Jesolo
Jesolo [ˈjɛːzolo] ist eine Stadt mit 26.529 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019) an der italienischen Adria in der Metropolitanstadt Venedig, Region Venetien, etwa 16 Kilometer nordöstlich von Venedig.
Jesolo | ||
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Staat | Italien | |
Region | Venetien | |
Metropolitanstadt | Venedig (VE) | |
Lokale Bezeichnung | Jèxoło | |
Koordinaten | 45° 32′ N, 12° 39′ O | |
Höhe | 2 m s.l.m. | |
Fläche | 95 km² | |
Einwohner | 26.529 (31. Dez. 2019)[1] | |
Postleitzahl | 30016, 30017 | |
Vorwahl | 0421 | |
ISTAT-Nummer | 027019 | |
Volksbezeichnung | Jesolani | |
Schutzpatron | Johannes der Täufer | |
Website | Jesolo | |
Ortszentrum von Jesolo |
Jesolo hat 5,6 Millionen Touristen pro Jahr und liegt auf Platz 8 unter den Reisezielen in Italien.[2]
Geschichte
Vom spätrömischen Kaiserreich bis ins Mittelalter
Das heutige Jesolo wurde unter dem Namen Equilium zur Zeit des römischen Kaiserreichs als Vicus (Dorf) auf einer Insel in der Nähe der Piave-Mündung gegründet – spätestens im 4. Jahrhundert.[3] Es war auf dem langen Wasserweg von Ravenna eine der zahlreichen Etappen innerhalb der Lagune – archäologisch fassbar in einem mansio –, wo die Handelsschiffe besonders im Winter halt machten, um sich vor den starken Winden (der Bora) und den Meeresstürmen zu schützen. Fischfang, Landbau, Viehhaltung, aber auch eine gewisse Spezialisierung in der Metallbearbeitung sowie in der von Knochen und Horn kennzeichnen die lokale Ökonomie.
Nach dem Zerfall des Römischen Reiches bildete der Ort zusammen mit anderen Städten der Oberen Adria ein eigenes Reich mit Jesolo und Civitas Nova (Eraclea) als Hauptstadt, archäologisch durch erhöhte Siedlungstätigkeit und Landgewinnung auch in Jesolo gekennzeichnet. Allerdings ist der Kern der Siedlung, Stand 2018, noch nicht entdeckt worden. Das nahe gelegene Gebiet wurde jedenfalls völlig anders organisiert, und es wurden hölzerne Strukturen errichtet, um Land zu gewinnen. Im 7. Jahrhundert entstanden die einschiffige Kathedrale mit ihren Mosaiken sowie ein Friedhof. Erster Regent wurde nach der venezianischen Tradition 697 der Doge Paulicius. In den folgenden Jahrhunderten erlebte Jesolo eine erste Blütezeit, die vor allem dem Handel, der Flussschifffahrt und der Salzgewinnung zu verdanken war. Schon im 5. Jahrhundert bestand ein Raum mit Apsis,[4] also vor der Entstehung der Kathedrale, deren Ruinen seit langem beforscht werden.
Im 9. Jahrhundert wurde Jesolo Bischofssitz. Das Bistum wurde 1466 aufgehoben und dem Patriarchat von Venedig eingegliedert.[5]
Equilium hatte mit zahlreichen Überschwemmungen durch den Piave zu kämpfen. Der Piave verlegte – wie alle anderen norditalienischen Flüsse damals – oft sein Bett, was dramatische Auswirkungen auf die Bewohner der Stadt hatte. In den folgenden Jahren wurde durch Sedimentablagerungen des Piave der Hafenbetrieb immer schwieriger und der Landweg immer leichter erreichbar. Dadurch konnten im Jahr 900 wohl die Ungarn in Equilium einfallen. Allmählich verlor Jesolo jedoch wieder an Bedeutung, da Teile der Bevölkerung nach Venedig abwanderten.
Neuer Ortskern
Seit dem 15. Jahrhundert entwickelte sich an der Kreuzung, die der Fluss und der Kanal bildeten, ein neuer Ortskern. Der Name der Familie Zucharin, die mit der Betreuung des Kanalverkehrs beauftragt waren, wurde zum neuen Ortsnamen: Cavazucharina, „Kanal der Zucharins“.
Im 17. Jahrhundert wurde im Zuge der venezianischen Flussumleitungen auch der Piave in ein neues Bett verlegt. Er fließt seitdem nicht mehr durch Jesolo, sondern ostwärts und mündet bei Cortellazzo in die Adria, während über das alte Flussbett, das auch heute noch Piave Vecchia (alter Piave) genannt wird, der Sile in die Adria mündet. Die beiden Flüsse verbindet seitdem ein Kanal.
20. Jahrhundert
Im Ersten Weltkrieg wurde Cavazuccherina zum Schauplatz von Gefechten zwischen der italienischen und der österreichisch-ungarischen Armee.
Im 20. Jahrhundert wurde die Kirche Santa Maria Assunta zerstört. 1930 erhielt der Ort seinen alten Namen Jesolo zurück. Etwa zu derselben Zeit setzte ein erneuter Aufschwung des Tourismus ein. Die erste Badeanstalt eröffnete in der Nähe der Piazza Marconi. 1934 gab es bereits zahlreiche Villen und Hotels.
