Kežmarok
Kežmarok, deutsch ‚Käsmark / Kesmark‘, ungarisch Késmárk, ist eine Stadt am Fuße der Hohen Tatra. Sie gehört zur Region Zips in der Slowakei.
Kežmarok | |||
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Wappen | Karte | ||
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Basisdaten | |||
Staat: | Slowakei | ||
Kraj: | Prešovský kraj | ||
Okres: | Kežmarok | ||
Region: | Tatry | ||
Fläche: | 24,831 km² | ||
Einwohner: | 16.268 (31. Dez. 2020) | ||
Bevölkerungsdichte: | 655 Einwohner je km² | ||
Höhe: | 630 m n.m. | ||
Postleitzahl: | 060 01 | ||
Telefonvorwahl: | 0 52 | ||
Geographische Lage: | 49° 8′ N, 20° 26′ O | ||
Kfz-Kennzeichen: | KK | ||
Kód obce: | 523585 | ||
Struktur | |||
Gemeindeart: | Stadt | ||
Verwaltung (Stand: November 2018) | |||
Bürgermeister: | Ján Ferenčák | ||
Adresse: | Mestský úrad Kežmarok Hlavné Námestie 1 06001 Kežmarok | ||
Webpräsenz: | www.kezmarok.sk | ||
Statistikinformation auf statistics.sk |
Lage
Die Bezirksstadt liegt circa 15 Kilometer nordöstlich von Poprad am Fluss Popper (slowakisch Poprad) und ist neben Levoča einer der Hauptorte der Oberzips. Kežmarok ist heute ein Standort von Holz- und Textilindustrie.
Geschichte
Käsmark wurde im 13. Jahrhundert von den Zipser Sachsen durch Zusammenschluss eines slowakischen Fischerdorfs, einer ungarischen Grenzwache und einer deutschen Siedlung gegründet. 1269 wurde der deutschen Siedlung das Stadtrecht verliehen und 1380 stieg sie zu einer königlichen Freistadt auf (die Privilegien einer königlichen Freistadt wurden 1655 wieder bestätigt). Seit 1440 hatte auch der Graf der Zipser Sachsen in Käsmark seinen Sitz, in diese Zeit fällt auch der Bau der Stadtburg 1463. 1530 kam die Stadt vorübergehend in die Gewalt Johann Zápolyas.
Die städtische Lateinschule entfaltete unter den Melanchthonschülern Leonhard Stöckel (um 1510–1560) und Matthias Thoraconymus (* um 1550; † 1586) mit einem reformatorischen Bildungsprogramm, dem „System Melanchthons“, maßgebliche Wirkungen auf die Reformierung des Schulwesens in der Slowakei. Als Teil des Bundes der 24 Zipser Städte hing Kežmarok der Confessio Scepusiana (Zipser Bekenntnis) an.[1]
Bis ins 20. Jahrhundert hatte die Stadt eine deutsche Bevölkerungsmehrheit. Noch 1944 stellte die deutsche Minderheit zirka ein Drittel der Einwohner. Damit war sie die wichtigste Stadt der Karpatendeutschen. Zudem verfügte Kežmarok über eine aktive jüdische Gemeinde, welche bis 1940 etwa 14 % der Bevölkerung ausmachte. In der Zeit der Ersten Slowakischen Republik, einem Satellitenstaat („Schutzstaat“) des nationalsozialistischen Deutschlands, wurden unter Beteiligung von Hlinka-Garde (im Jahre 1944 auch der SS) 75 % aller in der Stadt lebenden Juden in Arbeitslager und schließlich Vernichtungslager deportiert, einige fielen Exekutionen zum Opfer.[2] Die Verfolgungen kulminierten in den Jahren 1942 und 1944.[2] Während im Jahre 1940 die jüdische Gemeinde etwa 1200 Personen zählte, waren es Anfang 1944 nur noch 118.[3] Die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer (Beta) von Yad Vashem verzeichnet namentlich etwa 700 jüdische Bewohner, die vor dem Krieg in Kežmarok gelebt hatten, größtenteils deportiert und im Holocaust ermordet wurden.[4] In der Stadt selbst wurden mindestens 54 Juden ermordet, darunter 43 verbliebene jüdische Bewohner.[5]
Im Jahr 1950 wurde die Altstadt unter Denkmalschutz gestellt.
