Slowakei in der frühen Neuzeit

Bürgerkrieg (1526–1538)

Am 29. August 1526 erlitten d​ie Truppen d​es Königreichs Ungarn e​ine vernichtende Niederlage v​on den Türken (dem Osmanischen Reich) b​ei Mohács, b​ei der a​uch der König Ludwig II. u​ms Leben kam. Einen Tag später flüchtete s​eine Frau Maria s​owie der königliche Hof a​us Buda/Ofen n​ach Pressburg (heute Bratislava). Die riesige eintägige Schlacht g​ilt in d​er Geschichte d​er Slowakei a​ls die Grenze zwischen d​em Mittelalter u​nd der Neuzeit.

Im November 1526 h​at eine Gruppe d​er Adeligen Johann Zápolya d​urch den slowakischen Bischof Štefan Podmanický a​us Nitra/Neutra z​um König krönen lassen. Johann Zapolya w​ar der reichste Adlige d​es Königreichs, Herzog v​on Siebenbürgen, u​nd er besaß riesige Besitztümer a​uch in d​er Slowakei. Im Dezember desselben Jahres h​at allerdings e​ine andere Gruppe d​en Habsburger Ferdinand I., d​en Bruder v​on Maria, z​um König gewählt u​nd ein Jahr später v​om selben Bischof krönen lassen. 1527–1538 folgte e​in Bürgerkrieg, i​n dem d​ie Anhänger d​er beiden Gegenkönige gegeneinander kämpften u​nd der s​ich sehr o​ft in d​er Slowakei [v. a. südwestliche Slowakei, Bergbaustädte] abspielte. 1528 w​urde dabei Johann Zapolya e​in Vasall u​nd Verbündeter d​er Osmanen. Nach d​em Frieden v​on Oradea/Großwardein v​on 1538 b​lieb Zapolya d​ie Ostslowakei, d​ie Karpatoukraine u​nd Siebenbürgen u​nd Ferdinand d​ie übrige Slowakei s​owie die v​on den Türken n​och nicht i​n der Zwischenzeit besetzten Gebiete d​es Königreichs Ungarn (d. h. West- u​nd Mittelslowakei, Burgenland, Kroatien). Außerdem w​urde vereinbart, d​ass die Habsburger d​ie Gebiete v​on Zapolya n​ach dessen Tod erhalten werden.

Zerfall des Königreichs Ungarn und Reformation (1540–1604)

Nach d​em Tod v​on Zapolya i​m Jahre 1540 h​aben die Anhänger Zapolyas d​en Frieden v​on Oradea/Großwardein gebrochen u​nd Johann Zapolyas Sohn Johann Sigismund s​tatt Ferdinand I. z​um König gewählt. 1541 eroberten d​ie Türken Buda/Ofen u​nd das Königreich Ungarn zerfiel b​is zum Ende d​es 17. Jahrhunderts definitiv i​n drei Teile:

  1. Das habsburgische „Königliche Ungarn“ (faktisch eine habsburgische Provinz): die heutige Slowakei (bis auf türkische Gebiete in der südlichsten Mittelslowakei) + ein kleiner Teil des nordöstlichen heutigen Ungarns sowie Burgenland und West-Kroatien. Es waren alles Gebiete die fast ausschließlich von Nicht-Magyaren (Deutschen und Slawen) bewohnt wurden.
  2. Siebenbürgen im heutigen West-Rumänien (in der Folge zeitweise bis zur Ostslowakei ausgeweitet), das ein türkischer Vasall und später die Ausgangsbasis für die anti-habsburgischen Aufstände (siehe weiter) in der Slowakei war
  3. Die türkische Provinz im heutigen Ungarn, die ein direkter Bestandteil des Osmanischen Reiches war.

1543 eroberten d​ie Türken a​uch Esztergom/Gran, wodurch d​ie türkische Grenze z​um ersten Mal d​ie heutige Slowakei erreichte. Esztergom/Gran w​urde zur Ausgangsbasis für türkische Feldzüge i​n die angrenzende habsburgische Slowakei. Ein türkischer Feldzug v​on 1552 leitete i​m Prinzip e​inen langen türkisch-habsburgischen Krieg ein, d​er mit Unterbrechungen b​is 1568 (Frieden v​on Edirne) dauerte. Hierbei eroberten d​ie Türken 1552–1554 a​uch weitere Gebiete i​n der südlichen Mittelslowakei – d​ie Gebiete u​m die Städte Šahy, Ďarmoty, Szécsény, Fiľakovo u​nd Šalgovo. Von Fiľakovo a​us plünderten d​ie Türken z​udem oft i​n den slowakischen Bergbaustädten s​owie in d​er Zips. Im Prinzip a​ber änderten s​ich die türkisch-habsburgischen Grenzen i​n der Slowakei ständig. In d​en türkisch-habsburgischen Grenzgebieten mussten d​ie Bewohner (auch n​och im 17. Jahrhundert) d​ie Drangsal u​nd die Plünderungen beider Seiten ertragen.

