Neum
Neum (serbisch-kyrillisch Неум [ˈnɛum]) ist ein Ort und die zugehörige Gemeinde mit knapp 5.000 Einwohnern im Süden von Bosnien und Herzegowina. Der Neum-Korridor bildet den einzigen Zugang des Landes zum Meer.
Neum Неум | |||
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Basisdaten | |||
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Staat: | Bosnien und Herzegowina | ||
Entität: | Föderation BiH | ||
Kanton: | Herzegowina-Neretva | ||
Koordinaten: | 42° 56′ N, 17° 37′ O | ||
Höhe: | 0 m. i. J. | ||
Fläche: | 225 km² | ||
Einwohner: | 4.960 (2013) | ||
Bevölkerungsdichte: | 22 Einwohner je km² | ||
Telefonvorwahl: | +387 (0) 36 | ||
Postleitzahl: | 88 390 | ||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021) | |||
Bürgermeister: | Dragan Jurković (HDZ BiH) | ||
Postanschrift: | Kralja Tomislava 1 88 390 Neum | ||
Webpräsenz: | |||
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Geographie und Klima
Neum liegt an der Adria in einer kleinen, von der Halbinsel Pelješac geschützten Bucht. Der Ort hat die höchste durchschnittliche Jahrestemperatur in ganz Bosnien und Herzegowina. Er liegt in einer an ihrer schmalsten Stelle fünf Kilometer breiten Landzunge, die den südlichsten Teil Kroatiens um Dubrovnik und bis zur Grenze nach Montenegro vom übrigen Kroatien trennt.
Politik
Politisch gehört die Gemeinde zum Kanton Herzegowina-Neretva der Föderation Bosnien und Herzegowina. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung stellen die Kroaten. Laut der Volkszählung von 1991 lebten in der Gemeinde Neum 4.325 Einwohner. Davon bezeichneten sich 90 % als Kroaten, 4,3 % als Serben und 3,7 % als Bosniaken; 2 % der Bevölkerung wurden unter „Andere“ aufgelistet.[1] Zur Volkszählung 2013 war die Einwohnerzahl auf 4.960 angestiegen.
Neben dem Hauptort Neum gehören zur Gemeinde noch die Orte Babin Do, Banja, Brestica, Broćanac, Brštanica, Cerovica, Crnoglav, Cerovo, Čukova Greda, Dašanica, Dobri Do, Dobrovo, Dračevica, Donji Drijen, Dubravice, Duži, Grabovice, Glumina, Gornje Hrasno, Gradac, Hotanj, Hutovo, Ilino Polje, Jazine, Kamenice, Kiševo, Kolojanj, Moševiči, Mramor, Nerađe-Podstjene, Opuće, Oskorušnica, Prapratnica, Praovice, Previš, Podkula, Rabrani, Radež, Radetići, Vinine, Vranjevo Selo, Zelenikovac und Žukovice.
Geschichte
Auf dem Gebiet der Gemeinde Neum finden sich etliche Fundorte schon aus vorgeschichtlicher Zeit, allerdings ist die archäologische Forschung in diesem Gebiet noch mangelhaft. Aus der Zeit des mittelalterlichen bosnischen Königreichs findet sich eine große Anzahl an Stećci (Steingräber), vor allem im Hinterland.
Im Spätmittelalter war die Gegend um Neum Zankapfel zwischen der Republik Venedig und der Republik Ragusa. Mit dem Frieden von Karlowitz im Jahre 1699 wurde es Teil des Osmanischen Reichs, unter anderem, weil die Republik Ragusa eine weitere Stärkung Venedigs in der Region verhindern wollte und zu diesem Zweck den Osmanen als Puffer zum venetianischen Dalmatien zwei Landstreifen, unter anderem bei Neum, im Nordwesten des ragusischen Herrschaftsbereiches anbot.[2] Die Osmanen erhielten hierdurch erstmals einen Zugang zur Adria.
Zur Zeit Napoléons blieb Neum zwar formell beim Osmanischen Reich, aber die Franzosen bauten eine Straße durch das Gebiet. Auch im Zeitalter der Österreichisch-Ungarischen Monarchie blieb Neum an Bosnien-Herzegowina angeschlossen. Im Jahre 1947 tauschte die damalige jugoslawische Teilrepublik Bosnien und Herzegowina einen kurzen Küstenstreifen bei Sutorina in der Bucht von Kotor mit der benachbarten Teilrepublik Montenegro gegen ein Gebiet in den Bergen aus. Dadurch wurde Neum zum einzigen bosnisch-herzegowinischen Zugang zum Meer. Seit 1992 ist Neum Bestandteil des Staates Bosnien und Herzegowina.
