ], [ʒ] und [dʒ] bei. Im Judenspanischen wird der Laut [ʃ] normalerweise mit -sh- geschrieben:
- jsp. abasho – span. abajo 'unten'
- jsp. deshar – span. dejar 'lassen'
- jsp. pasharo – span. pájaro 'Vogel'
- jsp. bushkar – span. buscar 'suchen'.[82]
Ein Relikt aus dem Altspanischen ist das anlautende f- wie in fierro (span. hierro 'Eisen' oder ferir (span. herir 'verletzen, beschädigen')), jedoch ist diese Bewahrung nicht allgemein-judenspanisch, sondern regional begrenzt. Ebenfalls bewahrt blieb die Opposition /b/ (okklusiv) und /v/ (frikativ, Realisierung regional unterschiedlich [v] oder [β]), die im Neuspanischen homophon sind.[83]
Neuerungen im phonetischen Bereich des Judenspanischen sind folgende:
- Übergang von nue- zu mue-: jsp. muevo – span. nuevo 'neu'; jsp. muez – span. nuez 'Nuss'
- Übergang von sue- zu eshue-, esfue-: jsp. es.huenyo – span. sueño 'Traum, Schlaf'
- Übergang von -iu- zu -iv-: jsp. sivdad – span. ciudad 'Stadt'; jsp. bivda – span. viuda 'Witwe'
- Yeísmo: jsp. yamar – span. llamar 'rufen'; jsp. maraviya – span. maravilla 'das Herrliche'
- Wegfall von [j] nach -i- oder -e-: jsp. amario – span. amarillo 'gelb'; jsp. akeo – span. aquello 'jenes'
- Metathese -rd- zu -dr-: jsp. vedre – span. verde 'grün'; jsp. tadre – span. tarde 'spät'.[84][85]
Morphologie
Die judenspanische Morphologie stimmt mit dem heutigen Standardspanisch größtenteils überein. Einige wesentliche Unterschiede sind:
- anderes Genus einiger Substantive: jsp. la azeta – span. el aceite 'das Öl'; jsp. la onor – span. el honor 'die Ehre'; jsp. la tema – span. el tema 'das Thema'; jsp. la idioma – span. el idioma 'die Sprache'
- Genusmarkierung der Substantive – -o, -a statt -e: jsp. la klasa – span. la clase 'die Klasse'; jsp. la fraza – span. la frase 'der Satz'; jsp. la katastrofa – span. la catástrofe 'die Katastrophe'; jsp. el atako – span. el ataque 'der Angriff'
- Adjektive erhalten meist eine Genusmarkierung im Feminin: una situasion paradoksala, la revista kulturala
- das Perfekt (span. preterito perfecto) existiert im Judenspanischen nicht
- die zusammengesetzte Vergangenheit (pasado kompozado) wird mit tener als Hilfsverb gebildet
- im Präteritum (pasado semple) ist die 1. Ps.Sg.+Pl. der Verben der a-Konjugation auf -i, -imos: (f)avlar, (f)avli, (f)avlimos (span. hablar, hablé, hablamos).[86][87]
Beispiele der regelmäßigen Verbkonjugation:
Präsens:
-ar-Verben yevar „tragen, wegbringen“ | -er-Verben komer „essen“ | -ir-Verben suvir „hochheben, hinaufgehen“ | |
---|---|---|---|
yo | yevo | komo | suvo |
tu | yevas | komes | suves |
el, eya | yeva | kome | suve |
mozotros | yevamos | komemos | suvimos |
vosotros, vozotras | yevásh | komésh | suvísh |
eyos, eyas | yevan | komen | suven |
Präteritum:
-ar-Verben yevar „tragen, wegbringen“ | -er-Verben komer „essen“ | -ir-Verben suvir „hochheben, hinaufgehen“ | |
---|---|---|---|
yo | yeví | komí | suví |
tu | yevates | komites | suvites |
el, eya | yevó | komió | suvío |
mozotros | yevimos | komimos | suvimos |
vosotros, vozotras | yevátesh | komitesh | suvitesh |
eyos, eyas | yevaron | komieron | suvieron |
Syntax
Grundsätzlich entspricht die judenspanische Syntax der spanischen, also SVO-Wortstellung, Pronomen und Zahlenwörter stehen vor dem Beziehungswort, Adjektive und Genitivattribute stehen nach dem Beziehungswort.[90] Typischste Innovation des Judenspanischen sind die balkanischen Konstruktionen mit dem Konjunktiv anstatt mit dem Infinitiv:
- jsp. Ke ke aga? – span. ¿Qué quiere(s) que haga? 'Was soll ich tun?', jsp. kale ke aga – span. tengo que hacer 'ich muss tun'.[91]
Lexik
Ein bedeutender Teil aus dem Grundwortschatz des Spanischen des 15. Jahrhunderts, der sich auch in Spanien bis heute gut erhalten hat, wurde bewahrt. Dadurch ist eine Kommunikation zwischen Sprechern beider Sprachen recht problemlos möglich. Dabei ist für Spanisch Sprechende das Verstehen einfacher, da im Judenspanischen oft bloß ein oder zwei aus einer größeren Anzahl von Synonymen erhalten sind.
