San Marco (Florenz)
Der ehemalige Domenikanerkonvent von San Marco befindet sich an der Piazza San Marco im Norden der Altstadt von Florenz. Die größtenteils in den 1440er Jahren errichtete Klosteranlage und die Kirche ist vor allem für die Arbeiten Fra Angelicos berühmt. Dem Kloster stand Ende des 15. Jahrhunderts der Bußprediger Girolamo Savonarola vor.
Entstehungsgeschichte
Das Kloster war ursprünglich 1299 von den Vallombrosanern, einem Ordenszweig der Benediktiner gegründet worden. Wenig später ging das Kloster an die Silvestriner, die ebenfalls zur benediktinischen Ordensfamilie gehören. Sie mussten jedoch San Marco wegen des Vorwurfs der Missachtung der Ordensregeln 1418 verlassen. Im Jahr 1435 erhielten auf Veranlassung des Konzils von Basel und Papst Eugens IV. die Dominikaner von San Domenico in Fiesole die Anlage. Durch den reichen Florentiner Patrizier Cosimo de’ Medici finanziert erfolgte zwischen 1437 und 1452 der Neubau des gesamten Komplexes. Entwurf und Bauleitung werden Michelozzo di Bartolommeo zugeschrieben. Am Fest der Erscheinung des Herrn im Jahre 1443 wurde die Kirche neu konsekriert.
In den Jahren 1777 bis 1780 erhielt die Kirche eine neue Fassade nach einem Entwurf von Gioacchino Pronti. Neben dem Chor befindet sich eine Kapelle, deren Altarbild Ludovico Cigoli (1559–1613) 1594 malte. Zu Seiten des Altars sind die Humanisten Pico della Mirandola und Polizian bestattet.
Von ihm stammen ebenfalls die Fresken in der Kapelle. Eine andere Kapelle wurde dem heiligen Antoninus von Florenz geweiht, der lange Jahre Prior des Klosters war, und zählt zu den bedeutendsten Werken von Giovanni Bologna. Sie entstand in den Jahren 1578 bis 1589.
Finanzierung und Ausstattung
Den Umbau des Klosters und der Kirche finanzierte der reiche Florentiner Patrizier Cosimo de’ Medici. Er erhielt dafür von Papst Eugen IV. einen Ablass, dessen erste Zeile er über dem Eingang zur Sakristei anbringen ließ: „Cum hoc templum Marco evangeliste dicatum magnificis sumptibus cl. v. Cosmi de Medicis tandem absolutum esset.“ Cosimo de’ Medici hatte, obwohl er kein Ordensmitglied war, eine eigene Zelle.
Zum Kloster gehört eine bedeutende Bibliothek, die nach den Entwürfen Michelozzos entstand. Sie wurde 1441–1444 errichtet und gilt als die älteste öffentliche Bibliothek. Den Grundstock bildete die Manuskriptensammlung des Humanisten Niccolò Niccoli. Vespasiano da Bisticci, Händler und Produzent von Manuskripten, wurde von Cosimo de’ Medici mit der Herstellung von Abschriften von Büchern beauftragt. „Gleich nahm ich fünfundvierzig Schreiber in Dienst“, schilderte er seinen Einsatz, „in zweiundzwanzig Monaten stellte ich zweihundertzwanzig Bände fertig.“[1] Der Raum ist durch eine Doppelreihe schlanker Säulen in der Art gegliedert, wie sie Michelozzo auf Cosimos Geheiß auch bereits für den Kreuzgang entworfen hatte. Der lichte dreischiffige Bibliothekssaal wurde zu einem Vorbild für viele weitere Bibliotheken in der Renaissance.[2]
Die Flure und die Zellen im Dormitoriums, der Kapitelsaal und Teile der beiden Kreuzgänge wurden von 1436 bis 1445 vom Dominikaner-Mönch und Maler Fra Angelico und seiner Werkstatt mit Fresken ausgestattet. Im Auftrag Cosimos malte Fra Angelico für den Hauptaltar der Klosterkirche die berühmte Pala di San Marco. Zu den Mitarbeitern Fra Angelicos gehörte auch der junge Benozzo Gozzoli.
- Verkündigung
- Anbetung
- Jesu Taufe
- Bergpredigt
- Verhaftung
- Kreuzigung
Für das Refektorium malte Domenico Ghirlandaio 1482 ein großformatiges Fresko mit dem Abendmahl.
Die Klosteranlage ist heute als „Museo Nazionale di San Marco“[3] der Öffentlichkeit zugänglich. In der ehemaligen Zelle des Priors werden Bilder und einige Gegenstände Girolamo Savonarolas gezeigt, der ab 1485 als Prior dem Konvents von San Marco vorstand. In der ehemaligen Sala dell'Ospizio sind zahlreiche Tafelbilder Fra Angelicos ausgestellt; Arbeiten Fra Bartolomeos (1472–1517) sind in der nach ihm benannten Sala di Fra Bartolomeo zu sehen. Der Klosterkomplex beherbergt auch das „Museo di Firenze antica“, wo skulpturale Bauelemente und Freskofragmente ausgestellt sind, die während der Neugestaltung des Viertel um den Mercato Vecchio Ende des 19. Jahrhunderts geborgen wurden.
Literatur
- Manfred Wundram: Kunstführer Florenz. Philipp Reclam, Stuttgart 1993, ISBN 3-15-010385-1, S. 212–220
- Anthony Brierley, Kerry Fisher, Tim Jepson, Carolyn Pyrah: Florenz & Toskana. Dorling Kindersley, München 2002, ISBN 3-928044-17-6, S. 96–97
Weblinks
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Zitiert nach Bernd Roeck: Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance. München 2017, S. 563 f. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war der Bibliotheksbestand auf gut tausend Bände angewachsen. (Ebenda)
- Barbara Borngässer: Architektur der Renaissance in Italien. In: Rolf Toman: Renaissance. Kunst und Architektur des 15. und 16. Jahrhunderts in Europa. Köln 2011, S. 39.
- Firenze – Museo di San Marco. Ministero per i beni e le attività culturali e per il turismo − Direzione regionale musei della Toscana, abgerufen am 5. Dezember 2020 (englisch).