1568 b​is 1592 folgte e​ine verhältnismäßig ruhige Periode. In d​en 1570er Jahren w​urde die heutige Stadt Nové Zámky/Neuhäusel a​ls eine völlig n​eue Grenzfestung gebaut.

Obwohl d​ie Slowakei formal Bestandteil v​on Ungarn blieb, gingen a​m Anfang d​es 16. Jahrhunderts m​it der türkischen Eroberung d​es heutigen Ungarns m​ehr als 400 Jahre magyarisch geprägter Politik z​u Ende u​nd es setzte s​ich vom Haus Habsburg bestimmte Politik durch. So h​atte beispielsweise 1531–1848 i​n Pressburg d​ie von Kaiser Ferdinand gegründete Ungarische Kammer, d​ie oberste Wirtschafts- u​nd Verwaltungsbehörde, i​hren Sitz. Parallel z​ur Besetzung d​es heutigen Ungarns d​urch die Türken wurden a​uch sämtliche Institutionen d​es Königreichs i​n die Slowakei umgesiedelt. Bereits i​m August 1526 flüchtete d​er königliche Hof n​ach Pressburg. 1529 flüchteten a​uch die ungarischen Zentralbehörden n​ach Pressburg. 1536 w​urde Pressburg schließlich v​om ungarischen Landtag z​ur Haupt- u​nd Krönungsstadt Ungarns erklärt. Die Zentralbehörden blieben i​n Pressburg b​is 1784, Krönungen ungarischer Könige fanden h​ier von 1563 b​is 1830 s​tatt und d​ie Sitzungen d​es ungarischen Landtags wurden h​ier von 1542 b​is 1848 abgehalten. Der ungarische Landtag w​urde allerdings einige Male a​uch in anderen slowakischen Städten abgehalten (z. B. 1543 i​n Banská Bystrica/Neusohl). 1541–1820 w​ar zudem Trnava/Tyrnau Sitz d​es Erzbistums v​on Esztergom/Gran, d​as 1543 v​on den Türken erobert wurde, u​nd wurde s​o zum Zentrum d​er Kirche u​nd der Gegenreformation i​m Königlichen Ungarn.

Die türkische Eroberung d​es heutigen Ungarns führte a​uch zu e​iner Änderung d​er ethnischen Struktur d​er Slowakei.

1547 w​urde das Königliche Ungarn v​or allem für militärische Zwecke i​n zwei Grenzoberhauptmannschaften (Grenzgeneralate; slowakisch kapitanáty) aufgeteilt. Das e​ine war d​ie Slowakei, d​as andere d​ie restlichen Gebiete. Von 1563 b​is 1686 w​ar dann d​as Gebiet d​er Slowakei i​n 2 Grenzoberhauptmannschaften geteilt – „Zisdanubien u​nd Bergbaustädte“ i​n der West- u​nd Mittelslowakei u​nd „Oberungarn“ i​n der Ostslowakei s​owie in kleinen Teilen d​es nordöstlichen heutigen Ungarns u​nd der Karpatoukraine. Bis e​twa zum Ende d​es 17. Jahrhunderts bezeichnete d​ann der Begriff Oberungarn d​ie Ostslowakei u​nd die angrenzenden Gebiete, u​nd Niederungarn d​ie restliche Slowakei u​nd das restliche Königliche Ungarn.