- span. nunca und jamás 'nie' – jsp. nur nunka
- span. empezar, comenzar und principiar 'anfangen' – jsp. nur empesar und prisipiar[92]
Es gibt etliche judenspanische Wörter, die sich in ihrer Bedeutung stark von der modernen spanischen Sprache unterscheiden:
- atravesar jsp. 'sich übergeben' – span. 'etwas durchmessen, durchqueren'
- boda jsp. 'Feiertag' – span. 'Hochzeit'
- sakudir jsp. 'reinigen' – span. sacudir 'durchrütteln, schütteln'.[93]
Andererseits sind bei zahlreichen Wörtern Bedeutungen aus dem Altspanischen erhalten geblieben, die die moderne spanische Sprache nicht mehr kennt:
- afeitar jsp. 'in Ordnung bringen' – span. 'rasieren'.[94]
Noch zahlreicher sind die Wörter, die nicht nur der Bedeutung, sondern auch der Form nach aus dem Altspanischen erhalten blieben:
- jsp. agora – span. ahora 'nun'
- jsp. estonses – span. entonces 'dann'
- jsp. solombra – span. sombra 'Schatten'.[95]
Innovationen, die typische Elemente des Spanischen nutzen, finden sich im Bereich der Wortbildung:
- Ableitungen auf -edad: jsp. derechedad, djustedad – span. justicia 'Gerechtigkeit'; jsp. provedad – span. pobreza 'Armut'
- Ableitungen auf -és: jsp. chikés – span. infancia, niñez 'Kindheit'; jsp. muchachés – span. juventud 'Jugend'.[96]
Auffällig ist, dass das Judenspanische nur wenige Arabismen aus der hispanischen Zeit bewahrte. Zudem wurden ganze Teile des Wortschatzes aufgegeben (besonders im Bereich Fauna und Flora[97]) und neue geschaffen, wie beispielsweise die Vogelbezeichnungen. Die allgemeinen Begriffe ave und pasharó (span. ave 'Vogel, Geflügel'; pájaro 'Vogel, Vögelchen') wurden beibehalten, die übrigen Vogelnamen entlehnt:
- jsp. bilbiliko – span. ruiseñor – türk. bülbül 'Nachtigal'.[98]
Daneben weist Judenspanisch viele Wörter aus dem Hebräischen auf, die häufig einen Bezug zur Religion haben. Durch den Sprachkontakt mit den Umgebungssprachen finden sich lexikalische Einflüsse des Türkischen sowie in geringerem Maße des Italienischen; Einflüsse des Französischen sind auf die Rolle der AIU zurückzuführen. Griechische, slawische sowie rumänische Einflüsse waren meist auf das regionale Gebiet beschränkt.[99] Auch die portugiesischsprachigen Sepharden, die sich nach ihrer Vertreibung aus Portugal im östlichen Mittelmeerraum niederließen, beeinflussten die Lexik des Judenspanischen.[100]
- Hebraismen: ganéden 'Paradies, Garten Eden'; sedaká 'Almosen, Wohltätigkeit'
- Turkismen: adjidearse de 'Mitleid haben mit'; djomerto 'großzügig'
- Gallizismen: banker 'Bankier'; matmazel ~ madmuazel 'Mademoiselle'; regretar 'bedauern'
- Italianismen: adío 'adieu, tschüss'; lavoro 'Arbeit'; nona 'Großmutter'.[101]
- Lusitanismen: chapeo 'Hut'; kalmo 'ruhig'; malfadado 'Missgeschick'[102]
Textbeispiel
„LAS KONSEJAS I LOS KUENTOS POPULARES DJUDEO-ESPANYOLES“
„Ke azian muestros padres en los tiempos ke no avia ni radio ni televizion i ke el uzo de los sefaradis era de pasar la noche adientro de kaza, kon la famiya o kon los vizinos? Uno de los divertimientos los mas populares de akeyos tiempos era el de sintir las narasiones de kuentos i konsejas. Sovre todo en las largas noches de invierno, kuando eskuresia bien presto i toda la famiya estava en kaza, arekojida al deredor del ‚tandur‘, del brazero, ke plazer era de eskuchar los kuentos i las konsejas sovre las fantastikas aventuras de prinsipes o kavayeros barraganes, o de mansevos proves ma intelijentes i korajozos, ke kombatiendo kontra dragos i leones, o kontra ichizeras i reyes krueles, riushian siempre a salvar a sus keridos i a yegar a porto a salvo, malgrado todas las difikultades i todos los peligros ke los enfrentavan.“[103]
Hörbeispiele
Die folgenden Hörbeispiele des Judenspanischen sind von der Internetseite der Ladinokomunita.
