Brütsch (Automobilhersteller)
Brütsch ist der Name eines ehemaligen deutschen Herstellers von Kleinstwagen. Egon Brütsch (1904–1988), Sohn eines erfolgreichen Stuttgarter Strumpffabrikanten, war ein Motorrad- und Automobilrennfahrer. Ab 1951 baute er Kleinwagen mit Kunststoffkarosserien.[1][2]
In den Jahren 1929 bis 1931 bestritt Brütsch Motorradrennen und zwischen 1935 und 1950 nahm er mit teilweise selbstgebauten Autos an Rennen teil. Anfang der 1950er Jahre begann er mit dem Bau von Kleinstwagen mit Kunststoffkarosserien. Das erste Fahrzeug, das er baute, war ein Maserati im Maßstab 1 : 2; ein Kinderauto zum Preis von 750 DM. Nach Aufgabe der Autokonstruktionen begann Egon Brütsch mit dem Bau von kleinen Kunststoffhäusern in Kugelform und anderen Fertighäusern; er gilt als einer der Pioniere im Bau von Fertighäusern in Holzverbundbauweise. Mehrere Patente auf die Verbindungstechnik von Fertighauselementen sind ihm erteilt worden.
Prototypen ab 1951
Die ersten Prototypen waren der Eremit, der 400 und der Zwerg. Es handelte sich um einsitzige, dreirädrige Fahrzeuge mit Einzylinder-Zweitakt-Motoren von 77 bis 125 cm³, zwei Vorderrädern, einer Länge von 2000 mm, einer Breite von 1200 mm und einem Gewicht von rund 100 kg.
Brütsch 200 Spatz
Der Spatz war ein offener Dreisitzer mit drei Rädern (ein Hinterrad) und einem 200-cm³-Fichtel & Sachs-Motor. Von dem rund 90 km/h schnellen Wagen wurden nur drei Stück gebaut. In der Schweiz baute die Fahrzeugfabrik Wollerau (ehemals A. Grünhut & Co.) den Spatz als Belcar in Lizenz. Ein weiterer Lizenznehmer war die Harald Friedrich GmbH. Wegen vieler technischer Mängel kam es zu einem Rechtsstreit zwischen Brütsch und Friedrich, den Brütsch verlor (siehe auch Spatz).
Brütsch Zwerg 1955–1957
Der Zwerg war ein dreirädriger offener Zweisitzer mit 200-cm³-Motor. Er wurde auch in Lizenz in Frankreich hergestellt und unter dem Namen Avolette verkauft. In Deutschland wurden zwölf Fahrzeuge gebaut.
Brütsch Zwerg Einsitzer
Die Karosserie dieses dreirädrigen Einsitzers bestand aus zwei Fiberglasschalen, die untere war auf einem Kastenrahmen montiert, die obere hatte eine gebogene Windschutzscheibe. Die Naht zwischen beiden Schalen war rundum mit einer als Stoßstange bezeichneten breiten Zierleiste versehen. Der Sitz war mittig angeordnet, links und rechts daneben gab es Staufächer. Zum Einsteigen konnte das Lenkrad abgenommen werden. Der im Heck eingebaute Motor war von außen zugänglich, als Motorisierung waren Motorradmotoren zwischen 75 und 125 cm³ vorgesehen. In einem Vorserienfahrzeug war der Motor einer DKW Hobby mit Fliehkraftkupplung und stufenlosem Getriebe eingebaut. Die Vorderräder wurden mit einer Zahnstangenlenkung gelenkt, gebremst wurde mit einer Seilzugbremse. Die Höchstgeschwindigkeit war mit 65 km/h angegeben. Dieses Fahrzeug sollte als offene Sport- und als Coupéausführung gebaut und für 1495 DM angeboten werden. Es wurden vier Fahrzeuge gebaut.[3]
- Brütsch Zwerg Einsitzer
- Heckansicht
- Innenansicht
Brütsch Mopetta 1956–1958
Die Mopetta war ein einsitziges Dreirad mit einem 50-cm³-ILO-V-50-Motor. Der Frankfurter Opelhändler Georg von Opel wollte das Fahrzeug in Lizenz von Horex fertigen lassen. Dieser Plan ließ sich nicht verwirklichen. Insgesamt wurden 14 Fahrzeuge gebaut, von denen heute nach einzelnen Quellen noch fünf erhalten sind;[4] andere Quellen geben jedoch abweichende Zahlen an. Als eines der kleinsten Automobile aller Zeiten ist es heute ein besonders gesuchtes Sammlerstück.
Brütsch Rollera 1956–1958
Einsitziges Dreirad mit 100-cm³-Motor von Fichtel & Sachs. Acht Fahrzeuge gebaut. Auch in Frankreich in Lizenz gebaut.
Brütsch Bussard 1956–1958
Offener Zweisitzer mit drei Rädern und 200-cm³-Fichtel & Sachs-Motor. Elf Stück gebaut.
Brütsch Pfeil 1956–1958
Offener vierrädriger Zweisitzer mit 400-cm³-Lloyd-Motor, Spitze 110 km/h. Acht Stück gebaut.
Brütsch V2 1956–1958
Offener vierrädriger Zweisitzer, wahlweise mit 100-cm³-Sachs-Motor oder 250-cm³-Maico-Motor. Spitze bis 100 km/h. Zwölf Stück gebaut.
- Brütsch V2 von 1957
- Brütsch V2 von 1957
Brütsch V2-N
Wie oben, jedoch mit Türen und 500-cm³-Zweizylinder-Viertakt-Motor vom Fiat Nuova 500. Spitze 125 km/h. Dieses Modell war für einen französischen Lizenznehmer entwickelt worden, der es als V 2 N anbot. Er stellte die Produktion aber nach einem Jahr ein. Nur drei Stück in Deutschland gebaut.
Der letzte Automobilprototyp, den Brütsch entwickelte, war ein Coupé auf Basis des Ford Taunus 12M.
Literatur
- Hanns Peter Rosellen: Deutsche Kleinwagen nach 1945 – geliebt, gelobt und unvergessen. Weltbild Verlag, Augsburg 1991, ISBN 3-89350-040-5, S. 176 bis 197.
- Automobilchronik (Zeitschrift), Ausgabe 5/1977.
Weblinks
- Umfassender Bericht zu den von Egon Brütsch gefahrenen Rennwagen und den von ihm entworfenen Personenwagen auf dem Webportal oppositelock.kinja.com mit vielen Bildern, abgerufen am 5. Januar 2017 (englisch).
- Bilder einer Brütsch Mopetta (Vehikelsammlung Eppelheim)
- Private Seite über alle Brütsch-Fahrzeuge (Memento vom 17. März 2013 im Internet Archive)
- Die Ei-Autos von Egon Brütsch (Text42)
- Erwähnung in SWR-Doku über Autobauer Südwestdeutschlands
- Fotobericht zum Brütsch Rollera
Einzelnachweise
- Egon Brütsch - der Prototypenbauer, zwischengas.com, 11. Dezember 2016
- Villingen-Schwenningen: Südwestmesse-Gelände wurde zur letzten Zuflucht, Schwarzwälder Bote, 10. März 2018
- Automobil und Motorrad Chronik, Heft 5/77, S. 11–17 und 37
- Fernsehbericht vom 22. Juni 2008 in RTL2 Grip – Das Motormagazin 22. Juni 2008 18:00 Uhr (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.