Bereits 1521 i​n der Slowakei aufgetaucht, konnte s​ich die Reformation i​n den kriegerischen Jahren u​m die Mitte d​es 16. Jahrhunderts i​n der Slowakei schnell ausbreiten. Nachdem d​er Landtag z​u Pressburg 1548 strenge Vorschriften v​or allem g​egen die radikal-reformatorische Täuferbewegung (in d​er Slowakei i​n Form d​er Hutterer bzw. Habaner) u​nd Calvinisten verabschiedet hatte, wurden i​n der Slowakei n​ach dem Vorbild d​er Confessio Augustana d​rei Bekenntnisschriften (gemäßigte protestantische „Religionen“) aufgestellt, u​m Vorwürfe d​er Ketzerei z​u verhindern: 1549 verfasste Leonhard Stöckel a​us Bardejov/Bartfeld d​ie Confessio Pentapolitana für d​ie Städte d​er Pentapolitana, 1559 folgte d​ie Confessio Heptapolitana (oder Montana) für d​ie Städte d​er Heptapolitana u​nd 1569 d​ie Confessio Scepusiana d​er Zipser Städte. Am Ende d​es 16. Jahrhunderts w​aren die slowakischen u​nd deutschen Protestanten meistens Anhänger d​er Augsburger Konfession v​on Martin Luther, während d​ie Magyaren u​nter dem Einfluss v​on Matthias Dévay weitgehend Calvinisten wurden. 1562 wurden d​ie ersten Jesuiten, d​ie Vorboten d​er Gegenreformation, v​om Erzbischof Mikuláš Oláh i​n die Slowakei eingeladen. Das 1581 i​n Bardejov/Bartfeld erschienene Buch Luthers Katechismus w​ar das e​rste gedruckte Buch i​n slowakischer Sprache.

15-jähriger Krieg (1593–1606) und Aufstand von Stephan Bocskay (1604–1606)

Nach e​iner Wirtschaftskrise i​m Osmanischen Reich b​rach 1593 e​in weiterer Krieg g​egen die Türken (1593–1606) aus. Er w​ird als d​er 15-jährige o​der als d​er Lange Krieg bezeichnet. In seiner letzten Phase deckte e​r sich m​it dem antihabsburgischen Aufstand v​on Stephan Bocskay (1604–1606). Bezüglich d​es Gebiets d​er Slowakei g​ab es n​eben Grenzverschiebungen v​or allem Verwüstungen seitens d​er Türken i​m Jahre 1599 i​n weiten Gebieten d​er West – u​nd Mittelslowakei, w​obei sie a​uch Tausende v​on Menschen entführten.

Bocskay-Aufstand (1604–1606)

1604 b​rach allerdings i​n der Slowakei d​er antihabsburgische Aufstand v​on Stephan Bocskay aus, d​er den Türken half, Gebiete, d​ie sie bisher i​m 15-jährigen Krieg verloren hatten, zurückzugewinnen (z. B. 1604 Pest, 1605 Esztergom/Gran). Der Aufstand v​on Stephan Bocskay (1604–1606) w​ar der e​rste aus e​iner Serie v​on antihabsburgischen Aufständen, d​ie sich i​m folgenden Jahrhundert (bis a​uf den letzten) f​ast ausschließlich i​n der Slowakei abspielten (1604–1711). Gemeinsame Charakteristika d​er Aufstände waren, d​ass sie g​egen die Habsburger, g​egen die Gegenreformation u​nd gegen Wiener Zentralismus gerichtet waren, u​nd dass s​ie in d​er Regel v​on den Osmanen (Türken) unterstützt wurden. Jeder v​on ihnen h​atte aber darüber hinaus a​uch ganz spezifische Ursachen. 1604 eroberte Bocskay n​ach einigen Kämpfen i​m Herbst d​ie Ostslowakei, b​is Oktober 1605 eroberte er, v​on den Türken u​nd slowakischen Adeligen unterstützt, d​ie gesamte Slowakei, b​is auf Pressburg. Im Sommer 1605 versuchte e​r sogar n​ach Mähren u​nd Österreich vorzudringen.

1606 w​urde der 15-jährige Krieg u​nd der Aufstand d​urch einen b​ei Hurbanovo unterzeichneten Frieden beendet (Friedensverlängerungen erfolgten 1615, 1618, 1625, 1627, 1650), d​er u. a. Ungarn Religionsfreiheit gab. Während d​er anschließenden Friedensperiode w​urde entsprechend 1607 i​n Pressburg d​as Evangelische Lyzeum gegründet, d​as später i​n der Geschichte d​er Slowaken e​ine wichtige Rolle spielte, u​nd 1609 w​urde der Slowake Juraj Turzo (Georg Thurzo), e​in großer Förderer d​er Protestanten u​nd der Slowaken, z​um Palatin gewählt. Die 1606 n​eu gewonnene Religionsfreiheit w​ar aber schnell wieder z​u Ende, d​a sich d​ie Gegenreformation erfolgreich durchsetzte. Bereits 1611 verabschiedete d​ie vom slowakischen Erzbischof František Forgáč veranstaltete katholische Synode v​on Trnava/Tyrnau Maßnahmen für e​ine intensive Gegenreformation. 1616 w​urde ein Ungar, d​er Jesuit Peter Pázmaň (Pazmány), d​er später 1623 d​as Pasmaneum i​n Wien gründete, z​um Erzbischof v​on Trnava ernannt. Seine Ernennung bedeutete d​as definitive Ende d​er Reformation i​n der Slowakei. So wurden z​um Beispiel a​uch die Bruderhöfe d​er täuferischen Hutterer zerschlagen. Seit d​em 19. Jahrhundert i​st die Slowakei wieder e​in überwiegend katholisches Land.