- Hörbeispiel 1 (MP3-Datei; 390 kB)
- Hörbeispiel 2 (MP3-Datei; 364 kB)
Sprachvergleich Judenspanisch – Spanisch
Judenspanisch El djudeo-espanyol, djidio o djudezmo es la lingua favlada por los sefardim, djudios arrondjados de la Espanya enel 1492. Es una lingua derivada del kastilyano i favlada por 25.000 personas en komunitas en Israel, la Turkiya, antika Yugoslavia, la Gresia, el Marokko, Mayorka i las Amerikas, entre munchos otros.
Spanisch El judeo-español, djudio o djudezmo es la lengua hablada por los sefardíes, judíos expulsados de España en 1492. Es una lengua derivada del castellano y hablada por 25.000 personas en comunidades en Israel, Turquía, la antigua Yugoslavia, Grecia, Marruecos, Mallorca y las Américas, entre muchos otros.
Deutsch Judenspanisch, Djudio oder Djudezmo ist die gesprochene Sprache der Sepharden, Juden, die 1492 aus Spanien ausgewiesen wurden. Es ist eine vom Spanischen abgeleitete Sprache und wird von 25.000 Personen in Gemeinschaften gesprochen, unter anderem in Israel, in der Türkei, im ehemaligen Jugoslawien, in Griechenland, in Marokko, auf Mallorca, in Amerika.
Siehe auch
Literatur
- Johannes Kramer: Judenspanisch in Israel. In: Sandra Herling, Carolin Patzelt (Hrsg.): Weltsprache Spanisch. ibidem-Verlag, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-89821-972-3, S. 291–310.
- Tamar Alexander: El klavo de Djoha 'El Kantoniko de Haketia' en la revista Aki Yerushalayim. In: Pablo Martín Asuero/Karen Gerson Şarhon: Ayer y hoy de la prensa en judeoespañol. Actas del simposio organizado por el Instituto Cervantes de Estambul en colaboración con el Sentro de Investigasiones Sovre la Cultura Sefardi Otomana Turka los días 29 y 30 de abril de 2006. Editorial Isis, Istanbul 2007, S. 97–105.
- Anonym (o. A.): Las konsejas i los kuentos populares djudeo-espanyoles. , abgerufen am 3. Oktober 2012.
- Barme, Stefan (2004): Syntaktische Gallizismen im modernen südosteuropäischen Judenspanisch. In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch VIII. Neue Romania 31. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 73–91.
- Bitzer, Annette (1998): Juden im mittelalterlichen Hispanien. Geschichte, kulturelle Leistung, Sprache. In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch III. Neue Romania 21. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 7–150
- Studemund-Halévy, Michael (2014): La Boz de Bulgaria. Barcelona.
- Studemund-Halévy, Michael et al. (2013): Sefarad an der Donau. Barcelona.
- Bossong, Georg (2008): Die Sepharden. Geschichte und Kultur der spanischen Juden. Hamburg: Beck.
- Busse, Winfried (1991): Zur Problematik des Judenspanischen. In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch I. Neue Romania 12. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 37–84.
- Busse, Winfried (1999): Die Sprache(n) der Sepharden: Ladino, Ladino. In: Rehrmann, Norbert / Koechert, Andreas (Hrsg.): Spanien und die Sepharden. Geschichte, Kultur, Literatur. Romania Judaica Band 3. Tübingen: Max Niemeyer, S. 133–143.
- Busse, Winfried (2003): Judeo-Spanish writing systems in Roman letters and the normalization of orthography. In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch VII. Neue Romania 28. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 105–128.
- Busse, Winfried (2011): Kurzcharakteristik des Judenspanischen. In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch XIII. Neue Romania 40. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 171–196.
- Busse, Winfried / Kohring, Heinrich (2011): Vorwort zu/in Gabinskij, Mark A.: Die sefardische Sprache. Tübingen: Stauffenberg, S. 7–9
- Busse, Winfried / Studemund-Halévy, Michael (Hrsg.) (2011): Lexicologia y lexicografía judeoespañolas. Peter Lang, Bern
- Diaz-Mas, Paloma (1992): Sephardim. The jews from Spain. Chicago: University of Chicago Press.
