Zarfatische Sprache

Zarfatisch, Judäo-Französisch o​der Judenfranzösisch (Zarfatisch: Tsarfatit) i​st eine ausgestorbene romanische Sprache, d​ie von d​en Juden Nordfrankreichs (d. h. i​m Bereich d​er langues d’oïl), i​n Flandern u​nd den jüdischen Gemeinden d​es Rheinlands (Mainz, Frankfurt a​m Main u. a.) gesprochen wurde. Der Status d​es Zarfatischen a​ls eigenständige Sprache i​n Abgrenzung z​um Altfranzösischen i​st unter Linguisten jedoch umstritten.[1]

Zarfatisch

Gesprochen in

Nordfrankreich,
Flandern,
Rheinland
Sprecher ausgestorben (14. Jahrhundert)
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

roa (sonstige Romanische Sprachen)

ISO 639-3

zrp

Etymologie und Geschichte

Die Bezeichnung Zarfatisch g​eht auf d​en hebräischen Namen für „Frankreich“ zurück: Tzarfat (צרפת). Dieser wiederum leitet s​ich (aus unbekannten Gründen) v​om biblisch tradierten[2] phönizischen Namen d​er Stadt Sarafand (الصرفند) i​m Libanon, Sarepta, ab.[3]

Nachdem d​ie Juden a​b dem 11. Jahrhundert i​n mehreren Wellen, erstmals 1182, erneut 1306 u​nd endgültig 1394, aus Frankreich vertrieben wurden u​nd zum Teil n​ach Osten i​n das Heilige Römische Reich flüchteten, entwickelte s​ich durch d​ie weitgehende Übernahme d​es Mittelhochdeutschen e​ine neue Sprache, d​as Jiddische. Mit d​er endgültigen Enteignung u​nd Vertreibung a​us Frankreich i​n den Jahren 1306 u​nter Philipp IV. u​nd 1394 u​nter Karl VI. w​urde dem Zarfatischen d​er Boden entzogen, u​nd die Sprache s​tarb im 14. Jahrhundert aus.

Schriftsprache

Die Sprache wurde in einer Variante des hebräischen Alphabets geschrieben und ist erstmals in Glossen von biblischen und talmudischen Texten der Rabbis Mosche ha-Darschan und Raschi aus dem 11. Jahrhundert belegt. Eine Besonderheit der zarfatischen Sprache war der Umstand, dass sie sehr ausgiebig Gebrauch vom tiberiensischen System der „Punktierung“ (hebr. Nikkud) machte, um die Vokale des Altfranzösischen besser abzubilden. Im Vergleich zu anderen Judäo-Romanischen Sprachen und zum Jiddischen hatte das Zarfatische auch weniger Lehnwörter aus dem Hebräischen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Marc Kiwitt: Judeo-French. Jewish Language Research Website, abgerufen am 22. November 2013 (englisch).
  2. 1 Kön. 17,9.
  3. Rainer Josef Barzen (Hg.): Taqqanot Qehillot Šum. Die Rechtssatzungen der jüdischen Gemeinden Mainz, Worms und Speyer im hohen und späten Mittelalter. 2 Bände = Monumenta Germaniae Historica. Hebräische Texte aus dem mittelalterlichen Deutschland, Band 2. Harrasowitz, Wiesbaden 2019. ISBN 978-3-447-10076-2, S. 115.
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