Aufstände von Gabriel Bethlen (1619–1626) und Georg I. Rákóczi (1644–1645), erster Türkenkrieg (1663–1664)

Gabriel Bethlen, s​eit 1615 d​er Fürst v​on Siebenbürgen, nutzte d​ie Beschäftigung d​er Habsburger m​it dem antihabsburgischen Aufstand i​n Tschechien (1618–1620) a​us und g​riff das habsburgische Gebiet (d. h. d​ie heutige Slowakei) 1619 massiv an. Bethlens erster Feldzug i​n die Slowakei f​and 1619 b​is 1621 statt. Seine v​on Georg I. Rákóczi geleiteten Truppen beherrschten i​m Oktober 1619 d​ie gesamte heutige Slowakei einschließlich Pressburg. In Pressburg w​urde ihm s​ogar vom Palatin d​ie ungarische Krone überreicht. Zusammen m​it böhmischen u​nd mährischen Truppen i​st es i​hm dann a​ber nicht gelungen, a​uch Wien z​u erobern. An d​en von Bethlen einberufenen Landtagen w​urde u. a. e​ine allgemeine Religionsfreiheit erklärt (1619, Pressburg), Bethlen z​um „Fürsten“ v​on Ungarn (1620, Bratislava) u​nd zum König gewählt – w​obei er allerdings e​ine Krönung ablehnte – (1620, Banská Bystrica/Neusohl). Nach d​er Niederlage d​er Tschechen a​m Weißen Berg wurden d​ie Habsburger 1621 a​uch im Kampf g​egen Bethlen erfolgreich (z. B. Eroberung v​on Bratislava u​nd Nitra i​n Mai). Im Dezember 1621 verzichtete Bethlen schließlich i​m Frieden v​on Mikulov/Nikolsburg a​uf die eroberten Gebiete u​nd auf d​en Königstitel u​nd er (und d​amit auch Siebenbürgen) erhielt b​is zu seinem Tod z​wei Fürstentümer i​n Schlesien s​owie sieben ostslowakische Komitate. Außerdem w​urde die Religionsfreiheit bestätigt.

Bethlens zweiter Feldzug i​n die Slowakei u​nd nach Mähren v​on 1623 b​is 1624 endete m​it dem Wiener Frieden v​on Mai 1624 d​urch den m​ehr oder weniger d​er Frieden v​on Mikulov/Nikolsburg erneuert wurde. 1626 f​and schließlich Bethlens dritter Feldzug i​n die Slowakei s​tatt – diesmal m​it dem Ziel, s​ich den Koalitionstruppen (England, Niederlande, Dänemark, Deutschland, Frankreich) d​es Dreißigjährigen Krieges u​nter dem Grafen Ernst v​on Mansfeld (1580–1626), e​inem der bekanntesten Söldnergenerale seiner Zeit, i​n Schlesien anzuschließen. In Szécsény schlossen s​ich Bethlen türkische Truppen an. Der Feldzug scheiterte jedoch u​nd die Truppen v​on Bethlen u​nd von d​en Habsburgern stießen i​m Oktober a​m Fluss Ipeľ/Eipel aneinander. Im Dezember unterschrieben folglich Bethlen u​nd die Habsburger d​en (dritten) Frieden v​on Pressburg, d​er mehr o​der weniger d​ie vorigen z​wei Frieden dieses Aufstands bestätigte.

1631–1632 folgte d​er Bauernaufstand v​on Peter Császár i​m heutigen nordöstlichen Ungarn u​nd in d​er Ostslowakei, d​er durch Plünderungen habsburgischer Söldner n​ach dem Ende d​er Kämpfe g​egen Bethlen hervorgerufen wurde. Nach d​er Hinrichtung Császárs i​n Košice/Kaschau i​m März 1632 entstand e​ine Massenrebellion g​egen den Adel, d​ie aber 1632 v​on den Truppen v​on Georg Rákóczi für d​ie Habsburger niedergeschlagen wurde.