- Fintz Altabé, David (2003): Reflexiones sobre la grafía del judeo-español. In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch VII. Neue Romania 28. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 59–85.
- Gabinskij, Mark A. (2011): Die sefardische Sprache. Tübingen: Stauffenberg.
- Christoph Gabriel, Susann Fischer und Elena Kireva: Judenspanisch in Bulgarien. Eine Diasporasprache zwischen Archaismus und Innovation. In: Doerte Bischoff, Christoph Gabriel, Esther Kilchmann (Hrsg.): Sprache(n) im Exil. (Jahrbuch Exilforschung 32) Edition Text + Kritik, München, S. 150–167
- Gerson Sarhon, Karen (2004): Judeo-Spanish: Where we are, and where we are going. >, abgerufen am 18. März 2013
- Hetzer, Armin (2001): Sephardisch: Einführung in die Umgangssprache der südosteuropäischen Juden. Wiesbaden: Harrassowitz.
- Kramer, Johannes / Kowallik, Sabine (1994): Einführung in die hebräische Schrift. Hamburg: Buske.
- Kowallik, Sabine (1998): Beiträge zum Ladino und seiner Orthographiegeschichte. Tübingen: Buske.
- Liebl, Christian (2007): Early recordings of Judeo-Spanish in the Phonogrammarchiv of the Austrian Academy of Sciences. In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch XI. Neue Romania 37. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 7–26.
- Overbeck de Sumi, Ruth (2005): Urtext und Übersetzung der Hebräischen Bibel im sefardischen Judentum. Eine sprachliche Analyse von Ladinoversionen zum Buch Ruth. In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch IX. Neue Romania 34. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 109–216.
- Platikanova, Slava (2011): Jacques Loria. Dreyfus I. In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch XIII. Neue Romania 40. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 109–133.
- Esther Sarah Rosenkranz: Die soziolinguistische Entwicklung des Sephardischen in der Diaspora – unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung in Israel. Diplomarbeit, Universität Wien, Wien 2010
- Quintana Rodríguez, Aldina (2004): El sustrato y el adstrato portugueses en judeo-español. In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch VIII. Neue Romania 31. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 167–192.
- Quintana Rodríguez, Aldina (2006): Sephardica. Geografía Lingüística del Judeoespañol. Peter Lang, Bern.
- Şahin Reis, Seminur (2005): Die Sepharden im Osmanischen Reich und in der Türkei seit 1839. In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch IX. Neue Romania 33. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 217–259.
- Socolovsky, Jerome (2007): Lost Language of Ladino Revived in Spain. , abgerufen am 21. Februar 2013.
- Studemund-Halévy, Michael (2012): Eine sagenhafte Welt. , abgerufen am 27. September 2012.
- Zeitschrift Transversal, Heft 2, Jg. 13: Schwerpunkt Sefarad in Österreich-Ungarn. Zeitschrift des Centrums für jüdische Studien, Universität Graz. Studienverlag, Innsbruck 2012 (drei Artikel zur Sefarad in Sarajevo, in Bosnien, über Baruch Mitrani in Wien und auf dem Balkan, S. 9–80).
- Varol, Marie-Christine (2003): Normalización gráfica del judeoespañol: ¿Por qué? y ¿Para quién? In: Busse, Winfried (Hrsg.): Judenspanisch VII. Neue Romania 28. Berlin: Institut für romanische Philologie, S. 87–104.
- Varol, Marie-Christine (2008): Manual of Judeo-Spanish. Language and Culture. Bethesda: University Press of Maryland.
Weblinks
- Miloš Okuka, Gerald Krenn (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens (= Wieser-Enzyklopädie des europäischen Ostens. Band 10). Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec 2002, ISBN 3-85129-510-2, Muhamed Nezirović: Judenspanisch, S. 101–116 (aau.at [PDF; 367 kB]).
- Jewisch Language Research
- Phonogrammarchiv in Wien, Österreich
- Ladinokomunita
- Ottoman-Turkish Sephardic Culture Research Center
- Die sephardische Sängerin Yasmin Levy
- Ladinokomunita.