Wirtschaft
Neum hat als einziger Ort in Bosnien und Herzegowina einen Zugang zum Meer. Deshalb hat es auch eine gewisse Bedeutung für den Sommertourismus. In den 1950er Jahren wurden die ersten Unterkünfte für Touristen gebaut, nach dem Bau der Adria-Magistrale 1965 ein Auto-Campingplatz. 1977 wurde das „Hotel Neum“ gebaut. Heute gibt es in Neum sechs Hotels und eine große Zahl von privaten Pensionen. Außer einheimischen Gästen überwiegen, wie auch sonst in kleineren Orten an der mittleren Adria, Touristen aus den Visegrád-Staaten, vor allem Polen, Tschechen und Slowaken, zum Teil kommen auch deutsche und österreichische Touristen.
Verkehr
Der Hafen Neum ist der einzige Zugang für die Schifffahrt Bosnien-Herzegowinas zum Mittelmeer.
Aus der ungewöhnlichen Grenzziehung zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien resultieren einige verkehrstechnische Herausforderungen.
Neum-Korridor
Der Neum-Korridor stellt nach dem EU-Beitritt Kroatiens einen wesentlichen Verkehrsengpass dar. An dieser Stelle wird nicht nur ein Teil des zusammenhängenden kroatischen Territoriums, sondern auch die gemeinsame EU-Außengrenze in einem Abschnitt von weniger als 10 km unterbrochen. Im Rahmen der EU-Beitrittsverhandlungen Kroatiens wurde diese Besonderheit in politikübergreifender Hinsicht behandelt, weshalb im EU-Beitrittsvertrag Kroatiens Ausnahmeregelungen zum Neum-Korridor etwa in sicherheitspolitischer oder zollrechtlicher Hinsicht getroffen wurden (Schengener Abkommen).
Zur Lösung des Problems wurde 2007 mit den Bauarbeiten an der Pelješac-Brücke begonnen, mit der die beiden kroatischen Landesteile verbunden werden und das bosnisch-herzegowinische Staatsgebiet umgangen werden sollte. 2012 wurden die Bauarbeiten vorerst eingestellt und erst im Sommer 2018 wieder aufgenommen.[3] Als Fertigstellungstermin für die neue Brücke ist das Jahr 2022 geplant.[4]
Mangelhafte Anbindung ans bosnisch-herzegowinische Straßennetz
Ein weiteres Problem besteht für Neum darin, dass es über keine ausgebaute Straßenverbindung mit dem Rest des bosnisch-herzegowinischen Staatsterritoriums verfügt, was vor allem die Absatzmöglichkeiten für Produkte aus Neum innerhalb des Landes einschränkt, da schwere LKW den existierenden Weg in Richtung Stolac nicht befahren können, die Alternativroute jedoch über EU-Gebiet und damit durch die europäische Zollunion führt. Die Schaffung einer leistungsfähigen Verbindung zwischen Neum und Stolac ist seit den 1980er Jahren geplant, wurde jedoch bisher nicht umgesetzt.
Siehe auch
- Internationale Konflikte der Nachfolgestaaten Jugoslawiens – Näheres zum Bau einer Brücke über die Bucht von Neum
- Hafen Neum
Weblinks
Einzelnachweise
- About municipality Neum. In: Website der Stadt Neum. Archiviert vom Original am 12. März 2008; abgerufen am 20. Juni 2019 (englisch).
- Franz Petter: Dalmatien in seinen verschiedenen Beziehungen dargestellt. Justus Perthes, Gotha 1857. Bd. 2, S. 170.
- Lauren Simmonds: Pelješac Bridge Construction to Begin Soon, Without Workers? In: total-croatia-news.com. 28. Juni 2018, abgerufen am 4. Juli 2018 (englisch).
- Vedran Pavlic: Pelješac Bridge to Be Constructed Within 3.5 Years. In: total-croatia-news.com. 3. April 2017, abgerufen am 8. Mai 2017 (englisch).