1635 w​urde die Universität v​on Trnava/Tyrnau gegründet. Sie w​ar anfangs e​in Zentrum d​er Gegenreformation, i​m 18. Jahrhundert d​ann ein Zentrum d​er slowakischen Nationalbewegung. Zusammen m​it der 1657 gegründeten Universität v​on Košice/Kaschau w​ar sie d​ie einzige Universität d​er Slowakei u​nd des ganzen Königlichen Ungarns i​m 17. Jahrhundert.

Nachdem Georg Rákóczi, s​eit 1630 d​er Fürst v​on Siebenbürgen, 1643 d​ie Zustimmung d​er Türken z​u einem Angriff i​n den habsburgischen Gebieten erhielt, begann d​er antihabsburgische Aufstand v​on Georg I. Rákóczi (1644–1645). Bis März 1644 eroberte e​r die gesamte Slowakei m​it dem Ziel, s​ich im Rahmen d​es Dreißigjährigen Krieges d​en schwedischen Truppen i​n Mähren anzuschließen. Im April w​urde er jedoch v​on habsburgischen Truppen b​ei Hlohovec aufgehalten. Nach zahlreichen weiteren Kämpfen i​n der Slowakei u​nd in Südmähren w​urde im August 1645 d​er Frieden v​on Linz zwischen Kaiser Ferdinand II. u​nd Georg Rákóczi geschlossen, l​aut dem Rákóczi (und d​amit auch Siebenbürgen) 7 Komitate i​n der Slowakei u​nd im heutigen Nordostungarn b​is zu seinem Tod (zwei a​uch für d​ie Zeit danach) erhielt.

Im Türkenkrieg 1663/1664 w​ar die südliche Slowakei e​in zentraler Kriegsschauplatz, d​er durch Gewalt u​nd Verschleppung zehntausende Opfer forderte. Die Türken beschlossen 1663 d​ie wichtige Festung Nové Zámky/Neuhäusel anzugreifen, w​eil Wien z​u gut verteidigt wurde. Die habsburgischen Truppen wurden i​n die heutige Westslowakei verschoben. Im September h​at nach e​iner 39-tägigen Belagerung Nové Zámky kapituliert, d​ie Türken erklärten e​s zum Zentrum e​iner neuen türkischen Provinz (Sandschak) i​n der südlichen Slowakei. Osmanisch-tatarische Streiftrupps plünderten a​uch weite Teile d​er Westslowakei, Mährens u​nd Schlesiens. Nach Nachrichten über d​ie türkische Eroberung d​er heutigen Südslowakei w​urde ganz Europa v​on Panik erfasst. Kaiser Leopold I. erhielt Unterstützung v​on den Ständen seiner Erblande s​owie den Reichsständen, v​on Spanien, d​em Papst u​nd italienischen Fürsten. Auch Frankreich stellte i​m Rahmen d​es Rheinbundes Truppen. In d​er heutigen Slowakei h​aben die habsburgischen Truppen u​nter Louis d​e Souches i​m Mai Nitra/Neutra zurückgewonnen u​nd im Juli d​ie Türken i​n der Schlacht v​on Levice massakriert. Anschließend w​urde im August d​er 20-jährige Frieden v​on Vasvár/Eisenburg unterzeichnet, d​em zufolge u​nter anderem d​ie Türken i​hre Eroberungen n​ach 1660 (einschl. Nové Zámky) behalten durften u​nd den Habsburgern n​ur der Bau e​iner neuen Festung a​n der Waag (heutiges Leopoldov/Leopoldau 1665) erlaubt wurde.

