Kastilische Desonorisierung
Die kastilische Desonorisierung (spanisch reajuste de las sibilantes del idioma español) ist ein Lautwandel, der seit dem Ende des 16. Jahrhunderts alle Sibilanten des Kastilischen der mittelspanischen Periode stimmlos werden ließ. Dadurch wurde die ehemalige Opposition zwischen stimmhaften (sonoren) und stimmlosen Reibelauten dephonologisiert, das heißt der Unterschied zwischen stimmhaften und stimmlosen Phonemen dieser Lautgruppe verschwand.
Die kastilische Desonorisierung war etwa gegen 1650 in Kastilien abgeschlossen, griff aber später auf das Galicische über, das sich dadurch weiter vom Portugiesischen entfernte, und erfasste auch Randgebiete des Katalanischen.
Im Ergebnis kam es zur Reduktion des Phonembestands an nichtlabialen Reibelauten auf die zwei bzw. drei in der modernen Standardvarietät bis heute verbliebenen Frikative:
- /x/ (stimmloser velarer Frikativ, „Ach“-Laut, harter Gaumenreibelaut)
- /s/ (stimmloser alveolarer Frikativ, „scharfes s“)
- sowie (nur im kontinentalen Spanisch)
- /θ/ (stimmloser dentaler Frikativ, „th-Laut“).
Nicht von dieser Entwicklung erfasst wurde das Ladino („Judenspanisch“), die Sprache der sephardischen Juden.
Siehe auch
Literatur
- Christoph Gabriel, Trudel Meisenburg, Maria Selig: Spanisch: Phonetik und Phonologie. Narr Francke Attempto, Tübingen 2013, ISBN 978-3-8233-6722-2, S. 110.
- Volker Noll: Das amerikanische Spanisch: Ein regionaler und historischer Überblick. Bd. 46 Romanistische Arbeitshefte, Walter de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 3-11-034039-9, S. 99