Dem Charakter eines intensiv genutzten Seebades gemäß wurden seit den 1960er Jahren der Stadtkern und der Strandbereich mit immer höheren Hotel- und Wohngebäuden bebaut. Eine Bauplanungskampagne nannte sich Jesolo City Beach 2012. Die Kampagne schloss die Neugestaltung von Straßen und Plätzen sowie die Verbesserung der Strände und ihrer touristisch genutzten Bauten ein.
Gliederung
Jesolo teilt sich in zwei Bereiche: Jesolo Paese, etwa zwei Kilometer vom Strand entfernt, und das heute bedeutsamere Lido di Jesolo an der Lagune von Venedig.
Lido di Jesolo breitet sich zwischen den Flüssen Sile und Piave aus. An der Piavemündung liegt der ehemalige Fischerort Cortellazzo. An der Silemündung steht ein Leuchtturm. Dahinter breitet sich zwischen Lagune und Meer die Litorale del Cavallino mit der Gemeinde Cavallino-Treporti aus. Von dort gibt es Schiffsverbindungen nach Venedig.
Lido di Jesolo besteht aus mehreren Teilen:
- Faro liegt an der Mündung des Sile.
- Centro Ovest ist das westliche Stadtzentrum, im engeren Sinn auch das Zentrum von Lido di Jesolo.
- Centro Est ist das kleinere, östliche Stadtzentrum.
- Pineta verfügt über einen Pinienwald und mehrere Campingplätze.
- Cortellazzo an der Mündung des Piave.
An der Gemeindegrenze zwischen Jesolo und Eraclea liegt die Laguna del Mort, eine von allen Seiten mit Dünen und Pinien umgebene Lagune, die einen beliebten Lebensraum für Vögel bildet.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Leuchtturm
Der Leuchtturm von Jesolo ist 48 Meter hoch und wurde zwischen 1948 und 1950 am Platz des alten Leuchtturms aus dem Jahre 1840 errichtet. Heute prägt er an der Mündung des Sile die Skyline von Jesolo an der Küste von Lido di Jesolo. Obwohl er auf dem Gemeindegebiet von Cavallino-Treporti am westlichen Ufer des Sile liegt, trägt er den Namen „Leuchtturm von Jesolo“.
Archäologische Stätten
- Archäologisches Gebiet im Norden Jesolos mit Mauerresten aus der Römerzeit
- Torre Caligo
- Kirche Santa Maria Assunta
Museen, Bibliotheken und Galerien
- städtisches Naturkundemuseum
- Aquarium und Reptilarium
- Militärmuseum „Vidotto“
Freizeitparks
- Aqualandia, Wasservergnügungspark
- Sea Life
Wirtschaft und Infrastruktur
Tourismus
Jesolos wirtschaftliche Grundlage ist der Tourismus. In seiner Blütezeit hatte Jesolo bis zu sechs Millionen Besucher pro Jahr, in den letzten Jahren sank diese Zahl auf etwa 5,3 Millionen jährlich. Entlang der Südseite der Lagune befinden sich zahlreiche Campingplätze und Hotels aller Preisklassen.
Verkehr
Nach Jesolo führen zwei Provinzstraßen: die SP 43 Portegrandi–Jesolo und die SP 42 Jesolana San Michele al Tagliamento–Jesolo. Die Autobahn A4 ist etwa 20 Kilometer entfernt. Der nächstgelegene Bahnhof ist San Donà di Piave. Der nächste internationale Flughafen ist der Flughafen Venedig. Ebenfalls in der Nähe befindet sich der Flughafen Treviso.
In Jesolo gibt es einen Busbahnhof mit regelmäßigen Verbindungen nach Venedig. Lokale Busse fahren u. a. auch zum Punta Sabbioni, wo Anschluss an das System der Vaporetti von Venedig besteht.
Politik
Bürgermeister
Bürgermeister von Jesolo ist Valerio Zoggia. Bei der Kommunalwahl am 11. Juni 2017 kam der Mittelinkskandidat auf 42,94 % der Stimmen[6] und setzte sich bei der Stichwahl am 25. Juni 2017 gegen Alberto Carli, den Kandidaten der Rechtsbündnisse durch.
Wappen
Roter Drache auf blauem Grund.
Bilder
- Türme Drago
- G-tower
- Turm Merville
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
- I PRIMI 50 COMUNI ITALIANI PER NUMERO DI PRESENZE TURISTICHE, abgerufen am 19. Juli 2019
- Anita Granzo: Il contesto ambientale / Environmental context, in: Sauro Gelichi, Silvia Cadamuro, Alessandra Cianciosi (Hrsg.): In limine. Storie di una comunità ai margini della laguna, All’Insegna del Giglio, 2018, S. 14–16, hier: S. 15.
- Alessandra Cianciosi: Il contesto storico-insediativo / Historical-urban context, in: Sauro Gelichi, Silvia Cadamuro, Alessandra Cianciosi (Hrsg.): In limine. Storie di una comunità ai margini della laguna, All’Insegna del Giglio, 2018, S. 21–27.
- catholic-hierarchy.org
- Bürgermeisterwahl Jesolo - das Ergebnis. In: jesolo-magazin.com. 12. Juni 2017, abgerufen am 2. Juni 2021 (deutsch).