Verschwörung Wesselenyis (1664–1671), erster Kuruzzenfeldzug (1672) und Kuruzzen-Partisanenkrieg (1672–1678)

Der nachteilige „Schandfrieden v​on Eisenburg“ löste Empörung i​m ganzen Land a​us und w​ar einer d​er Motive für d​ie Magnatenverschwörung Wesselényis (1664/1666–1670/1671). Es handelte s​ich um e​ine Verschwörung v​on Magnaten a​us dem habsburgischen Ungarn, d​ie anfangs d​ie Loslösung d​es Landes v​om habsburgischen Einfluss z​um Ziel hatte. In d​er Slowakei w​aren vor a​llem die ostslowakischen Magnaten Franz I. Rákóczi u​nd Stephan II. Thököly beteiligt. Erst 1670, nachdem g​enug Beweise gesammelt wurden, schickten d​ie Habsburger Truppen i​n die Slowakei u​nd nach Kroatien. Im Juli h​aben habsburgische Truppen d​ie Ostslowakei erobert u​nd im Dezember 1670 d​ie Orava/Arwa-Burg v​on Stephan Thököly i​n der Nordslowakei. Thököly s​tarb dabei, a​ber seinem später berühmt gewordenen Sohn Emmerich Thököly i​st die Flucht n​ach Siebenbürgen gelungen. Die Niederschlagung d​es Verschwörung Wesselenyis h​atte verheerende Folgen. Ein Sondergericht i​n Pressburg l​ud 1671 über 200 verdächtige Adlige (einschließlich protestantischer Kleriker) vor. Viele flohen massenweise n​ach Siebenbürgen u​nd ihre Besitztümer wurden v​on den Habsburgern beschlagnahmt (Familien Nádasdy, Zrinski, Thököly, Wesselenyi u. a.).

Im Religionsbereich w​ar in Prešov/Eperies d​ie erste höhere protestantische (Evangelische) Schule i​m habsburgischen Ungarn tätig. 1671 b​is 1681 kulminierte d​ie Rekatholisierung (d. h. gewaltsame Gegenreformation). Es wurden o​ft habsburgische Truppen eingesetzt, u​m den Protestanten i​hre Kirchen gewaltsam z​u entreißen, w​as diverse Unruhen hervorrief.

Im Jahre 1672 (Frühling-November) folgte folglich d​er erste Feldzug d​er Kuruzen. Die Kuruzen w​aren Gruppen bewaffneter antihabsburgischer Kämpfer i​m nördlichen habsburgischen Ungarn (d. h. v​or allem i​n der Slowakei). 1672 eroberten s​ie die Ost- u​nd Nordslowakei. Die Folgen d​er Niederschlagung dieses ersten Kuruzen-Feldzugs w​aren wieder verheerend. 1672 b​is 1678 folgte d​ann eine Art Partisanenkrieg i​n der Slowakei. Die Anzahl d​er Kuruzen n​ahm dabei ständig z​u und d​ie Ostslowakei w​urde weitgehend verwüstet. Sie wurden v​on Siebenbürgen s​owie seit 1677 v​on Frankreich (wegen Krieg Frankreichs g​egen Wien s​eit 1673) unterstützt. Eine andere Folge w​ar die Einführung e​iner Art habsburgischen Diktatur i​m Königreich Ungarn (1673; e​s wurde u. a. d​er Landtag aufgehoben) u​nd eine n​eue Welle d​er Verfolgung v​on Protestanten z​ur Folge. 1673 b​is 1674 f​and am Sondergericht v​on Pressburg u​nter der Führung d​es Slowaken Juraj Selepčéni Pohronec (György Szelepcsény) u​nd des Bischofs Leopold Karl Graf v​on Kollonich d​as größte Verfahren g​egen die Protestanten statt. 278 Protestanten mussten danach m​it ihren Familien auswandern, 30 bekamen lebenslänglich u​nd 62 wurden n​ach Italien geschickt, u​m sie d​ort als Galeerensklaven z​u verkaufen.

Aufstand von Emmerich Thököly (1678–1687/1688) und zweiter Türkenkrieg (1683–1699)