2017 wurde Kežmarok der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen.[1]
Name des Ortes
Der erste Quellenbeleg für die Siedlung in der Form Villa (Saxonum apud Ecclesiam) Sancte Elisabeth stammt von 1251. Im Jahr 1269, nach der Einführung eines Käsemarkts, wurde die Siedlung zur Stadt erhoben und erhielt den Namen Käsmarkt (später Käsmark/Kesmark und fälschlicherweise auch Kaisersmarkt). Der slowakische und der ungarische Name sind vom deutschen abgeleitet.
Bevölkerung
Jahr | Anzahl | Bemerkungen |
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1880 | 4.475 | 3.222 Deutsche (72 %), 705 Slowaken (15,8 %), 347 Ungarn (7,8 %) |
1890 | 4.897 | 3.225 Deutsche (65,9 %) 1.005 Slowaken (20,5 %), 574 Ungarn (11,7 %) |
1900 | 5.606 | 3.408 Deutsche (60,8 %) 1.074 Slowaken (19,2 %), 952 Ungarn (17 %) |
1910 | 6.317 | 3.242 Deutsche (51,3 %), 1.606 Slowaken (25,4 %), 1.314 Ungarn (20,8 %) |
1930 | 6.465 | 2.577 Deutsche (40 %) |
Sehenswürdigkeiten
- spätgotische Burg (Thököly-Schloss) und Stadtbefestigung (15. Jahrhundert)
- Heilig-Kreuz-Basilika, gotische Hallenkirche (gebaut 1444–1498)
- klassizistisches Rathaus (ursprünglich von 1461, 1799 umgebaut)
- ehemaliges Evangelische Lyzeum (1787–1852) und Gymnasium.[6]
- Artikularkirche, evangelische Holzkirche mit Grundriss eines griechischen Kreuzes von 1717. 2008 wurde die Kirche in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen (→ Evangelische Holzkirche von Kežmarok).
- die neue evangelische Kirche im neobyzantischen Stil von 1898, die vom dänischen Architekten Theophil Hansen für Jerusalem entworfen wurde; nachdem die Kirche dort aber nicht gebaut wurde, schenkte er die Pläne der Stadt Kežmarok. In der Kirche befindet sich das Grabmal von Imre Thököly.
- Pauliniuskirche (Barockkirche von 1747)
- Die Stadtpfarrkirche
- Die neue evangelische Kirche
- Das Bahnhofsgebäude
- Die „Reduta“, heute Stadtbibliothek
- Das Rathaus
- Häuser am Starý trh (Alter Markt)
- Evangelische Holzkirche von Kežmarok
Gemeindepartnerschaften
Kežmarok unterhält Partnerschaften mit folgenden Städten und Gemeinden:
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Oskar Marczy (1924–2006), deutscher Politiker (FDP)
Söhne und Töchter der Stadt
- Stephan I. Thököly (1581–1651), ungarischer Adeliger und Großgrundbesitzer
- Imre Thököly (1657–1705), ungarischer Adeliger, Führer des ungarischen Nationalaufstandes
- Paul Kray von Krajowa (1735–1804), österreichischer Feldzeugmeister
- Martin von Schwartner (1759–1823), österreichischer Historiker und Statistiker
- Johann Genersich (1761–1823), Theologe und Historiker
- Fritz Karmasin (1930–2013), österreichischer Marktforscher
- Juraj Herz (1934–2018), Filmregisseur
- Jana Gantnerová-Šoltýsová (* 1959), Skirennläuferin
- Milan Lach SJ (* 1973), katholischer Bischof, Apostolischer Administrator der Eparchie Parma in den Vereinigten Staaten
- Andreas Žampa (* 1993), Skirennläufer
Sport
Der MHK SkiPark Kežmarok spielte zwischen 2007 und 2009 in der höchsten Eishockey-Spielklasse der Slowakei, der Extraliga.
Weblinks
Einzelnachweise
- Reformationsstadt Kežmarok. Kirche und Schule. In: reformation-cities.org/cities, abgerufen am 28. Juni 2018 (zur Reformationsgeschichte Kežmaroks).
- Jozef Sulaček: Tragické osudy židovskej komunity v Kežmarku v rokoch II. svetovej vojny. Kežmarok 2003.
- “Kezmarok” Encyclopaedia of Jewish communities, Slovakia. In: jewishgen.org. Abgerufen am 12. Juli 2010.
- In Kežmarok vor dem Krieg wohnhaft und ermordet: 766 (abzgl. Mehrfachnennungen). In: Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer (Beta), abgerufen am 28. Juni 2018.
- In Kezmarok ermordet: 57 (abzgl. Mehrfachnennungen und Auswärtige [manuelle Auszählung]). In: Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer (Beta), abgerufen am 28. Juni 2018.
- Slowakische Wikipedia: Evanjelické lýceum.