Zeitungen und Zeitschriften:
- Aki Yerushalayim: in Israel erscheinende Kultur-Zeitschrift auf Judenspanisch
- Şalom: in Istanbul, Türkei, erscheinende Zeitung der sephardischen Juden mit Artikeln auch auf Judenspanisch
- El Amaneser: monatlich erscheinende judenspanische Beilage der Zeitung Şalom, herausgegeben vom Ottoman-Turkish Sephardic Culture Research Center
- Sefaraires: monatlich erscheinende, unabhängige Publikation der sephardischen Gemeinde in Buenos Aires, Argentinien
Einzelnachweise
- Gabinskij 2011:24
- Sepharden sind diejenigen Juden, deren Vorfahren bis zu ihrer Vertreibung 1492 (Decreto de la Alhambra) in Spanien oder bis 1497 in Portugal lebten, sowie Nachfahren von zum Christentum konvertierten Juden, die nach der Vertreibung der Juden auf der Iberischen Halbinsel verblieben und später aufgrund von Verfolgung auswanderten und zum Judentum rekonvertierten. Letztere waren an der Ausbildung der judenspanischen Sprache nicht beteiligt, da ihre Zufluchtsorte (Frankreich, England, Holland, Norddeutschland) nicht in den Siedlungsgebieten der Judenspanisch sprechenden Gemeinden (Osmanisches Reich, Marokko) lagen.
- Gabinskij 2011:23
- Bitzer 1998:120
- Busse 1991:42
- Overbeck 2005:117
- Overbeck 2005:115
- Gabinskij 2011:17f
- Overbeck 2005:144
- Overbeck 2005:134
- Gabinskij 2011:18f
- Gabinskij 2011:18
- Gabinskij 2011:25
- Gabinskij 2011:20
- Gabinskij 2011:20
- Gabinskij 2011:21
- Gabinskij 2011:21
- Alexander 2007:97
- Alexander 2007:99
- Bitzer 1998:15–18
- Bitzer 1998:25
- Bitzer 1998:32
- Bitzer 1998:25
- Bitzer 1998:44
- Gabinskij 2011:44
- Gabinskij 2011:43–44
- Bitzer 1998:126–127
- Bitzer 1998:121
- Gabinskij 2011:14
- Gabinskij 2011:13
- Gabinskij 2011:36
- Gabinskij 2011:16
- Quintana 2004:168–169
- Bossing 2008:57
- Gabinskij 2011:38
- Gabinskij 2011:16
- Barme 2004:73
- Gabinskij 2011:34
- Gabinskij 2011:37
- Şahin Reis 2005:217–219
- Şahin Reis 2005:224
- Gabinskij 2011:37
- Gabinskij 2011:14
- Gabinskij 2011:40
- Gabinskij 2011:41
- Gabinskij 2011:41
- Platikanova 2011:113
- Gabinskij 2011:41
- Kramer / Kowallik 1994:XV
- Şahin Reis 2005:243
- Hetzer 2001:VI
- Gabinskij 2011:42f
- Platikanova 2011:120
- Platikanova 2011:121
- Platikanova 2011:122
- Hetzer 2001:VI
- Gabinskij 2011:27
- taz
- Studemund-Halévy 2012
- http://www.ethnologue.com/language/lad
- Eltster dzhudezme-zhurnal shlist gedruktn nusekh. In: Forverts, März 2017, S. 35.
- https://www.kan.org.il/tv-guide/#stations_kanTarbut
- http://www.inalco.fr/langue/judeo-espagnol
- https://www.uni-frankfurt.de/42965714/Studieng%C3%A4nge
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 26. Mai 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , aufgerufen am 3. Oktober 2012
- Gabinskij 2011:54
- Alexander 2007:99f
- Alexander 2007:100
- Alexander 2007:100f
- Gabinskij 2011:20
- Fintz Altabé 2003:59
- Busse 2003:112
- Busse 2003:116
- Fintz Altabé 2003:60
- Busse/Kohring 2011:8
- Gabinskij 2011:49
- Gabinskij 2011:47
- Busse 2011:171
- Armin Hetzer: Sephardisch: Judeo-español, Djudezmo. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-447-04465-9
- Busse 2003:115
- Gabinskij 2011:85f
- Gabinskij 2011:95f
- Gabinskij 2011:46f
- Gabinskij 2011:49
- Busse 2011:174-177
- Gabinskij 2011:46
- Busse 2011:177-180
- Gabinskij 2011:108 und 135
- Gabinskij 2011:113
- Gabinskij 2011:146ff
- Gabinskij 2011:50
- Gabinskij 2011:165ff
- Gabinskij 2011:168f
- Gabinskij 2011:169
- Gabinskij 2011:169f
- Gabinskij 2011:51
- Gabinskij 2011:51
- Gabinskij 2011:47
- Barme 2004:81
- Quintana 2004:178
- Gabinskij 2011:172-175
- Quintana 2004:183-187
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 14. Dezember 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.