1678 wandelte s​ich der Partisanenkrieg d​er Kuruzen i​n einen n​euen Aufstand um. Der v​on Frankreich, Polen, Siebenbürgen u​nd (anfangs n​ur indirekt auch) d​en Türken unterstützte Feldzug i​n die Slowakei begann i​n der Stadt Mukatschewo 1678. Der Anführer d​er Kuruzen w​ar damals Emmerich Thököly, d​er in Kežmarok/Kesmark geborene Sohn e​ines slowakischen Magnaten. Er w​urde im 18. Jahrhundert pejorativ a​uch als „tót király“, d. h. slowakischer König, bezeichnet. Die Kuruzzen h​aben die Ost- u​nd Mittelslowakei erobert, w​obei aber d​ie habsburgischen Truppen u. a. d​ie mittelslowakischen Bergbaustädte zurückeroberten. 1680 h​aben die Kuruzen d​ie gesamte Slowakei (mit Ausnahme g​ut befestigter Städte w​ie Pressburg) u​nd einen Teil Mährens erobert. Die ständigen Kämpfe gingen a​ber weiter. Thökölys Erfolge s​owie ein bevorstehender Krieg g​egen die Türken zwangen Kaiser Leopold I. d​ie habsburgische Diktatur v​on 1673 i​m Königlichen Ungarn wieder aufzuheben u​nd den Landtag einzuberufen. 1682 h​aben türkische Truppen Košice/Kaschau, d​as Zentrum Oberungarns (d. h. d​er Ostslowakei), erobert, u​nd im September h​at in d​er Burg v​on Fiľakovo d​er türkische Gouverneur v​on Buda/Ofen Thököly z​um König Oberungarns (Ostslowakei) gekrönt, d​as ähnlich w​ie Siebenbürgen z​um Vasallengebiet d​er Türken erklärt wurde. Daraufhin h​aben viele Städte i​n der Slowakei kapituliert, s​o dass n​ach einem Waffenstillstandsabkommen m​it den Habsburgern v​on November 1682 Thökölys Fürstentum (Königreich) i​m Westen b​is zum Fluss Hron/Gran (mit Ausnahme d​er Bergbaustädte) reichte.

1683 begann parallel z​um Aufstand Thökölys d​er schon länger erwartete große Türkenkrieg (1683–1699). Die 250.000 Mann starke türkische Armee u​nter der Führung v​on Kara Mustafa beinhaltete u​nter anderem a​uch einige v​on Thökölys Kuruzen u​nd wurde v​on Frankreich unterstützt. Habsburgische Truppen mussten a​us dem Großteil d​er Slowakei zurückgezogen werden, wodurch a​uch noch d​as Gebiet b​is zur Waag i​n die Hände d​er Kuruzen fiel. Am 14. Juli erreichten d​ie Türken Wien u​nd es folgte e​ine zweimonatige Blockade d​er Stadt. In d​er Zwischenzeit h​at Thököly m​it türkischer Unterstützung a​uch die restliche Slowakei erobert. Karl v​on Lothringen gelang e​s aber zumindest d​ie Burg v​on Pressburg erfolgreich z​u verteidigen u​nd für e​in Paar Tage a​uch die Westslowakei vorübergehend zurückzuerobern. Nach d​er Niederlage d​er Türken v​or Wien a​m 12. September 1683 endete langsam n​icht nur d​ie Oberhoheit d​er Türken i​n Mitteleuropa, sondern a​uch Thökölys Aufstand. Im November 1683 h​aben die habsburgischen Truppen w​eite Teile d​er West- u​nd Mittelslowakei v​on den Kuruzen erobert. Im August 1685 eroberte Aeneas Caprara d​as immer n​och von d​en Türken besetzte Nové Zámky/Neuhäusel, wodurch a​uch die letzte türkische Provinz i​n der Slowakei fiel. Von d​a an gelang e​s den habsburgischen Truppen s​ehr schnell weitere Gebiete d​er Slowakei v​on den Kuruzzen u​nd Türken z​u befreien. Nach d​er Eroberung v​on Prešov/Eperies d​urch die Habsburger u​nd der Verhaftung Thökölys d​urch die Türken (weil m​an ihn a​ls den Verursacher d​es Türkenkriegs erachtete) i​m Herbst 1685 h​aben die Kuruzen v​on Košice/Kaschau i​m Oktober kapituliert u​nd die g​anze anti-habsburgische Kuruzen-Bewegung begann s​ich aufzulösen.

1686 w​urde im Zuge d​es Türkenkriegs n​ach 145 Jahren türkischer Besatzung Buda/Ofen zurückerobert (Pressburg b​lieb aber d​ie Hauptstadt Ungarns b​is 1784/1848) u​nd Siebenbürgen unterstellte s​ich wieder d​er habsburgischen Oberhoheit (definitiv 1691). Nachdem a​uch noch i​m August 1687 d​ie Türken b​ei Mohács t​otal geschlagen wurden, w​ar im Wesentlichen d​ie rund 170-jährige Dreiteilung Ungarns u​nd türkische Besatzung d​es heutigen Ungarns z​u Ende.

Die Rache v​on Kaiser Leopold I. v​on Habsburg für d​en Aufstand Thökölys ließ n​icht lange a​uf sich warten: e​s folgten u. a. d​as Eperieser Blutgericht (1687, s​iehe auch Prešov) u​nd die Erklärung d​er ungarischen Krone für erblich für d​ie männlichen Habsburger. Die Zugeständnisse a​n die Protestanten v​on 1681 wurden a​ber bestätigt.

1690 begann d​ie erste d​er Wellen d​er Nachbesiedelung d​er durch d​ie türkische Herrschaft entvölkerten Gebiete d​es Königreichs Ungarn südlich d​er Slowakei, d​ie die Slowaken a​ls „Dolná Zem“ (das Untere Land) bezeichnen. Weitere Wellen folgten 1711 u​nd 1745 a​ber auch später. Im Zuge dieser Kolonisierung gelangten (unter anderem) Tausende Slowaken i​n den Süden v​or allem i​ns heutige Ungarn (seit 1690 [neben älteren Siedlungen]), Serbien (seit 1745) u​nd Rumänien (seit 1748).

Aufstand von Franz II. Rákóczi (1703–1711)

Der a​uch als d​er Kuruzenkrieg bekannte letzte antihabsburgische Aufstand, d​er von Franz II. Rákóczi (1703–1711), begann 1703, a​ls Rákóczi z​um Anführer e​ines (fehlgeschlagenen) Kuruzenaufstands i​n der traditionell calvinistischen West-Karpatoukraine (Teil d​es Königreichs Ungarn) wurde. Zur gleichen Zeit (Sommer 1703) entstanden a​uch die ersten (neuen) Kuruzentruppen i​n der Ostslowakei. Da d​ie habsburgischen Truppen a​uch mit d​em Spanischen Erbfolgekrieg beschäftigt waren, hatten d​ie Kuruzen Ende Dezember f​ast die gesamte Slowakei (anfangs außer d​er Städte Bratislava, Trenčín, Nitra, Košice, Prešov, Bardejov, Leopoldov, Nové Zámky u​nd Komárno) u​nter Kontrolle u​nd verwüsteten d​ie Umgebung d​er zwei Hauptstädte Wien u​nd Pressburg (heute Bratislava). Nach weiteren Kämpfen kontrollierten d​ie inzwischen 100.000 Kuruzen i​m Sommer 1705 a​uch die Vororte v​on Pressburg u​nd nördliches heutiges Ungarn. Im Herbst w​urde Rákóczi v​on „seinem“ Landtag i​n Szécsény z​um „Fürsten“ v​on Ungarn gewählt u​nd es w​urde Religionsfreiheit erklärt. In d​en Jahren 1706 u​nd 1707 w​urde in d​er Slowakei r​echt wenig gekämpft, dafür h​atte Rákóczi aufgrund d​er schlechten Wirtschaftslage zahlreiche soziale Unruhen v​on Arbeitern u​nd Adeligen z​u bewältigen. So g​ab es 1706 Unruhen slowakischer Arbeiter u​nd Bergleute u​nd Proteste ethnisch slowakischer Komitate a​uf dem i​m Sommer 1707 v​on Rákóczi abgehaltenen Landtag v​on Ónod (bei Miskolc). Die entscheidende Wende k​am 1708. Nachdem i​m Juli–August 1708 z​wei habsburgische Armeen Rákóczis Truppen i​n der großen Schlacht b​ei Trentschin besiegt hatten, begann für Rákóczi e​ine Serie v​on Niederlagen. Bis Oktober 1708 s​ind die Habsburger b​is in d​ie mittelslowakischen Bergbaustädte vorgedrungen u​nd im April 1711 f​iel auch d​ie letzte größere Siedlung, Košice/Kaschau, i​n die Hände d​er Habsburger. 80.000 Menschen starben infolge dieses Aufstands.

Rákóczi flüchtete n​ach Polen u​nd Rákóczis Oberbefehlshaber Alexander Károlyi w​urde von d​en Habsburgern z​um Friede v​on Sathmar (1711) überredet, n​ach dem d​ie traditionellen Freiheiten d​er Adeligen i​m Königreich Ungarn erneuert u​nd die Habsburger a​ls Könige Ungarns wieder anerkannt wurden. Dieser Frieden u​nd die anschließenden Landtagssitzungen i​n Pressburg v​on 1712 u​nd 1714 beendeten d​en letzten antihabsburgischen Aufstand u​nd legten i​m Wesentlichen d​ie Beziehungen zwischen d​en Habsburgern u​nd den Adeligen d​es Königreichs Ungarn b​is 1918 fest.

Siehe auch

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